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MIlWIkttliielllMM. CS. AIS Feiertag ter nationalen Arbeit soll der 1. Mat von nun an al» Nationalfeiertag „zur Ehrung der Arbeit im Ginne der Einheit de» deutschen Volke»" gefeiert werden. Durch Schmuck mit jungem Grün wird zugleich die Er. innerung an alte FrühltnaSscste geweckt, und so sollen sich die Mächte einer nationalen StaatSgesinnnng mit tief im Volksglauben wurzelnden Bräuchen zur Einheit verbinden. Auf solch volkstümlich nationaler Grundlage ist die Fest, kultur aller Nationen erwachsen. Bon einem religiösen Urgrund ausgehend, wurden sie zu Vereinigungen des Volkes im StaatSgedanken. Dies war der Fall in der Blütezeit der alten Griechen, da die Wettkämpfe in Olympia und anderwärts alle Stämme des hellenischen Volkes zum geistigen und körperlichen Wettkampf vereinten. Die „Barbaren", d. h. Vertreter aller andern Völker, waren streng ausgeschlossen, und selbst der König von Mazedonien Mußte seinen Stammbaum fälsche», um eins griechische Her kunft nachzuweisen, die für das Auftreten bei der Olympiade notwendig war. In Rom uinkräuzcn ähnliche Nativnalfcste, die den Göttern des Frühlings, der Erde, des Herdes ge weiht sind und daS Bekenntnis zum Volk in zahlreichen Kultformen anSdrücken, daS ganze Jahr. Al» sich in der neueren Zeit der volkstümliche Festgedanke nach Entstehung der Natioüalstaaten mehr und mehr mit dem Staat»- gtzdanken verknüpfte, war der Geburtstag de» Herrscher» eine Hauptgelcgenheit, um einen Nationalfeiertag zu be gehen. Daneben traten allerlei geschichtliche Ereignisse, wie siegreiche Schlachten, in den Republiken besonders die Ver- fassungstage hervor. Die religiöse Grundlage blieb in den sog. Brttagen erhalten, wie sie ja auch bei uns noch alljähr lich begangen werben und eine besondere Feierlichkeit als Nationaltag in der Schweiz erhielten. Der eidgenössische Bettag» der auf den 3. Sonntag im September fällt, ist von Gottfried Keller in den Mandaten gefeiert worden, die all- jährlich als offizielle Kundgebungen erscheinen. Der große Dichter hat hier als Staatsschreiber, dem die Aufgabe der Verfassung solcher Kundgebungen zusicl, den Sinn aller Nationalfeiertage vielfach umschrieben, so wenn er z. B. sagt, jeder habe sich in so ernster Stunde die Frage vvrzu- legen: „Habe ich mich und mein HauS so geführt, daß ich imstande bin, dem Ganzen zum Nutzen und zur bescheidenen Zierde zu gereichen, und zwar nicht nur in den Augen der unwissenden Welt, sondern in den Augen des höchsten Richters?" Verschiedentlich ist der Tag zum jährlichen Nationalfest erhoben, an dem die Unabhängigkeit des Volkes erklärt wurde. Daher wird in den Bereinigten Staaten der vierte Full geleiert, an dem 1776 „die Fretheitsglocke von Phila. delphia der ganzen Welt eine neue Acra der Menschenrechte einläutete". Freilich findet dieser weltgeschichtliche Anlaß gerade bei den amerikanischen Nationalfesten häufig einen närrischen und höchst geräuschvollen Ausdruck, der immer wieder einsichtige Persönlichkeiten zu dem Einspruch gegen die „barbarische Kinderei" gezwungen hat. Besonders bei Sen Feuerwerken, die veranstaltet werden, sind meist Men schenleben und Verletzungen zu beklagen. Weniger gefähr lich, aber nicht minder lärmend, feiert man in Frankreich den 14. Juli, der zur Erinnerung an die Erstürmung der Bastille während der französischen Revolution am 14. Juli >789 begangen wird. Der Bästillen-Stnrm selbst war eine wenig rühmliche Episode in diesem VolkSaufstanb, der durch unnötige. Grausamkeiten entstellt wurde. Aber als am 14.. Juli 1790 der erste französische Nationalfeiertag anbrach, da herrschte eine ungeheure Fröhlichkeit über die Befreiung de» Volkes: aus allen Provinzen waren Menscheumassen herbeigepilgert, und auf dem MarSfelb fand vor dem „Altar -cs Vaterlandes" eine große Feier statt, der sich eine Masscnspcisung anschlotz. Wenngleich seitdem die große Parade in Longchamps zum offiziellen Hauptprogramm ge worden ist, so gibt doch die Grundstimmung de» französischen Nationalfeiertages die allgemeine Fröhlichkeit auf den Straßen, auf denen gefiedelt und gesungen, gelacht und ge küßt, getrunken und — vor allem — getanzt wird. Auch in Belgier, ist die Feier bestimmt durch die Erinnerung an die Erklärung der Unabhängigkeit des Landes und die Thron besteigung König Leopold l„ und so sind die Tage vom 21. bi» 28. Juli zum Nationalfest erklärt. In England bieten den Anlaß neben dem Geburtstag -e» Herrscher» andere dynastische Erinnerungstage, wie z. B. der Alexandra-Tag am 13. Juli, an dem die Lieblingsblume der Gattin Eduards Vll., die Rose, verkauft wird. Der Tag -cS Waffenstillstandes im Weltkrieg, der 11. November, ist in England als Armistice Dan besonders feierlich ausgebildet morden, wird aber auch von andern Staaten, die im Welt- kriege gegen nnS kämpften, als Nationaltag der Trauer nm die Gefallenen begangen, während bei uns dieser Trauertag in den Mürz fällt. In Ungarn feiert man daS Fest de» ungarischen Nationalheiligcn St. Stephan am 2b. August. Im spanisch sprechenden Kulturkrei» hat sich al- Nationalfeiertag die Fiesta della Raza sdaS Rassentest) herauSgebildet, und zwar am 12. Oktober, dem Jahrestag der Entdeckung Amerika» durch EolumbnS. Zuerst als Kundgebung der Gemeinsamkeit der iberischen Nasse in Spanien, Portugal und den latein-amerikanischen Repu bliken von verschiedenen Vereinigungen eingeführt, ist der Tag vielfach zur gesetzlichen Nativualfeier erhoben worden, so 1917 von Argentinien, 1918 von Spanten, 1922 von Kuba. Bei uns machte man nach dem Kriege tastende Versuche zur Neugestaltung des nationalen FestivescnS. Hatte man vor her neben dem Geburtstag des Herrschers den Tag der ReichSgrttnbung <18. Jannari und den Sieg non Sedan (2. September) als ErinnerungSfeste der deutschen Einheit begangen, so wurde nun der 1. Mai, das Fest deö inter nationalen Sozialismus, vielfach in den Vordergrund ge schoben, daneben auch der Tag der Revolution am 9. November und der VerfassuugStag am 11. August. ES kam aber zu keiner einheitlichen Regelung, während in Oesterreich der 1. Mat und der 12. November als Festtage bestimmt wurden. Dem faschistischen Italien blieb cS Vor behalten, die Formen des modernen Nationalfestes be sonders reich und eindrucksvoll auSzngestalteu. Man knüpfte an große Ereignisse der nahen und der fernsten nationale» Geschichte an. So werden der 29. September begangen als Jahrestag der Besetzung RomS im Jahre 1879 und der 28. Oktober als Tag des faschistischen Marsches ans Rom 1922. Vor allem aber feiert man in Italien daS „Fest der nationalen Arbeit" am 21. April, das unserm neuen Natio nalfest am 1. Mat entspricht. ES ist der mythische Grün- dungStag RomS, der zu neuem Leben erweckt wirb, und die Ehrung der nationalen Arbeit klingt auch hier mit länd licher Frühlingsfeier zusammen, während als nationaler Höhepunkt die Einführung der Kinder und der jungen Faschisten in die nationalen Verbände hinzutreten. Mrersen » /Ü5 ck/e Zo/mabe/rck-MM-e ütt „K/eraef ta-Matter" mit ^vkülläiAuvAoll kür Lonning oäsr Aontag volle man sofort »bgobsn insssn. ^nrsigon-^nnnkmo un<1 unsnt- goltlioko 8ilks bsi Lmlortigung von LmrsiZsa täglich von lrük 8 vkr ab. «ns« kseneuk 20. UllMlWSMIkM MM. Türme im Meer nnd aus der Erde. — Ungeahnte Mög lichkeiten deutsche« ErsindergeisteS. — Siege über Wind und Wasser. au. Es gibt Zeiten, in denen sich die Ankündigungen riesiger Erfindungen und technisck>er Bauten überstürzen — so auch seht: Man hört wieder von zwei phantastischen Projekten, die zwar, was ihren Zweck anbetrifft, vollkommen verschieden sind, die aber in Bezug auf ihr äußeres Bild einige Aehnlichkeit zu haben scheinen: Die Windkraft- maschine, die sich in die Lust erheben soll, und der Turm, der in die MeereStiefe, nach unten reichen soll. Ober halb und unterhalb der Meereshöhe eine Parallele! Der rheinische Ingenieur Honnef hat ein ungeheure» Projekt ausgearbeitet, das sich mit dem Bau hoher Eisen konstruktionen und darauf aufgesetzten Wiudkrastwerken be schäftigt. Schon ist eine Gesellschaft gegründet, die „Mind- kraft deutsche Erwerbsbeschaffung GmbH", die weitere Kreise für ilire Ide« gewinnen will. Zur Propagierung will man bald in Eichkamp, einem westlichen Vorort Ber lin», einen solchen Rieseuturm errichten. Ehe man hier mit Zahlen operiert, muß man erst die Zuhörer soz. schonend vorbereiten — so phantastisch, unge heuer und überwirklich klingen sie. Was soll man dazu lagen, wenn mau von einer Höhe von 35,0 Metern erfährt, wenn man vernimmt, daß di? fünf Windräder, die Wind turbinen, die auf die Plattform des Turme? aufgesetzt werden sollen, einen Durchmesser von i? IM Metern haben sollen, wenn man weiter hört, daß sich das' Turiugernst über dem Erdboden in einem Durchmesser von IM Metern erheben wird und daß die Rieleulsalle, die man innerhalb dieses Gerüstes unten bauen will, Raum für 40000 Men schen bieten wird? Das sind Zahlen, die Men schon maß säst zu übersteigen scheinen. 'iöO Ästeter .Höhe — das sind M Meter mehr als der Eifeiturm, delseu Höhe man biS letzt für unüberbietbar und schon phantastisch genug lne't! Den Turm will man aus Stahlrohren von 24 Meter Lauge und 2,M Metern Durchmesser zusammensehen, die als» so laug wie die Höhe eines Großstadthauses und so dick wie die umfangreichste unterirdilche Kanalröhrc sein sollen. Der Turm selbst wird „nur" 2öO Meter Höh« messen, daraus aber wird sich noch ein Obergestell von 100 Metern ausbauen, so daß sich tatsächlich eine Gesamt höhe von MO Metern ergibt. Diele» Obergestell soll dann noch die riesenhaften fünf Windkraiträdcr mit den oben erwähnten Durchmessern tragen! Der Zweck dieses als Phantasieprodukt anmuteuden Werkes ist klar: Man will endlich einmal dem oft und immer ungenügend angeschnitte nen Problem der Nutzbarmachung der Kraft, die im Winde steckt, zu Leibe gehen. Menscheugeist gelang es, dem Dampf und leinen ungeheuren Energieinhalt ausznwerten. Men- fchcngeist wußte die Kraft des Wassers sich nutzbar zu macken, Menschengeist verstand es z. T- schon die Kraft der Sonnenstrahlen auszunuheu — ihm wird es nun auch gelingen, sich ein weiteres Naturelement zu unterwerfen: die bisher im Großen unausgenutzt gebliebene Windkraft zu bezwingen. , Der Windstrom, der erfahrungsgemäß in der Höhe von 200—ihOO Metern am gleichmäßigsten herrscht, soll die riesigen Windturbiuen antreiben, in Gang halten, um durch» einen UebertragungSprozeß aus der Kraft des Ele mente» Elektrizität zu gewinnen. Der Ingenieur Honnef rechnet schon heute mit einer völligen Umstürzung der bis herigen Elcktrizitätkgewinnung, der Kraftwirtschaft über haupt: Jeder wird fragen: Wie aber da» große Kapital auf- treiben, da» dazu nötig ist? Es ist immer das Charak teristische für geniale Erfindergehirne, daß sie sich darüber die wenigsten Sorgen maclvn, wenn da» Projekt erst einmal ausgearbeitet ist. Das wird und muß i-ben herbeigeschafft werden. Man hat allerdings schon einen festen Plan, man will nämlich nach amerikanischem Muster eine Genossen schaft gründen, die Anteilscheine von 20—20000 Mark anS- wirft, außerdem gibt man noch nicht ganz die Hoffnung auf Unterstützung durch die deutsche Industrie auf. Hoffen auch wir also, daß uns nicht daS Ausland, wie schon öfter, diese» große Projekt durch seine größere Kapitalkraft fort schnappt, auf daß Deutschland auswcrteu kann, was deut sches Jngenieurgeni« schuf. Die Parallele hierzu, die freilich außer ihrem äußer- licben Turinbild sonst gar keine Beziehungen zum Wrnd- krastwerk besitzt, ist die Erfindung, mit deren Hilfe man die vor 134 Jahren versunkene „Lutine", bezw. ihre Gold schätze heben will. Die „Lutine" ist die von den Engländern eroberte französische Fregatte, die 1799 mit 300 Mann Besatzung und vielen Geschützen, mit Gold- und Silber barren, die heimlich von London nach Hamburg »um Zwecke der Unterstützung Hamburger Kaufleute geschafft werden sollten, im Unwetter an der holländischen Küste mit Mann und Mau» unterging. 132 Jahre lang, schon seit 1801, versuchte man unauf hörlich, den Goldhort zu bergen — aber vergeblich. Man scheiterte einfach an der Tiefe de» — Treibsandes, nicht etwa an der des Wassers, denn die Nordsee ist an der be treffenden Stelle bei der Insel Terschelling verhältnismäßig flach. Die Sandschicht, die da» Wrack bedeckt, ist bei weiten, größer al» die Wassermenge, ein Umstand, der bekanntlich das Bergen von Schifssgut fast unmöglich macht. Mit Baggern, mit Saugrohren war man schon dieser beharr lichen Sandmasse zu Leibe gegangen, holländische und eng- lisch? Gesellschaften, allein, immer daS alte Lied: Wind und Wellen waren stärker al» alle Menschen und Maschinen- Oopzmgbt bzc hlartlo keuektvangor, Uallo (8aalo) IS „Merkst du denn nicht, datz man mehr als je von den Bauern fordert; auch der Onkel, ich muß eS gestehen, so lieb ich ihn habe? Und die Leutz werden rebellieren. Und «inen schönen TageS geht eS hier wie in Reutzendorf. Es gibt offenen Aufstand — und man holt daS französisch« Militär aus Hirschberg — und es gibt Tote und Per- wundste." „Wenn schon? SS sind hübsch« Jungens unter den französischen Offizieren! Und es ist langweilig genug, hier in der Einsamkeit! Ich hätte nicht« dagegen, wenn ein paar nette, galante Herren auf etliche Tage bei uns zu Gast wären!" ,O Sidonie!" sagte JgniS von Montbillard in einem vorwurfsvollen und doch hoffnungslosen Ton. „Wie kannst du nur..." „Wir wollen uns wiederfprechen, wenn du deine Herr schaften selbst verwaltest! Ich möchte nicht arm werden!" „Arm? Ach, du liebe Zett — arm? Weil man ein paar anderen ein bißchen mehr gönnen möchte?" „Das alles interessiert mich gar nicht, und eS ist un passend, wenn sich Mädchen für so etwa- interessieren. Mademoiselle und die Frau Mutter sagen es dir so oft und immer wieder..." „Ihr seid nicht im Gefängnis geboren, wie ich. Dein« Mutter ist nicht unterm Beil deS Henkers gestorben, weil sie treu und wahrhaftig war. Das liegt mir im Blut, Sidonie, daS zieht mich zu den Unterdrückten und Ge knechteten." „Das lollte dich sie ewig hasten lasten, denn ihnen kommt die Schuld an dem allen zu. Aber", und Sidonie legte in einem Anflug von Herzlichkeit ihren Arm um den Nacken der Gefährtin, „das ist lange her. Du weißt von alledem nichts und bist meine liebe Schwester und meiner Eltern zweites Töchterchen. Laß uns von anderem reden! Ich bin begierig, wen die Eltern uns aussuchen werden zum Gemahl. Wir haben die besten Aussichten und eine gewaltige Auswahl, JgniS. Wir sind die reichsten Erbinnen in ganz Schlesien. Und niemand kann behaupten, daß wir garstig aussähen I" „Frau Königin, Ihr seid die schönste hier...", lachte Jgnis in kindlicher Schmeichelei, unterbrach sich aber er staunt: „Besuch! Ein fremder Wagen! Wer kann daS sein? Die Herren, die erwartet wurden, sind doch alle längst beim Onkel l" Ein altmodisch elegantes Gefährt bog von der gut ge haltenen Straße, die, bei Htrschberg beginnend, nach Schweidnitz und weiter bis Breslau führte, in die Birken- aller ein, die vom Schloß in gerader Linie sich bis zur Landstraße streckte, und in der die beiden Mädchen lust wandelten. Rechts und links dehnie sich der Thielsche Park, bekannt und berühmt über die Grenzen Schlesiens hinaus. Der Graf ließ ihn sich etwas kosten, hielt erstklassige Gärtner und fand Gefallen an gutgepflegten und selbst ausländischen Bäumen. Der Wagen war schon ganz nahe. Kerzengerade saß der Kutscher, im Mantel mit vielen Schulterkragen, auf dem Bock, wie aus Holz geschnitzt. Von den Insassen deS geschlossenen Coupe« war kaum etwas zu erspähen. Sin junge» Männergesicht bog sich flüchtig an die Scheiben deS Wagen«. ES schien ernst und blickte über die jungen Mädchen hinweg. „Wer kann das sein?" fragten sie sich gegenseitig. „Das ist richtiger Besuch", erklärt« freudig die lebhafte IgniS. „Die kommen nicht nur zu deinem Vater, Sidonia Laß uns sehen!" Und sie folgten dem Wagen, so rasch eS ging, in der Richtung auf das Schloß zu, da« breit, weiß und vornehm von dem anderen Ende der Allee herüberarüßte. Im geräumigen Arbeitszimmer des Schloßherrn, bei schweren roten und weißen Weinen, saßen rings um den gewaltigen Mitteltisch die Herren und Herrscher der schlesischen Dominien zwischen Hirschberg, Schweidnitz und Ltegnltz. Einer von ihnen, ein Mann von gewaltigem Körper bau, dessen grobschlächtiges Antlitz rohes Gemüt verriet, stand gerade, lebhaft redend, am Tisch — ab und zu mit starker Hand kräftig und hart auf die Eichenplatte klopfend, um seine Worte durch dies Helle Geräusch zu unterstreichen. „Eure gräflichen und freiherrltchen Gnaden wollen eS sich ausmalen! Kunz hat einen Scheffel Weizen ge stohlen oder Hin; lästerlich über den Adel geredet. Und nun dürfen wir nicht mehr, wie bisher, durch unsere eigenen Gerichtsherren entscheiden lassen, ob dem Delin quenten ein paar Streiche über den Rücken oder einige Hafttage besser bekommen. Nein, wir haben uns in die nächste Stadt vor das Gericht zu begeben. Vor einen königlichen Richter. Vor einen Bürgerlichen womöglich. Einen aufsässigen Jakobiner, der sich freut, einem adeligen Herrn seine Macht zeigen zu können. Da steht nun ihr und euer GutSuntertäniger zu gleichen Rechten einander gegenüber. Canaille hält zu Canaille. Wie oft wird ver Gutsherr noch recht bekommen gegenüber seinem Hörigen? Wie oft, frage ich eure gräflichen und freiherrlichcn Gnaden? Dreck und Beschiß, diese Soße, die uns der Freiherr vom Sletn über unsere Privilegien zu gießen sich erdreiste«. Schlimmer als alle seine anderen Neuerungen, wie jakobinisch sie sich immer anhörcn mögen, ist diese Bedrohung unserer Patrimonialgerichtsbarkeit. Unser Rui«, unser Bankrott, Stanvesgenosscn... Wenn wir das dulden, verdienen wir es. Heute, heute müssen wir handeln..." „Der Herr Freiherr von GoldfuS hat nur zu recht", warf ein anderer ein. „Wir müssen handeln — handeln. Die . Frechheit der Bauern, ihre Unbotmäßigkeit, wächst von Stunde zu Stunde. Will ver Freiherr vom Stein unser Verderben, so ist eS an uns. ibn aus dem Sattel zu beben.