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Riesaer H Tageblatt »--»-«»-V und Anzeiger sGibedlM m» A««i«rj. Tageblatt Ries«. Dresden lSS0. Fernruf Str. 20. Da» Riesaer Tageblatt ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der LmtSyauptmannschaft Girokaff«: Postfach Nr. 52. Großenhain. deS Amtsgerichts und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, drS RateS der Stadt Riesa, Riesa Nr. 52. des Finanzamts Riesa und deS HauptzollamtS Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 8. Dienstaft, Jannar 1933, abends. 86. Ialira. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abends '/,6 Uhr mit Ausnahme der Tonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 einschl. Postgebühr (ohne Zustellungsgebühr). Für den Fall de« Eintreten« von Produktionsverteucrungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir un« da« Recht der Prei«'. erhöhung und Nachforderung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Krumme Wege. (Gefährdete Entscheidungen. Alles was in den letzten Tagen und Wochen an Merk würdigkeiten aus dem Spiel hinter den inncrpvlitischen Kulissen zu registrieren war, sowie die Entschlüsse, mit denen man Durchkreuzungen dieses Spiels rasch noch zu- rechtbiegen unternahm, alle Abstecher auf krummen Wegen — um es kurz zu sagen — werden setzt erklärt und entschul digt durch das Bestreben, die Kluft zwischen Bürgertum und Nechtsopposition zu schließen. In der Tat ein Ziel, vor dessen Erreichung eine wirklich fruchtbare und stetige inner politische Entwicklung in Deutschland und außenpolitische Aktionsfähigkeit Deutschlands nicht erwartet werden kann. Ein Ziel also, zu besten Erreichung undurchsichtige taktische Methoden entschuldbar, ja erlaubt sein sollten . . .? Es ist heute mehr denn je vor solcher Taktik zu warnen, denn der Enttäuschungen waren zu viele in den verflossenen Jahren der Verwirrung: zu wichtig sind vor allen Dingen die unmittelbar bevorstehenden Entscheidungen, aus deren Behandlung auch nicht einmal -er Schatten deS Verdachts fallen darf, daß aus irgend einer Seite ein nicht ganz klares, von jeder Hinterhältigkeit freies Spiel getrieben wird. Zwar sind noch rund 2 Wochen Zeit bis zur Reichstags eröffnung, aber man darf sich nicht darüber täuschen, daß die grundlegenden Entscheidungen aller Wahrscheinlichkeit nach schon vorher fallen müssen. Um was eS geht, zeigt ja deut lich genug die Häufung der inncrvolitischen Bcsvrechnnaen dieser Tage. Papen-Schleicher, Schleicher-Hindenburg. viel leicht gemeinsam mit Papen, danach womöglich eine Bespre chung zwischen Schleicher und Hitler. Die Tendenz ist klar. Sie kann nicht dadurch gestört werben, daß man sagt, was vorgeht. Die schlimmste nur denkbare Störung einer gr ünden Entwicklung ist feder Versuch, zu verschweigen, was vorgeht, ja schon jeder Schritt, der unter Umständen getan wird, die die Annahme berechtigt erscheinen lassen, baß die Verheimlichung geplant war. Gibt es in der gegenwärtigen Situation vielleicht etwas Schlimmeres, als daß der Gang der Dinge die ausländische Presse zu der Fragestellung ver anlaßt, wer denn eigentlich gegenwärtig die innerpolitischen Richtlinien der Politik in Deutschland bestimme? Es gibt kaum etwas Schlimmeres. Man braucht nur zu lesen, was unrer dem ersten Eindruck der Klärung der inner politischen Situation in Deutschland durch die Berufung Schleichers der amerikanische Vorsitzende des Ausschusses für das deutsche Stillhalteabkommen non ISA, Albert Wiggin, der mit Ende IE sein Amt als Präsident der Ehase Natio nal Bank nicdergclcgt hat, in seinem letzten Jahresbericht über die Lage in Deutschland schrieb. Er bewundert die ein drucksvolle Stetigkeit, mit der Deutschland durch die politi schen Kontroversen des Jahres IE hiudurchgegangen sei. Deutschland habe durch die Art und Weise, wie cs die inner politische Verwirrung bewältigt habe, ein erhebliches Akti- vum an Vertrauen in der Welt erworben, ein Vertrauen, dessen schnelles Wachsen in den steigenden Kursen der deut schen Werte an den Auslandsbörsen sichtbar werde. Soll dies Vertrauen jetzt mutwillig und unnötig er schüttert werden? Gibt es einen wirklich unterrichteten Menschen in Deutschland, der an dem ernsten Willen des Reichskanzlers von Schleicher zweifelt, je eher je lieber, allerdings unter Garantien für die Stetigkeit des politischen Kurses Deutschlands, die nationalen Kräfte für aktive Arbeit zu gewinnen? Dabei steht die Regierung vor end gültigen Entschlüssen in den entscheidenden finanz-, wirt- schafts- und sozialpolitischen Kompleren, die vor dem Haus- haltsausschuß, vor dem Sozialpolitischen Ausschuß und vor dem Auswärtigen Ausschuß des Reichstages in diesen Tagen behandelt werden. Jeder Störungsversuch, jede noch so gut gemeinte Aktion, als deren — vielleicht ungewollte — Aus wirkung sich eine Störung der Ncgicrungsarbeit ergeben könnte, beschwört ckne Gefahr herauf, baß die notwendigen Entscheidungen abermals vertagt, daß damit Projekte zu Fall gebracht werden, die als Ausgangspunkt für die Wie- deraufnahme der Offensive gegen die Wirtschaftskrise schon 'n den nächsten Monaten dienen sollen und als solche unent behrlich sind. Auf krummen Wegen um die Bewältigung dieser Probleme herummarschieren zu wollen, heißt einen Weg einschlagen, der zwangsläufig abermals in die Weg losigkeit führt. Die »aaermut im Mil Berlin. 10. Januar. In der vom Reichsverband der Heimattreuen Ost- und Deftpreußen veranstalteten Ostpreußen-Woche sprach der Präsident des Deutschen Landwirtschaftsrates und der Preu ßischen Hauptlandwirtschaftskammer, Dr. Brande«. Der Redner legte dar, daß im Wirtschaftsjahr 1SZ1/32 nur 20 Prozent der ostpreußischen Betriebe ihre Zinsen und sonstigen Ausgaben au« den Einnahmen hätten zahlen können. Die vis jetzt beschrittenen Wege zur Abhilfe haben zu keinem Er folg geführt. Der Traum, durch Weltexport von Industrie- ivaren die Existenzgrundlagen für das Volk zu schaffen, sei ausgeträumt. Binnenmarkt und Landwirtschaft müßten die Parole sein. Siedlung und Arbeitsbeschaffung könnten nur ergänzende Maßnahmen sein. Weitestgehende Lastensenkung auf allen Gebieten sei erste Forderung, nicht zum wenigsten auch Senkung der Sozial- und Schullasten. Dr. Brandes schloß mit der Aufforderung, daß alle im Reich mithelfen möchten an der Aufklärung über die Bedeutung und Wichtig keit der Erhaltung Ostpreußens. Die Aussprache Schleicher—Vapen. Nie MW Ili Me eMeiöen. — Weilte NerichielW der MchMMMiW? vdz. Berlin. Neber die Besprechung, die Reichs kanzler von Schleicher am Montag mittag mit seinem Amts vorgänger von Papen hatte und die länger als l Stunde dauerte, wird amtlich nur mitgcteilt: „Der Reichskanzler empfing heute Herrn von Papen zu einer Rücksprache über seine Begegnung mit Herrn Hitler am 4. Januar und die daran geknüpften irreführenden Kommentare. Die Aus sprache ergab die völlige Haltlosigkeit der in der Presse auS dieser Begegnung gefolgerten Behauptungen über Gegen sätzlichkeiten zwischen dem Reichskanzler und Herrn von Papen." Wichtiger als diese persönlichen Gegensätze dürfte allerdings die Frage des künftigen Verhältnisses der Regie rung Schleicher zur nationalsozialistischen Partei und z« anderen wichtigen Faktoren des öffentlichen Lebens sein, die in der Besprechung sicherlich eine Rolle gespielt bat. Wie verlautet, bat Herr von Papen nicht nur mit Adolf Hitler, sondern bald darauf auch mit den Führern der westdeutschen Industrie Dr. Springorum und Dr. Vögeler Besprechungen gehabt, die Bedenken wegen der Unsicherheit zum Ausdruck gebracht haben sollen, die über das wirtschaftliche und soziale Programm der neuen Regierung noch bestehen Auch über diese Dinge dürste Herr von Papen mit dem Reichskanzler gesprochen haben. Wie weiter verlautet, steht eine neue Aussprache zwischen von Papen «nd Adoff Hitler bevor. Auch rechnet man mit einer Berichterstattung deS früheren Reichskanzlers beim Reichspräsidenten über seine Kölner nud Düsseldorfer Verhandlungen. Darüber ist jedoch noch nichts bestimmt, ebenso wenig ist bisher ein Besuch Hitlers beim Reichskanzler von Schleicher in Aussicht genommen, wenn ein solcher Besuch auch im Bereiche der Möglichkeit liegt. Heer von Schleicher soll nämlich ans der anderen Seite auch mit Greaor Straßer Verbindnngen angekniipst haben zu dem Zwecke, diesen in sein Kabinett anfznnchmen nud dadurch wenigstens einen Teil der nationalsozialistischen ReichStagssraktiou für sich zu gewinnen, wenn eine Eini gung mit Adolf Hitler nicht gelingen sollte. Entscheidungen in allen diesen Fragen dürften aber erst nach Beendigung des Mablkamvfes in Sinne fallen, wenigstens entspricht diese Verschiebung dem Wunsche der Nationalsozialisten. Die Nationalsozialisten warten zunächst das Ergebnis der lippischen Landeswahlen ab. Es soll für sie eine Art Stichprobe für den Stand der Bewegung sein. Die weitere Entwicklung im Reich wird nach Auffassung politischer Kreise von dem Ausfall der Wahl stark beeinflußt sein. Gelingt es den Nationalsozialisten, ihre Stellung zu hallen, so wird die politische Entscheidung im Reich wahrscheinlich schneller fallen, erleiden sie eine Einbuße, so rechnet man mit einer weiteren Hinauszögerung. Aus dieser Kalkulation fußt auch die Möglichkeit, daß der Reichstag schließlich unter Umstän den nicht am 24. Januar, sondern vielleicht erst im Februar Zusammentritt. Unter den Gründen, die für eine solche Ver schiebung sprechen, spielen auch Informationen eine Rolle, nach denen die nationalsozialistische Führung selbst erst für Februar mit den großen Auseinandersetzungen und der end gültigen Entscheidung rechnet. Die Gerüchte sind falsch, in denen bezweifelt wird, daß Reichskanzler von Schleicher vom Reichspräsidenten die Auflösungsvollmacht erhält. Wir glauben bestimmt zu wissen, daß diese Vollmacht abso lut sicher ist. Die „Tägliche Rundschau". )( Berlin. Au die Aussprache, die am Montag zwi schen Reichskanzler von Schleicher und Herrn von Papen stattfand, knüpft die „Tägliche Rundschau" eine Reihe von Vermutungen, wobei sie u. a. bemerkt, cs sei nicht ausge schlossen, daß einige Persönlichkeiten, die der Regierung nahestünden — unabhängig von General von Schleicher —, um die Unterredung Hitler-Papen vorher gewußt hätten, so daß sich Herr von Papen habe darauf berufen können, daß er nicht allein auf eigene Faust gehandelt habe. Als Er gebnis der Aussprache glaubt das Blatt ein Kompromiß er blicken zu dürfen, und zwar dahingehend, daß sich General von Schleicher nunmehr in die Verhandlungen mit der NSDAP, einschalte und gegebenenfalls selbst noch einmal den Versuch mache, die NSDAP, zur Mitarbeit an der Re gierung zu bewegen. Schweres Eisenbahminalülk bei Vularest. SchMilW Ml vkklMIIM ltz Mer Mlt zilsMMllgMeil. Bukarest. sFnnksprnch.j Ein schwerer Zngzusam- menstoß ereignete sich unweit des Bukarester Nordbahn- hoseS, ans der Strecke nach Erajova. Dort stießen heute Dienstag früh gegen 8 Uhr ein Schnellzug und ein Pcr- soncnzug in voller Fahrt zusammen. Die Wagen des Per- fonenzugeS wurden aus den Schienen geworfen. K Wagen sind vollständig zertrümmert. Die Zahl der Opfer läßt sich bisher noch nicht seststellen, doch fürchtet man, daß sie erheb lich ist, da der Zug überfüllt war. Bon Bnkarest sind sofort HiUszüge an die Unglücks stelle abgegangcn. In Automobilen und Autobussen ver- sirchen die Angehörigen der Fahrgäste deS verunglückten PersonenzngeS, möglichst rasch zur Stelle zn sein. Umfang reiche Sicherheitsmaßnahmen sind van den Behörden ge troffen worden, um einen reibungslosen Ablauf der Rct- tnngSarbeiten zn ermöglichen. Die Rcttungsarbeiten sind sehr gehemmt, weil starker Schneefall, der bereits seit zwei Tagen anhält, den Zugang zur Unglücksstelle erschwert. Falls es nicht gelingen sollte, die unter den Trümmer« be grabenen Verletzten rasch zu bergen, ist die Gefahr groß, daß sic einschneien und erfrieren.* 8 Ale Ml12 öchMMMte. Bnkarest. jFnnkspruch.s Bei dem, Eisenbahnunglück in der Nähe des Nordbahnhoses sind acht Personen getötet worden. 12 Passagiere wurden schwer und zahlreiche leichter verletzt. Nach den bisherigen Feststellungen ist der Schnellzug an geblich infolge falscher Weichcnstcllung nnd weil die Sicht durch starkes Schneetreiben nnd Nebel behindert war, vo« hinten in den Personenzng hineingcsahren. MW SeMlW iil w Lust Men Helsingfors. sFnnksprnch.j Die Seefestnng Mac Elliot ist, wie die B. Z. meldet, in die Lnst geflogen. In der Festung war ein Großfeuer ausgebrochen, das die Muni tionslager ergriff. Diese epplodierten. Die Annäherung der Lösch- «nd Rettungsschiffe an den Nnglücksort wird durch einen schweren Schneeftnrm behindert. Die Festung liegt ans einer Insel etwa »ü Kilometer von Helsingfors entfernt. Wie das Blatt weiter meldet» sieht man vom Festland a«S beständig «ngehenre Feuer, garben znm Himmel schießen nnd man hört das Dröhnen schwerer Erplosionen. Sieben Kasernen nnd große Teile der Festungsbanten sollen zerstört sein. Man bcsiirchtet schwere Verluste an Menschenleben. Nie MleMng leMkl MM- Ml MllliMWS WWW. Berlin. sFnnksprnch.j Wie wir von znständigcr Stelle erfahren, ist beabsichtigt, zum 1. April d. I. deutsche Militär- «nd MarineattachöS an eine Reihe von deutschen Botschaften nnd Gesandtschaften zu entsenden. Militärattaches werden den Botschaften in Paris, London, Rom. Moskau und Washington und den Gesandtschaften in Prag und Warschau zugeteilt werden. MarineattachöS werden entsandt an die Botschaften in Paris, Landon und Rom. Einzelne von diesen werden zugleich auch bei anderen Staaten akkreditiert werden. Ueber die in Frage kommende« Persönlichkeiten ist «och keine endgültige Entscheidung getroffen. Nie WWW der znminiM des Memdlielm Nr.vemM. Dresden. sFnnksprnch.j Der RcchtSausschuß des sächsischen Landtages hat die Aushebung der Immunität des nat.-soz. Abg. Dr. Rennecke entsprechend dem Anträge des Generalstaatsanwaltes mit allen Stimmen gegen die der Kommunisten genehmigt. Mch leine veWM iider dis Mri MWM der MeitsdeWWg. Berlin. (FunkspruchJ In einer Reihe von Zeitungen ist von großen Bauprojekten öffentlicher Untcrnelnnnngcn, so der Reichsbahn, ferner Vcrsorgungsbetrieben und Wasser werken, die alle als Träger des Sosortprvgrammes für die Arbeitsbeschaffung in Frage kommen, die Rede. Wie mir von einer dem Neichskommissar für Arbeitsbeschaffung nahe stehenden Seite erfahren, sind noch keine endgültigen Be schlüsse über dir Verteilung der Mittel des Sosortpro- grammcS getroffen worden. Nie Leiche les öchliiMtes der „Mode" gedorgen. Kiel. lFunkspruch.j An der Küste von Süd-Laaland mar eine Leiche angetricben worden, in der man einen Toten der „Niobe" erkannt hat. Tas Artilleric-Tchnlboot „Drache"