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.1° 1S9. 1. Beilage zum Riesaer Tageblatt. Dienstag, 6. Juni 1933, abends. 8V. Iabrg. Wnskeii W Wkl Iliz. Was liegt vor ans? Da? diesjährige Pfingstfest ist allen Befürchtungen zum Trotz mit einem Wetter beschenkt worden, wie man eS sich nicht schöner wünschen konnte. Die volkswirtschaftliche Wirkung ergab sich von selbst. Tie Menschen ließen die Sorgen zu Haus und fuhren ins Grüne. Nicht nur aus Deutschland, auch auS anderen Ländern werden Verkehrs» zahlen gemeldet, die znm Teil erheblich über denen des Borjahres liegen. So haben wenigstens die Gastwirte von dem Pfingstgeschäft etwas gemerkt. Auch Reichsbahn und Mobeindustrie können zufrieden sein. Und da Optimismus nicht so schnell verfliegt, wird auch unser ganzes Volk hof fentlich ein wenig von dieser Pfingstankurbclnng Ruben ziehen. Eo kann den Optimismus gerade in der laufenden Wvche sehr wohl gebrauchen. Die Politik hat diesmal die Wochenendvergnngungcn !>eS Pfingstfestes verschmäht. In Basel tagten die hohen Herren der BIZ. Auch Reichsbankpräsidcnt Tr. Schacht war im Flugzeug hinübergeslogcn. Die Besprechungen iverden sich sicher nicht nur um die Ankündigung Deutsch lands gedreht haben, die Zinsen der Nounganleihe und der Dawesanlcihe nur noch znm Nennbetrag in den betreffenden Währungen zu leisten. Anch das TranSferprvblcm, das nach der Beendigung der Berliner Transferverhandluugen die Weltdiökussion erfüllt, dürfte zum mindesten in den privaten Auseinandersetzungen eine Rolle gespielt haben. In dieser Woche soll ja die Erklärung des deutschen Trans fer-Moratoriums erfolgen. Sic war seit langem fällig, und der neue Herr der Reichsbank vollzieht mit ihr nur einen Schritt, den jeder Devisensachverständige des In- und Aus landes seit Monaten erwartet hat, auch wenn jetzt besonders in holländischen und schweizerischen .streifen ans einmal ein großes Weligeschrei erhoben wird. Bon dem deutschen Lrausfermvratvrium richten sich die Blicke ganz selbstverständlich hinüber nach London, wo in dieser Woche die -'MO Delegierten aus 60 verschiedenen Län dern für die am 1-'. Juni beginnende Weltwirtschastökonse- rcnz Quartier beziehen iverden. Gerade das deutsche Transfermoratorium ist ja das ernsteste Problem, das der Konferenz in London gestellt werben kann. Es ist der letzte Warnruf des wirtschaftlich schwer leidenden Mitteleuropa. Wenn die Konferenz diesen Ruf überhört oder nicht mit Taten auf ihn antwortet, ist jeder wirtschaftliche Opti mismus zum Scheitern verurteilt. Für diesen Optimismus muß freilich auch heute noch durch die Weltpropaganba vieles getan iverden. Die Stimmen der Schwarzseher klingen laut, und eS ist nicht ganz leicht zu nehmen, daß sich anch ein ernsthafter Rechner, wie der ehemalige britische Schatz kanzler Viscount.Snowden, zu den „Kassandra-Töchtern" gesellt hat. Snowden schreibt bitter: „Die Staatsmänner, ans deren Veranlassung nunmehr die WeltwirtschaftSkonsc- rcnz zusammentritt, scheinen sich selbst keine nennenswerten Ergebnisse von ihr zu versprechen. Wenn die kommende Konferenz die Schwierigkeiten nicht überwinden kann, die sich bisher einer internationalen Zusammenarbeit in den Weg stellten, werden all die schönen Resolutionen, die sicher lich auch auf ihr gefaßt werden, wieder unbeachtet von den Regierungen in den Papierkorb geworfen werden. Gelingt es der Konferenz nicht, die Hindernisse zu beseitigen, die den freien Fluß internationalen Verkehrs hemmen, wird sie genau so erfolglos sein, wie ihre Vorgänger." Demgegen über muß von deutscher Seite immer wieder betont werden, daß ein solcher Fehlschlag einfach nicht vorhergesagt werden darf. Schlägt London fehl, dann ist nicht nur eine Konferenz wie früher gescheitert, bann ist der ganze internationale Wiederaufbau in beklemmendster Form in Frage gestellt. Freilich, das Vorspiel für London, das am Mittwoch oder Donnerstag durch die Konferenz von führenden Staatsmännern der Wcstmächte in Paris veranstaltet wer den soll, ist nicht gerade dazu angetan, allzu große Hoff nungen zu wecken. Pfingsten sollte der Viererpakt unter Dach sein. Heute ist es zweifelhaft, ob bis Donnerstag seine Rettung gelingt. Der ewige Störenfried ist auch dies mal wieder Frankreich. Es will nicht abrüsten, es will auch auf den Riesenbestand seines Kriegsmaterials nicht ver zichten. Es will die Welt dadurch erlösen, daß es Deutsch land „für ewige Zeiten" niederhült. Solange dieser Geist am Quan d'Orsay herrscht, können auch die geheimsten Ver handlungen wenig dagegen ausrichten. Auch der glühendste Appell von Norman TaviS, der gleichfalls am Donnerstag noch einmal im Namen von USA. vvrgebracht werden soll, ist zum Scheitern verurteilt, wenn Paris grundsätzlich sabotiert. Ob unter diesen Umständen die ständig lausenden Besprechungen zwischen Rom, Washington, Paris und London noch zudem Ziele einer englisch-amerikanischen Entente unter Einschluß von Frankreich und unter Beteili gung Italiens führen, wie eS einzelne Politiker noch wahr haben wollen, ist im Augenblick noch zweifelhaft. Zweifel haft ist auch, welche Rückwirkungen eine solche Konstellation auf Deutschland haben müßte, das zwar für einen Mussolini- Pakt Opfer bringen wollte, das sich aber gegen neue Er pressungen über diesen Pakt hinaus mit dem tiefsten mora lischen Recht zur Wehr setzen wird. Diesen Pariser Besprechungen gelten deshalb vor allem die Fragezeichen, die in der neuen Woche nach Pfingsten reichlich im internationalen Leben vorhanden sind. Wenn man zurückdenkt, mit welchen Hoffnungen die internatio- Tausend Jahre deutsches Bautzen pch Kampf, viel Blut ist geflossen vor und in de« Mauer« Laut- sge Stadt hat sich nicht uuterkriegen ist «och nicht ausgestorbe» ist in der das bewies siie wieder bei der fet tste — und da» sei ein Zeichen — mtsche« Frühling fäll». Auch das Superintendent Berg und Domherr He 0 usa> re die oes Bischofs von Meißen, Landeskommandant Generalmajor Boltze für die Reichswehr. Amtshauptmann Dr. Sie bert-Bautzen überreichte ein Geldgeschenk al» Jubiläums- gäbe des Bezirksoerbandes für das Stadtmuseum sowie et« Bild Hans Lindners „Lausitzer Landschaft". Bürgermeister Dr. Bühre r-Dresden übergab ein Bild mit einer Ansicht Dresdens. Weiter sprachen Landesältester von Noft itz-Wall- witz, Reichsbahnpräsident Domsch-Dresdov. m»d Hoftmt Seyffert vom Sächsischen Heimatschutz. Reichspräsident von Hindenburg hatte folgendes Telegramm gesandt: „Der altehrwrdigen Stadt Bautzen sende ich zur Tausendjahrfeier meine herzlichsten Glück wünsche. Möge sie weiter ein Hort des Deutschtum« im Ober- lausitzer Grenzland bleiben und einer glücklichen Zukunft entgegengehen." Während im Gewandhaus der Festakt stattfand, hakle sich auf dem Kornmarkt eine nach Tausenden zählende Men schenmenge eingefunden, die das Eintreffen der Staffelläu fer der Deutschen Turnerschaft abwartele. Kurz nach 1 Uhr trafen die Spitzenläufer der Strecken Kamenz—Bautzen, Bi schofswerda-Bautzen, Zittau—Bautzen, Lauban—Görlitz - Bautzen, Tauchritz—Löbau—Bautzen auf dem Markt ein und überbrachten die Glückwunschadrcssen ihrer Bezirke. Dann hielt Reichssportkommissar von T s ch a m m e r-Osten ein« kurze Ansprache. Der große Aestzug Bereits eine Stunde vor Beginn des Festzuges wäre», die Straßen derart beängstigend voll, daß die Polizei sich gezwungen sah, ganze Straßenzüge abzusperren. Der Zug war mit Geschmack und Kultur zusammengestellt und dul dete keinen Kitsch. Er war ein eindrucksvoller Querschnitt durch die tausendjährige Geschichte Bautzens. Germanen, Wenden, Bürger, Bauern, Ritter, Könige und Fürsten; fte alle zogen im bunten Wirbel am Auge vorüber. Die Hussit« tauchten auf. Die Vertreter der ältesten Bautzner Zunft« schritten gravitätisch vorbei. Es folgen Soldaten des 30-jähr. Krieges. Lebhafter Beifall begrüßt Friedrich den Großen und seine Grenadiere. Napoleon flüchtet auf seinem Schlitten aus Rußland durch die Lausitz, gefolgt von Lützower Jägern. Biedermeiergestalten, wendische Trachten, Ostcrreiter, Feuer wehren aus alter und neuer Zeit wechseln miteinander ab; dann folgen die alten Bautzner Regimenter. Es ist der Höhe- punkt des Zuges. Immer wieder und an allen Seiten braust der Beifall auf, wo die alten Bautzner Husaren, das einzige Feldgraue Friedensregiment der deutschen Armee, die alten Bautzner Feldartilleristen und schließlich die Infanteristen vom 103. Regiment vorbeimarschieren. Sie sind nicht ver gessen, diese Träger einer alten ruhmreichen Traditio«, diese Kämpfer des Weltkrieges. Nach mehr als eineinhalbstündiger Dauer war d« Zug zu Ende und oben auf der Ortenburg beginnt da» Spiel „Die große Stunde"; das Spiel aus jene« Tagen, als die Hussiten vor Bautzen lagerten. Das Stück gut gespielt, konnte sich keinen besseren Rahmen wünschen als den Burghof der Ortenburg. Die Zuschauer waren begeistert. Am Abend fand im Stadttheater vor einem eriefene» Publikum die Erstaufführung des Stückes „Sonne über Baut zen" statt, das ebenfalls reichen Anklang fand. Damit wen: der offizielle Teil des ersten Tages erledigt. Aber Ruhe kehrte noch lange nicht ein in das tausendjährige Bautzen. Fröhlicher Festestrubel herrschte noch überall in der alten, schönen Stadt, die mit ihren hellerleuchteten Bauwerken well in d« dunü« Nacht hinemstrahlte. E, ist ei« stolze« Bekenntnis, das Bauhen und das Baut- r Laub dieser Tage ablegen können. L» heißt: Tausend ce deutsch da» Bauheuer Land; uud « bedeutet: tausend ce Lamps für das Deutschtum, tausend Jahre -ms Dar in gegen die Slawen, tausend Jahre Bollwerk gegen den a: und es hat ihn bestanden, diesen lausendjährigen , aber die alte truhia a. Daß der alte Geist > Laussher Sechsstadk, zigen Tausendjahrfeier, di. . „ . in den allgemeinen deutschen Frühling fällt. Auch das Gesicht der Stadt ist da» alte geblieben. Noch immer recken sich dle kruhlgen Türme und hohen Aefiungsmauern empor, legen sich schirmend die allen Befestigungswerke vor die in- nere Stadl. Es ist eine gewaltige Arbeit gewesen, die von allen be teiligten Stellen geleistet worden ist, um die Tausendjahrfeier in dem würdigen und schönen Rahmen zu feiern, der sich am 1. Pfingsttag all den Zehntausenden von Besuchern bot. Es wäre nicht möglich gewesen, ein so schönes Fest zu feiern, wenn nicht die gesamte Bevölkerung — jeder an seiner Statt — ihr Bestes dazu beigetragen hatte. Ganz Bautzen glick) einem Meer von Fahnen und Blumen. Girlanden zogen sich von Haus zu Haus. In den Straßen drängte sich ganz Baut zen, das Fest der Heimat zu feiern. Die eigentlichen Veranstaltungen begannen am Sonn- abend mit der Eröffnung verschiedener Ausstellungen, über die in anderem Zusammenhang noch zu sprechen sein wird, und mit einem großen Pfingstsingen der Männergesangoer- eine. Der spätere Abend brachte die Aufführung des Ora toriums „Der Morgen" von Sachße, das einen sehr starken Eindruck hinterließ. Am Sonntaavormittag fand nach dem Festgottesdienst der beiden Konfessionen ein feierlicher Fest akt im Bürgersaal des Gewandhauses statt, zu dem sich zahl reiche Ehrengäste ein gefunden hatten. Bürgermeister Förster erinnerte an den wehrhaften Cha rakter des Stadtbildes. Denselben Geist habe die Bevölkerung der Stadt durch alle die Jahrhunderte aufrechterhalten, und zwar auch w den letzten 14 Jahren als mar ihr einen vm> wurf daraus machen wollte. Heute fslge die Stadt Bautzen begeistert dem Kanzler Adolf Hitler v,f dem Wege zu einem neuen nationalen Deutschland. — Dr. Frenzel gab eine» kurzen historischen Ueberblick über die Geschicke des vor tau send Jahren erstmalig mit dem Deutschen Reich verbundenen Budissin. In der Lausitz sei ein gewißer Prozentsatz von Angehörigen der ostischen Rasse festzuftafl.»: betrage zur Zeit zwar nur etwa 12 Prozent. Die Reihe der Gratulanten eröffnete Ministerpräsident von Killinger, der die Grüße der Sächsischen Regierung überbrachte. Bautzen, immer ein Kämpfer für wahres Deutschtum, habe auch bei der nationalen Revolution an der Spitze gekämpft. Dafür sage er jedem Einzelnen, besonders aber der SA, seinen Dank. Der Ministerpräsident schloß mit einem Sieg-Heil auf Bautzen, die Lausitz und Sachsen. — Ministerialdirektor Dr. Guttmann überbrachte die Grüße der Reichsregieruna und gedachte der vielen Kämpfe, die Bautzen als deutsches Grenzland für sein Deutschtum zu bestehen gehabt habe. Aber auch die Wende» HÄten met wenigen Ausnahmen in schweren Zeiten treu zu Deutschland gebalten und im Weltkrieg ihre Treue mit dem Tode besie gelt. Oberbürgermeister Duhmer sprach die Glückwünsche der Schwesterstadt Görlitz aus. Die Grüße des Sächsischen Gemeindetages und der deutschen Städte berhaupt übermit telte Präsident Naumann« für die Evangelisch« Kirche nalen Verhandlungen bis zum Pfingstfest lange Zeit ver folgt wurden, kann man an die Zeit nach Pfingsten nur mit Empörung und Sorge denken. Vvn außen hat Deutschland für seine berechtigten LcbenSansprüche nicht viel zu er warten. So bleibt allein sein Kampf um die innere Neu gestaltung. Er muß zugleich auch über unsere äußere Welt geltung mit entscheiden. Landesreile des Innenministers Dr. Fritsch Der säch ische Innenminister Dr. Fritsch hat bekanntlich der Kreishauvtmannschaft Chemnitz und den dortigen Behör den einen Be uch abgestattet. Diese persönliche Fühlungnahme eines Ministers mit seinen Beamten soll das Vertrau ensverhältnis und das Band zu Beamten und Bevöl kerung ganzen garst alten, damit die Verwaltung nicht mehr namenlos, sondern persönlich geführt wird. Innenminister Dr. Fritsch beabsichl.gt — wie wir er fahren — diese Besuche fortzusetzen und möglichst im Lause dieser Woche der Lausitz einen Besuch abzuftatten. Sus We M! ! Ser Seme« WWMast WM. X Eisenach. Das Ehrenmal der Deutschen Burschen schaft. eine Erinnerung?» und Mahnstätte für die künftigen Generationen, wurde am ersten Pfingstfeiertag bei starker Beteiligung auf der GöpelSknppe bei Eisenach geweiht. In Verbindung mit dem alten FreibeitSmal soll es immer vom Kampf der deutschen Burschenschaft künden. Der Herr Reichspräsident, der am persönlichen Erscheinen verhindert war, sandte folgendes Schreiben: .Ich entbiete in ehrfurchtsvollem Gedenken an die ge treu ihrem Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland" für Deut'chland gesallenen alten und jungen Burschenschafter, mit ihnen vereint allen Teilnehmern an der Feier, meinen Gruß. Möge der Geist echt vaterländischer Gesinnung und entschloßener Wehrhaftigkeit, den die Deutsche Burschenschaft stets gepflegt hat, auch weiterhin ihre Gedanken und ihr« Arbeit beseelen". Migsr^lbsn-Vs vis 3O.1uni 193^kbnn jeäer kaucker bei ieclem Haorettsnkäncllsr rsppslin-Wsftfo 3O.1uni 193^lkonn jeäer Paucker , cias berükmte Sammelwerk »Leppslin-Weltlakrten« rum verbillig ten Preis von 73 plg. <statt bisksr 1,23 Kaulen, block Hbloul cles Werbe-Monats luni muk cler Preis wiecler ksraulgssetrt wsrclen, weil clie Selbstkosten trotr cler groKsn Auslage von 2OOOOO wesentlick köker sincl. Vas Lammeiwerk ist eben kein gewöknlickes ^lbum, sondern ein üksrrsick ousgsstattstss Luck, welckss von ersten Autoritäten so vorrüglick beurteilt wircl, äok es jecler vsut scke besitrsn muk, selbst wenn er kein Kilcler-Lammlsr sein sollte.