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- Erscheinungsdatum
- 1933-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193303046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330304
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-03
- Tag 1933-03-04
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Monat
1933-03
-
Jahr
1933
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Es heißt am Tanntag nicht nur zu wählen, s-'-d-'n nnter allen Br» kannten und Vetn>anüieu au>zutlü»rn und zu «erbe« für Liste S! VM«- > > l . 'M»! hin neues MiewaffkkttitlMtt III Mk». EK. Der Vizekönia van Indien hat in feierlicher ilHeis« den bisher vollendeten Teil eines riesigen Wasserkraft werks cingeweiht, das seit sieben Jahren nach dein sog. Maudi-Plan anSgesührt wurde und zunächst 18 große Städte des Pendscßab sowie weite Laudstrcckeu dieses Ge- bietes und einiger angrenzender Staaten mit einem lieber' stuft vou billiger Kraft siir industrielle und häusliche Zwecke versorgen soll. Es ist mir der erste- Teil des Programms, der bisher vollendet wurde. Zwei weitere Teile sind noch in der Ausführung, und wenn sie vollendet sind, wird das ganze Peudschab mit elektrischer Kz:aft so reichlich versorgt sein wie Großbritannien. Der (Gedanke, ans dem dieses gewaltige Unternehmen aufgebaut ist, war einfach. In dem kleinen Gebirasstaat Mandi im Nord-- osten der indischen Pandschab-Provinz fließen zwei Ströme einander parallel, der NHI und der Rana; sic werden getrennt durch einen Ausläufer des Dauladar-lkebirges, und der Rana strömt in einem Bett, das N)OO Meter tiefer liegt als das Bett des Uhl. Ban dem Uhl zu dem (Kipfel des dazwischen liegenden GebiraeS geht es überaus steil etwa 1>,2 Kilometer empor, während der Abstieg von dem Gipfel znm Plana über eine (Entfernung von 8 Kilometer ganz sanft verläuft. Was man nun zu tun hatte, bestand „nur"' darin, durch das Gebirge einen Tunnel zu bohren und das Wasser des Uhl 10X> Meter herab zum Rana stürzen zu lassen, dessen Gelöste es versperrt. Die bis' herige Arbeit ermöglicht nun die Ausuul'-ung von 150 kubiksuft Wasser in der Sekunde, die vom Uhl 000 Meter bernbstürzeu. Wenn die ganze Tunnelanlage fertig ist, dann wird das ganze Wasser des Ubl-Flusses und die ganze Kraft des Sturzes aus 1000 Meter Höhe ausge- nutzt sein. So einfach der (Gedanke erscheint, so ungeheuer schwierig war aber seine Ausführung, und die Kosten belaufen sich auf fast 10> Millionen Mark. Zunächst war es erschwerend, daß im weiten Umkreis um den Ort, in dein das Kraftwerk entstehen sollte, keine Menschenseelc lebte. Es mußte daher ein gan'-es Dorf angelegt werden, in dem 5000 Arbeiter und ihre Familien Unterkunft fanden. Die Kinder konnten nicht ohne Unterricht während der langen Jahre bleiben, die die Bäter hier arbeiten mußten. So wurden Schulen eingerichtet. Dann stellten sich Krank heiten ein, >vie Eholera und Thphns, gegen die man kämpfen mußte. Die Hemmnisse, die dem Transport und den Ingenicurarbeiten sich entgegenstellten, waren außer ordentlich. Rachdem im Februar 1020 mit der Arbeit begonnen worden war, konnte erst zwei Jahre später die Eisenbahn von ihrem Endpunkt Pathankvt bis zu der Stätte des Kraftwerkes zu Iogindaruagar im MandßEtaat geführt werden. Diese zwei Jahre mußte alles Material 170 Kilometer weit auf Lastkraftwagen herbeigeschafst wer den, und so wurden über .'1000 Tonnen Maschinen usw. transportiert. Transportwege waren auf beiden Abhängen des Gebirges anzulegen, plus diesen Wegen wurden dann 115 000 Tonnen Material herangebracht. Da die Wege sich aus dem (Kipfel des Berges nicht vereinigen ließen, so war es notwendig, diese beiden Straften durch eine Bahn zu verbinden, die in einer Höbe von 2800 Meter durch Granit selsen gelegt werden mußte. Die Arbeit war im Winter z. T. bei furchtbarer Kälte zu leisten. Der Durchstoß des Tunnels selbst stellte die stärksten Anforderungen an die Geschicklichkeit und Kühnheit der Ingenieure und an die Plusdauer und Arbeitskraft der eingeborenen Arbeiter. Durch eine Strecke von 1 Kilometer gefährlicher Felsfor- mntioncn mußte der Weg gebahnt w-rden, wobei sich immer wieder Einbrüche und die Ueberflutiiug mit eiligen Wassermassen entgegenstellten. Infolge der Zusammenstürze waren große Höhlen in dem Jets auSznsüllen, von denen eine allein 10000 kubiksuft Material erforderte. Im März vergangenen Jahres, über vier Jahre nach dem Beginn der Arbeit, stießen die beiden Enden des Tunnels in den Eingewejden des Gebirges zusammen, und zwar war das Werk so genau durchgeführt, daß der wa^.'rechle Irrtum sich auf weniger als -'h Zoll und der senkrechte sich nur auf ein Zehntel Zoll belief. Nun hat der Vizcköuig von Indien bei der Einweihung durch den Druck auf einen (üvpvriübt bv disrtin keucblvsnper, llslle (8»»!«) sli Die Flucht war furchtbar. Mitleidige Menschen nahmen »nö vann im Wagen mit an irgendeine Bahn station. Der Zug war überfüllt mit Flüchtlingen; man stand eng aueinandergcprctzt. Zu essen gab cs .nichts. Dann die Jagd nach dem Schiff — nur um Jesu willen nicht zurückgelasscn werden Da schrie Mama plötzlich den Namen meines Bruders. Er war in dem fürchterlichen Gedränge von ihrer Seite gerissen worden! Sie wollte zurück ans Land; doch das war ganz unmöglich. Tic Massen rissen sie mit sich aufs Schiff. Auch hier die lebensgefährliche Ueberfülle. Man stand, weil kein Raum zum Umfallen war. Erst nach der Landung konnte an ein Suchen nach dem Vermißten ge dacht werden. Aber Kolja war und blich verschwunden — wir haben ihn nie wicdcrgesehen." Die Stimme der Erzählerin brach in jäh aufschluchzen dem Laut. Der Mann neben ihr griff nach den zusammen gefalteten Händen, streichelte die eiskalten behutsam. Auch ihn würgte cs in der Kehle. Großer Gott, was hatten all diese Menschen gelitten! Wie klein war seine eigene Not dagegen. Minutenlang saßen sie schweigend nebeneinander. Und dann — ?" fragte von Vandro endlich leise. „Im Flüchtlingslager brach Mama infolge der er- iitcncn Aufregung und Strapazen zusammen — drei Wochen später wurde sie dar» auf dem kleinen Kirchhof beerdigt Und mich scyoo man mit einem der großen Züge nach Deutschland ab zu meinen Verwandten. Die waren wenig erbaut ob des GasteS. In ven guten Zeiten hatten wir sie gemieden, nun sollten sie mich erhalten, die ihnen innerlich und äußerlich völlig fremd. Dazu die Knopf die riesigen Wassermengen des Nkst kn Bewegung ge setzt und zusammen mit denen des Rana aus die Räder de» Kraftwerkes geleitet, die größten, die bisher von britischen Ingenieuren hergestellt wurden. Durch ihre 428 Umdrehungen in der Minute erzeugen sie 182 000 Bolt und in Labore, in' Amrissar und in den andern dr izebn Städten, die mit Strom versorgt werden, leuchen die Flammen ans den Straften und Häusern auf, werden elek trische Oesen und Maschinen in Gang gesetzt. Auch die ländlichen Gebiete sollen durch diese Anlage erfaßt werden. M Mskteii in m. Von Dr. E. Feige. EK. „Wie die andere Hälfte lebt" schrieb Professor Robert. Hegner kürzlich in einem Bortrage: Er meinte damit die große Zahl der im Menschen lebenden, mit dem bloßen Auge unsichtbaren kleinsten tierischen Lebewesen, die 25 verschiedenen Ordnungen von Urtierchen, Protozoen. Obwohl wir eS kaum merken, bilden wir fast alle dauernd die Heim- nnd Nahrungsstättc dieser Mitbewohner unserer Eingeweide. Planche dieser kleinen Kostgänger sind harm los, manche vielleicht auch unsere Freunde, manche aber können zu sehr ernsten Feinden unseres Daseins werden. Es ist nicht richtig, irgend einen Verwandten oder Kollegen als ein einziges Individuum anzuseheu, er bildet in Wirklichkeit eine» ganzen Tiergarten, nur daß seine In sassen wegen verschlossener Türen für uns nicht sichtbar sind. Diese winzigen Mitbewohner des Menschen- nnd auch des Tierkörpcrs wählen teils unsere Berdauunosorgane, teils die Blutbahn als Aufenthaltsort. Sie tr'sfen allo eine bestimmte Auswahl, sie sind g-nau so wie der sie beherbergende Mensch selbst auf eine bestimmte Nahrungs und Wohnungsnmwelt angewiesen. Und gerade unter den mundbewohnendcn Urtierchen lebt ein Verrä'er, der bei der Verfeinerung unserer Untersuchun'smethodcn manchmal unangenehm werden, könnte. Eine Art dieser Prolozecu, die Amöben ohne feste Körperform, leben in dem den Zahngrnnd umgebenden Weinstein, und sie können nicht anders al? durch unmittelbare Berührung vou Mund zu Mund übertrage» werden. Wer also jemals solch- Mund amöben erworben hat, muß auch schon küsse verteilt haben. Für den gerichtlichen Schnldnachwets ergibt sich daraus eine wichtige Schlußfolgerung. Neben dieser indiskreten Amöbe lebt übrigens in unserem Munde noch ein zweiter Vertreter der Urtierchen, ein sogenanntes Geißeltierchen, das an seinem Körpercnde eine feine Schnur trägt. Auch über diesen Mitbewohner brauchen wir weniger zu er schrecken als über die zahlreichen Bakterien in der Mund höhle, weil er harmlos zu sein scheint, obwohl er bei Kranken öfter anftritt als bei Gesunden. Doch auch der Aufenthalt in einem so geruhsam er scheinenden Wohngebiet, wie es der menschliche Körper vorstellt, muß erkämpft werden. Zwei Ordnungen von Urtierchen leben in unseren Kleineingeweiden und sind dort durch den sich lebhafte fortschiebcnden Nahrungsbrci mit dem Hinauswurf bedroht. Die eine Form, wiederum ein Geißeltierchen, hat sich deswegen eine Saugscheibe an geschafft, mit der sie sich an der Eingeweidewand fest-- klammert, während die andere Form — zu der Gruppe der Eoeeidieu, die auch d e rote Ruhr des Rindes verursachen, gehörig — sich durch Eindringen in die Wandzellen dec Eingeweide Hilst. Znm Glück find diese keineswegs harm losen Insassen unseres inneren Tierparks beim Menschen sehr selten. In den großen Eingewejden haben sich aber schon zehn verschiedene Ordnungen von Urtierclnm ange- sicdclt ,deren Lebensgang sich sehr ähnelt. Wir können sie zumeist als harmlose Kostgänger bezeichnen, wenngleich zwei Formen, je eine Amöbe und ein Wimpertierchen — so benannt wegen des znr Fortbewegung dienenden Wimper saums am Körperrandc —, die ost tödlich verlausende Dhsenterie verursachen. Durchschnittlich beherbergt der zehnte Teil der Bevölkerung die für die Ruhr verantwort liche Amöbe, wegen der wechselnden Körpergestalt auch deutsch als Wechseltierchen zu bezeichnen: doch der Körper ist gewöhnlich stark genug, diese unangenehmen Gäst> im Zaun zu halten. Doch gelingt das nicht immer: das be sonders starke Auftreten dieser Ruhr in Tropengebieten zeigt, daß besondere Lebeusumständc in den verschiedenen Wohngebieten die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Körpers erschüttern können. Der andere Ruhrerreger, wieder zu der Gruppe der bewimperten Urtierchen ge hörig, ist dem Menschen mit den Affen und Schweinen ge meinsam. Letztere, die kehr oft als Wirte dieser Form dienen, werden von ihren Kostgängern offenbar wenig be helligt, doch können empfindliche Menschen die zur Ver mehrung dieueudeu Daucrjporen ausuchmen und an der Ruhr erkranken. Trotzdem brauchen wir im allgemeinen nicht ängstlich zu sein. Obwohl gerade diese Urtierchen schweren Sorgen, der politische Umsturz, die Inflation — hatte da nicht jeder genug mit sich zu tun?" Wera Wetterns Stimme schwankte nicht mehr. Hart und voll Kälte war sie. „In jenen fünf Jahren habe ich gelernt, was es heißt, als unwillkommener Gast das Gnadenbrot zu essen. Jeder Bissen davon hat mich ge würgt. Ich half, wo ich konnte, lehrte die Kinder Russisch und Französisch; aber meinen Kopf trug ich hoch. Und das verziehen sie mir nicht.- Sie saß steil aufgerichtet, die feinen Nasenflügel bebten. Nein, Dachte von Vandro, sie betrachtend, du lernst das Ducken nie, du dienst nur freiwillig, als Gnade, die deine schönen, schmalen Hände verschenken. „Nur ein Mensch, eine einfache Frau aus dem Volke, erriet meine Not. Es war die Mamsell, die derbe, grob knochige Köchin; im Schloß wegen ihrer raffinierten Koch künste ebenso geschätzt wie gefürchtet wegen ihres Jäh zorns und ihrer bösen Zunge. Die kam eines Abends herauf in meine Stube, in der ich strümpfestopfend saß. .Warum bleiben Sie eigentlich hier, Komtesse Wera?' fragte sie mich ohne jede Einleitung. .Weil ich nicht fort kann', erwiderte ich, sic erstaunt an sehend. Noch nie hatte sie ein freundliches Wort an mich gerichtet — und doch spürte ich sofort, daß mir hier Teil nahme entgegengebracht wurde. .Aber wenn Ihnen nun jemand dazu verhülfe', forschte sie weiter. .Dann auf der Stelle, wenn mir dieser Jemand Mittel und Wege weisen könnte', antwortete ich. Da langte sie in die Tasche, zog zwei in Papier ge wickelte Rollen heraus und legte sie vor mich auf den Tisch. ,Da sind fünfhundert Mark drin', sagte sie in ihrem gewohnt barschen Ton, .alles in lauter guten Zwanzig- Mark-Stückcn. Ich war nicht so dumm, mein gutes Geld auf die Bank zu geben, Hab s heute noch versteckt, wo es keiner findet außer mir. Das nehmen Sie, fahren nach Berlin und gehen dort sofort in die Beratungsstube des Frauenschuhes. Hier, der Herr Pastor hat mir alles aus geschrieben. Ich laate. es wäre kür eine Nichte. Da können in unserer Nahrung und im Trtnkwasser dktung vorhanden sind und so in den Körper gelangen, sind bei uns Ruhr anfälle doch nicht sehr häufig. Für empfindliche Per sonen ergibt sich aber die Regel, nur gut gekochte» Schweine fleisch und gekochtes Wasser zu sich zu nehmen. Auch bei den anderen Eingeweidcprotozoen scheint dis Kostgängerei harmlos zu verlausen, obwohl bi? zur Hälfte' aller Menschen in manchen (Gebieten ihre Träger zu sein vslegen. Vielleicht gibt cs noch Neberraschungen, bisher hat mau aber von besonderen Schädigungen wenig wahr genommen. Jede Veränderung der Lebeweise kann günstig« Bedingungen für eine gefahrdrohende Entwicklung unserer unfreiwilligen Gäste schassen, sofern das natürliche Gleich gewicht zwischen den Kräften des Wirtes und des GasteS gestört wird. Merkwürdig ist cs nur, daß diese Einwohner der großen Eingeweide bei den fleischfressenden Tieren selten beobachtet werden, umso häufiger dagegen bei den Pflanzenfressern. Das gab den Anlaß zu genaueren Ver suchen, um die Einflüsse der in der Nahrung enthaltenen tierischen Eiwciftkörper auf die Unterdrückung dieser Ein geweidetierchen und umgekehrt der in der pflanzlichen Nah rung vorherrschenden Kohlehtzdratc auf die Förderung der kleinen Schmarotzer zu erkennen. Besonders daS Kasein, der Käsestosf, scheint sehr günstig, zu wirken, denn eins daran reiche Kost vermochte manche der Eingeweide-Ur« tierchm zu vermindern oder ganz zu unterdrücken. Auf der anderen Seite wurden sie durch reiche Aufnahme von Stärke ungeheuer gefördert. Wo solche Urtierchen ge- fahrdrohcnd werden oder ein Seuchenherd verbreitet ist, durfte wie in vielen anderen Fällen eine Kostveränderung günstige Aussichten für eine Stärkung der Abwehrkräfte des Körpers bilden Das beweisen nicht nur Versuche mit Ratten, welche bei überwiegender Fleischnahrung ihre Eiu- gcweidcprotozven verloren, sondern auch Versuch am Menschen. Mahlzeiten mit starker Fleischgabe, zur Ge- schmactsanregung durch Pfeffergurken und Erdbeeren er gänzt, ergaben sehr gute Wirkungen bei Verdauungs störungen, die durch gewisse Eingeweideprotozocn hervor« gernfeu waren: manchmal . verschwanden die Krankheits erscheinungen und zugleich auch die Urtierchen innerhalb einer Woche. Die einseitige Bevorzugung der Pflanzen kost kann also zu Gefahren führen, da diese eine Mastform für die Eingewcidevrotozoen bildet. ES ist sodann nicht unwesentlich, daß selbst die krank heitserregenden Formen unter den im Menschen schma rotzenden Urtierchen ihre unheilvollen Einflüsse offenbar nur in bestimmten Gebieten ausüben. Die körperliche Umwelt muß demnach unter bestimmten Lebeusbedingungsn stehe», damit unsere Mitbewohner ihre gefährlichen Un tugenden entfalten. Das tun sie als Bewohner der mensch lichen Blutbahn denn auch sehr gründlich, wie die durch ein Geißeltierchen lLeishmannia) hervorgerufene „Schwarze Krankheit" im tropischen Asien, Hautgcschwürerkrankungen in Südamerika und anderwärts mit unzähligen Todes fällen beweisen. Und gar die Erreger der Schlafkrankheit ans derselben Urtierchengrnppe haben weite Teile Afrikas völlig unbewohnbar gemacht: erst neuerdings sind erfolg versprechende Heilmittel dagegen entdeckt worden. Leider läßt sich aber die Ueberträgerin der Erreger der Schlaf krankheit, die Tsetsefliege, kaum ausrotten, da sie diese Geißeltierchen im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder mit dem Blute wilder Tiere, besonders der Anti lopen, aufsaugcn kann und nicht auf den Menschen allein angewiesen ist. Für die Halbwegs gemäßigten Zonen ist aus unserem inneren Zoologischen Garten noch die be kannte Malaria, das Wechselfieber, zu erwähnen, die z. B. in Italien zu einem verderblichen Auf und Ab der Ge schichte geführt hat. Die durch die Malariamücke (Ano- vhelesl übertragenen Erreger des Wcchselfiebers haben die Urbarmachung sehr fruchtbarer Erdgebiete verhindert. Es geht also keineswegs völlig friedlich in unserem inneren Tiergarten zu. Bisher ist es nur gelungen, durch ein kleines Nebenfensterchen gelegentlich Hineinzusehen: viel leicht kommen unsere kleinsten „Haus"-Tierchen aus irgend einem Grunde bald in Mode wie heute die Vitamine und die kosmischen Strahlen. Städtische Volksküche Riesa. Speisezettel für die Woche vom 6. 3. bis 11. 3. 33. Montag: Reis mit Rindfleisch. Dienstag: Schnittbohnen mit Kartoffelstückchen und Rind» fleisch. Mittwoch: Kartoffelmus mit Blutwurst. DonnerStna: Kalbsbraten mit Salzkartoffeln. Freitag: Linse» mit Rauchfleisch. Sonnabend: Mar. Hering mit Pellkartoffeln. 1 große Portion 40 Pfg. brzw. 30 Pfg. 1 kleine „ 25 „ „ 15 „ Sie wohnen, und die helfen Ihnen, daß Sie was Ordent liches lernen und dann auf eigenen Füßen stehen können. Wenn Sie noch länger hierbleiben, gibt's ein Unglück. Die Karte nach Berlin besorge ich Ihnen, morgen hab' ich frei. Sie armes Wurm können ja nie weg. Wenn Sie reich werden, geben Sie mir das Geld wieder, wenn nicht, ist's auch gut. Ich hab' meine Altersrente sicher, und noch mehr von dem Zeug da; man ist nicht umsonst sechsund zwanzig Jahre in einem guten Hause in Dienst gewesen. Werden Sie gehen?' Ich starrte auf das Gold, dann auf die dicke Frau mit dem roten Gesicht im Kattunkleid — und wieder auf das Gold. Und dann sprang ich auf, streckte ihr beide Hände hin, wortlos vor tiefster Dankbarkeit und Erregung. Sie nahm sie nicht einmal, nickte nur befriedigt: »Dann ist's gut. Morgen abend finden Sie die Fahrkarte unter Ihrem Kopfkissen. Schnell weg mit dem Geld — jemand kommtl' Und damit eilte sie hinaus, ehe ich auch nur ein Wort hatte sagen können. — Zwei Tage später saß ich im Heim des Frauenschutzes — allein, aber freil Zwei Jahre blieb ich dort und lernte. Dann bot sich die erste Stellung, ich stand auf eigenen Füßen; zwar noch recht unsicher, aber ich stand! Seitdem war ich Buchhalterin, Tippfräulein, Sekretärin, Ver käuferin, überall abgebaut, frisch angefangen. Der Brief an meine Verwandten, im Zuge nach Berlin geschrieben, wurde nicht beantwortet. Ich hatte es nicht anders er- wartet, denn was ich getan, war ihnen ebenso unverständ- lieh wie unverzeihlich. Dreimal sandte ich einige Zeilen und AbzahlungS- raten an Mamsell. Die Briefe behielt sie, das Geld kam zurück mit dem Vermerk: .Adressatin verweigert An- nähme.' Da schrieb ich an den Pastor. Auch er schickte das Geld zurück. Daß ich die fünfhundert Mark als Geschenk behalten solle, sei der letzte Wunsch Mamsells gewesen, ehe sie nach kurzem Unwohlsein verschieden. Wieder eine Tote! Es ist furchtbar, immer nur an Tote denken zu können." Gortsetzuna folgt.)
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