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vmi» JeiiWk Mietek-vmliie iii i»e WchsWiwiW. vdz. Berlin. Die Meicksoraanisation der Mieter, der Bund Deutscher Mieter - Vereine e. V., S'tz Dresden, bat an die deutsche Neiihsreaierung eine Eingabe ge richtet, in der darani knnaenneien wird, dak der Kampf nm eine neuzeitliche WolnnmaSwirtschast. insbesondere nm Micterrecht und Mieterschutz, einen immer weiteren Raum einnebme. Die Einaabc wendet sich daaeaen, daß, wie sie bebauptet, die HanSbesitzcr-Organisationen und die ihr nahestehenden Bank- und Wirticbaitsgruvven. auch übler anderen Namen, die Regierung und die Oessentlichkeit dauernd in der Nicktuna zu beeinflussen versuchten, der Mieterschaft den notwendige» Schutz wieder zu nehmen. Ter Bund Deutscher Mieter-Vereine verwahre sich gegen diele eiuseitine Beeinflussung und bitte die Negierung, die baldige Schaffung eines soziale» Mietrechts zu ver anlassen. 1000 Mark Belohnung für die Feststellung geheimer Druckereien. "Berlin. Der Polizeipräsident von Berlin bat eine Belohnung bis zur Höhe von INNO NM. für den jenigen anSaeietzt, der der Polizei im Monat März 1933 die Hersteller und Verbreiter illegaler, innerhalb des Voli- zeibezirts Grnhbcrlin erscheinender kommunistischer Schrii- ten, HerstetlnunSorte und HerstellunaSeinrichtuugen Nir solche Schriften so nachweist, dak eine sirasgerichtliche Ver urteilung erfolgen kann. Dabei wird daraus bingewieien, dak Personen, die vom Vorhandensein eines Vorrates von hochverräterischen oder verbotenen oder zn Gewalttätig- keilen aufforderuden Druckschriften glaubhafte Kenntnis erhalten, sich stra bar machen, wenn sie nicht unverzüglich der Polizeibehörde davon Anzeige erstatten. Wer den Täter auf frischer Tat ertappt, ist nach den geltenden gesetzlichen Bestimmungen befugt, ihn vorläufig sestzunehmen und dem lächsten Polizeirevier zuziisühren. Versuch einer RnndsutMörnng. * Stuttgart. Vom Polizeipräsidium wird mitge- eilt: Am Donnerstag um 15,15 llbr wurde ein Störungs versuch auf den Stuttgarter Rundsunkbetrieb unter- nommen. Zur kritischen Zeit sand in einem öffentlich zu gänglichen Vortragssaal englischer Sprachunterricht statt, ser plötzlich dadurch unterbrochen wurde, dak ein unbe kannter Mann ins Zimmer stürzte mit dem Ruf: »Nieder Oie nationale Regierung bleibt für alle Zeiten! Oie Lührer öer Kampffront Schwarz-Weiß-Rot verbürgen es. Ich weiß und steh« gerade dafSr, daß der am SO. Za nnar geschloffen« Bund nicht, mir die Gegner hoffen, am 5. März zusammenbrecheu «ird, sondern ich weih vielmehr, daß dieser Bund, dessen Teilhaber von dem besten Willen erfüllt sind, diese Zeit lange überdauern wird, «eil er «in« große geschichtliche Aufgabe übernommen hat. Ich bin überzeugt, daß di« in der jetzigen Regierung er reichte Konzentration der nationalen Kräfte noch viel weiter ausgebreitet werden »ird, vor allem bis tief in die Kreis« der deutschen Arbeitnehmerschaft hinein. Und sie wird nie mehr gelöst «erden. Ich möchte empfehlen, alle Speku lationen darauf, dah sich nach dem 5. März etwa« ereignen könnte, znrückzustellen. Wer solche Spekulationen hegt, wird grausam enttäuscht werden. Die nationale Konzentration vom 30. Januar wird eine Tagesordnung sein, mit der man einige Zeit wird rechnen müssen, eine Tagesordnung, mit der wir recht gut fahren werden. Da« amtliche Deutschland, die gesetzmäßige Staatsge walt und das Deutschland des nationalen Willens und les nationale» Bolksgewiffens sind zum ersten Male seit der Re volution wieder ein und dasselbe geworden. Und so soll es bleibe», nicht nur «ach de« 8. »«d ir. März, «ichf mir aus vier Jahr«, sonder« von au« an gesehe» auf unbefristete Dauer der deutschen Entwicklung. All« die großen wirtschaftlichen Aufgabe« lasse« sich nur löse«, wen« eine stark«, i» sich geschloffene uatioual« Regierung, unbelastet von parteipolitische« Ränke« und Auseinandersetzung««, auf lang« Frist ihre« Weg pla«- mäßiger Arbeit gehe« la«? In dem Kabinett der nationale« Ko«zentratto« tss da» alte Stahlhelm-iel der Zusammenfassung aller Rationale« endlich Wirklichkeit geworden. Wer glaubt, der Nationalismus «erd« jemals roiedei die Macht au» der Hand legen und diese de» Wirtschaft und Staat zerstörenden Kräften de» Marxismus überlasten, der irrt sich gewaltig. Da- gilt nicht al» Wahlparole bi« zum 5. März, da» fängt dann erst aul Wechsel im Leipziger Polizeipräsidium. Der bisherige sozialdemokratische Polizeipräsident von Leipzig, Fleißncr, «links» ist beurlaubt morden. Zur Führung der Geschäfte des Polizeipräsidiums Leipzig ist bis auf weiteres der Dresdner Polizeipräsident Dr. Pabitzlsch (rechts) abgeordnct morden. mit Hitler, Freiheit!" Der diensituende Beamte schaltete sofort das Mikrophon ab und nahm die Verfolgung deS Täters aus. Dieser flüchtete unter heftigem Zuschlägen der Saaltür und sprang in einen vor dem Hause siebenden Kranwagen, besten Nummer noch festaestellt werden konnte. Die polizeilichen Lrinittlnnacn wurden soiort ausgenommen- Verhaftung der Täter. Stuttgart, (Fnnkspruch.) Die gestrige Rundfunk störung hat ihre Aufklärung gesunden. Tie Täter wurden in der Nacht zum Freitag sestgenommen. Es handelt sich nm drei junge Leute, die angaben, Mitglieder der SPD. bzw. des Reichsbanners zu sein. Sie werden heute dem Schnellrichter vorgefüyrt werden. Kommunist«« fliich'en über die litauische Grenze. * Kowno. Seit einigen Tagen versuchen zahlreiche Personen aus Deutschland, die titanische Greine auf illegale Weise zu überschreiten. Den litauischen Grenzbeamten geben sich diese Passanten al? deutsche kommunistische Flüchtlinge anS; sie befänden sich aut der Flucht nach Moskau. Angesichts dieser Tatsache hat der litauische Innenminister die verstärkte Ueberwachung der gesamten Grenze und eine scharfe Kontrolle aller Paffanten an (ffren,Übergängen angeordnet, weil die Behörden be fürchten, daß die Flucht der Kommunisten aus Deutschland einen Massencharakter annehmen könnte. Sie Weimlsse les Minus e Ml. Die chemische Struktur aufgeklärt. Di« Synthese m-glich * Göttingen. Die Vitaminforschung Kat an der hie sigen Universität durch die erfolgreichen Arbeiten einer Reihe von Gelehrten — darunter Professor WindanS — schon seit längerer Zeit wertvolle Förderung erfahren. Man bat ins- besondere die Stoffe sestgestellt, die der Nahrung znaesöbrt werden mttffen, um Erkrankungen aus Mangel an Vita- minen — sogenannte Vitaminosen — zu heilen. Nach Iso lierung dieser Stoffe war es daher die Aufgabe dri chemischen Wissenschaft, den chemischen Ausbau der Vitamin« iestzustellen- Auf diesem ForichunaSgebiet bat nun der hiesige Privatdozent Dr. Fritz Michel einen wesentlichen Sckritt vorwärts getan, indem es ihm gelungen ist, di« chemische Struktur des gegen di» Skorbuterkrankung wirk samen Vitamins aufzuklären, so dak man mit der Syntbeft desselben beginnen kann. Diese Tatsache verdient deswegen besondere Anerkennung, weil es gerade einem deutschen Gelehrten, der bekanntlich unter weit ungünttiaeren Bedin gungen arbeiten muß als dar an diesen Fragen sehr stark interessierte wissenschaftliche Ausland, trotz solcher Hemmungen gelungen ist, auf diesem wichtigen Forschungsgebiet nunmehr weitere Klarheit zu schaffen. Rundfunk-Programm. Sonnabend, den 4. März. Berlin — Stettin — Magdeburg. 15.20: Jugendstunde. Das Haus mit dem Hirschgeweih. — 15.15: Ist Dressur Tierquälerei? — 16.00: Orchesterkonzert. — 17.00: Wir suchen die Urwaldralle. — 17.15: Fortsetzung des Or- chesterkonzertcs. — 18.00: Reichsminister Frick. — 18.15: Welt- liche und geistliche Volksweisen. — 18.55: Die Funk-Stunde teilt mit ... — 19.00: Stimme zum Tag. — 19.10: Losung. — 19.15: Menschen von gestern sprechen zu Menschen von heute. — 20.00: Aus Veranlassung der Reichsregierung: Kundgebung im Haus der Technik, Königsberg. Rede des Herrn Reichskanzlers Hitler. — 21.15: Orchesterkonzert. — 22.00: Wetter-, Tages- und Spott- nachrichten. — 22.25: Aus New Park: Hörbericht über die Amts einführung des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin Roosevelt. — 22.45: Unterhaltungsmusik. — 23.30: Der geistig« Umbruch der Zeit. — 23.45: Fortsetzung der Unterhaltungsmusik. Königswusterhausen. 12.05: Schulfunk: Das weltliche Chorlied des 18. und IS. Jahrhunderts. — 15.00: Kinderbastelstunde. — 15.45: Paul Al- verdes: „Degen und Fiedel". — 16.00: Mutter und Volk. — 16.30: Konzert. — 17.10: Wochenschau. — 18.00: Tägliches Haus konzert. — 18.30: Dramatiker ohne Bühne. — 19.00: Schütz- Motetten. — 20.00: Berliner Programm. — 21.15: Aus Ham burg: Bunter Abend. — Ab 22.00: Berliner Programm. Der heutigen Tageblatt-Ausgabe liegt «in Wahl- flugblatt der Deutschen Bolkspartei (Liste 7) bei. «« ^op^rigkt Martin keucktwanger, Halle (Laale) sl2 „Was mich hinter Ihnen hcrtrieb, war das unerklär liche, aber bestimmte Gefühl, daß Sie meiner Dienste be dürfen könnten. Schon das erste Mal, im Automaten, empfand ich starkes Bedauern darüber, Sie im Menschen gewühl verschwinden zu sehen. Ich merkte sofort, daß Sie in andere Umgebung gehörten, denn dort lvirkten Sie wie kostbares Kopenhagener Porzellan unter lauter Küchen geschirr. Womit ich nicht sagen will, daß letzteres nicht auch seine Berechtigung besitzt, besonders, wenn man ordentlichen Hunger verspürt!" Wieder das leise, wohlklingende Lachen, das so an steckend wirkte. Wera, die schweigend, voll innerer Bewegung, zu gehört, hatte auf einmal große, glänzende Augen. War oas nicht ein Wunder? ES gab einen Menschen aus der Welt, der sich berufen suhlte, ihr zu helfen; der cs als ein Glück empfand, sie zu kennen. „Sehen Sie nur, Gräfin, wie die Sonne scheint", sagte Vanvros frohe Stimme neben ihr, „mir scheint, so blau wie heute war der Himmel noch nie." In seinen Augen spiegelt er sich wider!, dachte Wera, den schlanken Mann betrachtend, der mit solch jüngling- haster Freude in den Hellen Tag schaute, als kenne er keine Sorge auf der Welt. „Wollen wir uns nicht ein wenig setzen?" Er wies auf eine nahe Bank. Wie selbstverständlich er annahm, daß seine Gegenwart ihr willkommen! Sie lächelte leise, da er Platz nahm neben ihr, und spürte auf einmal ein starkes Gefühl der Freude in sich Stolz und Wehr schwanden dahin wie Wiuterstarre vor dem Himmelslicht. Nichts auker oem Namen wußten sie voneinander, und doch webten schon feine Fäden der Sympathie zwischen ihnen ihr unlösbares Netz. „Ich bin doch ein rechter Glückspilz!" Vandro nahm den Hut ab, fuhr sich über das Haar und strahlte das schöne Mädchen an, das fragend die Brauen hob. „Sie zweifeln daran, wegen des Ganges zum Arbeits nachweis? Davon lasse ich mich nicht bedrücken; das sind Ucbcrgängc, die sich in jedem Lande nach verlorenem Krieg und politischem Umsturz zeigen Man muß nur den Mut nicht verlieren. Schadet gar nichts, wenn man mal seine Kräfte erproben muß. Was man da für ungeahnte Talente in sich entdeckt! Mit den meinen ist's nur leider nicht wett her, Kunsthistoriker sind augenblicklich kein sehr begehrter Artikel." Er lachte gutmütig. „Als ich mir meinen Beruf wählte, lagen die Verhältnisse anders — und mein Ver mögen in guten Papieren in der Schweiz. Meinem älteren Bruder genügten die Zinsen nicht, die ihm und mir immerhin ein sorgloses Leben gestatteten. Er glaubte, sie erhöhen zu können, spekulierte, nahm mein Geld dazu, verlor auch das. Nun läuft er als Versicherungsbeamter herum, belästigt sämtliche Bekannte und schimpft auf die Zeiten, die Regierung und sonst noch alles, was ihm gerade cinfällt." Nun hatte sich doch ein Unterklang leiser Bitterkeit in die frische Stimme geschlichen. „Und Sie?" fragte Wera, die aufmerksam zugehört. „Ich bin Mädchen für alles. Erst Tennis- und Ski lehrer gewesen, dann bei einer Hochgebirgstour gestürzt, zwei Rippen verknackst. Also umlernen. Die Rolle des Eintänzers spielte ich nur ein paar Wochen, überließ sie dann neidlos anderen, die sich besser dazu eigneten. Dann einen erkrankten Bibliothekar vertreten, der leider wieder gesund wurde. Da geistige Arbeit sich nicht wieder bot, wurde ich Chauffeur. Früher steuerte ich meinen eigenen Wagen, jetzt bezahlt ein anderer die Kosten. Sie sehen, Gräfin, der Unterschied ist gar nicht so schlimm. Alles gleicht sich aus." „Aber Sie waren doch im..." „...Arbeitsnachweis? Tja, die Vereinigten Webereien haben pleite gemacht." „Ach da — der Direktor ist doch geflüchtet?" „Stimmt. Und da sie mich nicht zu seinem Nachfolger wählten, sucht der Herr Chauffeur sich eine neue Stellung", vollendete Vandro vergnügt. War das ein Mensch! Diese wundervolle Lebens bejahung trotz aller Schicksalsschläge! „Ja, ja, schnurrig geht es heutzutage zu —nicht wahr? Früher hätten Gräfin Wettern und Doktor von Vandro sich wohl kaum auf dem Arbeitsamt kennengelernt, da wäre das auf irgendeiner Gesellschaft geschehen, und ich hätte im Frack meinen schönsten Kratzfuß vor Ihren verehrten Eltern, speziell vor Ihrer Frau Mutter gemacht, denn durch die Mütter gewinnt man die Gunst der .. ." Er stockte bestürzt; das Mädchen hatte den Kopf ab gewandt. „Verzeihen Sie, Gräfin, habe ich Ihnen weh getan mit meinem Unsinn? Ich wollte Sie ja nur so gern ein wenig aufheitern." Zaghaft griff er nach ihrer Hand. „Verzeihen Sie", bat er nochmals leise. Wera wandte sich ihm wieder zu, sah ihn cm aus tränenverdunkelten Augen. „Es ist nur, wett Sie von meiner Mutter sprachen..." Kaum war es verständlich, so bebten ihre Lippen. „Alles Glück starb mit ihr." „Ich wüßte gern um Ihr Schicksal, Gräfin." Alles Leichte war aus des Mannes Stimme geschwunden. „Manchmal erleichtert es, sich das Schwere vom Herzen zu reden. Meiner tiefsten Teilnahme dürfen Sie gewiß sein." Er hob die Hand, die er leise umspannt gehalten, an seine Lippen. Wera Wettern ließ cs geschehen. Sie fühlte es: der meinte es gut. Und sich zurücklehnend, den Blick in die Ferne gerichtet, als grüße sie dort die Vergangenheit, begann sie zu erzählen, Gortsetzung selaO