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Uiesaer Tageblatt Drahtanschrift, UUd (EldMM Mlö AMÜgtk). Postsche-konto: Tageblatt Riesa. V s V f S - Dresden 1S80. Fernruf Nr. 20. Dal Riesaer Lageblatt ist da» zur Veröffentlichung der amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Gttokass«: Postfach Nr. VS. Großenhain, d-s Finanzamts Riesa und der Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Riesa Nr. es. 269. Freitag, 17. November 1933, abends. 86. Aahrg. D«t Riesaer Dageblatt erscheint jeden Da, ^enb« Uhr nttt «uSnab», der Son» und Festtag«. Veznosprets, gegen »orau^ahlnng, filr «inen Monat 2 Mark oh« Zustellgebühr, durch Postbezug RM. S.l4 einschl. Postgebühr (ohne ZustellungSgebühr). Für den Fall de» Eintreten« von Produktion-Verteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpretse behalten wir un» da« Recht der Prei«. «rhöhung und Nachforderung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Wiederbelebungsversuche in Gens. Vie polnische Initiative. Das deutsche Esmmuniguä Uber den Besuch des polni schen Gesandten beim Reichskanzler ist kurz und nur wenigen verständlich. Man wird vor allem die Wendung beachtet haben, daß sich beide Staaten einig seien, eine Ver- ständigung ohne Anwendung von Gewalt herbeizusiihrcn. Dieser mag an einen etwa beschlossenen deutsch-polnischen Nichtangriffspakt denken, andere vielleicht sogar an ein Ost locarno, an die Ausgabe deutscher Rechte. Tatsächlich aber sichern sich beide Mächte zu, in Frieden und Freundschaft alle Probleme zu lösen, die der Lösung bedürfen. Der Be such des polnischen Gesandten entsprang der polnischen Initiative, er beweist, daß der Wille zu einer friedlichen Bcrständignng sich über umständliche Präliminarien hin- wegscben kann, und daß Deutschland jederzeit bereit ist, mit jeder Macht direkt zu verhandeln, wenn der ehrliche Ver- ktändigungswille obwaltet. Daß Polen den Weg gefunden hat, kann nicht überraschen, denn es dürste noch bekannt fein, -aß der Reichskanzler in einer Rede s. Zt. schon sich bereit erklärte, mit Polen über alle schwebenden Differenz punkte zu verhandeln. Schon vor zwei Monaten sprach daraufhin der damalige polnische Gesandte Wnsotzki beim Reichskanzler vor und leitete die Verhandlungen «in, die jetzt gewissermaßen in den zweiten Akt getreten sind. Diese Vcrl-andlungen sollen von beiden Seiten nach der ersten Aussprache und den Bindungen, dl« hierbei eingegangen sind, in Frieden und Freundschaft geführt werden ES gibt eine große Anzahl von Fragen, die eines Ausgleichs bedürfen und die jetzt das deutsch-polnische Vcr- hältnis trüben können. Wir brauchen nur an die Minder heitenfrage zu denken, an die oberlchlcsischrn Probleme und die wirtschaftlichen Probleme, die schon in Mens in einigen Unterhaltungen zwischen dem Außenminister von Neurath und dem polnischen Beauftragten berührt wurden. Wenn zum Teil bislang immer der Völkerbund als Schieds richter angcrusen wurde, so beabsichtigen beide Mächte unter sich vertrauensvolle Abkommen zu treffen, die für die Zu kunft alle Reibungen vermeiden sollen. Jedenfalls ist von vornherein eine außerordentlich freundschaftliche Atmo sphäre vorhanden. Das Berftandlnngsfeld ist so groß, daß die Verhandlungen lange Zeit in Anspruch nehmen werden. ES ist leicht möglich, daß nach der Erledigung de» ersten Programms auch politische Fragen von größerer Trag weite zur Erörterung gelangen. Doch das kann zunächst die Verhandlungen nicht beschweren. Es wird sich in ihrem Verlauf zeigen, wie eine grundsätzliche Verständigung zwischen Deutschland und Polen auch über territoriale Fragen erfolgen kann. Das Wichtigste erscheint zunächst, -gß sich zwei Länder, die so viele Rcibungsslüchen boten; an «inen Tisch finden mit dem beiderseitigen Willen. Frieden zu schließen. Freilich, die französische Presse ist durch den polnischen Schritt peinlich berührt. Ma» empfindet eS in Paris so als ob Polen gewissermaßen au» der Front bricht und zeigt sich unangenehm getroffen, daß Polen vor seinem Schritt nicht erst die französische Zustimmung eingcholt hat. Die französischen Presscstimmcn, die erst in Deutschland die Wichtigkeit diese» polnischen Besuch» »nd de» deutschen Eommuniguss erkennen ließen, gleichen einem Alarm. Alle Einwende, deren cs genug gibt, müssen jedoch an dem Ernst scheitern, mit dem die polnische Regierung den neuen und wichtigen Schritt getan hat. Selbst wenn eine bestimmte polnische Presse -en Franzosen sekundieren sollte, kann sich an der Tatsache einer kommenden deutsch-polnischen Ver ständigung nicht» ändern. ES gibt freilich, wie man au» -er französischen Presse entnehmen kann, «in« Meng« An- grissSpunkte, die sich indessen im großen und ganzen al» be wußt falsche Auslegungen erweisen müssen. Man wird ver suchen und tut es bereits, Deutschland zu unterschieben, «S habe cs »erstanden, Polen zu Verhandlungen zu bringen, um die Front der Giegermächir zu spalten. Man wird behaupten, Deutschland wolle nicht» andere», al» Polen zur Aufgabe seiner Rechte bewegen und e» womöglich unter Druck letzen. Die Tatsachen sprechen anders, aber der Zweck heiligt die Mittel. Man merkt es der französischen Presse an, daß sie ihre Polemik darauf «instellt, in da» neu« und vertrauensvolle Verhältnis der beiden Mächte Zweifel nnd Zwietracht zu setzen. ES ist immerhin anerkennens wert, daß die polnische Regierung den entscheidenden Schritt ohne Rücksicht auf das füß-saure Gesicht Frankreich» tat und daß die polnische Regierung ganz offen sich schon in -er ersten Unterredung zu einem guten Verhältnis und zu -cm Willen bekannte, alle Differenzen zu begraben und in ehrlichem Wollen den Frieden zu suchen. Das könnte ein guter Anfang sein, «r könnte andere Mächte, denen wir wiederholt die Hand geboten haben, be schämen. Vor allem aber lehren diese Verhandlungen wie der. wie tief «nd ehrlich der Friedenswille in Deutschland wurzelt und daß wir keinen überhitzten Nationalstandpunkt lmben, wie Paul-Boncour meinte, sondern e» mit unserm gottlob heute stärker ausgeprägten Nationalstolz vereinigen können, den Ausgleich und den Frieden am Verhandlungs tisch zu suchen. Soweit sich heute schon übersehen läßt, kann das deutsch-polnische Verhältnis von Einwirkungen anderer Mächte nicht mehr gestört werden. Und somit haben wir die Sicherheit erlangt, daß in unserer Außenpolitik «in rich tiger Kurs gefunden ist, der einmal einen wirklichen und ehrlichen europäisches TlllLW Mihi, Sie Blutschuld der KVS. erwiesen. 8eAIn I« MWll-AM.—In MtWkMle W m. Berlin. jFunkspruch.) In der heutigen Sitzung de» Matkowski-Prozeue» kam eS zu aufschlußreichen Aus führungen. Der Hauptangeklagt« Schuckar erklärt«, daß auch Moabiter Kommunisten an dem Ueberfall in der Wallstraße teilgenommen haben. Nach der Schießerei hab« ihm der Angeklagte Plessow gesagt, es wär« »ielleich« bester gewesen, man hätte di« Nationalsoztalifte« in der Galoantftraße über» sollen. »Dan« wäre keiner mehr zurückgekomme«, denn aus allen Fenster« hätte man geschossen!" Sodann gad Schuckar folgende Erklärung, ab: »SS ist von Anfang an die Taktik d«r KPD. gewesen, bei irgendwelchen Zusammenstöße« oder Uebcrsälleu di« Schuld von der Führung der Partei ans irgendwelche Spitzel abzuwälzen. Zn diesen Spitzeln hade auch ich gehört. Der Angeklagte Wols «ar Geheimkurier des zweiten Zuges d«S Rotsvontkämpserbnnde» nud hat z« de« führende» Fnnktio« näre« gehört. Wolf hat über alles genau Bescheid aewnßt «nd in seiner Wohnung haben geheime Zusammenkünfte de« kommunistischen Funktionäre stattgesunde«, au denen anch ich teilgenommen habe. In der Wohnung von Wols wurden auch Wasse« in großen Mengen ausbewahrt, die zu gegeben«» Zeit gebraucht wurde». Gewiß, ich habe «ich des Land- sriedeusbruchs schuldig gemach«, ich bin nur durch «ein« Trunkruhrit an dem Abend dazu mißbrancht worden. Das gemeine Berbrecheu in der Wallftraße ist aber von der kommunistischen Führung organisiert worden. Ich hohe tzent« meinem Berteidiger Schriftstücke übergebe«, bi« dw Lchnid der führenden kommunistischen Funktionäre nach» weisen. Ich habe meinen Verteidiger gebeten, davon Ge brauch zu mache», wie er es für richtig hält." Der Berteidiger des Angeklagten Lcknckar bestätigt diese Erklärungen. Ausruf der Keich Stirchenregiecung zur vollsnrission. * Berlin. Im »Gesetzblatt der Deutschen Evangeli- schon Kirche" wird folgender Ausruf der Reichsktrcheu- regierung zur Bolksminion veröffentlicht: »Dentsche Evangelische Volksgenossen! Al» nnt«r Aböls Hitler» Führung Dentschland sich ans« machte, ein Volk zu werde«, da riß die nngeftüme Kraft dieses Ausbruches anch di« evangelisch«« Kirchen mit, sie stellten das Gemeinsame höher als das Trennende, sie über wand«« di« Hemmungen ihrer Geschichte, st« schloff«« sich zu sammen z» einer dentschen evangelischen Kirch«, — znm erst«» Mal feiert so «ine dentsihe Arche ein großes Luther» fest. Aus dem Gedenktag, der nur rückwärts blickt, wird das Weibeseft für ein neues Haus der deutsche« Kirche Martin Luthers. Dieser Tag soll zugleich der Ansang eines gemeinsame« Werkes sein. Groß steht vor «nS die Ausgabe, die die gegenwärtige dentsche Schicksalsstunde unserer Kirche stellt. SS gilt den entscheidenden Kamps um die Seele des de«t, scheu Volkes. Die Stunde der Bolksminion ist da. Ich rufe Such aus, im Geiste des Reformators «nd in voller Einig keit mitzukämpsen, mitzudienr». Das «ns Deutschen durch Martin Lnther «e« geschenkt« Evangelium muß wieder eine Macht in »ns«r«m Volke «er den. SS soll Krastquell nud Richtschnur unseres Handelns sein und muß «nS bereit machen, einer dem anderen sreudig zu dienen, und dis uns auserlegtrn Laste« miteinander zu tragen. De» arbeitenden Männern in unserem Volke, gleichniel welchen Standes, soll ihr Berus wieder Gottesdienst wer de«, und die Kirche muß mithelsen, daß Gerechtigkeit, Fried« «nd Freude in den Beziehungen der deutschen Mensche» ««lereinander herrscht. Die Krane« nud Mütter solle» an» ein«« wahrhaft priesterlichen Herze« ihr Han» mit christlichen, «eist erfül len «nd ihre Ander srei und fröhlich z, Ehrtstenmensche« erziehen. Lehrer «nd Ingendsührer sollen in Schule und Arbeits dienst, l« SA. «nd HI. das junge Dentschland zur Ehrfurcht »or Gott «nd zu mannhafter Frömmigkeit sühre«. Neueste und Gemeindevertreter find Kraft ihres Amtes berusen, durch Mitarbeit «nb Borbftb evangelischen Geist «nd Lieb« zur Kirche in der ganzen Gemeinde heimisch z« machen. Di« Führer der Kirche gehe« voran. Sie setze» sich «ft Entschiedenheit dafür ein, daß bei de« Verantwortlichen t« Handel und Wirtschaft, in Film «nd Funk, in Theater und Literatur daS christliche Gewissen zur Geltung kommt. Sie kämpfe« mit Such «m den christlichen deutschen Sonntag, der wieder ein Tag für di« deutsche Familie «nd sür da» Wort Gottes an alle« Orten werde« muß. Sie werde« dasür sor gen, daß die Predigt dcS PsarrerS wieder lebensnah wird und dem heutigen Menschen da» Evangeli,« s» a«Sl«gt, wi« er es verstehe« kann; sie »erde« di« theologische« Fakul täten baz« führen, baß sie neben ihre» wissenschaftliche« Forschung die großen Fragen unserer Zeit in ei««« lebens« verbundenen Denke« lösen Helse«. Sie werden überall enanaeltsche Nkabemie« und Lchnlnngsftälte« schasse«, nw bie Volksgenossen jeden Standes und jede» Alters »ow Evangelium ans Klärung der Lebenssragen sind«» solle». Die Arche soll nicht mehr i« Winkel stehen; ans d«r »ras« des Geistes Gottes will sie, jedermann offenbar, thron Dienst an «nserem Volke tun. Sie wird sich niemandem ausdränge« «nd will nichts mit äußeren Mitteln erreichen — aber die Zeit des Terrors gegen sie ist vorbei; frei össentlich tritt sie vor alle, wirbt »» alle, will allen bienen; wo ihr aber Gottlose»«»« »ab Nenhetdentn» »nd ««christliches Wese« entgegentret««, HN wirb diese neue Kirche mannhaft das Schwert des Gerste» führen, nickt nur zur Verteidigung der ihr heiligen Güter, sondern z«m Angriss gegen jede Zerstörung und Zersetz»««. Und die Kirche wird wieder lernen, daß ihr Glanbe nwA überwindend ist. In diesem Sinn nnd Geist ruse ick Euch, evangelische Volksgenossen jeden Alters nnd jeden Standes auf, helft mit del diesem großen Werk der deutsche» Volksmisfio«! Halte« Ench bereit, wenn wir Euch rnseu; such« selbst di« Verbin dung mit Eurer Gemeinde, laßt «ns in treuer Kamerad schaft des Glaubens zusammcnstehen Zumal Ihr evangeli schen Männer der SA . LS , des Ltablhelm, und Ihr von der nationalsozialistischen Jugend, — Ihr wißt, der Führer rnst nach diesem Dienst der Kirche im Dritten Reich — ent- tänsche« wir ihn nicht! Baut mit uns die deutsche Bolkskirchc — kämpft mit! Da» Gesicht des neuen Deutschland soll das eines christliche« Bolke» sein!" s tWeiMe WlkMijte M * Berlin. Im Geiste de» Aufrufe» der Reicks kircßcnrcgicrung bat Bischof Hosscnselder ein Sosort- Programm der volksmissionarifchen Arbeit ausgestellt. An jedem ersten Sonntag im Monat soll im Bereich der Deut schen Evangelischen Kirche der Gottesdienst einheftlich ge staltet werden. Der Predigt dieses Gottesdienstes soll in allen Kirchen der gleiche Tert zugrunde liegen, ebenso soll als Hanptlicd dieses Gottesdienste« in allen Gemeinden das gleiche Lieb gesungen werden. Zu diesem Gottesdienst werben in erster Linie die christlichen Hausväter aufgc- rusen, sich zu Monatsbeginn gemeinsam unter Gott zu stellen. Der Aufruf erinnert an das „priesterliche Amt des Hausvaters und an seine Verantwortung sür Weib und Kind, Volk un- Kirche sowie an die Gestaltung christlichen Familienleben» in Geist und Sitte". Am 1. Adventssonntag wirb somit in allen -eutschen Kirchen das gleiche Lied erklingen, der gleiche Text behandelt werde«. Nicht nur in -er Verfassung, sondern auch im Gottesdienst -er Gemeinden soll die große, alles umfassende Einheit der neuen Deutschen Kirche ihren symbolische« Ausdruck finden. „Petit Parisien" berichtet au» Rom, daß «an dort av die Einberufung einer Konferenz der Sianasa«nSchts dos Biererpaktes denke. Der Außenpolttiker de» Blattes HStt es nicht für unmöglich, daß Sir John Simon >md Eden vor- suchen könnten, Frankreich für eine Zufammentunft der Mochte « My zu geMiSs»- MkUNMM WWW WUMM. * Belgrad. Der i« Spionage-Prozeß »um Lod« vrr- »stettt« ehemalig« Oberstlenknnn« Sujo Mitschitfch wurde g« Donnerstag hinge^chtet. D«r Bollzng des LodrSurteile« «folgt« durch den Strang. Oberstleutnant VNtschitsch stand an der Spih« einer Spionage-Organisation, de»en andere Mitglieder »» langilibvisBl Ltzchthausstrasen oer-