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Nr. 14V LS. Jahrg. Dienstag den 3. Juli 1917 Beza«« prrl«, ««lande X mit Mustr. Beilage dierd . . L.4Ä... In Dresden und amu Deutsch- lond frei Haus S.8S v> Oesterreich «»-gab« » di Dresden und „ ».« X; in Oesterreich 4/ Sinzel-Nuimner 1« Di» Eichgsth« BollS^ttuna erscheint an oll« entagen nachmittags. ertelsttbriich ». 1« ganz Deutschland frei G-ichUft-ft-ll« mvd R-daM»», Drrsb«»»A. 16, Holbet»ftrabe 4G Fernsprecher 21366 lstoftscheckrout« Leipzig Nr. 1ck7»7 A»»et,e», «»»ahmevon «eschästSanzclaendt» I»Uhr. von Familtcnanzeigen bis 11 Uhr vorm. Preis für die Pelit-LpaUzcile SO 1. im ReNa. meteil SO Für undeutlich geschriebene, sowie dnrch Fern sprecher ausgegcbene Anzeige» können wir die Bermmvortilchkeit sür die Richtigkeit de» repe» nicht übcnu'hmen. Eprcchsnmdc der Redaktion: 11—IS Uhr vorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe v nur mit der Wochenbeilagc. Mitteleuropäische Binnenschifffahrtswege Unter' diesem Titel veröffentlicht Geh. Rat Steg-lich- Tresben in der .,WirtschaftsAeitt,ng> der Zentralmächte" einen längeren Aufsatz, in dem es u. a. rvie folgt heißt: Unter den Einwirkungen des Weltkrieges auf die Volks- Wirtschaft der Zentralstaaten empfinden wir die moderne Kontinentalsperre, wie sie von der Nordsee und vom Mittel meer her über uns und unsere Bundesgenossen verhängt ist, besonders schlver. Zwar nxrren die Bemühungen, für fehlende Uebersee-Erzeugnisse und Jndustrie-Rolnnaterialien einheimische Ersatzstoffe z» ermitteln und bereitzustellen, z. B. von stauneuswettem Erfolge begleitet. Tie Nah- iimgsmittelindustrie, die 'Bodenkultur, die Küchenchemie, unsere Hausfrauen schufen im Bunde mit der behördliche!! Nahrungsiuittelverterliing überdies mancherlei Behelfs zur Steuer der Nahrungsmittelknappheit. In Zusammen- Iw-It urit den Frachterschwernissen im Binnenvertehre war aber doch reichlicher Anlaß gegeben, sich der allzu lauge ver- nachlässigten Binnenschiffahrtsbstrebungen neuerlich zu er innern, sie erhielten einen neuen kräftigen Austrieb. Nicht, als ob es seither au Bestrebungen und Planungen auf diesem Gebiete gefehlt l-ätte. Sie drangen aber nur ver- einzelt durch und — ums insbesondere für Deutschland gilt: eine großzügige und anettannte Gesamtplanung der nach den Wirtschaftsbedürfnissen deS Reiches uird seiner Glieder auszubauenden und neu herzustellenden Binnenschiffahrts- straßen war hier zu vermissen. Dazu kam das jahrzehnte lang als noch dringliche erachtete Bedürfnis der Schaffung eines iveitverzweigten mitteleuropäischen Eisenbahnnetzes, und schließlich die größere Schwierigkeit der Inangriffnahme und Durchführung eines Wasse-rstraßennetzes innerhalb des in Einzel stauten gegliederten deutschen Reiches. So konnte in »ritten einer staunenslverten, seither unerreichten Wirt- schaftsentwicklung eines Halbjahrhunderts in Mitteleuropa, deren Glanz die außenstehenden Kulturnationen bis zum wahnwitzigen Zusammenschlüsse gegen uns geblendet hat, es geschehen, daß diese wohl einzig dastelrende große Wirt- schastsaufgabe der verbündeten Zentralmächte eine Zeitlang in den Hintergrund trat — wie wir nun erkannten, zum großen Schaden unserer heinrischen Friedens- wie Kriegs wirtschaft. Werter heißt es in dem Aufsatz: Großschisfahrts- verbindurrgeu von Nord- und Ostsee über die Elbe zur Donau und zum Orient, andererseits von der Elbe zur -Oder und Weichsel, diese Ströme und durch sie weite Ge biete des Novdostens mit der Donau verbindend, technisch gesicherte großzügige Pläne, deren Verwirklichung noch vor Jahresfrist manchem Kundigen als graue Theorie erschien, sirrd inzwischen in greifbare Nähe gerückt. Sie sind als praktische Ausgaben der Gegenwart und der nächsten Zu kunft anerkannt und nunmehr der rüstigen Förderung maß- gebender Kreise sicher. Wertvolle technische Vorarbeiten zuttickliegender Jahrzehnte wurden inzwischen überprüft, die in der Wegttckstnng oder der Ausführungstechnik ab weichenden Planungen auf ihren technischen, Wirtschaft- lickren und Betriebswert gegeneinander abgewogen, Fach leute ersten Ranges, wie I. F. Rubendey-.Hamburg, -Otto Schneller von Marthas und Professor Smrcek-Wien bürgen für den Wert ihrer auf der Höhe der' gegenwärtigen Wasser- baudechnik stehenden Prüfungsarbeiten. So erwächst in mitten deS die GegeMvart und Zukunft verdüsternden Welt- kri<Ms eine neue, .Heil kündende Frredenshoffmmg für die wirtschaftliche Zukunft unserer auf Gedeih und Verderb M-rbllndeten Reiche. Neuen Segen >verden wir schöpfen aus unseren heimischen Strömen. Sie wollen wir zu er weitertem Dienftv heranzieben, ihre Fluten und Ver- kündung-Skanäle sollen uns Mithelfer werden im Kampfe gegen britische und gallische Ungebühr, zu größeren Lei- stungHfähigkeiten erzogene Wehrgenossen, dih nufere Be ziehungen zu den freundnachbarlichen Mitkämpfern ver tiefen und dauernd sichern werden, Wegweiser und Führer zu den im ferneren Osten uns neuer standenen Bundes, genossen. Eine Brücke wird geschlagen zwischen Abend - und Morgenland, eine beiderseits befruchtende Verbindung geschaffen, die der Sperre durch unfere neidischen und ge wissenlosen Gegner jenseits des Aennelkanals nicht ausge- sttzt ist. Sächsischer Landtag Zweite Kammer. D resd e n, 2. Juli. Die Zweite Kammer trat beute nachmittag Uhr in Gegenwart des Finanzministers v. Seydewitz rund zahlreicher Kommissare zu ihrer 80. öffent lichen Sitzung zusammen. Abg. Gleisberg (Natl.) berichtete zunächst über die Erwerbung des VerinögenS der Braiinkohlengcsellschaft M WM KM AMM (W. T. B. Amtlich) Großes Hauptquartier, den 3. Juli 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Erst gegen Abend lebte allgemein die Feuerläligkeit auf; sie erreichte im Npern-Abschuitt erhebliche Stärke. Bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: hatte» eigene Vorstöße in die englischen Linien nördlich des Kanals von La «Basses, westlich von Leus und bei Bullecourt gute Erkuuduugsergebnisse. Auch irr ciuem Posteugefecht bei Hargicourt nordwestlich von St. Oucutiii wurden von uns Gefangene gemacht und Kricasgerät ge borgen. An der Front der Heeresgruppe deutscher Kronprinz suchten wiederum die Franzosen die verlorenen Gräben an der Hochfläche von La-Bovelle und auf dem linken Maas user zurückzugewiimeu. Südöstlich von Cerny brachen zwei Angriffe in unserer Abwehrwirkung verlustreich zusammen. Am Walde von Aoocouct und an der Höhe 301 ver hinderte unser Vernichtungsfeuer die zum Angriff bereit gestellten feindlichen Sturmtruppen, die Gräben nach vor- wärts zu verlassen. Am Pöhlberg in der Champagne gelang ein eigenes Unternehmen wie beabsichtigt; die Erkunder brachten Ge fangene und Beute zurück. Sechs feindliche Flugzeuge wurden abgeschoffen, eins davon durch Rittmeister Frhrn. v. Richthosen. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Während zwischen der Ostsee und dem Pripjet die Gefechtstätigkeit nur bei Riga und Smorgen sich steigerte, war der Feuerkamps stark am Mittelläufe des Stochod, wo russische Teilangriffe an der Bahn Kowel—Luck verlust reich scheiterten, und südwärts bis an die Zlota-Lipa. Tort hat die Schlacht in Lstgalizien ihren Fortgang genommen. Ueber die Höhen des westlichen Strypa-Ufers vor. brechend, - gelang es russischen Massenangriffen, die Ein bruchsstelle des Vortages nordwärts zu verbreitern. Das Eingreifen unserer Reserven gebot dein Feinde Halt. Bei Ksnjuchy sind Vor- und Nachmittags starke An griffe der Russen vor den neuen Stellungen unter schweren Verlusten zusammengebrochen. Weiter südlich fand der Feind bisher nicht die Krast, seine Angriffe gegen die Höhenstellungen bei Brzezany zu erneuern. In den Karpathen, in Rumänien und an der Mazedonische Krontr ist die Lage unverändert. Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff. Weitere 26 700 Tonnen versenkt Berlin, 2. Juli. ,W. T. B. Amtlich.) Neue U-Boot- Erfolgc auf dem nördlichen Kriegsschauplätze. 26 700 Brntto-Rrgister-Tonncn. Unter den versenkten Schiffen befanden sich ein unter Sicherung fahrender bewaffneter cwglischcr Dampfer von etwa 5000 Brutto-Rcgistcr-Tonncn mit Kohlenladnng, ein sehr großer gesicherter bewaffneter englischer Dampfer, dessen Kapitän gefangen genommen wurde, uud ein gesicherter bewaffneter englischer'Dampfer vom Aussehen des Dover-Castle (8200 Brutto-Registcr- Tonnen). Zwei versenkte Segler hatten Fische und Stück gut geladen. Ter Chef des Adiniralstabs der Marine. Herkules in Hirschselüe, den Aufwand sür den Ausbau uns die Erweiterung des Betriebes einschließlich Errichtung einer Vergasungsanstalt zur Gewinnung von Neben erzeugnissen sowie Bescixffsuug von Wolmbäuseru uud dann!: zusaminenhängende andere Ausgaben unter Kürzung von Einnahmen. Der Berichterstatter beantragte, die einge stellten 18500 000 Mark zn bewilligen. Nach einer längeren Aussprache wurde der Alttmg der Finanzdeputation 11 einstimmig augenomiuen. Abg. Güntber (Fortschr.) berichtete bann über di« Vermehrung der Personen-, Gepäck- und Gütenvagen. Er beantragte, die Kammer wolle beschließen, die angeforderten 0176 000 Matt nach der Vorlage zn bewilligen. Die Kaminer beschloß einstimmig demgemäß. Abg. East an (Soz.) referierte dann über die Erweite rung der Wcrkstättenanlagen in Dresden-Friedriclfftadt. Er beantragte, die Kammer wolle beschließen, die gefordc-te Summe (Ergänzungssordernng) von 317 000 Mark nach der Vorlage zu bewilligen. Die Kaminer beschloß auch hier einstimmig demgemäß. Abg. Bleyer (Natl.) berichtete dann über den Bau einer dem Pettonen- und Gütervettel,re dienenden elei- I rischen Bahn mit l Meter Spurweite vom Bahnte!' Klingentiial nach U ittersachsenberg (Ergänzungsforderuiigi. Ter Berichterstatter beantragte, die naciM'forderte.» 182 000 Mark zu bewilligen. Tie Kammer stimmte auch diesem Anträge einstim mig zu. Abg. Nentsch (Kons.) berichtete daffn namens der Finanzdeputatiou 11 über die .Herstellung einer vollspnrigen Nebenbahn von Radibor (Sa.) nach Kamenz (Sa.) — zivest« Rate. Sein Antrag ging dahin, die Kammer wolle de- schließen! die als ziveite Rate angesovderte Summe von 200 000 Matt zn bewilligen, den von der Regien,ng ae- troffenen Maß, nah inen und Vereinbannigen nachträglich »u - znsriniincn und sich damit einverstanden zn erklären, daß für die Nebenbahn die jetzt vorgeschlagene veränderte Trasse gewählt wird. Tie Kammer stimmte auch hier dein Anträge der T-ep-u- tation einstimmig zn. Zum Schluß berichtete Abg. Tr. Nietha ni m e r (Natt.) über den Antrag der Abge ordneten Günther. Dr. Roth und (Genossen bett. die Be teiligung Sachsens an HeereS- und Marinelieferungm>. Sein Antrag ging daliiu, die Kammer wolle beschließen! 1. u) Ziffer 1 des Antrages nach den von der Königlichem StaatSregierung gegebenen Anskünsten zunächst nicht weiter zn verfolgen, l>) Ziffer 2 deS Antrages der König lichen Staatsregienlng in dem Sinne zur Berücksichtigung, zn überweisen, daß sür die Zeit nach den, Kriege Sachsen entsprchend seiner Leistungsfähigkeit in Handel, Jnüusttie und Handwerk an den HeereS- und Marineliefeningen Be teiligung findet; 2. die Eiste Kammer zum Beitntt zu den Beschlüssen unter 1 einzuladen. Die Kammer stimmte auch diesem Anträge einstim mig zu. Nächste Sitzung: Dienstag vormittag fN12 Uhr. Tages ordnung: Schlußberatting über die Abänderung des Feuer - bestattiingsgesetzes, über den Nachtrag znm Finanzgeietze. über den -Hanslialtsplan sür das staatliche ElektrizitütS- iinternehinen, über die Ausnahme einer Staatsanleihe für dieses Unternehmen nsw. Landtagsnachrichten In der Montagssihung drs VcrsassungsauoschnffeS uxiren Minister Graf Vitzthum, Ministerialdirektor S che Ich er und (best'imrat Junck zugegen. Es wurde, nochinals über die Frage verstiudelt, ob eine Z w i s ch e » - depuation über die Fragen der Neuordnung bei der bevorstehenden Vertagung eingesetzt werden soll. Der Mi nister betonte nochmals die 'Notwendigkeit einer Somme - pause für die Regierungsbeamten wie auch für die Kammer. Mitglieder uud hob dam, hervor, daß eine Zwischenüepu- tation staatsrechtlich etwas anderes sei, als ein sonstiger von der Kaiumer eingesetzter Ausschuß. TaS gehe schon aus der Tatsache li-ervor, daß für eine Zwischendeputattoni die Genehmigung des- Königs nötig sei. Beim Kohlen rc'ep nötige das Interesse der Regierung nur an einer Erledi gung vor dem Ab laus der Spensrist zur Einsetzung dr Zwischendeputation. Ter Minister konnte nur das ein- i:: Aussicht stellen, daß die Vertagung nur auf kürzere Zeit e.- folg-'n werde. Tie Regierung glaube aber und halte es auch sür wünschenswert, daß es über diese Frage zu einer V er st ä u d i g u u g komme. Eine Anfrage, ob das Vertagung;- dekret so lange zurückgehalteu werden könne, bis die Este Kammer zu einem Anträge der Zweiten .Kammer auf Ei"- setzuug einer Ziviscstmdeputatio» für die Neuordnung Stellung gei'-mum-i, nabe, verneinte der Minister.