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Gerichtssaal. Kommunistischer Funktionär wegen Hochverrat» verurteilt. Die Gröhe Strafkammer Les Dresdner Landgerichts verurteilte nach geheimer Sitzung Len -es Hochverrats an geklagten Arbeiter Erwin Schulze aus Ber-iSLorf, der Funktionär der KPD. ist, zu sechs Monate« Gesängnis wegen Vergehens gegen die Notverordnung vom 28. 2. 1983. Man rechnet« ihm die Untersuchungshaft voll an. Im Be- sitze des Schulze waren Posten alter Flugblätter der KPD., die hochverräterischen Charakter trugen und zum Massen streik aufforderten, gefunden worden. Die Flugschriften wurden eingezogen. Ungetreuer Bürgermeister verurteilt. Die Große Strafkammer Les Dresdner Landgerichts verurteilte am Sonnabend den ehemalige« Bürgermeister von Mobschatz, August Emil Barsch, wegen schwerer Amts unterschlagung zu zwei Jahre« Gefängnis und zwei Jahren Ehrverlust. Barsch, der wegen einer Dicnstverletznng IE als Gendarm pensioniert worden war und dann sein Bür germeisteramt übernommen hatte, fing währen- des Krieges einen Kohlenhandel an, dem er späterhin auch noch ein Fuhrgeschäft angliederte. 1931 wurden nun bei einer Prüfung der Gemeindekasse ein Fehlbetrag von etwa 76000 Mark sowie erhebliche Unstimmigkeiten in den Büchern ent deckt. Wie die Verhandlung vor der Kammer ergab, war Barsch dadurch in Bedrängnis geraten, daß die wirtschaft lichen Hoffnungen, die er an die unter Aufnahme erheb licher Schulden erfolgte Anschaffung eines Lastzuges ge knüpft hatte, sich niclst erfüllten. Die Kammer sah auf Grund der eingehenden Beweisaufnahme für erwiesen an, daß der buchmäßige Fehlbetrag der Kemeindekasse zu etwa 29 000 bis 80 900 auf Veruntreuungen zurückzuführcn ist, die Barsch in der Hoffnung, den Zusammenbruch seiner Unternehmungen dadurch hintanhalten zu können, begangen und durch falsche Eintragungen in die Bücher verschleiern zu können gehofft hatte. Bei -er Strafzumessung berück sichtigte das Gericht einerseits die bisherige einwandfreie Lebensführung des Angeklagten, andererseits die schwere Schädigung der kleinen, etwa KM Seelen umfassenden Ge meinde sowie die Höhe und die lauge Dauer der Verun treuungen. Von einer gleichzeitigen Anklage -er Nmts- urkundensesülmng wurde Barsch freigesprochen Vermischtes. Zwei Elefanten auf dem Transport ver brannt. Wie die Berliner Pressestelle des Zirkus Gleich mitteilt, sind beim Transport des Zirkus von Marseille nach Lyon zwei Elefanten umgekommen. Aus bisher un bekannten Gründen brach in einem Waggon des Trans- piortzugcs Feuer aus, dem die beiden Elefanten zum Opfer fielen, während sich die Begleiter durch Ab springen ans dem fahrenden Zuge retten konnten. Die größte astronomisch« Uhr. In einer bekannten Straßburger Turmuhren- Fabrik wird gegen- wärtig die größte astronomische Uhr der Welt hergestellt, bestimmt für die Kathedrale in Messina (Sizilien). Die Fabrik arbeitet schon drei Jahre an der .Herstellung des Kunstwerkes, das bei einer Höhe von 30 Metern 50 ver schiedene automatische Uhrwerke enthalten wird, um all« Figuren und Abteilungen in Gang zu bringen. Die Figuren sind aus der Heiligen Schrift und der römischen Mythologie gewählt oder verkörpern Gestalten aus der örtlichen Sagenwelt. Selbstmord eine» BühnenschriftstellerS. Der erst vor kurzem aus der Schutzhaft im Dortmunder Polizeigesängnis entlassene Rechtsanwalt Frank 1 hat sich in einem Berliner Krankenhaus mit Veronal vergiftet. Er war der Autor des Bühnenstückes „Menschen am Schienen strang". Sein Sozius Elras hat im Dortmunder Polizei gefängnis Selbstmord begangen. Das wandernde Borkumer Häuschen. Ter Borkumer Arbeiter Johann E. hatte sich vor dem Schöffen gericht in Emden unter der Anklage der Vollstreckungs vereitelung zu verantworten. Im November 1932 sollte sein Haus zwangsversteigert werden. Als der Termin hcrangerückt war, konnte man kaum noch von einem Wohn hause sprechen, denn daS alte Haus war bis auf den Roh- bnu „abmontiert" worden. Fußböden, eine Tür, Decken, alles war nach und nach verschwunden. Selbst der Pflaster weg zum Hanse war kurz vor der Versteigerung nicht mehr vorhanden. Da etwa 500 Meter von dem zur Zwangs versteigerung kommenden Hause ein „Neubau" des Arbei ters mit Hilfe von Altmaterial entstand, kam natürlich jedem der Gedanke, daß der Arbeiter aus dem alten Hause das Material zum „Neubau" hinüberschleppte. Das brachte ihn jetzt aus die Anklagebank. Der Staats anwalt beantragte drei Monate Gefängnis. Da» Gericht billigte dem Arbeiter jedoch mildernde Umstände tn weitem Umfange zu und erkannte auf 50 Mark Geldstrafe. Aufregender Zwischenfall im Zirkus. In der Eröffnungsvorstellung des Zirkus Krone in Zwei brücken ereignete sich vor 5000 Zuschauern ein aufregen der Vorfall während der Vorführung einer Gruppe von zwölf Löwen. Der Löwe Paris verweigerte dem Tierlshrer Paul K. wiederholt den Gehorsam. Bei einem neuerlichen Befehl des Tierlehrers sprang der Löwe plötzlich von seinem Postament und griff K. an. Die Bestie hieb mit kräftigen Prankenschlägen dem K. sowohl die eiserne Gabel wie den Holzprügel aus den Händen. Ein weiterer Tatzen schlag schlitzte den Aermel des Smokings auf und ver letzte den Arm des Doinpteurs schwer. Mit Wasser- schiläuchen bereitstehende Feuerwehrleute brachten das Tier zum Zurückweichen. Frühdeutscher Grabfund bei Leuna. Bei Nusschachtungsarbeiten in Leuna-Göhlitzsch stieß man kürz lich auf Teile eine» Grabes, das zu den seltensten Funden gehört. Das Grab stammt aus frühdcutscher Zeit im 9. bis 10. Jahrhundert. Das im Grab liegende Skelett lag langgestreckt in West-Ostrichtung in etwa 1,20 Meter Tiefe, die Arme parallel zum Körper. Als Beigabe fand sich zu Fußende «ine 58 Zentimeter lange eiserne Sichel, deren Holzgriff noch deutlich zu erkennen war. MMe Rktzkll MkWn... „Fliegender Hamburger" fahrplanmäßig und elektrisch« Wannseebah«. d. Berlin. Auf vielen Berliner Bahnhöfen wehten in der Morgenfrühe des 18. Mai Fahnen: Zwei wichtige Ereignisse, zwei Ereignisse in der Verkehrsgeschichte der Deutschen Reichsbahn, werden gefeiert. Der viel zitierte „Fliegende Hamburger" verkehrte zum ersten Mal fahr planmäßig. Außerdem ist heute die elektrifizierte Wann seebahn nach kaum einjähriger Bauzeit in Betrieb genom men worden. Die Jnbetriebstellung des „Fliegenden Hamburgers" bedeutet schon beinahe keine Sensation mehr. Auf dem Lehr ter Bahnhof, wo der neueste FD-Zug Deutschlands kurz nach 8 Uhr abgelassen werden soll, haben sich nur wenige Lm8vü«dvr! Jeden packt es, der tagaus, tagein im Gleichtakt -er Arbeit steht und sich nach Entspannung und neuen Kräften sehnt. Endlich ist -er Tag -er Abreise da! Alle Sorgen bleiben zurück und froh geht's dem Neuen ent gegen. Eins darf man dabei aber nicht zurücklasfen, daS Riesaer Tageblatt, die Heimatzeitung! Die bringt jeden Tag eine willkommene Abwechslung in die Ferienstille, wenn man sie rechtzeitig als Kreuzvandsenbung nach schicken läßt. Eine kurze Mitteilung an Sen Verlag ge nügt, um täglich den angenehmen Reisefreund um sich zu haben. Neugierige eingefunben. Al» -er „schnellste Zug »er Welt" tn die Bahnhofshalle einläuft, haben sich neben den 98 Fahr gästen nur noch wenige andere Zuschauer auf den Bahnsteig ausgestellt. Trotzdem empfindet jeder die erste fahrplan mäßige Fahrt des „Fliegenden Hamburgers" als Sensa tion. Nach 2 Stunden und 18 Minuten Fahrzeit wird der Triebwagen fahrplanmäßig in Hamburg etnlaufen. Die beiden größten deutschen Städte und sich — jetzt auch fahr planmäßig — ein Stückchen nähergerückt. Mit selbstver ständlicher Pünktlichkeit verläßt der „Fliegende Hamburger" »en Lehrter Bahnhof und selbstverständlicher Planmäßig keit wird er seine Reise tagaus tagein wiederholen. Für die Berliner Bevölkerung bildet die Elektrifi zierung der Wannseebahn beinahe eine noch größere Sen> sation. Zwischen dem Potsdamer Bahnhof in Berlin und dem Bahnhof Wannsee verkehrten bis jetzt nur Dampfzüge, die sich bet den Berlinern keiner großen Beliebtheit erfreu ten. Sie fuhren verhältnismäßig langsam und ohne jeg liche Bequemlichkeiten. Durch die Elektrifizierung der Wannseebahn-Strecke sind die südwestlichen Vororte Ber lins — also vor allem Zehlendorf, Friedenau und Lichter felde — beträchtlich näher an die Innenstadt geschoben wor ben. Die elektrischen Bahnzttge durchmessen jetzt die Ent fernung Berlin—Wannsee in 29 Minuten. Die Geschwin digkeit der Züge konnte beträchtlich gesteigert werden. Der normale elektrische Wannseezug erreicht eine Höchstgeschwin digkeit von 72 Kilometern, der sog. Bankierzug zwischen Zehlendorf und Potsdamer Fernbahnhof eine D-Zug-Ge- schwindigkeit von 95 Kilometern. Die Verkchrsverhältnisse der Reichshauptstadt haben sich durch die Elektrifizierung der Wannseebahn ganz erheblich gebessert. Beide Ereignisse bilden vielleicht keine verkehrspolitische Sensation. Trotzdem zeugen sie von dem schöpferischen Willen, der heute in den Leitern der deutschen Verkehrs politik steckt. MW MkkMMkll. Nicht hunderttausend, sondern zweihunderttausend Mark vom Sozialdemokraten Wörlinger verschoben. * Köln. Zu der Berschiebuna von 1VN NNV Mark durch den Führer der sozialdemokratischen Stadtverord- netenfrattion Köln, Robert GSrltnger, erfährt die Tele- arapken-Union noch, dak diese Summe bedeutend höher ist «nd sich ans etwa 2V0VV0 Mark belänst. Görlinger hat al« Leiter der Arbeiterwoblfabrt Köln, sowie der Lotterieabteilun« der Arbeiterwohlfabrt in Berlin bei de» Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamte« 100 000 Mk. abgehoben und außerdem von verschiedenen Sparkonten noch mal» weiter« 100000 Mark. Di, 200000 Mark sollen hauptsächlich an» Lotteriegeldern stammen, llliirlinger selbst war schon vor der Gtadtv»rordn»t«»»abl nach dem Zaar- aebi«t abgrreist. Mitte Mt» haben zwei Anaektellte der Arbeiterwohlsahrt auf sein« Anweisung bin da« Geld nach Trier gebracht und dort dem Aachener Varteisekretär der TDD. anSgrbSudiat. Der »eitere Verbleib de« Betrages könnt, bisher noch nicht f,stg,ftellt »erden. Mau »ermntet aber, daß das Selb über die Grenz« in» Eaargebiet Ver schoben wurde, wo sich Görlinger noch anshLlt. Rundfunk-Programm. Mittwoch, de« 17. Mal. Berlin — Stettin — Magdebu. 18.20: Stund« der Frau. — 16.30: Au» Hamburg: Naihmit- tagskonzert. — 17.00: Gesänge au» Opern (Schallplatte»): 17.30: Die Rechenschaft. Die juristische Lage. — 17.50: Zeitfunk. — 18.19: Haydn — Mozart. Klaviermusik. — 18.40: Die Funk-Stunde teilt mit... — 18.45: Stimme zum Tag. — 10.00: Stunde der Na tion. Au» Breslau: Da» Glatzer Bergland. — 20.08: Losung. — 20.10: Volksliedsingen. — 20.Ä: Durch die zeitgenössisch« Operette. 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — Danach bis 24.00: Tanzmusik. Königswusterhausen. 9.00: Schulfunk: Der Tag der nationalen Arbeit. — V.45: Clara v. Wedelstaedt: „Heitere Geschichten". — 10.10: Schulfunk: Ostpreußisches Gold. Eine Hörfolge vom Bernstein. — 18.00: Kin derstunde: Wir erleben die Zeit. — 15.45: Emil Strauß: „Bap tist«". — 16.00: Konzert. — 17-00: Wirtschastswandlungen der Ge genwart. — 17.30: Max Trapp: Streichquartett Nr. 2, op. 22. — 18.05: Volkslieder für gemischten Chor. — 18.35: Biertelftunde Funktechnik. — 19.00: Berliner Programm. — 20.00: Musik des Frühlings. — 20.45: An ihren Taten sollt Ihr sie erkennen. Eine satirische Hörfolge mit Gedichten von Orpheus dem Zwoten. — 21.30: Tanzmusik. — 22.00: Berliner Programm. — 23.00: Au» Königsberg: Nachtkonzert. Lop^rigbt Si»rt!n keuedtvavger, Hallo (8salo) ll? Freilich erfuhr und wußte Jgnis nur herzlich wenig von den Problemen, die die Welt bewegten. Aber ein sicherer Instinkt ließ sie ahnen und erfühlen, wovon ihr keiner redete. Leicht hätten ihre leidenschaftlichen Gefühle sie in harten Kampf mit ihrer streng aristokratischen und auch eng aristokratischen Umgebung bringen können. Aber einmal wußte ihre graziöse Art sich durchzusetzen ohne Eigensinn und Trotz, und dann war es das große Mitleid, das sie ihres traurigen Geschicke» wegen tn allen erregte, aus dem heraus man sie gewähren ließ, und ihr Erlaubnis, oft nur durch stillschweigendes Uebersehen dessen, was sie tat, erteilte für alles mögliche, was man anderen jungen, adeligen Damen niemals gestattet haben würde, selbst nicht, wenn sie es verlangt hätten. Endlich aber litt Jgnis seit ihrer frühesten Kindheit an Anfällen heftigster Migräne, ost von Fiebern begleitet; und da diese meist nach Erregungen und heftigen Szenen auftraten, vermied man alles, was zu ihnen führen konnte. Jgnis benutzte diesen Umstand früh auf ihre eigene Weise. Sie war ein Kind, und ein NugeS Kind! Und wie allen Kindern war ihr jedes Mittel recht, die Erwachsenen zu übertölpeln. Je älter si« freilich wurde, desto seltener wiederholte« sich die wirklichen und bezweckten Krankenlager, und Jgnis selbst begann, sich ihrer kindischen Schauspielereien zu schämen. Die beiden Komtessen laßen lm Schulzlmmer. Ma demoiselle unterrichtete sie in der französischen Literatur. So schön Sabine war: Mademoiselles Liebling war Jgnis, die Halbfranzösin, die Tochter eines französischen Grafen. Auch Mademoiselle trug einen adeligen Namen. Niemand im Schloß behandelte sie wie eine Dienerin. Die verarmte und verwaiste Emigrantin war Standesgenossin. „Jgnis, Sie merken nicht auf!" „Mademoiselle, wie könnte ich..." „Der Herr Onkel weiß besser als Sie, was nötig und recht ist!" „Ohne Zweifel, Mademoiselle. Aber ich bin so traurig, daß nötig und recht ist, was mir grausam erscheint!" Mademoiselle seufzte. So war nun einmal das Leben; aber was wußte das junge Ding davon? Sabine gähnte. „Du bist langweilig, Jgnis. Was gehen uns diese Bauern an?" „Mich — viel!" flammte die andere auf. „Es sind meine Leute — wenigstens Schmieder. Und es ist Bertels Vater!" „Um so schlimmer. Du hast ihnen viel Gutes getan. Sie danken mit Undank!" „Ach Gott, Sabine..." Was weißt du schon davon?, lag in dem Ton. „Komteßchen, was können Sie tun? Sie haben sich Ihre Augen rot geweint. Der Herr Graf erfüllt Ihnen jeden Wunsch. Wenn er jetzt aus seinem Nein besteht..." „Freilich hat der Onkel recht. Nur es hat mich so sehr erregt. Mademoiselle, darf ich mich zurückziehen? Mein Kopf brennt wie Feuer!" „Und Sie sind blaß wie Schnee, arme Kleine. Gehen Sie schlafen. Ich werde die Jungfer rufen!" „Am liebsten blieb ich allein. Ich lege mich zu Bett. Entschuldigen Sie mich bei der gnädigen Frau Tante, Mademoiselle. Ich bin s o müde. Ich möchte nichts wie schlafen, mich in den Schlaf weinen!" „Weine lieber nicht, Jgnis. Es macht dich immer krank. Es macht dich auch ein wenig häßlich!« .Ach, Sabine! WaS bin ich neben dir?" Es lag keine Bitterkeit in dem Ton der jungen Kom tesse. Es lag eine zärtliche Schelmerei darin. Das kannte man an Jgnis. Sie lächelte noch liebenSwürdig-graziös unter den heftigsten Schmerzen. Mit tiefer und ehrerbietiger Verneigung verließ Jgnis die Schulstube. Sabine, ruhigen Gemütes und von einem beharrlichen Fleiß, wenn auch von langsamerer Fassungsgabe, neigte den schönen Kopf über das Buch. Sie hatte nicht ungern, wenn Jgnis einmal in den Stunden fehlte. Zuweilen kam sie nicht so schnell mit, wie der sprühende Geist der Gefährtin anzog. War sie allein, gab sie das Tempo an. Mademoiselles Gedanken aber folgten der Lieblings- schülerin. Jetzt war sie es, zu der man Härte sagen können: „Sie merken nicht aus!"^ „Laß mich, Lisette"/ wehrte Jgnis der dienstbereiten Zofe. „Ich möchte mich selber auskleiden. Möcht' nur schlafen. Bring mir Essigwasser und ein Tuch. Ich lege mir die Kompressen selbst auf. Und laß niemand herein. Sobald ich wach bin, rufe ich..." Aber Jgnis kleidete sich nicht aus. Wohl warf sie ihr Kleid auf den Stuhl vorm Bett, aber sie zog sogleich ein anderes, einfacheres und dunkles über, legte ihr Nachtgewand, mit ein paar Tüchern aus gestopft, tief unter die seidene Steppdecke; ein Häubchen, ebenfalls ausgefüllt, bekam die wohlausgerungene Kom presse an die Stelle, wo die Stirn gewesen wäre, wenn Ihre Erlaucht, die Gräfin Montbillard, das Häubchen auf ihren Kopf gesetzt hätte. Die Gardinen des Bettes wurden sorgfältig zusammengezogen. Ei, wie fest ich schlummere!, dachte die Schelmin ver gnügt. Einmal noch, aber gewiß zum letzten Male, das schlimme Spiel! Sie hatte dieses Gelübde bereits des öfteren getan. Aber jedesmal von neuem wurde es ver- . aessen.