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Riesaer Tageblatt Drahtanschrift: und Aureiger lE1beb!aü UN- Anzeiger). Postscheckkonto: . Tageblatt Riesa. v V S - Dresden 1530. Fernruf Nr. 20. Dai Riesaer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannfchast Girokafle: Postfach Nr. 52. Großenhain, des Amtsgerichts und der AmtSanwaltschast beim Amtsgericht Riesa, des Finanzamts Riesa und Niesa Nr. 52. deS Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. , 217. Sonnavenv, 16. September 1933 abends. 86. Aahrn. Das Niesaer Tageblatt erscheint jede« Tag abend« '/,» Uhr mit Ausnahm« der Sonn- und Festtag«, vezag-pret«, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug NM. 2.14 «inschl. Postgebühr (ohne ZustrllungSgebühr). Für den Fall de« Eintretens von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns da» Recht der Preis erhöhung und Nachsorderung vor. 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Verantwortlich für Redaktton: Heinrich Uhlemann, Rttsa; für Änzeigenttil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Die außenpolitische Lage. Neichsautzenmimstet! Freiherr von Neurath vor der ausländischen Vresse. ».Gleichberechtigung oder Zusammenbruch der ganzen Abrüstungsidee!" Reichsaußenminister Freiherr von Neurath empfing die Vertreter der ausländischen Presse in Berlin zu einem gesel ligen Beisammensein im Hotel Kaiserhof, an dem auch der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, teilnahm. Der Minister machte in einer Ansprache Ausführungen über die außenpolitische Lage und erklärte, daß man hinsicht lich der großen internationalen Probleme nichts anderes als eine nahezu vollständige Stagnation feststellen könne, weit der Geist des Systems von Versailles auch heule noch weitgehend die Politik beherrscht. Das Ausland muß endlich begreifen, daß das deutsche Volk das Recht hat, sich gegen diesen Geist von Versailles mit allen Kräften zur Wehr zu seßen. Der Reichskanzler hat in seiner großen Reichstagsrede vom 17. Mai dargelegt, in welchem Sinne, mit welchen Methoden und mit welchen Zielen wir diesen Kampf führen wollen. Heine Darlegungen bleiben für die deutsche Außenpolitik maßgebend. Ich kann nur mit vedauern feststellen, daß es an vielen Stellen de» Auslandes bis heute an der richtigen Würdigung der Richt linien unserer Außenpolitik fehlt, deren Kernpunkt es ist, daß Deutschland den Frieden und nicht den Krieg, einen auf bauenden Frieden im Innern und nach außen will. Eine Entspannung kann nur herbeigefüyrt werden durch Maßrahmen, die wirklich an die großen außenpolitischen Probleme Herangehen und ihre Behandlung entscheidend för dern. Dieser Erkenntnis entsprang die weitblickende staats männische Initiative des italienischen Regierungschefs, die nach schwierigen Verhandlungen schließlich zur Unterzeich nung des Viermächtepaktes geführt hat. Deutschland hat den Pakt unterzeichnet, um seinerseits kein Mittel unversucht zu lassen, das zur Anbahnung einer fruchtbaren Periode der Entwicklung beitragen könnte. Aeußerst skeptisch muß allerdings der Stand der Abr ü- stungsfrage stimmen. Nach gewissen Anzeichen zu schließen, scheint die Bereitschaft der hochgerüsteten Staaten zur Erfüllung ihrer Abrüstungsverpflichtungen heute gerin ger denn je zu sein. Es ist für uns nichts neue», daß man versucht, diese Haltung mit der Behauptung deutschen Aufrüslungswlllens zu rechtfertigen. Meine Damen und Herren, ich sage mit dem vollen Bewußtsein der Tragweite meiner Worte, daß dos nichts anderes ist als eine bewußte Verschleierung der Tat- sache, daß Deutschlands Ziel lediglich die Beseitigung des heurigen Zustande» einseitiger Wehrlosigkeit ist. Die Hochgerüstelen Staaten rüsten weiter, und statt von ihrer Abrüstung sprechen sie von ihrer Sicherheit. Wer ist denn bedroht? Nicht die anderen Länder, sondern Deutsch land. Nur im Ausland spricht man vom Krieg. Zn Deutschland denkt niemand an kriegerische Ver wicklungen. Deutschland verlangt Sicherheit und Gleichberechtigung: e» wünscht nicht» andere», al» seine Unabhängigkeit bewahren und seine Gren zen schützen zu können. Das ganze deutsche Volk weiß, nicht zuletzt aus den Er fahrungen der Nachkriegszeit, daß der Krieg auch dein Sieger keinen wahren Nutzen, keinen bleibenden Vorteil bringt. Es ist unfair, demgegenüber mit der Behauptung zu operieren, daß die neue deutsche Regierung zwar zunächst wohl alle äußeren Verwicklungen zu vermeiden wünsche, daß ihr aber nur darauf ankomme, Deutschland in einer ersten Ruhe periode stark genug zu machen, um dann zu offener Gewalt politik übergehen zu können. Das sind bloße Gedankenspie- lereien, die in den wirklichen Tatsachen nicht die geringste Stütze finden und mit denen man überhaupt kein« ehrliche und reale Politik machen kann. wenn man aber glaubt, mit solchen leeren Argu- menten dle Herrschaft der Sieger über den Besiegten verewigen zu können, so muß ich dazu allerdings mit aller Bestimmtheit erklären, daß Deutschland sich weigert, einen solchen Instand weiter zu ertragen. Cs gibt schließlich nur die eine Alternative: Verwirk lichung der Gleichberechtigung oder aber Zusammenbruch der ganzen Abrllstungsidee, für dessen unabsehbare Folgen nicht Deutschland die Verantwortung tragen würde. Ich könnte es nur bedauern, wenn man die unmögliche politische Methode des Messens mit zweierlei Maß etwa auch in der einen Frage anwenden wollte, die man hier und da anscheinenü^ru einer Sraae der iuternatümaleu Politik Staatsratstagung in Vots-am. Ser Wlakl W StmlsrMWs in MM. Potsdam. sFunkspruch.) Die alte preußische Resi denzstadt Potsdam steht heute wiederum im Mittelpunkt politischen Geschehens. Der gestern vom Ministerpräsidenten Göring in Berlin mit besonderer Feierlichkeit eröffnete preußische Staatsrat wird heute vormittag seine erste Arbcitssißung in der Marmorgalerie des „Neuen Palais" im Park von Sanssouci abhalten. — Potsdam hat reichen Festschmuck angelegt. Fast jedes Haus ist beflaggt und das bunte frohe Farbenbilü unterscheidet sich nur wenig von dem zur feierlichen Reichstagseröffnnng im März. An -er Glicnickcr Brücke hatten sich schon in d'n Morgenstunden viele Neugierige angesammelt, die den Ministerpräsidenten begrüßen wollten. Bor der Garnisonkirche war bereits am frühen Vormittag die Sdabswache aufmarfchiert M Skt MtllWWe. Potsdam. sFunkspruch.) Vor der Garnisonkirche hatte die Leib-TS.-Standarte Adolf Hitlers Aufstellung ge nommen. Oberbürgermeister Rauscher begrüßte den Mi nisterpräsidenten, indem er zum Ausdruck brachte, baß die Stadt Potsdam sich freue darüber, daß der Staatsrat seine Arbeitssitzung in Potsdam abhalte. Die Bevölkerung Pots dams nehme an diesem Staatsakt herzlichen Anteil. Dar auf begab sich Ministerpräsident Göring in die Garnison kirche und legte einen Lorbeerkranz nieder, ans dessen Schleife folgende Worte standen: „Preußens großem König, Feldherr» und Staatsmann in Ehrerbietung und unause löschlicher Treue. Der preußische Ministerpräsident." * Sie AiissOrl der ötmtslSte am Men Mir. Nach einem feierlichen Akt an der Garnisonkirche fuhr der Ministerpräsident durch die festlich geschmückten Straßen in den Park von Sanssouci. Der Ministerpräsident, der überall von den Mengen mit jubelnden Zurufen begrüßt wurde, schritt vor dem Neuen Palais die Fronten der Schutz- Polizei und der anderen Formationen ab. Die Staatsrnte selber waren inzwischen in ihrem Wagen am Neuen Palais eingetroffen und hatten sich im Jaspissaal zum Empfang versammelt. Der große Gaal, in dem die erste Arbeitssitzung des neuen StaatsratcS stattfindet, ist überaus feierlich hergertch- tct. Als einziger Schmuck ist an der Schmalseite eine große Hakcnkreuzfahne angebracht, rechts und links flankiert von weißen Fahnen mit dem neuen preußischen Adlerwappcn. Davor stehen Tisch und Stuhl des Ministerpräsidenten, di« aus dem alten Mobiliar des Schlosses stammen und schon von Friedrich dem Großen benutzt worden sind. Zur Rech ten des Platzes von Ministerpräsident Göring steht das gol dene Rednerpult, dem als Motiv das alte Adler-Pult zu Grunde liegt. Die Tagung begann kurz nach <t Uhr. Im Mittelpunkt stehen Borträge von Prof. Karl Schmitt und dem Ganseiter Terboven über Staat und Gemeinde. Die Tagung selber ist nicht öffentlich. hat machen wollen, das ist die letzte Entwicklung der d e u t s ch-ö st e rr e i ch i s ch e n Beziehungen. Man sollte begreifen, daß wir im deutschen Volk Oesterreichs einen Teil unseres eigenen Volkes sehen. Niemand kann deshalb von uns erwarten, daß wir der Entwicklung der Dinge in Oesterreich gleichgültig zuschauen oder daß wir sympathisieren mit einem österreichischen Regime, unter dem gerade das entrechtet wird, was das deutsche Volk heute mit neuem Mut und neuer Zuversicht erfüllt. Die Reichsregierung denkt nicht daran, sich in die innerpolitischen Verhältnisse Oester reichs cinzumischen. wir müssen aber fordern, daß unbercch- tigte Einmischungen anderer Länder in die Auseinander setzungen zwischen Deutschland und Oesterreich unterbleiben. Je eher man im Ausland einsehen wird, daß Volksbewegun gen nicht durch politische Grenzen eingedämmt und nicht durch polizeiliche Maßnahmen unterdrückt werden können, desto eher wird die Bahn frei werden für eine den natürlichen Gesetzen entsprechende und ganz Europa zugutekommende Stabilisierung der inneren Lage Oesterreichs. So wenig erfreulich und so wenig geklärt heule die Ge samtlage der europäischen Politik erschemen mag, Deutschland sieht der kommenden Entwicklung mit fester und ruhiger Zuversicht entgegen. Gestützt auf die wiedererweckte innere Kraft und Ge schlossenheit des Volkes werden wir unser Ziel verfolgen, diesem Volk inmitten der anderen Völker ein Leben in Frie den und Ehre zu sichern. Ruhe und Vertrauen, die Grund lagen jeder politischen Befriedung und jeden wirtschaftlichen Aufschwung», werde« erst wiederkehreu, wenn die Diskrimi nierung Deutschland» und der anderen lm Jahre ISIS ent rechteten Staaten beseitigt ist. An dieser Wahrheit werden auch alle die Vorurteile gegen da» neue Deutschland zunichte werden. So zweifle ich nicht, daß z. B. das unsinnige Gerede des Auslandes über rein innerdeutsche Dinge, wie die sogenannte Iudenfrage, schnell verstummen wird, wenn man erkennt, daß die unbedingt notwendige Säuberung des öffentlichen Lebens wohl vorübergehend in Einzelfällen persönliche Här ten mit sich bringen konnte, daß sie aber doch nur dazu diente, um in Deutschland die Herrschaft von Recht und Gesetz umio unerschütterlicher zu festigen. Das Ausland wird auch aus hören, den Lügenberichien deutscher Emigranten das Ohr zu leihen, ihre Brunnenvergiftung zu begünstigen und der Meinung von Leuten Beachtung zu schenken, die einem Deutschland nachtrauern, in dem sie sich auf Kosten des Dolkswohls zu Einfluß bringen konnten, einem Deutschland, das niemals wieder auferstehen wird. Statt dessen wird man da» Deutschland von heute keanenlernen. wie e» wirklich ist, eia stolzes, unabbäaaiae» vad friedliebende» Deutschland, ein Deutschland, das zwar die anderen Länder nicht nach leeren Sympathiekundgebungen, sondern nach ihren Handlungen beurteilen wird, da» aber stets zu ausrichtiger Zusammenar- beit beerit ist. Eine solche Zusammenarbeit braucht durch eine auch noch so weitgehende Verschiedenheit des inneren Regierungs systems der einzelnen Länder nicht behindert zu werden. So bin ich überzeugt, daß sich die nun schon in einer Reihe von Jahren bewährten freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion auch weiterhin fruchtbar gestalten werden. Das gleiche gilt für das Verhältnis Deutsch lands zu allen anderen Ländern, die guten Willens sind. Die fremden Völker müssen und werden erkennen, wel chen Gewinn es auch für sie bedeutet, in der vom Volks kanzler Adolf Hitler geführten Regierung einer Regierung«, gemalt gegenüberzustehen, die nicht mehr ein Spielball zer- rissener politischer Meinungen, widerstrebender wirtschaft licher Kräfte und zufälliger Strömunaen des politischen Le bens ist, sondern nach festen Grundsätzen und offen erklär- ten Absichten die Geschicke ihres Landes leitet. So wird im Ausland schließlich allgemein die Auffassung Mussolini« Zu stimmung finden, der er in seiner Rede über den Bier- Mächtepakt mit den Worten Ausdruck gegeben hat: „Deutsm- land ist da im Herzen Europas mit seiner gewaltigen Beoöl. kerung von 65 Millionen Menschen, mit seiner Geschichte, seiner Kultur, seinen Notwendigkeiten. Eine wahrhaft euro- väische Politik mit dem Ziel der Errichtung des Friedens kann man nicht ohne und noch weniger gegen Deutschland machen." * Sie AiismWe lier Me »es leimen MemWerr ln UMM. Paris. lFunkspruch.j Das außenpolitische Programm, bas Rcichsaußenministcr Freiherr vvn Neurath gestern vor den Vertretern -er ausländischen Presse entwickelt«, wird vom „Journal" als Auftakt zur außenpolitischen Herbst, kampagne des Dritten Reiches bezeichnet. Die Erklärun gen des Nc'ichsaußenininisters seien jedenfalls sensationell und würden nicht verfehlen, einen beträchtlichen Widerhall im Auslande zu finden, weil sie nicht nur die Frage der Abrüstung sondern auch vor allem das österreichische Pro blem in einem ganz neuen Lichte dnrstelltcn. Die royalistische Action Francais befürchtet, daß die geschickten Ausführun gen des Neichsaiißeinninistcrs auf die englischen, amerika nische» und anderen Regierungen Eindruck ansüben würden und daß Panl Boncour in seiner eigenen Falle gefangen werden könnte.