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Riesaer Tageblatt 86. Ialira Donnerstag, 18 Mai 1W8, abends Postscheckkonto: Dresden 15SV. Girokasse: Riesa: Nr. 52. Drahtanschrift: Tageblatt Riesa. Fernruf Nr. 20. Postfach Nr. 52. und Anzeiger (EldtblaU mir AuMer). Da» Riesaer Tageblatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Großenhain, des Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. « Tageblatt erscheint jede« Tag abend« '/.« Uhr mit LuSnahme der Sonn- und Festtage. BezugSpret«, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug einschl. Postgebühr (ohne Zustellungsgebühr). 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Achttägige Unterhaltungsbeilage .Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. «otattonsdrnck und Berlag: Langer L Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Gsethestratze SS. Berantwortlich für Redaktton: Heinrich Uhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Drttrich, Riesa. IIS D«, Ri, RM. TI Deutschland einig in EchiüsalSsragen. Ungeheurer Eindruck der Rede Hitlers in der ganzen Welt. Stärkste Wirkung in Genf. SW der MkllMu der Mi MriMelk Ms Wen. Ferner wird die dcutsche Regiernng kein Wasfenverbot als zu einschneidend ablehnen, wenn es in gleicher Weise auch ans die anderen Staaten Anwendung findet. Diese Forderungen bedeuten nicht eine Ausrüstung, son dern ein Verlangen nach Abrüstung der anderen Staaten. Ich begrüße dabei noch einmal namens der deutschen Regie rung den so weitausschanenden «nb wichtigen Plan des italienischen Staatschefs, durch einen besonderen Pakt ein enges Vertrauens- «nb ArbeitsverhLltnis der vier europä ischen Großmächte England, Frankreich, Italien und Deutschland herznstcllen. Der Auffassung Mussolinis, daß damit die Brücke zu einer leichteren dauernden Verständi gung geschlagen werden könnte, stimmt die deutsche Regie rnng ans innerster Ucbcrzeugung zu. Sie will das äußerste Entgegenkommen zeigen, sofern auch die anderen Nationen zu einer wirklichen Ueberwindnng etwa entgegenstchcndcn Schwierigkeiten geneigt sind. Der Vorschlag des amerikanischen Präsidenten Roosevelt, von dem ich heute nacht Kenntnis erhielt, verpflichtet des halb die deutsche Regiernng z» warmem Danke. Sic ist be reit, dieser Methode zur Behebung der internationalen Krise zuznstimmen, denn auch sie ist der Auffassung, daß ohne die Lösung der Abrüstnngssrage auf die Dauer kein wirtschaft licher Wicderansba» denkbar ist. (Lebhafter Beifall.) Sic ist bereit, sich an diesem Werke der Inordnungbringung der polirischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Welt un eigennützig zu beteiligen. Sie ist, wie ich schon eingangs betonte, ebenso überzeugt, daß eS heute nur eine große Aus gabe geben kann: den Friede« der Welt z« sichern. sLebh. Beifall «nd anhaltendes Händeklatschen.) Ich fühle mich verpflichtet festzustellen, daß der Grund für die heutigen Rüstungen Frankreichs oder Polens nnter keine« Umstän de« die Furcht dieser Nationen vor einer deutschen Invasion sein kann. Denn diese Furcht hätte ihre Berechtigung ja nur im Vorhandensein jener modernen Angrisfswafsen. Gerade diese modernen Angrisfswafsen aber besitzt Deutsch land überhaupt nicht, weder schwere Artillerie, noch Tanks, noch Bombenflugzeuge, noch Giftgase. Die einzige Nation, die mit Recht eine Invasion fürchte« könnte, ist daher die deutsche slebhaste Zustimmung), der man nicht nur die An- grissswasfen verbot, sondern sogar das Recht auf Vertei digungswaffen beschnitt und auch die Anlage von Grenz befestigungen untersagte. Deutschland ist jederzeit bereit, auf Angrisfswafsen zu verzichten, wenn die übrige Welt ein gleiches tut. Deutschland ist bereit, jedem feierliche« Nicht angriffspakt beizntreten, denn Deutschland denkt nicht an einen Angriff, sondern cs denkt nur an seine Sicherheit. Deutschland würde die in dem Vorschlag des Präsidenten Hoover angcdeutcte Möglichkeit begrüßen, die Vereinigten Staaten als Friedensgaranten in die europäische« Verhält nisse cinzubeziehcn. Dieser Vorschlag bedeutet eine große Bernhigung für alle, die an der aufrichtigen Erhaltung -es Friedens Mitarbeiten wolle». (Beifall.) Wir aber haben keinen sehnlicheren Wunsch, als dazu beizutragen, daß die Wunden des Krieges «nd des Versailler Vertrages endgül tig geheilt werden. Deutschland will keine« anderen Weg dabei gehen als den, der durch die Verträge selbst als be rechtigt anerkannt ist. Die deutsche Regiernng wünscht sich über alle schwierigen Frage» mit den anderen Nationen friedlich auseinander zu setzen. Es weiß, daß jede militä rische Aktion in Europa auch bei deren völligem Gelinge«, gemessen an den Opfern, in keinem Verhältnis stehen würde zu dem Gewinn. Tie deutsche Regierung «nd das deutsche Volk werden sich aber unter keinen Umständen z« irgend einer Unter schrift nötige« lasten, die eine Verewigung der Disqualifi zierung Deutschlands bedeuten würde. sStürmischer lang anhaltender Beifall im Hause und ans den Tribünen.) Der Versnch. dabei durch Drohungen ans Regierung und Volk cinzuwirken, wird keinen Eindruck zn machen vermögen. Es ist denkbar, daß man Deutschland gegen jedes Recht und gegen jede Moral vergewaltigt, aber es ist undenkbar und ansgeschlosten, daß ein solcher Akt von uns selbst durch eine Unterschrift Rechtsgültigkeit erhalten könnte. sErneutcr Beifall.) Wenn in Zeitungsartikeln und in bedancrliche« Reden versucht wird, Deutschland Sanktionen anzudrohen, so könnte ein solches ungeheuerliches Verfahren nur die Strafe dafür sein, daß wir durch die Forderung nach Ab rüstung die Erfüllung der Verträge verlangen. (Zustim mung.) Ein solcher Vorgang könnte nur z«r endgültigen moralischen «nd tatsächlichen Außerkraftsetzung der Verträge selbst führen. (Erneute Zustimmung.) Deutschland würde aber auch in dem Falle seine friedlichen Forderungen nie mals ansgeben. Die politischen und wirtschaftlichen Folgen, das Ehaos, das ein solcher Versuch in Europa herbeisühren müßte, sielen zur Verantwortung derer, die gegen ein Volk, bas der Welt nichts zuleide tut, mit solche« Mittel« kämpf- steWW-ler AW Wer vor bei» semm steWW. Eine Aufnahme des Kanzlers während seiner Rede vor den NeichStagsavgeordnctcn in der Kroll-Oper. teu. (Beifall.) Jeder solche Versuch, jeder Versuch einer Vergewaltigung Deutschlands auf dem Wege einer einfachen Majorisierung gegen den klaren Sinn der Verträge könnte nur durch die Absicht diktiert sei», uns von den Konferenzen zu entfernen. Das deutsche Volk besitzt aber heute Charak ter genug, in einem solchen Falle seine Mitarbeit den an deren Nationen nicht ausoktroyiercn zu wollen, sondern, wenn auch schweren Herzens, die dann einzig mögliche Kon sequenz zu ziehen. (Erneuter starker Beifall.) Als dauernd biffaniertes Volk würde es uns auch schwer fallen, noch weiterhin dem Völkerbunde anzugchören. (Stärkster Bei fall.) Die deutsche Regierung und das deutsche Volk sehen die Krise der heutigen Zeit. Jahrelang ist von Deutschland aus vor den Methoden gewarnt worden, die zu diesem poli tischen «nd wirtschaftlichen Ergebnis führe« mußten. Wenn auf dem bisherigen Wege und mit den bisherigen Methoden weiter fortgefahren wird, kann das Ende nicht zweifelhaft sein. Nach scheinbaren politischen Erfolgen ein zelner Nationen werde« umso schwerere wirtschaftliche und damit politische Katastrophe« für alle die Folge sein. Sie ,n vermeiden sehen wir als erste «nd oberste Aufgabe an. Bisher ist wirksames dagegen nicht unternommen worden. Wenn uns von der übrigen Welt vorgehalten wir-, daß man dem srüheren Deutschland sehr wohl gewisse Sympathien cntgegengebracht hätte, so haben wir die Folgen und Aus wirkungen dieser „Sympathien" in Deutschland und sür Dentschland jedenfalls kenncngclernt. (Sehr gut.) Seit dem Friedensvertrage von Versailles hat das deutsche Volk ein politisches und wirtschaftliches Elend erfahren, von testen Größe sich die andere Welt keine Vorstellung machen kann. Millionen zerstörter Existenzen, ganze Berufsstände ruiniert und eine ungeheure Armee von Arbeitslosen — ein trostloser Jammer, besten ganzen Umsang «nd Tiefe ich am heutige« Tage der übrigen Welt nur durch eine einzige Zahl zum Verständnis bringen möchte: Seit dem Tage der Unterzeichnung des Vertrages, der als Friedenswerk der Grundstein zu einer neuen «nd besse re« Zeit für alle Völker sein sollte, haben sich, so ries der Kanzler mit Nachdruck aus, in unserem deutschen Volke — fast nur aus Not «nd Elend — 224 RM Menschen mit freiem Willen das Lebe« genommen, Männer «nd Frauen. Greise und Kinder! (Lebhaftes Hört Hört im Hanse.) Diese unbestechlichen Zeugen sind Ankläger gegen -en Geist «nd die Erfüllung eines Vertrages, von besten Wirk samkeit einst nicht nur die andere Welt, sondern auch Mil lionen Menschen in Dentschland sich Heil und Segen ver sprochen haben. Mögen die anderen Nationen daraus aber auch de« unerschütterlichen Willen Deutschlands verstehen, eine Periode der menschlichen Irrungen endlich abzu schließen, um den Weg zu finden zn einer endliche» Ver ständigung aller ans dem Boden gleicher Rechte! (Stür mischer Beifall «nd Händeklatschen.) * Nachdem der Kanzler geendet hat, erheben sich die Mit glieder der nationalsozialistischen Fraktion von ihren Plätzen nnd bringen immer wieder stürmische Heilrnfe an/ den Kanzler aus. Reichstagsprasident Göring: Männer und Frauen des Deutschen Reichstages! Durch die Initiative der Parteien des deutschen Reichstages ist mir folgende (von uns gestern bereits veröffentlichte) Entschließung zugegaugen, die ich hiermit zur Verlesung bringe: „Die Fraktionen der Nationalsozialistischen Dentschen Arbeiterpartei, der Deutschnationalen Volkspartei, des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei haben folgende Entschließung eingcbracht: Der Reichstag wolle beschließen: Der Deutsche Reichstag als die Vertretung des deutschen Volkes billigt die Erklärung der Rcichsregicrnna nnd stellt sich in dieser für das Leben der Nation entscheidenden Schicksalsfrage der Gleichberechtigung des deutschen Volkes geschloffen hinter die Ncichsregierung." (Stürmischer Beifall.) Männer »nd Frauen, so fährt der Neichstaaspräsident fort, wir kommen jetzt zur Abstimmung über diese Ent schließung. Diejenigen Abgeordneten, die dieser Entschlie ßung bcitreten wollen, bitte ich, sich von den Sitzen zn er heben. Es erheben sich sämtliche Rcichstagsabgeordnctcn. so daß die Entschließung einstimmig angenommen ist. Rauschender Beifall dnrchbraust das Hans. Auch Reiche kanzler Hitler beteiligt sich am Händeklatschen. Die nationalsozialistische Fraktion stimmt das Deutsch laudlied a«, das von allen Fraktionen nnd von allen in dem überfüllten Saal Anwesenden begeistert mitgcsungen wird Im Anschluß daran erklärt RcichstagSpräsident Göring, er habe dem, was sich im Reichstag soeben ereignete, nichts mehr hinznznsetzen. Die Welt, so ries der Neichstagspräsideut, hat gesehen, daß das deutsche Volk einig ist, wen» cs sein Schicksal gilt. Der Präsident schließt damit die Ncichstagssitznng. Die Nationalsozialisten sangen noch das Horst-Wesse l- Lied, ehe sie den Sitzungssaal verließen. Am Schluß der Rcichstagssitznng stellt Präsident Göring noch fest, daß im Protokoll vermerkt wird, daß die Annahme der Entschließung einstimmig durch sämtliche Parteien er folgt ist.