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und ocn Streitäxten. Gerade die Beigabe der Waffe beweist uns den kriegerischen Sinn der Lchnurtöpfer. «ie haben sich das Neuland mit -er Waffe in -er Hand erworben. Als Herrenschicht lagerten sie sich über die kulturell tiefer stehende Bevölkerung, die sie unterworfen hatten. Allmählich verschmolzen beide Völker und -er hohe Kulturstand sank herab. Diese Ausbreitung hat gegen das Ende der Jungsteinzeit stattgefunden, also rund um 2200 vor der Zeitrech nung. Sie vollendete, was einige Jahrhunderte vor her von -em Volke der Riesensteingräber aus ihrem Wanderzuge durch Europa nicht restlos geglückt war: die Bernordung oder die Arisierung Europas. Ihre kriegerische TüOigkeit und ihre organisatorische Kraft, gestützt auf hohe geistige und seelische Eigen schaften erzeugten überall ein Aufblühen der Völker zu höherer Kultur. ' Die Siedlungen Auf Grnnd dieser Wanderzüge und auf Grund des Umstandes, -aß von den Lchnurleuten errichtete Hausbauten bis vor wenigen Jahren noch nicht hatten nachgewiefen werden können, galten die Cchnurleute lange Zeit als nomadisierende Jäger und Sammler, die nur in leichten Hütten gewohnt haben könnten, deren Spuren im Erdreich vergangen waren. Mit dieser Meinung haben neuere Ausgra bungen gründlich aufgeräumt. Noch ist es allerdings in unserer engeren Heimat nicht gelungen, ans dem Erdboden die Fundamente von Häusern jener Men schen nachzuweisen. Dafür war man in Süddeutsch land und Ostdeutschland um so glücklicher. Der Berliner Universitätsprofessor Dr. H. Rei- ucrth hat durch seine bahnbrechenden Ausgrabungen im Kederseemoor und am Bodensee viele nordische Häuser nachgewiesen, die auf die Strcitartlente ru- rückzufijhren sind und die die einheimischen leichten Reisigzelthütten der westischcn Kultur verdrängt haben. Es sind die sogen. Pfahlbauten am Ufer der Seen. Stattliche Rechteckhäuscr mit einer Vorhalle und einem Vorplatz müssen WG uns -aber vorstel- lcn. Tas Haus war in zwei Räume, und zwar in einen gewöhnlichen Lchlasraum und eine Küche, untcrgeteilt. Die Vorhalle trug ein Mittclpsosten. Ter Vorplatz war gedielt. Diese Hausform ist das Vor bild für die ältesten griechischen Tempel, die aller dings in Stein ausgeführt worden waren. Eine größere Siedlung mit mehreren laug ge. streckten Holzhäusern der sächsisch-thüringischen Kul tur konnte in den letzten Jahren bei Succase, einem Torfe am Krischen Hass von dem Elbingcr Professor Ehrlich freigelegt werden. Auf den Uferhöhen kamen t6 Hansgrnndrisse zum Vorschein. Zahllose Pfosten locher gaben den Verlauf der Wände wider. Durch schnittlich »varen die Gebäude 10 Meter lang und 5 Meter breit. Sic haben ein bis drei Wohnräumc, von denen jeder in der Regel seinen eigenen Herd hatte. Vielleicht waren es Wohnstätten für mehrere Familien. Einige Häuser besahen eine Vorhalle, an dere wieder nur Vor- oder Anbauten. Zahlreiche Kunde von Gefäßen, Ltcingerätcn, Knochenrcstcn und Schmnckgcgcnständen geben uns über die Lebens weise der Hausbewohner Auskunft. Darnach müssen sie Ackerbauer und Viehzüchter gewesen sein, die auch gern Kischfang betrieben. Aus allem erkennen wir, daß wir in den Schnur leuten seßhafte Ackerbauer zu sehen luiben. Ihre Wander,Züge sind daher nicht als nomadenhafte, räu berische Beutezüge zu verstehen, sondern sie sind einesteils aus dem nordischen Drang in die Kerne nnd andernteils ans der Notwendigkeit geboren, sür einen Teil des überschüssigen Volkes Neuland zur Ernährung zn erwerben. Unbewußt haben sic damit den Grundstock zum völkischen und politischen Bil des heutigen Europas gelegt. Wir können stolz dar auf sein, daß auch unsere engere Heimat mit zn dem Ausgangsgcbiet des Ariertnms und seiner welt geschichtlichen Sendung gezählt werden darf. Kür die Erlaubnis zur Vermessung und Ver öffentlichung der im Landehmuscnin für Vorgeschichte in Dresden befindlichen Gegenstände danke ich auch an dieser Stelle dem Landcspfleger sür Bodcnalter- tümer in Sachsen Tr. G. Bicrbaum. Marieustern Mariental Ne Geschichte zweier jvnzfrimlicher katholischer Klöster in -er siichs. Lansitz Klostergründungen find meist iü undurchdring- itches Dunkel gehüllt, da hierauf bezügliche hieb- un stichfeste Neberlieferungen im Kreislauf der Jahrhun derte verloren und durch Kriegsnöte vernichtet wor den sind. So ist auch iiber die Gründung der beiden Lausitzer Jungfrauen-Klöster Marienstern und Ma riental herzlich wenig auf unsere Zeit überkommen. Und wen» einer der hervorragendsten Historiker dar über zu berichten wüßte, so wäre es der Zittauer Syndikus Joh. Bened. Carpzov, dessen Lausitzer Chroniken Heute noch für uns maßgebend sein dürften. Beschäftigen wir uns zunächst mit dem Kloster Marienstern Bon ihm sagt Carpzov: »Die Situation des Closters ist in einer angenehmen Aue, und weil die hohe Land- oder Heer-Straße aus Pohlen und Schle sien allernechst vorbeygehet, machet es die an sich selbst lustige Gegend desto lebhaffter." Das Kloster lag eine Meile von Kamenz entfernt, zwei Meilen von Bautzen und drei Meilen von Königsbrück, wie -er Chronist sagt. ES soll im Jahre 12S4 gegründet un erbaut worden sein, nnd zwar nach der Sage ans fol gendem Grunde: Der Graf Bernhard von Kamenz, von dem wir wissen, daß er in Meißen Promt und später Bischof wurde, war an der Stelle, an der das Kloster entstand, als er sich auf einer Jagd befand, mit seinem Pferd im -Morast stecken geblieben »In halte in dieser Lage die ganze Nacht aushalten müssen. In seiner Angst ums Leben habe er die Mutter Got- tes angernfen und ein Gelübde getan, an dieser Stelle ein Kloster zu erbauen, wenn jene ihm helfe. Und siehe da, am andern Tag konnte er sich aus dem Ka menzer Morast befreien. Er blieb seinem Gelübde treu, erbot sich bei den Markgrafen zu Brandenburg, die damals einen Teil der Lausitz innehatten, an die ser Stelle ein jungfräuliches Kloster zu erbauen und erhielt auch vom Bischof die Erlaubnis hierzu. Die Angelegenheit des Baus scheint aber doch nicht so flott abgewickelt worden zu sein, denn erst 1284, also nach 20 Jahren, konnte zur Weihe des Klosters ge schritten werden. Die ersten Insassinnen wurden aus dem i. I. 1249 gestifteten Kloster Kamenz, da- Gräfin Manilia von Camentz mit ihren beiden Söh nen Bitigo und Bernhard gestiftet hatte, genommen. Und in diesem neuen Kloster Marienstern wurde denn auch der vermeintliche Gründer des Klosters, Graf Bernhard, im Jahre 1321 zur ewigen Ruhe ge bettet. Diese Nachrichten von der Gründung des Klosters Marienstern haben nun vor Jahrhunderten alle lve- schichtsschreibcr nacheinander übernommen — Erzäh lungen von derartigen Wunderivcrken fanden da mals immer einen aufnahmefähigen Boden — ur kundliche Dokumente sind aber in dieser Richtung ledcnsalls nicht überliefert worden. Wir haben aber jedenfalls keinen Grund, anzuzwcifeln, daß die Her ren von Camentz die Gründer des Klosters waren, denn wir wissen aus meinen Ausführungen über den Lansivcr Lcchs-Ltädte-Bund, daß die Herren von Camentz, die sich vorher die Herren von Grciffenstcin nannten, ein hochangcschenes und wohl auch mit reichen Einkünften ausgcstattetes «Geschlecht warrrr. Aber der, natürlich in lateinischer Sprache ausgcfer- tigte Stift ungsbrief des Klosters ist auf nufere Zeit überkommen. Er ist ausgestellt von den damaligen Landesherren dieses Teil» der Lausitz, -en Markgrafen Johann I. und Otto Pius von Branden burg nnd datiert »Kopcniae Anno Domini 1264 XVI. Calcndas Aprilis, also in Köpenick i. I. 1264, und cs heißt darin über die Gründung: »Uinc <>»,t <v>o<k pn»e,-8 »ttenNenteg booorabiliuw Virorum VVütixovi«, Hur- elisiöi vt Leinl»r<ii kratrum siekornm <is 6»menr — cs werden als Stifter also angegeben die drei v. Cauicnz: Wittigo, Burchard nnd Bernhard, die Brüder und Herren von Kamenz waren. In diesem Dokument sieht aber kein Wort davon, daß Bernhard v. Kamenz im Kamenzer Morast stecken geblieben sei und das Kloster daraus gestiftet trabe. Ja, wir sehen in dem genannten Stiftungsbricf Bernhard als den zuletzt anfgcführten der drei Brüder — wohl ein Zeichen, daß er den geringsten Anteil an der Stiftung hatte. Und wenn andererseits Wittigo als der erste der drei Brüder genannt wird, so dürfen wir ihm wohl den Hauptanleil an jener «losterstiftung zusprcchcn, ihm gerade, da er als Propst zu Wurzen und Domherr zu Erfurt und Nordhauscn als solcher wohl den ersten Anstoß zum Kloiterbau gegeben haben mag. Es mag vielleicht dagegen gehalten werden, daß das Grabmal Bernhards in der Kirche des Klosters Marienstern diesen als den Stifter des Klosters anführt. Jedoch man möge bedenken, daß jenes Epitaph nicht etwa beim Tode Bernhards, son dern 300 Jahre später, nämlich 1629, anfgerichtct wor- ucn ist, also sehr leicht auch alle geschichtlichen Unrich tigkeiten ausgenommen haben mag. Aber auch um dieses Grabmal hat die Sage, wie uus Pater Augusti- «us Sartorius berichtet, die Erzählung eines Wun ders geschlungen: Die au einem hartnäckigen Rheu matismus leidende «losterjungfrau Maria Mildncr ans Lchluckenau habe drei Tage lang einen lieblichen Geruch durchs Kloster wahrgenommen und habe sich ans Grab Bernhards tragen lassen, woselbst sie das Gelübde getan, an Bernhards Sterbetag nnd am Tag vorher fasten und nur beten zu wollen. Woraus sic gesund in ihre Zelle habe zurückkehren können. Maria Mildncr habe daun noch 20 Jahre in voller X^esundheit weitcrgelcbt. Der Propst zu Marienstern, Pater Wilhelm Scemüller, hat dies am 7. 9. 1691 in einem lateinischen Schriftsatz bestätigt. Nachdem also als feststehend zu erachten ist, daß nicht Bernhard von Kamenz allein als Stifter, son dern die drei oben angeführten drei Herren von Ka menz als solche zu betrachten sind, so steht weiter fest, »atz bisse drei eineu ansehnlichen Teil ihres Vermö gens -en Einkünften des Klosters Marienstern gewid met haben. Aber auch gn-cre vermögende Leute haben reiche Zuwendungen ans Kloster gemacht. So wird gemeldet, -aß vor alters auf -em Hutberg bei Schönau ein Herr von Bieberstein ums Jahr 1320 gesessen, dem eine Anzahl Güter der Hingebung zu eigen gewesen sei. Da er kinderlos starb, habe er sei ner Schwägerin, die im Kloster Marienstern Acbtis- sin gewesen sei, diese Güter vermacht, die sic nach ihrem Tode wieder dem Kloster übereignete. Jeden falls inüsscu die Besitzungen des Klosters Marienstern ganz ungeheure gewesen sein: in Gro- ßcrs Lausitzischcn Merkwürdigkeiten gehörten zu ihm außer den Landstädten Bernstadt bei Görlitz nnd Wittgcnan bei Hoycrslvcrda noch an die 40 Dörfer. Wie uns Carpzov berichtet, befanden sich die Klo- stcrgcbändc zu seiner Zeit, also vor 200 Jahren, noch in sehr gutem Zustande. Er erzählt uns von einer »nicht allzu großen, doch schönen, wohlausgezierten Kirche, der drei katholische Geistliche Vorsteher» und darinnen der abgelebte Cörpcr des Durchl. Fürsten Anton Egons Kürstcns von Fürstenberg, Königl. Majcst. in Pohlen, und Churfürstl. Durchl. zu Lach jeu hochvcrordnetcn Stadthalters -cs Churfürsten- thilins Sachse»» anno 1716 Mens. Oct. beygcsetzt wor den". Und Carpzov berichtet weiter, daß das jung- fränlichc Convent meist aus 24—29 Lrdensjungfraucn bestände»» lfabc und durch eine Acbtissin regiert »vcrdc. Die weltliche Gerichtsbarkeit hatte der Klo ster-Vogt, der cincin in der Obcrlausitz ansässigen vor nehmen A dclsgcschlccht entnommen war. I«» dem zum Kloster Marienstern gehörigen Dorf Rosental befand sich vor Zcitei» ein wunder tätiges Marienbild, das einen großen Zulauf von Wallfahrern hatte nnd durch welches das Kloster gute Einkünfte hatte. Es liegt nahe, daß über dieses Wnndcrbild ein ganzer Strauß von Sagen nnd Er zählungen in» Volk »var. Aber auch im Kloster selbst ivar eine Menge heiliger Reliquien vorhanden, über die der Bischof Konrad zu Meißen auf Schloß Stol pen 1364 wie auch Bischof Caspar zu Meißen 14X7 Urkunden ausgescrtigt haben, laut denen im Kloster verwahrt wurden: 1. 78 Köpfe der 11000 Jungfrauen ans -er Gcscll- scl-aft der Heil. Ursula,- sic bewährten sich gegen die Pest,- 2. die Hirnschale Johannis des Täufers wie auch ein Teil dessen Blut und ein Stück von seinem Kleid: 3. die Hirnschale des Apostels Jakobus; 4. eine Riebe des Apostels Matthäus: 5. ein Finger des Apostels Andreas, der einen an genehmen lyeruch wie Balsam von sich gab. Nun, wenn schon Carpzov wegen dieser Heilig tümer seine Bedenken hatte, so wird heute niemand wohl diese Reliquien für ernst ansehen. Und ich habe sie auch nur angeführt, da sie ein bezeichnendes Licht ans die Gläubigkeit unserer Vorfahren werfen. Daß nun nach Marienstern die Zisterzienser eiuzogcn, mag aus Folgendem seine Bewandtnis haben: Im Jahre 1098 ivar bei Dijon das Kloster Cister- cinni gegründet worden, und der Orden fand durch Bernhard von Clairvaux «daher der Name Bernhar diner) eine rasche Verbreitung in ganz Europa — als Folge hiervon die Gründung der weiblichen Klöster. In diesen Zisterzienserorden trat nun 1123 mit 22 Jahren Bernhard v. Camenz ein, und somit erklärt sich wohl auch die Gründung des Nonnen klosters Maricnster» als Litz von Zisterzienserinnen. Von Acbtissinnen des Klosters Marienstern find uns nach Carpzov bekannt die obengenannte