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und seine Knappheit in damaliger Zeit in Berücksich tigung ziehen. In die Amtszeit Hoyers fiel ferner der Neubau der Kirche im eiugepfarrten Prausitz. Es war da selbst ein altes, kleines unansehnliches Gotteshaus, nach allem Vermuten aus dem 15. Jahrhundert stam mend, in den folgenden Zeiten teils erweitert, teils repariert, da stürzte der Turmknopf herunter und machte die Baufälligkeit allen kund. Unter Boran gang des 'Kirchenpatrons, des Kurfürst!. Sachs. Generalmajors August Karl Grafen von Callenberg Sie NMMen. Erzählung von O. Th. Stein. Die Elbe hinab glitt ein Kahn mit breitem Segel.. Bier Ruderpaare peitschten taktmäßig dir Wellen. Bunte Wimpel flatterten. Darüber ein dreieckiger Großwimpel mit dem Meißner Markgrafenwappen. Helme und Schilde gleißten im grellen Sonnenlicht. Der Türurer von Burg Hirschstein stieß ins Horn. »Hörst Du? Er kommt, Withego!" zischte aufgeregt eine Greisenstimme im Burggemach. Die weiße Bischofshand mit dem blitzenden Ringe strich ruhig über den wallenden Schwarzbart: »Laß ihn kommen! Er wird empfangen werden, wie es sich gebührt!" »Und unsere Rache, Withego?" knirschte die brüchige Stimme. Der Bischof lächelte überlegen: »Du rveißt -och, Helmolt: Die Rache ist mein, spricht der Herr! Der Markgraf ist mein Gast, vergiß das nicht." Ein gemurmelter Fluch war die Antwort. Bischof Withego von Meißen, der Burgherr, er hob sich langsam und würdig, um sein Hausgewand mit -em bischöflichen Amtskleide zu vertauschen. Die Gäste schritten indessen zur Burg hinauf: Markgraf Friedrich Tutta von Meißen, umgeben von etlichen Rittermanneu und einer kleinen Schar be waffneter Knechte. Im Tor -es Palas trat ihnen Bischof Withego mit gastfreundlichem Lächeln entgegen und streckte beide Arme aus, den weltlichen Herrn seines Bis tums mit dem Bruderkuß zu begrüßen. Ein mißtrauisches Zucken durchlief die fast bruta len Züge Friedrich Tuttas. Er erwiderte den Kuß nur flüchtig, schlug dem Kirchenfürsten -erb auf die Schulter und rief: »Ein prächtiger fester Sitz, Euer Hirschstein, Herr Bischof. Könnte mich locken, es einmal kräftig zu be kennen! Hahaha!" Seine Ritter stimmten lärmend ein in das Lachen ihres Herrn. »Mein Tor steht Such ohnehin jederzeit gastlich offen,- Herr Markgraf!" sagte Withego leicht und scherzend. Die Tafel im großen Saale des Palas rvar fest lich gedeckt. Riesige Humpen lockten, denn der Mark graf liebte einen kräftigen Trunk. Und-mitten auf der Tafel prangten in einer silbernen Schale rotlcuch- tende Kirschen. Nur wenige, denn es war früh im Jahr und beileibe noch keine Kirschenzeit. Gerade vor dem Sessel des Markgrafen starrden die schönen seltenen Früchte. Schmunzelnd ver zehrte er den ganzen Inhalt der Schale. Die brüchige Greisenstimme, die im Burggemach von Rache gesprochen hatte ivard an der Tafel nicht laut. Helmolt Briesen, ein Vetter des Bischofs, nahm nicht am Empfange des Markgrafen teil. Es herrschte bitterste Feindschaft zwischen seinen Gefippen und Friedrich Tutta, eine Feindschaft, an der nur Bischof Withego sich nie beteiligt hatte. auf Jahnishausen, beschloß man einen vollständigen Nenbau. Am 31. August 1775 ward der Grundstein gelegt. Noch in gedachtem Jahre ward wohl der Bau äußerlich fertig gestellt, während der Turm erst 1781 vollendet wurde. Auch ein nicht alltägliches Unglück kam in. Heyda vor in dieser Zeit. Als Gutsbesitzer Fischer daselbst einen Brunnen bauen wollte und der selbe schon 35 Ellen tief war, stürzte am 5. März 1788 derselbe zusammen und begrub den Brunnenbauer. Erst am 11. März konnte derselbe, natürlich tot, aus gegraben werden. Bor Wochen erst hatte der Markgraf das feste Stammschloß der Briesen geworfen, weil ihn nach dem stattlichen Besitze gelüstete. Um einen Grund zur Fehde war der Gewalttätige ja nie verlegen. Aber er ahnte nicht, daß in einem abgelegenen Gemach auf der festen Bischofsburg Helmolt Briesen weilte, der nach der Einnahme seiner Burg heimlich Zuflucht bei seinem Vetter gefunden hatte. Die Tafel war vorüber. Lärmend zechten die Gäste, und Bischof Withego tat ihnen Bescheid, ohne seiner Würde etwas zu vergeben. Immer wieder strich die weiße, beringte BischofS- hand über den stattlichen Schwarzbart. Niemand sah, daß in den dunklen Augen des Kirchenfürsten ein Lauern stand, eine leise unruhige Erwartung. Friedrich Tutta ward von Stunde zu Stunde trunkener. Doch seine Ritter und vor allem sein Feldhauptmann, der von Heynitz, hielten sich zurück. Als es dämmerte, gab Heynitz das Zeichen zum Aufbruch. »Wir wollen noch in Meißen sein, ehe das Licht ganz scheidet", sagte er entschuldigend zu Bischof Withego. Der lächelte nur. Zwei Ritter führten den trunkenen Markgrafen. Aber als der Kahn zu schwimmen begann, sank die wnchtige Gestalt Friedrich Tuttas plötzlich mit einem Stöhnen vornüber. Die Ritter sprangen hinzu. Schwer und leblos lag der Markgraf in ihren Armen. Heynitz beugte sich über ihn: »Tot!" sagte er nur kurz, als er sich auf richtete. „Zum Kloster hinüber!" befahl er den Ruder knechten. Das Frauenkloster Seußlitz lag unfern am andern Ufer auf waldiger Höhe. In der Kapelle bahrte man Friedrich Tutta auf. Als -er Leibarzt am andern Morgen herzukam und des Markgrafen Mannen in ihn drängten: „Hat ihn der Pfaffe vergiftet?" schüttelte er den Kopf: „Der Wein war's. Es ist gekommen, wie ich schon oft gesagt!" Auf Hirschstein begann nach der Abfahrt des Markgräflichen Kahnes ein jähes Leben. Das Land tor der Burg öffnete sich und nach einer Weile sprengte ein reisiger Zug, voran die stattliche Gestalt des Bischofs in ritterlicher Brünne, zur Seite den .ebenfalls gerüsteten Briesen und mehrere andere Rit ter, die man zur Markgrafentafel nicht gesehen, auf Meißen zu. Am Tage nach Friedrich Tuttas Tode saß Helmolt Briesen, gedeckt von einer starken Heerschar Bischof Withegos, die sich mit Blitzesschnelle von allen Seiten zusammengezogen hatte, wie auf ein gegebenes Zeichen als Markgraftumsverweser auf -er Meißner Burg. „Wer fällte Friedrich Tutta?" " ging rings das Flüstern im Lande. Und die Antwort lautete allemal, wenn kein Bischöflicher in Sicht war: „Die Bischofskirschen." Druck und Verlag voü Langer ». Winterlich, Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Heinrich Uhlemanrr, Riesa- sysg Matter zur Uflege der Keimatlieke, der Keimatforschung und des Keimatschuhrs. Erscheint in zwangloser Folg« al« Betlage zum Riesaer Tageblatt unter Mitwirkung de« Verein« Heimatmuseum ln Ries«, Nachdruck, auch «u QurllemuMdr vrrS-tr» Rr. 28 Riesa, 24. Jnnt 1983 6. ä-hrgimg --- - Versuch einer Geschichte der Parochie Leutewitz bei Riesa (Ortschaften Leutewitz, Heyda «ud Kobel«) bis zum Ende des 18. Jahrhanderts. Mit Genehmigung deS Herrn Pfarrer Lunderstädt-Leutewitz auS einer Handschrift de» Pfarrarchivs übertrage» von Johanne- Thomas, Mesa. Schluß. Auch mit dem Pfarrgute in Prausitz machte Pfarrer Schütz keine besonderen Erfahrungen. In jener Matrikel von 1606 heißt es: »Der Pfarrer in Leutewitz habe in Prausitz eine Haushaltung, eine Baustädt im Dorf, nicht weit von der Kirche gelegen, zwischen Hans Fischern, später Michael Urban, und Paul Reichen, später Reinhold Bergern. Darauf waren sehr böse Gebäude, welche eingegangen, und wie aus -em Pachtzettel Valentins Försters zu be finden, verkauft wurden." (In genannter Matrikel befinden sich noch folgende Notizen: »Das Feld haben die Pächter bloß und unbesamet gefunden, sollens in -er Uebergabe auch dermaßen lasten. So aber in der Uebergabe etwas darauf gefäet, soll ihnen dagegen nach Erkenntnis Erstattung geschehen.") DaS Pfarr gut zu Prausitz von circa 2 Hufen Land war damals um 24 Taler jährlich verpachtet. Der Kirchhof trug -em Leutewitzer Pfarrer 20 Groschen Pachtzins ein. An Tecem erhielt er in jener Zeit von Prausitz 13 Scheffel 13 Metzen Korn und 13 Scheffel 9 Metzen Hafer Neumaß. Hiervon mußte er aber auf Erkennt nis der Visitatoren und des Collators an den schlecht besoldeten Schulmeister N Scheffel Korn und X Schef fel Hafer abgeben, weil dieser sich bei der im Jahre 1608 gehaltenen Kirchrechnung beschwert, daß er die im Jahre 1575 ihm in Prausitz zugewiesenen Brote nicht erhalten habe. Unter Pfarrer Schütz ist 1599 Kirchen visitation gehalten, und lesen wir darüber (nach Poetzsch, siehe oben): Collator ist der unmündige Kiesewetter zu Riesa: in Prausitz war es Dietrich von Schleinitz auf Hof, Bornitz und Jahnishausen. — Der Pfarrer ist zufrieden. Nur Gotteslästerung lasten die Leute beim Bier sich zu schulden kommen. Die Ermahnung ist von Erfolg gewesen, doch sdllen sie von der Obrigkeit noch bestraft werden. — Nur am letzten Feiertag nach der Vesper laste« di« Schösser zu Riesa und Jahnishausen di« Leute »gemein Bier" (Gemetndebier) trinken. — Der Lehrer wird auch sehr gelobt. Der Pfarrer bestellt feine Pfarräcker gar wohl. Die Gemeinden danken Sott für ihren Pastor und bitten ihn. daß er ihnen denselben noch lange erhalte. — DaS Pfarrdach soll erneuert werden. — DaS Einkommen besteht aus folgenden Beträgen: aus Leutewitz 35 M Gld 30 gr, aus Heyda 39 M Gld 30 gr, aus Prausitz 224 M Gld 26 gr. Ausgeliehene» Stamnrgeld beträgt: Erbzinsen 5 gr, Erbgeld 10» M Gld 41 gr 11 Pf, Gehalt jährlich 10 M Gld 6 gr 4 Pf. Ob freilich immer diese Einkünfte regelmäßig eingegangen sind, ist wohl mehr wie fraglich. Sind -och auch unfruchtbare Jahre ins Land gekommen, wie uns vom Jahre 1595 berichtet wird, allwo am 25. und 26. Mai der Wein und alle weichen Gewächse erfroren. Auch hat der beginnende 30jährige Krieg gerade in unsre Gegend viele Verheerungen getragen und die friedliche Entwicklung der jungen evange lischen Gemeinden gehindert. Dem Pfarrer Schütz folgte Pfarrer Georg Kaltenhüfer (1624—1641). Hatte sein Vorgänger in vollem Maße die Liebe und das Vertrauen seiner Parochianen besessen, so gelang eS ihm gar bald, die» schöne Verhältnis zu stöben. Er verlangte nämlich, daß die Prausitzer nach Leutewitz zur Beichte kommen sollten (1627). Diese aber waren damit unzufrieden und begehrten, der Pfarrer solle in ihrer Kirche Beichte halten. Dreimal ging die Sache an das Kon sistorium. Dabei wurde die Gemeinde von ihrer Herrschaft, dem Procurator, Amtshauptmann un- Schulinspektor zu Meißen, Dietrich von Schleinitz auf Hof, Bornitz und Jahnishausen wacker unterstützt. Endlich kam die Entschei-ung, daß der Pfarrer wieder kn Prausitz zur Beichte fitze« mußte. Indessen ward bestimmt, daß ihm künftig jeder Hauswirt bei Ab-