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Kerichtsslial. Schwere Gefängnisstrasen für Rrandstikter. Bor !>cr 11. Ttraskoinmer des Lonöacrichts Lcipzio botte .'ich der WirtschastsciehiCc Oswin Oebmichcn, sein Bruder, der Wirtschaftsbcsitzcr Errvin Oebmichcn, deren Mntter Fron Berta Krovp, sämtliche ans Collm, und der Guts besitzer Arthur Brabant ans Koppnitz wegen Brandstiftung bezw. Beihilfe zu uerantivvrtcn. Brabant und Oswin Ochmichen waren beschuldigt worden, am 3. 9. 1931 eine der Fron Krovv gchbrcnde Scheune in Brand gesteckt zu haben, wobei diese sowie der Giebel des angrenzenden Wohnhauses in klammen aufgingen und landwirtschaftliche Maschinen und Erntevorrätc in der Scheune verbrannten. Frau Kropp hatte darauf mit ihrem Sohn Erwin Ochmichen von der Versicherungsgesellschaft über 5000 Mark Entschä digung erhalten, wobei beide angabcu, die Brandstifter nicht zu kennen und auch keinen Verdacht auf irgend jemand zu haben, während Brabant fiir seine Hilfeleistung MN Mk. erhalten hatte. Es erhielten Oswin Ochmichen 1 Jahr 6 Monate, Erwin Ochmichen l Jahr t> Monate, Frau Kropp 9 Monate Gsängnis nnd Arthnr Brabant 2 Jahre 4 Monate Znibthaus. von Sonthard verhaktet Der Kronzeuge im Bullerjahn-Prozest, Paul von Gonk- hard, ist von der ZollsahndungssleUe Berlin unter der Be schuldigung, Auslandsguthaben in der Schweiz und in Hol land in höhe von einer Millionen RM nicht angemcldet und gleichzeitig Steuerhinterziehung betrieben zu Ha ven, dem Untersuchungsrichter vorgeführl worden Beilegung des Konflikts im Vindernaisel-Prozkft. vdz. Berlin. Der Konflikt Zwischen dem Vorsitzenden im Bindernagel-Vrocetz Landaerichtsdirektor Trnvvner und dem Verteidiger des Angeklagten Hinke N2l. Walter Balm, der am Dienstag zur Mandntsniedcrlegung des Verteidiger? führte, hat den Vorstand der Berliner Aumaltskammer ver- anlatzt, eine Vermittlnngsaktion zu unternehmen. Am Mittwoch fand im Kriminalgericht eine Aussprache zwischen dem Vorsitzenden und dem Verteidiger statt, die da« Er gebnis hatte, daß R4l. Bahn die Verteidtanna des An- aeklaaten wcitersübren wird. Der Postbeamtettsterbnnd zu den Vorwürfen gesten Kugler. vdz. Berlin. Zn den in der Oeffentlichkeit gegen den verhafteten Postkekretär Knglcr erbobeneli Vorinnri der Annahme von Vestechnnasneldern veröffentlicht der Reichs- verband deutscher Pott- nnd Dclcaravbenbeamten eine Erklnrnna. wonach sich die Bortuürse in keiner Weise ans die Tätigkeit Knoters als Bcrbandsvorsitzender erstrecken, sondern ausschließlich nur aus leine dienstliche Tätigkeit. Die Verbandskasse sei in bester Ordnung. Die Verbands- leitnng haben bis znr Klärung des Vorfalles die stellver tretenden Vorsitzenden Fcnrick und Maier-München über nommen. ES wird die Hoffnung ausgesprochen, datz «S Kugler möglich sein werde, seine Unschuld zu beweisen. Berlin. iFnnkjprnck.) Die Untersuchung zur Ans» klärnua des Skandals bei der Vostkraukenkasse ist noch nicht abgeichloffen. In den spaten Abendstunden des Mittmocks bat Kugler ei» umfassendes Geständnis abgelegt, dagegen bestreitet der Dentist Griebel alles und behauptet, seine Iran habe die Geldaesckäste gemocht. Er selber wisse von nichts. Er gilt jedoch als völlig überführt. Bei der Untersuchung der Krankenkassenschiebungen ist jetzt auch der Verdacht aufgctaucht, datz in den Liedlungs- angelegenheitcn, die vom Reicksverband der Post- und Telegrapbenbeamten auSgeführt wurden, nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Anscheinend bat Kngler auch hier seine Fmaer im Spiel gehabt. Tr bestreitet aber vorläufig jede Teilnahme daran. Der Strafantrag gegen die Autoichieber-Kolonne Rindfleisch. vdz. Berli n. In dem seit mehreren Wochen vor dem Berliner Landgericht I verhandelten Prozeh gegen die Auto- schiebcr-Kolonne Rindfleisch wurden nm Mittwoch die Straf anträge der Staatsanwaltschaft begründet. Der Anklage vertreter beantragte gegen den Antvhändler, den Ehef der Bande, die Luxusautos stahl, um sie dann, vollständig un- '.cnntlich gemacht, weiter zu verlausen, 5 Jahre Zuchthaus, 4 Jahre Ehrverlust und 3900.n.« Geldstrafe, gegen den Spediteur Paul Helme 4 Jahre Zuchthaus, gegen den Kell ner Oskar Hennig 8 Jabre Zuchthaus und .1 Jahre Ehrver lust, aegeu den Erwerbslosen Walter Klcmitz 8'X, Jabre Zuchthaus und gegen drei weitere Angeklagte Gefängnis strafen von einem-Monat bis zu zwei Jahren. Tas Urteil soll am Freitag verkündet werden. Wechselbktrull im graften Stil. vdz. Berlin. Nach mehr als zweijähriger Vorunter suchung hat die Staatsanwaltschaft beim Berliner Land gericht IN jetzt Anklage gegen St Personen erhoben, denen Wechselbctrug in geradezu gigantischem Umfang vorgewor fen wird. Der ^mnvtangeklagte ist der frühere Landgerichts direktor von Wedcl-Parlom. Er soll gemeinsam mit drei Angeklagten Wechsel über Hobe Beträge ausgestellt haben, von denen er genau wußte, dah sie niemals eingelöst werden konnten. Wegen Beihilfe zum Betrug sind der Rechts anwalt Zcvba und andere angeklagt, die die faulen Wechsel bei gutgläubigen Dritten untergebracht haben, obwohl sie den betrügerischen Charakter des aanzcn Unternehmens ge kannt haben sollen. Unter den übrigen des Betruges und der Untreue angeklagten Personen befindet sich auch Graf Soltikow-Vennecke. Streichholzfabrik niedergebrannt. K Hüll «Quebec». Die hiesige Fabrik der kanadischen Streichholzgelestschast wurde durch esiie Feuersbrunst voll- ständig zerstört Vier junge Mädchen verbrannten, 15 Personen wurden verletzt, 2N werden vermisst. Ser LedeilMmm res MerlMs. CK. Schchercsade hat in all den Märchen und Ge schichten, in denen sic durch Tausend und eine Nacht ihre Phantasie spielen lieh, nicht romantischere Vorgänge erstun den, als sie sich in dem nüchternen Leben unserer Tage in Persien abgespielt haben. Der Held dieses wirklichen Märchens ist der gegenwärtige Schah von Persien, Nisa Khan Pehleivi. Dieser Schöpfer des modernen Persien, der heute als Diktator regiert, verbrachte seine Kindheit im Hause armer Bauersleute, die seine Eltern waren, und illlö Mut der Mter liM I« lehr.: mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Schnee umher, es mutz doch J-rühling werden! Zuversicht nnd Ausdauer sind für jedes Geschäft wichtige Werbe-Voraussetzungen. So, wie ja der Winter auch nicht plötzlich verschwindet, kann man nicht erwarten, daß die jetzige Krisen zeit über Nacht aushört. Zur Ausdauer beim Werben neuer Kunden und beim Erhalten der alten gehört das regelmäßige Inserieren im Riesaer Tageblatt. In ihm hat der Geschäfts mann das lang erprobte und bewährte Werbe instrument, das auch in dieser Zeit zu guten Erfolgen verhilft. diente in seiner Ingen- als einfacher Soldat tn einem persischen Kosakenregimcnt. Oft stand er Posten vor aus wärtigen Gesandtschaften, während er heute selbst durch solche Posten geehrt wird. Sein Leben verlief durchaus in normalen Spuren, bis er iui Jahre 1021 jenen drama tischen Handstreich durchführte, der ihn auf den Pfauen- Thron der persischen Herrscher brachte. Als eines Abends im Jahre 1021 ein Armeebefehl mit der Unterschrift „Risa Khan Pehleivi" an den Manern von Teheran angeschlagen wurde, war dieser Name den Persern ebenso unbekannt wie der übrigen Welt. Aber Risa hatte damals schon den^ent scheidenden Schritt getan, um den Sultan Achmed Schah auszuschalten, der damals noch nominell auf dem Thron seiner Väter sah. Ter Handstreich Nisas brachte ein neues Kabinett zur Regierung, dessen Kriegsminister er war. Nach zwei Jahren war er Premierminister nnd 1925 er klärte er sich selbst zum Schah von Persien. Er wählte bei der Machtergreifung mit gutem Bedacht die alte Regie- rungsform und wurde nicht Präsident einer Republik, er , wusste, daß die religiösen Führer dem Repnblikancrtum ab geneigt waren, und er hielt es für gefährlich, die „Moderni sierung" zu weit zu treiben. Obgleich er absolut herrscht, schaffte er doch das Parlament, daS unter seinen beiden letz ten Vorgängern einige Macht hatte, nicht ab, aber alle Ab geordneten bedürfen seiner Genehmigung. Auf die natio nalistische persische Jugend gestützt, herrscht der Perserschah unumschränkt: er hat sich wohl in den ersten Jahren euro päischer Hilfe bei der Ausführung seiner Pläne bedient, aber er will seinem Volk keine europäische Kultur anf- zwingen. sondern moderne Technik und Wissenschaft ganz dem persischen Bedürfnis anvassen. Ueberall im Lande tritt sein Wirken hervor, in der Verbesserung der Erziehung, der Reform des Eherechts, der Schöpfung eines stehenden Heeres, der Unterdrückung der Stammessürsten und be sonders in der steigenden Einführung moderner Erfin dungen. Von dem persönlichen Leben des Herrschers ist aber bisher nur wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen, so das? die Mitteilungen, die jetzt in einem Londoner Blatt ver öffentlicht werden, besondere Beachtung verdienen. Neber sein Alter streitet man sich: die einen sagen, er sei 5», die andern 63 Jahre: die richtige Ziffer scheint eher bei 63 zu liegen. Als Soldat in dem Kosakenregiment heiratete er ein Bauernmädchen, das später starb. Als junger Offizier vermählte er sich mit der Tochter eines Vorgesetzten, nnd diele Iran lebt jetzt als „Königin Pehlcwi" in den pracht vollen Palastsälen, in denen der Schah sie täglich besucht. Als Mntter des 16jährigen Kronprinzen geniesst sie seine besondere Liebe. Als Kriegsminister heiratete Nisa eine Prinzessin ans einem Ncbenzwcig der früher regierenden Hidjar-Tnnastic, hat sich aber vor einigen Jahren von ihr scheiden lassen. Kürzlich nahm er zur vierten Frau ein hübsches lOjähriges Mädchen, das unter dem Titel „Königin Iran" die Favoritin des Schahs ist: sie ist sechs Jahre jünger als die älteste Tochter Nisas von seiner ersten Frau; er hat von seinen vier Frauen nenn Kinder. Rundfunk-Programm. Freitag, 17. März. Berlin — Stettin — Magdeburg. 9.25: Schulfunk: Alte deutsche Handwerkslieder. — 15.20: Die Hausfrau ergänzt ihren Bestand an Kochgeschirr. — 15.35: Lieder von Edvard Grieg. — 15.55: Violinmusik. — 16.15: Die Brcitenarbeit in den Deutschen Turn- und Sportverbänden. — 16.30: Aus Dresden: Orchester-Konzert. — 17.30: Das vergessene Buch. — 17.40: Jugendstunde: Der Krenzerraub der Donna Elvira. — 18.10: Das neue Buch. — 18.30: Bunte Geschichten von Paul Rache. — 18.55: Die Funk-Stunde teilt mit... — 19.00: Einheitsaussprache. — 19.25: Stimme zum Tag. — 19.35: Sepp Summer singt Lieder zur Laute. — 19.45: Aus Washington: Wo rüber man in Amerika spricht. — 20.00: Sepp Summer singt zur Laute. — 20.25: Losung. — 20.30: W. A. Mozart. Klavier duett Es-dur. — 21.00: Andreas Hollmann. Hörspiel von Hans Christoph Kaergel. — 22.15: Zeitansage usw. — 22.30: Auf Wellenreise. Laboratoriumsbericht. — Danach bis 24.00: Tanz musik. Königswusterhausen. 10.10: Schulsunk: Verkehrserziehung. — 11.30: Die gemein schaftliche Benutzung von Maschinen. — 15.00: Jungmädchen stunde. — 15.45: Hans Grimm: Das Goldstück. — 16.00: Die Stellung der Landwirtschastsschulen im ländlichen Bildungswesen. — 16.30: Konzert. — 17.10: Viertelstunde für die Gesundheit. — 17.30: Die chinesische Mauer, ein Weltwunder. — 18.00: Täg liches Hauskonzert. — 18.30: Soziale oder private Versicherung. — 19.00: Die Aussprache fremder Wörter und Namen im deut schen Rundfunk. — 19.45: Worüber man in Amerika spricht. — 20.00: Aus Hamburg: Im weißen Röß'l. Singspiel von Ralph Benatzky. — 22.15: Bert. Progr. — 23.00: Unterhaltungsmusik, Oopvrigkt dv dlartiv keucbtvanger, Hallo (Laalo) >34 Kaum durfte sic das Allernötigstc iu dem kleinen Haushalt erledigen, stets war er zur Stelle, nahm ihr die Arbeit ab, zwang sanft zur Schonung. Und Wera gehorchte, weil sie den Geliebten nicht kränken wollte. Wie unsagbar Wohl tat ihr dieses Umhegtwerden! Zum ersten Mal nach langen Jahren durften Geist und Körper aus ruhen, die Nerven sich entspannen, die, über Vermögen angestrengt, stets das Letzte an Kraft hatten hcrgeben müssen. Aber auch Vandro selbst genoß seine Ferien. Stunden lang lagen sie in der Sonne auf der kleinen Wiese hinter dem Park, die nur selten eines Menschen Fuß betrat, oder saßen im rosenduftendcn Gärtchen schweigend bei sammen im beglückenden Bewußtsein der Zusammen gehörigkeit. Ab und zu nahm Vandro seine Frau in dem zweisitzigen Ford, der in der Garage zur Ausführung von Besorgungen stand und dessen Benutzung ihm freigesteM war, auf eine Fahrt hinaus in die weitere Umgegend, zeigte ihr von fern die Steinherrschen Werke, die eine kleine Stadt für sich bildeten. Und aus seinen Worten sprach heiße Bewunderung für den Mann, der sie ge schaffen. Fast eifersüchtig wurde Wera bei seiner begeister ten Beredsamkeit; ungeteilt und ganz wollte sie Georgs Liebe besitzen. Aber es war nur der Hauch eines Gefühls, oas im nächsten Atemzug zerstob. Das junge Eheidhll wurde beendet durch die verfrühte Heimkehr des Hausherrn. In der Abenddämmerung kam der alte Werner gelaufen, ein Telegramm in der Hand. „Der gnädige Herr kündigt seine Ankunft für diese Aach» an", meldete er und betrachtete Georg in unsicherer Frage. .Der Zug kommt elf Uhr achlundvierzig am* * „Ich werde pünktlich zur Stelle sein, um Herrn Stein herr abzuholen", erwiderte der in seiner ruhig freundlichen Weise und erhob sich, um Wera ein leichtes Tuch um die Schultern zu legen. Die Luft war nach einem in der Nähe aufgetretenen Gewitter merklich abgekühlt. Aber der Alte zögerte noch. „Das Gepäck —*, brachte er endlich heraus. „Wollen Herr Dok—, Herr von Vandro nicht den Hilfsgärtner mitnehmen?* Vandro schüttelte lächelnd den Kopf. „Das Gepäck ist Sache des Chauffeurs und Dienstmanns, guter Werner. Sehe ich so schwach aus, als könnte ich keinen Koffer heben? Denken Sie an den Krieg, Werner — ein guter Soldat griff überall wacker zu. Nun, wir sind eben noch im Krieg! Nur frisch das Hindernis genommen, dann geht es schon vorwärts!* „Ach, Herr Doktor!* Ein tiefer Seufzer unaussprech licher Bewunderung. War das ein prächtiger Herr! Des Alten Blick flog zu Wera, die ihm still zunickte. Die ver stand ihn! Und wie schön sie war, diese schlanke, blonde Frau mit den dunklen Augen, die einen wie Samt streicheln konnten, wie stolz sie den Kopf trug — die ge hörte ins Schloß hinüber, nicht hierher ins Gartenhäusel. Ganz gedankenversunken trabte der Alte in seinen schwarz seidenen Kniehosen und der silberbeknöpften Jacke durch den Park zurück zum Herrenhause. Seine Welt stand Kopf. Wera von Vandro aber fühlte, wie sich ihr ganzes Innere verkrampfte in Abwehr gegen jenen Mann, der es wagen durfte, ihres Gatten Dienste nach Belieben zu beanspruchen. „Nein, heute abend kriegst du mich nicht um halb zehn Uhr ins Bett!* Zärtlich hing sie sich an Vandros^Arm. „Ich bleibe auf, bis du fort mußt — und freue mich schon auf deine Wiederkehr!* Sie kuschelte sich nach Kätzchenart in die Ecke des alten Sofas und zog ihn dicht neben sich. Eng aneinandergeschmiegt, saßen sie im Dunkeln, während draußen der Mond allmählich zwischen den Baumwipfeln emporklomin und die Nacht in silberne Helle tauchte. Uin zehn Uhr erhob sich Vandro, um sich umzuziehen. Lum ersten Male sah Wera ihn in der dunkelgrünen Chauf- fcurtracht, die seine schlanke Gestalt gut kleidete. Er lachte, als er sich vorstcllte, legte die Hand grüßend an die Mütze, die er keck schief gesetzt. „Sehe ich nicht großartig aus ln der Kluft? Rein zum Eroberungenmachen — nicht?* In der Frau Augen schoß es heiß empor. Sie erzwang ein Lächeln, nickte, ein Würgen in der Kehle, und schlang die Arme um seinen Hals. „Ich habe dich lieb*, flüsterte sie und suchte seine Lippen. „Komme sobald du kannst — ich warte...* Und der Mann erzitterte vor Glück und merkte nichts vom Schmerz, der seines Weibes Seele mit eiserne» Fängen umkrallte. * * Früh am nächsten Morgen trat Georg von Vandro seinen Dienst wieder an. Es wurde ein einsamer Tag für Wera, der endlos schien, denn ihr Mann konnte es nicht ermöglichen, zu Mittag nach Hause zu kommen, sondern aß irgendwo in der Stadt und fuhr seinen Herrn, der mehrere Sitzungen absolvierte, direkt hinaus nach den Werken. Erst gegen Abend, als die Sonne letzten flam menden Gruß durch die Stämme der alten Eichen sandte, vernahm die junge Frau das Hupen des am Parktor Ein laß begehrenden Wagens. „Endlich!* sagte sie laut und richtete sich in ihrem Näh winkel am Fenster aufatmend auf. Leise summte sie das russische Volkslied: „Näh' nicht, liebes Mütterlein, an dem roten Sarafan', vor sich hin, während sie ihre Arbeit zu sammenfaltete — und lachte plötzlich hell auf. Das war kein roter Sarafan, den sie da in der Schublade verstaute, sondern mehrere Paare höchst prosaischer Socken, des Stopfens kaum mehr wert. Ihre Hand glitt über die wenigen Wäschestücke. Alles, wessen Frau und Haus be durft, hatte Georg angeschafft — sich selbst vergessen. Nun kam er aber an die Reihe» sobald Neuanschaffungen wieder möglich waren! Sie nahm eine der Sockenrollen hoch, schmiegte ihre Wange dagegen. „Georg, der Gütige, so nennt dich mein Herz!* Nun kam er gleich. Die Sehnsucht trieb sie ihm entgegen. Gortsetzung folgt.)