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2. vrN-°e rum Riesaer Taae».-«. TienSt^IL. Fevraar IM2, a»en»s 86. Jaljrq N«ck»6 «E Wv«4 von Vordergrund sieht man das durch die Gewalt der Explo sion abgerissene Dach — dieses Straßcnbild veranschau licht die furchtbaren Verwüstungen — noch ein Straßcu- bild mit vollkommen zerstörten Häusern in Neunkirchen. Ei« ^Querschnitt durch die Neunkirchener Katastrophe. Auf unserer Bildzusammenstellung sieht man einige Bilder von den entsetzlichen Folgen der Explosionskata strophe in Neunkirchen ivon links): nnzähligc Häuser Mitglieder der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot ehren die Gefallenen. Am Ehrenmal und am Denkmal Friedrich des Großen Unter den Linden in Berlin fand eine eindrucksvolle Kundgebung von Mitgliedern der Kampffront Schwarz- Weiß-Rot statt, von der unsere Aufnahme berichtet. Parade auf dem Hof der Grenadierkaserne, nach rechts: Frau Gesandte. Posten des amerikanischen Gesandten in Für den Kopenhagen soll eine Frau, Ruth Owen, in Aussicht genommen sein. Feldrnarschall Robertson s. Der frühere britische Ncichsgeneralstabschef und Ober kommandierender der englischen Rheinland-Besatzungs- arure-e, Feldmorschall Sir William Robertson, ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Bischof Dr. Deutsch s. Der vor kurzer Zeit in den Ruhestand getretene Bischof der Siebenbürgens Deutschen in Sermannstadt, Dr. Deutsch, ist geftorbew . .r^menacstürzt, die Bewohner suchen in den sind «ei a ^ten Familienmitgliedern so- Trumuwrn nach »Schulhaus ist gleichfalls "urch" die Explosion vollkommen vernichtet worden: im Relchswehrmtnister von Blomberg verabschiedet sich seinen alten Kameraden. Der Reichswehrministcr des Kabinetts Hitler, General leutnant von Blomberg, verabschiedete sich fetzt in Kö nigsberg von seinen Mitarbeitern und den dort statio nierten Regimentern, deren Kommandant er bisher war. Auf unserer Ausnahme sicht man Reichswehrminister Generalleutnant von Blomberg (links) bei der Abnahme -er letzten Von links Martin keucktnanLer, ttallv (Laale) 143 Als Lore ihn fragend ansah, erzählte er endlich von seinen Geschäften, die er in Paris betrieb und die ihn über die ganze Welt und so auch nach Berlin geführt. „Mein Bruder und ich haben mit Hilfe einiger süd amerikanischer Kapitalisten einen Filmkonzern gegründet, Mademoiselle — und der junge Filmstar, Mademoiselle Jeannette, die Trägerin der jetzigen Hauptrolle, ist für eine Reihe von Filmen von uns als Star verpflichtet worden Ihr Erfolg also ist auch ein Vorschublorbeer auf unsere eigenen Erfolge. Das heißt, seit kurzem glaube ich nicht, saß ich mit Mademoiselle Jeannette einen solchen Haupt treffer gezogen habe, wie ich annahm.* „Und warum glauben sie das nicht, Monsieur?* „Weil ick inzwischen sie getroffen habe, Made moiselle — und weil ick nun erst weiß, wie die Frau be schaffen sein muß, die die Rollen der Jeannette spielen müßte.* Lore lachte hell auf — ihr sonst so ernstes Gesichtchen bekam einen übermütigen Zug schelmischer Kindlichkeit, oen es seit vielen Wochen nicht mehr gehabt. „Monsieur Ehirot*. sagte sie und drohte ihm mit dem Finger, „wenn ich nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, baß sie erst beim zweiten Glas Sekt sind, müßte ich ernst- ich befürchten, daß der schwere Champagner Ihnen zu köpf gestiegen ist. Welche Idee! Ich und diese entzückende ranzösische Schauspielerin! Wie können Sie uns nur in inem Atemzug nennen?!* „Welche Wette soll ich eingehen, Mademoiselle, daß Sie inter der Leitung eines geschickten Regisseurs in wenigen Wochen Hunderte von Jeannettes in den Schatten stellen — und daß Sie bald --ine v--r ai-leieEen Schauspielerinnen des Films werden würden? — Ich wette hunderttausend Goldfrank!* „Seien Sie vorsichtig, Monsieur Chirot! Sie würden ein Vermögen verlieren, wenn ich Sie beim Wort nähme*, sagte Lore lachend. Ihre Wangen glühten von dem un gewohnten Weingenuß; hinreißend schön sah sie aus, nun die Festesfreude ihre Scheu ein wenig gelockert hatte. „Ich würde ein Vermögen gewinnen» Mademoiselle*, war die ruhige Antwort Chirots. Während Lore mit leicht zurückgebogenem Kopfe den Wein trank, zogen seine gierigen und leidenschaftlichen Blicke jede Linie ihres wundervollen Körpers nach — ahnten unter der dicht an schließenden, geschmeidigen Seide ihren makellosen Körper — rote Flecke kamen auf seine sonst so fahlen Züge —, aber als Lore ihm nun wieder den Kopf zuwandte, hatte er sich schon wieder in der Gewalt: „Mademoiselle", sagte er mit seiner gewöhnlichen Stimme und gab seinem Gesicht einen sachlich geschäft lichen Ausdruck, „ich habe Sie heute abend gebeten, mir die Ehre zu erweisen, nicht nur, weil ich eine Stunde in Ihrer liebenswürdigen Gesellschaft verbringen wollte — nein, weil ich Ihnen auch einen seriösen geschäftlichen Vor- schlag zu machen habe. Bitte hören Sie mich in Ruhe an, Mademoiselle, und überlegen Sie sich genau, was ich Ihnen vorschlage: Würden Sie geneigt sein, einmal eine Probeaufnahme von sich machen zu lassen und einmal einem unserer Regisseure vorzuspielen, um eventuell ein Engagement bet uns anzunehmen?* Lore von Humus legte die Gabel, die sie in der Hand hielt, hin — mit fassungslosen Augen starrte sie auf den Franzosen: „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Monsieur*, stammelte sie. „Ich? Wie könnte ich jemals als Film schauspielerin etwas leisten, ich, ein schüchterner» welt fremder Mensch?* „Haben Sie nicht vorhin selbst erzählt, Mademoiselle, daß Sie früher ein besonderes Vergnügen für Theater spielen gezeigt und auch Talent bewiesen baben?* „Ach, das war doch nur ein Scherz, Monsienr. Wi« können Sie solche Dilettantenversuche ernst nehmen?" „Nun, ganz so dilettantisch dürfte es nicht gewesen seins ich habe ja vorhin gesehen, wie Sie eine Szene andeuteten, die von Mademoiselle Jeannette Ihrer Meinung nach nicht richtig gespielt wurde — und ich bin Fachmann genug, nm zu erkennen, was für eine Begabung dahintersteckte. Ge rade daß Sie noch nicht die Routine der Fimstars haben, ist ein Plus für Sie und für uns. Ich hoffe, Sie ent schließen sich, eine Probeaufnahme und ein Probcspicl zu gewähren. Bedenken Sie, Mademoiselle, was wir Ihnen bieten würden. Ein glänzender Kontrakt mit einer Gage, die Sie aller Sorgen für eine lange Zeit enthebt, wäre Ihnen gewiß — und wenn Sie Erfolg haben, dann ist Ihre Zukunft glanzvoll. Dann können Sie vor allen Dingen auch für andere Menschen sorgen, die Ihnen nahestehen. Sie würden die weite, große Welt sehen, nach der es Sie verlangt, Sie brauchten nicht mehr den Launen der Pen sionsgäste Rechnung zu tragen, Sie ständen auf der Höhe des Lebens, dort, wohin nur ganz wenige Auserwählte gelangen.* Vor Lore schwankte der Raum. Die Worte des Fran zosen, die ihr eine lockende, bunte, unbekannte Welt voll Glanz und Glück vorgaukeltcn — eine Welt, in -er auch der heimlich Geliebte, in der auch Mario Bernari lebte. Vor einer Stunde noch war diese Welt ihr unerreichbar erschienen — und nun schlugen die lockenden Worte des Franzosen eine Brücke hinüber zu jenen Ufern, zu jener Welt — vielleicht auch zu ihm? Allmächtiger Gott, wohin verirrten sich ihre Gedanken? Wie konnte sie sich so von einem Trugbild gefangen nehmen lassen, das der Franzose ihr vorspiegeltc? Das alles war ja nicht wahr, konnte niemals Wahrheit werden. Sie, Lore von Humus, die Tochter des Hauses Hunins, mit seinen zurückhaltenden, scheuen und stolzen Frauen, eine Filmdiva? Das war ebenso unmöglich wie die Vor stellung, die Monsienr Chirot von ihrer sogenannten Be gabuna hatte.