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- Erscheinungsdatum
- 1933-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193309119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-09
- Tag 1933-09-11
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Monat
1933-09
-
Jahr
1933
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(I^»ck6ruolr sLivtlicder ^rtilcel uoä Illustrntloaea verdate«!) Der Mufbau -er -eutsthen Geflügelwtrtfihaft. Die günstig» Entwicklung der deutschen Geflügelzucht in der Nach kriegszeit, die eine starke Dermehrung namentlich de» Hennen- Lestanoes von 54 Millionen Stück im Jahre 1025 aus rund 70 Mil lionen Stück im Jahre 1930 gebracht hatte, ist in den letzten Jahren unter dem Einfluß der ungünstigen Preisverhältnisse zwischen Fut termitteln und Geslügelerzeuanillen zum Stillstand gekommen. Durch die ungünstigen RentabiutälsoerhältniNe wurden naturgemäß die Geslügelsarmen am schärfsten getroffen, da in ihnen da» abso lute Geslugeljutter in der Regel nur einen geringen Teil de» Ge- lamisutters ausmachl und die auch sonst auszuwendenden Kosten de» Farmbötricbes recht hoch sind. Seit 1931 war also nicht nur ein Stillstand, sondern sogar ein nicht unwesentlicher Rückgang in der deutschen Geflügelhaltung und Eicrerzeugung zu verzeichnen. Der Rückgang hat namentlich auch die Wintereiererzeugung getroffen und neben zahlreichen Zusammenbrüchen von Geflügelfarmen wie der eine Vernachlässigung der Geflügelhaltung in bäuerlichen Be trieben zur Folge gehabt. Der daraus entstehende Schaden für die deutsche Volkswirtschaft ist deshalb so groß, weil der Rückgang der deutschen Eierzeugung einer verstärkten Liereinfuhr aus dem Aus lande Platz machen würde und dabei die Eiererzeugung denjenigen landwirtschaftlichen Produktionszweig darstellt, der am ehesten und mit den geringsten Mitteln bi» zur völligen Bedarisdectunz aus gebaut werden kann. Der Wert der deutschen Geslügelerzetmung bars dabei nicht unterschätzt werden. Er übertrifft mit einer Milli arde RM beispielsweise den Wert der deutschen Weizenerzeugung um das Doppelte. Den drohenden Zusammenbruch der deutschen Geslügelwirtschaft haben die neueren Maßnahmen der Reichsregierung ausgehalten. Im Frühjahr dieses Jahres wurde der Eierzoll aus 70 RM je dz erhöht und damit der Unterschied zwischen den Produktionskosten in Deutschland und den wesentlichen geringeren im Ausland zum großen Teil ausgeglichen. Zwar ist der Eierzoll in dem vor kur zem unterzeichneten Handelsvertrags mit Holland wieder aus 40 RM und in den drei letzten Monaten des Jahres auf 30 RM herabgesetzt worden. Doch gilt dieser Zoll nur für ein Kontingent von 60 Pro zent der vorjährigen Einfuhr und nur für die Lieferung von Eiern, Vie nach dem deutschen Handelskiallengesetz sortiert und gekenn zeichnet sind. Der herabgesetzte Zoll kommt allen meistbegünstigten Ländern zugute, da aber auch vci ihnen nur 60 Prozent der vor jährigen Au'ssuhr »roch Deutschland und nur sortierte Eier in Frage kommen, ist eine stärkere Einfuhrbeschränkung gewährleistet. Für die Länder ohne Meistbegünstigung wurde der Eierzoll aus 100 RM krhöht. Das Mißverhältnis zwischen Futter- und Eierpreisen soll wei terhin von der Futterseue her durch die Weizenoerbilligungsaktion für Geflügelhalter beseitigt werden. Ferner wurde den Geslüael- haltern eine Verbilligung beim Bezüge von Eintagsküken gewährt, um die notwendige Verjüngung der Bestände durch leistungs fähiges Geflügel zu fördern. Als ein gutes Mittel zur Erhöhung der Wettbcwerossähigkeit der deutfchen Eier hat sich da» Eierstandar- disierungsgesetz erwiesen, da» eine Kennzeichnung der Aurlandseier verlangt. Dann sind Zuchtberater, allerdings noch tn unzu reichendem Maße, angestcllt worden, die den Landwirt über die not wendige Verbesserung in der Haltung und Pflege des Geflügel» beraten sollen. Alle diese Maßnahmen ergeben eine gute Grundlage für die Besserung der Rentabilität in der Geslügelwirtschaft. Die weiteren Vorbedingungen für eins Besserung liegen einmal in einer erhöhten Kaufkraft der Verbraucher, die mit einer allgemeinen Bes serung der Wirtschaftslage zu erwarten ist. zum anderen in einer Notwendigen Senkung der Produktionskosten. > Das Schwergewicht der deutschen Geflügelhaltung liegt In den bäuerlichen Betrieben, die rund 85 Prozent des gesamten deutschen Hühncrbestandes umsafsen. In landwirtschaftlichen Betrieben ist oie Geflügelhaltung am sichersten und ihre Wettbewerbsfähigkeit am größten, weil sie als Zweig des landwirtschaftlichen Betriebes sich in der Hauptsache auf das natürliche Geslügelfutter stützt und das »ugekauste Futter sich in engen Grenzen hält. Hier, in den bäuer lichen Betrieben muß daher in erster Linie der Hebel für eine Lei stungssteigerung der deutschen Geflügelhaltung und eine Senkung der Erzeugungskosten angesetzt werden. Zur Erhöhung der Erzeu gung ist dabei keine Dermehrung der Hennenbestande notwendig, sondern eine Verbesserung der Leistung der einzelnen Hennen. Die durchschnittliche Legeleistung liegt heute In Deutschland etwa bei 90 Eiern je Henne jährlich. Eine Henne ist aber erst wirklich ren tabel, wenn sie mindestens 100 Eier jährlich legt. Es kommt also darauf an, durch richtige Auswahl der Legehennen, durch zweck mäßige Fütterung und richtige Unterbringung der Tiere in Hellen, iujtigen und sauberen Ställen eine Verbesserung der Legeleistung u erreichen. An Stelle der züchterisch vernachlässigten Landhuhner ollen letstungssähige Rassen gehalten werden, wie die weißen Leg- >orn, Wyanootten, Rhodeländer. Für die Belieferung der Ge- lügelhaltungen mit leiftunassähigem Tiermaterial sind die Zucht- wirtschasten von großem Wert. Die Hennen dürfen auch nicht zu alt werden, nicht älter als zwei Höchstens drei Jahre. Die Ver jüngung der vorhandenen Bestände durch letstungssähige Hennen ist sehr wichtig für die Rentabilität der Eiererzeugung. Von dem Ge winn einer Henne entfallen gewöhnlich 90 Prozent auf da» erste und 10 Prozent auf das zweite Jahr. Wintereier bekommt man tn größerer Zahl nur von Iunghennen, die aus Frühbruten stam men und richtig aufgezogen wurden. Einen hohen Anteil an den Erzeugungskosten haben die Futter kosten. Mindestens zwei Drittel der Gesamtausgaben entfallen auf die Futterkasten. Es ist daher sehr wichtig, zweckmäßig zu füttern, denn je höher die Legeleistung, umso mehr verteilen sich die Un kosten je Ei. Im landwirtschaftlichen Betrieb ist das zur Verfügung stehenden absolute Geslügelfutter im Verhältnis zur Hühnerzahl meist so groß, daß der Anteil de» zusätzlich erforderlichen Kraft futters fast gar nicht ins Gewicht fällt, während er für eine zweck mäßige Fütterung u. Leistungssteigerung unentbehrlich ist. — Ohne große Unkosten lassen sich die Geslugelstallungen In bäuerlichen Be trieben durch Umbau oder Erweiterung verbessern. Das geschlossene und zielbewußte Aufoauprogramm, das vor eini ger Zeit die Reichsinteressenvertretung der Geslügelwirtschaft (Ria) herausgegeben hat, hat die Dersorgungrlage der deutschen Bevöl kerung'mit Geflügelerzeugnissen deutscher Herkunft gründlich unter sucht und die Wege gewiesen, die zur Verbesserung der Lage der deutschen Geslügelwirtschaft und zur Selbstversorgung Deutschlands mit Geslügelerzeuanillen führen. Neben der Bereitstellung preis werter Futtermittel für die Geslügelwirtschasr und Kontingentierung der Einfuhr sollen Organisationsmaßnahmen zur Steigerung der Erzeugung durchgesührt werden, die in der Houotsache in der Ein richtung einer lausenden Betriebsberatung und oer Schaffung von Beispielswlrtschaften bestehen. Im engen Zusammenhang mit einer Steigerung der deutschen Eiererzeugung steht weiterhin die plan mäßige Absatzgestaltung, die für eine rentable Verwertung der Er- zeugnisso ausschlaggebend ist. Hierin liegen die Ausgaben der Eier- verwertungsgenossenschasten, denen sich seder Erzeuger nach Mög lichkeit anschließen sollte, um eine bessere Verwertung kür seine Ge- flügelcrzeugntsse zu erzielen und eine planmäßige Belieferung des Marktes zu ermöglichen. Vie Se-ämpfun- -es Speckkäfer». In den Räucherkammern richtet der Speckkäfer ost unter den Würsten und Schinken große Verheerungen an. Die Larve des 8 mm langen Kasers zerstört mit Vorliebe trockene Fleischwaren, Häute und Pelze, aber auch Naturaliensammlungen, die des kleinen Pelzkäfer», auch „Kürschner" genannt, besonders Peszwaren. In SptkUcSsn mit Larv«. den Sammlungen der Museen ist der sog. Kabinettkäser gefürchtet. Ein anderer Verwandter ist der Himbeerkäser, dessen Larve in Beerenplantagen großen Schaden anrichten kann. Dem Verfasser ist ein Fall bekannt, daß die Speckkäfer die Wurstvorräte und Schin ken eines Landwirte« befallen hatten, obwohl diese in Gazebeutel oinzenäht waren. Die Schinken waren sogar im Muskelfleisch total zerfressen. Während früher sich die Bekämpfung sehr schwierig ge staltete, hat man heute in den Verzasungsmitteln eine gute Schuß waffe. Um die Aorratsräume abzudichten, wurden Zeitungen in 10 cm breite Streisen geschnitten, die mit Mehlkleister bestrichen und über alle Tür- und Fensterritzen und Riffe in der Wand geklebt wurden, sodaß keinerlei Luftzutritt in die Räume stattsinden konnte. Mit einem Zerstäuber wurden dann in jedem Raum etwa 150 ccm Areginal vernebelt. Die Schinken waren vorher au» den Beuteln herausgenommen und in eine große dicht schließende Mehlkists ge legt worden, in welche flache Teller mit Areginal gestellt worden wären. Nachdem alle Räume vergast waren, wurden die Türritzen außen ebenfalls mit Papierstreisen zugeklebt, sodaß kein Gas ent weichen konnte. Dieses wurde am Donnerstag, dem 28. August, ausgesührt. Am Sonnabend darauf war kein Käser mehr am Leben. Zur Vorsorge wurde noch eine Nachbehandlung vorgenom men, für den Fall, daß die Gase nicht in die tieferen Fratzgänge in den Schinken eingedrungen sein sollten. Die Schinken wurden in der Kiste umgruppiert, sodaß alle Stellen für diese Gafe zugänglich wurden. Wiederum wurde ein Schälchen mit Areginal in die dicht verschlossene Kiste gestellt. Nach weiteren drei Tagen war die Be kämpfung mit bestem Erfolg abgeschlossen. Die Gase hatten sich sehr schnell in der Lust verbreitet. Fast im gleichen Augenblick, in dem vis Vergasung begann, konnte man beobachten, wie Spinnen und Fliegen aus ihren Verstecken herauskamen und aufgeregt hin und her liefen. Besonders hervorzuheben ist, daß das Mittel in keiner Weise den Geschmack des Fleisches beeinflußt, obgleich die Räucher schinken in der dicht schließenden Mehlkiste den Aregmalgasen süns Tage ausgesetzt waren. S- Erkältungskrankheit«« oer Ziege. In Anbetracht des Umstandes, daß die Ziege in ihrer Empfäng lichkeit sür Tuberkulose säst mit an letzter Stelle steht, ist man nur zu leicht geneigt, die Ziege als ein recht widerstandsfähiges Tier cinzuschätzen. Diese Schätzung ist nicht richtig. Für Erkältungskrank heiten ist z. B. die Ziege so anfällig wie kaum ein anderes Haus tier. Unter diesen Erkrankungen stehen bei ihr die Euterentzündunzen oben an. Sie können jedoch außer einer Erkältung auch andere Ursachen haben. Dahin gehören: Unangemessene Behandlung, Stoß oder Druck und endlich die Einwirkung schädlicher Bakterien. Ins besondere ist bei Stallhaltungstieren der Standort von großem Einfluß. Ist in der Nähe eine Tür angebracht, so bringt die Oest- nung derselben einen zu schnellen Luftauszleich. Es emofiehlt sich, so aufgestellten Tieren ständig eine Schutzwand in Rückenhöhe zu geben und die Außentür querhalbiert zu gestalten, damit aus diese Weise Lus. und Licht durch die obere Hälfte eingelassen, auch der Dünger ausgebracht werden kann, ohne die untere, nur dem tat sächlichen Durchgangsverkehr bestimmte Türhälste dabei öfsnen zu müssen. Die Heilmittel bei Euterentzündungen sind des österen schon besprochen worden. Für Weidetiere sind zugige Hochland- und seuchtkalte Tiestalplätze eine ständige Gefahr. Bei ihnen tritt sehr leicht die manchmal recht verhängnisvoll verlausende Erkältunaskolik ein. Bei Verstovsung als Begleiterscheinung gebe man zunächst neben warmem Psefser- münztee etwa ein Achtelliter Rizinusöl, das man zur besseren Flüs sigmachung vorher erst erwärmt hat. Der Kolabgang muh genau beobachtet werden. Von Zeit zu Zeit können nach vorhergegangener Erwärmung durch Deckenbelag auch Abreibungen de» Leibes, wo er am vollsten erscheint, vermittels Strohwischen ersolgen, denen man etwas Terpentin auszeträuselt hat. Husten und Schnupfen als Folgen von Erkältung sind auch ein wenig erfreuliches Krankheitspaar. Warmhalten durch leichtes Be decken und mäßige Futteraufnahme sind die Grundbedingungen der Behandlung. Innerlich gebe man durch Aufstrcuen auf das Trocken futter eine Mischung von Süßholz, Schwefelblüte, Salmiak je 20 Teile und Altee 100 Teile. Eine weitere Folge von Erkälkungen kann auch die Bleichsucht werden, die sonst ihre Ursache in mangelhafter Ernährung und erb licher Veranlagung hat. Man erkennt sie zunächst an dem abgeschla genen Wesen, das oie Ziege zur Schau trägt, namentlich an der blassen Innensarbe des herabgezogenen Augenlides. Sie entsteht durch Benutzung naßkalter Wald- und Talweiden. Man gebe im Wechsel Kümmel, Wacholder und Wermut trocken aus» Futter oder als Tee gekocht. Zu den Erkältungskrankheiten zählt ferner die Harnruhr, wobei die befallenen Ziegen auffallend oft und besonder» wässerig urinie ren. Feuchtheiße Leibumschläge u. Gaben von Baldrian mit Kamp fer und Aloe, wie zwei zu eins gemischt, werden zur Heilung führen. Augenentzündungen bei Jungtieren sind fast ausschließlich die Folge überwarmer Stallungen und zugiger Weideplätze. Neben einem Absührmittel wendet man Waschungen der Augen mit Bor waller oder Bleiwasser, auch Kamillen- ober Fencheltee an. Eine Erkältungskrankheit bet Jung und Alt ist di« Beinsteife (Rheumatismus). Sie äußert sich in holperiger, bald steifer, bald tnickiger Gangart und hat in den meisten Fällen ihren Sitz in den Kniegelenken. Hat sich dort einmal Waller angesammelt, so ist an eine Heilung nicht mehr zu denken. Die Abschtachtung ist dann da. Ratsamste. Planmäßig betriebene Abhärtung, guk durchlüftete, mäßig warme Stallungen, kräftige Ernährung durch gute» kalkhaltige» Futter sind noch die besten Schutzmittel gegen Erkältungskrankheiten. PrsHtlrekE Minus Welche Slumenarten müssen lm Full ««»gesät werüeal Nur wenigen Blumen- und Gartenfreunden dürst« e» bekannt fein, daß verschiedene unter ihnen in der Zeit von Juli bi» Anfang AUgust ausgesät werden. — Dazu gehören vor. allem unsere be liebten Stiefmütterchen, die an halbschattiaen Plätzen sogar fast den ganzen Sommer hindurch blühen. Eine herrliche Auswahl haben wir dank des rührigen Züchterslecßes der deutschen Gärtner gerade in dieser Pslanzengattung mit ihrem selten reichhaltigen Farben spiel, besonders die sogenannten Eis-Stiefmütterchen, die bereit» im Februar-März blühen, und die von unseren Samenhandlungen angebotenen Riesen-Mischungen, dabei die neuesten in Form, Färb« und Dlütengrvße unübertroffenen Rozgli-Riesen u, a. m. sind um liebe Frühjahr-linder geworden und. machen in Pflege usw. nm ganz bescheidene Ansprüche. — Sie sät man von jetzt ab bis An fang August, ebenso wie die herrlichen Goldlack, Malven, Island mohn (Papaver mudicaulei, Vergißmeinnicht, Tausendschon, Glok- tenblumen usw. an ein geschütztes halbschattiges Plätzchen au», hält sie bis zum Ausgehen gleichmäßig seucht und verstopft (pikiert) sie, wenn sie etwas zu dicht gesät bzw. 3—5 cm groß geworden sind. — Malven, Mohn und Glockenblumen (Campanula Medium) sät man zwar zweckmäßig gleich an Ort und Stelle, wo sie über den Winter stehen bleiben und nächstes Jahr im Juni-Juli ihren Flor entsalten können, während Stiefmütterchen, Vergißmeinnicht und Goldlack bis Ende September und beliebig (sogar auch tn Tövse und Kästen) verpslanzt werden können: — Alle diese sogenannten „Zweijahrsblumen" gehören zu unseren schönsten und dankbarsten Florpflanzen, sind deshalb sehr anbauwürdig durch eigene Aussaat, bleiben über den Winter draußen, blühen dann im kommenden Jahr, sterben aber dann im Herbst nach der Blüte teilweise wieder ab. ' Daß da» persönliche Aussäen aller Blumenarten und da» Be obachten der ganzen Entwicklung der jungen Pflanzen bis zur Blüte zu den idealsten, dankbarsten und lehrreichsten Beschäftigun gen sür jeden Gartenbesitzer und nicht minder auch für unsere 12 bis 15jährige Kinder ist, braucht wohl kaum besonders betont zu werden. 0er neue Vauer-Virfing „Steknkugel". Die Nachkriegszeit und besonders die letzten vier Jahre haben deutlich gezeigt, daß wir an Wtntergemüse noch keinen Ueberfluß haben, wohl aber an Früh- und Herbstgemüse. — Im Vorwinter gehen die eigenen Vorräte sehr schnell zu Ende und wenn dann noch die Zufuhren aus den Lagern der Feldgemüsebauern erschöpft sind, kommt der ausländische Kohl in großen Mengen, weil wir eben aus ihn angewiesen sind. — Das kann und muß im neuen Deutsch land anders werden; es mutz vielmehr systematisch und planmäßig das angebaut werden, was wir sür den Eigenverbrauch und für den Handel selbst anbauen können, damit die Abhängigkeit vom Ausland immer kleiner wird. > . Hier finden unsere Führer im neuen Gkrtnerstaate noch sehr viel dankbares Neuland; denn die volks- und ernährungspolinsche Seite muß auch im Gartenbau ausschlaggebend werden: Ebenso wie wir im Lause der letzten Jahre lallen sich ohne Weiteres auch noch mehr geeignete Anbäugebtete sür die Kohlsorten entdecken; man muß nur ernstlich wollen und dabei an die Arbeitslosigkeit denken. In diesem Zusammenhang möchte ich einmal aus die neue Wir» stnz-Winrersorte „Steinkugel" der Firma Ernst Bencrry-Erfurt auf merksam machen, die sich durch ganz besondere Größe und unüber treffliche Festigkeit auszeichnet. — Wer sie jetzt noch aussät, kann bis zum Oktober noch eine schöne, sür die Ueberwinterung paffende Ware erzielen; denn die Dauerhastigkeit und Haltbarkeit der „Stein kugel" find unbegrenzt. — Die gut genarbten Blätter dieser Neu heit bilden einen runden Kopf von gelb-grüner Farbe. — Wirsing hat übrigens im allgemeinen, da er nicht so stark ange baut wird wie Weiß- und Rotkohl, sehr gute Absatzaussichten, so daß Händler, Marktgärtner und Kundschaft gerne nach dieser Sort» greisen werden. vom Milchschas. In den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts stand die deutsche Schafzucht noch in voller Blüte. Don da an kam sie sichtlich in Rückgang. Umstände verschiedener Art begründeten ihn. Dazu gehörten vor allem die Separationsbestrebungen, welche den Wetdeslächen und Oedunzen arg zu Leibe gingen und manches Hutrecht damit zu Fall brachten. Weiteren ungünstigen Einfluß auf die Schafhaltung übten die Ueberlieferung des Wollmarktes durch Vas Ausland mit Waren besserer Güte und schließlich auch der Mangel an fachmännisch ausgebildetem Hutperional aus. Wenig oder kaum berührt von diesem Rückgang wurde eine Schasart, deren Nutzung sich vielseitiger gestaltete, als die des Landschases, dessen Wert ja doch in erster Linie in der Wollerzeugung lag. Es war das im nordwestlichen Deutschland, in Ostsrieslano beheimatete Mllchschas. Teil» aus Liebhaberei, teils der Originalität halber fand das ostfriesische Milchschas immer größere Verbreitung, bis nach Thüringen und Süddeutschland hinein, die durch den Krieg noch wesentlich gefördert wurde. Da wußte man eigentlich erst recht zu schätzen, und jetzt findet man es in Deutschland verbreitet, wo man seine Lebensbedingungen eben zu erfüllen vermag. Dazu ge hört eine möglichst aus das ganze Jahr ausgedehnte Bewegung im Freien. Im Sommer genügt eine gute Weide. Zur Zeit knappen Futterbestandes muß über Nacht Heu und etwas Kraftfutter, auch Stroh von Hülsensrüchten, ausgesteckt werden, wenn eben das Milch- chas ein solches sein und bletoen soll. Bei angemessener Pflege ieht das ostfriesische Milchschaf der Ziege in feiner Milchleistung ftnsichtlich Gute und Menge kaum nach. Fütterung und Haltung be einflussen eben auch die Güte der Erzeugnisse einschließlich der Wolle. Während das Landschaf im ersten Lebensjahre selten so geschlechtlich ausreist, daß es auch aufnahmefähig wird, so ist da» beim ostfriesischen Milchschas fast durchgängig der Fall und zwar in der Zeit des 9. bi» 11. Lebensmonats. Die Trächtigkeit weicht von der des Landschases und der Ziege kaum ab. Sie beträgt durch- fchnittlich 148 Tage (139—160 Tage), also nur 21 Wochen oder 5 Monate. 2m Gegensatz zum Landjchas sind Zwillingszeburten fast durchweg zu erwarten. Die Lämmer müssen nach etwa 2 Mo naten entwöhnt und besonder» gepflegt werden. Dann fetten sie leicht an und bringen es im Alter von 8 bis 9 Monaten bis auf einen Zentner und darüber an Lebendgewicht. Nicht zur Zucht be stimmte männliche Lämmer werden kastriert und Zwar, sobald die Hoden fühlbar werden, jedoch noch ein bis zwei Wochen vor der Entwöhnung vom Euter der Mutter. Durch die Gründung von Schaszüchtervereinen wird jetzt viel sür die Verbreitung der so nütz lichen Schasart getan. Zu bedenken möchten wir zum Schluß nur nochmals geben: Da» Land- oder Wollschaf ist nur nach zwei Seiten hin — auf Fleisch und Wolle — erzeugungssähig, dem Milchschas ist noch eine Mehrleistung — die Milch — ausgebürdet. Auch dazu braucht es Kraft und Stoff. Das übersehe man bet ieiner Haltung und Pslege la nicht.
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