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Nr. V4 Freitag den 20. März 1917 Vezua-preiS, «>i-a»lit ^ mit Uliiltr. Bcilaac diertklZghrti» l 2.40 <>/. Trr^dkn und gan^ Tculsch lund in!i tzauc- 2.*iL ,tk: in Lei!,rrc>ch! s.:>« »i. «nLgobe » dicrtrllährlich 2. >v .«. In I Dresden und aanj Deulsrdiund frei Hau-' I 2.22 .V: t» Oesterreich 1i»v X. ikinzcl-Nummer 1« 4. Die SS chsische BdirSzeitung erscheint an allen I Wochentagen nachmittags. ! Sächsische Nolksrettun- «eichSstsstelle und lllevnktion: 18, Hollieinstraffe -18 Fernsprecher 2 t 388 Postscheckkonto Ec-lpzig Vir. 14 71,7 Anzeige» - j Annadme Non KeschüilSanjeiarn tik l t« ,N> don 3n!Ni!ien»»ze!gen dis l l Ute ,. I Preis i n die Peru -pattjeü, 2«> 4 »» !> > >.». niete,I VN >s. I giir uiideiittlck geschriebene, iewie dnich >«r» . Wrecher auigegedene iüni.ig, ,, tonn n >, . . - ' PeouuweNIlchteN fni die,>i,chNgteil t >< -,/!«< l nichl üdeuiettti» ,i- Ltrechitunde drr eiekattien: tt-l2'.:i)r do,u.. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrnmspartei. Ausgabe^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Der Runzler iin Reichstage Der Kanzler im 'Reichstage Im deutschen Reichstage bat gestern die Beratung über das Gebalt des Reichskanzlers und über den Haushaltsplan des Auswärtigen Amtes begonnen. Hierdurch wurde allen Parteien Gelegenheit gegeben, sich über di? wichtigsten unteren und auswärtigen Fragen zu äußern. Das ist denn mich ausgiebig bennbt worden. Die preußische Wahlrechts reform, die russische Revolution und der Eintritt Amerikas m den Krieg bildeten den (Gegenstand der Besprechung durch Redner aller Parteien. Die preußische Wahlrechts- resorm wird von sämtlichen Parteien gewünscht. Der .preußische Ministerpräsident und die konservativen wollen eie Losung der schwierigen Frage erst nach dem Kriege vor genommen baben und die übrigen Fraktionen sosort. .Zweifellos ist eS Dache des preußischen Abgeordnetenhauses, die Angelegenheit zu betreiben, aber ans der anderen Seite darf nicht verkannt werden, daß der deutsche Reichstag das Recht bat, seinem Unwillen über die allzu lange Ansrecht- erbaltung einer offensichtlichen Rüctständigteit in dem größten Bnndesslaat Ausdruck zu geben. Das ist kürzlich geschoben und darüber haben sich einige Mitglieder des preußischen Herrenhauses nicht sehr freundlich geäußert. Die .Reden in dieser.Körperschaft bildeten gestern einen Gegen stand der Zurückweisung durch alle Parteien ausge nommen die Konservativen--und bei dieser (Gelegenheit wurde der Wunsch ans recht baldige Vornahme der preu ßischen Wahlrechtsreform erneut unterstrichen. Der .Ranz Kr, der naturgemäß im Hanse erschienen war, nahm z» einer längeren Rede das Wort. Er blieb dabei, daß in dem Augenblick, in dem der Kampf ans allen Fronten sich dem Höhepunkt nähere, in dem alle Kriegsnütlel in voller Tätigkeit seien, in dem die meisten Wähler des Reiches SllmtzweDr bildeten, wichtigere Dinge der Lösung harrten als die gewiß wünschenswerte und notwendige Reform. Rach dem Kriege wird sie gemacht und dabei unterstützten üin die Konservativen vollzählig, also auch die, die seinen Sturz so eifrig betreiben. Man kann andererseits der Mei nung sein, daß es den Kämpfern besser znsagt, wenn sie wissen, daß dabeim die Ordnung geschaffen wird, die sie bei ihrer Rückkehr zu finden bosfen. Es soll und darf nicht gleich nach dem siegreichen Frieden der Kampf um innere, Dinge entbrennen. Aber gegen den Willen des Herren tanses, gtsgon den des Ministerpräsidenten ist nichts zu wollen, so bedauerlich die Feststellung auch ist. Vorher batte der Kanzler sich über unsere Stellung zu den jetzigen Vor- gangen in Rußland geäußert. Wir milchen uns nichl in die inneren Angelegenheiten Rußlands, so erklärte er. Datier wirb weder Deutschland, noch der Kaiser an der Wieder herstellung des Zarentums arbeiten, so betonte er. Wir lieben mir ein Interesse an der neuen Regierung, wenn sie die Hand znm Frieden bietet und im Frieden mit uns arbeitet. Der Zar hat seinen Fall selbst verschuldet, denn er hat sich allen Reformen stets widersetzt, und als nach der Revolution im Jahre 1905, unser Kaiser ihm dringend ge raten hat, die Wünsche seines Volkes zu berücksichtigen, da bat er diese Vorstellung unbeachtet getanen. Wie man sich bettet, so liegt man. Das mußte seht der .-Zar erfahren. Die russischen Verhältnisse können sich zu snedensfreundlichen stnständen gestalten, ob sie eS tun. bleibt abmwarten. Und was Amerika anbekangt, w versichert der Kanzler erneut, daß die deutsche Regierung nichts tat. was einen Zwist mit Amerika heranfbeschwören mußte. Wenn England auf dem Baden des Völkerrechtes geblieben wäre und wenn Amerika nickt in so unverantwortlicher Weise die Feinde unterstützt batte, dann brauchten wir die völkerrechtlich zulässige Waffe des ungehemmten Tanchboootkrieges nicht anziiwend"n und der Krieg wäre schon zu Ende. Dich mit allen erlaubten Mitteln wehren, ist setzt notwendig geworden. Da? deutsche Volk wußte das alles schon, ober es wor doch nötig, es noch mals zu betonen gegenüber dem Auslände, einerlei, ob es uns freundlich oder feindlich gesinnt ist. X ---!' - ' Deutscher Reichstag Berlin, 29. März. Der Reichstag bmat zunächst den Rotetat, der den Reichskanzler ermächtigt, für die nächsten drei Monate die laufenden Ausgaben des Reiches Meiler zu leisten. » Abg. Bernstein (Soz. A.-G.) begründet die ab- atmende Haltung seiner Fraktion. Seine Freunde lelmten den Etat auch im Hinblick ans die Vorgänge in Rußland ab. Die Ablehnung sei ein Gruß an alle Sozialdemokraten in »llen Ländern, die an der internationalen Politik des I Das Neueste vom Tage i »»>»»»»»- «»»» I» MW »Me WMW (Amtlich. W. T. B.) Großes Hauptquartier, 30. März 1917. Westlicher Kriegsschauplatz An der Artois-Front war der Artilleriekamps lebhaft. O-estlich von Neuville Dt. Vagst griffen kanadische Regi menter unsere Stellungen viermal während der Nacht an; sie sind stets verlustreich znrückgeschlaaen morden, einige Ge fangene in unserer Hand geblieben. Beiderseits der Straße Peronne Fins wichen unsere Sicherungen »ach Gefecht mit stärkeren englischen Kräften in der Linie Riiyaiilroiirt Sorel ans. Nordöstlich von Soissons versuchten französische Ba taillone vergebens, bei Neuville und Margival Boden zu gewinnen: unsere Posten wiesen sie verlustreich ab. Am Aisne-Marne-Kanal deuteten Ansammlungen .zwischen Sapignenl und La Neuville ans einen sich vor bereitenden Angriff, der durch unsere Batterien nieder- gebalten wurde. In der Ehainpagne iind gleichialls Bereiljlelinngeu französischer Angrisss.tuppen William beschossen worden. Im Parroy-Walde (Lothringer Front) holten unsere Stoßtrupps l!) Gefangene ans den feindlichen Gräben. Oestlicherr Kriegsschauplatz Heeresgruppe des GcneralseldmürlchallS Prinz Leopold von Bauern Westlich von Dünabnrg scheiterte ein Angriff mehrerer lumicher Kompanien in unserem Feuer. An der „F r o n t d e s G eneralob e r st en Er z h erzo g I oseph: und bei der H e e resgruppe d e s G e n e r alfeld m a r s ch alIS v. Mackensen keine Ereignisse von Belang. M azedonis ch en Fr o n t Eltuiidnngsubtcilungen erbeuteten bei einem Vorstoß in die französischen Gräben zwischen T Hilda- und Piespa- See mehrere Schnelladegewebre und reichliche Miinitivns- Vorräte. Ter erste Generalgnartiermeister: Endenden',. Berlin, 30. März. lAintlich.i In der Nacht vom 23, zum 29 März haben Teile unserer Seestrciikn'iste das Sperrgebiet vor der Südosiküste Englands abgestreist. Außer dem bewaffneten englischen Dampfer „Mascotte". 1097 Br. Nzstr.-To., der acht acht Seemeilen ösllich Lovesloft angetronen und durch Artilleriefener versenk! wurde, sind weder feindliche Streitlräste noch Handelsverkehr gesichtet worden. Sieben Mann der Besatzung des Dampfers „Mnseolte" wurden gefangen genommen. (W. T. B.» Ter Effet des Admiralstabs der Marine. Mnssciikiiiidgebliiigeii i» Petersburg Berlin. 30. März. In Petersburg fanden laut ..Berl. Tagebl." am Sonntag ivolil l 0 0 B o l k s v e r - f a m m I n n g e n siatl. in denen die demokratische Revnblik verlangt wurde. Eine bedenkliche Zunahme der ertreinen Strömung ist nicht zu verkennen. Die italienische Kuhlciiciiisuhr Im Hafen von Geiina, dem Hanpteingangsbasen für Koblen in Italien, ist die Kvbleneinjnhr im Januar dieses Jahres ans 1.13 300 Tonnen gegen 212100 Tonnen im Vorjahre und im Februar ans >02 300 Tonnen gegen 220 900 Tonnen im Vorjahre zurückgegangen. Aufregung in Paris Das ..Beil. Tagebl." meldet: Die Auslegung in Paris über die Erplosion in Bapanme ist sehr groß. Bis jetzt konnten die Leichname der unter den .Trümmern des Rat hauses begraben liegenden Abgeordnete» von Arras, Biquet und Faillandrer nicht geborgen werden. Proletariats ieslbatten. Die Vorlage wird daraus m a llen drei L e s n n g e u aeaen die Stimmen der d-aid-eo sozialdemokratisüien Fraknonen a n g e n o in m e n. (.' s folgt die dritte Leimig der Srenervorlagen. Abg. (tz orbein l Vp.l beantragt Stenern eiwul I - lvüterbesöidei img durch die Ttraßenbabnen siir die Fäbe. in denen die Ttraßenbalme» an die stelle des Ulolltuh: unlernebmers treten. Abg. >!'e i l iSoz.t iiimmt dem Zuschläge z» b.n Kriegsslenern zu und leimt die Noblen und Verletze slenern ab. Abg. Henke «So;. A. G.) erklärt die Aunabme.,,^st .Roblensreneigesetzes für ein Verbrechen am Volle mzd hält einen Ordnnngsrns. Tarans tvird das N r i e g s ir e >i e r g e s e oluie An sprache angenommen ebenso das S i w e r u n e r g e j e v. Bei dem V e r i e I> r s st e » e > a e s e n tvird l gestern im Hainmelwtnng ans Antrag des Abg. Mumm (D. Fr.) beschlossene /Freilassung mit 17.9 gegen 1 >2 Skim men bei 17 Stimmenthaltungen gestrichen. Der Antrag Gotbein iFortscbr. Vp.) wird angenommen, eN'nio dac Gesetz im ganzen. Znm Zt o h l e n st e n e r g e s e p fordert ein sozialdemokraiiscku'e Antrag, das den Gemeiudeu. die den Inbabern van Kleinwobnnngen billige s>rusbraud kable beschaffen, vom Reiche nicht die halbe, sondern dra ganze .Noblenslener znriickerstattet iverden ''oll. Ter Antr'g tvird in namentlicher Abstimmung mi! l31 gegen 130 Sttin- men bt i 7> Enlualtnngeu abgel.'lmt lii.d das .Noble-.:?- - -» gesetz gegen die beiden sozialdemolratischen Fraktionen an?, die Polen angenommen. Tamil sind die Skenervorlaaeu u>> dritter Lesung erledigt. Es wird in die Beranina des Etats lür den R e i cb s t a n z l e r n n d d a s A u : - w ä r t i g e A in t eingeireten. Ein sozialdemokratischer A:> - trag verlangt einen Ausschuß zur Beratung von Reformen, die ans die politische Neilordiinna im Tentschen Reiches zielen. Tiefem Ansschnsse sollen alle einschlägige» Antrag liberiviesen tveeden. Tie Sozialdemokratische Arbeitsgemein schast bat in der Form einer Entschließung ibr ganzes Ai - beitsprogramm eingebracht. Tie Abgeordneten G r o b e r (Ztr.) und Prinz zu S eff ö n a i ch E a r o l a t b berichten nber d> - Verbandlnngen des Ausschusses. Abg. Tr. Tpabn (Ztr.) iveisi die im preußischi u Herren!>am'e gegen den Reichstag erhobenen Vorwürse zu rück. Ter Reichstag liabe sich gerade jetzt ii» .0liege ini Interesse des Valerlandes eine große Beschränkung aufer- tegt. nüe da-.- Ermächtigungsgesetz für den Brimdesral weist'. Ter Reichstag könnte verlangen, daß die groß'.' Masse von vielen Famenden von Betemiilmactmiigeu erck vem ibiii gebilligt iverde Im vakeiländi'chen Interesie. run, eine ichnellere Erledigung zu ermöglichen, sei daran, ver zichtet worden. iSeffr gut!» Ter Eruäiii nugsbeiral sei mit Zustimmung des Bnndesrale.- eingesetzt worden. AmI die Beingniiie des H a n p I a n > cb n ' , e s seien im Ein verständnis mit dem Bnndesral erweitert woeden. T--s V>-äsidinm des Hei renbanies habe in teiner Weite veeznchl, die stellte des Reübslgges zu tvaliren. Tarnm müssen wir e> klären: T a s H e r > e n l, a n m a g v v > sei » . r e i g e n e n r >> r l e b r e n n n d n n - i n R n l> e Ia , s e n. tLebliasle allgemeine Zustimmung.) Tee Reichskanzler habe eri.läit daß das Erleben diei,-.- .Nri-'ges zu einer Um gestaltung unserer inneivolitischen Verbällnisse sühren müsse, daß eine W a ff l r e s o r m i » P r e n ß e n temmen »'erde. An mb b.'l'nlne den llieill'slaa die preußisch-' lllalll- reebtssrage nirbl. UÜnse: Na. na! links und im Zenlrnm.) Aber diese Frage mlereffiere alle Deutschen tBeisall links und im Zenlrum.i Tie vrenizisebe zsentriim.-sraktivn bab? sirti auch bemüb! eine wlebe Walilresorin berbeiziisüliren, nin diese Ttreiliimm' ans der Welk zu schassen. Der stlernR-- kanzler ivünsche. fährt der Redner fort, eine Politik der Ttärle naet, Innen und »all, Außen. Da-:- sagte er in Preußen. Te>selbe Gedanke -kann aber auch bei »ns in» Reieffe Anwendung finden. Auch wir sind bestrebt, ein starkes und junges Volk an- dein Kriege m bringen dem (steif! de-. Volkes neue Richtung zu geben, neue Arbeit zw leiste». Wenn es „ns gelingt, das Bewußtsein der Verant wortlichkeit des Einzelnen zu stärken, dann iverden wir mich stark werden in unserem wirtschaftlichen Leben. (Inzwischen bat Reichskanzler v, B e t b i» a n n - H v > l w e g dem Saal betreten.) Wir setz"», sagt der Redner weiter, wie Eng lands Verbündete ibm ibr? Telbständigkeit opfern. AinerEr hätte durch Vereinbarung mi! uns seine Interessen waff'rn können: aber daß es dauernd unsere Feinde mit Krieas- material versorgt, dos dürfen wir nicht znoeben. Wie mich