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Sonnabend. 30. Juni 1917 Sächsische BolkszettuAg Nr. 147. Seite 6 Die demokratische Ullstein- „B. Z." am Mittag", wie sie seinerzeit gegen den Schwappelrock-Erlaß des Münchener Polizeipräsidenten und gegen den ernsten Brief der Frau Marie Diers geradezu besessen losgegangen mar. „Trotz- dem" kam der lO-Uhr-Kneipenschluß für die — Provinz; aber für die „Berechtigung" Berlins, d. h. de-, Jerusalcmer- und Tauentzien-Berlins, wurden M/2 Stunden dazu ge schunden. Und für die Neujahrsnacht, die doch ihre ganz besondere Berliner „Berechtigung" hat, gab'S gar bis V°1 frei — zum Spektakelmachcn! Und in den Theatern werden nach wie vor Ehebruchs- und Dirnenstücke ausgeführt — man lese nur den Tageszcttcl der „großen" Zeitungen! Und alle diese Sündenhöhlcn sitzen Abend für Abend ge rammelt voll, weil man nicht den Akut hat, ein paar fremd- rassigen Zeitungsredakteuren zum Trotz alles Halbwcltspiel kurzer Hand zu verbieten. Nur 6 Proz. macht nach Ober bürgermeister Exzellenz Wermut die „Hefe" von Berlin aus — wollen wir nicht endlich dieser Dirnen- und Zuhälter wirtschaft der 0 Prozent in Presse, Theater, Kino und Restaurant ein donnerndes Halt gebieten? Wollen mir nicht endlich bedenken, daß draußen der Weltkrieg tobt und daß es um Sein oder Nichtsein des deutschen Volkes, ja des Deutschgedankens überhaupt geht? Wollen wir uns nicht endlich klar darüber werden, daß mir wirklich zugrunde gehen müssen, wenn wir statt eines Hindenburg, Ludeudorsf oder Keim in der Heimat nur Tageblatt- und B. Z.-Wolfe, Wilson- und Gcrard-Jndianer zu — Generalmundmarschällcn machen?" Deutsches Reich — Zur Aufhebung des IesnitengescheS schreibt Dr. Friedrich Thinime, der Direktor der Bibliothek des Herren hauses, in einem in der Wochenschrift „Deutsche Politik" ver öffentlichten Aussatz über „unsere inner-politischen Frie densziele" : i „Die Aufhebung des JcsuitcngesetzeZ schein uns schon aus dem Grunde gerechtfertigt zu sein, weil sie wohl dem dringenden Wunsche fast des gesamten kathol. Volkstcils entsprach. Heutigen Tages erscheint überhaupt jedes Ausnahmegesetz von Nebel, weil wir für unsere Selbstbehauptung und für unsere Zukunft nach außen und innen auch der letzten Kräfte unseres Volkes bedürfen und niemandes, wer es auch sei, entraten können. Der feste Zusammenschluß aller Deutschen, welchem Stande, welcher Konfession, welcher Partei sie auch angehören, die gemeinsame, freudige und entschlossene Zusammenarbeit ist im Kriege und wird auch im Frieden das erste Gebot sein. Nur wenn wir Deutsche alle über alles Trennende hinweg uns immer wieder die Hände reichen, wenn mir alle Liberale, Konservative, Sozialdemokraten, Protestanten und Katholiken und wie die Unterscheidungen sonst noch lauten, dessen eingedenk bleiben, daß von unserem vorbehaltlosen Zusammenarbeiten die Größe und die Wohlsahrt unseres Vaterlandes abhängt, können wir auch auf eine große weltpolitische Zukunft Deutschlands rechnen." Wir nehmen mit Genugtuung von der vorurteilslosen Stellungnahme Dr. ThimmeS zum Jesuitengesetz Kenntnis, wie wir auch früher schon einmal darauf hingewiesen haben, daß er sich in seinen Aufsätzen in anerkennenswerter Weise bemüht, dem katholischen Volksteil im Deutschen Reiche nach seiner Eigenart und Bedeutung gerecht zu werden. Auch den letzten Sätzen des obigen Zitats können wir aus ganzem Herzen zustimmen. Kirche und Unterricht k AuS Missioiiskreiscn wird uns geschrieben: Noch nie war der Missionsgedanke in unserem Volke so lebendig, wie gerade jetzt während des blutigen Vvlkerringens. Aus allen Gauen Deutschlands kommt die Kunde von erfolg reichen Missionsveranstaltnngen, von gut besuchten Ver- ammlimgen, Vorträgen und Missionspredigten. Ja dievr opferfreudigen Heiinatssorge für die Widererstarkung dg r kriegsgeschädigten Weltmisston und den so überaus tro st reichen Nachrichten über die Glaubensstärke der verwaisten Christen und die wunderbare Sehnsucht nach dem Christen tum. dis allerorts in den Heidenländern erwacht ist, sehen die vertriebenen Glaubensboten ein Fingerzeichen der gött lichen Vorsehung und den Nüstungsruf des Heilandes zur großen Friedensarbeit, die ihrer nach Kriegsende harrt. Da heißt es vor allem, die im Kriege gefallenen Missions kandidaten zu ersetzen und neue Arbeiter zu dingeü und auszubilden für den Weinberg des Herrn. Daher seht die im Kolonialkrieg von Kamerun beson ders hart mitgenommene und vielgenannte Missionsgesell, schaft der Pallottiner ihr Vertrauen auf die missionsbe- geisterte Heimat, daß sie ihr helfe, die KriegSlückeu auszu- füllen (42 Mitglieder hat die Gesellschaft durch den Kriegs dienst verloren) und ihr zahlreiche Missionsberufeue zusühre. Der Studienbelrieh in den humanistischen Lehranstalten der Genossenschaft geht trotz der Ungunst der Zeiten unentwegt weiter. Alle talentvollen Gymnasiasten und Volksschüler vom 12. Lebensjahre an, die Beruf zum apostolischen Leben in sich fühlen, sind zum Eintritt in dieselben eingeladen. Mitte September beginnt in dem herrlich bei Koblenz ge- ^ legeuen Studienheim zu Vallendar das neue Schuljahr. ' Anmeldungen ivolle man richten an den Hochw. L. Provinzial der Pallottiner, Limburg a. d. Lahn. Verbindungen der Heimat mit der Front Was ist in unseren Tagen selbstverständlicher als der Wunsch, daß die Daheimgeblicbenen mit ihren Lieben im Felde in Fühlung bleiben möchten! Aber auch die vor dem Feinde stehenden Männer, die in der Heimat persönlich mit einander bekannt waren, suchen sich gegenseitig mit ein paar Zeilen in Verbindung zu erhalten. Diesen beiden Aufgaben zu dienen, wurden während des Krieges die „Seminar blätter" vom katholischen Lehrerseminar in Bautzen begründet. Auch die erste Nummer des 2. Jahrganges erfüllt ausge zeichnet beide Zwecke. Erstmalig steuert Seminacoberlehrcr Dr. Rolle einen wertvollen Aufsatz über „Das Ich und der Staat" bei, in dem er kurz adcr treffend die Umformung des Erziehungsideals des vergangenen Jahrhunderts in unserer Zeit Larstellt. „Das BildungLidcal, das uns die Vergangenheit überliefert hat, erstrebt die freie, allseitige Entfaltung der Individualität zum vollendeten Menschentum. Die Bildungsforderung aber, die die Gegenwart gebieterisch stellt, trägt politischen Charakter: sie verlangt, daß das Jndividiuum sich freiwillig einordne in den sittlichen Geist einer überpersönlichcn Organisation." Wie dnS HumanilälS- ideal dem Zeitalter der klassischen Dichtung und idealistischen Philosophie entsproß, so erzeugte unsere harte Zeit ähnliche Kräfte, wie sie einst in Sparta, in den Legionen Casars, im Napoleonischen Kaiserreiche oder in der Erziehung der preußischen Armee im 18. Jahrhunderte wirksam gewesen sind. Nur in einem so erbitterten Kampfe, wie wir ihn um unsere staatliche Selbständigkeit führen, erwächst „die Einsicht in die Notwendigkeit, daß sich der Einzelne einem über individuellen Willensganzen cinzusüzeii habe, das ihm einer seits den Schutz seiner Persönlichkeit und ihrer Interessen gewährleistet, andererseits aller auch von ihm Opfer fordert: Willensblndung, Gehorsam und Hingabe im Dienste des Ganzen." Ans dieser Erkenntnis beruht das Gefühl der Verantwortlichkeit dem Ganzen gegenüber. Zn dieser Krönung muß es kommen: „In der freiwilligen Organisation, in die es eingeht, hebt da-, Individuum sich auf in seiner ursprüng lichen Uneingeschränktheit, und in der obersten und höchsten Organisation, im Staate, erkennt es die letzte Zusammen sassung der vulgegliedertcn Nationalknltnr." Mit solchen Gedankengüngen regt Dr. Nolle das päda gogische Gewissen der Zöglinge dcS sächsischen kachotischcn Lehrerseminars an. Der Lehrer an der Front, der manch mal mit rechter Sehnsucht an das kaum verlassene Seminar oder nach der Schul- und Studierstube denkr, greift in Ruhestunden gern nach einem umfassenden Problem seiner Berufswissenschaft. Dr. NolleS Aufsatz bietet jedem, der bewußt um die Freiheit des deutschen Staates kämpft, für eine Stunde der Besinnung vorzügliche Nahrung. In einem Artikel „Der Krieg und die Schule" stellt Dr. Löbmann«Leipzig fest, daß hochstehende Personen die in treuer Pflichterfüllung geleistete Lehrerarbeit an der deutschen Jugend angesichts der Leistungey der Volksschriften, welche keine andere als die Volksschule besucht haben, anerkennen, wie sie freilich andere auch jetzt noch hochmütig übersehen. Von der äußeren Annäherung der Lehrer mit den Volks genossen im Frontdienste erhofft Dr. Löbmann „eine Ver mehrung geistiger Berührung, eine Stärkung des Vertrauens zwischen Vater und Lehrer und damit zwischen Elternhaus und Schule." Der Vorsitzende des Katholischen Lehrerverbandes im Königreich Sachsen erstattet kurzen Bericht über die Tätig keit auf die Jahre 1914—16, und die Krankenkasse katho lischer Lehrer Sachsens gibt den 3. Jahresbericht. Seminar- dircktor P. Löbmann gibt Nachrichten aus dem Seminar, und Dr. H. Rolle erzählt über die Seminar-Weih nachtsfeier. So berichten die Daheimgebliebenen ihren vor dem Feinde stehenden Berufsgenosscn, und diese wieder schreiben in interessanten Feldpostbriefen von ihrem Erleben im Kriegs dienste. Diese Feldpostbriefe füllen auch in der letzten Nummer der „Scminarblätter" viele Seiten. Sie sind die denkbar beste Verbindung der katholischen sächsischen Lehrer untereinander, aller Feldgrauen und der im Amte gebliebenen. Fast in jedem Briefe von der Front lesen wir, mit welcher Freude die „Seminarblätter" begrüßt und die nächste Nummer erhofft wird. Vermischtes V Eine kaum glaubliche Dummheit leistete sich eine Frau in einem Dorfe bei Hirschberg i. Schl. Sie gab einer Zigeunerin, die ihr aus dem Knoten eines Bindfadens die Zukunft prophezeien wollte, ihr gesamtes Geld von 1684 Mark. Die Zigeunerin sagte, daß der im Felde stehende Mann fallen, ein Kind sterben und die Frau auch mit dem Vieh Unglück haben werde. Zur Vermeidung dieses Un glücks müßte das Geld von ihr, der Zigeunerin, drei Tage in eine Kapelle gelegt werden, ebenso Räucherspeck. Geld und Räucherspeck würden nach drei Tagen zurttckgebracht. Die Frau gab beides der Zigeunerin, die damit verschwand. Die Frau aber, der nun doch Bedenken kamen, erstattete Anzeige, und der Polizei gelang es, die Zigeunerin in der in Hirschberg wohnenden Handelsfrau Marie Franz zu er mitteln und festzunehmen. Auch das ergaunerte Geld konnte der Landwirtsfrau wieder zugestellt werden. v Ein Staatsauftrag für Sascha Schneider. Prof. Sascha Schneider in DreSdcn-Hellerau, einer der be deutendsten Dresdner Künstler, hat einen großen Staats auftrag erhalten, den größten, der seit vielen Jahren ver geben wurde. Er soll die neue Gemäldegalerie, deren Bau begonnen wurde, mit einer Anzahl Fresken schmücken. Schneider hat lange in Italien gelebt und wirkt seit Kriegs ausbruch in Deutschland. Er kam auch einige Zeit für ein Meisteratelier an der Dresdner Kunstakademie in Frage. v Ein Kaufmann Ehrendoktor. Die philosophische Fakultät der Universität Tübingen hat dem Schriftsteller und Kaufmann Georg Thicrer in Gusscnstadt-Stuttgart die Würde eines Ehrendoktors verliehen „zum Dank für seine vorbildlichen Bemühungen um die Pflege der Heimat und Erforschung ihrer Vergangenheit". v Einer eigenartigen Vergiftung ist in Hennig- kofcn bei Lindau am Bodensee ein Mädchen von 11 Jahren erlegen. Es erkrankte im letzten Sommer und seine Kräfte nahmen zusehends ab, ohne daß die Krankheitsursache fest- gestellt werden konnte. Eine Geschwulst am Rücken machte nun kürzlich eine Operation notwendig, wobei sich hcraus- stellte, daß Vergiftung durch den Strahlenpilz vorlag. Daü Mädchen hatte seinerzeit beim Achrenlcsen Gctreidekörner gekaut, worunter sich auch solche mit Strahlenpilzen befanden. „Ah — ich verstehe!" Zynisches Lachen verzog das Ge sicht des BaronS. „Ihr beide scheint meine Abwesenheit gut anSgenntzt zu haben! Wirtlich sehr gut!" „Ich verstehe Sie nicht, Herr Baron!" Wieder lachte er. „Verstellen Sie sich doch nicht! . . . Haben Sie das da—" er deutete ans die Zeichnung — „aus dem Gedächtnis gemacht oder —" „Das Pferd stand Modell." „Aeh hm — wirklich? . . . Interessant! , . . Darf man fragen, ob der Gaul von seinem Herrn begleitet wurde, wenn er — Modell stand?" Etwas wie Empörung blitzte ans Roses blauen Augen. „Welches Recht haben Sie, wich derart auszufragen, Herr Baron?" Nicht wich der spöttisch-zynische Ausdruck von seinem Gesicht. „Sir brauchen nicht zu antworten, Kleine. Keine Ant wort ist auch eine Antwort!" Obgleich das Mädchen noch immer nicht die dolle Trag weite seiner Worte begriff, so fühlte sie doch unbewußt das Beleidigende, Entwürdigende heraus. Stolz richtete sie sich ans. „Ich habe nichts zu verschweigen, Herr Baron!" er widerte sie mit einem entzückenden Zurückwerfen des feinen Köpfchens. „Wenn es Sie interessiert — ja, Herr v. Hoch stedt begleitete den Rappen ein paarmal hierher." Also richtig! Baron v. Prillwitz biß sich ans die Lippen, während er verstohlen das erregte Gesichtchen vor ihm be trachtete. Wie schön das Mädel in seincin Zorn warl Noch reizender als sonst mit der blonden EngelSinicncl . . . Und dieser Duckmäuser von Hochstedt hatte das rasch wcggekriegt — hol' ihn der Kuckuck! Laut jedoch sagte er, mit einer lässig abwchrendcn Handbewegung und hochmütigster Miene: „Es ist absolut von keinem Interesse für mich, wer im Hause meines Stallmeisters verkehrt. Empfehl' michl" Flüchtig lüftete er den Hut und schritt, ohne Roses Gegengruß abzuwartcn, davon — durch den Park, Schloß Eichwald zu. Seine schlechte Laune besserte sich nicht, als er daheim im kleinen EmpfangSsalon Walter v. Hochstedt vorfand. Beide Herren begrüßten einander mit erzwungener Freundlichkeit. Sie kannten sich vom Kasino her und von den Wettrennen-, denn beide waren Pferdeliebhaber und huldigten dem Sport. Doch wären sie wohl niemals in nähere Beziehungen zueinander getreten, wenn nicht der jüngere der beiden Herren ein Pferd aus dem Marstall des andern gekauft hätte und dadurch öfters nach Schloß Eich wald gekommen wäre. Baroneß Eulalia, die Schwester des Schloßherrn, eine leicht verliebte und dabei unsagbar hochmütige Dame von etwa dreißig Jahren, hatte die günstige Gelegenheit mit beiden Händen ergriffen und Walter v. Hochstedt mit Ein ladungen zu ihren „ästhetischen Tees" und „intimen kleinen Abendunterhaltungcn" förmlich überschüttet. Freilich waren weder die Baronesse noch ihr Bruder der Geschmack Walter v. Hochstedts. Aber da Boppard nicht viel Abwechslung und wenig gesellschaftlichen Verkehr bot, hatte er doch ab und zu eine der dringenden Einladungen angenommen und dadurch in der eitlen Baronesse die Annahme erweckt, er interessiere sich für sie und werde nächstens um ihre Hand anhalten. Auch der Baron wäre einer Verbindung seiner Schwe ster mit Walter nicht abhold gewesen, trotz des Mangels an Sympathie — und zwar aus egoistischen Gründen-, Denn die Baroneß Eulalia besaß denselben hochmütigen, launen haften und herrischen Charakter, wie ihr Bruder, so daß die Geschwister stets in Streit miteinander lebten und jedes von beiden den andern oft dahin wünschte, „wo der Pfeffer wächst". Auch heute wieder hatte die Baronesse Walter v. Hoch- stedt zu Tisch geladen, ohne Wissen ihres Bruders. Und der junge Mann war der Einladung gefolgt, hauptsächlich, weil er hoffte, im Laufe des Gesprächs etwas über die Leutholds zu erfahren; denn er konnte sich nicht länger ver- hehlen, d»ß die liebliche „Rose vom Rhein" sein ganzes Sinnen beschäftigte. So sehr Baroneß Eulalia ihrem Bruder im Charakter ähnelte,, so groß war der Unterschied in ihrem Aeußern. Als die Dame jetzt neben Walter auf der Terrasse saß und das volle Sonnenlicht ihre überschlanke, eckige Figur und das farblose, sommersprossige Gesicht mit den wasser- blauen, ettvas hervorstehenden Augen und den aschblonden, in Hunderten von Locken und Löckchen frisierten und ge- bauschten Haaren, beleckchtete — ein farbloses Bild ohne jede Spur von Reiz — da umspielte unwillkürlich wieder jenes ihm eigene, fatale spöttische Lächeln Len Mund ihres Bruders.' Doch bald machte es einem ärgerlichen Ausdruck Platz. Tenn die reizende Tochter seines Stallmeisters stand vor 'einem geistigen Auge — und er zog einen Vergleich zwischen der einfachen, reizvollen „Rose vom Rhein" und seiner hochgeborenen, gänzlich reizlosen Schwester. Dabei beobachtete er Walter. Und als er bemerkte, mit welch ge ringem Interesse dieser dem erkünstelt lebhaften Geplauder der Baronesse zuhörte, wie seine Augen immer wieder über die Terrasscnbrüstung hinweg, in den Park schweiften, als wäre er mit seinen Gedanken ganz wo anders — da begann die Eifersucht in dem Baron aufzuflammen. „Woran denken Sie, Verehrtester? Sie sehen gerade aus, wie ein schmachtender Nomeol" rief er mit verletzendem Spott. Doch Walter fiel nicht auf die plumpe Anzapfung herein. Gleichmütig entgegnete er: „Ich dachte an das Sommer-Wettrennen, das nächstens in - Düsseldorf stattfindet." „So, sol" näselte der Baron. „Werden Sie sich an den Wetten beteiligen?" „Nein. Ich wette nie." (Fortsetzung folgt.)