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Riesaer Tageblatt Dr°ht°nsch- ft: und Anzeiger jMeblatt und Anzeiger). P°stsch°«-nt° Tageblatt Riesa. S v Dresden 1530. Fernruf Nr. 20. Das Riesaer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Girokasse: Postfach Nr. 52. Großenhain, des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des FmanzamtS Riesa und Riesa Nr. 52. des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 13». Mittwoch, 7. Jnni 1K33, abends. 8«. Audra." Da« Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag abends '/,« Uhr mtt Ausnahme der Sonn- und Festtag«. Bezugspreis, gegen Vorau«,ahlnng, für «inen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 einschl. Postgebühr (ohne Zustellungsgebühr). Für den Fall de« Eintretens von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preis erhöhung und Nachfordcrung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Sie SchiüsalSstunde des viermiichtepatleS. Herkules-Arbeit. Deutsches Transsermoratorium und Welttvirtschasts- konferenz. Neichsbankpräsidcnt Dr. Schacht schätzt es nicht, mit ver deckten Karten zu spielen. Mit schonungsloser Offenheit enthüllte er vor der Welt die ungüustlge Tevisensituation Deutschlands. Nach der Acnderung des RcichsbankausweiseS und nach der Rückzahlung der restlichen BJZ.-Kredite trat die wirtliche Dcvisensitnation Deutschlands in Erscheinung. Anfang 1l>31 erreichten unsere Gold- und Devisenbestände noch die Hohe von rund 2,5 Milliarden Bei Beginn der Bankenkrise war Deutschlands Geldvorrat auf 1,6 Mil liarden zusainmcngeschrumpst, bis Jahresende 1932 auf MO Millionen und heute auf weniger als 500 Millionen Die Schrumpfung des deutschen Außenhandels geht weiter. Seit Monaten vermögen wir nicht einmal mehr die Devisen für die Zinszahlungen an unsere Auslandsgläubiger aufzu bringen. Das Transsermoratorium läßt sich nicht länger vermeiden. Was bedeutet eigentlich Transfer? Die Um wandlung ldie „Ncbcrtragung") von Reichsmarkbeträgen in ausländische Zahlungsmittel! Das Transferproblem kannte man schon zur Zeit des DaweSplanes. Da die Umwandlung von Markbetrügcu in ausländische Währung schwere Er schütterungen des Geldmarktes und damit dcS Wirtschafts lebens hervorricf, baute man in den Dawesplan einen Transferschutz ein. Die Höhe der lprivaten) deutschen Aus landsverschuldung warf bann erneut das Transserprovlem wieder aus. Schacht versuchte seit Wochen die Auslands gläubiger für das „Transsermoratorium" — für die Auf schiebung der Uebertragung — zu gewinnen. Das Transfer moratorium wurde der kreditpolitischcn Weisheit letzter Schluß. Im Schatten des deutschen Traussermoratoriums — andere Länder gingen hier schon mit ihrem Beispiel voran — beginnt also am 12. Juni — die so ost angekündigte und immer wieder verschobene Londoner Weltwirtschastskonfe- renz. lieber die Schwierigkeiten dieser Londoner Verhand lungen scheinen sich die „Sachverständigen" im klaren zu icin. Jeder einzelne Programmpnnkt der Londoner Konfe renz zieht einen ganzen Rattenschwanz von Problemen mit sich. Beseitigung der Handelsschranken, Lösung der Wäh- rnngsfragc, Aussprache über die interalliierte Berschuldung und im Zusammenhang damit die Probleme der Auslands verschuldung überhaupt — das sind in wenigen Worten die wichtigsten Programmpunkte der Weltwirtschaftskonferenz. Keiner dieser Programmpnnkte kann für sich allein behandelt werden, alle stehen untereinander in Verbindung. Ein wirt schaftliches Ehavs gilt cs jetzt zu beseitigen. Die Entwertung von Dollar und Psund hat erst die unermeßliche Größe des Währungschaos in der Welt ausgezeigt. Ob man in London zum Goldstandard zurückfinden, ob man zum Abbau der Zollmauern und zu einer vernünftigen Regelung des Welt schuldenproblems gelangen kann — das hängt vom guten Willen der Völker ab. Ist er überhaupt vorhanden? Tie deutschen Vertreter in London werden jedenfalls die deut schen Auffassungen nachdrücklich zur Kenntnis der Welt öffentlichkeit bringen. Auf alle Fälle steht den Londoner Sachverständigen eine Herkulesarbeit bevor. Wirtschaftskonserenzen gab es in der Nachkriegszeit schon Dutzende, und keine führte zu befriedi genden Ergebnissen. Noch niemals war aber auch das wirt- schastliche Ehaos in der Welt größer. Eine letzte Ehanee bietet sich in London, der Weltarbeitslosigkeit mit inter nationalen Mitteln großzügig zu Leibe zu gehen. Deshalb hängt von dem Ergebnis der Weltwirtschaftskonferenz dies mal unendlich viel ab. Wendung zum Besseren oder Ver sinken in noch größeres Ehaos — das ist hier die Frage. Die Londoner Sachverständigen haben die Entscheidung in der Hand. Die Hoffnungen und Wünsche der Völker be gleiten sie auf ihrem beschwerlichen Weg. SMNNSW MMHÄOMMkrilMWe WMNlMchlW I« Mr. * Genf. Die französisch—englisch—amerikanische Mini sterbesprechung in Paris ist jetzt, wie von amerikanischer Seite mitgeteilt wird, endgültig ans Donnerstag festgesetzt worben. Norman DaviS begab sich mit dem Stabe der Sach verständigen bereits am Dienstag abend nach Paris. An den Besprechungen werben von englischer Seite Lord Londonderry, Staatssekretär Eden, und von französischer Seite Dalabier und Paul-Boncour teilnehmen. Es soll, wie von maßgebender amerikanischer Seite mitaeteilt wird, jetzt der Nersnch gemacht werde«, eine Klärung der entschei denden Abriistungssrageu zwischen den drei Mächten herbei« znsiihren. Auf amerikanischer Seite betont man, daß vor allem jetzt die Feststellung unerläßlich sei, welche Zugeständ nisse Frankreich auf dem Abrüstungsgebiet zu machen jetzt endgültig bereit wäre und welches die äußersten Grenzen der französischen Mrttstunqsbcreitschast seien. Eine Einbe ziehung der deutschen Regierung in die Besprechungen ist nach amerikanischer Auffassung erst dann zweckmäßig, wenn die Grenzen der französische» Zugeständnisse geklärt seien. Auf Grund der Donnerstagbesprcchung der drei Großmächte könnten sodann nach amerikanischer Auffassung in der näch sten Zeit gemeinsame Beratungen zwischen de« fünf Groß mächte«, einschließlich Deutschlands und Italiens, stattfinde«. Das Schwergewicht der Abrüstungsverhandlungen ver lagert sich nunmehr zunächst nach Paris und London. In englischen Kreisen wird angenommen, daß nach den Pariser Ministerbesprechungen in der nächsten Woche während der Weltwirtschaftskonferenz durch die Anwesenheit der Außen minister der Großmächte die Gelegenheit zu eingehenden vertraulichen Besprechungen über die Abrüslungssrage ge geben sein wird. Das Schicksal der Abrüstungskonferenz hängt jedenfalls jetzt ausschließlich davon ab, ob in der näch ste« Woche zwischen den Großmächten eine Einigung zu stande kommt, andernfalls dürsten angesichts der bisher unüberbrückteu Gegensätze zwischen den Großmächten auk dem Gebiete der Flottenabrüstnng, des Kriegsmaterials und zahlreicher anderer grundsätzlicher Fragen für die auf den 2. Juli festgesetzte zweite Lesung des Abkommensentwnrfes keinerlei Aussichten aus praktische Ergebnisse bestehen. Englisch-französische Kompromitzlösung znm BiermSchtepakt? * London. Hinsichtlich des Viermüchtepattes heißt es in London, daß eS gelungen sei, eine Kompromißform zu finden, mit der Frankreich, England und Italien sich bereits einverstanden erklärt haben sollen. Man warte nunmehr noch auf die Antwort Deutschlands Der Artikel 3 des Paktes, in dem von der deutschen Gleichberechtigung die Rede ist, soll umgeändert worden sein. Nachdem England den Vorschlag gemacht habe, diesen Hinweis gänzlich fort fallen zu lassen, sei eine Kompromißlösung zwischen der eng lischen und der französischen Formulierung gefunden worden. * Paris. Der „Jntransigeant" glaubt erfahren zu haben, daß die französische Regierung bei de« letzten Ver handlungen zum Viermächtepakt um die Streichung des Artikels 8 gebeten habe. Da die italienische Regierung auf den Artikel 8 nicht verzichten wolle, hätten in der vergan genen Nacht längere telephonische Unterredungen zwischen dem französischen Ministerpräsidenten und dem französischen Botschafter in Rom stattgcfunden. Nach dem „Jntransigeant" sei nun in dem Artikel 3 nicht mehr die Rebe von der Gleichberechtigung Deutschlands l?)- * MklM liai ren SIMM versSW. Hinterhältige Pariser Manöver. * Berlin. Die französische Negierung hat bekanntlich ihren Botschafter in Nom ermächtigt, dem Text des Bier mächtepaktes, wie er jetzt vorliegt, zuzustimmen. In Nom wird hierzu das Gerücht verbreitet, daß die italienische Re gierung angeblich ihre Vermittelungsbemtthungen aufgebcn würde, wenn Deutschland diesen Text, wie er jetzt vorliegt, nicht annchmen würde. Das heißt jedoch, wie von zustän diger Berliner Stelle behauptet wird, die Dinge vollständig auf den Kopf stellen. Die Lage ist vielmehr d«e, daß sich in der vergangene« Woche alle vier Mächte aus einen Tert ge einigt hatte«, und daß dann am Freitag die sranzösische Regierung plötzlich erklärte, daß sie diesen Text nicht an nehme. Die französische Regierung hat daraufhin einen neneu Text ausgearbeitet, der jetzt in Berlin vorliegt. In diesem kommt die deutsche Gleichberechtigung nicht genügend znm Ausdruck. Infolgedessen erhebt sich jetzt für die deutsche Regierung die Krage, ob an der Unterzeichnung dieses jetzt vorliegenden Textes ein genügendes Interesse vorliegt oder nicht. Diese Frage wird geprüft. Alle Behauptungen, daß die Sugläuder und die Italiener dem von Frankreich vorae- legte« neuen Textentwurf zugestimmt hätten, sind unrichtig. Beide Länder haben im Gegenteil erklärt, sie würden zn- stimmen, wenn Deutschland zustimmen würde. * Sine Sams-MWe les We« MnMMlt-kitMses. )s Paris. Die Agencc Havas gibt gestern abend eine Analyse des letzten Biermächtepaktentwnrfes, der gegen über dem ursprünglichen Paktentwnrf einen völlig neuen Text darftellt, der von der deutschen Reichsregiernng noch einer sorgfältigen Prüfung unterzogen wird. Nach dieser Havas-Analyse werde in der Präambel erklärt, daß der Vicrcrpakt in der Hauptsache bezwecke, die Verfahrens- Methoden des Völkerbundspaktcs wirksamer zu gestalten, ohne daß die Beschlüsse der vier Großmächte den Rechten der anderen Staaten, über die sie ahne sic nicht verfügen könnten, Abbruch tue. Artikel 1 sehe vor. daß England, Frankreich, Italien nvd Deutschland sich dahin verständigt hätten, eine effektive Politik der Zusammenarbeit zn trei ben. Artikel 2 bestimme, daß der Meinungsaustausch vor allem der Anwendung der Bestimmungen des Völkerbunds paktes gelten werde, namentlich von Artikel 10 sAufrecht- erhaltnng des status gnv), Artikel 16 (Sanktionen im Kon fliktsfalle) und Artikel 19 sVcrtragSrevision). Artikel 3 besage, daß, falls die Abrüstungskonferenz von Gens schei tern sollte, die vier Mächte sich ins Einvernehmen setze« würden, nm untereinander für die nnlösbar gebliebenen Probleme eine Regelung zu finden. Artikel 4 präzisiere, daß die Großmächte ebenfalls gemeinsam die Wirtschafts fragen in Europa, die sie gemeinsam interessierten, prüfen könnten. Artikel 5 sehe die Lauffrist des Paktes auf zehn Jahre mit einer Erneuerung für den gleichen Zeitraum fest, falls nicht bei Ablauf des 8. Jahres nach Inkraft setzung etwas anderes bestimmt werbe. I» Artikel 6 eud, lich wird bestimmt, daß der französische Text des Abkorn, mens im Falle von Streitigkeiten als verbindlich gelte. Was will Frankreich non ans? Ministerpräsident Goering über die deutsch-französischen Beziehungen Das Pariser „Petit Journal" veröffentlicht eins Unter- redung die der preußische Ministerpräsident Goering einem Sonderberichterstatter des Blattes gewährte. Ministerpräsi dent Goering sprach zunächst über das Viermächteabkommen. Niemand mehr in Deutschland glaube noch an die Gleich berechtigung, die man Deutschland mit den Lippen gewährt habe. Aus vielen Gründen können und wollen wir keinen Krieg führen, wenn eine« Tage« der Verteidigungskrieg notwendig werden sollte, würde das deutsche Volk ihn ener gisch führen, aber niemals einen Angriffskrieg. Ein euro- päischer Krieg würde letzten Endes nur dem Bolschewismus ugutekommen. Was will Frankreich von «ns? Frankreich besitzt die stärkste Armee Europas, Verbündete, Garantie oerträge. Deutschland steht allein und seine Rüstung ist der art, daß wir nicht einmal feindliche Flieger verhindern könn ten, unsere Städte zu bombardieren. Will Frankreich etwa die Lage verlängern, wenn es von seiner Sicherheit spricht? Heute, vierzehn Jahre nach dem Friedensschluß, stoßen wir, sobald wir den kleinen Finger rühren, um allmählich die Freiheit wiederzuerlangen, ohne die niemand leben kann, sobald wir irgendeine Bewegung nach irgendeiner Richtung tun, auf die Opposition Frankreichs. In jeder Hinsicht können die Interessen der beiden Vlölker in Einklang gebracht wer den. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu der Ueberzeugung, daß beide Nationen sich verständigen müssen. Die französischen Staatsmänner kommen mit den Staatsmännern aller Länder zusammen, nur nicht mit den deutschen. Es gibt keine direkte Aussprache zwischen beiden Regierungen, deren Zusammenarbeit mehr als jede andere den Frieden und das Wohlergehen Europas sichern würde, und dies gerade in einem Augenblick, in dem Deutschland sich eine starke Negierung gegeben hat, die fähig ist, Verantwor tung zu übernehmen, was die notwendige Bedingung für jede weitblickende Politik ist. Frankreich und Deutschland mö gen miteinander verhandeln, dann werden sie, wie ich fest überzeugt bin, einen gemeinsamen Weg finden. Vorläufig ist die Atmosphäre nicht gut. Gewiß, ich bemühe mich, sie zu bessern. Man ändert keine traditionellen Strömungen von heute auf morgen. Das ist ein langwieriges Unternehmen, aber man muß es versuchen. MMWWW MettMM I» Selin. vdz. Berlin. In den Tagen vom 14. bis Itt. Juui wird in Berlin eine nationalsozialistische Fülrrertagung durchgesührt, die am 14. Juni mit einer Veraustultuua beainnt, an der sämtliche Gauleiter und Amtswalter teil nehmen. Für den 15. Juni ist eine aemeinsame Fübrer- tagung der Gauleiter, Amtswalter, der Nationalsozialisten in füllenden Staatsstellungen, der führenden Betriebs- zellen-Obleute. der ScbulunaSleiter und Leiter des stän dischen Aufbaus für die Gaue vorgesehen, die im Plena» sitznnassaal des Preußischen Staatsrats stattsinden wird. Am IG. Jnni soll die feierlich« Einweihung der bisherigen Bundesscbule des ADGB. in Bernau bei Berlin als ReichSsührerfchnle erfolgen. MlWM: SmMkWk U SM« «MM „MW MM".