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so«. 8. Vellage znm Riesaer Tnnel'Iiilt. Mantaa, 4. Aevtemfter ZM3, aüenvs. 86. Iabra. Setzer Tag dringt Erlalge Die Arbeilsschlacht ia Sachse« Das Landesarbeitsamt Sachsen teilt mit: Laut Meldung des Arbeitsamtes Dresden betrügt im Berichtsraum der durchschnittliche täglich« Rückgang an Arbeitslosen der Stadt Dresden 237 Personen, im Landbe- zirk 8 Personen. Im Bezirk de« Arbeitsamtes Crimmitschau nimmt die Firma Kurt Rentzsch, Crimmitschau, di« Fabrikation von Scheuertuchen und Deckgarnen auf. Die Aufstellung der er forderlichen Maschinen ist in vollem Tang«. 30 bis 40 Ar beitskräfte werden in zwei bi« drei Wochen dort Arbeit und Brot finden. Im Bereich de« Arbeitsamtes Sebnitz ist der Kunst blumenindustrie zu neuem Leben verhalfen. Di« Abgänge an männlichen arbeitsuchenden Blumenarbeitern betragen etwa 400; rund 700 weibliche Personen, insbesondere Heimarbei terinnen, konnten untergebracht werden. Das Arbeitsamt Neugersdorf meldet, daß alle verfügbaren Kräfte für die Arbeitsschlacht eingesetzt sind. SO Notstandsurbeiter konnten in den letzten Tagen in Arbeit vermittelt werden. Eine mechanische Buntweberei nahm 20 Weber auf. Etwa 77 Arbeitsuchende fanden Arbeit bei der früheren Firma Wagner L Moras in Ebersbach (jetzt in Staatseigentum übergegangen). Auf diele« Werk wurden u. a. zur Einrichtung des Betriebes 16 Facharbeiter vermit telt. Nach Angaben der Betriebsverwaltung ist voraussicht lich mit der Einstellung von etwa 300 Arbeitskräften in der Abteilung Spinnerei und Weberei im Laufe dieses Monats zu rechnen. 10 Weberinnen wurden von einer anderen mechanischen Weberei aufgenonmmen. Im Arbeitsamtsbezirk Borna sind in den nächsten Lagen größere Einstellungen in den Braunkohlenwerken zu erwarten. Das Arbeitsamt Pirna findet volles Verständnis bei der Industrie und bei den Gemeinden, der Arbeitsschlacht zum Erfolg zu verhelfen. Schätzungsweise 1000 neue Ar beitsplätze werden in den nächsten vier Wochen zu besetzen jein. Im Monat August konnten die Sächsischen Gußstahl- werkeinDöhlenauf Grund der mit der Staür Freital getroffenen Abmachungen zahlreiche Arbeiter, meist Mitglie der der Wehrverbande, neu einstellen. An Aufträgen sind weitere 20 000 RM zu vergeben. Leichte Belebung im Bezirk Dresden Nach dem Bericht der Industrie- und Handelskammer Dresden für den Monat August war die Beschäftigung in der Sägewerksindustrie im allgemeinen schwach; man erwar tet jedoch, daß durch die zunehmende Belebung der Siede- lungstätigkeit eine bessere Beschäftigung eintreten werde. In der Sitzmöbelindustrie war der zum Teil rückläufige Auf tragseingang saisonmäßig bedingt; mit Rücklicht auf die Maßnahmen der Reichsregterung und die Ehestandsbechilfe erhofft man für den Spätsommer ebenfalls eine Belebung. Aus der Papierindustrie wird von einzelnen Betrieben ein etwas besserer Auftragseingang gemeldet. In der Leder industrie konnten die Betriebe ihre Belegschaften im bishe rigen Umfang durchhalten und teilweise Neueinstellungen vornehmen. Die Müllereien konnten auch im August nur ein mäßiges Geschäft in Weizen- und Roggenmehl, Hauptfach- lich für den Augenblicksbedarf, erzielen In der Kunstblumenindustrte erhielten die Fabrikanten von Modeblumen Musteraufträge für die kommende Saison. Der Auftragseingang für Dekorationsblumen war schwächer. Die Hersteller von Kranzblumen hatten angemessen zu run. Große Freude bei den Fabrikanten und Arbeitern verur sachte ein großer Auftrag, der durch Vermittlung der Staats regierung und der Handelskammer der Industrie für ein Abzeichen erteilt wurde, das zu dem am 1. Oktober stattfin denden allgemeinen Deutschen Erntedankfest getragen werden loll. MiWert Mre SnWvM. Die Feier de» 700jährigen Bestehens der Stadt Gering,, walde wurde am Sonnabend mit Glockengeläut in festlicher Weise eingeleitet. Die Stadt trägt reichen Festschmuck, wobei da« Stadtwappen eine besondere Rolle spielt. Am Sonn- abendnachmittag wurde in Kloster Geringswalde, von wo die Stadt ihren Ursprung nahm, ein Gedenkstein geweiht. Nach einer Ansprache des Lehrers Katschmann dankte Fürst von Schönburg-Waldenburg für die an ihn ergangene Einla dung. Der Abend stand im Zeichen mehrerer gutbesuchter Heimatveranstaltungen. Unter den Glückwünschen befand sich auch ein Telegramm des Reichspräsidenten von Hinden burg. — Der Sonntag brachte vor einer großen Menschrn- menge einen Festakt aus dem Marktplatz, in dessen Mittel punkt die Aufführung eines Heimatstückes, das der Geschichte der Stadt entnommen ist, stand. Unter den zahl reichen Ehrengästen bemerkte man neben den Spitzen der Behörden Graf von Wechselburg und Gras von Schönburg- Waldenburg, der die Bedeutung des Tages in einer An sprache würdigte. Dem um die Stadt bewnders verdienten Stadtrat Schubert wurde im Rahmen des Festakte» die Ehrenbürgerschaft verliehen. Am Sonntagnachmittag bewegte sich ein großer historischer Festzug mit sechzig zum Teil herrlich ausgestatteten Wagen durch die Straßen über den Marktplatz, wo eine Festtribüne errichtet worden war. Am Montag findet auf dem Marktplatz ein großer Festakt statt. Hier soll dem Reichsstatthalter Mutschmann, der auf der Rückreise von Nürnberg Geringswalde besuchen wird, die Ehrenbürgerurkunde überreicht werden. WMUM5MW «lllls-iino 8MS8kN8kWlMlM8 lllllsi 2.8l8g.SMkMSkN 1883 eteMlltemlelrelung bei MeltMMn. Da« Sächsische Finanzministerium beschloß, Urkunden, die bei der Leistung freiwilliger Spenden zur Förderung der nationalen Arbeit von den Spendern ausgestellt werden, stempelfrei zu lallen. Auf die Urkunden ist unter Bezug nahme aus diese Verordnung ein entsprechender Vermerk zu bringen. Sie WWW m NleiWraleil. Zur Durchfübrung des Neichsgesetzes vom 23. Juni 1033 über die Aufhebung der im Kampf für die nationale Erhe bung erlittenen Dienststrafen und sonstigen Maßregelungen erläßt das Sächsische Gesamtministerium eine Durchsicht rungsoerordnung mit den näheren Vorschriften. Oberste Bc- Hörde im Sinn von 8 2 des Gesetzes ist für die Beamten der Gemeinden, Bezirks- und Zweckverbände, soweit es sich um Maßnahmen im nichtförmlichen Dienststrafverfahren oder außerhalb des Dienststrafverfahrens handelt, die zuständige Kreishauptmannschaft, ionst das Ministerium des Innern, für die übrigen Beamten und Lehrer das zuständige Mini sterium. ve«OW res tzemSWs des MM-SWMtt-SlMS. Das Sächsische Ministerium des Innern bestimmt we gen der Verwendung des 'Vermögens des vormaligen Arbei ter-Samariter-Bundes und seiner Unterverbände im Einver nehmen mit dem Arbrits- und Wohlfahrtsministerium u. a. folgendes: Das Sanitätsmaterial des Arbeiter-Samariter- Bundes und seiner Unteroerbände ist den Sanitätsdienststel len der SA und SS zu übergeben, die für den Ort zuständig sind, an denen das Sanitätsmaterial beschlagnahmt ist. Die Uebereignung kann selbstverständlich erst dann stattfinden, nachdem die Polizeibehörden auf Grund des Gesetzes über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens vom 14. Juli 1S33 Entschließung gefaßt haben. Bare Gelder und Wertpapiere sind nicht zu übereignen. Soweit sie nicht zur Bezahlung von Verbindlichkeiten benötigt werden behält sich das Ministerium des Innern die Entschließung über die Ver wendung vor. W MWeletz wer tzm MtzimMtmW. NeliaionSunterricht au» in den Berufsschulen. vdz. Wie das DDZ.-Büro erfährt, ist im Reichsinnen. Ministerium ein ReichSaesetz über den Religionsunterricht in den Schulen in Vorbereitung, das im Anschluß an das Konkordat und den mit der evanaelischen Kirche noch ab- ,»schließenden Vertrag die Frage des Religionsunterrichts für die Zukunft regeln soll. Nach den Bestimmungen des Konkordats soll in Zukunft nicht nur in den Volks-, Mittel- und höheren Schulen, sondern auch in den Berufsschulen der Religionsunterricht ordentliche? Lehrfach sein. Da4 kommende Reichsgesetz wird aber diese Frage wahrscheinlich nicht abschließend behandeln, sondern lediglich den Ländern eine entsvreckende Ermächtigung erteilen. Es ist aber auf jeden Fall damit zu rechnen, dast nunmehr auch in den Berufsschule« der Religionsunterricht Pflichtfach wird. In Preußen ist ein AuSführungSerlaß über die Einführung des Religionsunterrichts in den Berufs- und Fachschulen im Benehmen mit den kirchlichen Vertretungen bereits vor- bereitet, um diese Frage nach Erlaß des RrichSgesetzeS br- schleuntgt regeln ,u können- Ursprünglich war daran gedacht, dies« Regelung im Zusammenhang mit einem all- gemrinen BeruiSschul-Gesetz zu treffen. Davon ist aber abgesehen worden, da dieses BerufSschul-Gesetz wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten noch längere Zeit auf sich warten laßen wird- 6 oväe« «L-s (84. Fortsetzung.) Noch wußte sie nicht, ob er die Absicht hatte, sie für immer zu gewinnen. Eine vorzeitige Aufklärung hätte ihn verleiten können, sich nicht allein aus uneigennütziger Liebe um sie zu bewerben. Wenn er sie aber noch vorher bat, seine Frau zu werden, wenn er das arme, schlichte, kleine Mädel darum bat, dann liebte er sie aus edlem und selbstlosem Herzen. Und das wollt« sie erproben. „Das ist ja «in« nette Ueberraschung!" sagte sie verhalten, als er mit seiner Erzählung fertig war. „Wenn ich das ge wußt hätte, ich würde niemals gewagt haben schau, ich bin doch nur ein ganz kleines Nichts neben dir! — Was würden wohl dein« Fr«und« in Berlin sagen?" Sie spielte ihre Rolle großartig. Hildebrand griff nach ihrer Hand. „Dor Neid würden sie platzen, Liese, wenn sie dich sähen!" Er blickte eine Weile gedankenvoll auf ihr« schmalen, zarten Finger. „Hör mal, Liese, du mußt mich einmal besuchen! Ja, du mußt einmal nach Berlin kommen! Ich — vielleicht werde ich dir dann noch etwas Wichtiges zu sagen haben!" Lies« Bergius versuchte zu lächeln. „Etwas Wichtiges? — Darf ich es nicht jetzt schon wissen?" Sie erhielt keine Antwort — und sie war damit zufrieden. Eine Liebe, wenn sie für ein Leben halten soll, muß langsam und in guter Stills reifen. Im Nebenraum begann ein« Tanzkapelle zu spielen. 13. Als der alt« Wittich gestorben war und der Gel-briefträger die fünftausend Mark von der Lebensversicherung der trauern den Witwe auf den Küchentisch gelegt hatte, da hielt Mutter Wittich die Gelegenheit für gekommen, ihren finsteren Hinter stuben in der Palisadenstraße Lebewohl zu lagen und di« heimlichen Pläne ihres Lebens zu verwirklichen. In den folgenden Wochen sah man Frau Dorothea Wit tich bei allen Möbelauktionen, und eines Tages wurde die Pension „Flora" in der Kurfürstenstraße eröffnet. In den ersten Zeiten geschah es noch manchmal, daß sich Leute von Rang, irreaefuhrt durch Frau Dorotheas vielver sprechendes Firmenschild, in die „Flora" verliefen. Allmählich aber hatte sie die Genugtuung, nur noch solche Gäste in ihr Buch eintragen zu brauchen, die zwar minder fein, dafür aber ihrem Herzen sympathischer waren Was einen Geschäfts reisenden bewegte oder einen nach Erfolg hungernden Künstler oder gar eine vor den Ränken eines bösen Mannskerls ent flohene Frau, das konnte sie wohl begreifen, und Las fand denn auch allezeit ein weitgeöffnetes Tor zu ihrem tppst- bereiten Herzen. Jenny Prenner war der Wittichen zunächst ein Rätsel. Kaum ein Wort war aus ihr herauszubringen. Die Angaben aus dem Meldezettel hatten Frau W stich erschreckt. Die Gattin eines Fabrikdirektors! Solch« Lent« pflegten hohe An sprüche zu stellen und mancherlei Launen zu haben. Frau Wittich liebte es zum Beispiel nicht, ihren Gästen das Früh stück ans Bett zu bringen oder di« einfache Hausmannskost der „Flora" mit Stirnrunzeln betrachtet zu sehen. Wem ihr Küchenzettel nicht f«in genug war, der mochte anderswohin übersiedeln! Aber es zeigte sich, daß Frau Wittichs Besorgnisse un begründet waren. Jenny Prenner stellt« keinerlei Ansprüche und erwies sich als ein Gast, mit dem sich trefflich aus kommen ließ- Vierzehn Tage war sie nun schon da, bezahlte pünktlich ihre Pension, kam zu allen Mahlzeiten ins Eßzimmer und stand wieder auf, ohne sich mit irgendeinem der Gäste in mehr als ein belangloses Gespräch über die Aussichten der Witterung einzulassen. Anfangs der dritten Woche geschah es aber eines Tages, daß Frau Brenners Stuhl am Mittagstisch leer blieb. Frau Wittich iah es mit Besorgnis und klopft« an der Tür von Jennys Zimmer. Niemand da! Der Nachmittag verging, und als Frau Wittich das Abend essen auflrug, war ihre Pensionärin immer noch nicht zu- rück. Daraufhin beschloß Frau Wittich wachzubleiben, bis zwölf Uhr zu warten und — wenn Frau Prenner bis dahin nicht kam — die Polizei zu verständigen. — Jenny hatte an diesem Tag wieder, wie schon so oft, das kleine Büro in einem Hinterhaus der Potsdamer Straße aus gesucht, und da hatte Frau Kratinek die Geduld verloren „Ejal liejen Se mir uf de Pelle!" hatte sie losgepoltert „Wat jlooben Se denn? Nur nich so feste bei, schönet Mächen! Warten Se man hübsch ruhig, einmal wird sich schon der Richt'je vor Se finden!" Jenny dreyte ihre Lacktasche in den Händen. „Ich kann nicht mehr länger warten, Frau Kratinek, ich — meine Bar schaft geht zu Ende. Wenn Sie mir kein« Arbeit verschaffen können, muß ich Sie ersuchen, mir den einbezahlten Vor schuß zurückzuerstatten!" „Wat denn, wat denn?" staunte die Kratinek. „Sie sinn wohl 'n bißken dämlich? Hab ick Sie etwa nich 'n paar pick- feine Postens zujebracht? Wenn Se nich als Manneköng oder als Sekretärin jehen wolln — davor kann ick nich, det is nich an mir!" lieber Jennys Gesicht lief eine Vlutwelle, als sie sich an Frau Kratineks „pickfeine Postens" erinnerte. Sie hatte das kleine Vorstadtkaufhaus aufgesucht, -essen Adresse ihr die Vermittlerin gegeben hatte, und war zu einem dicken, glatzköpfigen Herrn geführt worden, der sic sogleich mit unverfrorenen Blicken zu mustern begann. „Na, Frollein," hob er mit unangenehmer Vertraulichkeit an, „es scheint, wir werden uns vertragen können. Waren Sie schon als Vorführdam« tätig?" Jenny verneinte. Ein würgendes Gefühl kroch in ihrer Kehle hoch. „Macht nichts!" beruhigte der Glatzköpfige. „Ein Kinder spiel, wenn man eine so prima Figur hat wie Siel Tja, ich habe einen Blick für so was, wissen Siel" Er rieb sich behaglich die Hände. Jenny biß sich in die Lippen. Aber sie hielt ihre zurecht weisende Antwort zurück. Man mußte ja Geld verdienen, man hatte ja kein Recht mehr, stolz zu sein! „Golt, warum so ernst, mein Kind! Man muß Sie ein wenig aufh«it«rn, glaube ich. So 'n hübscher Käfer wie Sie, sehen Sie, da bin ich vollkommen machtlos! Wollen wir mit sammen zu Kempinski essen gehen, ja?" „Ich — möchte Ihre Güte nicht in Anspruch nehmen!" preßte Jenny heraus. „Wollen Sie mir sagen, ob Sie mich brauchen können?" Der Chef des Hauses zwinkert« mit den Augen. „Na und ob ich Sie brauchen kann! Haha, warum sollte Pap-a Rosen thal so 'n patentes Mädel nicht brauchen können? Sie können sofort antreten, abek — man wird dafür ein bißchen nett sein, nicht? Wissen Sie, meine Alte zu Hause macht mir das Leben sauer genug. Da möchte man eben als Ersatz im Geschäft so 'n bißchen was Liebes um sich haben, nicht?'' Er versuchte ihre Wange zu tätscheln, aber bevor er noch dazu kam, war Jenny, von Widerwillen geschüttelt, aufge sprungen und aus dem Zimmer gelaufen. Nicht minder ergebnislos war der zweite Versuch gewesen. Zuerst schien alles wundervoll sich süssen zu wollen. Im Empfangszimmer einer luxuriösen Fünfzcmmerwohnung war ihr ein würdevoll aussehender älterer Herr entgegengetreten, hatte sie sehr respektvoll begrüßt und di« Verhandlung mU vornehmer Zurückhaltung geführt.