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Nr. L«8 «E». ^ahrq. Freitag »en i l. Mat Ml 7 «petckicklirktcll« A,4r VkedakUsn. rr«Sd«u-2L- 10, HolLKusUcaße 4» Fernsprecher 21 OttU Voftscherkkouto Leipzig Str. 147V7 «e,,,«vrktri ^ mit tlliisk. Vellage dlerteUährtlch it.4v In Dresden und ganz Deutsch land frei Hau» it.8» ^k; b, Oesterreich «„«gäbe» dlerlelsähUIch ».»« F». In Dresden cmd ganz Dculschland frei Hau» S.SIt ln Ocslcrrelch 4.VV X. Sliijel-Nummer I« z Ti« SSchsiiche BolkSzeltuna erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Anzeigen : hm« von GeichiisiSm,teigen bi? t« :>be. von ganiilienanzetgen ln» 11 Uhr vor>». Preis siii die Pelik-Lpallzcili SV Z, Im RcNa. nietetl VN ^ ^ür undeullicki geschriebene, sowie durch gern- ivrechcr ausgegebe!>e Anzeigen sonne» wir die Aerantivorttlchseii sü> diebtichiigkeudet repeS . nicht überitelimen. . Sprechslnndk der Redaktion: 11—IS Mir vonn. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der WochenbeikM. Das Iesuitengesetz und oie sächstsche Kammer In der Zweiten SäcWschen Stündckammer wurde . uz gestrigen Donnerstag eine Interpellation erledigt, die un.-'.: über die sächsischen Grenzen hinaus grobes Aufsehen oiregen wird. Die Nationalliberalen wollten nämlich u issen, wie die sächsischen Vertreter im Bundesrate bei der Abstimmung über die Aufhebung der Neste des/Jesuiten- gevtzes sich verhalten hätten und wetci-e Bedeutung die Sraatsregierung im gegenivärtigen Augenblicke dein 8 66 Absatz 2 der Staats-Verfassung beilege. Die Anfrage wurde begründet von dem Abgeordneten Dr. Kaiser, dem sulrurkampfspezialisten in der Kammer, der sich schon im Frühjahr 1614 dadurch unliebsam bei dem gcrechtdenkenden Liile des deutschen Volkes bemerkbar mochte, daß er sich in mehreren Kammerreden entrüstete über die Tätigkeit katho lischer Schlvestern in Sachsen und über die in Wirklichkeit rächt vorhandene große Vermehrung der Ordensfraucn im Königreiche. Tie Anfrage der Nationalliberalen diente einem ganz besonderen Zweck. Wenn sie lediglich die Art der Abstimmung hätte wissen wollen, dcrnn brauchten die Frager nur die Tageszeitungen zu lesen, in denen aus authentischem Munde das glatte „Nein" bereits zu ersehen war. Ebenso brachten die Blätter schon vor 14 Tagen die verbürgte Nachricht von dem starren Festhalten der Regie rung an dem bekannten Verfassungspcrragraptzen. Ter wahre Zweck der Anfrage war, wie der Abgeordnete Dr. Kaiser ausführtc, von der Regierung ein Be kenntnis zu verlangen, wie es allein vom iäch fischen Volke erwartet werde.. Das heißt mu anderen Worten, die sächsische Staatsregierung soll vor der ganzen zivilisierten Welt erklären, daß sie in einer wich tigen Frage nach wie vor den unduldsamsten Standpunkt emzunehmen gewillt ist und daß wahre Freiheit und ehr liche Toleranz nicht in dem Maße von ihr ausgeübt werden soll, wie es der Großteil des deutschen Volkes und die Mehr- beit des Bnndesrates verlangen. Diese Feststellung einer bedauerlichen Tatsache hat die sächsische Staatsregierung gestern durch den Mund ihres Kultusministers mit Nackzdrirck vorgenommen. Es hat keinen Zweck, sich mit der Begrün dung der Anfrage, wie sie der Abgeordnete Dr. Kaiser vor nehm, eingehend zu beschäftigen, denn die Geschichten von dem. Pater, der die Ketzerverbrennung noch im 2». Jahr hundert verlangt, von dem angeblichen Hauptorgan der Jesuiten, der Eivilta, von der Zensur der Schmähschrift eines englischen Jesuiten durch einen deutschen Pater, vom Kadavergehorsam, von der Nichtwchrpfiicht der katholischen wehrlichen usw. sind so häufig behandelt worden, daß es sich nicht der Mühe lohnt, nochmals darauf einzugelwin Etwas anderes ist es aber mit folgendem Punkt. Der Abgeordnete Dr, Kaiser hat der Neichsregiernng und dem Zentrum den ungeheuer schweren Vorwurf gemacht, sie hätten bezüglich des Jesuitengesctzes einen unerlaubten Handel getrieben. D:>r plötzliche Umstimmung deS Zentrums in der Kohlen- sici,erfrage lasse die Vermutung offen, daß das Jesuiten- e, «setz der Bewilligung der 6011 Millionen L ^ r k Kohiensten^.' r zum Opfer gefallen sei. Für die Reichsregierung haben wir nicht zu sprechen, aber länglich, des Zentrums müssen wir gegen die im sächsischen Parlament von einem Abgeordneten ausgesprochene Ber echtigung ganz entschieden Verwahrung e i n - i e gen. Das Zentrum hat noch n ie sogen. .Kuhhandel ge- in ben, weder in der Kohlenstciierfragc noch in sonst einem anderen Falle. Die Bereitwilligkeit der Mehrheit des- BundesrateS, den Rest des Jesuitcngesetzes aufzuheben, war uns schon vor einem Jahr bekannt, also z» einer Zeit, in di c man noch nicht an die Kohlensteuerfrage dachte. Das Zr mrum hat sich weder damals noch jetzt mit einer Anregung oder einem Vorschlag an die Neichsregiernng gewandt, um du beiden Fragen zu verquicken, und es hat auch keinerlei Anregung oder gar einen Vorschlag empfangen. Die »r- ipstingliche Abneigung des Zentrums in der .Zkohlensteuer- irc.ge war begreiflich, die Aendcrung der Fraktions-Haltung war lediglich die Frucht einer eingehenden Prüfung der Grunde der .Neichsregiernng.' Das. muß dem Abgeordneten Di. Kaiser genügen. Vielleicht wird ihm vom Reichstage >u»s „och eine weitere Antwort gegeben. Der Redner so wohl wie der Kultusminister haben sich kurz mit der Kriegs- beteiligung der deutschen Jesuiten beschäftigt. Sie gaben dir Verdienste der Jesuiten im Kriege z», die aber keiner besonderen Hervorbebnng bedürften, weil es Pflicht eines Men Deutschen sei, in diesem Kriege seinen Mann zu stellen. MW gegen Nie Men !»»»»,»«»- Das Neueste vom Tage! »»»»- »»»»»»»»- N MW deilW !M«lU (Amtlich. W. T.B.) Großes Hauptquartier 11, Mai 10l7. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Nupprecht Tie Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien erreichte gestern ans der ganzen Kampffront von Arms größere Heftigkeit. Die Vorstöße der Engländer bei Fresnoq, Roeux und zwischen Monchy und Eberish blieben erfolglos. Bei einem Versuche, Bnlleconrt durch Umfassung zu stürzen, wurde der Feind verlustreich abgewieseir. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Nach verhältnismäßig ruhigem Vormittag bat gegen abend die Kampftätigkeit zwischen Soissons »nd Reims wieder zugenommen. Stärkerer Artilleriekamps aller Kaliber entwickelte sich besonders a» der Straße Soissons Laon, beiderseits von Eramne, längs des Aisne-Marne- Kanals, in der Ehampagne und stellenweise auch in den. Argonneil. Starke französische Angriffe zwischen dem Winterberg und der Straße Eorbenq Bern, an Bac, sowie bei Prosues schlugen fehl. i Heeresgruppe Herzog Albrecht: Keine besonderen Ereignisse. Im Luftk-nupf und durch Abwehrfeuer wurde» am 10. Mai 18 feindliche Flugzeuge und ein Fesselballon zum Absturz gebracht. Leutnant Freiherr v. Richthose» zwang seinen 22., Leutnant Genteriuami seinen 20. Gegner. Oestlicher Kriegsschauplatz Die Gefechtstätigkeit blieb gering. Mazedonische Fron!: Erneute Angriffs-Versuche der Franzose» und Serbe» zwischen der Eerna und dem Vardar konnten an der für die Ententetruppen verlorenen Schlacht nichts mehr ändern. Sic wurde» restlos abgeschlagen. Aus den Truppcnmeldiingcn gebt hervor, daß der Feind in seinen dreitägige» ergebnislosen Angriffen besonders ichwere Verluste erlitten hat. Der erste Gerrcralquartiermeisler: Ludendorff. Weitere 50 000 Tonne» versenkt Berlin, II. Mai. (W. T. B. Amtlich.) Reue N Booto-Ersvlgs im Atlantischen Ozean. Vier Dampfer »nd drei Segler mit 21 000 Tvnnrn. Unter den versenkten Schiffen befinden sich n. a. folgende: der bewaffnete eng lische Dampfer „Hawildar" (4911 T.), Ladung Zucker, ferner zwei große bewassnete Dampfer und rin Tnmpscr, Ladung anscheinend Baumwolle, deren Namen nicht srstgestellt wer- de» konnten. Die drei Segler hatten Holz für England geladen. Ter Ehcf des Admiralstabco der Marine. Bcrlin, 10. Mai. (W. T. B. Amtlich.) Im Mittcl- mccr wurden nach neuen Meldungen 9 Tampser »nd 8 Seg- lrr mit rund 92 000 Tonnen versenkt, darunter am 11. April der italirnische, mit Munition beladene Dampstr „Eandia" (1045 T.), am 14. April der französische Dampfer „Gango" <0880 T.), am 10. April rin unbekannter dcwafsnctrr Dampsrr van rtwa 5000 T. ans einem Gclritzugr heraus, am 21. April drr englische ticfbrladrnc Dampfer „Wnrrior" 19674 T.), am 20. April drr brwaffncte englische Tampser „Rchnolds" (9204 T.) mit 4500 T. Kohlen auf dem Wege >>ach Port Said, am 20. April der italienische Segler „August Taranto!" (200 T.) mit Phosphat von Trinis nach Alexan drien, am 28. April der englische Dampfer „Svntiac" (9945 Tonnen) mit 5260 T. Mais, Erzen und Gerste für Italien. Ter Ehcf dco Admiralstabcs der Marine. Dos ist ohne Zweifel richtig. Es fällt auch niemanden ein, den Jesuiten ein besonderes Verdienst zuziischreiben oder gar für sic zu wünsciM. Was in wancheu Blättern izervor- geliobeir rvurde und was hervorgehoben werden mußte, ist folgendes: Im Kriege 1870/71 haben die Jesuiten vollauf ihre Pflicht erfüllt, das „dankbare" Vaterland bat aber 1872 ihnen die Türe gewiesen, sode.ß das freundlichere und weniger furchtsame Holland ihnen ein Asyl bieten mußte. Trotz der intoleranten Haltung der Neichsregiernng stellten sich bei Kriegsbeginn alle gesunden deutsckwn Jesuiten ihrem imdankbaren Vaterlands zur Verfügung und zwar nicht zur Arbeit in einigen Lazaretten weit hinter der Front, sondern zu der Arbeit, die ihnen von der Heeresleitung zugewiesen wurde. Das ist hervorgehoben worden, und diese erfreu liche Tatsache durfte unbeschadet der wahrhaft glänzenden Leistungen unseres ganzen Heeres ganz ruhig erwähnt wer den. Es konnten auch ruhig die Ordensauszeichnuirgen mit- gcteilt werden, denn von jedbm anderen Helden liest man sie a»ch. Wir wissen, daß die Jesuiten kein Sonderlob be anspruchen, aber ihre Daterlandstreue, die sie trotz der schmachvollen Behandlung bewiesen, verdient doch min destens ein Wort der Anerkennung. Und nun zur Antwort des Kultusministers. Der Kultusminister hat bestätigt, das; im Bundesrate die sächsischen Stimmen gegen die Auf hebung des Jesuitengesetzes abgegeben worden seien und daß er in Uebcreinstimmung mit dem Neichsjnstizamt und dein sächsischen Justizministerium an der Auffassung sesi- halte, daß der 8 60 Absatz 2 der sächsisclze» Staatsverfassurrg und die übrige» landesgesetzlichen Bestimmungen durch die leichsgesetzliche Aufhebung des Jesuitengesetzes nicht be rührt werden. Sie bleiben nach wie vor i» Kraft, d. h. trotz der Aushebung' des Jesuitengesetzes darf kein Jesuit in Sachsen irgendeine Tätigkeit in Kirche und Schule auS- üben, er darf auch keine Exerzitien oder Vorträge, die mit der Ordenstätigkeit Zusammenhängen, halten, geschweige denn eine Niederlassung gründen. Damit hat der Kultus minister den Wunsch der nationalliberalen Fraktion er füllt, er bat vor aller Welt festgestellt, daß Sachse» den Jesuiten nach wie vor verschlossen bleibt und daß somit die „Wiege der Reformation" weiter das Land der Unduldsamkeit gegenüber den Katho liken bleibt. Wenn Dr. Kaiser in der Antwort den Wuiffck» des ganzen sächsischen Volkes erblickt, so täuscht er sich, den» die 250 000 Katholiken in Sachsen oder vielleicht einige weniger teilen diesen Wunsch nicht und der Verlauf der gestrigen Sitzung i>at wohl den Nachweis erbracht, das; diese Anschauung auch im iiiclstkatholischeir Lager viel Freunde hat. Der Abgeordnete Kostet meinte übrigens sehr treffend zu diesem Punkte „Mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten". Der Kultttsmiriister meinte in seiner kurze»,Begründung, die Rücksicht sei ans die katholischen Mitbürger stets mit größter Unparteilichkeit geübt worden, was wiederholt die Anerkennung der höchsten katholischen kirchlichen Stellen gefunden bade. Wir geben den guten Willen der höchsten Staatsstellen zu, aber größer wir ihr. Wille ist das Gesetz. Und da sagen wir mit allen aufrichtige» Katholite». i» Sachsen gibt es nickst nur in der fassmig, sondern auch i» -er Gesetzgebung . Punkt, der nicht »irr eine Unfreundlichkeit gegenüber de« katholischen Volksteil darstellt, sondern der ihm direkt di? Gleichberechtigung versagt, ihn in seinem kirchlichen Leben beengt und ihn in der Freilieit der Ausübung seiner kirch- liche» Rechte und Pflichten so einschnürt, das; man direkt von einer Intoleranz reden kan». Es ist nickst gut, vom Kultusminister aus die R ü ck s i ch t e » hinzuweisen, die auf die katholischen Mitbürger genommen worden seien, denn cs werden keine Rücksichten verlangt, sondern Gesetze, die uns die erforderlichen und begründeten Rechte verschaffe»«» und schütze», Rechte, die dem Geiste der Zeit entspreche»» und die mit »»haltbaren Traditionen den Bruch vollzieh««, der angesichts der gegebene» Verhältnisse mm über kurz oder lang doch einmas vollzogen werden soll und nrnß. Sachsen hat gewiß 04 Prozent Protestanten, aber dadurck» dürfen doch die 0 Prozent Nichtprotestante» nicht in ihre» Rechte» beeinträchtigt werde», Rücksichten sind schön, aver Recht ist doch sicherer und besser. Eine Auszählung der r«us> drückenden Gesetze wollen wir heule, unterlassen, aber wir dürsen doch betonen, daß der katholische Volksteil diese Ge setze und Bestimmungen bitter empsindet »nd das; diet», Empfindling eine Mehrung erfahren bat durch die gestrig Erklärung des Kultusministers. Tie im Königreich Sachsen lebenden Katholiken erblicken in der gestrige» EikläriuiA des Kultusministers einen Akt unfreundlicher Unduldsam» " i - - ''k