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MwerlomlW desMeWimstes SM» In der Jahreshauptversammlung de» Arbeitsdienste» Lachsen erstattete nach einer Begrüßungsansprache des Ltaalsministers a. D. Dr. Wilhelm der geschäftsführende Dor. stand, Dr. Riedel, den Rechenschaftsbericht über das abgelau- fene Geschäftsjahr. Nachdem Mitte Januar ein neues Ar beitslager in Plauen eröffnet worden ist. unterhält der Verein gegenwärtig 13 Arbeitslager. Insgesamt laufen zur Zeit über 40 einzelne Maßnahmen, Die Zahl der Arbeitsdienst willigen betrug am 31. Dezember vorigen Jahres 1200. Die Leistung des Jahres 1932 betrug 184 000 Tagewerke, jo daß sür 1933 von den genehmigten Tagewerken noch rund 240 000 zu leisten bleiben. Die Hauptversammlung erteilte dem Gesamtvorstand Entlastung und wählte Staatsminister a.'D. Dr. Wilhelm wieder zum Vorsitzenden. Sette Störung der Leipziger Mege Bon zuständiger Stelle in Berlin wird uns mitgcteilt: Vie Feinde des nationalen Deutschlands sind zu ganz neuen und raffinierten Methoden der Beunruhigung des deutschen Volkes und der Untergrabung der Autorität der nationalen Regierung übergegangen, nachdem ihnen ihr gefährliches Treiben in der Presse unterbunden worden ist. Ganz systema tisch wird mit Gerüchten gearbeitet, die in böswilliger Ab sicht offenbar nach einer ganz bestimmten Direktive überall in Deutschland ausgestreut werden. Donnerstagabend versuchte man, die Leipziger Messe in Mißkredit zu bringen, indem geflissentlich das Gerücht ver breitet wird, daß diese Veranstaltung gestört werden würde. Von zuständiger Stelle wird darauf hingewiesen, daß selbstverständlich kein wahres Wort an diesen Gerüchten ist und dah die Leipziger Wesse ohne jede Störung und ohne jede Beeinträchtigung durch die politischen Ereignisse stattfin- deu wird, fo daß für keinen Besucher der Wesse, sei er aus dem Inland, sei er aus dem Ausland, irgendwelche Schwie rigkeiten entstehen werden. Die Regierungsstellen werden, wie immer, den Messeveranstaltungen jede nur mögliche För derung zuteil werden lassen und die Messebesucher vor allen versuchen einer Störung des Messebetriebes durch linksra- dikale Elemente schützen. Darüber hinaus wird gegen die Verbreiter dieser Gerüchte mit aller Schärfe vorgegangeu werden. Minister Klagger in Leipzig kn einer nationalsozialistischen Wahlkundgebung sprach der braunschweigische Staatsminister Klaages über das Thema »Die Rettung des deutschen Volkes" . Der Kampf um die Seele des deutschen Volkes und um seine Freiheit, so führte er aus, sei in seinem ersten Ab schnitt beendet. Damit sei aber noch kein Endzustand er reicht. Der Reichskanzler Hitler führe den Kampf weiter, nunmehr auch mit neuen Mitteln. Habe der Nationalsozia lismus bisher nur über die Mittel seiner eigenen Organisa tion verfügt, so verfüge er jetzt auch über die Machtmittel des Staates, und diese Machtmittel werde er gegen alle Volksfeinde mit unerbittlicher Rücksichtslosigkeit zur An wendung bringen. Hitler habe als erster deutscher Poli tiker erkannt, daß die Einheit und Freiheit Deutschlands nach außen nicht errungen werden kann, wenn nicht bas deutsche Volk im Innern zu einer organischen Einheit ver schmolzen worden ist, für die die soziale Gerechtigkeit die Basis abgeben müsse. Hier wolle Hitler das Werk Bismarcks fortsctzen, und dann will er an die Stelle des Bismarckschen kleindeutschen Reiches des großdeutsche Reich treten lassen. In seiner Doppeleigenschaft als Nord- und Süddeutscher biete er die beste Gewähr für die Erreichung dieses Zieles. Unerläßliche Vorbedingung dafür sei die Beseitigung der ungeheuren Gegenwartsnol des deutschen Volkes. Für diese Aufbauarbeit verlange Adolf Hitler am 5. März eine Ver trauenskundgebung des deutschen Volkes, die so überwälti gend werden müsse, daß er daraus das gute Recht herleiten könne, für vier Jahre die Führung des deutschen Volkes in die Hand zu nehmen, ohne einige hundert Abgeordnete nach dem Einverständnis mit seinen Maßnahmen befragen zu müssen. Diesmal darf keiner fehlen, diesmal müssen alle mit! Ale Me m re» zMi-Mwlien-Fmrs. vdz. Berlin. In der Klage der preußischen Minister Brann und Severing, die den Erlaß einer einstweiligen Verfügung verlangt, durch die die Verbreitung der Behaup tung Untersaat wird, d>e beiden Minister hätten 2 Millionen Mark Steueraelder ans dem Fonds zur Bekämpfung des Verbrechertums zum Zwecke der Wablpropaganda sür die preußischen LandtagSwahlcn benutzt, wurde am Donnerstag abend von der 10. Zivilkammer des Landgerichts I Berlin das Urteil gefällt. Nach diesem Urteil wird «S dem „Angriff", gegen den sich die Klage richtete, bei Meldung einer vom Gericht jeweils festzusetzenden Geldstrafe für i-den ^all der Zuwiderhandlung verboten, Erklärungen öffentlich »tt verbreiten, ans denen der Vorwurf oder der Verdacht persönlicher Bereicherung der Minister Braun und Severing aus ZtnatSaeldern zu entnehmen iff. ^urübriaeu wird. w>e bereits gemeldet, der Vntraq vom 17. Februar auf Erlast einer einstweiliaen Berküaun« zurückgewiesen. Von den Kosten des VerwbrenS tragen die Minister Braun und Severino der „Angriff" In der Begründ»»« wird auSgessihrt, da? Gericht sei z» der Ueberzeuauna gekommen, daß in den Ausführungen de? „Angriffs" der Vorwurf einer persönlichen Bereicherung der Minister Brann und Severing enthalten ist. In dieser Beziehung werde der einstweiligen Verfügung stattgcaeben. Wenn die Minister Brann und Severing zwar erklärt haben, daß gewiffe vom Reiche der preußische» StaatSregie- rnng zur Verfügung gestellte Gelder zu einem besonderen von der ReichSrcgieruna angegebenen Zweck verwandt wor den seien, so schließe das nicht aus, daß diese Gelder zu Wablzwecken der früheren KoalitionSparteicn verwandt worden seien. Zum mindesten fei die in diesem Sinne auf gestellte Behauptung der Antraggcgner nicht widerlegt worden. Ans ausdrückliches Befragen hätten die Antrag steller nähere Darlegungen über die Verwendung der Gel der im einzelne» abgelehnt. Erhebliche Lteigernnq der Lebensmittelpreise in Rußland. * Moskau. In der letzten Zeit sind auf dem freien Markt die Preise sür Lebensmittel stark gestiegen, teil weise um 1OO v. H., dagegen ist eS laut Mitteilung der russischen Behörden z. Zt. nicht möglich, die Löhne für die Arbeiter und Stgatsaugcstclltcn zu erhöhen. Neuer Sowjet-Feldzug gegen Ostern. "Moskau Ter russische (siottloseuverband hat einen neuen Feldzug gegen die kommenden Lastern einge leitet. Es lallen Tausende von Versammlungen durch- geführt werden, die die Schließung der Kirchen fordern werden. Am Karfreitag sind besondere Veranstaltungen geplant. Das Fernbleiben von der Arbeit in öffentlichen Unternehmungen am Ostersonntag und -montag zieht sofo» tige sristlase Entlassung nach sich. Deutschland rüst! Von Josef Buchhorn. Deutschland rüst! Wer bleibt zurSck? Schicksalsstunde hat geschlagen: Dor uns liegt ein neues Glück, Wenn wir es zu packen wagen. Deutschland ruft! Herbei, herbei Alle» die auf Deutschland bauen, Heber Enge der Partei Auf das ganze Deutschland schauen. Deutschland ruft! In höchster Rot Gilt es, letzten Sturm zu wagen Und die Farben Schwarz-Weiß-Rot Vorwärts in de« Sieg zu trage»! Darum: wählt Liste 5 Kampffront Schwarz-Weiß-Rot! WXllkZi ' 'f' ... - / ... I.UXOK rouekjf — gib» Snotl lUXOll-Iigorattan zvarcksn untvr ^usscstoltung von ^oicfiknemlcrost Ksj äar stonä goooclct. Damit ist vivisn sioifiigan, gaülrtsn stöncksn ^rirait uncl Varciisns» go- gvosn. ffür jock« ffoclcmorckina, ciis sonst ligorattsn rsiosar prsirlogo poclct, v/ur6an rvr krriaiung 6as gisicstvn Pensum» 22 Arbeiter neu amgestelitl H.UXOK fovekt — gibt Lroti ^op^rigkt Martin keucktvanßer, ttalle (8aale) lll Es klang ein wenig nach einer Bitte. Wcra erhob sich, gewaltsam die Schwäche niederkämpsend. „Auch Ihnen danke ich sehr, Herr Inspektor!" Sie neigte das Haupt, zwang sich ein Lächeln ab und verließ das Büro. Kopfschüttelnd sah der Beamte ihr nach. Komisches Mädel — tat fast beleidigt, weil man gut zu ihr gewesen. Es gab eben solche und solche.. So schnell cs die zitternden Knie gestatteten, sehr gerade aufgerichtet, ging Wera Wettern durch den langen Flur, trat durch ein Settenportal über den Hof hinaus ins Freie. Noch immer brannten ihr die Wangen. So weit war es mit ihr gekommen, daß diese armen Unter stützungsempfänger ihr Almosen boten. Gab es größere Demütigung? Daß ihre Kraft nicht mehr dazu ausreichte, vor all diesen Menschen Haltung zu bewahren... Was sollte denn nun werden? Blind für das geschäftig sie umlärmcnde Leben, für den blauen Himmel und den Sonnenschein, der die Winter- müde Erde mit Wärme und strahlendem Licht überströmte, schritt das Mädchen dahin. Bog, ohne cs zu wissen, in die Anlagen ein, stand auf der Holzbrücke und starrte hinunter auf das graugrüne Wasser des Sees, auf dem Schwäne in geruhsamer Anmut lautlos dahinglitten. Dieser Tage hatte hier ein junges Liebespaar den Freitod gesucht — und gefunden. Das Wasser war tief. Und das Leben so grausam. „Ich ertrage cs nicht länger", dachte sie. sich über das geschnitzte Geländer beugend. Da unten war Frieden, man durfte ausruhen. Ein hastiger Schritt erklang auf der Brücke, zögerte — hielt. „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, meine Dame?" fragte plötzlich eine Stimme neben ihr, voll ruhiger Herzlichkeit. Wera zuckte zusammen und richtete sich säh auf. Es war der junge Fremde, der ihr vorhin geholfen. Sechstes Kapitel. Sic sah den Mann an ihrer Seite an, ohne zu ant worten. Jetzt erkannte sie ihn. Wie eine Maske legte es sich über ihre eben noch verzweiflungsvollcn Züge. Sie straffte die Schultern, stand schlank und aufrecht vor ihm, dessen Blick schon zu viel gesehen. „Es scheint mein Schicksal, Ihnen zu Dank verpflichtet zu sein, mein Herr. Sie waren es doch auch, der meine Börse im Automaten fand?" Der Fremde verneigte sich. „Jawohl, ich hatte die Ehre, sie Ihnen wieder zustellen zu dürfen." Ton und Haltung verrieten den Gebildeten, der etwas schäbige Anzug und der dünne Mantel seine Armut. Aber in der Stimme, in den dunkelblauen Augen lag etwas, das das Mädchen unwiderstehlich anzog. Ihre Abwehr schwand. Sie lächelte, ohne es zn wissen. „Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle", sagte der Fremde. „Bandro, Georg von Vandro." „Ich bin Gräfin Wera Wettern", entgegnete sie einfach und reichte ihm impulsiv die Hand. „Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Hilfeleistung vorhin, Herr von Vandro. Der Beamte hat Ihnen Ihre Auslagen hoffentlich zurück erstattet?" Er bejahte. „Obwohl es durchaus nicht nötig gewesen wäre." Um Weras Lippen zuckte cs wie leiser Spott. „Ich glaube, Herr von Vandro, wir beide haben nichts zn ver schenken! Oder gingen Sie etwa aus den Arbeitsnachweis, um — einen Scheck einzulüien!" Vandro lachte belustigt. Sein vornehmes Gesicht mit der edlen Stirn war wie in Sonne getaucht. „Vielleicht, gnädigste Gräfin, vielleicht! Das Schicksal, das mir letzt hin einiges schuldig geblieben ist, hat die ihm präsentierte Rechnung mit dem Glück Ihrer Bekanntschaft gezahlt. Das ist ein weit höherer Gewinn, als ich ihn je erträumt!" „Sic geben dem Zufall eine liebenswürdige Deutung, Herr von Vandro." „Die wertlos wäre, Gräfin, wäre sie nicht wahr." Sie hörte die Aufrichtigkeit aus seiner warmen Stimme und schwieg, eine leichte Nöte in den Wangen. Befangen sah sie fort, hinunter auf das Wasser, dessen Fläche dunkel und ruhig dalag. Ob sie den Mut gefunden hätte, sich in die Flut gleiten zu lasten, wenn der Mann an ihrer Seite nicht dazugekommen? Man starb doch schwer, wenn man jung war und die Sonne schien... „Wie kamen Sie jetzt hierher?" fragte sie aus ihren Gedanken heraus, ohne aufzusehen. „Ich bin Ihnen gefolgt, Gräfin", gestand Vandro offen, das feine Profil betrachtend, das sich über das Holzgeländer neigte. „Verzeihen Sie — ich dachte, ein zweiter Schwächeanfall könnte Sie übermannen", setzte er ein wenig verlegen hinzu. „Als ich in das Büro des Arbeitsnachweises zurückkam, waren Sie schon fort, auch auf der Straße nirgends mehr zu sehen. Da entdeckte ich Sic plötzlich ganz weit vorn, aber eine Verkehrsstockung geriet dazwischen. Ich verlor Sie aus den Augen und bog ab in die Anlagen, voller Bedauern über die Erfolg losigkeit meines allerdings unentschuldbaren NachjagenS Da, bei einem Einbiegen nach dein See, dessen Schwäne ich gern füttere, gingen Sie aus einmal langsam vor mir her. Da wußte ich, daß das so oft von mir geschmähte Schicksal meine Schritte hierher gelenkt hatte." Der Mann sah gleich seiner Nachbarin auf das Master hinunter, das nun, von Sonnenlicht getroffen, zu glitzern und zn gleißen begonnen. Er schwieg einen Augenblick, hob dann den Kopf und sah sic an. tLorsteüuira kolat.)