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8. Tag -es Reichstagsbrand -Prozesses van der Lubbe gesteht die Brandstiftung. s«r»»r«. tS«ukspr»ch.) Im Berkans« der h«»ti-«n Vernehmung van der LnbbeS antwortete der Angeklagte ans «in« Frage d«S Borsttzeudeu, ob er da- ReichstagSgebSnd« s« Brand gesteckt hab«, mit einem leisen Ja. * Vetpztg. (Funkspruch.) Gleich nach Eröfstiung -er heutigen Berhynblung wird der Zeuge Arbeiter Paul Bienge unter Aussetzung der Vereidigung über die G«» spriiche vor dem Neuköllner Wohlfahrtsamt vernommen. Der Borsitzend« hält dem Zeugen alle die Bekundungen vor, die Pankntn und auch van der Lubbe über den Inhalt de» Gespräches vor dem Wohlfahrtsamt gemacht haben. Bienge erklärt fast auf jeden Vorhalt, solche Worte seien dort niemals gefallen, er habe davon nichts gehört, er habe auch kein Wort mit van der Lubbe gewechselt. Insbesondere bestreitet der Zeuge, gesagt zu haben, Reichstag und Schloß brauchten wir sowieso nicht mehr. Auch die Aeuberung, man müsse SA.-Leute mit Benzin begießen und anzünben, erklärt der Zeuge für «ine grobe Unwahrheit. Auf die Frage de» Vorsitzenden, wovon eigentlich vor dem Wohl fahrtsamt die Reo« war, erklärt der Zeuge, eS sei lediglich von der KPD. gesprochen worden, die jetzt vielleicht mit der SPD. zusammengehen sollte. Do genau könne er das aber nicht sagen, da er seit seiner Militärzeit ziemlich schwerhörig sei. Der Vorsitzende weist den Zeugen daraus hin, daß sich seine Aussage von der Zachow» besonder» deS- ßglb unterscheide, weil er erklärt habe, er kenne Zachow Überhaupt nicht, während Zachow ihn mindestens vom kennen wolle. BitVge erklärt, er erinnere sich überhaupt nicht, baß Zachmw hei dem Gespräch vor dem Wohlfahrtsamt dabei aewesiLn ist. Der Zeuge verneint ferner, daß er eine AeußevMg van der Lübbes wie etwa, so musch komme, ge hört hab«. Trotz zahlreicher ernsthafter Vorhalte bleibt der Zeuge Bienge dabei, den Zachow an dem in Frage kommenden Lage vor beru Wohlfahrtsamt ttbcrhauptnicht gesehen zu haben. Auf Fragen des Angeklagten Dimitrofs stellt der Vorsitzende fest, baß der Zeuge Bienge im Zusammenhang piit der Brandstiftung vom IN. März bis 12. Juni in Hast gewesen sei. Es habe sich jedoch nicht um eine gerichtliche Untersuchungshaft gehandelt. Die Frage des Rechtsan waltes Dr. Sack, ob er nur einmal mit Lubbe zusammen gewesen sei, bejaht Bienge. Der Oberreichsanwalt beantragt, Bienge nicht zu ver eidigen, weil er als Mittäter, Anstifter oder Gehilfe in Frage kommen könne. Der Obcrreichsanwalt macht aber darauf aufmerksam, daß Bienge trotz der Nichtvereidigung sich der Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung anSsetze, weil unwahre Angaben zur Entlastung eines Angeklagten in diesem Falle eine Begünstigung darstellen könnte. Der Zeuge Bienge erklärt darauf, er habe keinen Grund, seine Aussage irgendwie zu berichtigen. Wenn andere etwas anderes gesagt haben, so müssen sie die Unwahrheit gesagt haben. Als Scnatsbeschluß wird dann verkündet, daß Bienge wegen Verdachtes der Teilnahme unvereidigt bleibe. Als nächster Zeuge wird dann der Angeklagte Janecke vernommen. Er gibt zu, früher Mitglied der KPD. gewe sen zu sein, im Juli 1982 aber wegen persönlicher Diffe renzen aus der Partei ausaeschieücn zu sein. Auf eine Frage des Vorsitzenden erklärt der Zeuge, daß in der kom munistischen Zelle, dessen Leiter er war, niemals die Frage des Terrors behandelt wurde, im Gegenteil seien die Zellenmttglieder gegen den Terror gewesen. ES habe sich lediglich in der Zelle um eine marxistische Schulung ge- bandelt. Die KPD., erklärt der Zeuge, wolle zwar den Umsturz, aber nicht durch Terror, sondern durch Wirtschafts kämpfe. Der Zeuge gibt bann an, später wieder Verbin dung mit der Partei gesucht zu haben. , Der Vorsitzende ersucht nun van der Lubbe, der rote ge- wöhnltch zusammcngesunken auf seinem Stuhle hockt, auf- zustehen, weil jetzt baS Zusammentreffen des Zeugen Iah« necke mit van der Lubbe erörtert werden soll. Der Zeuge Jahnecke wendet sich zu van der Lubbe und ruft ihm laut zu: Marinus, kennst Du mich denn nicht? Ich habe Dir doch zu essen gegeben. Der Angeklagte van der Lobbe hält den Kopf nach wie vor gesenkt und schweigt. Vorsitzender lzum Zeugen): Hat sich van der Lubbe früher auch so ver halten? Jahnecke: Damals war er sehr lustig und ge- fprächtg. Eine vornübergebeugte Haltung hat er freilich auch damals schon gehabt. Vom Gespräch vor dem Wohl- fahrtSamt hat der Zeuge Jahnecke nichts gehört. Er hat nur beobachtet, baß van der Lubbe in einem Kreis von meh reren Personen stand und baß man sehr erregt sprach. Auf die Frage, ob van der Lubbe sich als Kommunist ausge, gebe« habe, erklärt der Zeuge, er habe gesagt, daß er tm kommunistischen Sinne tätig fei und daß er etwas machen «olle. Wir haben ihn gefragt, ob er irgend welche Aus- weiSpapiere habe und ob er Mitglied der Partei sei. Das bat van der Lubbe verneint. Wir fragten ihn, was er überhaupt wolle und welche Richtung er denn vertrete. Darauf erwiderte van der Lubbe dann: In Deutschland gibt «S kein« solche Partei, die mein« Meinung vertritt. ES gibt nur eine Organisation und das wäre im Sinne der AAU. Angeklagter Torgler: ES handelt sich um die Allge meine Arbeiter-Union, eine syndikalistische Organisation. Vorsitzender: Worin unterschied sich denn van der Lubbe von Ihnen in den Auffassungen? Zeng«: Darin, daß er keine Parteidisziplin hatte, daß er nicht nach den Führern sah, sondern tm Gegenteil ver- langte, daß man nicht mehr abwarten dürfe, sondern etwas machen müsse. Weiter bestätigt der Zeuge, Jahnecke, daß vay der Lubbe besonder» die Ideen der Arbeiter-Union vertreten habe. Angeklagter Torgler: Der Zeuge Jahnecke hat auSge- führt, daß die Einstellung der komm. Partei gegen den Ter. ror und für den polst. Massenkampf vorhanden war, daß er aber selbst nur bis Juli 1082 davon Kenntnis habe. Der Zeuge hat aber später wieder Anschluß gefunden. Hat der Zeuge von der 2. Hälfte des Jahres 1082 und den beiden ersten Monaten dieses Jahres den Eindruck gewonnen, daß sich in dieser Einstellung der kommunistischen Partei zur Frage des Terrors irgend etwas geändert hat? Zeuge Jahnecke: Auch in der letzten Zeit habe ich ge hört, daß die Partei den Terror ablchnt. Wenn Ausfälle vorkamen, so waren sie meiner Meinung nach meistens von Leuten verübt, die keine Schulung hatten. LandgerichtSdirektor Parisi«»: Sie haben vorhin einen Unterschieb zwischen der Partei und dem Kampsbund gegen -en Faschismus gemacht. Wußten Sie, daß der Kampfbund gegen den Faschismus eine typisch kommuni- sttsche Organisation, gewissermaßen eine Unterorganisation der Partei war? Zeuge: Ja. Gerade in Neukölln ist aber der Beweis erbracht worden, daß dort Elemente im Kamvkbund waren, stie für den Terror eintraten. Da» Gericht entläßt jetzt auch die übrigen für heute geladenen Zeugen und der Vorsitzende teilt mit, er «olle Heute «och d«« Angeklagte« van der Lubbe darüber ver nehme«, wie er de« Reichstagsbrand ausgeführt habe. Der Vorsitzende fordert den Angeklagten auf, frank und frei zu erzählen, wie er da» gemocht hab«. Bau -er Lubbe schweigt und hält den Kops gesenkt. Es entspinnt sich dann «in längere» Frage, «nb Antwortfpiel »wischen dem Vorsitzen- den und van der Suvb«, bei dem der Angeklagte entweder gar keine »der widersprechende AuSkuuft gibt. Schließlich fragt der Vorsitzende: Habe« Sie da» Reichs- tag»gevänd« ««gesteckt? Ba« der Lubbe sagt ganz leise: Ja. Wau« habe« Sie den Entschluß dazu gefaßt, sragt der Vor sitzende weiter: Ban der Lubbe antwortet: Kanu ich nicht sage«. Vorsitzender: Sie solle« uns fließend erzähle«, wie es gewesen ist. Wenn ein Angeklagter die Aussage verweigert, bann bleibt mir nichts weiter anderes übrig, als entspre, cheud z« verfahre«. Der Vorsitzende unterbricht daun di« Verhandlung durch «ine kurze Pause, in der zwei große Karten aufgehängt werden, auf denen man di« Grundrisse des Erdgeschosses und des HauptgoschvsseS de» ReichStagSgebäude» sieht. Der Vorsitzende schildert aus Grund der in der Bor- nntersnchnng gemachten Angaben des Angeklagten den Weg, den van der LnbVe genommen hat. An der Karte markiert ein Gerichtsangestellter mit einem langen Stab de« jeweils vom Vorsitzenden bezeichneten Punkt. Sie sind also, so führt der Vorsitzende ans, nachdem Sie kurz vor S Uhr am Reichstag angekommen waren, rechts von der großen Auf fahrt nach Ueversteigung des Geländers an der Außenseite des Gebäudes emporgeklettert und sind nach Ueberwindnng der Brüstung des Fensters ans dem Balkon vor dem ersten Fenster des Nestaurationsraumes im Hanptgeschoß an gelangt. Im weiteren Verlauf der Sitzung gibt bann der Vor sitzende ein ganz ausführliches Bild des sogen. Brandweges. Der Vorsitzende schließt: Sie haben am Schluß Ihrer Vernehmung angegeben, baß Sie glaube», zur Durchfüh- . rung der ganze« Brandlegung etwa 15 bis SV Minuten ge braucht zu haben. Die Proben, die daraufhin unternommen wurden, Haven die Möglichkeit bestätigt, daß man in dieser Zeit den Brandweg machen und die Brandstiftung aus führe« kann. Das wollte ich heute zur Klarstellung des BrandwegeS dem Angeklagten vorhalten. Er ist diese« Vorhaltungen gefolgt «nd hat ihre Richtigkeit bestätigt. Die nächst« Sitzung findet am kommenden Mittwoch S.80 Uhr statt. Jahnecke verwahrt sich bann gegen den Borwurf, baß er den Plan eines UeberfalleS auf das Neuköllner Wohl- fahrtSamt auSgeheckt habe. Tatsächlich sei ein gewisser Hintze der Mann gewesen, der ihn «nd andere zu eine« Uebersall anstacheln wollte. Jahnecke deutet an, -ab Hintze, der wegen krimineller Verbrechen schon tm Zuchthaus ge sessen habe, vielleicht al» Spitzel gewirkt habe. Er, Iah- neck« sei zunächst verhaftet, aber bald entlassen worben. Da» sei für ihn ein Glück gewesen, denn die RetchStag»- brandsttftuna sei während seiner Haftzeit erfolgt. Dimitrofs versucht wieder, mehrere überflüssige Fra ge« zu stellen, die der Vorsitzende ablehnt. Dimitrofs fragt dann den gestern vernommenen Zeugen Pankntn, ob er seiner beutschnatinnalen Parteileitung von dem Gespräch vor dem Neuköllner Wohlfahrtsamt Mitteilung gemacht habe. — „Jawohl." — Dimitrofs: Wann? — Vorsitzender: Damit ist bi« Sache erledigt. Der Zeuge hat die Frage bejaht. — Dimitrofs: Das b»weifle ich ganz entschieden. Es tritt dann eine kurze Pause ein. Nach der Pause teilt der Vorsitzende mit, daß der von Jahnecke erwähnte Hintze nachträglich für die nächste Woche al» Zeuge geladen worden ist. ES wird bann der Kellner Starker vernommen. Er gibt zu, bi» etwa November Mitglied der KPD. gewesen zu sein. Ueber die kommunistischen Zellenabende erklärt er, -atz dort besonder» von den kommunistischen Zielen gespro chen worben sei, aber nicht von Gewaltanwendung. Da» Gespräch am Wohlfahrtsamt hat der Zeuge nicht mit ange hört. LandgerichtSdirektor ParistnS weist daraufhin, baß der Zeuge in seinen früheren Vernehmungen nichts darüber bekundet habe, daß van der Lube sich zur Arbeiter-Union bekenne. Es fällt mir weiter auf, erklärt ParistnS, daß Ihre Aussagen in dieser Beziehung fast wörtlich mit der Aussage JahneckcS überetnstimmen. Der Zeuge Starker bestreitet jedoch, in der Pause sich mit Jahnecke über dessen Vernehmung unterhalten zu haben. Starker habe zu Jah necke lediglich gesagt, er sei ziemlich laut gewesen, man habe ihn bis draußen gehört. Auf eine Frage ParisiuS gibt der Zeuge zu. etwa 4 Mal je eine Nacht als Kellner der Mitropa in Huck von Holland gewesen zu sein. — ParisiuS: Nach meinen Informationen sollen Sie 2 bis 8 Jahre in Holland gewesen sein, zeitweise auch als Kell ner der Bahnhofswirtschaft in Leiden. Der Zeuge bestrei tet daS. Die Frage, ob er noch mit holländischen Kommu nisten in Verbindung stehe, verneint Starker. Auf die Frage, warum er über seinen Aufenthalt in Holland bisher nichts gesagt habe, erklärt -er Zeuge, er habe das nicht für wichtig gehalten und sei auch nie danach gefragt worden. Die Frage des Rechtsanwaltes Dr. Sack, ob van der Lubbe gesagt habe, daß er in Holland Mitglied der Allgemeinen Arbeiter-Union sei, verneint der Zeuge. Mell Der AeMWlers zum Me Ar. Srmlsls. Berlin. Reichskanzler Adolf Hitler bat der Gattin de» verstorbenen ReickSminifters Dr. Bracht seine herz liche Anteilnahme ausgesprochen. Völkerbmidsrat Der Völkerbundsrat nahm in der Donnerstagsitzung, an der deutscherseits Gesandter von Keller teilnahm, u. a. die kürzlich zwischen Danzig und Polen zustandegekomme- nen Abkommen über die Ausnutzung des Danziger Hafens zur Kenntnis. Am Ratstisch hatten zum erstenmal Senats präsident Dr. Rauschning sowie der interimistische Völ kerbundskommissar Rosting Platz genommen. Bei dieser Gelegenheit hielt Dr. Rauschning eine bedeutsame Rede, in der er in grundsätzlicher Weise die neue Politik darlegte, die die nationalsozialistische Regierung im Verhältnis Danzig zu Polen eingeleitet hat. Von politischer Bedeutung war außerdem eine längere Diskussion über die Mandatspolitik der britischen Regierung in dem ehemaligen Deuts ch-O stafrika Zur Aussprache stand das Gutachten der Mandatskommission, worin die bri tischen Pläne auf engere Verbindung der Gebiete Tangan- yika, Kenya und Uganda als unvereinbar mit der bestehenden Mandatsordnung bezeichnet werden. Der englische Außen minister Sir John Simon gab die Versicherung ab, daß Großbritannien als Mandatsmacht sich keine Verletzung des Mandatsstatuts zuschulden kommen lassen werde. Gesandter von Keller wies darauf hin, daß die Reichsregierung be reit» in der Vergangenheit wiederholt den Standpunkt ver treten habe, daß die Mandatsgebiete unabhängige politische Einheiten darstellen. Er gab der Erwartung Ausdruck, daß das Gutachten der Mandatskommission vom Rat angenom- men werde und daß die Mandatsmächte sich daran halten werden. Der Bericht des Rates wurde einstimmig angenom men. WlzistiMll III uller Mil. CK. Bei uns in Deutschland ist der Anblick unifor mierter weiblicher Schutzleute kein Bild, das die Stra ßen belebt, wenngleich Frauen im Dienste der Polizei auckl bei uns nützliche Arbeit leisten, aber in andern Län- ML FA WM deslellmltzeil M,W> Rttsaer Tageblatt Oktober nehmen noch an all« Zeitungsausträger und zur Dermitteluna an diele die Tageblatt» Geschäftsstelle, Riesa, nur Goetßeftr. SV. - > —-- — Telefon Nr. SO. dern hat sich! der weibliche Schutzmann auch im öffent lichen Leben bereits eingebürgert. Das erste Land, das di« Hilfe der Frau zur Bekämpfung des Verbrechens offiziell benutzte, war Amerika, wo seit 1910 immer mehr Groß städte Frauen als Schutzleute eingestellt haben; sie tragen aber keine Uniform, sondern sind nur durch «ine Medaille kenntlich und haben hauptsächlich mit weiblichen und jugendlichen Verbrechern zu tun. Seit einigen Jahren gibt es dort sogar Luftpolizistinnen, die einzigen der Welt, die an verschiedenen stellen bei der Kontrolle des Luftverkehrs tätig sind. Großen Anklang hat das weibliche Polizeikorps in England gefunden, und hier haben die Hüterinnen der Gerechtigkeit Uniformen erhalten, die bei ihnen zunächst großen Anstoß erregten. Die Helme, die dicken und unförmigen Oberröcke, vor allem die schweren Schuhe verletzten die Eitelkeit, die auch eine Polizistin nicht ausgibt, und man schrieb die geringe Zahl der Be werberinnen diesem Uebelstand zu. Seitdem ist die Uniform kleidsamer gemacht worden, und «S finden sich immer mehr Frauen, die in der hohen Mütze und den eleganteren Schnürstiefeln sich Wohl fühlen. Nach den Angaben dec Sachverständigen hat man mit der Frauenpolizer die besten Erfahrungen gemacht. Sie werden zwar auch hauptsächlich zur Verhaftung und Ueberwachmng von Frauen und Kin dern verwendet, wissen aber auch Männer durch ihre überlegene Ausbildung zu überwältigen, und es ist eine allgemeine Erfahrung, daß ungebärdige Verbrecher Frauen leichter gehorchen und sich von ihnen leichter beeinflussen lassen als von Männern. Betrunkene Frauen, die sich gegen männlich« Polizisten mit Aufbietung aller Kräfte wehren, lassen sich von „Damen" willig absührsn. Dis englische Polizistin muß, wenn sie für den Dienst ange nommen werden will, gute Gesundheit und gute Er ziehung besitzen, mindestens 1,65 Meter groß sein und rm Alter von 22 bis 30 Jahren stehen. <L>ie erhält eine eingehende Ausbildung, die sich auf eine gute Kenntnis des Gesetze» und der Verwaltung, auf besondere Erfah rungen in der Psychologie der Frauen und Kinder und vieles andere erstreckt. Holland ist der einzige Staat, der ein besonderes weibliches Polizei-Korps besitzt, daß sich nur mit der Ueberwackiung und Verfolgung jugendlicher Verbrecher beschäftigt. Diese „Kinder-Polizei" leistet Vor treffliches und hat die Kriminalität der Jugendlichen unter 18 Jahren schon stark herabgedrückt. In Polen besteht ebenfalls eine weiblich« Polizei, die sehr straff organi siert ist. In Rußland, wo die Frauen in alle Berufe ein gedrungen find, werden die weiblich«» Schutzleute den männlich«» gleichgestellt. In den romanischen Ländern hat die Bewegung noch weniger Fortschritte gemacht. Wäh rend der Weltausstellung von Barcelona gab es dort ein weiblich«« Polizeikorps, da» in einer phantastischen Uni form auftrat und mehr als Sehenswürdigkeit betrachtet wurde. Aber die neue spanische Regierung, in der eine Frau das Gefangenenwesen unter sich hat, will auch die weibliche Polizei ausgestalten. In Frankreich lind Vor bereitungen für den gleichen Zweck im Gange, und ein großer Andrang von Bewerberinnen für diese Posten bei !oer Pariser Polizei wurde gemeldet, aber die einzige Polizistin, die bisher in Frankreich Dienst getan hat, war eine Strandwächterin in dem Badeort Le Douquct; da sie mehrere Sprachen beherrscht, ist sie stets von Frem den umdrängt. Die weiblick«n Schutzleute von Mexiko City tragen eine malerisch« Uniform und sind auf ihre blauen Röcke und ihre leuchtenden Messingknüpfe, auf ihre wei ßen, ausgesckinittenen Blusen und ihre zierlichen KäPP- ck«n sehr stolz. Ury aber ein unerwünschtes Interesse der Männerwelt zu vermeiden, werden Häßlich« bevorzugt, und der Gebrauch von Puder und Schminke ist streng ver boten. Japanisch« Polizistinnen regeln den Verkehr; in Australien wirken sie in allen Städten, und selbst in Inoien sind sie schon eingZührt. In China scheint man eine praktische Vorübung für günstig zu halten, denn eine Bestimmung lautet, daß ein wejblich«r Polizist nicht mehr als ein Jahr Gefängnis gehabt haben darf.