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MlWMveil res Mlemmres. Wenn der Gartenfreund seinem Garten die höchsten Er träge abgcwinncii will, kann er dieses nur dann, wenn er die notwendigen Arbeiten stets zur rechten Zeit anssührt. Ver säumt er den rechtzeitigen Schnitt seiner Obstbäumc, die rechtzeitige Aussaat seiner Gemüleiämereien und die Be kämpfung der mannigfachen Schädlinge, das Jäten der Pflanzen und so vieles andere noch zur rechten Zeit, so er leidet er hierdurch großen Schaden. Lein Garten wird ihm kein Ort der Freude und Erholung sein, sondern Aerger und Verdruß bereiten. Der März ist nun der erste Monat im Jahre, der an den Gartenfreund hohe Ansprüche stellt. Bevor man zum Spaten greift, muß das Vaud gedüngt werden. ivaS in unbedingt sachgemäßer Weise zu geschehen hat. Stark zehrende Gemüse arten erfordern viel Dünger, schwachzebrende hingegen, wie Zwiebeln, Bohnen und dergleichen gedeihen besser, wenn daS ».'and nicht frisch gedüngt ist. Jauche darf nicht zu scharf sein und muß vorher gären. Nun zur Hauptarbeit im März, das Graben. Auch das wirksame Graben will gelernt sein. Alan darf nicht zu große Stiche nehmen und muß die Erde so umdrchcn, daß der aus geruhte untere Teil nach oben kommt. Vergnecttes Vaud grabe man mit der Grabegabel nm und lege die Quecken sorgfältig ans. Aber auch sämtliche Steine muß man sorg fältig absammcln. Beim Säen, der nachfolgenden Arbeit, achte man darauf, daß der Same» nicht zu dick fällt. Sämtliche Gcmüsearteu, die später verpflanzt werden, müssen breitivürsig gesät werden. Alan überstreue den Samen mit Ende oder hacke ihn mit dem Rechen vorsichtig ein. Auch muß die Erde sorgfältig angeklvpst werden. Die Gcmüfearten dagegen, die auf den Beete» stehen bleiben, werden reihenweise in flache Rillen gesät. Das Pflanzen der Obstbäume und Beerensträucher, daS ebenfalls im März zu erfolgen hat. erfordert eine gute Bodenvorbcreitung. Entweder wird daS Land 8N Zenti meter tief umrigolt oder bei einzelnen Obstbäumen werden Baumlöcher gemacht, aber nur nicht zu klein. Als Regel gilt: je schlechter der Boden, je größer das Banmloch. Neber 'achgemäßcs Beschneiden der Obstbäumc hole man sich vorher Rat, entweder bei einem Fachmann oder durch Lesen eines guten Gartcnbuches. Auch die mannigfachsten Obstbaum schädlinge bekämpfe man zur rechten Zeit. Wer sich in diesem Jahre einen neuen Garten anlegen will, nehme sich folgendes zu Herzen: Man lege keinen grö ßeren Garten an, als man in der zur Verfügung stehenden Zeit und mit den Arbeitskräften, die man hat. rationell be bauen kann. Ein kleiner und gut gepflegter Garten macht Freude und bringt Nutzen, während ein großer verwilderter Garten häßlich aussieht und einem jede Lust zur Arbeit nimmt. Bei der Wahl des Gartengrundstückes achte man darauf, daß sowohl der Boden den Ansprüchen genügt, wie auch, daß die Wasscrverhältnisfc möglichst günstige sind. Große Bodcnverbessernngen und kostspielige Bewässerungs anlagen verteuern den Garten sehr. Gnies Werkzeug — halbe Arbeit! Dieser Spruch muß vor allem beim Gartenbau beachtet werden. Das Garten werkzeug mußte während der Wintcrmonatc gut aufbewahrt worden sein, damit man jetzt nicht erst mit der Entfernung des Rostes viel Zeit vergeudet. l^artenmauern lasse man nicht leer stehen, sondern nutze sie durch Anpflanzen von Spalieren aus. Bei Gartenwegen beachte man zweierlei. Die Hauptwege lege man als Dauer wege massiv an und wölbe sie etwas, damit sie auch bei schlech tem Wetter gangbar sind. Die anderen Fußwege trete man nur ab, so daß sic jedes Fahr mit nmgcgraben werden können. Man halte die Wege auch stets nnkrautrein. Werden die hier angeführten Ratschläge stets beachtet, dann wird uns unser Garten nur Freude machen und die angewandte Arbeit durch gute Ernte reichlich lohnen. Darum auf zur fröhlichen Gartenarbeit im Monat März. Macht die Gemüsebeete zurecht und bringt Erbsen, Zwiebeln, Karotten, Petersilie, Schwarzwurzeln, Pusfbohnen und Spinat in die Erde. Zur Anzucht von Setzpflanzen müssen Weiß-, Rot- und Welschkraut, Blumenkohl, Kohlrabi und Salat ins freie Land gesät werden. Das Pflanzen von Spargel und Rhabarber darf nicht vergessen werden. Steck zwiebeln und Frühkartoffeln müssen gelegt und die Beete, die mehrjährig mit Küchengcwächsen bepflanzt gewesen waren, müssen gereinigt, gedüngt und umgegrabcn werden. Auch dem Frühbeet, das bereits im frühen Februar angelegt werden mußte, schenke man im März Beachtung. Es verlangt die Aussaat von Blumenkohl. Weiß-, Rot- und Welschkraut. Salat, Sellerie und Porcc. Gegen Ende des Monats müssen die Gemüsepsläuzchen pikiert werden. Mit dem Aussäen von Radieschen und dem Pflanzen von Trcibsalat kann ebenfalls begonnen werden. Nicht minder große Beachtung schenke man dem Obst- und Beerengartcn im März. Obstbäumc und Beerensträucher müssen gepflanzt und bei schlecht tragenden Obstbäumen der Wurzelschnitt vorgenommen werden. Das Verschneiden der Obstbaumzwcige muß beendet sei». Erdbeerbeete, die im August -es Vorjahres gepflanzt wurden, sind jetzt zu be pflanzen. Das Veredeln unfruchtbarer Obstbäumc kann ebenfalls in diesem Monat erfolgen. Große Wunden an be schnittenen Obstbäumen werden mit Baumwachs oder einer aus Lehm und Kuhfladen bestehenden Baumsalbe verschmiert. Raupennester sind abznsuchen. Auch muß der Wein von seiner Wintcrschntzhülle befreit werden. Aber nicht nur Obst- und Gemüsegarten stellen im März Ansprüche an den Gartenfreund, sondern auch die Blumen beete, Stiefmütterchen, Vergißmeinnicht und sonstige Früh- jahrsblumcn müssen auf das Blumenbeet gepflanzt werden und Rosen sind gegen Ende des Monats aufzudecken und nachzupflanzen. Von L. Ferdinand. !L»llU — H--« V Hier wird der Deutsche Reichstag tagen. Das Gebäude der früheren Krollvper in Berlin ist nun endgültig als Tagungsort für die Plenarsitzungen des Reichstages bestimmt worden. Unsere Ausnahme oben zeigt eine Außcnansicht des Gebäudes mit dem Denk mal Mvltkcs — unten eine Innenansicht der Krolloper. Bild links Der neue Vorsitzende des Preußischen Polizei beamtenbundes. Kriminalkommissar Brcbeck ist an die Stelle Heimanns- bcrgs als Erster Vorsitzender des Preußischen Polizei beamtenverbandes, des sogenannten Schrader-Verban des, getreten. Das Karl-Liebknecht-Haus jetzt Sitz der Polizei. Das frühere Parteihaus der Kommunistischen Partei Deutschlands in Berlin, daS Karl-Liebknecht-HauS, ist jetzt der nengcgründeten Abteilung der politischen Po lizei zur Bekämpfung des Bolschewismus zur Verfü gung gestellt worden. Gleichzeitig wurden auf dem Ge bäude die Flagge» des nationalen Deutschlands, die schwarz-wciß-rote Fahne und daS Hakenkreuzbanncr, gehißt. Bild links. Als Leiter des Nationalen Luftsportverbandes wird der bekannte Pour-le-Möritc-Flicger Bruno Loerzer genannt. Lopvrij>kt bv dlsrtin beuedtvviiNj>cr, tlulle (ssales „Ja!* „Ta wohnen Sic Wohl hier?" «Nein", antwortete der Jüngling. Und ein seltsames, nie gekanntes Gefühl süßer Beklommenheit beengte ihm auf einmal den Atem. «Ich wohne weit weg — in D." „Jst's da schön?" «Ja — ich glaube doch", stammelte Magnus Mahler verwirrt. Was wußte er von der Schönheit der Stadt, der nur für die Arbeit in «seinem" Werk lebte... «Wir wohnen in Moskau", erzählte die Kleine. «Da haben die Kirchen viele goldene Türme, und im Winter liegt furchtbar viel Schnee — da fahren mir mit der Troika weit, weit hinaus..." Sie breitete die Arme aus. Ein zarter Dust umwehte den Jungen, den er noch nie ein geatmet. ver auSging von diesem süßen, sorgfältig ge pflegten Kindcskörpcr. «Da läuten all die Glöckchen am Geschirr der Pferde — das klingt lustig." Sie lachte leise, lat einen kleinen Hopser. «Mögen Sie auch Schlitten fahren, Herr — ? Wie heißen Sie denn?" «MagnuS — Magnus Mahler!" «Mahler?" wiederholte die Kleine verwundert. «So heißt ja der Schmied hier!" Ihr Blick wanderte von dem schlanken, jungen Menschen im gutsitzenden, dunklen Anzug zu der vierschrötigen Gestalt des Mannes mit dem derb zügigen Gesicht, das übermäßiges Trinken stark auf- geschwemmt hatte, ver neben dem Feuer, die Hände im Gur» der Lcverschürze, stand und dröhnend lachte zu irgendeiner Bemerkung scs alten Kutschers. Der flackernde Feuerschein ließ ihn noch gröber und röter erscheinen. Und wieder betrachtete das Kind den Jüngling. .Er ist mein Baier", sagte der lächelnd und beugte sich vor und zog die Kleine an beiden Händen zu sich heran. Ein unbändiges Verlangen erfüllte ihn, einmal über diese samtweiche Kindcrwange, das goldflimmcrnde Haar zu streichen. Ganz scheu und unversehens regte sich die Sehn sucht nach Zärtlichkeit in ihm. Er hätte gern diese kleinen Aermchen um seinen Hals gespürt. Aber — war der Schreck ob seiner plötzlichen Bewegung zu groß, sein Griff zu hart: der zarte Körper steifte sich, ganz blaß wurde das eben noch rosige Gesichtchen. «LoSlasscn!" herrschte das Kind den Verdutzten an. Etwas in Ton und Blick ließ dem Jungen das Blut zu Kopf steigen. Er ließ die zerrenden Hände nicht locker. „Sag' bitte", forderte er, «dann bist du frei!" Die kleine Person bebte vor Zorn. „Nie sage ich bitte zu dir — nie!" stieß sie hervor. Es war charakteristisch für Wera, daß sie dabei nicht einmal die Stimme hob; es fiel ihr gar nicht ein, um Hilfe zu rufen. „Aber duzen kannst du mich auf einmal ganz freund lich", lachte Magnus gezwungen. Die Kleine warf den Kopf zurück. „In Rußland sagen wir zu allen Bauern du!" „Ah, so ist's gemeint! Du bist ebenso höflich wie auf richtig." Jäh lockerte der Junge seinen Griff. „Ich wünsche dir, daß das Leben dich bitten lehrt!" sagte er hart. Frei und furchtlos stand das Kind vor ihm. Zwei Augenpaare sprühten sich an. Dann drehte sich die Kleine auf dem Absatz herum und ging auf den alten Kutscher zu, der soeben aus der Haustür kam. Das war Magnus Mahlers erste Begegnung mit Wera Wettern gewesen. Tags darauf reiste sie mit ihrer Mutter in ein Bad. Zehn Jahre vergingen. Er führte schon längst den Namen seines Chefs, der ihn nach dem plötzlichen Tod des Vaters in aller Form als Sohn und Erben adoptiert hatte. Um den Verkauf der Schmiede, die er bis dahin verpachtet, zu erledigen, war Magnus in seine Heimat gereist. Auf dem Feldweg zum Bahnhof, der am Gutspark vorbeiführte und den er in einer seltenen Aufwallung von Kindheitserinnerungen eingeschlagen hatte, sah er an der Mauerbrüstung eine weibliche Gestalt stehen. Regungslos stand sie da, mit hängenden Armen, und sah in das ernte reife Land, das sich bis zum Horizont in ungebrochener Fläche dehnte. Golden flimmerte blondes Haar um ein feines, blasses Gesicht. Er erkannte sie sofort wieder. Aber die schwarzen Augen, die damals so gestrahlt und ihn dann so zornig angesprüht, starrten stumpf und glanzlos vor sich hin, als sähen sie nichts von Sonne und Fruchtbarkeitssegen. Das Mädchen da oben hatte den Schmerz kennen gelernt, fuhr es ihm durch den Sinn, während er un bemerkt von ihr weiterschritt. Deutlich stand auf einmal jene kleine Szene vor der Schmiede vor ihm, und sein Wunsch, das Leben möge sie bitten lehren, fiel ihm ein. Wie dumm und töricht! Trug nicht jeder Mensch irgend- eine Bürde durchs Dasein? Beleidigter Jungenstolz, an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Richtig, in Ruß land hatte Wera Wettern ja damals gelebt. Was mochte sie in all diesen Jahren durchgemacht haben?! Als solle ihm Antwort werden» traf Magnus Stein herr auf der kleinen Station mit dem Pfarrer zusammen, der seinen ehemaligen Schüler lebhaft begrüßte und in seiner freundlichen Redseligkeit schnell ins Plaudern ge riet. Da erfuhr der junge Fabrikherr unter allerlei anderen Begebenheiten, daß Wera Wettern seit vier Jahren daS Gnadenbrot bei den Verwandten aß, die der alte Pfarrer ob ihrer Güte in diesen schweren Zeiten pries. Und wenn sie tausendmal gut sind: das Annehmen müssen bleibt Hartl, dachte Magnus Steinherr, als er im Zuge saß und durch das sonnenbeschienene Land fuhr, über dessen Feldwege hochbeladene Getreidewagen von stämmigen Pferden gezogen wurden. Wie stolz hatte die Kleine ihr Köpfchen getragen. Reizend war sie damals gewesen, bis er mit seiner dummen Jungenderbheit ihre Zutraulichkeit zerstört hatte. tFortketzuna kolaQ