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J-7S. 2. «eilage zum Riesaer Ta«»»«««. Montaa, 8. Aprtt IS88, e»en»s. >!<» Jasma. MWWW litt MM Wvtkls- M SkNkMMMktM RH. Der Borftanb b«S Deutsche« Handwerks- «nd Ge« werbekammertageS trat in Hannover unter dem Vorsitz von President Pflugmacher-Magdeburg zu einer Aussprache über die gegenwärtige politisch« und wirtschastöpolttische Lag« zu sammen. Ministerialdirektor Dr. Wienbeck benutzte die Gelegen beit, um als Reichskommissar sür den Mittelstand in einer Ansprache auf die Aufgaben seines bevorstehenden Amtes, das er allerdings noch nicht antreten konnte, einzugehen. AIS vordringlich bezeichnete er eine Minderung der Be lastung des Handwerks durch Steuern und Lozialabgaben, aber auch durch die Auswirkungen des landwirtschaftlichen BollstreckungSschutzes. Ebenso wichtig bleibe die Frage der Arbeitsbeschaffung. Durch Senkung der HauSzinsstcuer mühten neue ArbeitSmöglichkeiten geschaffen werden. Grundsätzlich sei diese Steuer baldmöglichst zu beseitigen. Hinzu trete noch die Bekämpfung der Schwarzarbeit. ES müsse wieder erreicht werden, die Gesetze in einer Form zu oerabschiedeu, das» sie Geltung für Jahrzehnte erhielten. Nur wenn die Gesamtwirtschaft auf eine gesunde Grund lage gestellt werde, könnten die Wünsche des gewerblichen Mittelstandes auf die Dauer erfüllt werden. Zu der Not wendigkeit nach Wiederherstellung der Reutabilität der ge samten Wirtschaft trete die Aufgabe, auch das Kreditwesen einer Reform zu unterziehen. Neben diesen wirtschaftlichen Fragen ständen die organisatorischen Fragen, wobei Mi nisterialdirektor Dr. Wienbeck auf die Renderung des Wahl rechts zn den Handwerkskammern, auf den Umban des ReichSwirtschaftsratS und auf die Umgliederung des Hand» werkerlichcn OrganisationSwcsens in berufsständischem Sinne ksinwics. Als wichtige Voraussetzung bleibe weiter notwendig das Vertrauen zur Regierung. Dem falschen Geist von Weimar müsse der richtige Geist von Potsdam cntgegengestellt werden. DaS Handwerk, das immer eine konservative Einstellung bewahrt habe, müsse jede Zersplit terung und jede Uneinigkeit vermeiden. RcichSkommissar Dr. Wienbeck schloß seine Ausführungen mit der Bitte um vertrauen. Er gab der Hoffnung Ausdruck, bah es nunmehr möglich sein werde, die wichtigsten Forderungen des Mittel standes durchzusetzen. Mit der Rolle des Aschenbrödels müsse cs vorbei sein. In der Anssprache wurde diesen grundlegenden AnS- sübrungen allgemein zugestimmt und wiederholt auf die Wichtigkeit der organisatorischen Neuregelung im Handwerk hingcwiesen. Hierbei müsse auf das geschichtlich Gewordene Rücksicht genommen werden. Der Vorstand gab seiner Auffassung dahingehend Ausdruck, daß zur Vermeidung unnötiger Unruhe und unnötiger Kosten im Benehmen mit allen in Betracht kommenden handwerklichen Organisatio nen für die bevorstehenden Kammerwahlcn Einheitslisten aufzustcllcn seien. Einstimmig wurde beschlossen, an den Reichskanzler Adolf Hitler nachstehendes Telegramm zu senden: Der Vorstand des Deutschen Handwerks- und Geiverbe- kammertageS begrüßt cs mit Genugtuung, bah durch die Wahlen vom 5. März und durch die in überwältigender Mehrheit durch den Reichstag der NeichSrcgierung gegebene Ermächtigung die Voraussetzungen für eine planmäßige Politik der nächsten 4 Jahre geschaffen wurden, Voraus setzungen, die nach der Unrast der Vergangenheit Ruhe und Ordnung verbürgen, zugleich aber auch die Möglichkeiten für den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft gewähr leisten. Die beruflichen Spitzenvcrtretnngen des Hand werks stellen sich, getragen von dem Bewußtsein, daß auch die Kräfte des Handwerks nur in einem starken und einigen Deutschland wurzeln, der nationalen Regierung restlos zur Verfügung. Sic wiederholen die bereits dem Herrn Reichskanzler mündlich ansgcsvrochenc Bereitwilligkeit, ge treu der sozialen Mission des Handwerks, an dem Wieder aufbau der deutschen Volksgemeinschaft mitzuhelfen. DaS Trennende znrückzustcllen und an der Sammlung aller arbeitswilligen Kräfte mitzuwirken, bleibt daS Gebot der Stunde. In diesem Sinne erwartet der Vorstand des Deutschen Handwerks- und GewerbekannncrtageS auch die vertrauens volle Zusammenarbeit der Reichöregierung mit der be- rusSstänbischcn Organisation des Handwerks. Er verweist auf die vom Reichs'vcrband deS deutschen Handwerks aus gestellten wirtschaftspolitischen Grundsorderungen und er hofft in wirtschaftlicher und organisatorischer Hinsicht die Mierkcnnnng der Selbstverwaltung und Sclbstverantwor- ^stg der HandwerkSwirtschaft. Oopvritzstt stlortio keuektvoagor, tlaU« (Laalo) j63 Mutlo». mit hängenden Schultern ging Wer« Stein- Herr durch das große Haus, in dem sie sich immer noch mehr als Gast denn als Hausfrau fühlte, wanderte durch den Park, der an allen Ecken und Enden zu grünen be gann, hinaus nach dem kleinen Gartenhaus, das leer und verlassen inmitten der Waldesruhe stand. Nur die Vögel sangen so süß wie damals, als sie hier Georg von Vandros Weib geworden. — Steinherr bemerkte die Schwermut, die sich wie ein trüber Schleier über Weras Wesen gesenkt, und schob sie auf den Frühling. »Es wäre gut, wenn du mal ein paar Wochen fort kämst, andere Luft atmetest", meinte er eines Tages beim Abendessen, als ihre Mattigkeit ihm besonders aufstel. „Wie wäre es mit einer Kur in Martenbad? ES ist sehr schön dort." Die dunklen Augen schweiften an ihm vorüber zum offenen Balkon, auf dessen Brüstung eine Amsel saß und ihre süße, herzbewegende Weise in den sinkenden Tag hinausflötete. „Wenn du es für gut hältst..." Sie wollte liebenswürdig sein; aber es klang nur müde. „Doch, ich glaube, es täte dir ganz gut. Hollenbachs fahren morgen nach Berlin, va könntest du eigentlich gleich mitfahren, wenn es dir paßte. Die wären glücklich, dich ein bißchen zu betreuen", fügte er, schnell nachdenkend, hinzu. Heute früh war cs zu einer offenen Schlägerei auf dem großen Vorhof des Werks gekommen. Wer weiß, was geschah... „Di, nächsten Tage gibt es nämlich so viel zu tun, daß ich mich dir leider wenig widmen kann, va könntest su gerade so gut mit Hollenbachs reisen." „Ja, gewiß, wie du meinst!" Bleischwer lag es der Die Geschästsleitung wurde beauftragt, die Vorarbei ten sür die beabsichtigte Verlegung der Verwaltung des «ammertages nach Berlin wetterzuführen. Tie Beschluß fassung hierzu bleibt der nächsten Vertreterversammlung Vorbehalten. Der vorgelegte Haushaltsplan wurde bis zur Verabschiedung des endgültigen Etats durch dte Vertreter versammlung vorbehaltlich der Zustimmung des Reich-- wirtschaftSniinisterS als Grundlage genehmigt. An diese Verhandlungen schloß sich eine Anssprache mit dem inzwischen erschienenen Beauftragten der ReichSkampf- bundführung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter partei, Herrn Zelenr». Diese verfolgte den Zweck, bis zu den beabsichtigten Neuwahlen der Kammern die Ruhe im Hand werk und seinen Organisationen durch entsprechende Vcr- scändignng zu sichern. Es wurde empfohlen, überall die Fühlung mit den zuständigen Ortsgruppen des Kamps- bnndes des gewerblichen Mittelstandes anfznnehmen. Schließlich beschloß der Vorstand noch. Herrn Dr. Schild, z. Zt. Syndikus deS Neichsverbandes des Deutschen Schuh- machcrhandwerks, vorläufig mit der Berliner Vertretung deS Deutschen Handwerks- und GewerbekannncrtageS zn beauftragen. ——. WMk SMVklMM. il Dresden. Aus den Entscheidungen, welche die Gemciudekammcr in ihrer letzten Sitzung getroffen hat, wird u. a. mitgctcilt: In zahlreichen Fällen hatte» die Beichlnpbehörden die Wahl, von Mitgliedern der KPD. z» Bürgermeistern oder ersten Stellvertretern beanstandet. Die Gemeindekammer wies alle dagegen erhobenen Beschwerden ab und bestätigte die Beanstandung, da die KPD. mit Hilfe des bewaffneten Ausstandes unter Vernichtung des bestehenden Staates die proletarische Diktatur nach russischem Muster erstrebe und ihre Mitglieder auch bei der Tätigkeit für die Gemeinde an die Weisungen der kommunistischen Internationale gebun den seien. Aus eine Beschwerde stellte die Gcmeindekammer fest, daß die Reihenfolge, in der mehrere Stellvertreter den Bürgermeister zn vertreten haben, nicht im Wege -er Wahl, sondern durch Beschluß der Gemcindevcrordnctcn bestimmt wird. Der Meinung, daß die beantragte Darlegung der Finanzverhältnissc einer kleineren Stadt nicht in öffentlicher Sitzung -er Stadtverordneten erfolgen dürfe, schloß sich die Kammer nicht an. Der Stadtrat habe zwar das Recht, die Beantwortung einer Einzelfragc abznlclincn, deren Erör terung unerwünscht fei. Die Darlegung über die allgemeine Vermögenslage der Stadt aber werde regelmäßig in öffent licher Sitzung z» erfolgen haben. Daraus sei keine Er schütterung -es Vertrauens zur Spar- v-cr Girokasse der Gemeinde zn besorgen. Im Interesse der Verwaltiingsvercinfachnng befürwor tete die Kammer in einigen Fällen die zur Herstellung einer Vermaltungsgemeinschaft zwischen Nachbargemeindcn er forderlichen Ausnahmen von der Gemeindeordnung. Ans dem gleichen Grunde sprach sie sich für freiwillige Vereini gung benachbarter Gemeinden »nd in zwei Füllen für zwangsweise Vereinigung kleiner in finanziellen Schwierig keiten befindlicher Landgemeinden ans. Außerdem wurden Satznngsnachträgc von Zweckvcrbän- dcn und der Austritt einer Gemeinde aus einem solchen Verbände genehmigt. Zlk AkMWkll IM MW. »Dresden. Es ist erfreulich, daß gerade in die ersten Tage der Regierungstätigkeit unserer neuen Regierung ein Ereignis fällt, das wohl wesentlich dazu beitragen wird, arbeitiä>affcnd z» wirken. Dies ist die Anfhcbnng des Wohnungsmangelgesctzes am 1. April 1888. Wenn auch das Micterschutzgesctz und das Reichsmietengcsctz dadurch noch nicht beseitigt werden, so werden doch ivesentliche Erleichte rungen durch den Fortfall des Wohnungsmangelgesctzes gc- schaffen. Im folgenden sollen die wichtigsten Punkte wieder gegeben werden, in denen der Grundbesitz von dem leider aus ihm so lange Jahre ruhenden Zwange befreit wird: 1. Gebäude ober Teile von Gebäuden dürfen abge brochen werden. 2. Mehrere Wohnungen dürfen zn einer Wohnung vereinigt werden. 8. Wohnräume dürfen in Ge- wcrbcräume umgewandett werden. 4. Doppelwohnnngen sind zulässig. 5. Eine Wohnungsbeschlägnahme findet nicht mehr statt, kl. Zwanasinictvcrträgc können nicht mehr leb- gesetzt werden. 7. Eine Tauschgcnelnnignng kann im Falle der Weigerung des Hauswirts nicht mehr ersetzt werden. 8. Bauliche Veränderungen können nicht mehr erzwungen werden, 9. Freiwerden-« Wohnungen können frei vermietet werden. ES ist allo der Grundstückseigentümer, soweit Mobn- ranm leer ihm zur Verfügung steht, frei in seiner Entschlie ßung, wie er über diesen Wvlnrranm verfügen will. Da gegen ist der Grundstückseigentümer, soweit Wvbnranm ver mietet ist, immer noch an die Vorschriften -cs Mieterscbntz- gelctzcs und des Rcicbsmietengesetzes gebunden. Allerdings bringt auch insoweit die Aufhebung des Wohniingsniangel- geletzes eine wesentliche Erleichterung. Bisbcr war in vielen Fällen die Aushebung eines Mietverhältnisses ledig lich gegen Sicherung von ausreichendem Ersatzranm zugun sten des Mieters möglich. Mli dein Fortfall des Wohnnngs- mangelgesetzes ist auch, also mit Wirkung vom 1. April 1938 an, die Zubilligung von Ersatzraum unzulässig. Soweit Ersatzranm bereits zncrkannt mar. kann die Aushebung der Ersatzranurklansel beim Amtsgericht — als Mietgcricht — beantragt werden. Dieser Antrag kann aber erst nacb dein 1. April gestellt werden. VaranSsctznng sür diesen Antrag ist, daß in rechtskräftigen Urteilen oder Vergleichen die Zwangsvollstreckung von der Sicherung eines Ersatzrauincö abhängig gemacht worden mar. Wesentlich ist, daß jetzt nicht mehr ein besonderer Grund für die Aufhebung der Ersatzranniklansel dargctan und nachgewicsrn zu werden braucht, es genügt vielmehr der Antrag allein. Die Anfhcbnna muß kraft Gesetzes gegeben werben. Allerdings ist dem Mieter eine den Umständen nach angemessene Frist zur Räumung z» gewähren, wenn dies zur Vermeidung unbilliger Härten erforderlich er scheint. Es ergibt sich also, daß auch insofern die Aushebung des Wohnungsmangelgesetzes segensreich wirkt. Es ist dadurch wenigstens zn erhossen, daß die van unserer jetzige» Negie rung erstrebte Disziplin des deutschen Volkes sich auch ans das Verhältnis zwischen Mieter niid Hauswirt erstreckt. Rechtsanwalt Dr. Hans Grohmann, Dresden. M MA W WM Segen Hk» WmVisms. Im Auftrag des Evangelisch-lutherischen Landeskonsisto- riumr hielt im Mitteldeutschen Rundfunk der Superinten dent Hugo Hahn von der Dresdner Frauenkirche einen Bortrag über den Kommunismus und leine Bekämpfung. Oft, wenn er in den letzten Jahren von seinen Erfahrungen in Rußland gesprochen habe, sei ihm entgegnet worden, solche Dinge seien in Deutschland unmöglich. Ueber diele harmlose Meinung sollten die Enthüllungen der letzten Woche, der Brand des Reichstagsgebüudes, die Entdeckung der kommu nistischen Umsturz- und Mordorganisation, die Sprengstoff- und Waffenfunde und die Geisellisten wohl endlich die Augen geöffnet haben. Wenn z. B. in Limbach die Anweisung ge funden wurde, eine größere Zahl Personen ohne jegliches Gericht sofort öffentlich zu erschießen, so gelle das alles der Errichtung der Diktatur der Proletariats. Selbstverständlich sei dieser Massenhinrichtungswahn nicht der einzige Pro- arammpunkt der kommunistischen Revolution. Ihr weiteres Programm sei zweifellos die restlose Vernichtung des gesam ten deutsch-christlichen Kulturstaates. Der Vortragende be zeichnete den Kommunismus als das Kind des Liberalismus. Dagegen sei eine innerliche geistige Erneuerung notwendig. Die Erkenntnis dafür sei in den Führern der nationalen Bewegung lebendig. Das sei gerade auch in Sachsen der Fall, was die Worte und Taten der Kommissarischen Regierung bewiesen. Superintendeüt Hahn schloß seinen Vortrag mit folgenden Darlegungen: Ich kann im Auftrag der obersten Kirchenbehörde unserer Landeskirche erklären, daß sie das große Programm der nationalen Erneuerungzarbeit aufs Freudigste begrüßt und daß sie ganz besonders auch die ver kündeten klaren und weisen Richtlinien ihrer Verwirklichung durch unsere Sächsische Kommissarische Regierung dankbar bejaht; daß sie die Ditte aussvricht, in diesem Geist getrost und freudig fortzufahren und daß sie mit aller Festigkeit im Vertrauen auf die Hilfe Gottes und die ewigen Kräfte des ihr anvertrauten Evangeliums sich miteinsetzen will zur Er- Neuerung unseres ganzen deutschen Volkes, und damit auch zur Rettung der ganzen abendländischen Kultur. Frau auf dem Herzen: Magnus bedurfte ihrer nicht, ja, er schien geradezu erleichtert, daß sie einwilligte in die sofortige Abreise. Mit größter Mühe zwang sich Wera, die süße Speise fertig zu essen, das GlaS Rotwein zu trinken, das ihr Mann ihr selber eingeschenkt. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Gleich nach Beendigung des MahlS er hob sie sich. „Wenn ich morgen fahre, gibt cs noch allerhand vor zubereiten", entschuldigte sie ihren schnellen Aufbruch. „Du nimmst Marie mit und Werner!" bestimmte Stein herr. Da war sie gut ausgehoben für die nächste Zeit. Jetzt ging es hier hart auf hart. Di« Forderungen der Leute waren unsinnig; aber er gab nicht nach — und wenn es zum äußersten kam. Wie finster das braune Gesicht aussah! Kaum fand eS einen freundlichen Blick für die junge Frau, die leise dem Gatten gute Nacht wünschte. * » * Als jedoch am nächsten Morgen Wera blaß und über nächtig im dunklen Reisekostüm vor ihrem Manne stand, um Abschied von ihm zu nehmen, nahm er sie mit einer jähen Bewegung in die Arme und drückte sie fest an sein Herz. „Komm mit roten Backen und blanken Augen wieder, kleine Frau", sagte er welch, „und Gott schenke uns ein frohes Wiedersehen!" Das klang so bewegt! Betroffen fragend sah sie -u ihm auf. Aber schon schob er sie fort von sich, löste seine Hand aus der ihren, dis sie unbewußt festgehalten. „Beeile dich, Kind, es ist spät und der Weg zum Bahn- Hof lang!" Wenn sie nur erst fort und in Sicherheit warl Der alte Richter war bet Morgengrauen dagewesen. Un- ruhen standen bevor. Gleich darauf flog der große Mahbach, den nun ein anderer, stämmigerer Führer lenkte, dte lange Allee hin unter, der Stadt entgegen. Fast leer war sie, kaum ein Fuhrwerk begegnete ihnen. Was sich drohend im Anmarsch befand, kam von den Werken, jenseits von Schloß und Park. Wera Steinherr saß sehr still, den Kopf gegen das Polster gelehnt, und sah mit müden, glanzlosen Augen über die Felder und Wiesen, die in Hellen Morgensonnen schein getaucht dalagen. Erst als sie die Vororte erreicht, zwang sie sich, ein freundliches Wort an den alten Diener und die kleine Jungfer zu richten, deren Mitnahme sie höchst überflüssig fand. DaS lange Schweigen hatte das muntere, junge Ding schon bedrückt. „Nun, Marie, freuen Sie sich auf Marienbad?" fragte Wera und lächelte das hübsche Mädchen an, vas strahlend nickte. „Und wie, gnädige Fraul Da soll es ja herrlich sein, und die vielen eleganten Menschen... Ich hab' gnä' Frau's schönst« Sachen alle eingepackt; sie wird sie dort brauchen! Und dreimal am Lage ist Kurkonzert; das kann man sogar vom Hotel aus hören. Und wunderbare Ge- schäfte soll es geben, wo man für wenig Geld die herrlich, sten Sachen kaufen kann." „So? Na, da werden wir eS Wohl aushalten können", meinte Wera gezwungen heiter zu dem Alten gewandt. Der aber erwiderte ihr Lächeln nicht. Streng und ernst schaute das faltige Bedientengesicht sie an. „WaS gibt es, Werner?" fragte st« erstaunt. »Ich meine, gnädige Frau hätten jetzt nicht so weit fortreisen sollen, wo der gnädige Herr in Gefahr ist!" brach es vorwurfsvoll aus ihm hervor. „Gnädige Frau wolle» verzeihen; aber — das mußte ich sagen!" Die Lippen der Frau öffneten sich leicht in grenzenlosem Staunen. „Was sagen Sie da, Werner? Mein Mann in Gefahr? So sprechen Sie doch!" Sie schnellte vor, packte den Alten am Mantelaufschlag. „Welche Gefahr droht ihm?" „Ja — wissen gnä' Frau denn nicht, daß Unruhen ans den Werken ausgebrochen sind, daß es schon Schlägereien gab, daß sie streiken wollen? Daß heute früh um viec der Werkführer Richter kam, um den gnädigen Herrn zn bitten, fortzugehen, weil die neuen Arbeiter, die wüsten Kerle, gedroht haben, ihren Willen mit Gewalt durch..." «Fortsetzung folgt.)