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IN acht nehmen, durfte sich kein» Blöße geben, sonst war man verloren. Er war so viel allein mit ihr; sie ließ alle Minen springen, ihn einzufangen. Sie war eine Frau, die da» Mut der Männer aufzupeitschen wußte. Ganz am Anfang, da hatte er ihr den Brief gezeigt, den sie an den alten Herrn von Wallis geschrieben hatte. Tie hatte nicht einmal geleugnet. „Ich war rasend vor Eifersucht, Ul. Ich konnte nicht anders." „Du siehst, Lolott, es hat dich nichts genutzt. Der Brief war es, der Priska und mich noch fester aneinander ge kettet hat. Fast möchte ich sagen, daß eS gut war, daß du ihn geschrieben hast." Ein seltsam flimmernder Blick aus ihren Augen Iras ihn da. „Lassen wir das jetzt! Wir wollen lieber arbeiten, Ul." Fast jeden Tag kam Lolott zur Sitzung; dann blieb sie mitten drin wieder ein, zwei Trge aus. Es eile ja nicht, sagte sie nebenbei. Ulrich wußte wohl, daß sie auch damit ein Ziel verfolgte. Trotzdem wurde er eine leis» Unruhe nicht los, wenn die Stunde kam, in der Lolott zur Sitzung erscheinen sollte. Priskas Briefe allein brachten ihm de» rettenden Halt. Ihr Geplauder, ihre klaren, schönen Sätze gaben ihm die Ruhe wieder und di» Besonnenheit sowie die Möglichkeit, all den Verführungskünsten der schönen Sängerin zu widerstehen. Li« Arbeit an Lolott» Bild machte ihm kein« Freude, er kam nicht recht vorwärt» damit. SS war höchst» Zett, j daß rr Prlskr endlich holte. Vielleicht, daß er doch morgen schon sichre« konnte... -ruw war « besonder» unlustig. Er hatte schlecht ge- schlafe», »ar müde und protzt. Lolott kam, frisch wie der Frühling, der durch» Fenster hereinleuchtete. .Herrlich, da» Wetter jetzt. Ul. Denkst du noch daran; Früher, da fuhren wir in diesen Lagen htnau» nach Werder; wir beide ganz allein. War daS nicht schön, Ul?* „Ja, Lslott. Aber ich habe heute nicht viel Zeit, wir müssen gleich anfangen. Mein Bruder ist hier, für ein paar Stunden nur. Ich muß mich nach der Sitzung gleich mit ihm treffen. Er fährt heute abend noch weg * ^Zhr seht euch nur sehr selten — nicht wahr?* „Ja, nur wenn er für ein paar Stunden hier ist oder ich mich aus der Durchreise in München aufhalte. Er kennt nichts andere- al» seine Arbeit und seine Maschinen, steht meiner Kunst ganz fremd gegenüber. Aber wir freuen un» trotzdem, wenn wir uns sehen. Ich möchte ihn des halb nicht warten lasten." „Dann kau» ich ja gleich wieder gehen." „Rein, ich habe schon etwas Zett für dich. Aber du hast nicht di» richtige Stellung..." „Ich habe heute auch gar keine Lust zu der Malerei. Ich möchte mich viel lieber mit dir unterhalten." Nein, Lolott, da» geht nicht. Da» Bild muß fertig werden." „Laß ^och jetzt endlich da» dumm« BUdI" „Rein, Lolott." Er trat auf sie zu, um ihrem Kops die richtige Wendung zu geben. In diesem Augenblick sah sie zu ihm auf, mit einem heißen, werdenden Blick, und eh« er sich wehren konnte, hatte sie einen verlangenden Kuß auf seine Lippen gedrückt. Im nächsten Augenblick hatte sich der Mann gelöst, war erschreckt ein paar Schritte zurückgetreten. „Dummer Bub, al» ob ich dich jemals vergessen könnt»! Ach, Ulrich, ich liebe dich, mehr al» je, wie nur «ine Frau einen Mann lieben kann..." Groß und breitspurig stand er vor ihr. Dir Aufdring- lichkeit dieser Frau hatte ihn völlig ernüchtert. „Du bemühst dich umsonst, Lslott. Du weißt, daß ich eine andere Frau liebe, daß st« i» wenigen Lagen meine Frau sein wird." „Ich weiß, Ulrich. Aber ich weiß auch, daß dieses Idyll nicht lange dauern wird. Diesem kleinen, harmlosen Mädchen wird es nicht gelingen, einen Ulrich Marquardt auf die Dauer zu fesseln. Schnell wird das Glück zu Ende sein. Und dann kommt die große Enttäuschung! Ist es dir bisher nicht immer so ergangen? Hast du mich nicht auch geliebt?" „Möglich. Aber das wird wohl nie die richtige Liebe gewesen sein, sonst wäre sie nicht so schnell vergangen." „Du!" Sprühend, mit flammenden Augen trat sie zurück. „Du wirst daS nie verstehen können, Lolott, waS Priska für mich bedeutet. Sie hab' ich mir erst erobern müssen, langsam hat sich mir diese reine, keusche Mädchen seele erschlossen; während ihr anderen Frauen euch an geboten habt, vom ersten Augenblick an. DaS ist der große Unterschied, und das ist auch der Grund, weshalb diese Liebe immer dauern wird..." „Du weißt nicht, was du tust, Ulrich, wenn du diese Frau heiratest. Ich warne dich, weil ich e» gut mit dir meine. Du brauchst eine leidenschaftliche, eine sprühend- Frau, die dich anregt, deinen Schaffensdrang anspornt.., da» aber kann Priska von Wallis nicht..." „Du irrst, Lolott. Du kennst Priska nicht, und du kennst mich nicht. Ich habe mich gründlich geändert. Ich suche Ruhe bei meiner Frau, den Frieden, den ich bisher nie gefunden habe. Ich sehne mich nach zarten Händen, di« mir die Sorgen von der Stirne streichen, suche ein Wesen, daS nur mir allein gehört, nur für mich da ist. Ein Wesen, das ich beschützen darf vor allem Bösen, da» mir und nur mir allein verbunden ist durch die innere Zusammengehörigkeit, die es nur einmal im Leben geben kann^.»" Waagerecht: 1. Gasmesser, 8. Raubvogel, 0. Raub fisch, 10. türkische Kopfbedeckung, 12. Straßcnvoget, 14. württembergische Stadt, 16. Kleidungsstück, 18. persön liches Fürwort, 20. Hanfprodukt, 21. Mädchenname, 22. Oper von Lortzing, 24. englischer Titel, 25. Abschiedswort, 26. Hauch, 28. Anrede, 31. Keimzelle, 33. grammatikalischer Artikel, 35. „mäßig warm", 36. nicht alt, 37. Bedrängnis, 38. weiblicher Borname, 39. Bankansturm, 40. Stadt tu Thüringen. Senkrecht: 1. Laudcsteil, 2. Feldmaß, 3. Ausruf beS Erstaunens, 4. Nagetier, 5. Hast, 6. Buchstabe lwie er ge sprochen wird), 7. Wild, 8. Polarforscher, 11. Ort im Regie rungsbezirk Hannover, 12. urännlicher Borname, 13. Topf griff, 15. englische Anrede, 17. preußischer Schlachtort» 19. Faultier, 21. Stadt an der Ems, 23. Tonzeichen, 27. ita lienisches Tonzeichen, 29. Waldrand, 30. männlicher Bor name, 31. persönliches Fürwort, 32. soviel wie „entgegen", 34. italienische Stadt, 36. soviel wie „jetzt". Auslösung des GedaukentrainingS „Ein raffinierter Gaunerkniss". Das Wort „Kniff" war wörtlich aufzufasscn. Knifft man nämlich den Zettel Lezw. das herausgeschnittene Stück Zei tung s o zusammen, daß die rätselhaften Zeichen -er obere» un- unteren Reihe Zusammenstößen^ wodurch die mittlere» Reihen bedeckt werden, so kann man die Inschrift „Alles e«t- -eckt" begnem lesen. Druck und Berlag von Sanger «. Winterlich, Ries«. — Für die Redaktion verantwortlich: Heinrich Üble««««. Ries«. Ries«, 2». Avril 1»»3. Nr. 1«. 5«. Jabrg. Erzähler an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage zam „Riesaer Tageblatt". Ae Wße Mmse. Joh. 17, 3. Ostern, das nun wieder einmal hinter uns liegt, er innert die christliche Kirche an die Fülle der Gabe Gottes, wie sic der Apostel in dem Wort zusammengesaht hat: „Die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Ehristo Jesu, unserm Herrn". Wenn aber ewiges Leben Gottes Gabe allein ist, so ist damit zugleich gesagt, daß wir Glieder einer Mensch heit sind, die das ewige Leben verloren und verwirkt hat. Die ersten Menschen hatten Anteil am göttlichen, am ewigen Leben, weil sie nach dem Bilde Gottes geschaffen waren. Ewiges Leben bedeutete sür sie nicht allein die unbeschränkte, die nie anshörcnde Dauer eines solchen Lebens, sondern auch die völlige, ungestörte Gemeinschaft dieses Lebens mit dein, der cs ihnen geschenkt hatte. Aber um ihres Falles willen hat sie Gott ans seiner Gemeinschaft getan. Das Paradies ist sür uns verschlossen, und hier, in der Ferne, in dem von Gott Ausgeschlossensein gilt: „Der Tod ist der Sünde Sold". Aber das ist nun das herrliche Evangelium, an das wir wieder zu Ostern erinnert wurden, daß uns das ewige Leben neu geschenkt ist. Wir lesen das oben angegebene Wort im hohenpriesterlichen Gebet unseres Heilandes. Indem er, der Sohn Gottes, gerade dieses Wort zu seinem Bater spricht, tritt er vor uns hin als der Mittler des neuen Lebens aus Gott. Von diesem Leben, bas wir haben dürfen, von dieser Gabe des ewigen Lebens, kann nur in Christus gesprochen werden. Außer Christus ist diese Gottesgabe für «ns nicht vorhanden, sondern er ist es, der als Bringer und Geber, ja als der einzige Mittler des ewigen Lebens im Evangelium vor uns steht. Darum lag Öfterstes unseres Heilandes schon in dem Wort an den Schächer eingeschlossen: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst dn mit mir im Paradiese sein!" Dieser wurde als erster wieder in die volle Gottesgemeinschaft ausgenommen,' er empfing die Gabe des ewigen Lebens. Es ist nun zuerst zu beachten, daß üns das Wort unseres Herrn das ewige Leben vorstellt als eine gegen wärtige Gabe Gottes. Hier wird keineswegs ein Wechsel auf die Zukunst ausgestellt, von dem man nicht weiß, ob und wann er einmal cingelvst werden könnte, sondern: „Wer an de» Sohn glaubt, der hat das ewige Leben". Und der Jünger Petrus bekannte: „Du hast Worte des ewigen Lebens", so wie der Herr selbst vom gläubigen Anteil an seinem Tische sagt: „Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, -er hat das ewige Leben!" Aus diesen wenigen 6. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Trotzdem dauerte cs noch viele Tage, ehe man sagen kennte, Priska sei über den Berg. Es verging kaum ein Abend, an dem nicht leichtes Fieber einsetzte. Sehr matt war Priska, so matt, daß sie sich kaum freuen konnte, wenn Ulrich kam oder Frau Sulicke. Sechs Wochen waren nun schon seit dem Unfall ver gangen. Priska war immer noch nicht gesund; es sah aus, als ob sie keine rechte Lust zum Gesundwerden hatte. Der Professor versuchte alle möglichen Stärkungskuren gegen ihre Blutarmut und gegen die allgemeine Schwäche, die sich immer wieder in Schwindelaufällen äußerte. Eine» Lage» nah« der Professor sich Ulrich Mar quardt vor. und vielen anderen Zeugnissen der heiligen Schrift ver nehmen wir eins ganz deutlich: Ewiges Lebe» ist nicht allein eine zukünftige, sondern vor allem eine gegenwärtige Gabe Gottes für die Seinen in Christus. Wie könnte eS auch anders sein, wenn der Gott, der der Erste nnd der Letzte ist, der da war und der da ist und der da sein wird, der da über uns waltet von Ewigkeit zu Ewigkeit, ansängt, seine Gabe auszuteilen, bann ist sie die unsere jetzt schon in diesem Augenblick, sofern er sie uns jetzt schon und wirklich jetzt geschenkt hat, nnd sie wird unser sein und bleiben biS in alle Ewigkeit hinein! Der Herr hat ja gesagt: „Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr um kommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hau reißen". Worauf wir bei unserem Heilandswort weiter zu achten haben, ist dies: Ewiges Lebe» ist nicht ein irgendwie ge arteter anderer Zustand unseres eigenen Lebens und Da seins, sondern ein neues Gottesverhältnis. Ewiges Lebe» besteht in einer neuen Erkenntnis Gottes und seiner selbst. Das dürste also sein Anfang sein, daß ich mich selbst an de» Ort sehe, wohin ich gestellt bin: vor meinem Schöpfer «n- vor meinem Versöhner! „Daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, erkennen!" sagt Jesus Christus. Ahnen wir e», daß hier der Gott gemeint ist, vor dem es keine Flucht mehr gibt zu einem andern? Ter Gott, vor dessen Gericht wir einmal zu erscheinen haben, der heilige und souveräne Gott? Der Gott, vor dem wir alle in der Sünde und Schuld unseres Lebens verhaftet sind, und zwar um sy mehr; als wir den erkannt haben, den er gesandt hat, "Jesu« Christum? Mit ihm können wir uns uie gemeinsa» machen, der ja von oben her war, während wir alle von unten her sind. Gerade an ihm wird das Gericht GotteS, das auf unsere Sünde gelegt ist, bitterster Ernst bis dahin, daß Gott seinen Sohn in die tiefste Tiefe der Gottverlassen- hcit hingibt, in der wir alle von Natur sind. Aber gerade von Christt Kreuz her ergeht die Botschaft vom ewigen Leben. Gott hat das Opfer seines Sohnes angenomme» un- ihn von den Toten auferweckt. In dieser Auferweckung Jesu Christi von den Toten ist ein für allemal eine neue Gottcsgcmcinschaft begründet, ist uns ewiges Leben ge schenkt. Darum ist ewiges Leben als gegenwärtige Gottes gabe überall da geschenkt, wo wir, wie Gottes Wort sagt, mit Christus gestorben sind, um mit ihm in einem neue» Leben zu wandel». Das ist also die Gabe Gottes de» ewigen Lebens, baß wir Jesnm Christum erkennen dürfen, wie er es selbst in seinem Wort sagt: baß nnr, wenn wir ihn anschauen, es durch -en Geist im Glauben verstehe« dürfen, -aß dieses ewige Leben, die volle Gemeinschaft Gottes mit uns, in Christus uns neu geschenkt ist. R. „Sie sind ein vernünftiger Mensch, Herr Marquardt, und Sie werden selbst einsehe«, daß irgend etwa» Grund legendes geschehen muß. Ich weiß, es wird Ihnen schwer werden, sich von Ihrer Braut zu trenne». Aber e» muß sei»! Fräulein von WalliS wird sonst nie ganz gesmrd werdeil. Sie muß fort, sobald wie möglich. Ans Heiraten ist ohnehin vorläufig nicht zu denken. Es wird mindesten» ein halbes Jahr dauern, bis Fräulein Priska so wett sein wird. Sie ist körperlich und seelisch herunter. Sie muß sehr geschont werden. Sie hätten ihr ganze» Lebe» lang eine kranke Frau, wen» Sie jetzt heiraten würden, Herr Marquardt. Können Sie mich verstehen? Vertrauen Sie mir?" „Ich vertraue Ihnen, Herr Professor, und ich weiß, daß Sie für Priska und für mich nur das Beste wolle». Ich liebe meine Braut, und ich tue alles, wa» sie gesund mache» kann. So schmerzlich mir der Gedanke ist, sie so lange entbehren zu müsse«, zu warten, dis sie endlich «eine Frau ist, so sehr bin ich überzeugt davon, daß Ihr Rat befolgt werden muß. Haben Sie sich schon überlegt, wohin Prisk« gebe» soll?"