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der verringert worden durch Stromarbetten, dt« vor allem noch bis zu Beginn unseres Jahrhunderts aus geführt wurden: Angriffsbauten zur Begünstigung der Schiffahrt, die sich auch vorteilhaft inbezug auf die Hochwastersicherheit auswirkten. In die Wege geleitet wurden die Stromangriffs werke durch -en Abschluß der Elbschiffahrtsakte am 23. Juni 1821. Diese forderte die Ausräumung aller Strom- und Schiffahrtshindernisse auf Kosten der Elb uferstaaten. Um ein volles Verständnis beim Leser zu erzie len, soll hier zunächst auf die Arien der Strom- und Schiffahrtshindernisse sowie auf die Möglichkeiten ihrer Beseitigung eingegangen iverden. In den Grundzügen ist das Folgende der Inhalt -es Korrek tionsplanes der Regierung von 1860, von dem später noch die Rede sein wird. Der Strom hatte für den geplanten Schiffsver kehr zu verschiedene Tiefen. Es traten bei Niedrig wasser solche von 0,45—2 Meter auf. Der Grund dazu war das ungleichmäßige Gefälle. In Gebieten star ken Gefälles grub der Strom sich ein, während er in schwach abfallenden Stromteilen das mittranspor tierte Stein- und Sandmaterial ablagerte und Heger, Wärter und Inseln bildete. Das Ziel der Angriffs arbeiten war nun, eine einheitliche Fahrtiefe zu erhal ten, die nach Möglichkeit von dauerndem Bestand sein sollte. Deshalb mußte man zunächst versuchen, ein gleichmäßiges Gefälle zu erhalten, bei dem sich der Strom in den Untiefen noch eingräbt, währen- er die Tiefen bis zu einer gewünschten Sohlenhöhe zuschüt tet. Man wollte also -em Strom den Ausgleich der Sohlenunebenhciten soweit als möglich selbst über lasten, so daß die Korrekturarbeiten durch Menschen- haud sich dann nur noch auf ein Minimum be schränkten. Nach diesem Plan war zunächst eine Gefälls erhöhung in den Ablagernngsgebieten anzustreben. Diese wurde erreicht durch künstliche Einengung des Stromlaufes mit Hilfe von Steindämmen, die dem Ufer im Fluß parallel laufen. Solche Bauten nennt man Korrektions- oder Leitdämme. Sie drängen das Flußwasser zusammen und erhöhen so die Transport fähigkeit für die Ablagerungsstoffe. Ursprünglich benutzte man zn dem Zweck Buhnen, kleine Quer dämme. Diese zeigten jedoch keine günstigen Resul tate und wurden deshalb wieder verworfen. Die danach eingeführten Leitdämme oder auch Parallel werke bestehen aus einem Grundbau von Baggerkies, dem am Fuße der beiderseitigen Böschungen von der Stromsohle bis zur Höhe des Niedrigwasserstandes ein Steinwurf, das sogenannte Borlager, anliegt. Der Grundbau wird von der Höhe des Niedrigwasser standes- an gepflastert. Der Querschnitt der Dämme änderte sich wiederholt, bis die für den Wasser- und Eisabfluß günstigste Form gefunden war. Mit ihm wandelte sich auch die Höhe der Parallelwerke von 2 bis 0,80 Meter über Niedrigwasserstaud: denn der durch den Steindamm abgeschnittene Stromraum sollte durch den Schlick höherer Wässer selbsttätig ver landen, da diese wassergefüllten Stromareale für die Schiffahrt ungünstige Wirbel und Nebenströme er zeugten. Eine Höhe von 80 Zentimeter war für die Verlandung am vorteilhaftesten. Durch kleine Quer dämme zwischen Parallelwerk und Ufer suchte man die Zuschüttung noch zu begünstigen, z. B. bei Hirsch stein. Doch zeigte sich kein besonderer Erfolg. Jetzt füllt man daher die abgeschnittenen Flnßteile bis zu einer gewissen Höhe mit Baggerkies lz. B. an der Jahnamündungi und bepflanzt den Raum mit. Gras und Weidengebüsch. Diese bilden bei höheren Wäs- Druck und Verlag von Langer u. Winterlich. Riesa. — Ja fern aluagcrungssörderude Stromytnoermste, die eine selbsttätige Weiterverlandung zur Folge haben. Inseln ließen sich nicht so leicht durch beiderseitige Einengung des Flußbettes beseitigen wie die Sand bänke. Hier war man gezwungen, einen der beiden Arme, die die Insel umflossen, durch einen Quer damm von Stein abzuriegeln, so daß nur der andre durchströmt wurde. Gewöhnlich führte dieser Damm dann noch auf der Insel abwärts, um den gleichen Zweck zu erfüllen wie ein Parallelwerk. Der tote Zweig wurde ebenfalls der Verlandung überlassen. Nun mußte aber auch die eigentliche Ursache der Ablagerungen im Lauf behoben werden, die Ab brüchigkeit der Ufer. Besonders an den Prallsteller in den Flußbvgen löste das Wasser den Userboden, trug ihn mit sich fort und setzte ihn in schwach durch strömten Gebieten, z. B. am unteren Jnnenufer der Flußkrümmnngen sowie unterhalb von Nebenfluß mündungen, wieder ab. Es wäre bald wieder eine vollständige Versandung des Laufes eingetreten, wenn nicht das Uebel der Abbrüchigkeit durch Ufer deckwerke verhindert wurde. Diese Deckrverke sind Kiesschüttungen und an Stellen starken Anpralls Pflasterungen. Beide befinden sich meist in den Fluß krümmungen, während in geraden Strecken schon eine Grasnarbe die Abbrüchigkeit verhindert- die Wurzeln geben dort dem Boden genug Festigkeit. Danach konnten die Ausbaggerungsarbeiten in Angriff genommen iverden, die die Anlage einer ein wandfreien Fahrrinne zum Ziele hatten. Man be rechnete den für den Wasserabfluß vorteilhaftesten Querschnitt und strebte die Muldenform des Flußbet tes an. Jedoch erwies sich später die Trapczform als günstiger, die man seit 1911 auch durchführt. Es mach ten sich dabei neben den Baggerarbeiten auch Grund- schwellenleguugen, Hebungen größerer Steine und Sprengungen nötig. Außerdem mußte man versuchen, die allzu scharfen Krümmungen der natürlichen Fahr rinne zu beseitigen. Wie geschah nun die Ausführung dieser Bauwerke in der Niederung? Gleich nach dem Abschluß der Elbschiffahrtsakte wurde mit der Beseitigung der „Grödeler Leichte" begonnen, denn sic war seit der Entfernung der Inseln das größte Strom hindernis der Niederung. Diese Untiefe konnte mit beladenen Schiffen nicht überfahren werden. Das Gut mußte mittels kleiner Boote aus Ufer gebracht werden. Der so erleichterte Kahn — daher kommt der Ausdruck „Leichte" — wurde über die seichte Stelle geleitet und dann wieder beladen. Um dieses Hinder nis zu beseitigen, entstand 1836 dort das erste Paral- lellvcrk. Kurz danach wurde 1844 die Additionsakte zur Schiffahrtsakte abgeschlossen. Sie legte eine bestimmte Nicdrigwassertiefe und -breite fest, die überall anzu streben seien, und schrieb den sofortigen Beginn der Stromaugriffsbauten vor. Demzufolge wurde 1858 bis 1858 der Damm in den „Riesaer Steinen" gebaut. Doch fehlte bisher noch ein einheitlicher Plan der Negierung über die Verteilung der Werke. Dieser wurde 1858—60 bearbeitet. Es wurden darin 184 85S Meter Uferdcck- und Parallelwcrke in Sachsen vor gesehen. Deshalb kann trotz vorheriger Arbeiten erst das Jahr 1861 als Beginn der planmäßigen inneren Stromregulierung angcsprochen werden. Man nahm sich nach dem vorhin schon geschilderten Plan zunächst die Korrektion des Stromschlauchcs nud die Sicherung der abbrüchigen Ufer vor. Zuletzt sollte die Ausbag gerung und Normalisierung des Strombettes folgen. Schluß folgt. r die Redaktion verantwortlich: Heinrich Uhlemann, Riesa. Matter zur Uflege der Keimatlieöe, der Keimatforschung und des KeimatsHuhes. Erscheint in zwangloser Folg« als Beilage zum Riesaer Tageblatt unter Mitwirkung de» Verein» Heimatmuseum in Riesa. Rachdruck, auch mU Quellenangabe verdate» Nr. 22 Riesa, 13. Mai 1933 6. Jahrgang Die Korrektion -es Ablaufes innerhalb -er sächsischen Rie-ernng. Georg Stahr. Vor der Zeit der ersten Besiedelung bot die Elbe in unsrer Heimat ein ganz anderes Bild dar als heute, wo wir sie als einen gleichmäßig in seinem vorgeschriebenen Bett dahinfließenden Strom kennen. Aus dem engen Felsentale bei Hirschstein kom mend, traten damals die bei weitem größeren, zu sammengedrängten Wassermassen heraus jn die flache, mit lockerem Boden bedeckte Niederung'. Kein Hin dernis stellte sich ihnen entgegen, kein vorgezeichnetes Felsental hatten sie mehr zu durchlaufen. Deshalb, sowie infolge -es geringen Gefälles in unserem Flach lande strömte das Wasser in zahlreichen Armen aus einander. Jn vielen Windungen bewegte sich der Strom, ein großes Wassernetz bildend, zwischen dicht bewaldeten Ufern und Inseln dahin. Doch war dieses Netz von Wasseradern nicht beständig. Die dauernde Arbeit des Flusses an -en Prallufern -er Flußbögen rief eine allmähliche Verschiebung der Arme hervor. Der dabei abgetragene Erdboden setzte sich an anderen Stellen der Strombetten wieder ab. So entstanden Sandbänke und Inseln, die ebenfalls zur Aenderung des Bildes der Elbe beitrugen. Plötzlich eintretende, gewaltige Hochwässer verursachten Durchbrüche der Windungshälse und rissen auch sonst neue Rinnen in unfern Heimatboden. Die vordem durchflossenen Zweige blieben dann als Seen, mit stehendem Wasser gefüllt, der Versumpfung und Vermoorung überlassen. Allerdings geschah es auch, daß diese stillgelegten Zweige während Hochioasserperioden wieder einmal durchflossen wurden. Alles das erzählen Zusammen setzung und Lberflächenform unserer Heimaterde. Wir selbst können uns von der Gewalt, mit -er vor Zeiten die Wassermassen -er Elbe unser Heimat land beherrschten, nur geringe Vorstellungen machen; denn durch die Fortschritte der Wasserbautechnik im Laufe der Jahrhunderte sind wir gewöhnt, die Elbe als einen dienstbaren Geist zu betrachten, der nur ab und zu einen schwachen Terrorversuch in Form eines Hoch- und Niedrigstwasserstandes oder einer Eisfahrt zeigt. Einen Ueberblick, wie es den Bewohnern unserer Heimat im Laufe der Zeit möglich war, die Geivalt des Wassers zu brechen, sollen die folgenden Abschnitte bieten. Das Werk über die Korrektion der Elbe, das 1898 von der Elbstrombauverivaltung Magdeburg heraus gegeben wurde, vertritt die Aussicht, daß die Ncgulie- rungsarbciten in Lachsen mit der ersten Besiedelung des Elbgebietes beginnen. Die Germanen, die im 4. Jahrhundert an die von Wald gesäumten Stromläufe kamen, werden jedoch kaum etwas daran verändert haben. Ihre ver einzelt liegenden Anwesen bauten sie auf den Ter rassen an hochwassersicheren Stellen auf. Die Wälder und fischreichen Arme boten ihnen genug, so daß sic das Bedürfnis, Elbhandel zn treiben, nicht hatten. Sie überquerten lediglich die Läufe auf Einbäumen und Flößen oder zu Pferd durch die Furten. Ein Grund zu einer Korrektion des Stromes lag daher gar nicht vor. Außerdem ist zu bedenken, daß den Germanen die nötigen technischen Erfahrungen und Mittel für einen solchen Eingriff in das Schalten und Walten eines Stromes fehlten. Die Mittel ließen sich zwar, wie die Bauten viel älterer Völker lehren, durch die Kraft zahlreicher Menschen fast ersetzen, aber anch eine Elbregulierung dieser Art ist nicht anzu nehmen, da die vereinzelt liegenden Siedelungen für diesen Zweck mit zu wenig Menschen besetzt waren. Danach wohnten von der Zeit der Völkerwande rung an Slaven in unserer Hemmt. Man möchte fast behaupten, daß diesen an einer Korrektion des Wasser netzes gar nichts gelegen war; denn sie betrieben Fischerei, und da sich Fische der Nahrung wegen gern in neu gebildeten Flußteilen aufhalten, war den Slaven die Unbeständigkeit -es Stromes nur recht. Es mag sein, -aß sie kleiner« Dämme zum Stütze