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- Erscheinungsdatum
- 1933-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193310171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19331017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19331017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-10
- Tag 1933-10-17
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Monat
1933-10
-
Jahr
1933
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de« ich habe auch fahren an der tätig ist, sagt 8 Uhr abends, in gleich geäußert hat: Der Man« Stag gewesen sei«. Mit Bestimmt» der die Führungen ß jede Führung 200 «ntergestellt hätte? — Zeng«: Das ist unmöglich, es müßte dann während meines Run-gange« erst geschehen sein. — Oberreichsauwalt: Haben Sie jeden Tag sämtliche Keller räume durchlaufen? — Zeuge Nein. — Overretchsauwalt: In dem Keller mündet doch auch der sogenannte unter irdische Gang? — Zeuge: Ja, der ist mit einem richtigen Schloß regelmäßig verschlossen. Angen. Dimitroff: Können die Reichstagsbrandstifter durch diesen Gang gekommen sein? — Der Vorsitzende stellt die Frage des unterirdischen Ganges für die DienStag- sttzung zurück und erklärt sie außerdem für unzulässig, weil sie ein Urteil von dem Zeugen verlange. — Dr. Sack: Ich würde sie auch deswegen beanstanden, weil Dimitroff von den ReichStagsbrandstiftern spricht, während wir noch gar nicht wissen, ob eS mehrere waren. - Weiterverhandlung DienStag. Vom ReiAstagSbcmS-Vrozetz. Vimttrosf wieder anwesend. — War van der Lubbe schon vorher im Reichstag? Göring nnd Goeddett als Zeugen geladen. vdz. Berlin. Zur Montagverhandlung de» «eich»« taasbrandstifter-Prozesses wurde auch der Angeklagte Dlmitrofs wieder vorgeführt. Der Vorsitzende ließ zunächst ein Protokoll der BerhandlungStage verlesen, die in Ab wesenheit DimitroffS stattgefunden haben. Dimitroff ver folgt stehend aufmerksam die Verlesung und macht sich eifrig Notizen, namentlich bet den Stellen des Berichts, in denen Oberbranddirektor Gempp die ihm vom Braunbuch in den Mund gelegten Behauptungen als Lüge und Unsinn zurück weist. OberreichSauwalt Dr. Werner gab vor Eintritt in die Verhandlung eine Erklärung ab, in der er sich mit dem Schreiben eines Mitgliedes de» Londoner Ausschusses, R.-A. Hay», befaßte. Hays habe ihm übelgenommen, daß er bet verschiedenen Gelegenheiten die Feststellung getroffen habe, die Londoner Zeugen seien unverläßlich ober hätten gelogen. HayS nehme dabei Bezug auf «ine Bemerkung in der Sonnabenbsttzung über einen Zeugen, der um 11 Uhr nachts in der Branbnacht erhebliche Mengen Branbmatertal im Plenarsaal gesehen haben will. Hay» macht darauf auf merksam, daß im amtlichen Bericht ebenfalls davon die Rede sei, baß Brandmaterial Verwendung gefunden habe. Der Oberreichsanwalt erklärt, er habe nichts darüber gesagt, ob Brandmaterial verwendet worden ist. Darüber würden zur gegebenen Zett die nötigen Feststellungen getroffen werden müssen. Er babe lediglich gesagt, daß der Londoner Zeuge die Feststellungen nicht machen konnte, die er tatsäch lich gemacht hat. ES wurden dann zunächst noch einig« Zeugen über di« Branbnacht vernommen, zunächst der Kanzleifekretär Probvhl, der seit 1006 bei der Reichstagsverwaltung ist und die Botenmeisterei leitet. Der Zeuge hat in der Branbnacht zusammen mit Feuerwehrleuten und Polizeibeamten «ine eingehende Durchsuchung des ReichStagSgebäube» vorge- nommen. Er erklärt auf Fragen, daß er bezüglich der Türen nichts Auffälliges bemerkt habe. Die Türen, die sonst geöffnet sind, waren auch an diesem Tage offen, die anderen geschlossen. Die Aussage beS Zeugen Dogun über den Mann, der kurz vor dem Brand aus dem Portal II beS Reichstages gelaufen sein soll, hält der Zeuge nicht für möglich, -a das Portal geschlossen war. Dagegen sei «S möglich, daß jemand in die Nische beS Portals getreten sei, um sich eine Zigarette oder Zigarre anzuzünben, wa» häufiger vorkomme. Der Zeuge hat eine grobe Zahl von Beamten unter sich und bestreitet mit aller Entschiedenheit, daß an jenem Tage Beurlaubungen stattgefunden hätten. Nur fünf Grippekranke, die schon länger fehlten, waren be urlaubt. Im Januar habe die Reichstagsverwaltung bis 21 Grippekranke gehabt, von denen alle bis aus 6 am Brand tage schon wieder im Dienst waren. Der Zeuge hat auch bei seiner Durchsuchung weder SA.- noch SS.-Mannschaften angetroffen. Er bestätigt, daß es oft vorkam, baß Abgeord nete bis nach Mitternacht und sogar bis zum Morgen auf ihren Arbeitszimmern blieben und arbeiteten. Auch Torgler gehörte zu den Abgeordneten, die sehr viel und spät arbei teten. Die Kontrolle für Besucher war streng, jedoch konn ten Abgeordnete jeden beliebigen Besucher ohne weitere Kontrolle in den Reichstag bringen. Der frühere Oekonom des ReichstagSrestanrantS be- stätigte als Zeuge, daß daS Schloß an dem Schrank, aus -em van der Lubbe ein Tischtuch genommen haben will, nicht funktionierte. Der Tapezierer Borchart identifizierte ein Stück Tuch, daS in der Wandelhalle bei LubbeS brennendem Mantel ge funden wurde, als ein Stück des Vorhangs hinter dem Stenographentisch, der schon mürbe und leicht brennRrr war. ES folgte dann die Vernehmung zahlreicher weiterer Reichstaaöbeamteu, namentlich über die Frage, ob van der Lubbe schon vorher einmal im Reichstag war. Der Amts» gehilse Schmal hat am Brandmontag, als er sich um 2 Uhr nachmittags auf den Heimweg begab, ckin Reichstag einen jungen Mann beobachtet, der ihm wegen feines verwahr, losten Aenbere« verdächtig erschien. In dem Bild des Brandstifters habe er diesen Mann sofort wieder erkannt. Er kennt ihn auch in der Verhandlung wieder. Der Vorsitzende fordert den Angekl. van der Labbe aus, sich zu erheben und den Kopf hochzunehmen. Zögernd kommt er dieser Aufforderung nach, und widerstrebend läßt er sich erst die Nase nutzen. Der Vorsitzende fragt ihn, ob er «m 2 Uhr am Reichstag gewesen sei. Ban der Lubbe schweigt, auch als ihm wiederholt die Frage vorgelegt wird. — Bors.: Sie stellen sich ja nur so, wir wissen, daß Sie ganz gut die Frage verstehen, und Die haben sie ja auch früher bejaht. — Ban der Lubbe schweigt «eiter. Der Zeuge Schmal hat «m di« gleich« Zeit d«n Angekl. Torgler gesehen, als er mit einem kleinen Päckchen im Arm aus der Straßenbahn stieg und zum Reichstag ging. Er kann aber nicht bestimmt sagen, ob da» am gleichen Tage oder am Sonnabend vorher war. R.»S. Dr. Sack: Der Angeklagte Torgler will am Sonnabend mit einem Kuchenpaket um diese Zeit zum Reichstag gekommen sein. Machte da» Paket einen solchen Eindruck? — Zeuge: Das kann ungefähr stimme«. — Ober» reichsanwalt: Im allgemeinen werden auch in den minder wertigsten Geschäften Kuchenpakete nicht in braunes Pack papier eingeschlagen. — Dr. Sack: Ich werde meine Beweis- anträge auch darauf auSdebnen. Auch der Angekl. Dimitroff meldet sich zur Frage stellung. Er fragt nach der Parteizugehörigkeit des Zeugen, worauf dieser erwidert, daß er der Zentrumspartei bi» zu ihrer Auflösung angehörte. Der Amtsgehilfe Wenig will van der Labbe 8 bis 1» Tage vor de« Brand zusammen mit zwei andere« Wander, bursche« gesehen haben, die um eine Freikarte für die ReichstagSstthrung baten. — Eine ähnliche Bekundung macht der AmtSgehilf« Holdack, der aus da» Bild van der LubbeS in der Z muß schon mal heit kann er es allerdings nicht sagen. Der Berwaltungsasfiftent Gericke, der die Führungen durch den Reichstag macht, erklärte, baß jede Führung 200 bis 800 Personen umfaßte. Auch er bat ans oa» Bild hi« van der L«bb« wieder erkannt and glaubt, daß er einmal bei einer Führung gewesen ist. Als letzter Zeuge wurde der Werkführer Scholz ver nommen, der als Beleuchter im Reichstag tätig ist. Er hat seinen Rundgang am Brandtag wie immer um 8 Uhr 10 Min. angetreten. Um 8 Uhr 2ö Mtn. hat er in den Plenar- saal gesehen, aber nichts Auffällige» bemerkt. Etwa um 8 Uhr 88 Min. war er am Portal V, um da» Hau» zu ver lassen. Kurz darauf seien Torgler, Koenen und die Sekre tärin gekommen und hätten mit den Worten »Guten Abend" da» Portal passiert. R.-A. Dr. Sack: Haben Sie bei Ihrem Runbgang irgendwelchen Benzin- ober anderen Geruch wahrge- nommen? — Zeug«: Nein. — Dr. Sack: Da Sie Ihre Diensträume im Keller haben, könnte Ihnen doch nicht ent gangen Lein, wenn mar» hart LÄc» ratt «ran-mataetal Berlin. (Funkspruch.) Zu Beginn der heutigen Verhandlung gedenkt der Vorsitzende, SenatSpräsibent Bünaer, zunächst des gestrigen HinscheideuS d«s nieder ländischen Generalkonsuls von Leipzig, Knobel, der dem Prozeß täglich beigewohnt und ein besonderes Interesse da für gezeigt habe. Der Oberreichsanwalt nimmt bann Stellung zu den Beweisanträgeu, die Rechtsanwalt Dr. Teichert für die bulgarischen Angeklagten gestellt hat. Zu den gewünschten Zeugenvernehmungen, die ergeben sollen, daß sich Dimitroff mit Fräulein Anni Krüger nicht verlobt hat, erklärt der Oberreichsanwalt, daß er persönlich auf diese Angelegenheit keinen Wert lege, gegen die Vernehmung aber keine Be denken habe. Soweit dann Zeugen vernommen werben sollen darüber, daß sie geglaubt haben, Dimitroff gesehen zu haben, tatsächlich aber einem Irrtum erlegen sind, be antrage er Ablehnung, denn das könne ohne weiteres als richtig unterstellt werden. Ebenso beantragt er die Ableh- nung der Vernehmung des Schlafwagenschaffners, La eben falls unterstellt werden könne, -aß Dimitroff in der Nacht vom 27. zum 28. Februar von München nach Berlin ge fahren ist. Oberreichßanwalt Werner fortfahrcnd: Abzulehnen seien auch weitere Anträge, durch die bewiesen werden soll, daß eine Verwechslung anderer Menschen mit Dimitroff praktisch vorgekommen ist. Das könne als wahr unterstellt werden, beeinträchtige aber in keiner Weise die Glaub würdigkeit derjenigen Zeugen, die Dimitroff wirklich er kannt haben. Zu dem Antrag auf Ladung LeS RechtS- betstandes der kommunistischen Fraktion, Felix Halle, be merkt der Anklagevertreter, Halle habe Deutschland ver- lassen. Sein gegenwärtiger Aufenthalt sei der Behörde un bekannt. Der Kinokontrolleur Heinrich werde als Alibi zeuge für Popoff und Taneff vernommen werden, ebenso Frau Gertrud Baumgart» die Popoff und Taneff im Kino gesehen haben. Rechtsanwalt Teichert tritt verschiedentlich der Auffas sung des Oberreichsanwaltes entgegen, worauf schließlich der Vorsitzende erklärt, baß der Beschluß des Senates über die BewetSanträge morgen verkündet werden wird. ES wird nunmehr der Postschaffner Otto, -er damals die Briefkastenleerung im Reichstag besorgte, als Zeuge vernommen. Der Zeuge schilderte seine Beobachtungen bei der S-Uhr-Leerung,- er sei kurz vor 2L9 Uhr zum Portal V gekommen und habe den Pförtner gefragt, ob noch jemand anwesend sei. Der Pförtner verneinte und sagte, Torgler sei eben gegangen. Der Zeuge sei dann durch die Wandel- Halle zum Portal II gegangen, wo er einen kleinen Kasten geleert habe, und so von dort zum Postamt in der Wandel halle gegangen, um auch dort den Kasten nachzusehen. Durch Portal V habe er bann den Reichstag verlassen. ES sei vollständig dunkel in der Wandelhalle gewesen. Geräusche oder Gerüche habe er nicht wahrgenommen. Wenn er sich recht erinnere, habe mindestens der eine Flügel der großen GlaStür zum Plenarsaal offen gestanden. Al» nächster Zeuge wird Tischlermeister Lippert ver nommen, der sich ausführlich über die hölzerne Innen ausstattung des Plenarsaales äußert. Der Zeuge bekundet, baß alles sichtbare Holz ber ganzen Ausstattung fast durch weg aus Eiche bestanden habe. Zum Schluß hatte der Plenarsaal etwa 600 Stühle für die Abgeordneten. Auf eine Frage des Angeklagten Torgler bestätigt der Zeuge, daß nach Beseitigung der Tische in der letzten Zeit alle Stühle von der Rückwand mit oben offenen Eichenholz, kästen für Drucksachen, Abstimmungskarten usw. versehen waren. Der Vorsitzende bemerkt dazu, eS werbe vielleicht notwendig sein, Zeugen darüber zu vernehmen, ob sich in diesen Kästen bis zum Brande nicht noch Drucksachen, alte» Papier und dergleichen befunden hätten. Der Amtsge-ilfe Wocköck, ber seit 11 Jahren Pförtner am Portal ll ist, bekundet, er habe am 27. Februar «in paar Minuten nach 8 Uhr da» Portal geschlossen. Der AmtS- gehilse Kohls habe ihm zugerusen, baß Torgler noch i« Hanse sei. Kohls hätte schon bet ihm angerufen, es habe sich aber niemand gemeldet. Gleich darauf, erklärt Wocköck, wurde er telephonisch gebeten, die Garderobe Torgler» hinaufzubringen. Der Zeuge hat das Portal wie immer verschlossen und auch den Riegel vorgeschoben. Auf die Frag« de» Vorfitzend««, ob jemand seinen Schlüssel zum Portal benutzen könnte, erwidert der Zeuge, daß da» nicht möglich sei. Auch die Anfertigung eines WachSabbruckeS von dem Schlüssel hält ber Zeuge für ausgeschlossen. Die Frag« d«S Rechtsanwaltes Dr. Teichert, ob er, abgesehen von Torgler, jemals einen ber Änsseklagten durch das Portal habe gehen sehen, verneint der Zeuge. Oderreichsanwalt: Der Zeuge hat gesagt, daß er an großen Tagen sein Tor ständig im Auge behalten mußte. War «S während ber Zeit möglich, baß Abgeordnete oder vertrauenswürdige Personen, die in der Loge telepho- nierten, sich an dem Schlüssel zu schaffen machten? Zeng«: DaS wäre möglich. Den Herren, die da telephoniert haben, kann ich daS aber nicht zutrauen. Um vertrauenswürdig« Abgeordnete haben wir un», wenn sie telephonierten, natür lich nicht weiter gekümmert. Dr. Teichert: Haben Sie am Brandtage ober vorher HmK Lvitst. ll ÄLL» Wsw» M llSPi ktLe gehe« sehen?. Zeng«: Nein. Dr. Sack: Dr. Hertz, der Sekretär der sozial- demokratischen Fraktion, hat in London.auSgefagt, -aß am »7. Februar im Fraktionszimmer seiner Partei eine Be sprechung mit ausländischen Journalisten ftattgesunde« Haden soll. Zeuge: Mir ist nichts darüber bekannt un- Lurch mein Portal ist niemand zu jener Besprechung hereingekommen. Dr. Sack: Im AuSlande und im Braunbuch wird be hauptet, ber nat.-soz. HauSinspektor Scranvwitz habe die diensthabenden Beamten um 1 Uhr nach Hause geschickt. Zeuge: Zu den diensthabenden Beamten gehöre auch ich. UnS hat niemand nach Hause geschickt und nichts darüber gehört. Der AmtSgehilfe Kohls, der feit etwa 20 Garderobe beim Portal ll des Reichstages au», am 27. Februar, etwa 10 Minuten vor habe noch die Garderobe des Abg. Torgler am Riegel ge- hangen. Er habe anrufen wollen, ob die Garderobe nicht hinauSgeschasft werden könnte. Zweimal habe er aus Nummer »21 im Zimmer Sa angerufen. SS -ave sich nie» man- gemeldet und auch daS Besetztzeichen sei nicht ge kommen. Dann habe er zweimal über Nummer 822 im Zimmer Ob angerufen. Auch dort habe sich niemand ge- meldet. Als er nach dem zweiten vergeblichen Anruf den Hörer noch in der Hand hatte, habe der Nebenapparat in der Garderobe geklingelt und der Fahrstuhlführer Düster- Höft habe ihm gesagt: „Eben wird angerusen, wir möchten die Sachen beS Abgeordneten Torgler nach oben bringen!" Etwa drei Minuten nach 8 Uhr seien Dttsterhöft und er (Kohls) nach Gause gegangen. Auf verschiedene Fragen bleibt Kohls bei seiner Aussage, daß er auf seinen Anruf in -en kommunistischen FraktionSzimmern keinen Anschluß bekommen und auch kein Besetztzeichen gehört habe. Als der Zeuge im weiteren Verlauf seiner Vernehmung erklärt, daß er seinerzeit zuerst ,«m Ministerpräsideute« Göring gefahren und genau da» gesagt habe, waS er auch hier gesagt habe, fragt Dr. Gack, ob diese erste Aussage beim Ministerpräsidenten Göring nicht ein Irrtum sei. Er könne sich nicht vorstellen, daß Ministerpräsident Göring eine Ber- nehmung angestellt hat. Darauf erklärt der Zeuge, er sei um NO Uhr nach Hause gekommen und habe sich um N10 Uhr inS Bett gelegt. Gleich nach 10 Uhr habe sein Nachbar geklingelt und mitgeteilt, der Reichstag brenne. Er sei dann sofort mit der Straßenbahn zum Reichstag ge- fahren. Ein Polizeibeamter wollte ihn nicht in das Gebäude lassen und sagte, Minister Göring sei gerade drin, worauf ich erwiderte, daß ich gerade zu Göring wolle. Er sei dann inS Portal ll gebracht worden, und sei später zusammen mit dem Ministerpräsidenten Göring, der ja gleichzeitig auch Reichstagspräsident war, im Auto nach dem Ministe rium Unter den Linden gefahren und dort vernommen worben. Der Angeklagte Dimitroff stellt dann wieder einige Fragen, unter anderem, welcher Partei der Zeuge angehört. Kohls erwidert: Ich habe «och nie einer Partei augehvrt, Herr Dimitroff, wenn Sie es genau wissen wollen. Auf eine weitere Frage DimstrosfS, ob der Zeuge mit dem Ministerpräsidenten Göring noch einmal zusammen gekommen sei, erklärt KohlS: In Sachen der Brandange, legenhett nicht. Hierauf tritt eine kurze Pause ein. Nach -er Pause wird der Pförtner Wocköck vom Vor sitzenden nochmals gefragt, wie er sich die Beobachtung de» Zeugen Boguhn erklären könne, baß nämlich spät abends ei« Mann ans dem Portal H Herausgelaufe« fein soll. Wocköck erklärte, daß dann Lieser Mann nicht nur einen Nachschlüssel zum Oesfnen des Portals, sondern unbedingt auch einen Helfer innerhalb LeS Reichstages gehabt haben müsse, der nachher von innen daS Portal wieder so ver schlossen und den Riegel so vorgelegt habe, wie es tatsächlich ber Fall war. Der BetrtebStngenieur des Reichstages, Risse, äußert sich dann über die technische« »«läge« des Reichstages. Ex bekundet, daß er nach dem Brande die LüftungSeinrich. tungen geprüft und gefunden habe, daß während des Bran des die Lüftungsklappen geschlossen waren. Auf die Frage eines Sachverständigen, ob im Plenarsaal eine Lust bewegung zu spüren war, auch mit geschloffener Luft- zuführung, erwidert ber Zeuge, hin und wieder, ja; das hänge von den Windverhältnissen ab. Die Frage des Rechtsanwaltes Dr. Gack, ob im Keller eine Anzahl als Akten oder Waffen deklarierte Kisten mit Branbmatertal gelegen haben, wie «S im Braunbuch stehe, verneint der Zeuge. Im Maschinenkeller hätten lediglich alte Kisten mit Seife, Soda und Altmaterial gestanden. ES müßte aufgefallen sein, wenn La fremde Kisten hinein gekommen wären. Di« Frage des Rechtsanwaltes Dr. Sach ob daS Personal beS Präsidentenhauses, wenn es i«s Reichstagsgebäude gelange« will, de« unterirdische« Gang benutzen müsse, bejaht der Zeuge. Rechtsanwalt Dr. Gack: Wenn nun im Präsidentenhaus sine sog. StabSwache von 80 Mann ständig gelegen habe, hätten Sie und Ihre Leute das beobachten müssen» ober hätte Ihnen das entgehen können? Der Zeuge erwidert, daß ihm da» hätte entgehen können, aber der Ober maschinenmeister Mutzka könne vielleicht darüber Auskunft geben. Die Frag« de» OberreichSauwalte», ob der Zeuge ««ter feinem Personal uuzuverläsfige Leute hätte, verneint Risse mit Entschiedenheit. Die Frage DimitroffS, ob seit Ende Januar neue Ar beiter eingestellt worden seien, beantwortet der Zeuge da», hin, baß im ganzen zwei neue Leute eingestellt worden seien, mit denen er die besten Erfahrungen gemacht habe. Als nächster Zeuge wird der Obermafchinenmeister Mutzka vernommen. Er erklärt, daß der unterirdische Gang nicht vom Reichstag zum PrästbentenpalaiS sichre, sondern vom Reichstag zum Maschinenhaus. Der Gang habe später eine Abzweigung zu -em später erbauten Präsidentenhaus erhalten, um auch dieses HauS mit Heizung zu versorgen. Wenn daS MaschtnenhauS in Betrieb sei, seien beide Türen des Ganges geöffnet. Der Vorsitzende erklärt dann, daß eine Ortsbefichtigung vorgenommen werde, um eine bessere Grundlage für die wetteren Erörterungen über den unterirdischen Gang zu haben. Die Frage des Vorsitzenden, ob er am 27. Februar etwas Ausfälliges «n dem unterirdischen Gang bemerkt habe, wird vom Zeuge« verneint. Auf wettere Fragen erklärt Mutzka, «S sei einmal vorgekommen, daß ein Schlüssel znm Gang verloren ging und auch verschwunden blieb. Dieser Vorgang lieg« aber sehr «eit zurück. Aus eine entsprechende Frage be» Vorsitzenden erklärt der Zeuge weiter, es sei ihm nicht bekannt, daß im Präfidentenhaus eine GT.» oder SÄ »Wache gewesen sei. Er wisse auch nicht, ob Ministerpräsident Göring damals im PräsidentcnpalaiS gewohnt habe. Oberreichsanwalt Dr. Werner betont dann in längeren AtzsMrungen, im Brannbnch werde obue jegliche« Versuch Vie heutige Verhandlung Wring und WeMlr als zengen im AeichsWsttaMrozeb. Berlin. (Funkspruch.) Der vierte Strafsenat Reichsgerichtes beschloß, am Freitag Heines, Schulz und Gras Helldorf zu vernehme«. Ministerpräsident Göring und ReichSpropagandaminifter Dr. Goebbels sollen ebensallS als Zeugen vernommen werde«, jedoch erst zu einem spä» tereu Zeitpunkt.
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