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EAlVcktE HktEßktÜkUE Ül / Die französische Führung hat eine Schlacht und daS Vertrauen verloren Bo« Kriegsberichter Kurt Neher sPK.j Für baS Paris von heute gibt es uuendliche politische Parallelen. So wie eS sich jetzt den etnmarschteren- den deutschen Truppen barbtetet. ist es nicht nur ein Doku ment französischen Großsprechertums, sondern auch mili tärischer und verwaltungsmäßiger Verwirrung. Die flie hende Regierung hat eine völlig niedergeschlagen«, mit kei nem Wort unterrichtete Bevölkerung zurückgelassen, die sich von allen Seiten verraten fühlt. In endlosen Zügen ergoß sich zwei Tage nach dem Ein marsch der deutschen Soldaten der regellose Strom kopf loser Flüchtlinge nach dem Süden des Landes, um dort vor den „deutschen Barbaren" Schutz zu suchen, die man den Parisern, ebenso wie allen Franzosen, in den glühendsten Farben geschildert hatte. Nun sitzen unsere Männer mit lachenden Gesichtern auf ihren Fahrzeugen oder marschieren singend durch die Straße». Noch bevor ein Franzose Ge legenheit hatte, mit einem deutschen Soldaten zu sprechen, war das ganze Lügengebäude über unsere Armee zusam mengebrochen. Was war diesen armen Menschen alles er zählt worden von Ernährungsschwiertgkeiten, Brennstoff mangel, schlechter Ausrüstung und zerrütteter Disziplin. Die erste Frage der Bevölkerung war immer: „Was wird mit ans geschehen?" Wenn darauf die mit ungläubigem Er staunen aufgenommene beruhigende Antwort erfolgt war, kam sofort die bereits größtes Vertrauen bekundende Frage: „Wie kommt es, daß die Männer alle so gut aussehen, bei ihrer schlechten Verpflegung?" Das Tuch unserer Rücke wurde befühlt und das Lederzeug geprüft. Es war für uns alle mehr als erschütternd, die Männer und Frauen zu be obachten, die belogen und betrogen von ihren Zeitungen, ihren Parteien, der Regierung, sich allein zurechtzusinden suchte» in den aus sie einstitrmenden neuen Ereignissen und Wahrheiten. Wo ein deutscher Soldat sich am Morgen nach dem Einmarsch sehen ließ, war der sofort nach der Ueber- windung der ersten Scheu, von einem Schwarm Menschen umgeben, die sich sehr oft überhaupt nicht mit ihm verstän digen konnten, für die er aber allein durch sein Dasein eine Offenbarung war. Jede Bewegung unserer Männer trän- ken sie förmlich in sich hinein. „Ah, er zündet sich eine Zigarette an!" Ah, er nimmt einen Schluck aus der Feld flasche! Nun setzt er sich auf den Sattel seines Motorrades, um einen Augenblick nach langer Fahrt auszuruhen und ein Butterbrot zu essen. Man braucht die Pariser nicht zu kennen, es ist auch nicht nötig, Gedankenleser zu sein, man fühlt gleich, was hinter den Stirnen vor sich geht. Ein Mann, ein Mensch, wie alle anderen auch, oft gutmütig, immer hilfsbereit und immer grundanständig. Mon die», wie hat man uns be trogen. Einzig und allein diese Gedanken und keine anderen beschäftigen diese Pariser am Tage des deutschen Einmar sches. Es war nicht die Niederlage Frankreichs und nicht der Sieg des Reiches, die im Vordergrund ihres Denkens standen, sondern nur das trostlose niederdrückende Gefühl, von der eigenen Regierung so an der Nase herumgeführt morden zu sein, ivie irgend ein afrikanischer Negerstamm von seinem Zauberer. Scham und Wut erfüllte sie, als ihnen bei den Hunderten von Gesprächen, die wir am ersten und zweiten Tage mit ihnen führten, die Tränen in die Augen traten. Es wirb in unserem Zeitalter, mit seinen tausendfältigen Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung und der Aufklä rung kaum ein zweites Beispiel für die verzerrte Darstel- lung und völlige Verzweiflung eines Volkes geben, mit denen die Hauptstadt der europäischen Kulturnation Frank reich den deutschen Menschen betrachtete. Eines steht fest, Li« französische Führung hat nicht nur eine Schlacht ver loren, sonder» auch das Vertrauen der Bevölkerung ihrer Hauptstadt. Die eleganten Viertel des Champs Elysees sind leergefegt. Alle Cafes und sämtliche Geschäfte sind geschlos sen. Die Sammelpunkte der reichen Familien der französi- sischen Hauptstadt: Versailles und das Vesinet liegen ver- ödet. Man begegnet nur ab und zu einigen scheuen Hunden und Katzen, die in der Katastrovhenstimmung des 12. Juni vergessen wurden, als zum ersten Male, nun auch von der Regierung bestätigt, der Gchreckensruf ertönte „Die Deut schen kommen!" Das zweite Marne-Wunder ist ausgeblte- ben, auf bas alle Franzosen warteten, wi^auf ein Geschenk, das der liebe Gott nach französischer Auffassung »u geben verpflichtet war, um die grande Nation in ihrem Kampf für die „Zivilisation" vor anderen auszuzetchnen. Znrttck- Uerrcdell ptteln del ,«l»»r »uncklundinrprecd«, In «er er erlrlltrl «iS krendreled <11, V»«,» »leäekleren mürre. (VeNdtt<I-«»,,»dor,.»I.) geblieben sind nur die Einwohner der Vorstädte, die kleinen Leute, und das lichtscheue Gesindel, dessen Vertreter man in den Villenvierteln nicht selten begegnet. Die Zentren der französischen Hauptstadt, in denen sich im Frieden das Leben in allen seinen bunten Formen, die eben typisch pariserisch sind, zusammenballt, sind verödet. Der Schwer- I punkt ist in die Vorstädte verlegt nach St. Cloud, St. I Denis, Clichy, Nenilly, wo diese Bevölkerung heute Mühe ! hat, sich mit dem Notwendigsten an Lebensmitteln zu ver- i sorgest, weil di« Inhaber der Geschäfte alles im Stiche ge- I lassen haben, um sich in Sicherheit zu bringen. Zwischen der ! Kammer, Notre Dame, an der Oper, dem Etotle und die ganze Seine entlang, zeigt Paris am Hellen Nachmittag bas gleiche Gesicht wie sonst tu den Morgenstunden von Sonn- und Feiertagen. Tot sind di« Befehlszentralen des französischen Staates. Bor dem Genatsgebäube ist ein Wagen, Mit dem sich Zivilisten in Sicherheit bringen wollten, an ein Warnzeichen gefahren. Koffer, Wäsche und Schach teln wurde« herausgeschleudert und liegen nun im bunten Durcheinander über die Straßenbreite verstreut. Auf dem Quai d'Orsay weht sei Frettagmittag die Hakenkreuzfahne. Ein Doppelposten am Haupteingang, die Waffen gezogen. Kriegs- und Marinemtniftertum sind ver lassen. Paris war nie die Verkörperung Frankreichs, wenn es auch sein Kopf gewesen ist. Aber heute steht es zweifelnd an sich selber, zerrissen und uneinig in seinen Urteilen und Meinungen für ganz Frankreich da. Die Re gierung ist geflohen. Die zurückgebliebene Bevölkerung ist sich selbst überlasten. Flüchtlinge und Regimenter ziehen im bunten Durcheinander nach Süden und Südwesten. „Was soll werben?" Das ist der Gesprächsstoff am zweite« Tage nach der Einnahme von Paris. „Wetterkämpfen bis zum äußersten und sollten unsere Truppen in den Pyrenäen fechten müssen." Do ist die eine Auffassung, die zweite: „Wir sind verraten und verkauft, der deutschen Macht sind wir nicht gewachsen, Schluß mit der englandhörigen Politik unserer Regierung. Wir wollen Frieden und Zusammen arbeit mit Deutschland." In den Bistrots, die nun ihre Tore langsam wieder öffnen, beschäftigte nur dieses eine Thema die Gemüter. Jeder deutsche Soldat, besten man habhaft werden kann, wirb nach seiner Ansicht befragt, als sei er der Vertreter des deutschen Außenministers. Zurück haltend antworten unsere Männer, sind sie doch nur bemüht, den Franzosen bas Mißtrauen und die grenzenlose Angst zu nehmen vor allem, was feldgraue Uniform trägt. Die Flics, wie der Pariser Volksmund die Polizisten nennt, haben ihren Dienst noch am ersten Tag beS deutschen Ein marsches wieberaufgenommen und lange Kolonnen entwaff neter Mobilgarden fahren in Omnibussen an uns vorüber zu den Sammelplätzen. ES wäre zuviel gesagt, wollte man von einer beginnenden Normalisierung des Lebens in der französischen Hauptstadt sprechen. Dazu bedarf eS erst der Rückkehr von Hunderttausenben, wenn nicht Millionen fran zösischer Flüchtling«, die sich, versteckt in den Wäldern und Dörfern, erst etn Herz fasten müssen, der „deutschen Ge fahr" mutig in die Augen zu sehen. Wir versuchten bet dem kurzen Aufenthalt in der be siegten Hauptstadt rasch einige Pariser Bekannte oder Freunde zu treffen. Unsere Bemühungen sind auSsichtlos. Alles, was es irgendwie möglich macken konnte, hat Paris mit unbestimmtem Ziel verlassen. Di« Zurückbleibenden wurden von ihren Bekannten als Helden und Märtyrer be trachtet, deren Tod man beweinen konnte, sobald deutsche Truppen sich anschicktrn, das Weichbild der Stadt zu über schreiten. Biel hat das beherrscht« und korrekt« Auftreten unserer Soldaten schon dazu betgetragen, um die aufgeregten Gemüter langsam zu beruhigen. Wer Paris kennt, weiß, daß es von jeher die Klatschtreppe Europa» war und wun dert sich über nichts mehr. Diese Gerüchte aber beweisen, daß die Seine-Stadt die Nerven völlig verlören hat, weil sie selbst von den Institutionen betrogen wurde, die für den Franzosen die Verkörperung der Hauptstadt waren. Die Festung Metz in deutscher Hand Unsere Soldaten zu neuem Einsatz bereit oiik» -UN «er reddne» »I««» K»ld«<lr»I« ,u« «I, 5«»<N Uetr, «le »unmedr »ucd »m« «er verlu», »»» »urere» 7nippe» »i»k«o»wwe» vuril«. l»M«rl zraUe-V««e»dori »U v,«»«»« SoIUelep „iMM 0«, Piece z« I» c<wcor<Ie I» p«rl» del liurrer »,,« „Neu »ul neuen Sil»»»». ln,ilei>u>»i.rn.-vndua.v»««»d»r,.»u Hartnäckiger Widerstand wird gebrochen y> «lerer pedrlli ,o «er »omm« delle ,led «er Pein« le,lT«»«lrl vund r,,kd«n Mn,,» wie er je«ocd e«rlrl«ken. Upper Sll« reiz» «le dreppepil« ridrllr du» e°r «ur einaedwe. lk«-r«ll Sederl-Ve^-d«.-»».) Demoralisiert und ohne Hoffnung veworellrler« u»« odn« Ndlkuun» «»„er Ser Vpleo-sr. ««Iren neu« kr»nrS»l»a>, l»ek,p,eae t» «,, r«wL«Il»I»r ktronp« »l«. <p»l. »««er 5ÄerI.V»,«id«,.»U