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Nr. L LS. Jahrg. Dienstag den 2. Januar 1917 X. v«1u,Spr»i>, .. ^ mtl iNiislr. Beilage vierteljährlich Fl I» Dresden und ganz Denisch- srei Ha»4 ».8» Fk; in Oesterreich A»s««ve 8 vierteljährlich L lv Fl. In Dresden und ganz Dcuischland frei Haus Fl! in Oesterreich 4.S« N. Sinzel-Bummer Iv 4 Die LächMche BolkSzeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Geschäftsstelle und Redaktion r Dresden »A. 16, Holbelnstrahe 46 Fernsprecher 21366 Poftscheökkonio Leipzig Nr. 14767 0 Anzeigen! Annahme von Gelchäftsanzeigen dis IN Ntzr. von Fainilienanzeigen dis 11 Uhr vorni. Preis sü> die Petit Lpaltzeiieit« g m> Zietta- melcil klt q stiir undeutlich gefchnebene. iowie durch Fern sprecher ausgegcdene itinzeigen tönuen wir die Bcrantwortlichleil sür die SIichiigteil des Textes nicht übernehmen Sprechstunde der Redaltiou: l l-I-T UHr vor»! c> o Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Die Antwort unserer Feinde Die Stellung des Vierverbandes zum Frieden Die Pariser „Agence Havas" verbreitete am 31. De- .i Mber einen Auszug aus der Antwort des VierverbandeS ans das Friedensangebot der Mittelmächte. Sie teilte da bei mit, daß am Abend vorher die Antwort dein Botschafter der Bereinigten Staaten in Paris durch den Minister- vräsidenten Briand übergeben worden ist und zwar, wie aus drücklich bemerkt wird, im Namen der verbündeten Regie rangen von Belgien, Frankreich, (Großbritannien. Italien, Japan, Montenegro. Portugal, Nninänien. Rußland and Serbien. In dem Auszüge beißt es dann. diese Mächte seien „vereinigt zur Verteidigung der Freibeit der Völker und treu der eingegangenen Verpflichtung, nicht vereinzelt die Waffen niederzulcgcn. Sie haben beschlossen, g emeins a in aus die angeblichen Friedensvorschläge zu antworten, die ihnen seitens der feindlichen Regierungen durch Vermittelung der Vereinigten Staaten. Spaniens, der Schweiz lind der Niederlande übergeben worden sind. Vor jeder Antwort halten sich die verbündeten Mächte ,i:r verpflichtet, gegen die beiden ivesentlichen Bebanptungen der Note der feindlichen Staaten Einspruch zu erhebe», welche auf die Verbündeten die Verantwortung f ü r den Krieg abwälzen wollen und die Sieg der Mittelmächt e verkünden. Die Verbündeten können diese doppelt unrichtige Bebauptnng nicht Anlassen, die ge eignet ist, jeden VerhandlungSversuch zur Unfruchtbarkeit zu verurteilen. Die. verbündeten Nationen ertragen seit 30 Monaten einen Krieg, zu dessen Vermeidung sie alles ge tan haben. Sie halten durch Taten ihre Anhänglichkeit an den Frieden nachgewiesen. Diese Anbänglichkeit ist jetzt cdenso fest wie im Jahre 1911. Nachdem«Deutschland seine Verpflichtungen verletzt hat, kann der von ihm ge brochene Friede nicht auf fein Wort gegründet wer den. Eine Anregung ohne Bedingungen für Eröffnung der Verbandlungen ist kein Friedensangebot. Dieser angebliche Vorschlag, der jeden greifbaren Inhaltes und jeder Genauigkeit entbehrend durch die kaiierlick-c' Re gierung in Umlauf gesetzt wurde, erscheint weniger als ein Friedensangebot denn als ein Krieg s in anöve r. Er beruht auf der systematischen Verkennung des Charakters des Streite- in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Für die Vergangenheit übersieht die deutsche Note die Tatsachen und die Zahlen, die feststellen, daß der Krikg gewollt, hervorgrnfen und verwirklicht wor den ist durch Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Im Daag war es ein dentscl)er Vertreter, der jeden Vor schlag der Abrüstung ablcknte: im Juli 191 t war es Oesterreich-Ungarn, das, nachdem cs an Serbien ein beispielloses Ultimatum gerichtet hatte, diesem den Krieg erklärte, trotz der sofort erlangten Genugtuung. Tic Mittelmächte haben darauf alle Versnclte zurückgewiesen, die vom Verband gemacht wurden, um dem örtlichen Streite «ine friedliche Lösung zu verschaffen. Das BeratnngS- angebot Englands, der französisck>e Vorschlag eines inter nationalen Ausschusses, das Verlangen des Kaisers von Rußland nach einem Schiedsgericht, die Bitte des Kaisers von Rußland an den deutschen Kaiser um ein Schiedsgericht, das zwischen Rußland und Oesterreich Ungarn am Vorabend des Streitfalles zustande gekommene Einvernehmen — alle diese Anstrengungen wurden seitens Deutschlands obnc Antwort und ohne Folge gelassen. Bel gien wurde durch ein Reich überfallen, das seine Neutralität gewährleistet batte, und das sich sich nicht scheute, selbst zu erklären, daß Verträge „Fetzen Papier" wären und das; „Not kein Gebot" kennt. Für die Gegenlvart stützt sich das Anerbieten Deutschlands auf eine ausschließlich cnropäisclte ..Kriegskarte", die nur den äußeren und vorübergeb en den Schein der Lage und nicht die wirkliche Stärke der Gegner an sdrückt. Ein Friede, der unter solchen Voraussetzungen geschlossen wird, würde einzig den Angreifern zum Vorteil gereichen, die geglaubt batten, ihr Ziel in zwei Monaten erreichen zu können und nun nach zwei Jahren bemerken, daß sic cs niemals erreichen werden. Für die Zukunft verlangen die durch die Kriegs erklärung Deutschlands verursachten Verwüstungen, die zahlreichen Anschläge, die Deutschland und seine Verbün deten gegen die Kriegführenden und gegen die Neutralen verübt staben, Sühne, Wiedergutmachungen und Bürgschaften (sanction, reparations, garanties). Deutschland weicht listig dem einen wie dem anderen aus. ?Fn Wirklichkeit ist die durch die Mittelmächte gemachte Er öffnung weiter nichts, als ein ivohlberechneter Versuch, auf s Das Neueste vom Tage s ««»»- >. ^8»»»«»«» -- »»»» Al mW »Me WMW. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, Januar l9l7. Westlicher «Kriegsschauplatz A rmee des G c n e r a l s c l d m a r s ch a l l s H e i z o g A l b r e cht vo n W ürtt e m b e r g : Fm Ppern-Bogen lebhafter Artilleriekamps. Englische Handgranatenangrisfe wurden abgewiesen. Heere s g r n p p e K ronprinz: In der Ebampagne. im Argonnenwalde und ans dein Ostnser der Maas drangen deutsche Stoßtrupps und Patrouillen in französische Grüben und kehrten mit Ge fangenen und Beutestücken befehlsgemäß zurück. Ein englisches Großflugzeug fiel in unsere Hand. Oestlicher «Kriegsschauplatz Front des Gcneralfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Unternehmungen russischer Jagdkommandos südlich von Riga, im Südwesten von Tünaburg und westlich von Stanislau blieben ohne Erfolg. Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph: Südlich des Trotosul-Tales gelangte der vieluin snittene Höhenrücken des Monte Falturan» durch frischen Ansturm in deutschen Besitz. Längs der aus dem Bereczker-Gebirgc zum Sereth führenden Täler warfen Angriffe den Feind weiter zu rück: »ns-erc Truppen erstürmten beiderseits des Oitoz- Tales mehrere Höbenslellungen. Zoveja im Jusita-Tal ist genommen. Russisch-rumänische Vorstöße wurden zurück- geschlagen. 300 Gefangene cingebracht. Heeresgruppe deS Generals nld in arickalls v. Mackensen: Die neunte Armee zwang den Russen, in starkem Nach drängen seine Nachhuten werfend, zu weiterem Rückzüge. Von Westen und Süden nähern sich deutsche und öfter teichisch-nngarische Truppen den Brückenkopfstcllnngen bei Focsani und Fnndeni. lieber 1300 Gefangene und viel Kriegsmaterial blieben in der Hand des unermüdlichen Verfolgers. Zwischen Buzanl und Donau hält der Gegner seinen Brückenkopf. Ocstlich von Braila, in Vor Dobrudscha, nahmen deutsche und bulgarische Truppen zäb verteidigte Stellungen des Russen und warf ibn aus Macin zurück. In den Kämpfen zeichnete sich das pommersche Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 9 ans. Mazedonische Front: Keine besonderen Ereignisse. Der Erste Generalquartiermeister: Ludenderff. Rasputin einem Mordanschlag erlegen Laut „Lokalanz." ist der russische einflußreiche Wunöer- mensch Rasputin einem Mordanschlag erlegen, als dessen Urheber ein Pinsker Aristokrat genannt wird. Englische Kontrolle über die irischen Eisenbahnen London, l. Januar. (W. T. B.) Die Regierung hat lfeute die Kontrolle über die irischen Eisenbahnen über nommen: die englischen und schottischen Linien unter standen ihr bereits. . Versenkt Ferrol, 31. Dezember. (W. T. B.) Reuter-Mel dung. Das dänische Schiff „Danmarck" wurde nachmittags aus der Höbe von Vivere versenkt. Die Besatzung ist gerettet. Ueberschwemmnug Briss ans, 1. Januar. Reuter. Bei großen lieber- schwemmungen im nördlichen OneenSland find in Clermont 100 Personen ertrunken. ? die Entwickelung des Krieges einzuwirken und zum Schlüsse einen deutschen Frieden a n s z n n ö t i g e n. Sie beabsichtigt, die öffentliche Meinung in den Verbündeten Ländern zu verwirren. Diese Meinung hat aber trotz aller Opfer schon mit bewundernswerter Festigkeit geantwortet und die Hohlheit der feindlichen Erklärung ins Licht gestellt. Sie will die öffentliche Meinung Deutschlands und seiner Verbündeten stärken, die schwer geprüft sind, schon durch ihre Verluste, zermürbt durch die wirtschaftliche Not und znsammengehrochen unter der äußersten Anstrengung, die von ihren Völkern verlangt wird. Sie sucht die öffentliche Meinung der neutralen Länder zu täuschen und einzuschüch tern. die sich schon seit langem über die ursprünglicire Ver antwortlichkeit ein Urteil gebildet hat, die sich über die gegenwärtige Verantwortung klar ist und die zu hell siebt, um die Pläne Deutschlands zu begünstigen, indem sie die Verteidigung der menschlichen Freiheiten preisgibt. Sie versucht endlich, vor den Augen der Welt im voraus die neuen Verbrechen deS Unterseebootkrieges, die Verschleppung von Arbeitern und die gewaltsame Aus- hc bnng von StaatSangebörigen gegen ihr eigenes Land, so wie die Verletzung der Neutralität zu rechtfertigen. In voller Erkenntnis der Schwere, aber auch der Notwendig keiten der Stunden lehnen es die verbündeten Regierungen, die unter sich eng verbunden und in voller Ueber«nstin>- nmng mit ihren Völkern sind, ab, sich mit einem Vorschläge ohne Anfricistigkeit und ebne Bedeutung zu befassen. Sie versichern noch einmal, daß ein Friede nicht möglich ist, so lange sie nicht die Gewähr haben für Wiederherstellung (Reparation) der-veAetzten Rechte und Freiheiten, sä: die Anerkennung des Grundgesetzes der Nationalitäten und des freien Lebens der kleinen Staaten, so lange sie nicht sicher sind einer Regelung, die geeignet ist, endgültig d i e U r s a ch e n z n b e s e i t i g e n, die s c i t l a n g e ni die Völker bedroht baden, und die einzig wirklichen Bürgschaften für die Sicherung der Welt zu geben. Tie verbündeten Mächte halten darauf, zum Schluß die folgenden Betrachtungen anznstellen, die die cigentüm liche Lage hervorheben sollen, in der sich Belgien nach ßG-jährigcm Kriege befindet: kraft der durch die fünf Großmächte Europa-', unter denen sich auch Deutschland befand, Unterzeichneten Verträge, erfreute sich Belgien vor dein Kriege einer besonderen Satzung, die sein Gebiet n n v c r l e tz l i ch machte und es selbst unter den Schutz dieser Großmächte bei europäischen Zusammenstößen stellte Gleichwohl hat Belgien in Mißachtung dieser Verträge den ersten Angriff Deutschlands über sich ergehen lassen müssen. Deshalb hält es die belgische Regierung für notwendig, genau den Zweck anSeinanderzuseken, weshalb Belgien nie mals anfgehört hat, in den .Kampf an der Seite der Ver- bnndsmächte für die Sache des Rechtes und der Gerechtigkeit einzutreten. Belgien hat immer peinlich die Pflichten be obachtet. die ihm seine Neutralität auferlegte. Es hat zu den Waffen gegriffen, um seine Unabhängigkeit und seine Neutralität zu verteidigen, die durch Deutschland verletzt worden sind, und um seinen internationalen Verpflich tungen treu zu bleiben. Am -1. August hat der Reichs kanzler im Reichstage anerkannt, daß dieser Angriff ein Un recht gegen das Völkerrecht sei und hat sich im Namen Deutschlands verpflichtet, cS wieder gut zu machen. Seit Jahren hat sich diese Ungerechtigkeit grausam ver schärft durch die Kriegsmaßnahmen und eine Besetzung, welche die Hilfsmittel des Landes erschöpft, seine Industrien zugrunde richtet, seine Städte und Dörfer zerstört und die Niedermetzelungen. die Hinrichtungen und die Einkerke rungen häuft. Und in dem Augenblick, in dem Deutschland zur Welt von Frieden und von Menschlichkeit spricht, führt cs belgische Bürger zu Tausenden weg und bringt sie in Sklaverei. Belgien hat vor dem Kriege nur danach gestrebt, in gutem Einvernehmen mit allen seinen Nachbarn zu leben. Sein König und seine Regierung haben nur ein Ziel: Die Wiederherstellung des Friedens und des Rechtes. Aber sie wollen nur einen Frieden haben, der ihrem Lande berechtigte W t e d e r gsu t m a ch u n g e n (reparations). Garantien und Sicherheiten für die Zu kunft verbürgen würde." Zunächst sei festgestellt, daß die „Agence Havas" nicht den Wortlaut der Note mitteilt, auch von anderer Seite ist er noch nicht dekanntgegeben worden, sodaß es nicht aus geschlossen ist. daß sich dieser oder jener Satz iw Wortlaut etwas weniger schroff liest, wie im Auszug. Sobald die Antwort der deutschen Regierung vorliegt, wird sie den Text wohl der O-essentl'chkeit übergeben und dann iß eine Nachprüfung möglich Zur ?ache selbst ist b.nn.'rken.