Volltext Seite (XML)
richtiggehender Handwerrsreyre ausgevildete Kruste. Tine kurze Ueberstcht mvge ein Bild davon geben. Der Geiler fertigt alle Arten von Leinen, Schnüre, Stränge, Stricke, Taue, TransmissionSsetle und Gurte. Seine Abnehmer hierfür sind im allgemeinen die Industrie, die Landwirt, schäft und der Hausbedarf. Ein besonders grobe» Gebiet hat er ferner bei der Ausrüstung der Schiffe, weshalb sich auch an der Wasserkante die Seilerei (dort Reepschlägerei genannt) stärker angesiedelt hat, als anderswo. Aber nicht nur die Ozoanrtescn bedürsen des TauwerkS, auch die Binnenschiffahrt hat groben Bedarf, und der Segelsport fördert ebenfalls den Bedarf an Seilerwaren. Dazu kommt die Fischerei mit ihrem Berbrauch an Netzen. Eine be sondere Sette der Tätigkeit des Seilers ist baS Knüpfen, Stricken und Flechten, worin er eS zu einer gewissen Kunst- ferttgkeit bringen kann, wie man sie z. B. an eigenartigen Jagdtaschen und bergl. bewundern kann. Dann ist da» arotze Gebiet der Drahtsetlerei zu erwähnen, welches haupt sächlich für Industriebedarf (Bergwerke, Aufzüge aller Art) arbeitet. Ak MIM» MIWOMM als Tröger der Sredttwirtschaft rmd des Geldumlaufes des Handwerks. Wie baS Selbsthilfeprinzip zum Zusammenschlub der Handwerksmeister zu Einkaufsgenossenschaften geführt hat, so erkannte der gewerbliche Mittelstand auf der anderen Seite auch frühzeitig die Notwendigkeit, auf dem Gebiete der Kredit- und Geldwirtschaft Selbsthilsecinrichtungen z« schaffe». Die Genossenschaftsform bot die geeignete Grund lage: in der Kreditgenossenschaft schuf sich der gewerbliche Mittelstand seine eigene Bank, in der getreu nach dem Grundsatz „Einer für alle, alle für einen" die Handwerk- lichen Gelbbelange einen gesunden Ausgleich finden. Gewaltig sind die ideellen und wirtschaftlichen Vorteile, die dem Havdwerk aus dem kreditgenoffenschastlichen Zu» sammenschlub erwachsen. Die Genossenschaftsbanken stehen dem Handwerksmeister in allen Fragen der Kreditwirtschaft und des Geldverkehrs helfend zur Seite. Der Handwerks- meister, der seine Ersparnisse der Kreditgenossenschaft zur Verfügung stellt, hat die Gewißheit, daß diese Gelder restlos der Förderung des staatspolitisch so wichtigen Mittelstandes zugute kommen. Dabei kann der Handwerksmeister als Mitglied die Gewißheit haben, daß er bei seiner Genossen schaft Rat erhält in allen Belangen, nicht nur des Geldwesens, sondern auch auf jedem anderen wirtschaftlichen und sozialen Gebiet. Auf dieser gesunden Grundlage nahmen auch in Sachsen die gewerblichen Kreditgenossenschaften eine außerordent- lich ersprießliche Entwicklung. Rd. 85 000 sächsische Hand- wmcker, Gewerbetreibende und sonstige Angehörige des ge werblichen Mittelstandes haben den sittlichen und wirtschaft lichen Wert finanzieller Gemeinschaftsarbeit erkannt und bekunden ihr berufsständisches Solidaritätsgefühl durch die Zugehörigkeit zur kreditgenosfenschaftlichen Bewegung. Trotz allen Krisen- und Depressionserscheinungen der zu rückliegenden Jahre sieht das sächsische Sreditgenoffeuschasts, wese« mit rd. 9Ü Gewerbebanke« heute gefestigt da. Bei einer Bilanzsumme von über 100 Millionen betragen I die auSgeliehene» Kredite über 7» Millionen -rnerver r verdient die Tatsache Hervorhebung, daß über 90 Prozent dieser Kredite solche unter 5000.— auSmachcn. Deut licher kann -er ausgesprochene Mittelstandscharakter der sächsischen Genossenschaftsbanken nicht zum Ausdruck kom men. In welchem Umfange die Genossenschaften dank ihres gesunden und zweckmäßigen Aufbaues das Vertrauen des sächsischen Handwerks und Gewerbes genießen, beweist am besten die Tatsache, daß fast 80 Millionen an Spar einlage« und Geldern in laufender Rechnung den Kredit- aenossenschaften zur Betreuung überlassen sind. Diese Gelder sind für den erwerbstätigen Mittelstand restlos ge- Eiue Zeppelin-Eiche in England Die durch den im Oktober 1016 über London abgeschossenen und in Flammen abgestürzten deutschen Zeppelin „L. 81" zur Hälfte zerstörte Eiche in Potters Bar, die in jüngster Zeit durch Sieblungsbauten bedroht war, wirb auf Anord nung der Behörden erhalten bleiben. Die Umgebung der Eiche, deren von den Flammen unberührte Hälfte weiter grünt und wächst, bildet einen Wallfahrtsort zahlreicher Deutscher, die nach Potters Bar kommen, um die Gräber der aus dem nahen Friedhof beigesetztrn Mannschaft des Luftschiffes zu besuchen. wonnen: denn die genossensqaftNche Grundidee bürgt dafür, baß die Gelder nicht in kapitalistische Kanäle abfließen, son dern ausschließlich zur Kreditgewährung im Rahmen beS Geldbedarfs der schaffenden Stände Verwendung finden. In welchem Umfange die sächsischen GcnossenschaftS- banken an dem Geldumschlag beteiligt sind, geht am deut- lichsten aus dem hohen Umsatz hervor, der sich auf jährlich fast 8 Milliarden beziffert. Schlagartig beweist diese Zähl den Wert der Genossenschaftsbanken für die sächsische Krebitwirtschaft. In der Genossenschaftsbank findet der Grrmdfatz, daß das Kapital der Wirtschaft, aber nicht die Wirtschaft dem Kapital zu dienen hat, seine praktischste Nutzanwendung. Hier findet man das nationalsozialistische Gedankengut, die Betonung uneigennützigen GemclnsinnS in die Tat umgesetzt: denn jeder Handwerksmeister, -er seine geldlichen Belange durch seine Kreditgenossenschaft regelt, leistet damit Aufbauarbeit an dem für die Gesamt- Helt so wichtigen Handwerkssranb. Die gewerbliche Kredit genossenschaft ist das geldwirtschaftliche Unternehmen, bas unter Ausschluß von spekulativen Regungen, unter Aus schaltung jedweden kapitalistischen Machtstrebens seine wirtschaftliche Tätigkeit ausschließlich abstellt auf den Ge danken, den in der Genoffenschaft zusammengeschloffenen Kreisen zu dienen, ihre wirtschaftliche Stellung zu stärken und zu fördern. Noch immer wie seit der Gründung vor 60 Jahren hält die wirtschaftliche Betätigung der genossen schaftlichen Kreditinstitute an dem schlichten Grundsatz fest: „Einer für alle, alle für einen". 3MMMekIr.FrW im Im IMk WMerk. * Dresden. Vor einer Festausfsibruna der „Meister singer von Nürnberg" »u Ehren des deutschen Handwerks im Staatlichen Opernhaus zu Dresden, z» der Innen- Minister Dr. Fritsch, Oberbürgermeister Zörner und Ver treter der Behörden erschienen waren, dielt der sächsische Innenminister folgende Ansprache: „(Sott ehre ein ehr bare- Handwerk, Meiste« und Wesellen". Mit diesem Worte aus der Over begann der Redner. Das Handwerk sei früher ein reicher Kultnrquell gewesen. Peter Vischer, Beit Stoß und Adam Krafft seien nicht nur Meister ihres Handwerks gewesen, sondern auch Vertreter echter deutscher Sitte und Art. Mit der Mechanisierung sei der Wert des Handwerks verloren gegangen. Die Sucht nach möglichst großem Verdienst haben dem Marxismus zum Siege ver halfen. Der Handwerke« wurde als proletarischer Mittel ständler betrachtet. Der Nationalsozialismus stellte das Ideal der wirklichen Meister wieder auf. Tausende, die ihre Existenz unter der alten Herrschaft verlieren mußten, sollten im neuen Deutschland die Möglichkeit zum Aufstieg sisiden. Der Handwerker müsse wieder zum echten Träger deutscher Kultur werden. „Ehrt Ture deutschen Meister, dann bannt Ihr gute Geister!" — Nach diese« Ansprach« begann die Ouvertüre zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg". Die Feftausführung wurde zu einem künst lerischen Ereignis und zu einem Bekenntnis zu echtem deut schen Wesen und deutscher Art. rühmten Goldschmieds Lieberkuhn aus dem Rittersaal b«S Königlichen Schlosses — einen Beweis, welches Interesse auch Friedrich Wilhelm I. dem Handwerk entgegenbracht«, gibt diese Aufnahme: die Drechselbank des Königs, an der er selbst arbeitete. M Illi W IM WWMU Von links: bei dem großen Umzug zur Reichshandwerks woche in Potsdam trugen die Klempner die Erzeugnisse ihres Handwerks im Festzuge mit — im Rahmen der Hand werkerausstellung im Märkischen Museum in Berlin sieht man auch diesen Thaler-Humpen, eine Riesenkanne des be- 13 Jetzt war eS die Frau Regierungsrat, die auf Antwort warten mußte. Lotte hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschloffen. Aber ihr Atem ging um ein weniges schneller als zuvor. „Findest du nicht, daß Klaus ein ganz eigenartiger und schwer zu behandelnder Mensch ist?" fragte sie dann aus tiefen Gedanken heraus. „Er ist so kühl und unzugänglich — fast noch zurückhaltender als sein Vater. Es hat manch- mal den Anschein, als ob er weder Blut in den Adern, noch ein Herz im Leibe hätte.. " „Doch, Lotte, er hat beides", versicherte die Frau Regie- rungSrat überzeugt. „Es muß nur geweckt werden — und da- dürfte dir mit der Zett gewiß gelingen. Rur heißt es, dabei nicht die Geduld und den klaren Kopf verlieren. Solche Menschen wollen vorsichtig behandelt und nur Schritt für Schritt erobert werden. Aber sie brennen dann auch um so Heller, wenn die Flamme in ihnen einmal zum Lodern gebracht ist." Lotte neigte den Oberkörper vor und verschlang die Hände über dem rechten Knie. Stumm und mit weiten Blicken sah sie über den Teich hin, dessen unbewegte Fläche ganz in Licht getaucht war. Süß und fast betäubend dufteten die schwellenden, nahen Syringen herüber. Wie lichtweiße, Hoffnung, tragende Segel zogen die beiden Schwäne klar und ruhe- voll über das Wasser hin. Der Mai neigte sich dem Ende zu. Die Welt war ein einziges, großes Blühen. Kraftvoll und schwer füllte der Geruch, der Erde die kristallklare Luft. Eines Tages, gleich nach Tisch, begab sich Manfred von Ragenthin zu einer kurzen Besprechung mit dem Inspektor nach dem Gutshof hinüber. Als er zurückkam, erwartete ihn bereits das Auto, das ihn zu einer im „Landwirtschaft, lichen Verein" stattfindenden Versammlung nach der nahen Stadt bringen sollte. Er wollte eben in dem Wagen Platz nehmen, als die Schwägerin mit Lotte auf der Frei- treppe erschien. Sie waren beide zum Ausgehen an gezogen, wie er mit Verwunderung bemerkte. Die Frau Regierungsrat hob die Hand. „Einen Moment, Manfred!" rief sie durch das Surren des Motors herab. Er wartete stumm, während die Damen mit eiligen Schritten herankamen. „Wir haben es uns eben noch überlegt", lächelte die Frau Negierungsrat. „Du könntest uns mitnehmen, Manfred. Wir haben ein paar notwendige Einkäufe zu machen und könnten das erledigen, während du an der Versammlung teilnimmst." Er konnte nicht ariderS, mußte ihrem Wunsche ent sprechen, obgleich Zr lieber allein gefahren wäre. Man stieg also ein. Die Damen plauderten lebhaft, während Manfred von Ragenthin nur ab und zu einmal gezwungen ein Wort in die Unterhaltung warf. Nach einer knappen halben Stunde war die Stadt er reicht. Die beiden Damen stiegen am Marktplatz aus, nachdem Manfred von Ragenthin versprochen hatte, sie am Abend in einer Konditorei abzuholen. Die Einkäufe, von denen die Frau Reglerungsrat ge- sprachen hatte, waren nur ein Vorwand gewesen. Man hatte in Wirklichkeit nur wieder einmal Sehnsucht nach der Stadt gehabt, nach dem heißen, pulsierenden Leben, da- man solange entbehrt hatte, nach dem Hellen, mit reißenden Rhythmus der Großstadt. Immerhin wurden schnell einige Einkäufe gemacht, um dem Vorwand Ge nüge zu tun. Dann aber stürzte man sich mit Behagen in das Gewühl ver Straßen, in den wogenden, erregenden . Atem großstädtischen Lebens. Von der dicht besetzte« Terrasse eines großen, elegante« KonzertcafLs klangen die bald schmelzenden, bald feurigen Weisen einer Zigeunerkapelle herab. Lotte sah die Fran Regierungsrat mit glänzenden Augen an. Es bedurfte keines Wortes. Sie betraten die Terrasse und nahmen unter einem der dort aufgestellten bunten Schirme Platz.. Aufatmend lehnte Lotte sich zurück und ließ ihre dur- stigen Blicke über das elegante Publikum hinschweifen.^ Wie lange schon hatte man diese Umgebung, diese Welt! entbehren müssen! Sonnenfunken tanzten flirrend und flimmernd um sie her. Autohupen schrillten drunten auf der Straße vorüber. Straßenbahnen raffelten dahin. Gedämpfte Stimmen, von leisem, verhaltenem Lachen perlengleich durchbrochen, schwangen über die Terrasse. Und das alles wurde über flutet und gleichsam durchblutet von den lockenden, be törenden Klängen der Musik. Lottes Augen brannten dunkel. Ja, das war noch Leben! Das war wirkliches Leben! Schwer nur riß sie sich los, als die Frau Regierung-- rat endlich zum Aufbruch mahnte. In einer am Markt gelegenen Konditorei warteten sie verabredungsgemäß auf Manfred von Ragenthin. Lotte, deren Stimmung wieder um einige Grade gefallen war, blätterte zerstreut und unaufmerksam in den dort aus liegenden Zeitungen. „Oh... l" ließ sie sich plötzlich mit einem Ton höchsten Interesses vernehmen. Frau Regierungsrat sah verwundert und erwartungs voll auf. „Im Flughafenrestaurant ist heute abend Reunion", sagte Lotte mit sehnsüchtigen Augen. „Wie lange bin ich nicht dort gewesen!" Sie w»r mit einem Male wiel^r lebhaft geworden. „Ob Onkel Manfred wohl einmal mit hinausfährt wenn man ihn darum bittet?" fuhr sie fort. „Es paß doch heute gerade so schön, da wir doch einmal in der Stadt sind.*