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Klostcrgelände mit seinen Gebäulichkeiten an otc Stadtmauer,' nach der Hauptwache zu schloß sich inner halb brr Stadtmauer der Klostcrgarten an, während die Kirche am Ausgang der Kleinen Briidcrgassc der Kirchhof umgab, der von Gebäulichkeiten mit Hallen gang nmschlossen war — laut Urkunde im Ratsarchiv: ,Jlsw XVIII gr. vor bs^bolW den woutsgk. vor der brüdsr kiiwess, <io molto d^ uiswer reu dsgkea umd <isn kircb- bokts" —, die somit den Abschluß nach Süden bildeten. Im Grünen Gewölbe zu Dresden befindet sich ein Holzmodell von Dresden ums Jahr 1500. Bei diesem ist auch das Kloster der Barfüßer uud dessen Kirche, die um diese Zeit schon ein stattliches Aeußeres hat, aufs genaueste wicdergcgebcn. Man sieht hier deutlich, -aß das Klostcranwcsen an die Stadtmauer grenzt, da hinter der Graben, nach Norden schließt sich das Schloß an, -eßen gewaltige Bauten schon damals die ganze innere Stadt beherrschten. Alles Nähere über jenes anschauliche Modell finden die Leser dieser Heimat beilage in meinen Ausführungen über „Die Rathäuser Dresdens". Es würde mich hier von meinem eigentlichen Thema abbringen, wollte ich des näheren aus die Ein richtungen uud das Leben in diesem Franziskaner kloster eingchen. Es wird sich vielleicht einmal in einem besonderen Artikel darauf zurückznkommen Gelegen heit bieten, zumal ja das Dresdner Kloster mit dem Senßlitzcr Kloster der Klarissinnen in seinen Bräu chen und Gewohnheiten uns viel Verwandtes zeigen wird. Standen doch Brüder nnd Schwestern der Franziskaner in ständigem Verkehr, worauf wir wohl aus -ein dem Kloster gegenüberliegenden Regel- haus in der Großen Brüdergasse schließen dürfen.. In diesem Regclhaus wohnte eine kleine Zahl Klaris sinnen, die den Beichtvater aus dem Männcrkloster überwiesen erhielten nnd auch in der Klosterkirche den Predigten und den Gottesdiensten, abgetrcnnt von den Brüdern, beiwohnten. Das Kloster besaß, wie schon oben angedeutet, auch einen K l o st e r g a r t e n inner halb der Stadtmauer und auch Obstgärten außerhalb derselben, also dort wvyl, wo heute unsere Zwinger anlagen sich befinden. Diese Gärten fielen aber unter Herzog Georg dem Bärtigen (1500—1529», einem strengen Gegner Luthers, der weiteren Befestigung Dresdens zum Opfer, deren Reste ja heute noch in den Zwingeranlagen erhalten sind. Das Kloster verfügte auch über sogenannte T e r m i n e i e n, die uns in diesen Hcimatbeilagcn schon wiederholt begegnet sind, in Pirna und Dippoldiswalde. Es waren Unter- kunftShäuser, Zentralen für die bettelnden Kloster brüder, wo sie auf ihren Bettclzügen übernachten konnten; ihnen machte bekanntlich die Reformation in Sachsen ein Ende. Wie oben bereits erwähnt, rvar in den Komplex -cs Barfüßerklosters eine kleine Kapelle einge baut, -ie sehr bescheiden in ihren Ausmaßen gewesen sein muß, denn sonst hätte sie nicht schon etwa hundert Jahre nach der Klostergründung Markgraf Friedrich der Strenge, der 1249 seinem Pater Friedrich dem Ernsthaften in der Regierung folgte, im Jahre 1351, nachdem Friedrich der Gebissene (Markgraf in Meißen und Landgraf in Thüringen 1291—1324» das Kloster räumlich vergrößert hatte, durch einen schonen Neubau, die heutige Lophicn- kirche, die allerdings später viele Ausbauten sich gefallen lassen mußte, ersetzt. Auf den Stifter der Kirche Friedrich den Strengen, der 1381 starb, und seine Gemahlin Katharina, Gräfin von Henneberg, als Mitstifterin (vermählt 1:146, verstorben 1397s, weisen, wie ich einem Werk Prof. Tr. Robert Brucks über di« Sophienkirche in Dresden entnehme (veröf fentlicht vom Verein für Geschichte Dresdeusj, einige Wappcnstcine hin, die nach sein Umbau oer Kirche 1864/68 an die Strebepfeiler der südlichen Laugscite versetzt wurden: vier Steine, die abwechselnd den thüringischen Löwen und die Henncbergsche Henne zeigen. Man darf sich nun die Kloster-Kirche des Jahres 1351 nicht so vorstellcn, wie sie sich heute uns als Sophicnkirche präsentiert; im Gegenteil. Die Kirchen gerade der Franziskaner waren, entsprechend ihrer Lehre und ihren Ordensregeln, einfache schmucklose Bauten mit einem großen Raum in der Mitte zur Aufnahme der Gläubigen, damit diese von allen Plätzen aus gut und leicht der Predigt folgen konnten. Die Kirche glich mehr einem Saal, dem Galerien an gefügt ivarcn zur Aufnahme von möglichst vielen Gläubigen und Hörern. Im Gegensatz zu andern Klosterkirchen, die nur für die Klosterbrüder bestimmt wäre«. Wir habe» somit bei der Dresdner Klosterkirche, -er späteren Sophicnkirche, dem edlen Zweck der Franziskaner Mönche entsprechend, die eben der Linderung der Armut durch Bettel dienten, den Beginn unserer heutigen Ge nc c i n d c k i r ch e. In der Dresdner Klosterkirche sollten nicht die Brüder Gebete, Messen und Beichten allein abhalten, sondern hier sollte die Sannnelftätte -er Gemeinde sein znm gemeinsamen Gottesdienst, hier sollten nicht ausschließlich Prozessionen nn- Opferfeieru eine Statt lmben, hier sollte die Kirche in erster Reihe Hörraum für die Gläubigen sein — nnd als solcher erscheint uns auch die Klosterkirche der Franziskaner in ihren einfachsten Formen. Aber, und tms unterscheidet sie von vielen anderen Kirchen, die erst einschiffig gebaut waren, um dann zu zwei schiffigen Kirchen umgcbaut zu werden: -ie Dresdner Kirche war von vornherein zweischisfig mit zwei Chor anlagen gebaut, beide Schiffe in gleicher Höhe. Ums Jahr 1400 wurde an den Siidchor, wie Gur- litt festgestellt hat, die B u s ma n n k a p e l l e ange- fügt, woselbst die Begräbnisstätte der Familie Bns- mann ivar. Die Familie Busmann spielte in der Geschichte der Stadt Dresden eine überragende Rolle. Ein Lorenz Busmann starb 1412, nachdem er 1387 in den Rat zu Dresden eingctreten und viermal Bürger meister gewesen war. Auch ein zweiter Lorenz Bus mann wurde hier 1440 begraben. Ein dritter Lorenz Busmanu wird bis zum Ende des 15. Jahrh. neun mal als RatSmitglied genannt. Auch ein weibliches Glied der Familie Busmanu fand hier seine letzte Ruhestätte. Nach Bruck fand man 1910 bei Anlage einer Krypta unter der Busmannkapelle in 4,50 Meter Tiefe Grüfte, denen außer wenigen Knochenresien auch Francntrachtcn des 15. Jahrh. entnommen wur den und in denen sich auch die Tracht der grauen Brüder noch gut kenntlich erhalten hatte. Es sind also die männlichen Mitglieder der Familie Busmanu in der Tracht der Krauziskaner bestattet worden, wohl aus dem einfachen Grund, weil sie Mitglieder der F r a n z i s k a n e r b r u d e r s ch a f t ivaren. Derar tigen Bruderschaften sind die Leser dieser Heimat beilage schon wiederholt in meinen Ausführungen be gegnet. Und wir wissen, daß es Vereinigungen von Klosterbrüdern und Laien zum Zweck der Mildtätig keit waren. In diesen Bruderschaften finden wir Leute jedweden Standes und Ranges, Bürgerliche wie Adels- und Patriziersamilien. Ja, in Dresden gehör ten, wie aus Klosterrechnuugen ersichtlich, ganze Hand- werkervcreinigungen, wie die Schneider- und Schuster gesellen, der Franziskanerbruderschaft an. Sie alle wurden als solche in der Tracht der grauen Brüder erdbestattet. Natürlich l-atte aus diesen Bruderschaf ten das Kloster seine Vorteile. Tenn deren Mit glieder wußten nicht nur Beiträge zahlen, d. h. für mildtätige Zwecke bcisteucrn, sie mußten auch für die Beisetzung als Klosterbrüder ihren Obolus entrichten, -er in die Klostcrkasse floß. So zahlten in Dresden damals für ein Begängnis die Schuster 5 und 6 Gro schen, die Schneider 10 Groschen — sic galten also auch schon damals als die Bemittlerten. Aber auch der NatzuDresden stand in engen Beziehungen zum Kloster, wenn anch nicht als Mitglied der Bruder schaft, so doch als deren Wohltäter. Schon fürs Jahr 1410 ist heute noch die erste amtliche Verbindung -cs Rats mit dem Kloster festznstellen, da jener die Ver waltung der Klostereinkünfte übernahm nnd zu die sem Zivcck zwei Klosterverwcser ernannte. Auf Einzelheiten der Busmannkapelle einzu gehen, würde im Rahmen dieses Artikels zu weit führen. Erwähnt sei nur, daß eine ganze Anzahl Bauteile ans jener Busmannkapelle auf nnscre Zeit überkommen ist und im Museum des Sächs. Altcr- tnmsvereins aufbervahrt wird. Im Jcchre 1421 erhielt die Klosterkirche eine weitere Vergrößerung um zwei Joche. Unbe kannt ist, ob -ie Kirche einen offenen Dachstuhl oder eine flache Decke hatte. Sonstige ins gleiche Jahr 1421 fallende bauliche Veränderungen wurden durch Niko laus Moller, vorgenommen -er Giebel durch Meister Peter gedeckt — laut Urkuuden im Ratsarchiv: ,.Ilsm Dominica Luscspiwus dup man <tsn gsbil an reu maelisu" und ,.Itsm dem duwswsister Xicolsus Aoller XI-. ij. ^r., dsr ist gar bscralt durch burgsrmvister kalg und cigsi" Und „Item Ksistsr Dstsr XXiüj gr. 8albaudcr iüj tags dsu gebil rcu decken". In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde ferner nach Bruck die Ueberwölbung der Kirche ausgeführt; deren Verschiedenartigkeit läßt jedoch auf eine längere Bauperiode schließen. Wir kommen zum 16. Jahrhundert und damit in -ie Zeit der Reformation. Auch für unsere Klosterkirche trat mit dem Tod des Herzogs Georg, eines streitbaren Gegners Luthers, und der Rcgic- rungsübernahme durch den Luther wohlgesinnten Herzog Heinrich den Frommen eine neue Zcitcpoche ein: vom Jahre 1539 ab wurde der katholische Gottes dienst in tn?r Klosterkirche untersagt, Klöster nnd Kir- chengütcr eingezogcn, soweit sie nicht zur Abhaltung des evangelischen Gottesdienstes benötigt wurden. Und so wurde unsere Kirche nebst dem Barfüßer- kloster laut Urkunde vom 11. Februar 1541 — dem Rat zu Dresden übereignet: „jedoch das es gültigen vnd milden fachen zngewendt, vndt zu fördcrung der selben gereiche", nachdem jener schon 1539 die lunligen Gefäße, Kirchenornate und die Kirchcnkleinodicn auf Veranlassung der Kirchenvisitatorcn in Verwahrung genommen hatte. Als die Mönche das Kloster verlas sen mußten, hatten sie vermutlich „die Reliquien nach Entfernung der Edelmctallfassungen, die wahrschein lich au den Rat abgegeben worden waren, in einer schivarzen sargartigen Kiste in einer Gruft im nörd lichen Chor geborgen, wo sic bei den Bauarbciten im Jahre 1910 zutage kamen" (Bruck >. Sie befinden sich heute noch nebst den in den Grabstätten gefundenen Geschmeiden im Dresdner Stadtmusenm, wo sie von Interessenten besichtigt werden können. Für die K l o st e r g e b ä n d e, die dem Rat zu Dresden, wie wir oben sahen, zngecignct waren, l-atte jener keine Verwendung; sic wurden vielmehr vom Landeshcrrn, dem Sohne Heinrichs des Frommen, der 1541 schon starb, Herzog Moritz, als Zeughaus iu Benutzung genommen. Denn nach den Ratsaktcn fordert letzterer mit einem Schreiben den Rat auf, die Sakristei im Kloster auszuräumen und seinem Zeug- Meister Caspar Voigt die Schlüssel zuzustellen. Die Verivendung der Klosterkirche als Zeughaus mährte doch geraum« Zeit, bis in -er Gegen- des Ziegeltorcs (zwischen Rampischc Gage uud Amalienplatz) 1563 ein neues Zeughaus gebaut worden war, wohin auch das Kriegsmaterial aus dem Kloster nun gebracht wurde, so -aß jenes wieder anderen Zwecken zngcführt wer den konnte. Die Klosterkirche diente allerdings bis dahin sehr profanen Zwecken: zur Einlagerung von Salz, Getreide und sonstigem Proviant, anch war hier eine Werkstatt für Wciuknfcn der HofkeUcrei ein gerichtet worden und sic hatte daher den Namen „Kuffenhans". Die andern Klostcrgcbäude dienten als Pferdcställc, Wagenremisen, Kntschcrwohnnngcn. Die ser neue Verwendungszweck anch der Kirche hatte manche bauliche Veränderung an dieser selbst zur Folge gehabt, wodurch sie keineswegs an Schönheit gewann: cs wurden Bretterverschläge in ihr ange bracht, die Glasfenster wurden mit Ziegeln ausgesetzt, um die darin lagernden Waren gegen Diebstahl nnd Wittcrungseiuflüssc zu sichern. Ja, es wurden sogar Getreideschüttbödcn eingebaut und die Vorrichtung zum Aufwinden des Getreides im Dachgeschoß der Kirche ist heute noch vorhanden. Dieser unwürdige Zustand währte bis ans Ende des Jahrhunderts, ob gleich schon 1555 der Rat den Kurfürsten August nm Rückgabe der Kirche gebeten hatte. Erst 1596 wieder holte der Rat seine Bitte nm Ueberlassung Ser Kirche zu gottesdienstlichen Zwecken, und zwar zur Abhal tung von Leichcnpredigteu. Es mangelte an Begräbnisstätten für die vornehmeren uud wohl habenderen Kreise der Dresdner Bürgerschaft, da diese Wert darauf legte, in oder an der Kirche bestattet zu werden. Tie Frauenkirche und deren Kirchhof, worüber ich in einem besonderen Artikel berichte, bot für solche Begräbnisse nicht mehr den erforderlichen Raum. Die Kreuzkirchc kam für Begräbnisse nicht in Frage, so blieb da dem Rat nichts anderes übrig als um Rückgabe wenigstens der Klosterkirche zu bitten: „ihm von solchem gemeiner Stadt aus Gnaden ver ehrten und gcschcnckten Kloster nicht mehr denn die Kirche mit den beiden Gctraideböden und das kleine Vorhöfchen gegen die große Briidergasse zu zu einem Begräbnisse für die von Adel und anderes vornehme Hofgesinde nnd Bürger zu räumen und einzuthun". Dieser Bitte wurde mit Reskript vom 11., 22. 11. 1597 stattgegeücn nnd dem kurfürstlichen Zengincistcr Paul Bnchncr die Räumung -er Kirche, und deren Ucbcr- gabc an den Rat befohlen. Das dauerte, wie dies früher so üblich war, wiederum zwei Jahre, denn erst im Juni 1599 kam der Rat in den Besitz der Kirche. Jetzt erst zeigte sich, wie durch die profane Verwen dung der Kirche diese gelitten hatte. Ter Rat hatte sich für die Ueberlassung der Kirche beim Kuradmini strator bedankt und diesem Tank die Bitte angesügt, für die Erneuerung der Kirche etwas an Bargeld zn- zuschicßen. Lolche Ansuchen wurden aber damals and; schon übel vermerkt und der Rat, wie dies heute uoch allgemein üblich, auf bessere Zeiten vertröstet. Ta wandte sich der Rat durch Vermittlung des kurfürst lichen Hofpredigers Dr. Leyser mit der Bitte um Unterstützung für die Instandsetzung der Kirche an die verwitwete Kurfürstin Sophia; ja, der Rat erbot sich in diesem Falle sogar, der Kirche den Namen der Spenderin zu verleihen. „Damit der Münche Nahmen Barfüße Closter Kirche Abgeschasft, dieselbe nach E. Chnrf. Gn. Taufnahmcn Zum ewigen gcdecht- nus Zn Sanet Sophien nennen zu lassen". Doch and; diese Aussicht konnte die Kurfürstin nicht reizen, Geld herzngebcn, so daß der Rat zu einer Anleihe greifen mußte. Nach den „Originalia -er Kloster Kirchen Rechnungen annorum 1599—1602" dauerte der Um bau der Kirche also 3 Jahre und wurde ausge führt durch Bürgermeister Jonas Möstel als Bau herr. Vor Beginn der Arbeiten wurde durch den