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200. 3. Beilage zum Riesaer Tageblatt. Montag, 28. August 1033, adenvs. 86 Jalirg. ordentliche vezirlsausschubjchung am 24. August 1938, vormittags 10 Uhr. Die von Herrn Amtshauptmann v. Zez schwitz ge leitete und mit Begrüßung eröffnete Sitzung war besucht von den Herren Abg. Holdinghausen, Dorster, Enger, Dr. Trott und Pretzschel. Abg. Schumann fehlte entschuldigt. Man nahm zunächst Kenntnis oom Stand des Ofthilseentschulbungsversahreus am SO. 6. löSS, worüber RegierungSrot Große wie folgt referierte: Von den einaegangenen 282 Anträgen sind an die Industrie- bank abgegeben worden 70 im Gesamtbeträge von 630 850 Mark. Hiervon haben Bewilligung gesunden 61 Anträge im Betrage von 525 000 Mark (anSaezablt 274 000 Mark und zur Zahlung angewiesen 136 000 Mark). Abgelchnt bczw. zurückgezogen wurden 83 Anträge. Weiter nahm man zur Kenntnis eine SachstandSmittci- lung betr. den Bau der Fernverkehrsstraße Chemnitz —Döbeln —Elsterwerda, die durch den hiesigen Bezirk führt (Gröbitz—Riesa). Nach dem Bericht des Arbeitsausschusses für dieses Projekt in Döbeln hat baS Finanzministerium die Ausnahme desselben in das große ArbettsbeschasfungSprogramm abae- lehnt. Obwohl die Wichtigkeit der Straße anerkannt wird, sei es Sache der interessierten Gemeinden, die Inangrisf- nähme des Straßenbaues von sich aus zu betreiben. Der Bezirksausschuß hat also richtig gehandelt, als er an den Ausbau der Teilstrecke Gröditz-Riesa herantrat. ES wurde hierauf Genehmigung erteilt zur Satzung des Gemeindeverbandes für den Leich kn oten st in Eisenberg.Moritzburg (da die Kreis- hauvtmannschast bereits diese gutgeheißen hat, lagen Be denken nicht vor), zum Vorschlag der Bezirksleitung, als Mitglied und Stellvertreter zum Wasseramt seitens -es Be zirkstages die Herren von Rochow -Strauch und Mühlen besitzer Müller-Folbern zu benennen lwie bisher) — die Zustimmung deS Bezirkstages wird durch schriftlichen Um lauf eingeholt; zur Aenberung der Gemeindever- fassungenfür SpanSberg und Weißig a. R. dahingehend, daß an Stelle eines Gemeindc-Aeltesten ein stellvertretender Bürgermeister gewählt werden kann,- zwecks Feststellung der Oeffentlichkeit dek von Lager Zeithain lNorbtor) nach Ltchtensee führenden Weges die Gemeinde Lichtensee zur Erhebung der Klage beim Oberverwaltungsgericht gegen den selbständigen Gutsbezirk Zeithain bzw. das Reich zu ermächtigen. Die hierbei entstehenden Kosten werden vom Bezirksverband übernommen. Die Klärung dieser Angelegenheit ist für die BezirkSverwaltung von grundsätzlicher Bedeutung,- zum Ortsgesetz über die Stelle des Bürgermeisters von Zeithain -Regelung der Vergütung im Rahmen der vom Ministerium aufgestellten Richtlinien). Die Erteilung von AbtrennungSgenehmi- gungen betr. Rittergut Medingen ses liegen nicht weniger als 50 Gesuche um Landerwerb zu Siedlungen vor) erfolgt unter den Voraussetzungen, daß die Landwirtschaftskammer keine Bedenken gegen die Abtrennungen hat und hinsichtlich der Grupberwerber die Gewähr gegeben ist, daß sic für die Siedlung geeignet sind und ordentlich wirtschaften. Abg. Holdinghausen und Dr. Trott äußerten ihre Be- denken, daß etwa der Gemeinde Medingen Nachteile bzw. Belastungen durch die Siedelei erwachsen könnten, auch in soweit solle eine genaue Prüfung der Gruuderwerber er folgen. Bon der Freigabe der Straße Berbisdorf—Groß dittmannsdorf für Kraftfahrzeuge unter 3,5 Tonnen nahm der Bezirksausschuß zu stimm end Kenntnis. Dieser Weg war bisher für jeglichen Krastmagenverkehr gesperrt, eS bestehen jedoch keine Bedenken gegen die Freigabe im beschränkten Maße. AIS Beihilfe für die Behebung der Un wetterschäden in und um Pirna, die am 29. Juli d. I. entstanden sind, hat der Bezirksausschuß einstimmig auf <20. Fortsetzung.) Aber Märckl hatte in rascher Gegenwehr seinen Arm schützend vor« Gesicht gerissen. Der Hieb verfehlte sein Ziel und glitt an Märckls Unterarm ab. In ihrer Kampfeswut bemerkten di« beiden nicht, daß sie nicht mehr allein waren. Einige Arbeiter, die den Zusammen stoß hinter Len Fenstern der Gießerei beobachtet haben mochten, waren neugierig herausgekommen und starrten mit erstaunten Gesichtern auf die ungewöhnliche Szene. „Schadet dem Alten gar nicht!" flüsterte der «ine von ihnen seinem Kameraden ins Ohr. „War schon lange an der Zeit, daß ihm mal einer die Meinung sagte." Der ander« nickt« zustimmend mit dem Kopf. „Aber dem jungen Burschen, dem Märckl, hätte ich es gar nicht zu- getraut!" „Na ja, der kann sich das ertauben. Ist doch «in Ver wandter von Buss«, der fliegt schon nicht raus." Prenner hatte sich gefaßt. „Aha, nun geben Sie also zu, baß Sie meiner Frau zur Flucht behilflich waren! — Hat man sich aut amüsiert?* „Ihre Zweideutigkeiten können weder die gnädig« Frau noch mich treffen. Sie beweisen mir höchstens, daß es eine gut« Tat ist, die Frau von Ihnen zu befreien." „Hoho!" brüllt« Prenner. „Wollen Sie mich etwa um die Ecke bringen?" Märckl lächelt« boshaft. „Warhaftig, ich glaube, daß ich es fertig brächte." „Sehr nett, sehr nett! Das nenne ich Ehrlichkeit! Nun weiß ich wenigstens, wessen ich mich zu versehen habe. — Na, das Weiter« wird sich finden." „ Er steckte beide Hände in die Hosentaschen und wandte sich dem Haus zu. Nun erst bemerkte er di« Arbeiter. „Was ist los?" schrie er sie an. „Ähr scheint euch bei d«r Arbeit überflüssig zu fühlen." Di« Leute machten dumme Gesichter und schoben sich brum mend in di« Gießerei zurück Paul Märckl konnte sich nach all den Aufregungen kaum mehr auf den Beinen halten. Am liebsten hätte er da» Bett ausgesucht, aber dazu war jetzt kein« Zeit. Vorschlag des Herrn AmtShauptmannS 300 Mark bewilligt. Im weiteren beschäftigte den Bezirksausschuß eine Reihe von Wegebau-Angelegenheiten: Die Gemeinde Jahnishausen hatte neuerlich über di« zur Verfügung gestellten Beihilfen hinaus anderweit« For- dcrungen als Voraussetzung für den Straßenbau in ihrer Gemeinde gestellt fUebcrnahme eines Teils des Zinsendienstes und der Oberflächenbehandlung bzw. Ver laufenden Unterhaltung). Diese Forderungen mußten jedoch als zu weitgehend abgelehnt werden. Desgleichen verfiel das Gesuch der Gemeinde Mergen- dors, Gewährung einer Bezirköbeihilse an die dortige Flur genossenschaft zur Besserung eines Wirtschafts weges (Kosten 7000 Mark), der Ablehnung. sEs handelt sich um einen Wegebau, der im Nahmen eines gemeindlichen ÄrbeitsbeschaffungSprogrammS durchgcsübrt werden soll). Von der Elbtalstraßc in Gemeinde Diesbar sind bereits 450 Meter fertiggcstellt worden, die Kosten dafür wurden vom BezirkSverband bezuschußt. Da noch weitere Tagewerke für diese Arbeit zur Verfügung stehen, die aus genützt werden sollen, und die Fördcrungsfrist erst am 30. 9. 1038 abläuft, möchte die Gemeinde weitere 450 Meter bauen lassen. Dr. Trott hatte Bedenken gegen die Be zuschussung aus finanziellen Gründen. Es wurde beschlossen, dem Gesuche unter Gewährung der Beihilfe insoweit stattzug « ben, als die Mittel dafür im 81 ahmen des Wegebau-Programms noch verfügbar sind. Die endgültige Entschließung bleibt dem Wcgebauausschuß Vor behalten. In gleicher Weise wurden die Gesuche erledigt um Gewährung einer Bezirksbethilfc zur Pflasterung der Straße Priestewitz—Strießen; hier handelt es sich um einen als Notstandsarbeit auszusührenden Wegebau, der 4000 Mark Kosten verursacht, und um Gewährung einer Veztrksbeihilse an die Gemeinde Nauda zum Bau einer Brücke (8,50 Meter lichte Weite) über einen Meliorationsgraben im Zuge des Verbindungs weges Bauda—Walba bei gleichzeitiger Kurvenverbesserung des Weges. Die Kosten betragen 5150 Mark, es würbe eine Beihilfe von 5000 Mark zu gewähren sein. Ueber die Fortführung des Straßenbaues Radeburg- Königsbrück entspann sich sodann eine Aussprache. Man wurde sich klar darüber, daß die Arbeiten jedenfalls biß zum Betrag der vorgesehenen Mittel von 12000 Mark ausge- stthrt werden. Ueber die darüber hinaus in Angriff zu nehmenden bzw. zu vergebenden weiteren Teil strecken soll sich ebenfalls der Wegcbauausschuß schlüssig werben, je nachdem Mittel vorhanden sind. Ueber die Nüderregnlicruug im Großenhainer Bezirk referierte der Herr Amtshauptmann. Er führte aus, daß mit der restlichen Regulierung noch in diesen: Jahre begonnen werden solle. Nach ihrer Fertigste!- lung werde dann mit den bereits in Angriff genommenen bzw. erledigten Teilstrecken der gesamte Röderlauf von der preußischen Grenze bis nach Kalkreuth reguliert sein, bis auf eine kurze Strecke bei Bauda. Damit fei ein lange ge hegter Wunsch der Landwirte und Gärtner in den Röder- gcgenden erfüllt. Die restliche Regulierung erfordert einen Kostenaufwand von 760 000 Mark (85 000 Tagewerke), der zum großen Teile vom Reich und Staat, znm kleineren Teile von den Röber-UnterhaltungSgcuossenschaften, von Stadt und Bezirk Großenhain aufgebracht wird. Die Aus führung erfolgt in verschiedenen Bauabschnitten, der Be- zirksverband übernimmt einen solchen bei Wildenhain. Es ist hierfür die Aufnahme eines DarlehnS von 100 000 Mark erforderlich, während der Gesamtkostenanfwanb für diese Arbeiten 180 000 Mark beträgt, der Kapitalbienst wird sich auf 2500 Mark für etwa 20 Jahre belaufen. Es ist für den Großenhainer Bezirk mit Rücksicht auf die Beseitigung der Arbeitslosigkeit außerordentlich erfreulich, daß dieses Pro jekt der restlichen Röder-Regulierung noch mit ins Arbeits beschaffungsprogramm der Regierung ausgenommen worden ist, was, wie Herr Amtshauptmann von Zezschwitz betonte, dem Eingreifen von RegierungS-Baumcister Ortleb vom Man mußt« sofort mit Busse sprechen, bevor Prenner, was zu erwarten war, irgendeine Bosheit auskeckte. Paul Märckl wußte, daß Onkel Busse ihm wohlgesinnt war. Hinter seiner bärbeißigen, polternden Art verbarg sich ein Herz, das fast etwas wie väterliche Zuneigung für ihn zu hegen schien. Doch Busse war im Augenblick nicht zu sprechen. „Herr Prenner ist eben bei ihm!" erklärte Fräulein Beckmann und blickte den erregten jungen Mann mit freundlichem Lächeln an. „Gehen Sie nur, ich ruf« Ihnen dann Bescheid hinüber, sobald Herr Busse frei ist." Mit zwiefältigen Gefühlen suchte Märckl seine Arbeitsstelle auf, nachdem er einen vergeblichen Versuch unternommen hatte, unter Mißachtung von Fräulein Beckmanns Autorität in das Chefbüro einzudringen. „Lassen Sie es, Herr Märckl — mir zuliebe! Sie werden -och nicht wollen, daß ich meine Stellung verliere?" Fräulein Beckmanns braune Augen konnten so bezwingend bitten, La war man machtlos. Nun saß der Schurke natürlich dort drinnen und macht« Onkel Busse die Hölle heiß. Wahrscheinlich verlangte er, daß man ihn sofort entlasse, und vielleicht war sogar schon die Polizei unterwegs Märckl saß brütend, mit aufgestützten Armen, auf seinem Platz im Konstruktionsbüro. „Was ist denn mit Ihnen?" rüttelte ihn Ingenieur Hör- lacher auf. „Sie sehen ja miserabel aus! Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie sich in die Klappe legten!" Märckl schüttelte den Kopf. „Nein, lassen Sie nur, Hör- lacher, es ist nichts weiter." Ein« halb« Stunde später stand er, von Fräulein Beckmann gerufen, wieder im Vorzimmer des Direktionsbüros. „Machen Sie nur, daß Sie schnell wieder herauskommen!" riet ihm die Sekretärin. «Die beiden Chefs sind Heut« nahezu ungenießbar." „Das kann ich mir vorstellen!" brummte Paul Märckl sar kastisch und betrat Herrn Busses Büro. Direktor Gottlieb Buss« hatte die Arme im Rücken ver schränkt und bewegte sich mit langen Schritten — soweit man bei seinen kurzen Beinen von langen Schritten sprechen konnte — von einem Ende des Zimmers zum andern. Bei Märckls Eintritt blickt« er nur flüchtig auf, ohne seine Wanderung zu unterbrechen. So ost «r am Schreibtisch vor überkam, sneß er seinen Bleistift hastig auf die Tischplatte un brummte etwas Unverständliches zwischen den Zähnen. Endlich blieb er vor seinem jungen Detter stehen und stemmte die Arme in die Hüften. „Da hast du nun den Salat, du Idiot! Hab ich dich nicht gewarnt gestern abend, hab ich dir nicht gesagt, Lu sollst Li« Finger von der Geschichte lassen?* Wasserbauamt Meißen zu danken sei. Nach den Beschlüssen des Finanzausschusses nahm man zustimmend Kenntnis von dem Vorhaben. Dr. Trott bat um Heranziehung von Wohlsahrtseriv^rbSlosen .ans dem Radeburger Bezirk bei diesen Arbeiten. Es bieten sich jedoch hierbei Schwierig keiten, infolge der Abgrenzung der Arbeitsgebiete des Ar beitsamtes Riesa und Dresden. Abg. H o l d i n g h a n s? lagt« zu, sich in dieser Angelegenheit für die Belange See Radeburger Bezirks einzusetzen. Bei dieser GelegenheltM- merkte der Herr AmtShauptmann, daß jede Gemeinde Vz;v deren Bürgermeister sich selbst nachdrücklichst dafür nc?> wendcn müßten, ihre Wohliahrtscriverbslosen untcrznbrin- gen, die Amtshauptmanuschaft könne unmöglich.hinter jeder einzelnen stehen, wenn anch selbstverständlich das Gesatzit interessc immer gewahrt und vertreten würde. Nach we^ terer Aussprache über interne Dinge im Znsammenbstsig mit dem Punkt Röder-Regulierung wurde die össentliche. Sitzung 1412 Nhr geschlossen. .'.7,^ ' Anschließend geheime Beratungen Ivvv-Iahrseier in Zittau. Am Sonnabendvormsttag fand in dem zur Fahnen-"; ehrenhalle umgewandelten Festsaal des Rathauses die feier liche Eröffnung der Zittauer Iahrtausendseier statt/ Neben den Spitzen der Behörden nahmen Vertreter von Ijidustrte. Handel, Kunst und Wissenschaft sowie Führer den SA, S2 und der NSDAP daran teil. Die Eröffnungsrede hielt Oberbürgermeister Zkpingen- berger, der den Dank der Stadt an die Einwohnerschaft für die eifrige Mitarbeit an den Vorbereitungen zur Festwoche abstattete. Im Namen der Festleitung richtete der Vorsitzende des Verkehrsvereins herzliche Dankesworte an die Bevölke rung der Feststadt. Der Feier schloß sich ein Rundgantz durch die zahlreichen Sonderausstellungen anläßlich der Jubelfeier an. Ganz Zittau prangt In einem Fahnen» und Girlanden schmuck, wie ihn dje Sechsstadt noch nicht gesehen hat. Am Festsonntag herrschte, begünstigt" durch das schätze Wetter, ein äußerst starker Fremdenverkehr. Man bemerkt«' vor allem sehr viele Deutsche von jenseits der Grenze. Unt v Uhr vormittags erfolgte in Anwesenheit einer EhrenHant» ragnie der Reichswehr die Hissung der alten RfichskrstM- lagge an vier Ehrenmasten aus dem Skagerrakplatz. Grgsn .1,30 Uhr fand im Rathaus die Begrüßung der Ehrengast« tatt, darunter Ministerpräsident von Killinger. Oberpräsident Zwingenberger ginci in seiner Festrede auf die Geschichte der Stadt und ihre Beziehungen zur benachbarten Tschechoslowakei auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet ein. Es sei bedauerlich, daß der Grenz verkehr zur Zeit unerwünscht erschwert sei, so daß ein Wü» renaustausch zwischen Zittau und der Tschechoslowakei fast- Nicht Mehr stattfinden könne, worunter besonders die Gäri- ner zu leiden hätten. Oberbürgermeister Zwingenberger bs- tonte die Wichtigkeit der Aufgabe, die die Bcvölkeruim der Grenzstadt Zittau beim Wiederaufbau des deutschen Vatrr» landes zu erfüllen habe. - „Wir fühlen uns hier" — so fuhr Oberbürgermeister Zwingenberger fort — „als Pioniere der deutschen Kultur, und deshalb haben wir die Tausendjahrfeier zu einer Grenz» landkundgebung ausgestaltet. Wir vertrauen unserem Füh rer, daß er uns in unserem Kampf an der Grenze unterstützt. In einer kurzen Ansprache überbrachte Ministerpräsi dent von Killingerdie Glückwünsche der Staatsregierung < und ging auf die Bedeutung Zittaus als Grenzstadt ein und stellte die Hilfe der Staatsregierung im Kampf zur Erhal tung des Deutschtums an der Grenze in Aussicht. Die Stadt Zittau müsse sich stets ihrer großen Aufgabe als Grenzstadt bewußt sein, dann werde sie einer neuen glücklichen Zukunft entgegengehen. 'v Hierauf sangen die Versammelten das Horit-Wessel-Lied. Der Ministerpräsident hielt dann vom Balkon des Rat hauses an die auf dem Marktplatz Bersammelten ebenfalls eine Lprze Anlprche. — Märckl zuckte trotzig die Schultern, ohne «ine Antwort zu geben. „Ja, da stehst du nun wie — na, lassen wir -en nahe liegenden Vergleich! Und wenn dein guter Onkel Gottlieb nicht gewesen wäre, dann könntest du jetzt dein Bündel schnüren und dich nach Hause trollen." Märckl horchte auf. Sollte es Busse wirklich gelungen fein,, den Wütenden zu besänftigen? — Er fühlte mit einetnmäk das Verlangen, sich -em Manne anzuoertrauen, ihn. um- Rat und Hilfe zu bitten. Mancherlei Beobachtungen und flüchtig: Worte kamen ihm in Erinnerung, die darauf schließen ließen, daß Busses Beziehungen zu seinem Kompagnon nicht von mich freundschaftlicher Art waren, wie man hätte annchmen sollen. „Ich möchte dir alles erzählen!" sagte er schlicht. Busse setzte sich in seinen Arbeitsstuhl und wies auf den gegenüberstehenden Klubsessel. ,... Märckl folgt« bereitwillig der Aufforderuivg. Er nahm aus atmend Platz, bedachte sich ein paar Augenblicke und begann zu berichten. Unter mancherlei Stockungen, verlegenen Pausey und impulsiven Ausbrüchen erzählte er dem scheinbar teil nahmslos Dasitzenden, wie aus anfänglichem Mitleid sich -ie Liebe zu Jenny Prenner entwickelt habe, daß er einfach nicht anders konnte, als ihr behilflich zu sein und ihr die Flucht zu ermöglichen, daß er sich einen Schurken nennen müßte, wenn er anders gehandelt hätte. Busse hatte sich eine Zlgarre in Brand gesetzt und ssg angelegentlich daran. Ein paarmal nickte er. .. .. Als Märckl mit seinem Bericht fertig war — ex hatte ' auch den Verlauf seines Zusammenstoßes mit Prenner mcht verschwiegen — stäubte Busse nachdenklich die Asche Kotz seiner Zigarre. , H „Ja, ja, so ist di« Jugend, da läßt sich nichts dagegengtun, jeder muß sich selbst die Hörner abstoßen. Frau PttsifyM ist also jetzt in diesem Nest? Gut, daß ich es weiß!" Märckl sah mißtrauisch auf, aber Busse beschwichtigte, ihn, „Keine Sorge, von mir hat sie nichts zu befürchten." M Märckl war noch nicht ganz beruhigt. „Glaubst du, daß Herr Prenner seine Drohung mit der Polizei " ' '> „Unsinn!" slynitt ihm Busse das Wort ab und schob ihn zur Türe. „Und sieh zu, daß du ins Bett kommst, Mn Junge!" - Aber das ging nicht so schnell, wie Paul Märckl Wöftt hatte. Denn in der Prennerschsn Villa herrschte ein Zufwnd kopfloser Verwirrung. Kaum trat der junge Mann durch? die Haustür, da eilte ihm Fräulein Bergiüs händeritztzend entgegen. „Gottlob, daß Sie da sind! Sie stellen ja schöne Aden-" teuer an! Ist alles gut abgelaufen? Wie geht es Frau Jenny?"