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Verantwortlich für Redattion: Heinrich Uhl,man», Riesa; für An^i,enteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. !' I ! l!i 9aS neue französische Kabinett. Vas Kabinett Cbmttemps gebübei. Ein »Ministerium des öffentlicher» Wohls". )s Paris, . November. Der Präsident »er Republik» kebruu, hat den bisherigen Innenminister Ehautemps mit der Nettbildung deS Kabinett» beauftragt, nachdem der Führer der radikal-sozialistische» Partei, der frühere Ministerpräsident Herriot, einen Anstrag des Präsidenten mit dem Hinweis aus seine noch immer uubesriebigend« Ge- suudheit abgelehnt hatte. Ehautemps begann sofort seine Bemühungen um «in neues Kabinett. Die Verhandlungen der Linksparteien sührtcn zu keinem positiven Ergebnis. Infolgedessen dürste Ehautemps gezwungen sein, mehr nach der Mitte auözu- greifen. Eine Havasvorschau läßt vermuten, daß unter diesen Umständen die Zusammensetzung des kommenden Ministeriums gegenüber dem letzten Ministerium Larraut keine groben Veränderungen anfwciseu werde. ES heißt, daß Chauiemps ein Kabinett „des öfsentlicheu Wohls* bilden wolle, das sich aus eine Mehrheit von den Neusozialisten bis zu den Liuksrepublikanern einschließlich stützen werde. Herriot dürste keine Neigung haben, einen Ministersitz anzunehmen. EhautempS Besprechungen sind inzwischen soweit fort geschritten, daß man schon setzt — einige unwesentlich« Aen- dcrungcn Vorbehalten — die Ministerliste aufstellen kann. Hiernach würde: Ministerpräsident und Innenminister: EhautempS, Justizmintster: L t r e g, Kriegsminister: Da ladt er, Außenminister: P a u l - B o n c o u r. Finanzen und Haushalt: George Bonnet, Kriegsmarincminister: Larraut, Lustfahrtminister: Pierre Eot, Unterrichtsminister: de Monzie, Ocfscntliche Arbeiten: Paganon, Arbcitsminister: Frot, Handclsminister: Laurant-Ennae, LandwirtsklmstSminister: Ou « uiIle, HandelSmarincminister: Bertrand, Pcnsionsminister: DucoS. Kolonialminister: Piötri, Postminister: Mistler, Gesundheit: Bonnevai. ES handelt sich also um ein Kabinett der republikanischen Vereinigung unter Ausschluß der Sozialisten und Neu sozialisten, in dem der äußerste rechte Flügel durch die Gruppe Piötri vertreten ist. Flanbin hat sedoch dem Ministerpräsidenten seine Unterstützung zugesagt. Ehantcmps wird wahrscheinlich mit den gleichen Mitteln, wie sein Vorgänger Tarrant, versuchen, ein Finanzpkoieki von der Sammer gebilligt zu erhalten. Leine Auastchte«, dir,es Ziel zu erreichen, erscheine» daher nicht größer als diejenigen Tarrants. WaS besonders die Außenpolitik an» belangt, jo sind von Ehautemps noch weniger als von Lar, raut Initiativen zu erwarten, zu denen er sich in Anbetracht seiner schwachen iunerpolitischrn Stellung nicht verleite« taffen dürste. Ehautemps politische Laufbahn Der mit der Kablnettsbilduna beauftragt« radikal« Ab geordnete Ehautemps ist im Jahr« 188S al, Sohn eine« «enatsoizepräsidenten und früheren Minister» geboren wor- den und von Beruf Rechtsanwalt. Ehautemps wurd« 1910 rum erstenmal zum Abgeordneten gewählt und wurd, 1V2S Vorsitzender der radikalen Kammerfraktion. Im Februar !9?0 war er Ministerpräsident «ine» ausschließlich aus Radi kalen bestehenden Kabinetts, das am selben Tage, an dem es sich dem Parlament oorstellte, gestürzt wurde. Dann war er Unterrichtsminister und später Innenminister in dem letzten Kabinett Herriot und in den Kabinetten Paul-Doncour, Dala- dier und Sarraut. Unbefriedigende Antwort Die österreichische Regierung verdreht den Tatbestand. Wien. 27. November. Die amtliche Nachrichtenstelle meldet: Der deutsch« Ge sandte Dr. Rieth stattete dem Bundeskanzler Dr. Dollfuß einen Besuch ab, bei dem er dem Bundeskanzler da» Er gebnis der deutschen Erhebungen über den Zwischenfall an der bayerisch-österreichischen Brenz» zur Kenntnis brachte. Zu gleicher Zeit stellte er di« Frage, was di« österreichische Regierung in dieser Angelegenheit zu veranlassen gedenk«. Bundeskanzler Dr. Dollfuß erklärte, daß die sogleich ein geleitete Untersuchuna Im Zuge sei, und daß er eine Antwort erst erteilen könne, sobald über diesen sedenfall« bedauerlichen Zwischenfall die Untersuchungsmaterialien vollständig vor liegen. Das Ergebnis der.mil aller tzgrgfalt geführten Ull> Offensive TardieuS gegen die Volttit der Radikalen. il Pari S. Der Abgeordnete Darbten hat gestern nach- mittag in Vourg und in Ehambern Rede» gehalten, die im Hinblick ans die «risenzeit in Frankreich eine gewisse Bede», tuug haben. Er führt« u. a. auS: Di« Hauptnrsache d«r gegenwärtigen Lage sei daß der marxistische Materialismus aus die französische Politik Einfluß gewonnen habe. Er habe die individuellen Ideale getötet. Er vergifte seit 1.1 Jahren die Atmosphäre in Frankreich und habe sich unter dem Deck mantel des TtaatSsozialiSmuS in das Programm der radika le» Partei eingeschlichen. Innerhalb von 18 Monaten hab« die LiukSkartellpolitir außenpolitisch zu folgenden Verzichts leistungen geführt: Verzicht aus die Wiedergutmachung der Kriegsschäden tm Juni 1932 in Lausanne. Verzicht aus die Abrüstung Deutschland» durch Aner kennung der Gleichberechtigung im Dezember 1982 in Genf. Verzicht aus den Grundsatz des gegenseitigen Beistandes, der doch die Grundlage der SicherheitSidee bilde, durch An nahme de» MacDonaldschen AbrüstungSplan» im März 1933 in Genf. Verzicht auf die Forderung nach Achtung der Verträge, und zwar durch die Unterzeichnung des Viererpaktes. Verzicht aus die traditionellen Bündnisse sPolen und di« Kleine Entente). Die Vinkskartellpolttik habe also Frankreich von den Grundsätzen weggelockt, die eS srüher hatte, und ebenso auch von seinen natürlichen Verbündeten. Ebenso schars kritisierte Dardieu die lässige Behandlung der Ordnung deS Staats haushalt», die Wirtschaftspolitik, den Rückgang der Steuer einnahmen, den man mit Mittelchen bekämpfen wolle, wie Ausschreibung einer Staatslotterie und Ausgabe „falschen Geldes* in Nickel. In der Thesaurierung von 49 Milliar- den Francs durch das Publikum komme das Mißtrauen de» Landes gegenüber den Regierungsmächten zum Aus druck. Schließlich müsse auch die Unstabilität der Ministerien angeprangert werden, die auS dem Zusammenwirken der Radikalen mit den Sozialisten hervorgegangen sei ssünf Ministerkrisen innerhalb von 18 Monaten». Dardieu verlangte dann in seiner Rede nach einer star ke» Regierung mit folgendem Programm: t) Wiederherstellung des Vertrauens dadurch, daß den besitzenden Kreisen in Frankreich — da» bedeutet in diesem Falle dem ganzen französischen Volk, vor allem ans dem Land — bedeutet werde, daß die Leute, die für eine Enteig nung von Staats wegen eintreten, auf die Regierung keinen Einsluß haben dürften, 2) Säuberung de» republikanischen Regime» durch eiu» BerfasiungSresorm: 3> Frankreich müsse da» Bewußtsein seiner geschichtliche* Ausgabe wtcdergegeben werdeu, und man müsse gerade in dem Augenblick, in dem vor seinen Loren diktatorische Re gierungen erscheinen, die französische Zivilisation retten, di« auf der Achtung der Würde und der Freiheit der mensch« lichen Person begründet sei. Der Politik der Linken, die ein Kartell zur AuSnutzunq der Wahlen gewesen sei, müsse man den Borwurf machen» daß sie die gesamt« nattonal« Wirtschaft unfruchtbar gemache habe, bah sie die StaatSftnanzen zum Bankrott geführt hab«! und daß sie 1938 ebenso wie 1914 daS Land unweigerlich in den Krieg hineinftihre. . Er fordere, daß sich die Bevölke rung gegen diese Gefahren auflehne durch «ine Politik auti.» sozialistischer republikanischer Einigung wie 1926. Frank reich könne bei der gegenwärtigen Lage in Europa nicht länger mit Ministerien leben, die nur drei Wochen an» Ruder bleiben. terftichuna wird samt den Unterlagen dem deutschen Gesand ten zur Verfügung gestellt werden. * „Das Wiener tlnlersuchungsergebnis" Don österreichischer amtlicher Seite wird mitgeteilt: Die anläßlich de» Zwischenfalles an der österreichisch bayerischen Grenze bei Erpsendorf, nördlich von Kitz bühel, sofort eingeleiteten Erhebungen haben vorläufig zu nachstehenden Ergebnissen geführt: Eine aus drei Mann bestehende Gendarmerie-Assistenz- Patrouille, die auf der Eggenalpe im Grenzdienst stand nahm eine Abteilung von Reichswehrmännern oder SA - Männern wahr, die unter ,Heil-Hitler-Rufen österreichisches Gebiet beim Grenzstein Nr. 6 betraten Da gerade auf diesem Gebiet wiederholt Feuerüberfälle und Angriffe auf die im Grenzdienst stehenden österreichischen Organ» erfolgt sind, gab die österreiHische Patrouille in der begründeten An nahme, daß es stch wieder um einen derartigen Ueberfall handle, Schüsse ab. Einer dieser Schüsse tras einen Reichs wehrmann am Kopf. Nach dem Ergebnis des Lokalauaen- scheine» steht fest, daß sich der Erschossene auf österrelHi wem Gebiet befunden hat, va eine Blutlache auf österreichi cyem Boden vorgefunden wurd«. Zwecks genauer Ueberprüfung de» Dorfall» befindet sich eine Gerichtrkommiffion und Or- gane der politischen Verwaltung am Tatort. Zwecks Mit- wirkunG wurden auch Geometer und Photographen heranae- zoaen. Zu dem von reichsdeutscher Seite veröffentlichten Er gebnis zur Untersuchung de» Vorfalls, wonach sich der er- schossen« Reichswehrmann auf deutschem Boden befunden hat, ist zu bemerken, daß diese Mitteilung auf eine nicht ge nau« Kenntnis de« Grenzverlaufs zurückzuführen sein dürfte * Unverantwortliche Handlungsweise bestätigt Dazu wird von zuständiger deutscher Seite bemerk! Vies« amklich« österreichische Mitteilung bestätigt di« u« er hort leichtfertige und unverantwort liche Handlungsweise der österreichischen Gendar meriepatrouille. Lediglich auf die Vermutung hin. daß von der völlig unbewaffneten und weder al» Soldaten noch al» SA-Männer kenntlichen Mannschaft ein Ueberfall erfolgen könnte, ist der tödliche Schuß aus eine Entfernung von etwa S00 Metern abgegeben worden. Diese Vermutung fand in dem Verbalien der deulstben Soldaten Einerlei LesrüMnL da, wie von der deutschen Gerichlskommistion festaefteüt. weder heilrus« noch irgendeiue velästi- qung der österreichischen Patrouille«, er folgten. Gegenüber der Behauptung, bah der erschossene Schütze Schuhmacher sich auf österreichischem Boden befunden >nbe, muh auf di« einwandfreie Feststellung der deutschen Gerichtskommiffion verwiesen werden, nach oer sich Schuh macher aus reichsdrutschem vodea besaud. NkrretW Wl-PMt. si Dari». Gin« Unterrednna des Führer» mit dem französischen Botschafter in Berlin. Franeol» Voncet, wird ganz allgemein al» Auftakt der dentsch-fronzösischen Brr- Handlungen bewertet nnd dementivrechend al» bedeutungS- Vaste» Ereignis kommentiert. Der .Dari» Soir" betont, baß es sich um eine Fffblunanabme gehandelt habe, deren Zweck darin lag, den Ebarakttr der künftigen Unterredungen »u nmreißen. Di» Aussprache zwischen dem Führer und dem sranzösischen Botschafter habe sich sehr aüusiia abae- wickelt und könne oreftbare Grgebniffe zeitigen, sobald das französische Kabinett gebildet ttin werde. Der.Iniransiaeaut* will auS aut unterrichteter Quelle erfahren haben, daß der Schritt FraneoiS Paneel» nicht al» erster Pkt der deutsch- französischen Verkandlnnge», sondern nur al» Vorspiel anznseke» sei. ES werde aber nicht geleugnet, daß der französische Botschafter mit dem Reichskanzler die inter- nationale Sag« geprüft und über die Wege ,« ihrer Vessrrnng gesprochen habe. Di« NachmittaaSblätter geben offen zu. daß deutsch- französischen Besprechungen nunmehr nicht mehr das .ena- lisch« Hindernis* entaeaenstehrn würde. Der offiziöse .Temps* macht einen Satt» mortale, indem er auf einmal di« Ansicht ausdrückt, daß di« Dermittlerdienste Englands Frankreich bei seinen Berbandlnnaen mit Deutschland stören würden, wie auch italienische DermittlungSdiensie Deutsch land stören würden. Auch di, .Siberts* bat unter Hinweis auf die Rede SimouS allerhand an Englands Haltung auszuseßrn. England wolle, daß di« Versöhnung «nter feiner Führung nnd mit seinem Segen sich vollziehe. Di« diplomatisch« Anrmel „bilaterale Verhandlungen* ändere an dem Stand der Ding« nicht». Hitler hab« die Parti« schon »« drei Vierteln gewonnen. Die Nacbr'cht von der Unterredung Francois DoncrtS mit dem Reichskanzler hat auch tu der Kammer stärkste» Luiiebe» bervoratLüt«».