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- Erscheinungsdatum
- 1888-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880628
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-28
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Monat
1888-06
-
Jahr
1888
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N. Li- 5'. s- -i . nur daun beginnen wird, wenn seine inneren Verhältnisse keinen Frieden mehr gestatten. Aber ein innerlich zerrüttete» Frankreich ist «in um so schwächerer Gegner im Felde. Daher können wir in der That un» der in der Thronrede ausgesprochenen Hoffnung, daß der Friede für längere Zeit erhalte» bleiben wird, unbesorgt a» schließen, und es ist in der That eine be'sere Zeit hereingebrochcn, Deutschland erntet, wa» Wilhelm I. und Friedrich III. für uns ge- than. Die Hoffnung, daß auch der Parteikrieg im Innern schwinden wird, läßt sich freilich nicht aussprechen; vielmehr dürfte der Kamps eher härter, als geringer werden. Die Ursachen dafür liege» zu nahe, als daß sie genauer dargelegt zu werden brauchte». Aber dieser Streit um den Ausbau de- Reiches im Inner» kann das Reich selbst nicht mehr gefährden, es steht felsenfest, Dank der Ein- müthigkcit der deutschen Fürsten, felsenfest Dank der begeisterte» Hingebung der Nation an Kaiser und Reich. Schwere Tage haben wir verlebt, aber nach dem Unwetter scheint zuletzt doch immer wieder die Helle Gottessonne! Politische Rundschau. Chemnitz, den 27. Juni. Deutsches Reich. Der Kaiser hat bisher die Generals-Uniform mit de» Abzeichen eines Generalmajors angelegt und wird dieselbe auch ferner tragen. König Friedrich Wilhelm III. trug cbeusalls während seiner ganzen Ncgiernngszeit Generalmajors-Uniform. — König Albert von Sachsen und die »och in Berlin weilenden deutschen Fürsten statteten am Dicirstag Mittag der Kaiserin-Mutter Victoria in Potsdam eine» Beileidsbesuch ab und verließen dann im Laufe des Tages Berlin. — Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern traf Dienstag Mittag wieder in München aus Berlin ein und wurde vv» der Bevölkerung herzlich begrüßt. — Zur Krankheit Kaiser Friedrichs schreibt die „N. A. Ztg.": „Ein polnisches Blatt meldete, Kaiser Friedrich wünschte in seinem und seiner Gemahlin Interesse, sowie ans höheren, praktischen und moralischen Rücksichten wenigstens kurze Zeit zu regieren. Daß dies geschehe», hat man Morell Mackenzie zu verdanken." Hierzu möchten wir bemerken, daß der vorletzte Satz eine positive Fälschung enthält. Kaiser Friedrich, dem die denkbar höchste Ausfassung von de» Pflichten und der Stellung des Kaiserthumes innewohnte, hatte keinen Zweifel darüber gelassen, daß er die Negierung nicht antrcten würde, wenn es außer Zweifel stände, daß er von dem Krebs unheilbar befallen. Es entsprach dies seiner vornchineii und selbstlosen Denknngswcisc, während unter de» dazu eventuell berufenen Persönlichkeiten Niemand war, der nicht von Hause ans entschlossen war, dem leidenden Kaiser die Kränkung der Anregung der Frage zu ersparen, so lange er nicht selbst die Initiative ergriff. Da dies bekannt war, so wurde es die Aufgabe Derer, welche den Kaiser, ans für uns nicht konlrolirbarcn Motiven, auch bei vorhandener Ncgierungsnnsähi'gkcit ans den Thron bringen wollten, den hohe» Herrn über seinen Zustand z» täusche». Nach seiner eigenen Aussage hat Mackenzie cs als seine vornehmste Aufgabe angesehen, eine politische Nolle zu spielen, mit gänzlicher Bciseiteschiebung der ärztlichen, welcher er sich vielleicht nicht gewachsen fühlte. Im Interesse unserer Zeitgeschichte ist es gut, daß dies fest- gcstcllt ist; wir wissen nun, daß ei» »»bedeutender englischer Aczt von radical politischer Gesinnung es sich herausgcnoininen hat, de» Geheimen Cabinetsrath z» spielen und bestimmend in die Ge schicke der deutschen Nation cingrcifc» zu wollen." — Die Gerüchte von einem Ausgleich mit dem Herzog von Cumberland sind unbegründet. — Man schreibt ans Berlin: Es ist in Sachsen noch viel zu wenig bekannt, welche cinflußreichc Stellung König Albert jetzt im deutschen Reiche cinnimmt, und zwar infolge seiner weisen Unter ordnung unter den Kaiser als Bundesobcrhanpt und infolge seiner rückhaltslosen Treue und Hingabe an den Gedanken des Reiches. Daher die aufrichtige Freundschaft und das familiäre Verhällniß zwischen ihm und Kaiser Wilhelm I-, vor Allem aber auch die innige Verehrung und fast kindliche Liebe, die ihm der jetzige Kaiser von jeher cntgcgengcbracht hat. Inwieweit der Rath und die Erfahrung König Albcrt's in Anspruch genommen wird, ist trotz der offenbar regen Korrespondenz zwischen Drcsdcn(-Pillnitz) und Berlin nicht zu sage», ebensowenig, ob die Anregung zur Thcilnahme der deutsche» Fürste» an der Ncichstagseröffnung von ihm ansgegangcn ist. — Sie war nöthig, um dem Auslände einen Beweis der iingcschwächlcn deutschen Einigkeit und Stärke zu gebe». — Wie sehr aber König Albert diese Idee unterstützte, erhellt aus Folgendem: Gemäß der Rangordnung der Fürsten würde der Prinz Regent von Bayer» hinter allen souveränen Fürsten habe» folge» müssen. Dagegen er hoben die bayrischen Minister Bedenken, in Anbetracht der Bedeut ung des bayrischen Königreiches, und das Erscheinen des Regenten wurde fraglich. Als der König von Sachsen davon hörte, sagte er großherzig, daran solle eine gute Sache nicht scheitern, und ließ dem Prinz-Regenten den Vortritt. — Der Ucberbringcr der Botschaft vom Thronwechsel tu Deutschland soll einen Brief Kaiser Wilhelms II. an den Zaren mitgenommen haben. Dieser Brief, i» russischer Sprache geschrieben, Blattes sein Auge wie zufällig auf das Inserat fiel, w elchcs auf die Vorträge des „Violinvirtuosen" Brandcy, sowie seiner Tochter und Nichte aufmerksam machte, überflog er gierig die Zeile». „Am Donnerstag, den 16. dss. Mts., letztes Auftreten," las er vor sich hi». Mit großer, fetter Schrift waren die Worte gedruckt „Solo-Phantasien auf der Harfe über einige böhmische Nalionallicdcr, vorgetragen von der Virtnosi» Anna Zriny." Er dachte einige Minute» nach, dann warf er einen Blick ans die Uhr: „Donncrstag, das wäre übermorgen!" flüsterte er vor sich hin; „aber cs ist das alte verbrauchte Mittel der Reklame." „Sic werden auch am Freitag noch hier sein „auf allgemeines Verlangen" »nd so weiter, und ob die nnwidcrrnflich letzte Vor stellung am Samstag ist, fragt sich auch noch; wir kennen das!" Ungeachtet seines festen Entschlusses, die Künstlerin nie wieder zu sehen, ertappte er sich doch bereits in der nächsten Minute auf dem Gedanken, daß cs nicht schaden könne, wenn er sich an dem heutige» Abend noch ein wenig zerstreue. Und wo konnte er besser Unterhaltung finden, als in dem Bcndlcr'schcn Kaffeehansc, wo so viele seiner Bekannten und Freunde verkehrten? Hastig fuhr er in seinen Uebcrzichcr, »ahm den Hut und lenkte dem wohlbekannten Vcrgnügungslvkal entgegen. Als er in den Saal trat, fand er bereits alle Plätze besetzt Das Konzert hatte bereits vor einer halben Stunde begonnen, und kaum fand er noch an einem kleinen Ecktisch Unterkommen. Doch war ihm dies gerade recht. Er befand sich hier vollkommen unge stört und konnte sich ohne jede Belästigung seinen Betrachtungen überlasse». Sein Auge überwachte eifersüchtig jeden Blick, jede Be- wegung der Virtuosin, aber er fand auch heute an ihrem Wesen nichts, was sie einer besonderen Aufmerksamkeit eines unbefangenen Beobachters hätte Werth erscheinen lassen. Ihr Blick war mit ge wohnter Starrheit auf das vor ihr liegende Notenblatt gesenkt. Ihre Finger griffen melancholisch, dabei aber so präcis in die Saiten, als betrachte sie cs als ein Verbrechen, im Geringsten gegen die Intentionen des Komponisten zu verstoßen. Gegen 10 Uhr war das Konzert beendet. Werner verließ daS Lokal mi't bewölkter Stirn, unzufrieden mit sich und der ganzen Welt. Sein Kopf brannte in Ficbergluth, und das verstörte Auge verrieth nur zu deutlich den Kampf seiner Seele. Fortsetzung folgt. soll hervorheben, daß Kaiser Wilhelm I. auf dem Sterbebette seinen, wollenden Mannes, eine echte Friedensbürgschast. Auch Oesterreich Beziehungen zu Rußland. Die »N. Fr. Pr.- nennt e eine Friedensbotschaft; Oesterreich würde e» ebenfalls n, Nachfolgern die Pflege der russischen Freundschaft empfahl, und daß I wünsche gute Kaiser Wilhelm ll. entschlossen sei, danach zu handeln. Hingegen wird ein von Rom auS verbreitetes Gerücht von einer bevorstehenden Zusammenkunft der Monarchen Deutschlands, Oesterreich-Ungarn- und Italiens für unbegründet erklärt. — Die heute Mittwoch Mittag stattfindende feierliche Eröffnung deS preußischen Landtages wird sich nach folgendem Programm vollziehen: Im Weißen Saale versammeln sich Abgeordnete, Geheim räthe erster Klaffe, Generalität und die Staatswürdeuträger. Sobald die Versammlung geordnet ist, macht der Ministerpräsident Fürst Bismarck dem Monarchen hiervon Meldung. Darauf bezieht sich der Kaiser im feierlichen Zuge nach dem Weißen Saale. Voran marschirt die Schloßgardekompagnie, eS folgen Pagen, Hofchargen, die ReichSinsignie», Graf Moltke. Sodann der Kaiser, begleitet von den königlichen Prinzen, General- und Flügel-Adjutanten. Der Kaiser besteigt de» Thron, um ihn herum nehmen die Träger der Reichs- Insignien Aufstellung, Graf Moltke tritt hinter den Thronseffel. Der Ministerpräsident überreicht die Thronrede, nach deren Verlesung der Kaiser sich i» seine Gemächer zurückbegiebt. Die Kaiserin wohnt der Ccremonie aus einer Tribüne rechts vom Throne bei. Das Ceremonicll ist also genau dasselbe, wie bei der Eröffnung des Reichstages. — Die konservativen Parteien des Reichstages, sowie die nationalliberale haben sich bei den deutschen Fürsten während deren Anwesenheit in Berlin einschreibcn lassen, um denselben so ihre» Dank für deren Erscheinen zur Reichstagseröffnung darzubringen. — Die konservativen Parteien wollen eine Dankes- »nd Anerkennungs- Adresse an den Minister von Pnltkamcr richten. — AuS Anlaß des letzten Thronwechsels werden demnächst abermals Standescrhöhnngeu und Adclsverlcihnnge» erfolgen. Auch Ordensverleihungen stehen bevor. — Als Kandidat für den immer noch unerledigten Posten des preußischen Ministers des Innern wird jetzt auch der Reichstags- Abgeordnete von Wcdcll-Piesdorf, Regierungspräsident in Magdeburg, genannt. (?) — Dem „B. K." zufolge hat der Kaiser den Obcrpräsidente» vr. Achenbach zum Minister des Innern ernannt. — Bekanntlich hat die ungarische Presse, an der Spitze der einflußreiche „Pester Lloyd", die Proklamation Kaiser Wilhelms II. ganz außerordentlich abfällig kritisirt und cs an hämischen Bemerk ungen nicht fehlen lassen. Dies Treiben der Presse eines dem deutschen Reiche eng verbündeten Staates scheint in Berlin recht peinlich berührt zu haben, denn die „Nordd. Allg. Ztg." kommt jetzt mit einem längere», äußerst derbe» Artikel. Sie schreibt: „Die Thronrede hat namentlich in dem Passus, der die Freundschaft mit Oesterreich berührte, unter den Zuhörern einen besonders lebhafte» und spontanen Beifall gesunden. Gerade bei der Wärme des Gefühls für unsere österreichische» Bundesgenossen hat aber der schon erwähnte Artikel des „Pester Lloyd" um so schwerer verletzt. P2a>i ist in Bcr in bisher gewohnt, in diesem Blatte eine der hervorragenden Stimmen der öffentliche» Meinung in Ungarn z» sehen. Wenn aber das der Fall wäre, so würde, was die ungarische Hälfte Oesterreich- Ungarns anbclangt, man sich sagen müssen, der Liebe Mühe war umsonst. Der besonders giftige pasqnillartige To» mit de» verläum- derischcn Insinuationen, die der Artikel birgt, richtet seine Spitze in erster Linie gegen den Kaiser Wilhelm persönlich in seiner ebenso un berufenen, wie unverschämten Kritik der Ansprache des Kaisers in seiner Eigenschaft als König von Preußen an die Bevölkerung seiner Erblande. Die Redactio» eines Blattes, wie des „Pester Lloyd", kann nicht so bornirt sein, daß sie sich nicht hätte sagen können, daß der König von Preußen, wenige Tage vor Eröffnung des deutschen Reichstages und des preußischen Landtages, die Form einer Prokla mation nicht wählen wird, um politische Programme zu verkünden. Daß sie nichtsdestoweniger die landesherrliche Ansprache an das preußische Volk benutzt, um ihre antimonarchischen Gift und Geifer gegen de» jungen Kaiser auszuspritzen, läßt uns dringend wünschen, ans der ungarischen Bevölkerung auch andere Stimme» zu hören, da wir uns ungern mit dem Gedanken vertrant machen, daß das dies seitige Wohlwollen, wie es in der Thronrede den Ansdruck findet, im ungarischen Volke eine so feindliche Aufnahme finden könnte, wie wir aus dem schändlichen Pasquill des „Lloyd" würden schließen müssen, wen» wir darin die Stimme Ungarns zu erkennen hätte». Wir haben schon mehrfach Gelegenheit gehabt, uns zu überzeugen, daß die Redaction des „Lloyd" der republikanischen Seite der Berliner Fortschrittspartei näher steht, als der Freundschaft des deutschen Reiches oder der preußischen Regierung, und wir könne» uns nicht denke», daß eine monarchisch-gesinnte Nation, wie die Ungar», den Ausdruck ihrer Stimmung uns gegenüber i» dem „Pester Lloyd" finden könnte. So lange wir kein vollgiltigcs Zcngniß für das Gcgentheil haben, sind wir aber zu dieser bedauerlichen Annahme gcnöthigt." Es wird da jedenfalls eine beruhigende Antwort von Pest ans erfolgen. — Die kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 lautet in ihren hauptsächlichsten Stellen, ans welche in der jüngsten Thronrede Bezug genommen ist, folgendermaßen: „Schon im Februar dieses Jahres haben Wir Unsere Uebcrzeugnng ansspreche» lassen, daß die Heilung der socialen Schäden nicht ausschließlich im Wege der Re pression socialdcmvkralischcrAnsschrcitn»gc»,sonderttgleichmäßig ans dem der positive» Förderung des Wohles der Arbeiter zu suchen sein werde. Wir halten es für Unsere Kaiserliche Pflicht, dem Reichstage diese Aufgabe von Neuem an's Herz zu legen. In Unsere» darauf ge richteten Bestrebungen sind Wir der Zustimmung aller verbündeten Negierungen gewiß und vertrauen ans die Unterstützung des Reichs tages ohne Unterschied der Parteistcllnng. I» diesem Sinne wird zunächst der von de» verbündeten Regierungen in der vorige» Session vorgelegtc Entwurf eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle mit Rücksicht ans die im Reichstage staltgchabten Verhandlungen über denselben einer Umarbeitung unterzogen. Er gänzend wird ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisation des Krankenkasscnwcsens zur Aufgabe stellt. Aber auch die, welche durch Alter oder Invalidität gewerbsnufähig werden, habe» der Gcsammthcit gegenüber einen begründete» Anspruch auf ein höheres Maß staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zu Theil werden können. Für diese Fürsorge die rechte» Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Auf gaben jeden Gemeinwesens, welches ans den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht." Zur Aufbringung der Mittel wird im weiteren Verlaufe der Botschaft die Einführung des Tabak- monopoles empfohlen. Hierauf hat nun Kaiser Wilhelm II. wohl nicht Hinweisen wollen, sonder» vor Allem auf die Wetterführung der Socialrcform. Oesterreich-Ungarn. Die Dclcgatiousvcrhandlnngc» in Pest bieten für weitere Kreise kein größeres Interesse mehr. Neue Er klärungen von Bedeutung sind nicht abgegeben worden, die Forder ungen der Regierung werden »»verändert bewilligt. Nach Schluß der Verhandlungen soll Graf Taaffe in de» Fürstenstand, Finanz minister Dunajcwski in den Frcihcrrnstand erhoben werden. — Alle Blätter beschäftigen sich mit der deutschen Thronrede. Das mini sterielle „Fccmdenblatt" sagt, jedes Wort der Thronrede sei von dem festen Entschluß begleitet, die ausgesprochenen Grundsätze zur unbe dingten Wahrheit zu machen. Jeder fernere Zweifel über die von allen Wechseln unabhängige Fortdauer des Bündnisses mit Oesterreich sei zerstreut. Die Thronrede werde dem Frieden eine neue mächtige Unterlage leihen. Die „Presse" meint, die Thronrede sei die Sprache die Thronrede , .... als eine Erlösung preisen, wenn es gelänge» Rußland für die Politik der Friedensliga zu gewinnen. Das Extrablatt sieht in der Thron rede ein bewährtes Regierungsprogramm von durchsichtiger Klarheit. Der neue Kaiser stelle sich vollkommen auf den Standpunkt seines Großvaters. Die liberalen Blätter meinen, die Periode der inneren Parteikämpfe in Deutschland werde durch den Regierungsantritt Kaiser Wilhelms allerdings nicht beseitigt werden. — Auch die Pester Blätter sprechen ihre volle Anerkennung und Befriedigung über den Inhalt der deutschen Thronrede aus und über die Wärme, mit welcher die Fortdauer des FriedenSbündniffes betont wird. Die Regierungs blätter bestreiten, daß der von der „N. A. Z." getadelte Artikel des „Pester Lloyd" gegen Kaiser Wilhelm II. der wahren Meinung deS Landes entspreche. Der „Lloyd" zieht seine Aeußerungen auch selbst zurück. — Graf Waldersee wurde zur Mittheilung des Thronwechsels in der Burg in Pest empfangen. Italien. König Humbert empfing Dienstag den deutschen Ab gesandten Fürsten Pleß. — Die Blätter äußern sich sehr befriedigend über die deutsche Thronrede, namentlich über den Passus von der auswärtigen Politik. — Der Papst publizirte eine Encyklika über die „menschliche Freiheit." Frankreich. Die gcsammte Pariser Presse fast erkennt den friedlichen Character der deutschen Thronrede an, welche alle Kriegs- befürchtungen verscheuche» müsse. Nur einzelne Blätter lassen ihrer Antipathie gegen Kaiser Wilhelm freien Lauf. Die entschiedene Auf besserung der Beziehungen Deutschlands zn Rußland hat indessen doch stark verschnupft. — Die Kammer wird Anträge stellen, die Deutschen in Paris unter Ausnahmemaßregeln zu stellen. Die Regier ung wird aber schwerlich darauf eingchen, um Repressalien zu ver hüten. — Die aus Bologna zurückgckehrte französische Studenten- abtheilung ist in Paris mit großer Begeisterung empfange» worden. Nach ihren Erzählungen giebt cs keine wärmeren Freunde Frankreichs, als die Italiener. Namentlich König Humbert soll sich sehr freund lich gegen sie ausgesprochen haben. England. Die Londoner Blätter sind ziemlich pikirt, daß in der deutschen Thronrede England mit keinem Wort erwähnt ist, spreche» im Uebrigen aber ihre volle Zustimmung zu derselben aus. Sie nennen dieselbe schlicht und edel, kraftvoll und männlich, rühmen vor Allem die hohe Friedensliebe des Kaisers, der ein würdiger Nachfolger seiner Vorgänger sei, und dem es hoffentlich gelingen werde, Europa den Frieden zu erhalten. Eine sehr charakteristische Illustration für die Nichterwähnung Englands in der Thronrede bietet übrigens ein Aufsehen erregender Artikel der „Nordd. Allgem. Ztg.", der sich unter „Deutsches Reich" in vorliegender Nummer abgcdruckt befindet. Derselbe dürfte wohl zunächst die englischen Blätter in starres Staune» versetzen, dann aber wohl einen andauern den Zeitnngskricg Hervorrufen. Man darf darauf sehr gespannt sei». — Der Erlaß des Sultans, welcher die Snezkanal-Konveutivn ge nehmigt, ist soeben in London publizirt worden. — Im Zululande haben die Unruhen größere Ausdehnung gewonnen. Rtttzlattd. Die russische» Blätter sind mit der deutschen Thron rede äußerst zufrieden; sie rühmen den neue» Kaiser »ach Kräften, hoffen freilich auch von seiner Freundschaft für Rußland alles Mög liche. Nur keine Luftschlösser bauen! Amerika. Die republikanische Partei der nordamerikanischen Union hat nunmehr de» Advocaten Harrisson, im Bürgerkriege Generalmajor, als Präsidentschaftskandidaten ausgestellt. Sächsisches. — In dem sächsischen Armeekorps haben mehrfache Ver änderungen stattgefunden. Es wurden befördert zu Oberstleutnants: Major Steindorf vom 103. Reg. unter Versetzung zum 104. Reg., Major Overbeck vom 105. Reg. unter Stellung zur Disposition und als Landwchrbezirks-Commandeur in Zittau, der Commandeur des Jäger-Bat. Nr. 15 Major v. Hansen, der Bat.-Con»»a»denr im Lcib-Grcn.-Neg. Graf v. Eiusicdel, der Bat.-Commandeur in demselben Regiment Major v. Marlotti unter Versetzung zum 133. Jnf.-Reg., Major v. Kretschmar im Fcld.-Art.-Rcg Nr. 28, Major v. Scheibner in der Jugenicr-Abthcilung des Generalstabs, Major Hingst im Generalstab, Major v. Buch im Ula»cn-Rcg. Nr. 18, Major Trcsurth, Ablheilnngsvorstand im Kriegsministcrinm, Graf Vitzthum v. Eckstädt im 2. Grcn.-Reg., Major v. Uslar-Gleichen im Jnf.-Reg. Nr. 102 unter gleichzeitiger Gewährung seines Abschiedsgesuches aus aller nächsten Kriegsdiensten; zu Majors: Hauptmann v. Schwancwede im Lcib-Grcn.-Neg., Hanptmann Methe im Schntzen-Ncg. Nr. 108, Hanptmann Hvlzhausen im 103. Jns.-Neg., Hauptman» Frhr. von Uslar-Gleichen im 2. Gren.-Rcg, Hanptmann Kirchhofs in demselben Regiment. Zum Bezirkscommandeur in Meißen wurde unter gleich zeitiger Stellung zur Disposition Oberstleutnant Schreiber ernannt; Major v. Götz vom Schützcn-Rcg. Nr. 108 wurde znm Leib-Grcn.- Reg. Nr. 100, Major Blohm vom Jnf.-Reg. Nr. 134 zum Jnf.- Reg. Nr. 103 versetzt. — Der von der sächs. Staatsbahnvcrwaltnng am Sonnabend, de» 23. d. M., nach München abgelassenc So» Verzug, zu welchem sich anfänglich der Billet-Verkanf wenig lebhaft gestaltete, hat die sächsische Grenze zuletzt mit einer Anzahl von 2 Passagieren der I., 147 der II. und 354 der III. Klasse überschritten, ein Er gebnis), welches im Hinblick darauf, daß die Beurlaubungen und Ferien erst Mitte Juli beginnen, gewiß als ein recht günstiges zu bezeichnen ist. Dresden stellte hierzu 113, Leipzig 74, Chemnitz 60 Thcilnchmcr. — Dresden, 27. Juni. König Albert ist gestern abend >/z8 Uhr von Berlin kommend wieder in Niedersedlitz eingetroffeir und hat sich direkt nach Pillnitz begeben. Die Herren Staatsminister v. Fabrice, v. Nostitz-Wallwitz und Freiherr v. Könneritz sind eben falls ans Berlin wieder hier angekomme». — Am Montag Nachmittag Iraf in Hvsterwitz in der Prinzlich Gcorg'schcn Villa die Prinzessin Luise zu Schleswig-Hotstein znm Besuch ein. — Unser Königs paar tritt am 5. Juli die mehrfach erwähnte Reise nach de»; Norden an. Die Ankunft in Kopenhagen c.folgt am 6. und in Stockholm »ve. 1Ä. n. M. In Begleitung der Herrschaften befinden sich die Herren Eiencral- Adjutcuit General-Leutnant v. Carlowitz, Exc., Flügel-Adjutant Oberst- Leutnant v. Schimpfs, Obcrhofmcistcr v. Lüttichau, Exc., Hofdamen Gräfin v. Einsiedel und Ficiin v. Miltitz. Leipzig, 26. Juni. Ein schweres Unglück ereignete sich am Montag Nachmittag in der sechsten Stunde in einer Wohnung der Turnerstraßc. Dortsclbst wollte ei» aus Besuch sich hier auf- haltendcs elfjähriges Mädchen Feuer auf dem Kochhecrd anmachen und bediente sich dabei unvorsichtiger Weise des Petroleums, welches das Kind ans einer Flasche aufgoß und nnbrannte. Die Flasche cxplvdirte und das entzündete Petroleum theilte sich im Augenblick der Kleidung des armen Mädchens mit, welches sofort über »nd über brannte. Ein in demselben Hanse wohuhasier Arzt und mehrere Studircnde der Medizin sprangen sofort der Unglücklichen zu Hilfe bei, doch war dieselbe bereits am ganzen Körper mit schwere» Brandwunden bedeckt, so daß sie mittelst Krankenwagens ins Krankcnhaus gebracht werden mußte, wo sie am nächsten Morgen verstarb. Der ernste Fall sollte doch endlich eine eindringlich« Lehre sein, denn ein Kind würde gar nicht auf den Gedanken solch«« ge fährlichen Unfugs kommen, wenn es ihn nicht von Erwachst"«« sühe »nd lernte. — Der Andrang zur theologischen »andidaten- . . Prüfung in Leipzig ist diesmal so hoch wie noch nie; es hak« sich eines starken Charakters von großer Intelligenz, eines redlichen, wohl-> 66 zur Betheiligung gemeldet. Die höchste Ziffer war ^2.
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