Volltext Seite (XML)
Z in grotzer Sorge um sie. Jetzt vesinvei sie sich aber, dem Himmel sei Dank, auf dem Wege der Besserung.' Krau Otti börte deutlich, wie Weinhold befreit aus- atmete. „Tas ist ja eine sehr erfreuliche Nachricht! Doppelt erfreulich, weil ich Befürchtungen hatte, nichts Gutes zu hören, da Fräulein Dolly mir von einer Verschlimmerung sprach. Es geht ihr also wieder besser! Bitte, liebe, gnädige Frau, bestellen Sie ihr herzlichste Grütze von mir und beste Wünsche für recht baldige Genesung!' > „Ich will es gern ausrichten. Sie wird sich gewitz freuen. Wenn Sie ein Stündchen für uns übrig haben, dann möchte ich Sie recht sehr bitten, doch mal bei uns hereinzuschauen. Der Arzt hat keinerlei Bedenken mehr gegen Besuche." „Vielen Dank, gnädige Frau! Ich werde sehr, sehr gern kommen. Wann darf ich vorsprechen?' „Wenn es Ihnen heute möglich ist, lieber Herr Dok tor .. . „Gewitz! Ich komme! Auf Wiedersehen, gnädige Frau! Nochmals schöne» Dank für die gute Nachricht! Und vergessen Sie bitte nicht meine Grütze an Hanna!' „Nein, ich werde sie sofort auSrichten. Auf Wieder sehen heute nachmittag!" ! Weinhold legte wie erlöst den Hörer in die Gabel. Seit der Stunde, da Dolly ihm mitgeteilt, datz Hanna tzon einem Nervenfieber befallen sei, war eS mit seiner «nhe, die durch die letzten Ereignisse und da- Wieder», sehen mit Hanna sowieso ecichuttert war, ganz vorbei Er wurde von Zweifeln und bennruhigenden Gedanke« hin- und hergeworfen. Sein Onkel, der natürlich angenommen hatte, seinen Neffen nach dessen glänzendem Aufstieg in sprühendster Laune wiedcrzusehen, wunderte sich, ihn so oft ernst und nachdenklich zu finden. Er schüttelte den Kopf über diesen Griesgram von Jungen, de» auch die herrliche Naiur um Berchtesgaden gänzlich kalt Uetz. Es kam aber noch schlimmer. Robert begann die Ein- sanikcit zu suchen. Am liebsten zog er sich in sein stilles 'Zimmer zurück, wo er entweder in tiefes Sinnen ver- sank oder auf und ab lies. Er wartete fieberhaft auf wei tere Nachrichten von Dolly, die er gebeten batte, ihm über Hannas Befinden sofort zu schreiben, sobald sie etwas Neues erfahren habe. LS kam jedoch keine Zeile. Er hielt die Ungewißheit nicht länger aus und rief bet Dolly in Wie» an. Seine Befürchtungen stellten sich als berechtigt heraus. Eine Verschlimmerung war eingetreteu, Hannas Zustand sehr ernst. Ein Aufruhr brach in ihm los. Er glich einem Gefangenen, der, von übermächtigem Drang nach Frei heit gepackt, nur noch den einen Gedanken denkt: Welcher Weg führt tn die Freiheit? In seinem Falle hietz es: „Wie komme ich von Berchtesgaden fort? Welcher Vor wand ermöglicht mir unauffällig eine Reise nach Berlin? Ich mutz zu Hanna! Mutz sie sehen und sprechen! Großer Gott, wenn sie stürbe!" Er war wie im Fieber, atz kaum, spann unablässig Pläne. Ta kam ein Brief von Cormick, der für ihn eine Him melsbotschaft bedeutete. Es stand zwar kein Wort darin, daß er sofort nach Berlin fahren solle; er enthielt nur eine Anfrage, ob er tn nächster Zeit den Berliner Vertreter bei wichtigen Abschlutzverhandlungen unterstützen könne. Noch am selben Tage reiste er Hals über Kopf ab. Er fuhr bis München und von dort mit dem Flugzeug, um so schnell wie möglich nach Berlin zu kommen, wo er im Hotel Adlon Wohnung nahm. Kott sei Dank, er wußte nun, datz keine Gefahr mehr für ihr Leben bestand. Hanna würde wieder genesen, ei würde sie Wiedersehen, noch heute! Wie verwandelt war für ihn mit einem Male die Wett! Alles erschien ihm herrlich und wundervoll. Noch nie war das Leben so schön gewesen! Ein Jubel ohne gleichen war in ihm, ein Freudenrausch, eine Seligkeit wie oanialS, als er zum ersten Male HannaS Lippen geküßt. Doch plötzlich schrak er zusammen; all seine Freude versank in Nichts; die glühenden Farben, in denen er sich oas Wiedersehen ausgemalt, verloren jeden Glanz, u'nF über sein noch eben strahlend heiteres Gesicht senkten sich finstere Schatten. -l Wie töricht war doch seine Freude über das Wieder-! sehen mit Hanna. Wie konnte er ihr gegenübertretens Ihn band ja sein Dolly gegebenes Wort, von dem Hanna nichts wußte, die glaubte, er sei noch ein freier Mann^ Was für ein Narr war er doch gewesen! Er stöhnte auf, sah aber sofort die Ungerechtigkeit Dolly gegenüber ein. Hatte er sie nicht geliebt? Ja, es war seine Ueberzeugung gewesen, als er ihr versichert, daß nur ihr sein Herz gehöre. Damals, nachdem er müh sam darum gerungen, Hanna zu vergessen, hatte er ge glaubt, es sei ihm gelungen. Doch seit der verhängnis volle Zwischenfall eingetreten, er Hanna wiedergesehen hatte, und in ihnen die alte Liebe hell wieder aufgeflammt, war ihm deutlich vor Augen geführt worden, daß seine Liebe zu ihr nie erloschen war. Es wäre seine Pflicht gewesen, Dolly sofort ein offenes Bekenntnis abzulegen. Statt dessen hatte er geschwiegen, war mit ihr nach Wien gefahren und hatte auch dort noch geschwiegen, obgleich er schon unterwegs mit peinlicher Deutlichkeit gespürt, wie unfrei er ihr gegenüber gewor^ den war und wie er fast bei jedem Wort und jedem Blick Hemmungen empfand. ' Schluß folgt Kreuzworträtsel. Waagerecht: 1. Getränk, 3. räumlicher Begriff, 5. Seufzer, 7. Speise, 8. Schmeichelei, 9. grammatikalischer Artikel, 11. weiblicher Vorname, 13. Niederschlag, 13. weib licher Vorname, 17. Stadt am Rhein, 19. Mcerespslanze, 22, Schädling des Weinstocks, 23. arabischer Fürstentitel, 25. geringe Münze, 27. Schreibflünigkeit, 39. gekürzter weib licher Vorname, 33. Schifssausdruck, 33. Wandlung, 35. Schick sal, 36. lateinisch: König, 37. geweihte Statte, 38. Bodcnschatz, 39. Stadteinfahrt. Senkrecht: 1. Lebensschluß, 2. Fluß zur Nordsee, 3. Haustier, 4. Hüttcuprodukt, 5. Klostervater, 6. getrocknetes Gras, 10. erotischer Vogel, 12. Musikinstrument, 14. Vor fahre, 15. verstorbener Reichspräsident, 16. Musikstück, 17. Sandclsabkürzung, 18. Kanton der Schweiz, 20. nordische Gottheit, 21. Lanöbesitzung, 24. Monat, 26. Scherz, 28. Fluß im Harz, 29. musikalischer Begriff, 30. Warenteil, 31. Berg wiese, 33. Spaltwcrkzeug, 34. Teil des Zimmers. Auslösung des Kreuzworträtsels. Waagerecht: 1. Braun, 3. Halma, 5. Erbse, 8. Gera, 9. Arno, 11. Odeur, 13. Edam, 16. Mehl, 18. Aue, 19. Aar. 21. Emu, 22. Tal, 23. Ali, 24. Boe, 26. Blut, 28. Lee, 30. Lear, 31. Erle, 33. Zrini, 37. Efeu, 38. Ossa, 39. heute, 40. Erbse, 41. Linde. — Senkrecht: 1. Birne, 2. Nero, 3. <ierr, 4. Apfel, 6. Rad, 7. Sau, 8. Grau, 10. Odem, 12. Eva, 14. Taube, 15. Meter, 16. Meile, 17. Hubel, 19. Alm, 20. Rat, 2->. Oase, 27. Uri, 29. Erna, 30. Linse, 32. Ebene, 33. Zehe, 34. rue, 35. Not, 36. Jf Truck und Verlag von Langer u. Winterlich, Riesa. — Kür die Redatiion verantwortlich: Heinrich Ublcmann. Riesa. 4 tl ü'l » GrMIer an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage zum „INesaer Tageblatt". Nr. v. Nies«, 4. Mär» lOii.t. 7»«. Jahrg. Lui lien Wogen üe; leben; kioman von bet er trauest« V-irrisbLs-cht«, l.it«r»tur-V«ri»r 6Ior>». 8«rIio-8t«rIitL v, Fortsetzung. Nachdruck verboten. Dolly schlug die Augen aus und sah ihn halb unglm big, halb beglückt an. Er lächelte ihr zu und nickte br siatigend. Ta schwand ihr Kummer dahin wie Schnee tn der Märzensonne, und als er den Arm um sie legte uno sie an sich zog, ließ sie es mit einem zufriedenen Seufze, geschehen. „Du zürnst mir wirklich nicht mehr?" „Wie könnte ich oas, Liebling, da du eS ja nur gui gemeint hast. New, wir Wellen unsere Fahrt beenden, wie sie begonnen hat. Sie soll uns ins Glück führen." Ihr Köpfchen ruhte an seiner Schulter. Sie war un- endlich erleichtert, daß nun kein Geheimnis mehr zwischen ihnen stand. Das Zeitungsblatt kiel zu Boden und erinnerte sie wieder an Hannas Unglück, das ja auch das ihre war. Sie konnten jetzt natürlich nicht mehr nach Wien fahren, ohne in Berlin Aufenthalt zu nehmen. Es war ihre Pflicht, dort Station zu machen. Beide hatten den gleichen Gedanken. Es galt der Mutter beizustehen, unv wenn es möglich war, auch den beiden anderen Hilfe zu bringen. So stiegen sie tn Han nover aus uno benutzten den FD.-Zug nach Berlin. 14. Kapitel. Ein schmaler Streifen des scheidenden Tageslichtes siel in die kleine Hästlingszelle, in der man Hanna unter gebracht hatte. Seit viemndzwanzig Stunden hielt man sie gefangen unter dem Verdacht der Mitschuld an dem ihrem Manne zur Last gelegten Vergehen. Sie hatte ihn allerdings öfters im Auto nach Grenzgebieten begleitet, doch hatte sie dabei an seinem Tun nie etwas Rechtswidriges be merkt. Hätte sie iic^.l seine fluchtartigen Vorbereitungen miiangesehen, sie würde nicht einen Augenblick an seine Schuld geglaubt haben. Sie hatte ihre Unschuld beteuert, aber eS hatte ihr nichts genutzt. Sie konnte nicht bestreiten, auf seinen Fahrten dabei gewesen zu sein. Der Schein war gegen sie. Sie mußte ausbarren. bis man endlich rinsehen .. l.or, ouc. ,-k uu,ch">dig war. Aber wann würde das sei!'? Furchtbar waren die Stunden der Einsamkeit und Un- gewißheil. Zuweilen sprang sie entsetzt auf, lief in der engen Zelle herum, überlegte, grübelte, sah nirgends einen Ausweg, sank mutlos auf ihren harten Sitz zurück, um nach kurzer Zeit wieder aufzustehen, wieder umherzulau- fen nud ergebnislos Geoanken zu spinnen. Sie konnte nicht mehr weinen, sie konnte nicht mehr hadern, ihr war, als sieche sie langsam dahin wie eine Pflanze, die allmählich verdorrt. Sie hörte Schritte vor ihrer Tür; das Schloß wurde geöffnet, der Wärter trat ein. „Ich soll Sie nach tum Sprechzimmer führen. Ihr Anwalt ist gekommen." Sie schaute belebt auf. Vor nicht langer Zeit war Nork bei ihr gewesen und halte ihr gesagt, daß er sie von jeder eintretenden Wendung sofort unterrichten werde. Kam er, um ihr gme Nachrichten zu bringen? Schnell folg» sie dem Wärter den langen weißgetünch- len Korridor entlang, auf dem keine Menschenseele war; sie kam an vergitterten Ausgängen vorbei, die ihr Blick zehnsüchtig streifte. ^Bitte'" sagte, der Wärter, de« man den edemaliaen unterossizter tn Ton und Haltung anmcrkte, öffnete die Tür und ließ sie eintreten. Am Fenster, ihr den Rücken zukehrend, stand ein Herr, der noch in derselben Haltung verharrte, als die Tür schon wieder ins Schloß gefallen war. Ter weißhaarige Fustizrat Nork batte einen leichtgerundeten Rücken und war nur von mittlerer Größe. Am Fenster aber stand ein ganz anderer, jüngerer Mann, aufrecht, gestrafft, mit kastanienbraunem, vollem Haar. Hatte man sie tn ein falsches Zimmer geführt? Lag eine Verwechslung vor? Hatte Nork einen Vertreter geschickt? Merkwürdig erregt schien der Herr zu sein. Sie sah das an dem Spiel seiner Hände, die, rückwärts ineinander- gelegt, sich unruhig bewegten; sie schienen etwas greifen und wieder freigeven zu wolle«, dann krampfhaft zuzu fassen. Jetzt ging sogar ein Schauer über seinen Nucken; sie sah deutlich, wie er sich gleich darauf zusammenriß. Er wandte sich Ihr zu. „Robert!" Einem Schret gleich kam der Name von ihren LippkN. Sie starrte ihn fassungslos vor Ucberraschung an. „Du, hier, bei mir?" stammelte sie erschüttert über das Unbegreifliche, daß er, den sie im fernen Amerika wähnte, vor ihr stand. „Hanna, ich bin gekommen, dir beiznftehen, für deine Freiheit zu wirke«!" Er war zu ibr gctret.'n. Schmerzbewegt tauchten ihre Blicke ineinander. Welch ein Wiedersehen! Sie, die sich beide für ein ander bestimmt geglaubt, dann für immer get.ennt schie nen. auf den Wogen deS Lebens hin und her geworfen worden waren, trieb des Zufalls Spiel noch einmal zu einander. Aber unter was für Verhältnissen erfolgte diese Begegnung! Sie standen sich nicht als freie Men schen gegenüber; Hanna war durch das Band der Ehe gefesselt und ibn verpflichtete sein Tolly gegebenes Wort. Doch mächtiger als alle Hindernisse war die Liebe, die sie beide in den Jahren der Trennung unter dem Zwange der Notwendigkeit mit aller Kraft unterdrückt hatten. Sie sprengte die Fesseln, packte sie niit Allgewalt. Der Augen- blick war stärker als alle menschlichen Gesetze, als Treu schwur und feierlich gegebenes Wort. Als sich ihre Hände zum Gruß berührten, versank die Welt um sie und widerstandslos sanken sie sich in die Arme. „Meine arme Hanna!" „Mein Robert!" Tief bewegt, unfähig eines Wortes, dem Schmerz, der sie erfüllte, ganz hingegeben, weinten sie. Von irgendwo drang der Schlag einer Uhr wie ein Madnruf an Roberts Ohr. Er raffte sich zusammen, führte sie zu einem Stuhl unv ließ sich neben ihr nieder. Nur ganz allmählich gelang eS ihm, auch sie einigermaßen zu beruhigen. „Robert, ist es denn wirklich Wahrheit, ist eS auch kein Traum, der mich narrt, — du, bei mir!" Cie lächelte unter Tränen. „Fühlst du nicht den Druck meiner Hand? Hörst du nicht meine Stimme?" „Jaja! Und doch — ich fasse noch immer nicht, daß du . . . daß wir beide uns noch einmal nahe sind. Wil konnte das geschehen?" Sie kam sich vor wie in einer anderen Welt. „Ganz einfach hat sich sich alles zügetragen!" Er schlug absichtlich einen leichteren Ton an, damit sie §ch schneller wiever zurechtsinde und von ihrer schweren, seelischen Erschütterung befreit würde. Es gelang ihm auch, diesen Ton beizubehalten, denn alles, was er ihr sagte, war wohl erwogen und mit Dolly eingehend über legt. noch bevor sie in Berlin eingetrofsen waren. Dolly« Erkrankung mußte der Mutter und Hanna zunächst ver-