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Ne RkiAvolt in Wien. vdz. Berlin. Tie Reichs post veröffentlicht eine statistische Bearbeitung ibrer BetriebS- ergebni > se i in Fahre 19 3 2, aus der sich zugleich der Rückgang gegenüber 1l>31 ergibt. Tic Recchspost be förderte rund .'>,7 Milliarden Brieffendungen. c.1931 noch mehr als 6 Milliarden'', ferner rund 250 Millionen Pakete. Die Habt der beförderten Wertbriefe und Wert- sästchen betrug rund 3,3 Millionen. Traft 423 Millionen Stück Zählkarten, Zalilungs iliid Postanwciningen ini Betrage von etwa 25 Milliarden Mark gingen durch die Hande der Reichspost. Die Zahl der Postaufträge betrug 5,2 Btillionen im Betrage von 597 Millionen Mark. MS "Nachnahmelendnngen lvurden 2 Millionen Bricssen- dungcn und 26,3 Millionen Pakete befördert. Tie Lei- slungen iin Postbeförderungsdienst betrugen 501,3 Mil lionen Wagenachskilometer, (bestiegen gegenüber dem Bor- jabr ist die Hab! der Postscheckkonten, und zwar nm rund 9000 auf l <121 319. Tas ltznthaben der Postscheck konten betrug Ende Tezeniber !6l,5 Millionen gegenüber 546,7 Ende .1931. Es wurden rund 703 Millionen Buchungen im Betrage von 103 Milliarden Mark dnrch- gefübrt. 32 Milliarden Mark oder fast 80 Prozent wur den bargeldlos begliche». Tie (johl der Kraftfahrzeuoe für den Postkraftfahrdienst beträgt 13 446, darunter 4032 Kraftomnibusse. Es wurden 2379 Krastvostlinien be fahren: die Streckenlänge betrug 48000 Kilometer. Das Lnftpvstnetz umfaßte im Sommer 92, im Winter 23 Linien. Tie Gesamtstrcckcnlänge betrug 3166» Kilo meter. Tie im Lustpostvcrkehr beförderte» Sendtingen batten ein Gewicht von 418 66» Kilogramm. Obwohl die Zahl der befahrenen Linie» etwas kleiner geworden ist. hat sich das Gewicht der Lnftpostsendnngeu »in l l »66 Kilo gramm erhöht. Die Zahl der beförderte» Telegrnnmc be trug 21 Millioncu Stück. 11631 waren es 26 Millionen.1 Unter den anfgcgebcnen Telegrammen befanden sich 666 666 Brieftelegramme, 993 ooo Kiirztelearamme, 517 Blitztele- graunne und 1 026 585 Schinnckblattelearainme. ,1 ui Fern- sorcchwescn betrug die Zahl der Hinplanichlüne Ende 1632 1 778 551, die der Nebenanschlüsse 1 143 466 und die der öffentlichen Sprcchstellen 73 867. Die Zahl der Sprcchstellcn insge'amt betrugen also 2 9!I5!>17. Sie ist somit gegenüber dein Boriabr nm etu>a 162 »66 znrückgcgangen, ivovon allein auf die Hauptanschlüsse etiva 127 000 entfallen, während die Zahl der öffentlichen Sprcchstellcn noch um 8006 vermehrt worden ist. Im Spreckverkehr wurden insgesamt 2,10 Mil liarden Gespräche gezählt, wovon auf Ortsgespräche nahezu 2 Milliarden entfallen, auf Ferngespräche nur etwas mehr als 180 Millionen. Die Zahl der im Europa-Verkehr und im Uebericc-Bcrkchr beförderten Funk-Telegramme betrug knapp 2 ONillionen Stück. Fm öffentlichen Funktclcgravhen- Berkehr der deutschen Küstensnnkstcllen mit Bordfnnkstellcn ivnrdcn etwa 76 ooo Telegramme befördert. Es gab ans den deutschen -frandelsschiffen 916 Bordsunkstellen und 893 Bord- fnnkpeilcr. 93 Schiffe sind mit Fcrnsprechsenüegerät aus gerüstet. Die Za hl der ini öffentlichen Funkfernsprcchvcr- kehr mit Bordsunkitellen beförderten Telegramme betrug 6207, die der Leesiintgeiprachc 899. Dem Hochsecsunk ivarcn 861 Schisse angeschlosfeu. Flughafen-Funkstellen gab es 18, feste Flngfunk-Peilstellen 15, J-lugzeugfunkstellcn 242 und Bordfunkpeiler auf Luftfahrzeugen 19. Die Zahl der Rund funkteilnehmer endlich betrug am Jahrcsschluß 4 807 722, von denen 512141 oder 1l,89 Prozent von der Gebührenzahlung befreit waren. Ter Zugang an Rundfunkteilnehmern gegen über 1931 erreichte somit 326 870, der Zugang an Rundfunk teilnehmern, die von der Gebührenzahlung befreit sind, 228 181. Alls sei SefWle ker Marte. vdz. Die Poltkarlc.- ist noch nicht allzu alt; sie hat eben erst „60 Lenze" hinter sich. Ihre Beliebtheit verdankt die Postkarte außer der billigeren Gebühr besonders dem Um stand, daß sie schneller und leichter postfertig gemacht werden kann als ein Brief. Aber einer so groben Verbreitung wie in Deutschland erfreut sich die Postkarte in keinem anderen Lande. Tie deutsche Reichspost befördert jährlich durch schnittlich mehr alS 1,25 Milliarden Stück. Der Geheime Postrat und spätere Staatssekretär -eS RcichspvstamtS von Stephan dürfte wohl mit Recht als der Erfinder der Postkarte anzusehen sein. Er hatte schon im Jahre 1865 den Gedanken eines neuen „Postblatt* genann- ten PostbefördcrungsgegenstandeS entwickelt. Er unter breitete seinen Vorschlag den Mitgliedern der in Karlsruhe tagenden 5. Postkonserenz. Da der Gcbührenbctrag von einem Silbcrgrolchen zu hoch war, blieb fein Vorschlag aber ohne praktische Wirkung. Unabhängig von Stephan machte der Professor an der Militärakademie in Wiener-Neustadt, Emanuel Hermann, den Vorschlag, Postkarten Iso nannte Hermann die Kartell schont offen mit einer 2-Kreuzer-Freimarke frankiert, zur Postbefördernng zuzulassen, wenn sie mit Einschluß der Anschrift und der Unterschrift nicht mehr als 20 Wörter enthielten. Die damalige österreichische Postvcrwaltnng verfolgte den Hcrmannschen Gedanken und ging gleichzeitig auf den Vorschlag von Stevhan zurück, indem sie am 22. September 1869 unter Beibehaltung des von Hermann gewünschten billigeren Gebührensatzes die ersten Post karten, die den Ausdruck „Eorrespondcnzkarte" trugen, ein führte. Deutschland folgte erst beinahe ein Jahr später. Nach dem Stephan am 26. April 1870 zum Gcneral-Postdirektor ernannt worden war, griff er sofort den Gedanken der Ein führung der Postkarte wieder auf. Schon am 25. Juni 1870 wurden für den Bereich des Norddeutschen PostgebietS „Korrespondenzkarten" anSgcgcben, nnd zwar zuerst als ein mit einer Freimarke zu einem Silbcrgro'chen zu bekle bendes Formblatt: als Postbesördcinngsgcgenstand galten die Korrespondenzkarten vom 1. Fnli 1870. Besondere Be liebtheit erlangte die Postkarte bei unseren Truppen im Kriege 1870 71. ES wurden allein im ersten KriegSjahr rnnd >o Millionen Feldpostkarten zwischen der Armee nnd der Heimat ansgctanscht. Die damalige Korrespondenzkarte erhielt am 1. März 1872 die amtliche Bezeichnung „Postkarte". Besondere Erwähnung verdienen die "Ansichtskarten, die schon seit langem fast mehr als die Hälfte aller zur Ver sendung gelangenden Postkarten ausmachcn. Bald nach Einführung der Postkarten wurden diese gelegentlich mir Bildern bedruckt. 1870 wurden schon Postkarten mir Bildern in Oldenburg und Berlin hergeslellt. 1872 fertigte ein Nürnberger Kupferstecher ans Postkarten Ansichten ans der Schweiz und anderen schönen Gegenden an. Bereits im Jahre 1875 war die Ansichtspostkarte ein begehrter Handels artikel. Im inneren Verkehr der fremden Postuerwallnngen bürgerte sich die Postkarte ebenfalls schnell ein. Ten Anfang machten 1870 die Schweiz, Großbritannien und Luxemburg, es folgten Belgien, die Niederlande, Dänemark und Finn land, 1872 Schweden, Norwegen und Rußland, 1873 die "Ver einigten Staaten von Nordamerika, Frankreich, Spanien. Serbien und Rumänien und 1874 auch Italien. Das ist die Überzeugung von Kaufleuten in der ganzen Welt. Jetzt kannst Du durchführen, was Du so lange aufgeschoben hast: Sicherstellung eines Kapitals für Deine Frau, wenn Du nicht mehr da bist, für Deinen eigenen Lebensabend nnd für die Kinder zur Ausstattung und Berufsausbildung: durch Abschluß einer Lebensverkiwerrrirs- L-akt jctrt Versickeruoßskackmanir kommen, er sagt Luck, vie auck Lure Zukunft kesser vir«N MiNl MWe. Laschiligsvcraiistaltirngcn überall. — Der Opernball. — Gute Laune in schlechter Zeit. Wenn man mit Hille eines ordentlichen Katers die moralische Höhe des Aschermillwochs erklommen hat, steht die Herzenstüre alle» gute» Vorsätzen ossen. „Nie wieder!" ist das Losungswort. 'Nie wieder so viel Vergnügungen, nie wieder solche Ausgaben, nie wieder Mtvhol! Aber der Mensch verdiente nicht, ein Mensch zu sein, wollte er ans dem Fasching mit sanertvvierischer Miene in den Lenz hincinmarschieren. So weit reicht der „Moralische" denn doch nicht. Stärker als der Katzenjammer ist d e Erinnerung an froh verlebte Ballnächte, nnd wenn der Kater gestorben ist, lernt der Mensch auch das Lächeln bald wieder. Ter Elnonist hat diese allgemeinen Feststellungen nicht getrossen, nm Sinnensreude und Lebensgenuss zu predigen. "Aber er glanbl, das; man grundsätzlich der menschlichen "Natur das Recht ans eine bescheidene Freude zuertennen muß, zumal jetzt in diesen tristen Zeiten. Ncberdies sind ja nicht alle Vergnügungen ein Vergnügen, nnd wer zu einem Feste geht nnd lieh nicht amüsiert, ist immer übler dran als der solide Manu, der siel!, den ganzen Faschingsrummel zu Hanse im Radio anhörl, seine Ehe liebste nnd seine Begnemlichteit hat nnd noch dazu eine Masse Geld spart. Tenn zum irisch fröhlichen Krieg gns dem Parkett gc- "hört Geld, Geld und nochmals Geld. Mit dem Haar schneiden sängt eS an, nnd mit dem Seklschwips hört es ans. DaS Leihhaus ist die Bant des kleinen Manncs, der es nickt lassen kann, die Vergnügungen dieses Daseins zu suchen. Kleiner Mann — was aber dann? Es gibt auch sparsame Ballgäste, das »ins; man sagen. Das sind die Lebenskünstler nnd die Schrecken der Ober. Sie essen nichts nnd trinken wenig, nnd vergnügt sieht man sie doch. Kenner haben wohl nicht so ganz unrecht, wenn sie behaupten, daß der Inhalt ihres Geldbeutels in umgekehrtem Verhältnis zu der geradezu phantastischen Höhe gewisser Preise stehl. "Ans manchen Kostümfesten (wird berichtet) wurde von Dutzenden von Besnehern eine Methode unfreiwillig-freiwilliger Prohibition beobachtet, welche die Kellner veranlaßte, sich als "Ausschreier zu ver suchen, nm so ihre Ware an den Mann nnd die lebensnol wendigen Prozente an sich zu bringen. "Aber die schönsten Lockrufe wie „Bier!"« »Warm«: Würstchen!" Hellen nichts. wenn Börsenslante ist. Unbestreitbar großes und unver dientes Glück hakle ein Jüngling, der mit seinen paar Märkern eine ^cktbnr zu beinchen wagte nnd allda unver hofft eine gute Freundin als Schankmaid vorsand. Ta sie eine Dame nnd schön war, wurde sie öfter nnd lieber eingeiaden, als itzr lieb war, nnd als ihr das endgültig zu viel wurde, schlug sie zwar die Triikspendcn nicht aus, aber beteiligte ihren Freund und Bargast an dem Sekt, also daß dieser ohne größere Kapitalinvestitionen in die rosigste Stimmung kam. Turf man solch.' Harmlosigkeit wohl als Schnvrrerei bezeichnen? Wenn der Ehronisl die große Reche der Festlicchkeil m überdenkt, die er mitgeinachl hat oder gern miigemaclst hätte, so muß er zunächst von einem Ball schreiben, der — nicht stattgeinnden Hal: vom Presscball. Daß dieses Fest ansfiel, haben viele bedauert. Ans zahlreick -n anderen Veranstaltungen hörte man Leute vom Presseball früherer Jahre schwärmen. Und zweifellos war er eine der repräsen tativsten Veranstaltungen der sächsischen Landeshauptstadt. Lv sei»' man die guten Gründe würdigen mag, die schließlich zum Verzicht ans das Fest geführt haben, so lehr möchte man hofsen, daß der Presscball im nächsten Fahre Ivie Heuer der Opcrnball in alter Herrlichkeit nnd Gemüllichkeit ersteht. Ter Opcrnball! Es ist entschieden ein Zeichen von OvtimismnS, daß die Bülmengenoiienschaft besch oß, den Ball dies Fahr zu veranstalten. Vier Fahre Halle man ausgesetzt, weil man immer dachte, die Zeit sei nicht dazu angetan. Es wurde schlechter nnd schlechter, nnd ausgerech nct im schlechtesten Winter sing man wieder an. Ter Erfolg war so, daß man nun hoffen kann, daß es wieder besser nnd besser wird. Der Opernball erhebt sich ja auch kraft seiner großen Tradition nnd der eigenen Art des zum Festlians nmgestalteten Festspielhauses^ weit über die zahlreichen anderen Bälle der Saison. Selbst wenn die Leute, die da sagen, früher wäre „natürlich" alles viel großartiger gewesen, recht haben, so bleibt doch der unver geßliche Eindruck der grandioien Schönheit und Weite dieses Banes, der für eine ganze Nacht erfüllt ist von der Bunt heit nnd Vornehmheit eines geselligen Lebens in großem Stil. Die Oper kommt nicht vom Theater los, auch wenn sie sich ihrem eigentlichen Zweck entzieht. Der Overnball ist kein "Amüsierbetrieb, er ist ein Schau und Hörspiel. Man sieht nnd wird gesehen. Man bewundert schöne Frauen nnd prächtige Toiletten; man bewundert, immer wieder, dies schöne nnd nun eigens noch einmal herrlich geschmückte Haus. Man trifft sich 'in einer "Ansternbar oder aus dem »Lststcheujels", uiw man Milt jcch auch stuichcnlanL nicht. Man trinkt Sekt oder Bier, Kaffee oder Likör. Aus allen Winkeln tönt Musit; wo ein wenig Raum ist, wird getanzt. Es ist immer irgendwo etwas los in diesem Stück ohne Aktschluß nnd Pansen, mit dem alle Kritiker zufrieden sind nnd das kein Dramaturg mit frechem Rotstift kürzen dürste. Ein Versuch, Einzel heilen über das Fest ainzuzeichnen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der Benich war gut. Nicht nur ans Dresden, sondern auch von aus wärts und teilweise ziemlich weit her waren Gäste ge kommen. Die Auws an der "Ausfahrt bewiesen es. Tie Preise darf man zwar nicht unbedingt als volkstümlich bezeichnen, aber sie waren der «niesen Zeit angepaßt, nnd wenn man ein bißchen hansznhalten verstand, kam man schon durch. Der gute Zweck de-S Abends, »Nittel für die Ruhegeld , Witwen- nnd Wailentassc des L-taatstüeater persoiials zu beschaffen, ist schließlich auch ein Heines Opfer wert. Ein Fest der Theaterleute nnd ihrer 'Freunde war auch „Fabatö" — ?— Fabaiö ist der Fastnael-lSball der Ko mödie, nnd er war lustig und beschwingt wie d e Fahre vorher. Tie Namenkunde der Bälle ist übrigens ebenso schwierig wie geheimnisvoll. Fch habe eine Nacht ans dem Stndentcnball Kallaballüt getanzt nnd geschäkert, aber ich weiß heilte noch nicht, ob dies ominöse Wort dem Volapük oder dem Esperanto entlehnt ist, geschweige denn, was es bedeutet. Gautlerfest ist da schon klarer, und das Wort Schanklerfest umschreibt gar sinnig das große Kollektiv gesnhl aller daran Beteiligten. Ans dem Fnniball ließ inan sich ans der Töne und der Liebe bunten Wellen hin tragen an die Gestade des Flusses Lethe, wo inan des "Alltags Aerger vergessen konnte. Die Retlamesachmänner, die ig das Extravagante zu einer Bernsstngend gemocht haben, unternahmen einen Ansslng nach „Ohio", ober es gab tatsächlich auch Leute, die sich unter dem guten altväterischen Motto „Mummenschanz" vergnügten. Fedentalls haben die Dresdner nnd ihre (»äste von nah und fern bewiesen, daß ihnen der Humor noch nickst vergangen ist, und das; tie die Feste zu feiern verstehen, wie sie sollen, ohne sich' der Gefahr eines polizeilichen Eingreifens anszusetzen, wie die lockeren Besucher des Dachknhn Festes im Sündenbabel Berlin. Gefaßt werden fie nun wieder dem Ernst des Lebens ins blaugeschlagene Ange sehen nnd sich — >chni ist ja die Vogelwiese ange- liindigtk — für die Feste des Sommers rüsten. Möge ihnen eine weise Finanz - nnd Wirtschaftspolitik bald das nötige Kleingeld in die Tasche zaubern! —th.