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^?23. 2. Beilage zrim Riesaer Tageblatt. Freitag, 27. Januar 1933, abends. 86. Jahrg. EEMM. - >, W«MK«W MkMDj . <K«E Sie Lebensmittel, Postsachen, Medikamente und auch Passaaierc befördern. Unser Bild von einem solchen Hilfsdienst zeigt das Verladen der Lebensrnittel, die dann über dem Bestimmungsort mittels eines kleinen Fallschirms abgeworfen werden. Eishilssdieust mit Flugzeuge». Wie auch bereits in dem kalten Winter ISA wiro au-, in diesem Winter wegen der strengen Kälte ein groh- zügiger Eishilfsdienst durch Flugzeuge für die vom Festlarrid abgeschnittenen Nordsee-Inseln organisiert. Die Lwft^rnsa hat für diesen Zweck Flugzeuge bereit gestellt, Eisberge vor Ahlbeck. Die starke Kälte hat den pommcrschen Bädern arktischen Charakter verliehen. Angesichts dieser Eismassen glaubt man an eine Polarlandschaft, wenn nicht die Secbrücke im Hintergrund die Nähe bewohnter Stätten andeutcte. Unser Mld ist am Strande von Ahlbeck ausgenommen. — ein talwärts fahrender Ostpreußen, das alljährlich im Sommer viele Tausende nach dem deutschen Osten bringt, wird gegenwärtig in Stettin nm zehn Meter verlängert. Unser Bild zeigt das Schiff mährend des Umbaues. Bom Eise gefangen. Bei Kammereck nahe dem Loreleiselsen hat sich das Eis auf eine Slusdehnung von etwa zwei Kilometer fest gesetzt, so daß — wie man aus unserer Aufnahme ersieht Dampfer von den Eismassen umschlossen wurde. Ein Ostpreuhen-Motorschifs wird verlängert. Das Motorschiff „Hansestadt Danzig" vom Seedienst OrpXrigkt diartio keucktvavger, llail« s8asle) ?13 Aber Sonja vergaß nicht. Eine wilde Empörung war in ihrem Herzen. Was erlaubte sich Mario? Glaubte er, ihrer schon so sicher zu sein, vatz er allen seinen Launen die Zügel schießen lassen konnte? Oh, sie würde es ihm zeigen, daß sie nicht vie Frau war, mit der ein Mann spielen konnte. Noch dazu ein Mann, der sein Glück, seinen Ruhm ihr verdankte. Breittner sah von der Seite her in ihr zorniges Gesicht. Er schloß die Glasscheibe zum Chauffeur. Dann sagte er: „Sie sollten sich nicht ärgern, Sonja — Äerger schadet der Schönheit. Ich hätte Sie für klüger gehalten, als daß Sie sich wegen eines solchen Grünschnabels, wie Mario einer ist, eine einzige Falte in Ihr Gesicht hineinärgern. WaS gab'S denn?" Da erzählte Sonja mit fliegenden Worten den Auftritt in dem Cafs und schloß: „Was denkt sich eigentlich Mario? Glaubt er wirklich, daß ich mir so eine Behandlung gefallen lasse? Ist er Venn größenwahnsinnig geworden?" Breittner lächelte ein wenig bei diesen Worten: „Sie haben ihn größenwahnsinnig gemacht, liebste Freundin. Es tut nicht gut, wenn ein Anfänger wie Mario gleich die Freundschaft einer so großen Künstlerin, wie Sie es sind, genießt. Sie hätten ihn ruhig den kleinen Filmschauspielerinnen überlassen sollen! Das hätte ihm besser getan. Und uns allen." Sonja erwiderte heftig: „Diesen Fehler kann ich ja wieder gutmachen. Lockt eS Sie noch, länger in diesem Badeort zu bleiben? Meine Kur ist beendet. Ich hätte die grüße Lust, heute nacht noch nach Sankt Moritz abzureisen." Breittner nickte zufrieden. Alles ging, wie er wollte. War er doch nur um Sonjas willen hierhergekommen. Die Verordnungen, die der Badearzt ihm gab, waren ihm doch nur lästig Wie konnte ein Mensch bestehen, wenn er frühmorgens aus nüchternen Magen von diesem ver dammten salzigen Brunnen trinken und hinterher — statt eines guten Frühstücks mit Kaffee, Schinken, Eiern — sich mit einem Apfel und einer Tasse Tee ohne alle Zutaten begnügen sollte? Nein, das war keine Gegend für ihn. Und so stimmte er denn Sonjas Vorschlag, nach Sankt Moritz abzureisen, freudigst zu. Er batte ja auch in Zürich ein Zusammentreffen mit Mister Savton von der Südamerikanischen Film-Korpo ration verabredet. Ta konnte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, nämlich die Verhandlung mit Mister Santon, diesem gerissenen Yankee, geschickt führen und, wenn Sayton hartnäckig blieb, ihm Sonja als Köder Hinhalten. Sonja war durch einen mehrjährigen Vertrag an die Filmgesellschaft Breittners verpflichtet. Aber Breittner wußte ganz genau, daß für eine neue Sorte von Star- filmen ein neuer Typ gesucht wurde, der zwischen dem süßen Mädel und dem dämonischen Weib die Mitte hielt. Dieser Typ war Sonja, und keine andere Filmschau spielerin konnte sich darin mit ihr messen. Sie hatte das Dämonische und das Weiche. Sie hatte das Hoheitsvolle und das Kindliche. Alle Register standen ihr zur Ver fügung. ES hatten schon verschiedene Filmagenten im Auftrage Saytons versucht, Sonja der Breittner-Filmgesettschaft abspenstig zu machen. Aber Sonja war Breittner dankbar dafür, daß er sie aus der unbekannten Schar der Statt- stinnen herausgeholt und in wenigen Wochen zu einer Weltberühmtheit gemacht hatte. So war Breittner immer von Sonja über die Versuche der fremden Agenten unter richtet worden. Allerdings hatte Sonja bei jeder solcher Nachricht verstanden, ihren Vertrag zu verbessern, und Breittner hatte der schönen Frau nachgegeben. Hetzt gedachte er den großen Schlag zu führen und die Fusion mit der Südamerikanischen Film-Korporation zu stande zu bringen. Wenn ihm das gelang, war er einer der mächtigsten Filmmagnaten aller Erdteile. Sein Ein fluß und sein Einkommen würden ins Phantastische steigen, und dann war der Zeitpunkt gekommen, Sonja zu seiner Frau zu machen. Der Verlockung, die Frau eines Beherrschers der Welt-Filmkonzerne zu sein, würde sie nicht widerstehen. Er wußte, ebenso hemmungslos wie ihre Leidenschaft war auch ihr Ehrgeiz. So fügte sich denn alles gut zusammen. Und schon nach wenigen Stunden verließ der elegante, große Touren wagen Breittners den Badeort. Im Fond saßen Sonja und Breittner. Und hinten waren in den eingebauten Koffern die Gepäckstücke der beiden verstaut. Mario war von dem Karlshof aus noch nicht direkt nach Hause gefahren. In seiner Seele war eine eigen tümliche Unruhe. Immer wieder sah er vor sich dies süße, reine Mdchen- gesicht unter dem weißen Häubchen der Bedienerin, sah ein Paar träuenschimmernde Augen, die bang zu ihm aufsahen, sah eine schmale, edle Hand, die das Trinkgeld auf den Ledersitz des Autos gelegt und die in ihrer ganzen Bildung so gar nicht zu dem Kleid einer Kellnerin passen wollte. Gewaltsam versuchte er, seine Gedanken von diesem Bilde abzulenken. Aber dann gingen sie von dieser lieb lichen Erscheinung zu Sonja. Und der Gedanke an Sonja war keineswegs dazu angetan, Mario ruhiger und gleich mäßiger zu stimmen. In welch unbeherrschter und ungebildeter Art hatte Sonja sich dieser kleinen Angestellten gegenüber benommen, in wie verächtlicher Weise hatte sie sich von ihm selbst getrennt! Er wußte, sie würde zürnen und schmollen, bis er demütig um Verzeihung gebeten. Immer war eS daS gleiche. Wenn sie falsch gehandelt hatte, so mußte «r vafür um Entscbuldiouna bitten.