Volltext Seite (XML)
Nr.L«L Dienstag den 17. Juli 1917 «*«««« Pier», «o«aa»e X mit iHuftr. »edage ji.jo als. In Dresden und I-md frei Hn«S 2.8D ^: ».»« X. Ausgabe » bteetelMrtt» L. 1« >«. In Dresden und a«ns Deutschland frei Haus «S» aki in Oesterreich 4.V« >i. Linzel-Stnwmer 1» 4 Die LiichS an «Len 0- Sächsische Uolksreitung »-»»»ftsfteü« «»» R-Laktt,», Dre4d«a»A. 16, Holkekrstraße 4T Aerchprech« 218SS Popßheckkonlo Leipzig Ne. 147-7 Anzei^n, I«»U»e vorn,. Annahme de» SeschLstSansrlaen bl» «nn gamtlieiimizeigen bis II Ut»r Preis str die Pettt-kpaltzeUe SV ^. im ReNa. meie» »« is. Fit, undeutlich geschriebene, sowie durch Fern- INrocher »nsgegebene klnzeigen künne» wir di» dseramworrllchkcnl sür dieLiichiigkcU desrerte» nicht übernehmen, kprcchstundc der Redaktion: II—IS Uhr dorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausg«be ^ mit ««ftriertv» N«tr»hatt«i-sheilage und relig. WscheubeUage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilagr. Töricht oder boshaft? Daß nicht alle Parteien das Reichstages gesonnen sind, sich auf den Boden der Friedensentschließung der Mehr' heitsparteien zu stellen, ist ihr gutes Recht, was wir um so bereitwilliger anerkennen, als auch wir auf dem Stand punkte stchen, daß der Sache des Friedens siclrerlich weit mehr gedient wäre, wenn die Friedensentschließnng, die der Reichstag fassen will, statt von ihm, von den Parlamenten unserer Feinde angenommen würde. Aber die Mehrheits- Parteien des Reichstages und insonderheit auch das Zentrum haben sich doch erst nach ernstem und reisticlsem Erwäge» entschlossen, durch die Fassung dieser Entschließung den Gegnern auch den letzten Bonvand für die Behauptung zu nehmen, Deutschland führe einen Eroberungskrieg nnd trage sich mit dem Gedanken einer Weltherrschaft. Es bleibt ab- zuwarten, ob dies Porgehen der Mehrheitsparteien des Reichstages einer schnelleren Herbeiführung des Friedens dienlich sein wird und eine sachliche Auseinandersetzung hierüber könnte weder der Sache noch dem Ansehen des Reichstages schaden, aber zweckwidrig und in jeder Hinsicht verwerflich muß eine Kampfesart betrachtet nnd beurteilt werden, die nicht mit sachlichen Beweisgründen kämpft, son dern mit Verdächtigungen, Entstellungen und Erfindungen. Wir »vollen davon Abstand nehmen, den gegen die Mehr heitsparteien erhobenen Borwurf zu entkräften, daß sie ans SckMichmütigkeit und weil sie die Nerven verloren, sich zu dieser Friedenskundgebung entschlossen hätten: nur das eine möchten »ur betonen, daß ein Blick in^ste feindliche Presse zeigt, daß die alldeutsche, sckiarfmacherische Unterstellung, « der Reichstag habe den Glauben an den Sieg verloren, unserem Vaterlande jedenfalls nrehr geschadet hat, als es die Kriegszielresolution des Reichstages je hätte tun können. Aber die mit dem Vorgehen des Reichstages unzufriedenen Elemente haben überdies in ihrer Rüstkammer noch ein altes, schon mehrmals erprobtes Mittel entdeckt, mit dem sie die öffentliche Meinung in nxsttcn Kreisen vergiften nnd das Vorgehen der Mehrheits-Parteien des Reichstages von vorn herein mißkreditieren zu können glauben. Das alte Gisi- mittelchen ist dieses: das Zentrum ist auf päpstliche Weisung hin uingefallen nnd hat sich für den Scheidemannschen Ver- zichisfrieden erklärt! Zuerst nxir unseres Wissens in der ..Magdebnrgischen Zeitung" eine solckre Meldung von „vati kanischen Machenschaften" aiifgetanckrt: dann aber hat sich selbst das führende konservative Organ, die „Kreuzzeitnng" (Nr. 354) nicht gescheut, der Reichstagsfraktion des Zen trums zu unterstellen, sie habe lick durch päpstliche Einflüsse zn ihrer jetzigen Stellungnahme bestimmen lassen. Man sollte meinen, die „Kreuzzeitnng" wäre wohl in der Lage zu wissen, welche Gründe die Zentnimssraktion veranlaßt haben, sich für eine klare und entschiedene Stellungnahme des Reichstages in Sachen unserer Kriegszielpolitik zu ent scheiden: darüber ist sowohl im Ausschuß des Reichstages, über den die „Krenzzeitung" sicherlich nickst weniger gut infomiert ist als jedes andere führende Blatt als auch in der Zentrumspresse — wie jüngst noch in der fraktions- ossiziellen Erklärung alles Notwendige gesagt worden. Tie „Kreuzzeitnng" schenkt es sich darum auch gleich den übrige» Blättern, die ins gleiche Horn tuten, auch nur den faden scheinigsten Beweis für die Behauptung anzutreten, daß dcn Papst auch nur den Versuch gemackst lmbe, auf die poli- tijche Stellungnahme des Zentrums Einfluß zu gewinnen. Die „Kreuzzeitnng" muß selbst zngeben, daß es vom Zen trum immer abgelehnt morden sei, „in politischen Fragen maßgebende Weisungen aus Rom eittgegenzugphmen", nnd hätte darum um so mehr die Pflicht gehabt, keine der ganzen bisherigen Haltung nnd Geschichte des Zentrums entgegen- stehende Behauptung aufzustellen, die so nur als eine grundlose Verdächtigung angesprochen lverden kann. Im übrigen können wir der „Krenzzeitung" und ihren Partei gängern Persichern — was sie übrigens längst selbst kstitten wissen sollen — daß Papst Benedikt XV. gar kein Verfechter eines Derzichtsfriedens ä la Scheidemann ist, sondern von Anfang an sich für einen gerechten Ausgleichs- und Ver- stänvjgungsfrieden auf Grund der realen Machtvcrhältnisse eingesetzt hat. Einen solchen Frieden erstreben allerdings auch wir. weil er uns der einzig mögliche und die Zukunft sichernde zu sein scheint. Arras 1917 ii. 1. Der erste Anprall Aus dtzm Großen Hauptquartier wird uns geschrieben: Am Abend des 9. April lratte sich die Wucht des feind lichen Angriffs in sich selbst verzehrt. War es der über Er- »«arten große Munitionsverbrauch, wäre» es die blutige» Verluste, die den,Gegner zu einer Atempause zwangen, die Nacht verlief jedenfalls ruhig. > Das Neueste vom Tage I M Mtw Keil!» AMW lAmtlick,. W. T.-B.) Großes Hauptquartier, 17. Fuji 1917. Westlicher Krivsl«?ch,rup!ax! Heeresgruppe Kronprinz Nupvrechi: An der Küste griffen die Engländer nach tagsüber leb haftem Feuer wieder bei Lombartzyde an: sie wurden ab- genstcsen. Längs der Front von Nvordschoote bis Warneton stei gerte sich die Kampstätigkeit der Artillerien zu erheblicher Stärke: auch aus beiden Scarpe-Usern war sie lebhaft. Englische Erkiindun-gsvorstöße scheitelten bei Messines, Hullnch, Gavrelle, Bulleconrt nnd nördlich von St. Onentin. ^ Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Vormittags drangen an der Straße Laon—Soisionü Stoßtrupps eines hannoverschen Regiments zusammen mit Pioniereil nach Feuerübersall in die französischen Linien, sprengten Unterstände und Grabengcschütze und kehrten mit zahlreicheil Gefangenen und Maschinengewehren in die eigenen Gräben zurück. Bei Eourtecon war in der Nacht zu gestern ein weiteres Stück französischer Stellung durch Handstreich genommen worden: die Gesangenenzahl in diesem Abschnitte erhöbt sich dadurch ans über 150 Personen. Kurz vor Dunkelheit eröffnet» der Feind schlagartig stärkeres Feuer aus die Stellungen zwischen dem Gehöft Malval und Cernh. Darauf setzte gegen diese Front ein starker mit dichten Massen geführter Angriff ein, der im Feuer nnd im Nahkampfe unter den schwersten Verlusten ergebnislos ziisammenbrach. Alle kürzlich gewonnenen Stellungen sind fest in der Hand der bewährten ost- preußischen Divisionen. Nördlich von Reims schlug ein Vorstoß der Franzosen gegen die von uns eroberten Gräben südlich des Bois Son- lains fehl, ein weiterer wurde durch unser Abwehrfeuer unterdrückt. Am Poehl-Berg in der West-Champagne gelang es Thüringern in erbitterten Handgranatenkämpsen, die Fran zosen ans dem lebten Stücke unserer alten Stellung zu ver treiben und mehrere Gegenangriffe ziirückznschlagen. Auf dein sinken Maas-Ufer setzle mittags heftigste Artilleriewirknng gegen die Höhe 004 und die Anschluß- linie ein. Unser Pernichlurgsfeuer auf die französischen Gräben nnd Bereitschaslsräume erstickte den feindlichen An griff; nur wenige Leute kamen aus den Gräben. Heute Morgen hak sich der Feuerkomps dort erneut gesteigert. Heeresgruppe Herzog Albrecht' Keine besonderen Ereignisse. Außer s'lni Fluez-ugen wurde!, wer ieindsilUc .Flieger zum Absturz gebracht. LDcsrtich«. r Front des Gencralirldmarscha'.ls Prinz Leopold von Bayern. Die rege Gofechtsläugkell bei Riga, Düuaburg und Smolgon hält an. Bei auststirendem Werter war an der Narajowla das Feuer stärker als in den letzte» Tagen. Südlich des Dnjestc nah neu rheinische Regimenter das Waldge.ände nördlich von Kaluß Da auch von Westen der deutsche Kräste oorgingen. räumten die Russen die Stadl »nd zogen sich eiligst ans das südliche Lomiuca- User zurück. Von der „Krönt des Generalobersten Erzherzog Joseph: und der » Heeresgruppe des Generalfeld mnrlchalls ».Mackensen ist nichts Wesentliches zu melde». Mazedonische Front: Die Lage ist unverändert. Air erste Gencrolquortiermeister: Ludenborfs. Auch am nückstten Tage fühlte sich der- Gegner nickst sta>< genug, die. Gewinne des ersten Schlachttages in a11ge m e i n e m Nachstoß zu vergrößern. Er vereinigte vielmehr alle seine verfügbaren .Kräfte zu einer mit allem Nachmmcke, dessen er noch fähig war, geführten Unternehmung gegen denjenigen Pnnkl, der sin ihn im Augenblick der wichtigste sein mußte. Das war Mönch». Dieser hochgelegene Oick beherrschte die gegenüberliegenden Höben von Fanipou). vollkommen. Sollten diese gehalten werde», so mußte Mönch» fallen und im Anschluß daran Gnömappe, Wancvurt und Hr'minel. In den Morgenstunden des Oslerdienstags rollte der Gegner daher zunächst dcm in Linie Fench»—Fancourt ver laufenden sogenannten Monch»-Riegel, eine nnierer rück- närügen Stellungen, teilweise ans. Nachdem er so freies Feld gegen die Höhe von Moinh» gewonnen hatte, setzte er gegen die ganze Front von der Scarpe bis Höninel stmcke An griffe an, die durch Reiterei und Tanks verstärkt wurden. ' Die Kämpfe, die mit ungeheuerer Erbitterung bis in die Nacht hinein dauerten und dem dicht anlaufenden Feinde schwere Perlnste kostete», endeten damit, daß unsere Stellung im allgemeinen voll behauptet wurde. Unklarheit herr-chn- nur südwestlich Mönch» nnd bei Waneourt. In den Morgenstunde» des 1l. April loderten nie feindlichen Angriffe südlich der Scarpe sofort wieder auf. Diesmal gelang eS den Engländern, Mönch» zu nehmen n-ud gegen die tagsüber einsetzenden Gegenangriffe zu h--- haupten. Dagegen halten die gleichzeitig fortgesetzten, mü: :5 Tanks begleiteten Stöße der feindlichen ^Rassen auf Wancourt und Hdninrl auch bis znm Abend des 1l. Ajuil keinen Erfolg. Der Verlust von Mönch» mackste jedoch die Zurückiiahuw unserer Linie südwestlich dieses Ortes »m etwa einen Kilo meter notwendig, wollte man den Gegner nicht im Rücke'« haben. Wir gaben daber in der Nacht vom ll. ans den ich April Wancourt planmäßig ans, behielten aber den West rand von Hüninel in dem Bereich unseres Widerstandes. Der hierdurch znm Ausdruck kommende endgültige Verzicht ans Mönch» ging ans Erwägungen zurück, die auch nördlich der Scarpe zu einer freiwilligen Verlegung unserer Linie führen sollten und inhaltlich der Gewinnung eines neuen Verteidigungsgerippes den Vorzug verschafften vvr Ten- siichen, in verlustreichen Gegenangriffen Gelände zu nick- zilgewimien, das nun einmal verloren war. -Nördlich der Scarpe hatte nämlich der Widerstand -ree Preußen- nnd Lla»ernregime»ter am 9. April zwar oen überlegenen Feind znm Hatten gezwungen, gleichzeitig .»er eine Linie geschaffen, die ihn im weiteren Verlause de» .Kämpfe eine starke Flau kennst rknng ans die vorstel>e.nc»-n Nasen bei Bailleiil und Givencb» in Richtung Süd-Nord unter gleichzeitigem Frontaldrncke in Richtung West-On er" lanbt hätte: dem zu begegnen entschlossen wir uns ui» 12. April, i» eine neue Linie znrückzngehen, die in einer vor mehr als Jahresfrist vorbereiteten Reservestellung w» wünschte Anlehnung fand. Ihr Verlauf schließt non Norden her folgende Gele re'- leile ein: Westrand von Lens, Avion, Mericonrt, Aclje-'G ', Arleur en Gobelle, Oppy, Ostrand von Gavrelle nnd - >a- lich Noenr. Sie vereinigt sich westlich Moulin de Pe-z-'s mit unserer neuen Linie südlich der Scarpe. Die Zurücknahme unserer Front, die unter Rstck- bringung oder Sprengung unseres Materials nnd von» Feinde völlig ungestört vollzogen wurde, erfüllte ih-n» fstlvöck vollkommen. Sic gab uns die Mögliclckeik der Ln- teidignng in einer selbstgeivählten klaren Linie, beraubts den Gegner der n n m i t t e I b a r e n Einsicht in ims»': Stellungen von den Farbns- nnd Vimnhöhen lwrnnter und setzte ihn außerstande, sich iveiter seiner bisherigen-mc-- gebauten Artilleriestellungen zu bedienen. Er mußte zur Erzielung günstiger Schußweiten seine Batterien teils bis fast auf die Höhen, teils bis über die Höhen herunter ins Tal vorziehen und kam dadurch zum Teil mit seinen Baute- rien wie mit seiner Jnfanteriestellung in den Wirkun;s- hereich unserer Beobachtung. Endlich gewannen wir dadurch, daß wir ihn zu eiireni neuen Ausbau seiner Kainpfnurtel zuvangen. selber Zeit genug, »ns in aller Ruhe einzunisten und für neue Angriffe vorzubeeeitcn. Wie glücklich diese Maßnahme nxir, beweist allein Umstand, daß init ihrem Vollzug dem Anfangserfolg der Engländer ein Ziel gesetzt »wr. Sie erreichten von da aA nichts Nennenswertes inehr. Um'cre Verluste waren bis zum 13. April entsprechen^ dem Aufwand an Munition lind Einsatz an Infanterie« Massen seitens des Gegners hauptsächlich an Gefangen«! keinesweas gering, überstiegen aber durchaus nickst Ars« jenige Maß, mit dem bei jedem ersten DnrckfbruchsvennchV unter dein heutigen Aufwand an Artillerieinnnition gei.-ch, »et »'erden mutz.