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1S4. I. VeN-rir znm Riclacr Tagedlatt. Montaq, 21. AiiWft 1»Stk, abruvs. 8« Jahr«. Gemeinsamer Kami tki MMNAMtN M Ser MM WI sie UNilsWIt. »iederaO»«h«e der Erzdersbimes Die Stadt Freiberg hat zur Zeit noch prozentual mit die meisten Erwerbslosen in Sachsen. In einer vom Ar beitsbeschaffungsausschuß im Freiberger Bezirk einberufenen Sitzung wurden eingehend alle Fragen der Arbeitsbeschaf fung besprochen und zahlreiche Vorschläge gemacht. Bemer kenswert waren die Ausführungen des Negierungsbergrats Hannß und mehrerer Vertreter der Freiberger Bergakademie, in denen die Bedeutung des sächsischen Erzbergbaues unter strichen und seine Wiederbelebung gefordert wurde. Der Erzbergbau könne Arbeit und Brot in Gebieten schaffen, wo die klimatischen und wirtschaftlichen Verhältnisse andere Er werbszweige nicht zulassen, mache Deutschland ferner unab hängig vom Ausland und von der Einfuhr fremder Erze. Sachsen sei das Land, das über Erze verfüge, die es in anderen deutschen Gebieten nicht gebe (Zinn, Wolfram, Nickel, Kobalt und Wismut) und verfüge im Frei berger Bezirk über ausgezeichnete Hütten, die mit heimische Erzen versorgt werden müßten. Ls wurde voraeschlagen, die Grube »Beihilfe" bei Halsbrücke und den Ariedrich-Erb- Slollen bei Muldenhütten wieder in Betrieb zu sehen. Die Sächsische Regierung Hal sich ebenfalls bereits eingehend mit diesem Problem beschäftigt und sich auch schon in Berlin für die Wiederaufnahme de» sächsischen Erzbergbaues eingesetzt. Auch im S chneeberger Revier ist man mit den vorarbenen für die Wiederaufnahme de, Erzbergbaues be- ichästigt. Zunächst werden die verfallenen Schachte und Stol len in der Gegend von Geyer wieder inftondaeseht und verbessert, wodurch eine Wiederaufnahme de, Bergbaube triebes der Gewerkschaft Erasmu, erMücht werden so«. Der Grubenvorstand der Gewerkschaft Mämus hat sich neu finanziert. Di« jetzige Belegschaft, die W kurzem ans dem Gelände arbeitet, sorgt zunächst dafür, däh noch «ehr Ar- beitsplahe geschaffen werden, damit die Einstellung weiterer Bergleute möglich wird. Wie die neuesten Funde zeigen, sind Wismut und Kobalterze zu erwarten, doch glaubt man, daß dies nicht die einzigen Metalle find, die da, Gelände birgt. An eine eigene Verhüttung der geför derten Erze wird zunächst nicht gedacht, sie sokwn vielmehr in den staatlichen Hüttenwerken verarbeitet werden. Zwei fellos hängt die erfolgreiche Entwicklung de, Erzbergbaues in der Schneeberger Gegend mit der Gestaltung de, Ab satzes und der Metallpreise eng zusammen. WiederAsavsjetzUw der W«Wmer Werkes Nachdem es dem Wirtschaftsministerium gelungen ist, die Wiederingangsetzung des Spinnstoffwerkes Elsterberg durch die Vereinigten Glanzstoffwerke zu erzielen, sind neuer dings Verhandlungen mit dem Wrrtschaftsminister Lenk ausgenommen worden, um auch im Glauchauer Spinnstoff werk den Betrieb demnächst wieder aufnehmen zu können. Die Aussichten, um die Grundlage für eine Wiederingang setzung des Werkes zu schaffen, durch die der Glauchauer Arbeitsmarkt um mehrere hundert Erwerbslose entlastet werden würde, sind nicht ungünstig, zumal man mit einer Besserung der Verhältnisse auf dem deutschen Kunstseide markt im Sinn einer stärkeren Verarbeitung heimischer Er zeugnisse rechnet. ISO 000 Tagewerke für Lengefeld l. E.> Für Lengefeld i. E. ist zur Erledigung von MeNora- tionsarbeiten, die etwa 180 000 Tagewerke erfordern, die Errichtung eines Gruppenstammlagers beantragt worden. ZmsZpwck der Sicherung des größtmöglichen Erfol ges der Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit haben die Gaulektung Sachsen der NSDAP und das Landes arbeitsamt Sachse« folgende Vereinbarung getroffen: Souleittmg «nd Landen rbeitsamk find sich darüber einig, daß der Erfolg aller Arbeilsbeschaffuagsmaßnahmeu wesent lich von einer zielsicheren Verfolgung der arbeitsmarklpoti- «scheu Belange abhangt. Ms solche kommen vor allem in a) VeemMang «rterfiühter Arbeitsloser und dadurch Entlastung der öffentlichen Unterstützungsausgaben, Derhin- derrmg des Eindringens weniger Erwerbsbedürftiger in offen« Stellen zugunsten von Arbeitslosen, die zur Fristung ihres Lebens nur auf öffentliche Unterstützung angewiesen bh Arbeitafireckuag. «ud zwar Propagierung der 40- S^voemvoche oder zur Aufnahme weiterer Arbeitskräfte zu noch einer kürzeren Arbeitszeit, Propagierung der Ein führung von Kurzarbeit anstatt Entlassungen, Propagierung der Wiedereinstellung von Arbeitskräften eventuell unter Verkürzung der Arbeitszeit. c) Bekämpfung des Doppelverdienerlums (von den in Sachse» vorhandenen etwa 40 000 Doppelverdienern könn te» 10000 durch Arbeitslose sofort abgelöst werden). d) Einstellung sozial Bedürftiger, also Familienväter, au Stelle lediger sugendlicher Arbeitskräfte. ch Bekämpfung der Schwarzarbeit. ft Verhinderung der Einstellung von Krusten aus der Landwirtschaft zum Zweck der Befriedigung des Kräftebe darfes der Landwirtschaft und dadurch Ermöglichung inten siver Bodenbewirtschaftung, Unterbringung städtischer Ar beitsloser in Stellen, die sonst mit Angehörigen vom Lande besetzt wurden. — Die Werbung für die Inangriffnahme neuer Arbeiten, insbesondere aus den Arbeitsbeschaffungsprogrammen, soll in vollem Einvernehmen zwischen der Gauleitung und dem Landesarbeitsamt erfolgen. Die Arbeitsämter stellen hierfür ihre gesamten Erfahrungen zur Verfügung. Da die Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung und ihre Organe, die Arbeits- ämter, mit der Durchführung der gesamten Arbeitsvermitt lung beauftraat sind, da ferner keine andere Stelle einen voll kommenen Ueoerblick über die Lage des Arbeitsmarktes und das zur Verfügung stehende Angebot an Kräften hat, muh die Arbeitsvermittlung allein in den Händen der Arbeit«- ämter bleiben. Eine Zersplitterung der Arbeitsvermittlung würi«r nur «ine Gefährdung des Erfolge, bedeuten. Die Gaulellung Sachsen der NSDAP untersagt daher allen nach- geordneten Stellen die Vornahme eigener Arbeitsvermitt- lung. Die Arbeil^mter ihrerseits sichern die bevorzugte Ein stellung der Wehrverbanosangehörigen und der alten Par- teiangehörigen zu, wofür sie bereit, die notwendigen Vorkeh- run^en getroffen haben. Diese Vereinbarung tritt sofort in Mrm vrte im Leipziger Bezirk arbeilslolessrei Nach einer Mitteilung de» Arbeitsamt«, Leipzig ist in seinem Bezirk die Zahl der Arbeitslosen im letzten halben Iahe von 12S 000 auf 114 000, also um 14 000 oder über 10 Prozent, zurückgegangen. Zn den letzten Wochen allein find neun Orte des Leipziger Bezirks von Arbeitslosen frei geworden. Da« Arbeitsamt rechnet damit, dah bei der be schleunigten Durchführung des große» Arbeitsbeschaffung«- Programm» schon in den nächsten Wochen zahlreiche Arbeits lose neuerlich Arbeit und Brot finden und damit weitere Orte von der Geißel der Arbeitslosigkeit befreit werden. ötM- M MUMM. Am RiesaerElbdamm sind gegenwärtig umfang- reiche Strombauarbeiten im Gange. Es handelt sich um die Elbstromregelung zwischen Nünchritz und Moritz. Die Ar beiten werden im Rahmen des Arbeitsbeschaffung»^, gramms der Reichswasserstraßenverwaltung unter Oberlei tung der Sächsischen Wasserbaudirektion durchgeführt. Die Arbeitskräfte werden durch den Freiwilligen Arbeitsdienst von dem nationalsozialistischen Lager Grödel gestellt. In das Arbeitsbeschaffungsprogramm für den Bezirk der Kreishauptmannschaft Leipzig wird die Regulierung der Parthe von Taucha bis Thekla ausgenommen, die einen Kostenaufwand von etwa 235 000 RM verursachen wird und als Notstandsarbeit mit Grundförderung durchge führt werden soll. Die Arbeiten im Gebiet der Amtshaupt mannschaft sollen sofort, die im Gebiet der Stadt Leipzig alsbald in Angriff genommen werden. Das Straßen- und Wasserbauamt Chemnitz hat nun den Bau des Hochwasserschutzdammes an der Zschopau von einer Gesamtlänge von 2000 Meter im Auftrag oer Deich-Ent- und -Bewässerungsgenossenschaft Nicderlichienau öffentlich ausgeschrieben. Es sind zu leisten 15 000 Kubik meter Massenbewegung und 35 000 Quadratmeter Rassn- und Böschungsarbeiten, die durch den Freiwilligen Arbeits dienst aus den Mitteln des Arbeitsbeschasfungsprogramms ausaeführt werden sollen. Die Finanzierung erfolgt durch die Nentenbankkreditanstalt Berlin. Die Unterhaltungsgenossenschaft für die Weiße El ster wird sich am Dienstag in einer Versammlung mit dem Elsterberichtigungsprojekt in Flur Elsterberg befassen. Die Sächsische Regierung beabsichtigt, dieses Projekt im Rahmen des Reinhardt-Programms in Angriff zu nehmen und da mit einigen hundert Erwerbslosen für mindestens ein Jahr Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten. Die Regulierungs strecke ist etwa 800 Meter lana. Auch der Einbau eines neuen Wehres ist vorgesehen. , 1500 neue Einfamilienhäuser bei Leipzig Zwischen Gohlis und der Damaschke-Siedlung in Wah ren ist eine neue Großsiedlung im Entstehen begriffen, die den Namen „Sternsiedlung" trägt. Eine Fläche von 130 000 Quadratmeter soll allmählich mit 1500 Einfamilienhäusern bebaut werden. Augenblicklich sind 144 Häuser im Bau. Jedes Grundstück bedeckt 300 Quadratmeter, von denen 240 auf den Garten entfallen. Gemeinsame« Skammlager für Frohburg und Borna Die Bemühungen des Stadtrates von Frohburg auf Er richtung eines Arbeitslagers haben ittsofern zum Erfolg ge führt, als die Stabsleitung des Vereins für Umschulung freiwilliger Arbeitskräfte Sachsens e. V. in Dresden be schlossen hat, Frohburg in Gemeinschaft mit Borna als ein Stammlager anzusehen. Je nach Bedarf liegen also einige Züge in Frohburg und einige Züge in Borna. Das Lager wird voraussichtlich im Vorwerk Röthgen untergebracht wer den. Besserung im Arbeilramtsbezirk Crimmitschau In einem gemeinsamen Aufruf des Arbeitsamtes Crim- mitschau, des Stadtrates Crimmitschau und der Deutschen Arbeitsfront wird betont, daß sich auch im Bezirk des Ar- beitsamtes Crimmitschau die Arbeitsmarktlage gebessert habe und daß seit dem 15. März d. I. über 2800 Arbeitsuchende Beschäftigung gesunden haben. "Rund 425 000 RM", heißt es in dem Aufruf weiter, „können allein im Bezirk des Ar beitsamtes Crimmitschau erspart und für Arbeitsbeschaf fungsmaßnahmen verwendet werden, wenn nur die Hälfte der Doppelverdienerstellen freigemacht und mit Unterstüt zungsempfängern besetzt wird. 425 000 RM im Jahre be deuten für etwa 300 Volksgenossen 50 Wochen Arbeitsbe schaffung. Bis zum 30. September 1933 muß erreicht wer den, daß sämtliche unterstützten weiblichen Arbeitsuchenden in freigemachten Arb-'tsstc-llen unteraebrackt sind." (7. Fortsetzung.) Ein Faustschlag hätte sie nicht vernichtender treffen können, als di« Mitteilung -es Bankbeamten, daß ihr Vermögen von ihrem Mann abgehoben, und daß Herrn Prenners eigenes Konto gleichfalls so gut wie aufgebraucht sei. Es war un faßlich. Ihre Gedanken hatten sich gewehrt, das Entsetzliche zu glauben, aber der Beamte hatte ihr die Bücher und Ab rechnungen vorgelegt und ihr bewieien, daß von einem Irr tum keine Rede sein konnte. Jenny stand vor der Tür des Arbeitszimmer. Sie preßt« ihre Hand auf das heftig pochende Herz, dann -rückt« sie di« Klinke nieder und trat «in Premier saß am Schreibtisch und sog gelassen an einer Zigarre. Jenny blieb vor ihm stehen und wartet« schweigend, daß er zu sprechen anfange „Nun jal" begann er endlich und legt« mit umständlicher Wichtigkeit einige Schriftstücke beiseite. „Du wirst etwas er staunt gewesen sein, daß dein kleines Privateigentum sich ver- flüchtet hatte, wie?" Jenny war nicht in der Stimmung, auf seinen scherzhaften Ton einzugehen. „Mein Vermögen betrug etwas über zwanzigtausend Mark. Wohin ist das Geld gekommen?" Prenner zuckte die Schultern. „Kindlicl-e Fraget Wohin wird es gekommen sein? — Es steckt natürlich im Betrieb. Dort ist es ebenso sicher und dabei zweckmäßiger untergebracht, als wenn es nutzlos auf der Bank läge." „Ich brauche dich wohl nicht zu erinnern, daß du meinem Vater seinerzeit ehrenwörtlich versprochen hast, das Geld nicht anzurühren. Hätte er diese Schurkerei vorausgeahnt, dann wäre dafür gesorgt worden, daß mein Vermögen vor deinen Händen sicher blieb. Warum hast du mir nicht einfach gesagt, daß du Geld brauchst?" Der Direktor blickte seine Frau feindselig an. „Damals waren deine Gefühle leider nicht mehr so, daß mir ein Appell an deine Kameradschaft erfolgversprechend erschienen wäre Ich bin gottlob ein zu großzügiger Geschäftsmann, um aus schwächlichen Sentiments die Prosperität meines Unter- nehmens zu gefährden." Llck. wie bewundernswert!" lackte Jenny gepreßt. „Soll ¬ ten nicht doch andere Gründe ausschlaggebend gewesen sein? Wenn man eine Frau ihrer finanziellen Selbständigkeit be raubt, kann man sie am ehesten von Freiheitsgelüsten kurieren." Prenner lächelte sarkastisch. „Du bist klüger als ich dachte!" Die Zigarre war ihm ausgegangen, er setzte sie wieder in Brand. „Aber du irrst — zum Teil wenigstens. Ich mußte damals alle Mittel flüssig machen, um die Fabrik über eine gefährliche Krise Hinwegzubringen. Was ich tat, geschah ja schließlich auch in deinem Interesse. Denn ein Zusammen bruch wäre doch auch dir sicher nicht gleichgültig gewesen!" „Und nun? — Eine Verwandte hat sich um Hilfe an mich gewandt. Ich habe «ine Dankesschuld gegen sie abzu tragen und möchte ihr einige tausend Mark zur Verfügung stellen. Du wirst nicht zögern, mir den Betrag anzuweisen! „Gott, wie naiv!" lachte Prenner. „Du scheinst von unserer heutigen Wirtschaftslage keine blasse Ahnung zu haben Die Zeiten sind vorbei, in denen man für irgendein« alte Tante den generösen Wohltäter spielen konnte. Jenny erschrak. „Ja, aber " „Es ist ganz gut, daß wir einmal darauf zu sprechen kommen!" unterbrach sie Prenner. „Also, damit du es weißt, wir werden uns ganz verflucht einschränken müssen. Die Aufträge gehen katastrophal zurück, und der größte Teil der Außenstände ist in absehbarer Zeit nicht realisierbar. — Ich möchte dir dringend nahelegen, diese Bergius zu entlassen. Auch dein Wagen scheint mir ein überflüssiger Luxus zu sein." Jennys Züge verhärteten sich „Ach, darauf geht es hinaus? Lächerlich! Lieses Gehalt ist kaum mehr als ein Taschengeld, und mein Wagen, das Hochzeitsgeschenk ineines Vaters, dürfte dich kaum etwas angehen. Aber — hast du dir eigentlich lchon einmal die Mühe genommen, auszurechnen, wie hoch dein persönlicher Bedarf ist? Die Abende im Spielklub? Deine wahnsinnigen Rennwetten? Und alles andere? Ich weiß sehr wohl von deinem Verhältnis mit dieser Soubrette, deren Unterhalt dich jeden Monat ein kleines Vermögen kostet. Bitte, laß mich ausreden! Ich habe es bisher unter meiner Würde gehalten, mit dir darüber zu sprechen, aber ich denke, wenn du von Einschränkungen redest, dann dürfte wohl zu nächst mit diesen Dingen angefangen werden " Prenner, der sie mehrmals hatte unterbrechen wollen, war wutschnaubend aufgestanden. „Man spioniert also hinter mir her, sieh mal an! Aber meine kleinen Privatvergnügen werde ich mir von dir am allerwenigsten verbieten lassen, verstehst du! Das wäre ja noch schöner! — Oder habe ich dich vielleicht schon gefragt, ob du dich mit deinem Jungchen, mit deinem feurigen Herrn Chauffeur ausreichend amüsierst? — Na also! Ick lak dir deinen Svaß. lab du mir den meinen!" Frau Jenny war über die Verdächtigung so erschrocken, daß sie im Augenblick keine Entgegnung wußte. Jetzt erst sah sie in plötzlicher greller Erkenntnis die ganze Häßlichkeit und Niedertracht dieses Menschen, der ihr Mann war. Wie hatte es möglich sein können, daß sie ihn liebte? Dem Direktor war ihr jähes Erschrecken nicht entgangen. Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich bin nicht eifersüchtig, soll jeder sein Äergnügen haben! Meinetwegen behalte auch deinen Wagen! Aber — wie wäre es, du hast doch einen verdammt finanzkräftigen Vetter, irgend so «in großes Vieh, wie heißt er denn gleich? Den könntest du mal tüchtig anpumpen! Ich weiß sonst nicht, was werden soll." Jenny hatte sich mit einem Ruck aufgerichtet. „Ich halte es für Las Beste, wenn wir dieses Gespräch abbrechen!" sagte sie hart Es war der Augenblick, da in ihrem Herzen der Ent schluß reifte, sich von der beschämenden Last dieser Ehe frei- zumachen. Als sie jedoch das Zimmer verlassen wollte, hielt Prenner sie am Arm zurück. Sein Zugriff war so gewalttätig, daß ihr ein leiser Ausruf Les Schmerzes entschlüpfte. „Nein, meine Liebe," zischte er, „so ungeschoren entkommst du mir nicht! Ich frage dich noch einmal: Bist du bereit, mir in kürzester Frist fünf Mille zu beschaffen? Dein Vetter ist doch Junggeselle, der wird einer hübschen Kusine keine Bitte abschlagen." „Laß mich los!" stöhnte Jenny. „Gut, daß du endlich dein wahres Gesicht zeigst! Als er keine Miene macht«, seine Umklammerung zu lösen, riß sie sich herum und stieß ihm mit dem Aufgebot all ihrer Kräfte die Faust vor die Brust. Prenner, der einen solchen Angriff nicht erwartet hall«, taumelte zurück und mußte sich, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, mit beiden Händen am Schreibtisch festhalten. Bis er wieder sicher auf den Beinen stand, war Jenny bereits draußen. Sie jagte die Treppe hinauf, in ihr Zimmer. Aufweinend, der Verzweiflung nahe, warf sie sich über ihr Bett. Das also war ihr Leben! Ach, nichts mehr zu wissen von allem! Ein schlafen dürfen, um nie mehr aufzuwachenl Man sollt« ihm die Schande antun, ein Ende machen! Allmählich kehrte jedoch die gesunde Uoberlegung wieder zu ihr zurück Das fehlte noch, daß sie diesem Menschen ihr Leben opferte! Es gab nur einen Weg: Sofortige Flucht. Frei sein, frei sein! Komme, was wolle! Lieber Not leiden, lieber ums nackt« Dasein kämpfen — aber frei sein! Sie begann zu überlegen. Wenn sie vWnigstens etwas Bar geld gehabt hätte! Nur für die erst« Keit. bi« man da, Schlimmste hinter sich hatte!