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Nr. LIV ' »«. Jahrg. x Mittwoch den 23. Mai 1917 n B«40gt>prr1Si A»>nad« > mit illustr. Bcllaae vierteljährlich 2 40 In Dresden und aan» Deutsch- iand sret Hau» td.8id in Oesterreich L.»ii X. «rrsgabe S dterteljahUich » IO ^ In Dresden und gaiu Deutschland stet HauS »L» in Oesterreich 4.«»« X. Linjel-Nummer IO Die SüchDche BolkSzeiNma erscheint an allen Wochentagen nachmittags. 1 Ü «-lchikftSsleN- ur.ir Redaktts«. MreSdea.!U. 1«. Holbeiustrab- Fernsprecher 2186« Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 o -v Anietge» > »auahme von KcschüslSniizeiac» bis IO Uhr. von FamMenaiizelgcn bis II Uhr vorm. Preis für die Pestt S-ailjeilc SO ^. im RcNa> metcii «O Z. ?jiir iuideullich geschriebene, sowie durch gern- «recher ausgegedenc Anzeigen wiuien wir die Beraiuworllichkkit sürdieRichttgkest dcS Lepe» nicht iidernehinen. kprechslunde der Redallion: 11—IS Uhr dorm. r> — Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilagc. Wie lange dauert der Krieg noch? Die Engländer und Franzosen haben es bisher meister haft verstanden, bei allen Rückschlägen und Niederlagen ihre Volker auf die Zukunft zu vertrösten, die unbedingt den Sieg bringen werde. Als im Herbst 1916 die große Ehampagne-Offensive gescheitert war, wurde der endgültige Sieg für 1910 prophezeit, und nach dem Mißlingen der Sommeoffensive im vorigen Jahre sollte Heuer die große mglifch-französische Offensive bei Arras und an der Aisne die Entscheidung herbeiführen. Nachdem auch diese Schlacht mit einem vollständigen Mißerfolg der Ententeheere ge endet hat. beginnt das alte Spiel von neuem und die kriegs müden Völker der Entente erhalten bereits schon wieder ihren Wechsel auf die Zukunft ausgestellt. So wird ge meldet, daß der bekannte französische Propagandist Soulier in einer Versammlung in Kopenhagen mitteilte, daß sich Frankreich bereits für den Winterfeldzug vorbe reite. Auch Lloyd George habe kürzlich erklärt, daß man sich auf die Kriegsdauer bis ins nächste Jahr hinein iebenfalls einzurichten habe, obgleich- er nicht die Möglich keit des Friedensschlusses für dieses Jahr außer Frage stellen würde. Und der bekannte englische Militärkritiker Oberst Repington schreib: in einem ziemlich Pessimistisch gefärbten Artikel über die Lage in Frankreich, daß der Krieg noch lange Zeit sortdauern könne und daß sich die Engländer ans einen langen Krieg gefaßt machen müßten. Wir zweifeln nicht daran, daß es den Gegnern ernst ist mit der Ankündigung, das Menschmorden ad infinilum jortsetzen zu wollen. Die an verantwortlicher Stelle stehen den Staatsmänner der Enrente sehen den Zusammenbruch ihrer verbrecherischen Politik voraus: ihnen bangt vor der Rechenscljast, die ihre irregeftihtten Völker einst von ikmen fordern werden und sie klammern sich daher an jeden Stroh- Hsirn, der noch Rettung bringen könnte. Allein sie vergessen drei bedeutsame Passivposten in ihre Rechnung einzustellen: Erstens die K r i e g s m ü d i g k e i t in ihren eigenen Ländern, zweitens die russische Revolution, drittens den verschärften U - B o o t s k r i e g. Was den ersten Punkt betrifft, so lxrben wir schon wiederholt auf die zunehmende Kriegsmüdigkeit in Eng end und Frankreich hingewiesen. Unsere Ausführungen werden bestätigt durch die Mitteilungen eines soeben ans Frankreich und England zurückgekehrten Reisenden, der in einem Stockholmer Blatt erzählt, daß sich während seines Aufenthaltes in Frankreich die K r i e g s m ü d i g k e i t besonders stark geltend machte; allenthalben ver stärkte sich der Eindruck, daß die Nation noch eine letzte ge waltige Anstrengung machen wolle, um die Last des Krieges noch in diesem Sommer a b z u s ch ü t t e I n. Man hofft, durch die französische Offensive dem Krieg ein Ende zu machen. In England ist die Kriegsinüdigkeft womög lich noch größer. Die Bevölkerung wünscht einen möglickyt baldigen Frieden und gibt sich der Hossnuna hin. daß England iw kommenden Sommer dem Krieg ein Ende bereiten werde. Daß Rußland unter den gegenwärtigen Verhält nissen zu keiner größeren Kriegslxindlung mehr fähig ist und daher auch keineswegs gewillt sein wird, die furcht baren Lasten des Krieges noch längere Zeit zu tragen, darf wobt als feststehend angenommen liwrden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine Erklärung des Generals Alerejew. die dieser einigen Berichterstattern abgegeben hat. Er sagte: „Alle Völker sind so ermüdet und kraftlos, daß sie höchstens nach vier Monate diesen titanischen Kampf weiterführen können. Dann werden Menschen und materielle Kräfte völlig aufg^brauckt sein, vor allem aber euch die Lebensmittel. Unsere Veroündeten glauben noch an den endgültigen Sieg: w i r d e n k e n n i ch t m e h r a n den Sieg, sondern träumen nur noch vom friedlichen und besckiaiilichen Leben. Unsere Hoffnung setze ich ans die Vernunft des russischen Volkes und hoffe, daß es uns doch noch gelingen wird, die Schwierigkeiten des lxmtigen Tages zu überwinden." - Diese Worte des erfahrenen Generals sind eine Mah nung an die vorläufige Regierung, die Geduld des Volkes aus keine allzu große Probe z» stellen. Die Geschichte Iresert lehrreiche Beispiele dafür, wie es den Veranstaltern einer Revolution ergehen kann, welche glauben, dieselbe iileisterir und dirigieren zu können. Der Friedenswille im riiMtwn Volke ist bereits so stark entwickelt, daß es weder dem englischen Einfluß noch der vorläufigen Regierung ge lingen wird, den Gedanken einer endlosen Fortsetzung des Krieges populär zu machen. Den stärksten Strich durch Englands Rechnung bedeutet aber der verschärfte T r u ch b o o t fr i e g. Er bat die «»»»--.—mm l, , H Das Neueste vom Tage H —,'ww / ":..»»»» Zn MUe DMA AMM lW. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 23. Mai 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeres»,-u "-on Prinz Rupprecht Bei Hulluch und Bulleconrt wurden mehrere englische Vorstöße, die durch starkes Feuer vorbereitet waren, abge- wiesen. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: An der Aisne- und Ehampagne-Front hielt sich vor mittags die Kampftätigkeit der Artillerie in mäßigen Grenzen. Nachmittags setzten nach plötzlicher Feuersteigening von der Hochfläche von Paissy dis zum Walde von La Bille aur Bois starke französische Angriffe ein, die bis zum Abend mit großer Hartnäckigkeit wiederholt wurden. In zähem Nahkampse und durch kräftige Gegenstöße hielten bayrische, hannoversche, niederschlesisckw und Posener Regimenter ihre Stellungen gegen mehrmaligen Ansturm und warfen den Feind zurück. Erbitterte Handgranaten kämpfe in einzelnen Grabenstücken dauerten nachts an. Dem weichenden Feinde fügte unser Feuer erhebliche Verluste zu. Tie Franzosen haben durch das Scheitern ibres An griffes eine blutige Schlappe erlitten. Heeresgruppe Herzog Albrerltt: An der Lothringer Front und ini SunLgan wurde» feindliche Eickundungsabteilungen vertrieben. Oeftlicher Kriegsschauplatz Mit kräftigem Wirkungsfeuer beantworteten wir das in mehreren Abschnitten anslebende Feuer der russischen Artillerie. An der Mazedonischtu Front war bei Sturm und Regen die Gefechtstätigkeit gering. Der erste Generalquartiermeistcr: Ludendorsf. Neue U-Boots Erfolge Berlin, 23. Mai. (W. T. B. Amtlich.) Unsere U Boote im Mittclmccr haben von neuem eine größere An zahl von Dampfern und Seglern mit einem Gcsamttoniicn- gehalt von 6 3 000 Bruttorrgistertonncn ver senkt. Hierunter befanden sich der englische Truppeiitrans- portdampfer „Transylvania" (11315 To.), der sich im Zer itörcrgclcit befand, ein unbekannter vollbcladcner englischer 3000 Tonncn-Dampscr aus dem Wege nach Italien, ein un bekannter englischer Dampfer von etwa 5500 To. mit dem selben Hiel, ferner die italienischen bewaffneten Dampfer „Alcssandria" (8003 To.) mit 11 000 To. Weizen sür Italien und „Ferrara" (3172 To.), wahrscheinlich mit Munition sowie der englische bewaffnete Dampfer „Karonga" (4605 Tonnen) auf der Fahrt von Neapel nach Port Said. Reue U-BootS-Erfolge im Atlantischen Ozean und in der Nordsee. Vier Dampfer und 5 Segler mit 1 7 200 Briittorrgistertonnrn. Unter den versenttc» Schiffen befanden sich n. a. der englische Dampfer „Adansy" (2614 To.) mit Lebensmitteln nach England, rin englischer Segler mit Holz nach England, zwei russische Segler mit Kohlen von England und Salpeter nach Frankreich und ein unbekannter englischer Dampfer, der ans einem Grleitzng heransgcschossen wurde. Ter Ehef des Admiralstabes der Marine. Brasilien bleibt nicht mehr neutral Rio de Janeirao. 22. Mai. Der Präsiden! der brasilianische» Republik Unterzeichnete eine Botschaft an den Kongreß, in der mit Rücksicht auf die Sympathien von Nordamerika und in Anbetracht der Volksstimmnng die Z iirück n a h in e d e s N e u t r a I i t ä t s e r l a i s e S gegenüber TeiitschlanP vom 28. April angekündigt wird. Man glaubt, daß der Kongreß mit großer Mehrheit sich für die Zurücknahme des Neukralitätserlasses anssprechen wird. Zeit zu einem Verbündeten der Mittelmächte gemacht. Mv unheimlicher Geschwindigkeit vermindert sich der eng!sich' Frachtraum, aus dem die ganze militärische und volitsick,- Macht Großbritanniens intck, und durchaus richtig schrieb! kürzlich Elemenceau, auch der ichlechteile Rechner könne mit' Sicherheit berechnen, wie lange das noch dauerr, kann. Neutrale Militärkritiker schreiben bereits von eine, Bedrohung der englsiövn Seeil-ante. In der Tat wird Eng land in absehbarer Zeit vor die Alternative gestellt sein,. die Munition-:-- und Transvorrnaci'ichube nach Frantrei^ zu verringern oder den Hunger im eigenen Lande zu haben. Diese wenig erfreulichen Aussichten winken de» Engländern, in der dsiikilnst, aus die sie jetzt ihr-' 'Völker wieder vert rösten,'. Sächsischer Landtag w e i t e K a m m e r. D r e s den. '21. Mai. In Gegenwart der Staats > minister Gras Vitzthum v. Ecksrädt und v. Sevdewitz sow'-- zahlreicher Regierungskommissare trat die Zweite Kamm? heute mittag zu ihrer 77. öffentlichen Sitzung zusammen. . Präsident Dr. Vogel will zunächst mit, daß die Wat,- des (N'h. Lekonomierates A ndrae - Biauusdors als gültw aiizuseheu sei, da von keiner Seite Einipruch hiergegen et Hoden ivoiden sei. Die Kammer erklärt sich hiermit einvei standen. Abg. Dr. Zöpiiel «Natl.l berichtet dann üvei da' Konstituierung der außerordentlichen Deputation für di- ! Neuordnung in S-achien. Die Deputation hat i!m zum Vc> ' sitzenden, den Abg. Heldt (Soz.) znm stellvertretenden Bo»' sitzenden und die Mgeordnetcn Tr. Mehnert-Plauen (Kons.t, Dr. Roth lFortschr.) und Winkler iLoz.) zu Schriftführer.,': gewählt. Die Kammer nimmt hiervon zustiinmew,- Keiintiiis. Präsident Dr. Vogel teilt mit, daß die rechte Se:!--- des Hauses vorgeschtagen habe, den Abgeordneten A n d i v zum Mitglied der (isisiedtebungsdeputatiou zu wählen - Auch hiermit erklärt sich die Kammer einstimmig einve> - standen. Nach Beendigung der Sitzung soll nach einer weiter»- n Mitteilung des Präsudenten eine v e r trauIi ch e B .- sprechiing über die Tätigkeit der Kammer während d- Heit, in der keine Plenarsitzungen stattsinden, erfolgen. Abg. Tr. S eh seit (Natl.j berichtet dann namens »)-- Finaiizdeputatton ^ über Tit. !!>» des Nachtrages zwo, außerordentlichen Staatshaushaltspläne aus die J-abre 19!»l und 1917 betr. Kapitalbeteiligung des Staates au d--.-' Laudessiedeluiigsgesellsüiaft Sächsisches Heim, G. m. b. K» Er beantragte, Titel 31, des Nachtrages mit 2 Million ", Mark nach der Vorlage zu bewilligen. Einstimmig und olme Aussprache beschloß die Kanu, demgemäß. Abg. M e h u ert - Ehemnil; s S-oz.) berichtete La-,>„ namens der Fiiianzdeputation II z» den Anträgen der geordneten Eastan und Genossen sowie Dr. Niethamuu-- und Genossen betr. den Kohlenmaiigel. Sein Antrag gmg, dahin: Die Kammer wolle beschließen: l. die Antrag' Eastan und Genossen sowie Dr. Niethammer und Genossin, Drucksache Nr. 376 und 370, den Kohlenniangel bet res fr-.'m der König!. Staatsregierung zur sosortigeu Bcrücksichtigu s zu überweisen: 2. die Erste Kammer znm Beitritt zu düh- Beschlusse einziiladeu. Abg. Möller-Leipzig <Soz.) tritt dafür ei». -S n seitens der Regierung sosoitiae Maßnahmen ergriffen >r - - den iollen, damit die Sorgen des letzte» Winters u l.: wieder eintrete». Er verweise ans das Beispiel Leivzch: wo für einen jeden Haushalt 10 Zentner Kohlen ans Gri-- > einer Kohlenkarte sichergestellt werden. Abg. Günther lFoitschr.) wendet sich dagegen', S r die Kohlenknappheil ansgenntzt wird, um Hobe Kolüeupr- - -> zu erzielen. Dies sei pcsondeis im Zwickaner Revier >>' Fall. Er bitte den Herrn Finauzminisier um Austin : hierüber. Es müsse verlangt werden, daß sowohl die Kotz!-.» als auch die Briketts nur nach Gewühl verkauft wer) >. > ürftii. Abg. N i tz i ch k e - Leutzsch lNall.l weist daraus t, ,, das; die :jensurhehörde die Veröffentlichung wohlgemeint -r Vorschläge zur Frage der Kolüenversorgung nicht gestatte Abg. K r a n ß e lSoz.) tritt für eine bessere Entlohn,,, r der Bergarbeiter ein. Die Erhöhung der Löhne müsse n": den höhere» Kdhlenpreisen in Einklang stehen. Die ^ urlaiibniigen durch die Militärbehörde seien z» begrüße: Abg. Dr. N i e t h a m m e r <Nail.): Ans der A - spräche gehe bervor, d»iß die ganze Angelegenheit eine nn lvöhnliche Fülle von Material nnrsasse, so daß es kaum u:' sich sei, da,nil sertigziiwerdeii. Saclüe» dürfe nicht dane «