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vemühunaen leider ohne Ersolg. Erst gegen Morgen träfe« di- amerikanischen Kriegsschiffe und Hilfsdampfer ein und lüsten die „Pbobus" ab. ein sehr herzlicher Empfang zuteil. Der Oberbürgermeister von Harburg, der amerikanische Generalkonsul Kehl, Gene raldirektor Klasen der Deutsch-Amerikanischen Petroleum- Gesellschaft und vor allem auch der Polizeipräsident Ehrt- sticken, her Bruder des berühmten Kriegsfliegers und des Do.»X-Kommandantrn, begrüßten die Mannschaft im Kreise vieler führender Persönlichkeiten der Behörden, der Indu strie, des Handels und der Wchrverbänbe. Vor allem wurde mit-Recht immer wieder darauf hin gewiesen, wie sehr die Tat der „Phöbus" gerade heute dazu angetan wäre, nicht nur die Augen des nationalen Deutsch lands, sondern auch die der ganzen Welt auf deutsche See tüchtigkeit und deutsche Kameradschaftlichkeit hinzulenken. Die Freundschaft, die das amerikanische und deutsche Volk verbindet, wurde von dem amerikanischen Generalkonsul besonders unterstrichen. Ganz Deutschland steht mit be rechtigtem Stolz aus die wackere Tat unseres Tankschiffes. Dem Kapitän ist ein persönliches Schreiben des ameri kanischen Präsidenten Roosevelt zugestellt worden, worin dieser noch einmal den Dank des amerikanischen Volkes ausspricht. Auch die Mannschaft erhielt von den verschie densten Seiten ehrende Anerkennungen in Form von Ur kunden, Plaketten etc. Sehr interessant waren die Einzelheiten der „Akron"- Katastrophe, wie sie verschiedene Augenzeugen berichteten: Bei äußerst schlechtem Wetter, inmitten eines Gewitters bei gleichzeitig starkem Nebel und heftigem Sturzregen, sah der Kapitän auf der Brücke plötzlich 3 Lichter am Himmel. Zunächst glaubte man an einen Spuk, dann aber, als sich die Lichter plötzlich schnell abwärts bewegten und aus dem Wasser zu liegen schienen, an ein Flugzeug, das abgestürzt sei. Sofort drehte das Schiff bei und eilte mit Volldampf auf die vermeintliche Unglücksstelle zu. Trotz des heftigen Sturmes wurden einzelne Schreie wahrgenommen und sofort alle Boote zu Wasser gelassen, die von der inzwischen alarmierten Mannschaft besetzt waren. Auf der Hohen See kämpften die Rettungsboote gegen die Wellen an, sahen aber nur treibende Wrackstücke und konnten mit großer Mühe vier Mann aus den Wellen herausfischcn. Einer von ihnen erlag an Bord später den ungeheuren Anstrengungen. Erst von dem geretteten Commander Wiley erfuhr man, daß nicht ein Flugzeug, sondern das Riesen-Luftschiff abge stürzt sei, worauf die „Phöbus" sofort Sie amerikanische Marine durch Funkentelegraphie alarmierte. Obgleich die deutschen Seeleute in den Rettungsbooten mit Ablösung 9 Stunden lang nach wetteren Opfern suchten, waren ihre Me IMehk Ser Mm-Mter. Hamburg, den 8. Mai 1033. Am Montag morgen, in der Frühe, ist, von Tampico Mexikos kommend, das deutsche Tankschiff „PhöbuS" der Standard-Dapolin wieder in der Heimat cingetroffen. Dem Schiff, seinem Kapitän Dalldorf und der Mannschaft, die in der Nacht vom 3. zum 4. April 1933 die Uebcrlcbenden des amerikanischen Marincluftschiffes „Akron" retteten, wurde ls» «Sie ältarts, grüvts uncl vsrbrsitststs Tsitung sm Kkstrs. Im klonst LprI! klummsrn — Insgsssmt 5«It«n. Vas Siasssr Vasadl»»» Kosts» pro VSans» SSS 2 —, LustsIIsodölip «x»es. Lop^rlgbt t>? dlartln keucktvanger, kislle (Zsslss ll Ein leises Lachen sprang über die Lippen der Be gleiterin. .Was ist?* fragte die Braunhaarige mit schnellem Stirnrunzeln. .Was hast du zu lachen?" Die andere reckte sich, blies der Kameradin das Blatt aus den Locken und sagte, wie sie beide es zu Boden taumeln sahen: .Schädel Ich hätte es liegenlaffen sollen. Es sah so hübsch ans!" Die andere machte eine verächtlich-gleichgültige Kopf bewegung. .Ein welkes Blatt! Wär' schade drum, wenn die Kom tesse Thiel nicht kostbareren Schmuck hätte!" Die Begleiterin bückte sich, hob daS goldene Nichtschen auf, besah es nachdenklich und steckte eS in den bunt seidenen Ridikül, der ihr am Arm hing. Mit raschen Schritten holte sie die andere ein, die, ohne sich um sie zu kümmern, wettergegangen war. „Es ist doch ein Stück scheidenden Sommers. Wer weiß, wie wir den nächsten Wiedersehen!" sagte sie, wie entschuldigend, ihre Aufmerksamkeit für das wertlose Blättchen erklärend. Die Angeredete zuckte die Achsel. Betrachtungen dieser .'iM sagten ihr nicht. Ihre Gedanken gingen andere Wege. Die jungen Mädchen waten gleichalterig, kaum sech zehn Jahre. Und gleich, als wären sie Zwillinge, war ihre Kleidung: geblümte Gewänder aus leichtem Sommer« stoss, der seidig glänzte, im Empireschnitt. Ein schwarzes Samtband war dicht unter die Brust aeschlunaen. Kichms aus weißem Stoff, mit Spitze« verziert, verhüllten die zarten Schultern, ließen nur ein herzförmiges Stück vom Halse stet. Zu schwarzen Samtschuhen trugen sie weiße Strümpfe, an ihrem Arm hing eben jenes bauschige Täschchen aus Stoff, das irgendwer, galant oder spöttisch, mit dem Namen Ridikül belegt hatte. . Bei solcher Gleichheit siel die große Verschiedenheit ihrer Gesichtszüge und Farben doppelt auf. Die Komtesse Thiel, Sidonie, mußte sogar der Neid eine Schönheit nennen. Ihr schmales Gesicht war wie aus Marmor gemeißelt. Das lockige, braunrote Haar umgab es wie ein geschmackvoll gewählter Rahmen ein pracht volles Gemälde. Und doch war nichts Kunst oder gemalt in diesem jungen, weißen Gesicht, aus dem große braune Augen, ausfallend groß und von samtähnlichem Glanz, leider ein bißchen kalt und unzufrieden, in die schöne Herbstwelt hinaussahen. Die andere, nicht weniger hochgewachsen, schien jünger und unentwickelter, obwohl sie noch einige Monate mehr zählte. Nichts an iht war auffallend, blendend oder besonders. Ihre Züge waren kindlich weich, ihr Näschen kur, und gerade, ihre Augen von einem tiefen, doch keineswegs ausnahmsweise schönen Blau. In dem rundlichen Kinder gesicht mit de« frischen Farben lag ein wenig verträumt, doch nur dem Kenner bedeutendere menschliche Eigenart verratend, der liebreizende Mund, dessen Lippeü sie nicht ganz zu schließen die viel getadelte Gewohnheit hatte. Ihr aschblondes Haar war nur ganz leicht gelockt und hatte nichts von der anspruchsvollen Fülle des rotbraunen Ge wirrs ihrer Kameradin. .Weißt du, Sidonie", sagte sie nach einer Wette sinnen den Neben« in andergehens, ^sie treiben es zu arg, und eS ist unrechtk" ,WaS geht eS uns an, JgntS?" .Lin Teil der Bauern ist mir hörig!" .Freu dich, daß man sie dir zähmt! Willst du dich mit dem Pack herumschlagen, später?" »SS sind Menschen wie wir und...* Sidoni« lachte leise. .Menschen wie wir? Ach, JgniS, nicht zu Vie! Rousseau! Sonst bekommt Mademoiselle Schwierigkeiten mit Papa! Sieh sie dir einmal genauer an, diese Men schen wie wir'!" »Sidonie, eine von denen, von denen du so hochmütig sprichst, hat mich unter eigener Lebensgefahr über die Grenze und zu euch gebracht l" „Eine getreue Dienerin, das ist etwas anderesI" meinte Sidonie Thiel. »Sie alle würden uns treue Diener sein, wenn wir ihnen treue Herren wären!" «Du redest, als wärest du nicht vor, sondern von den Jakobinern gerettet, damals. Bist du eine heimliche Parteigängerin dieses verräterischen Ministers vom Stein, auf den unsere Herren jetzt so viel schelten?" JgntS schüttelte den Kopf. .Heimlich? Nein, Sidonie! Er tut recht und tausend mal recht — und ich zähle mir an den Finger» ab, wie lange eS noch dauert, bis der letzte Bauer befreit ist." Und stillstehend hielt das junge Mädchen die Freundin am Arme fest. „Berauscht dich denn das nicht auch? Dieser Gedanke, diese Worte: Nach dem Martinilage 1810 gibt es nur noch stete Leute!" Die andere lächelte in daS vor Begeisterung glühende Gesicht der Sprechenden. »Liebste, bedenke", beruhigte sie mit kühler Ueber- legenhett die Freundin, »du bist in einem jakobinischen Gefängnis geboren, und Jakobiner waren es, die deine süße Mutter zum Schafott zerrten!" »Hätten sie treue urtt, gerechte Herren gehabt, fie wären niemctts Jakobiner geworden! ZHr Unrecht war schließ- lich die Schuld d«S französischen Adels, des Hosts! Ha« meine Mutter nicht selbst in ihr Tagebuch geschrieben, das könne niemals gut gehe«, wie man sich versündige in Hochmut, Leichtsinn und Verschwendung. Ach, Sidonie — und sind wir hier viel besser?" »Vater wird dein Urteil dankend einstreichen!" «orttewma kolat.1