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!r. S Dienstag den S. Januar 1917 vezu^prec«, ^ mit tiluslr. Bcila länd srei §au» S.8L »^8 X. «»««abe Dresden «10^» In srei Hau» Die Stchj c> W » «ertelsShrU» ».I« u»d ganz Deutschland : in Oesterreich 4.»» X Etnzel-Rummer 1» z. olkrzeituna erscheint an allen tagen nachmittag». Sächsische Nolkszeilulm «-schSstsstell- m»d «-»aktümr Dresden»«. 16» Holtzrdiftrahe 4» Ferufprecher 21S66 PostschriSonlo Leipzig Nr. 147»? Aniei,«», > Anna dm« von »eschüstitanjetaen dis I« Utzr. >on Familienanjtigen bi» II Uhr dorm. > Preis sü, dir Pettt-SpaUieile i»v ^. im Rr>a- meicil SV z. ! Für undeutlich geschrieben», sowie durch Fern sprecher -usgegedene Anzeigen können wir die 1 «erantwortlich teit sür die Richtigkeit des Lerte» nicht übernehmen Sprechstunde der Redaktion: I I—1» Uhr vorm. -2 Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. Die deutschen Kolonien in und nach dem Kriege Von Stn-iSgenchlsrvl Lcyiourzc'(Lipvsradl) Mitglied des Reichsiages und des Preukncycn -aa» oconklenhulscs Die deutschen Kolonien sind nach heldenhaften Käinpsen in die Hände unserer Feinde gefallen. Nur Deutjch-Ostafrika wehrt sich noch mit dein Mute der Verzweiflung gegen die Uebermaäft seiner Gegner, und wenn unfern Kriegern dort meist die Munition und die Lebensmittel ausgehen, werden nur noch manche Heldentat von ihnen zu hören bekommen. USind sie doch in letzter Zeit sogar auf portugiesisches Gebiet übergetreten und haben dort das Fort Newala gestürmt. «über haben die Heldentaten unserer Kolonialkrieger in der deutschen Presse lvenig Beachtung gefunbcn. Das wird aber wobt seinen triftigen Grund darin haben, daß die Presse in Beziehung auf die kolonialen Kämpfe auf die lügnerischen Berichte der feindlichen Telegraphen und der feindlichen Presse angewiesen war. Die Entente hat bei Beratung ihrer U'irtfllsaftliäsen Kampspläne es offen aitsgesproclM, daß Deutschland seiner Kolonien beraubt werden solle. Sie hat dos Privateigentum, soweit es nicht von ihrer Soldateska, die englischen Offiziere sind dabei beteiligt gewesen, geraubt Aist, beschlagnahmt, die Geschäfte liquidiert, die Bücher ver kannt, Häuser und Plantagen sequestriert, die deutschen Be wohner einschließlich der Frauen und Kinder in fieber- «chivangere Konzentrationslager geführt, nachdem sie unter den Augen der schtvarzen Bevölkerung in der gemeinsten Weise mißhandelt sind. Alle diese Maßnahmen sind bewußt erdacht und ansgeführt, um die Dentsck>en in den Augen der icisivarzen Bevölkerung herabzusetzen und ihnen das Wieder- lommen zu verleiden. Das Neichskolonialamt hat in einem -B8 Seiten starken Berichte, von dem 21-1 Seiten amtliche Protokolle der Aussagen der eidtich vernommenen Zeugen enthalten, das Verhalten der englisckM IMd der unter eng lischem Oberbefehl stehenden französischen Trupzwn gegen die weiße Bevölkerung in Kamerun und Togo gegeißelt und das England, das ja die Kultur allein gepachtet haben will, in seinem wahren „Charakter" dargestellt. Dieser Bericht imrd England ein niemals zu verwischendes Denkmal in der Kolon ial-Geschichte aller Zeiten setzen, »vorüber es sich später noch öfters zu verantworten haben wird. Auch hierüber l»rt die deutsche Presse nur kurze Notizen gebracht, anstatt Tag sür Tag die pharisäischen Engländer durch eine Verössent- lichung der schwerwiegendsten Vorwürfe in ihrem rechten Lichte zu zeigen. Wäre es umgekehrt, so würden 0 Wochen lang in englischen, französischen Zeitungen und auch in der Presse der neutralen Länder Tag sür Tag Berichte und Artikel gegen die „deutschen Hunnen" geschrieben, unsere deutsche Presse wird sich wohl auch weiter ausschweigen. Der Friedcnsvorschlag des deutschen Kaisers hat min auch die Erörterung der Kriegsziele in Beziehung auf unsere Kolonien in Fluß gebracht. Leider hat man in der letzten fteit den Gedanken in die Oeffentlichkeit geworfen, durch den ftusammenschluß der Vierbundsmäch-te seien die Kolonien zu ersetzen und es gibt Leute, die allen Ernstes diese Behaup tung ansstellen. Wenn Deutschland, wie vor dem Kriege Weltliandel, Weltindustrie, Weltpolitik treiben will, was es nach der Gliederung seiner Bevölkerung unbedingt tun muß, dann ist es eine reine Unmöglichkeit, unsere Kolonien durch «ine kontinentale WirtschaftS- und Bündnis-Politik zu er setzen. Kolonien gehören unter allen Umständen zum Rüst zeug in dem wirtschaftlichen Kampfe, den England, auch wenn im Fricdensschluß das Gegenteil sest- gesetzt wird, gegen uns führen wird. Ohne Kolonien keine Weltpolitik, kein Welthandel. Man bilde sich doch nicht «in , daß von dein Zusammenschluß der Vierbundsinächte Deiftschland den größten Vorteil haben werde. Das Resultat wird ein ganz anderes sein. Wir setzen mit einem solchen Bündnis die Türkei uird Bulgarien in den wirtschaftlichen Sattel, und bann tvird uns der Handelsvorteil unversehens aus der Hand gleiten. Die Armenier, die türkischen Griechen, die Griechen selbst und die Juden in Bulgarien und der Türkei sinck vorzügliche Handelsleute und werden schon dafür sorgen, daß alle Vorteile des Bündnisses in ihrem Heimatland« verbleiben. Man irrt auch, wenn man glaubt, die Rohstoffversorgung an Deutschland könne aus den Wirt schaftsgebieten der Türkei und Bulgariens beschafft werden. Gewiß könnten wir Baumwolle. Oel, Leder. Tabak und andere Sachen von dort beziehen, aber erst dann, wenn eine indolente landwirtschaftliche Bevölkerung zur intensiven Kul tur herangebildet ist, oder wenn Plantagenwirtschaft durch fremdes Geld eingefllhrt ist. Beides dauert aber, wie die Entwickelung unserer Kolonialwirtschaft. Jahrzehnte. Es ist ja richtig, daß unsere Kolonien im Jahre 1918 noch kein Prozent unserer gesamten Einfuhr deckten. Aber was ist denn auch von unseren Kolonien bisher durch unsere Kolo nialpolitik in der Eingeborenen-Kultur sowohl wie auch in der Plantagenwirtschaft erschlossen? Sicherlich auch nicht s Das Neueste vom Tage I > '"»»»»»»»» ^ ' > »»»II 8kl MW SkllW AgkrUMl. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, den 9. Januar 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Bei guter Fernsicht war die beiderseitige Fcuenätig keit an vielen Stellen lebhaft. Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalseldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Klare Sicht begünstigte die Kampstätigkeit der Artil lerie an verschiedenen Stellen. Erneute feindliche Angriffe beiderseits der Aa wurden restlos abgcwiesen. Nächtliche Vorstöße russischer Iagdkominandos zwischen Friedrichstadt und Chaussee Mitau-Olai blieben erfolglos. Bei dichtem Schneegestöber gelang es dein Russen, die ihm am 1. Januar entrissene kleine Insel Claudon (nördlich Jlluxt) zurückzugewinneii. Sein weiteres Vor dringen gegen das westliche Düna-Ufer wurde verhindert. Front des Generaloberst Erzherzog Josef: Hartnäckig verteidigt der Feind die aus dem Bercczker Gebirge in die Moldau-Ebene führenden Täler. Trotz un günstiger Witterung und schwierigster Geländeverhältnisse in dem zerklüfteten Waldgebirge drängen unsere Truppen ihren Gegner täglich Schritt für Schritt zurück. Auch gestern wurden beiderseits des Casimi unb Susita-Tales verdrahtete, stark ausgebaute Stellungen im Sturm geuommeu und trotz verzweifelter Gegenstöße gehalten. Heeresgruppe des Geileralfeldmarschnllö von Mackensen: In Ausnutzung ihres Sieges dränge» die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen weiter nach Norden vor und erreichten, feindliche Nachhuten werfend, den Putna- Abschnitt, dessen jenseitiges Ufer der Feind in einer neuen Stellung hält. Beiderseits ist der Russe in die Linie Eranaeni-Nancsti geworfen. Garleska wurde gestürmt und gegen nächt liche Angriffe gehalten. Die gestern gemeldete Beute hat sich auf 98 Offiziere, 5400 Mann, drei Geschütze und zehn Maschinengewehre erhöht. Mazedonische Front: Nichts Wesentliches. Der Erste Generalquarticrmeister: Ludendorss. Deutsch-türkische Verträge Berlin, 9. Januar. Wie die „Voss. Ztg. erfährt, sollen die zwischen Deutschland und der Türkei schon vor einiger Zeit abgeschlossenen Verträge heute nnterze > ch net werden. Damit beginnt ein neues hochbedeutsames Kapitel der deutsch-türkischen Beziehung. Heute abend trifft in Berlin der türkische Finanzminister Dschavid Bey ein, um die finanziellen Verhandlungen sorizusühren, die schon seit einiger Zeit zwischen den leitenden Finanzkreise» bei uns und der türkischen Regierung schweben. Urbrr das Ergebnis der Ententekonseren; behält die italienische Presse ihre Zurückhaltung bei. Dazu bemerkt das „Berk. Tagebl ". Ihre Sprache sei sehr klein- logt. Die „Bett. Post" schreibt: Allen Anstrengungen unserer Feinde werde unsere Oberste Heeresleitung in dem gewohnten siegessicherein Zielbewußtsein zu begegnen wissen. Das sei unser Trost gegenüber den Prahlereien, die man sich in Rom geleistet hat. Die „G ermani a" bemerkt: Die Ententemimster möchten beschließen, ivas sie wollten, bei uns kennt man schon den Ansgang des Hornberger Schie ßens. Julius Bachem schreibt im „Tag": Mit For meln und Phrasen wird der Weltkrieg nicht entschieden, sondern mit allen Machifaktoreii, die entscheidend auch ans das Zustandekommen des Friedens drücken würden. mehr wie l Prozent unseres Gcsamtbesitzes der tropl;äo- Kolonien. Tropiickx' Produkte wird uns das Wirlsckafts gebiet von Bulgarien und der Türkei überhaupt nicht liefern, können. Dagegen liefen! uns unsere.Kolonien sctwn relativ bedeutende Mengen von Kakao, Kvpra.. Palmkerne und Palmöl. Was tropische Kolonien leisten können, beweis«: Südnigerien. Letzteres lxitte im Jahre 1912 bereits eine Ansfnbr an Palmkernen und Palmöl von zitta 90 Million.'!! Mart. Dieser Umstand hat England veranlaßt, einen Ans suhrzoll von enormer Höhe darauf zu legen. Es gewinnt dadurch Geld zum Kriegsühren und hofft den blühenden Maraarinehandel Deutschlands in seine Hände zu bekomme» Diese Tatsache und ein Blick auf die früheren Trnslversnckie im Kupfer, in der Baumwolle, im Petroleum beweisen die Notwendigkeit kolonialen Besitzes. Welche Woge ein Ena land im Verein mit Frankreich in einem zukünftigen Wirt schaftskriege einschlagen kann, wo dieie beiden Länder vio: Fünftel alles Kolonialbesitzes haben, beweis! doch i'ür »wen Kenner der Verhältnisse die sogenannte „offene Tür" des französischen Kolonialhandels, die für Deutschland beinabe cinem Handelsverbot gleich kam. Olme eigene Kolonien worden wir im wirtsckxfttlichen Kamps nach dem Friedens schloß, mag letzterer noch so günstig sein, unterliegen nno neiden auf Jahrhunderte hinaus unterdrückt werden, ivonn nur nicht wieder eine» neuen Entscheidiingskamps über di- Haiidelsberrschast beginnen wollen. Auch die. Holzfrage, die bei der Devastation des euro päischen Waldes auch in neutralen Ländern durch den Krioa brennend, werden wird, desgleichen die Frage billiger Kran snttermittel nach dein Kriege zwingt uns zu einer weiter n kolonialen Entwicklung, wollen wir uns nicbt auch hierbei mit gebundenen Händen dem wirtichaftsseindlichen Englanir übergeben. Unser bisheriger Kolonialbesitz muß uns deshalb nicht nur verbleiben, wir müssen auch unseren Kvlonialboü' nach Möglichkeit vergrößern. England sowohl wie Frank reich wären länqst am Ende ihrer Menschenkraft angelanq: wenn nicht der ungeheuere Kolonialbesitz ihnen geilano! bätte, Hunderttanseiide schivarzer, gelber und weißer Koll> nialtri-.'ger ans Australien, Kanada und den Eap.Kolonien nach Europa zu schleppen und für sich verbluten zu lassen Frankreich will noib jetzt 1 >F- Million schwarzer Kriege« bei »'.schleppen : das bringt es ja nicht serrig aber Hunden tausende wird es doch noch ans den Kolonien beranbolon Wie wird ein Dentschland ohne Kolonien jemals in Zutuns! einen Krieg mit der Entente wagen können? Dann wird es mal später in der Geschichte beißen ruck» „vae viclis" jo» dern „vae vietoribns", und das darf nicht «ein Aufnahme des deutschen Friedens angebotes an der englischen Front Ein Offizier an der Front, der mit kriegsgefangenen Engländern kürzlich gesprochen tiat, weiß über seine Ein drücke folgendes zu erzählen: Tie während der Somme-Kämpft gegen Ende des alten Jahres gefangenen Engländer, welche' ans allen Teilen des vereinigten Königreichs stammen, sowie die Kanadier und Australier lmben durchweg, mit ganz lvenigen Ausnahme», ans ihrer großen Fttedenssehnsncht und ihrer vollständigen KriegSmndigkeit kein Hehl geinacht. Ihre Stimmung stand- ganz im Gegensatz zu dem nach englischen Zeitungen angeb lich in der Heimat herrschenden kriegerischen Uleiste. Während man ini englischen Parlament und in der englischen Pr.-ne das deutsche Friedensangebot kühl aufnahm, teiltveisc w, a« ablehnend, hat die Botsck)ast des Deutjcoon Kaisers a» der englischen Front — sotveit sie den Soldaten durch Vorgesetzte oder durch Zeitungen bekannt wurde sin verschiedenen Se» secküsabschnitten war bis zum 19. und auch teilweise bi< Ende Dezember noch nichts über das Angebot bekannt) —» fast allgemein eine freudige Begeisterung ausgelöst. De« Grabeiikämpfer stellte sich vollkommen in Gegensatz zu den leitenden Männern in der Heimat. Nahezu überall gaben sich die englischen Soldaten der Hoffnung hin. daß daS An - gebot wenigstens der Ausgangspunkt zu Verhandlungen zwischen den Kriegführenden sein werde. > Die Briefe, weläie die englischen Soldaten aus der Hei« inat erhalten, geben ebenfalls Zeugnis von dem sehnlichsten Wunsch nach Frieden. «Angesichts dieser Stimmutrg hat die ablehnende Hai- tuiig der englischen Regierung große Erbitterung heryor- genifen. Die Rede Lloyd Georges hat die englischen So! daten enttäuscht: sie lwt ihnen ihre Wünsche und Hoffnungen auf baldigen Frieden durchkreuzt. Infolgedessen herrscht viel fach an der englischen Front eine unverhohlene Wut geg«,m ihn. Oft kört inan aus dem Munde der englischen Soldaten den Wunsch, daß er selber einmal einige Tage in der „wi « digsten Ecke des Schützengrabens" znb'tingen möge: be würbe ibn und die übrigen Schreier in d'er Heimat, die nicht