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^-212. 1. vtilage zum Riesaer Tagevlatt. Manta«, 11. September 1S38, adenvs. 8«. Jahr«. Sächsischer VauerMag. Die kommende agrarpolttische EnttvilMmg. Auf dem Sächsische« Bauerntag, der am Sonnabend nachmittag ans Anlaß d« Zweite« Mitteldeutsche« Land- wirtschastsmarttes stattfand, sprach der Präsident des Reichs- landbundes, Vertreter des Reichsbauernführers Darrä und Reichsobmann für di« bäuerliche Selbstverwaltung, Staats rat M en b e r g, vor etwa 5000 sächsischen Bauern. Einleitend fuhrt« er aus, daß di« liberaliftische Ent wicklung des deutschen Bauerntums jetzt durch den Beauf tragte« des Führers, den Reichslandbundführer Darrö, be endet werde. Wolle man ein Volk erhalten, so müsse man seine Bauern wieder auf der Scholle verankern wir werde« rückhaltlos da« Bauerntum au« dem Kapitalismus herausuehmeu dadurch, daß wir durch das Lrbhofgeseh und eia neues Boden recht den Bodeu zur Grundlage de« Ge- chlecht« mache«. Es ist ganz klar, daß die Erbhöfe nach gben nur eine bestimmte Größe haben können. Denn woher ollte es uns möglich sein, für die Siedlung oder die Schaf» una neuer Bauernhöfe Land zu bekommen, wenn wir jene großen, bis über das Dach verschuldeten Latifundien in ihrer augenblicklichen Größe abermals mit jenen untauglichen Mitteln der vergangenen Zeit entschulden würden? Man muß schon sagen, die Art und Weise, in der von ganz be- timmten liberalistischen Landwirtsgruppen gegen die Agrar- rolitik des Reichsbauernführers intrigiert wird — und wie chlecht muß das Gewissen dieser Leute sein —, erinnert ebhaft an die Greuelmärchen, die seinerzeit von Belgien und England aus über Deutschland erzählt wurden. Mit dersel ben Methode der Lüge und Entstellung versucht ein ganz bestimmter Kreis, die Bauernpolitik de» Reichsbauernführers zu diffamieren. Wir werden das deutsche Bauerntum auf seiner Scholle wieder fest verankern, d. h. Blut und Boden miteinander verbinden. Der unverschuldete Großgrundbesitz wird von uns nicht angetastet werden. Soweit er aber ver schuldet ist, lasten wir auch ihn nicht zugrundegehen, sondern geben diesen Familien die Möglichkeit, statt bankerott zu machen, Erbhöfe zu bekommen, die ihr Geschlecht in alle Zukunft hinein auf der Scholle verankern. In seinen weiteren Ausführungen beschäftigte sich Mein berg mit dem ständischen Aufbau. Es werde nicht nur die Organisation des einigen Bauerntums geschaffen, sondern darüber hinaus werde die landwirtschaftliche Warenbewe gung und Weiterverarbeitung, die Zuckerindustrie, die Spi ritusindustrie, die Mühlenindustrie usw. eingegliedert. Der Aufbau des Reichslandbundes werde mit größter Beschleu nigung durchgeführt werden, damit der Bauer endlich zum gerechten Preis für seine Erzeugnisse komme. Unter orausendem Beifall schloß der Redner: Wir wollen nichts als das Lebensrecht des deutschen Menschen, wir wol len dis deutsche Zukunft gestalten für unsere eigene Jugend unter Adolf Hitler und unter unserem Reichsbauernführer DcucrLl * Sir SkMlWslSMIM !M MtlmWMtMeii Stoa«. Auf dem Sächsischen Bauerntag in Leipzig sprach der Präsident des Reichsverbandes Deutscher landwirtschaft licher Genossenschaften Trumpf über das landwirtschaft liche Genossenschaftswesen im nationalsozialistischen Staat. Die nationalsozialistische Revolution, so führte er aus, be deute für die ländliche Genossenschaftsorganisation die Ab kehr von dem rein wirtschaftlichen Interessenstandpunkt und von der Nützlichkeitsmoral der verflossenen liberalistisch- kapitalistischen Zeitrichtung. Die Ziele der landwirtschaftlichen Genossenschaften feie« typisch germanische Beschränkungen der individuellen Wirtschaftsfreiheit. Das Genossenschafksgeseh stelle heule in mancher Beziehung eine Vermischung deutfchrechtlicher Gedanken mit römischrechtlichen dar. Die Aufgabe sei da her, für die praktische Genossenschastsarbeit Einrichtungen zu treffen, die der wahren Genossenschaftsidee, d. h. der nationalsozialistischen Weltanschauung entsprechen. Der Redner kennzeichnete dann die einzelnen Aufgaben gebiete der verschiedenen Arten von Genossenschaften und Mitteldeutscher Laudwirtschastsmartt Der 2. Mitteldeutsche Landwirtschaftsmarkt, der unter dem Ehrenoorsitz des Reichsstatthalters Mutschmann von der Leipziger Messe- und Ausstellungs-A.-G. unter Förderung der Landwirtschaftskammern des Freistaates und der Pro vinz Sachsen sowie der Länder Thüringen und Ankalt vom S. bis 11. September auf dem Gelände der Technischen Messe veranstaltet wird, wurde am Sonnabendvormittag feierlich eröffnet. Der Leiter des Marktes, Regierungsbaurat Dr. Stegemann, betonte, daß die Sachs der Landwirtschaft eine Sache des ganzen deutschen Volkes geworden fei und daß eine Schicksälsverbundenheit zwischen Stadt und Land bestehe. Der Redner gab einen Ueberblick über die Ziele, die sich der Mitteldeutsche Landwirtschastsmarkt gesteckt habe, und betonte, daß damit an die Stelle des wilden Handels die o r g an isierteBedarfsdeckung treten solle. Die Voraussetzungen für einen guten Erfolg seien gegeben, wenn auch eine volle Entfaltung erst im Laufe der Jahre möglich sei. Die Idee sei nach den Urteilen der Sachverstän digen gut, sie brauche nur ihre Zeit. Die Grüße und Wünsche der Sächsischen Staatsregie rung, zugleich auch die Wünsche der übrigen beteiligten Län- der, die sämtlich Vertreter entsandt hatten, überbrachte Mi- nisterialrat Graf Vitzthum-Dresden. Der Umstand, daß für den Markt das Ausstellungsgeiände der Messe zur Ver fügung gestellt worden sei, bedeute, daß die Industrie der Landwirtschaft die Hand hinhalte, um damit zu bekunden, daß auch sie den im Programm der Reichsregierung ausge stellten Grundsatz: „Erst wenn die Landwirtschaft gesundet fein wird, kann auch die übrige Wirtschaft an eine endgültige Ueberwindung der wirtschaftlichen Not denken" in die Tat umsetzen will. Der Landesbauernführer in Sachsen, Präsident der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen, Gutspäch ter Helmut Körner-Piskowitz, führte aus: Wenn die Landwirtschaft in Sachsen und darüber hinaus mit einer gewissen Zurückhaltung an ein solches neues Unternehmen, wie es der Mitteldeutsche Landwirtschaftsmarkt darstelle, herangehe, so sei das nicht als Widerstand gegen etwas zu deuten, das organisch an sich richtig ist. Es liegt das viel- mehr daran, daß der deutsche Bauer in den letzten zehn bis zwölf Jahren Rückschläge über Rückschläge mit Dingen wie Qualitätserzeugung, Selbsthilfe, Markforschung usw. er litten habe. Der Bauer werde sich den Markt anseben und dann erst sein Urteil fällen, ein Urteil, das in den Umsätzen zum Ausdruck kommen werde. schloß, nachdem er die Notwendigkeit der Ausbildung eines Führernachwuchses betont hatte, mit einem Wort des Bauernführers DarrS: „Die Rettung des Bauerntums ist die Herauslösung de, deutschen Bauern au» der kapitalistischen Ver flechtung". Der Vizepräsident des Landhandelsbundes, Daßler, erklärte, die Tatsache, daß der Reichsbauernführer Darrö die Schirmherrschaft auch über die landwirtschaftlichen Ge nossenschaften und über den deutschen Landhandel, diese beiden Säulen der Warenbewegung der deutschen Landwirtschaft, übernommen habe, beweise, daß der deutsche Bauer, die deutsche Genossenschaft und der arisch-deutsch blütige Bauer in eine Front gehören. Landesbauernfübrer Körner brachte folgendes Tele gramm an den Reicysbouernführer zur Kenntnis der Ver sammlung: „Die sächsisli'en Bauern grüßen ihren Bauern minister. Sie stehen geschlossen hinter ihm in dem harten Kampf des Ministers gegen liberaliftische Landwirtschafts kreise zur Sicherung des deutschen Bauernrechts und zur Erlangung gerechter Preise durch den Aufbau des Reichs landstandes." Mit einem brausend aufgenommenen Sieg-Hell, auf den Bauernkanzler Adolf Hitler und den Bauernfübrer Darre wurde die eindrucksvolle Tagung geschlossen. Ein Rundgang durch die beiden großen hallen, st, denen der Markt umergebracht ist, zeigte die Reichhaltigkeit der Schau. Auf dem Markt setzte bereits vom frühen Morgen an ein reges Leben ein. Es wurden auch schon zahlreiche Verkäufe getätigt. * Zweü des Laudwlrtlchallsmarltes Lei der Durchführung des Marktes ging das Streben dahin, dem Landwirt die Möglichkeit zu geben, an Vieh, Ge räten, Saatgut usw. alles zu kaufen, was er im Betrieb be nötigt. Demgemäß hat der Markt, der im Vorjahr noch sehr lückenhaft war, eine bedeutende Verbreiterung erfahren. Na- mentlich waren Rinder und Schweine, die auf dem ersten Markt fehlten, zugelassen. Es handelt sich nicht, wie bei den Wanderausstellungen der DÜG, um eine Hochleistungs schau, sondern um einen reinen Verkaufsmarkt. Demzufolge werden auch keine Beurteilungen und Prämiie rungen erfolgen. Trotzdem ist die B es ch i cku n g a u t. Bei der Zulassung der Tiere haben die Veranstalter selbst gedros- fest, weil der Umfang des Bedarfes in der Käuferschast noch ungewiß ist und durch den Verlauf des Marktes für die künftigen Veranstaltungen festgestellt werden soll. Der beim vorigen Markt noch starr durchgeführte Gedanke der Autarkie für die Gebiete der vier Kammern ist diesmal verlassen worden, da Mitteldeutschland, namentlich der Freistaat Sach sen, seinen Bedarf, besonders an Pferden' und Rindern, nicht aus eigener Zucht decken kann. Es wurden daher auch ostfriesische Zuchten herangezvgen. Mit der Pferd e s ch a u knüpft der Landwirtschaftsmarkt an di« Jahrhunderte alte Tradition des Leipziger Pferdemarktes an, der so alt ist wie die Leipziger Messe und zu Zeiten August des Starken mit bis zu 2000 Pferden beschickt wurde. Zum Verkauf gestellt sind etwa 50 Pferde, 60 Rinder, 150 Schweine der Rassen „Weißes deutsches Edelschwein" und „Veredeltes deutsches Landschwein" — Berkshire- Schweine wurden noch nicht zugelassen —, weiter etwa 45 Schafe und Ziegen. Die Nachfrage nach diesen ist infolge der Siedlung außerordentlich gestiegen. 1200 Kaninchen von verschiedenen Rassen, 1500 Stück Geflügel, zahlreiche Hunde und eine Anzahl Edelpelztiere vervollständigen die Tierschau. Auch die Wellensittichzucht, die in Sachsen eine gewisse Rolle für den Export nach der Tschechoslowakei spielt, ist gut ver treten. Sehr umfangreich ist der Markt für Saatgut, Fut ter- und Düngemittel. Eine sehr lehrreiche, vom Reichsmilchausschuß veranstaltete Sonderschau gibt einen Ueberblick über die gesamte Nahrungsmittelversorgung von Deutschland. Die Industriegruppe, die trotz einem angesichts der Bestrebungen zur Arbeitsbeschaffung unverständlichen Boykottbeschluß der Landmaschinenverbände von etwa 50 Firmen beschickt ist, zeigt alle Maschinen, Geräte und Bedarfsartikel, die in kleinen und mittleren landwirt- schaftlichen Betrieben gebraucht werden. Dem Landwirt schastsmarkt angegliedert ist eine Sonderausstellung „Land wirtschaftlicher Baubedarf , die sich auf der von der Bau messe veranstalteten ständigen Deutschen Bauschau unter Be tonung des landwirtschaftlichen Bauens, namentlich des Siedlungsbaues ausbaut. Der Verlauf des ersten Marktlage» Schon am ersten Tag wurde die gleiche Besucherzahl erreicht, die im Vorjahr für die Gesamtdauer des Marktes gezählt wurde. Besonders hatte die bäuerliche Bevölkerung den Sonnabend für den Marktbesuch gewählt. Davon zeugt auch die Anbahnung zahlreicher ernsthafter Kaufverhand lungen, die verschiedentlich bereits in den Vormittagsstunden zu Abschlüssen führten, die gute Preise erbrachten. Besonders rege war die Nachfrage nach Rindern, Pferden und Schwei nen. Auch Saatgut wurde zu vorteilhaften Preisen abgesetzt. Landwirtschaftliche Maschinen, besonders solche, die für klein- bäuerliche Betriebe geeignet sind, fanden stärkstes Interesse Oer Hel- von Lt-Oeuischlan- Beileidstelegramm de» Bremer Senat» zum Tode Kapitän Königs. Aus Anlaß des Todes des Kapitäns Paul König hat der Senat Bremen an die Schwester des Verstorbenen fol gendes Telegramm geschickt: „Die Freie Hansestadt Bremen betrauert mit Ihnen den Verlust Ihres Herrn Bruders, mit dessen Namen eine der größten Taten der deutschen Marine in schwerer Zeit ,um Vorbild aller kommenden Geschlechter verbunden ist. Dem Helden von U-Vevtschland, da» von Bremen seine kühne Fahrt durch die feindlichen Flotten über den Ozean ontrat, dem liebenswerten, vorbildlichen Seemann, Führer und Menschen Paul SSaia wird Bremen ein stete» Ge denken bewahren." Hitlers »<»«!» »um Tode Theodor Fritschs. Reichskanzler Adolf Hitler hat an Frau Paula Fritsch, die Gattin des verstorbenen völkischen Schrift stellers Theodor Fritsch, folgendes Telegramm gerichtet: „Die Nachricht von dem Heimgang Ihres Gatten hat mich tief bewegt. Nehmen Sie, gnädige Frau, meine herz liche Anteilnahme zu dem schweren Verlust entgegen. Möge Ihnen die Gewißheit Trost spenden, daß der Verstorbene in weilen Kreisen unserer Volksgenossen unverges en sein wird! Reichskanzler Adolf Hitler." Die Reichsminister Dr. Goebbels und Dr. Frick baden der Familie des Verstorbenen ebenfalls herzliche Bei- leidsteleoramme aeiandt. Neue Wirischastsgesinnung Staatssekretär Jeder über Technik und Wirtschaft im neuen Staat. In einer großen Kundgebung des Kampsbundes Deut scher Architekten und Ingenieure in Stuttgart, der auch Reichsstatthalter Murr, die württembergische Saatsregie rung und Oberbürgermeister Dr. Strölin beiwohnten, sprach der Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium Gott fried Feder über „Technik und Wirtschaft im neuen Staat". Nach der politischen Einigung, so führte Staats sekretär Feder aus, müsse auch im Reiche der Wirtschaft einer neuen Wirtschaftsgeiinnung der Boden geebnet werden. Die Wunder der Technik standen leider in einem Mißverhältnis zu der geringen Bedeutung der Technik in der Wirtschaft gegenüber dem überall herrschen den Bankier und Kaufmann. Daher auch das kapitiliftische Denken in der Wirtschaft. Das Geldoerdienen wurde die Hauptsache. Unser Ziel ist, den Menschen wieder zum Ausgangs punkt für die Leistung der Technik zu machen. Der Redner verlangte eine klare Führung im Bereich der Technik. Wenn heute der Staat aber die Wirtschaft führen will, dann darf er nicht selbst Wirtschaft treiben. Der Staat darf nicht Konkurrent werden, sondern muß Ausgleicher sein. Die Leitung der Wirtschaft durch den Staat bedeutet aber keine Ausschaltung der Privatinitiative. Die Privat initiative soll Träger einer kommenden gesunden Wirtschaft sein, aber der heutigen kranken Wirtschaft müße der Staat helfen, damit die Privatinitiative sich wieder regen kann Zu den finanzpolitischen Fragen erklärte der Redner noch daß man zu einer klaren, von der Zinsknechtschaft freien Finanzierung kommen müsse, damit die Wirtschaft wieder leben und blühen kann. Zum Schluß seiner Rede kam Staatssekretär Feder noch auf die kommende Dreigliederuug der deutschen Wirtschaft zu sprechen, die in der Deutschen Arbeitsfront, im ständi- schen Aufbau und in der geistigen Verklammerung im Be rufe bestehe. Die Deutsche Arbeitsfront umfaßt alle Werk tätigen, um sie seelisch im nationalsozialistischen Geist zu erziehen, der ständische Aufbau baut sich auf aus den Aus gaben Nahrung, Wohnung und Kleidung, und dazu kommt noch die Aufgabe, zufammenzufchließen, was zusammen gehört zu dem großen Erwerbsstand der Nation. Dabei darf Stand nicht mit Funktion verwechselt werden. Es gibt keinen Stand der Arbeiter. Angestellten, des Gewerbes und Handels, das sind alles nur Funktionen, aber keine Stände. Entscheidend ist die geschlossene Sach- und Fach wirtschaft. Diese neue Wirtschaftsordnung, so schloß der Redner unter stürmischem Beifall der Versammlung, wird mit zum Aufstieg des deutschen Volkes beitragen. Einlenken -er Lunia Lebertragung der Staatsgewalt an einen Präsidenten Havanna, 11. Sptember. Da» in die kubanischen Gewässer entsandte amerika vische Schlachtschiff „Mississippi" ist aus der höhe von Ha vanna eingetrofsen. Der frühere Staatssekretär Ferrara erklärte, die revolutionäre Junta sei angesichts der Lage „zusammengeschmolzcn wie Li» an einem warmen Ofen". Sie hat eingewilligt, die Staatsgewalt einem Präsidenten ,u übertragen. Vie Wahl der Junta ist aus den früheren Universitätsprofessor Dr. Ramou-Grau-San Martin «falle«.