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- Erscheinungsdatum
- 1932-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193211235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19321123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19321123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-11
- Tag 1932-11-23
-
Monat
1932-11
-
Jahr
1932
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IIINM»- Span - Stziel - VMüern Kau vstsachsen ke^en DSV. Saaz. Der Man Ostsachsen 'm VMBV. ho» fNr den 1. Mannar mr »ine Revrä'entaOo-Mannlcha't »in Eviel aeaen di» Inss- ballmonnschost de? Deutschen SD. San, abgeschlossen, da« in Dresden zum AuStrag kommen wird. * Handball. MSN. „Sportlnst" 1. - NsN. Dresden 1. «:2 st:»). Am vergangenen Sonntag begann die 2. Serie im ost» sächsischen Handball Die Mendarmerie-Vlf weilte in Dres den und fertigte den dortigen NsN. mit 6:2 sicher ab, sie ge wann sicherer als das Ergebnis bcsaat. Mit diesem Siege befestigten die Riesaer ibre führende Stellung. Am kommenden Sonntag spielt MSB. „Sportlust" 1. gegen „Wcttin" Wurzen 1. in Riesa (Gend.-Sportplatz). * Führer- und Svortansbildung im VMVV.-Heim. Nachdem der 1. Non-mber-Lebraana im Hein, des Ver bände? Mitteld»nts<der Ballspiel-Dereine unter Lotung de? ReickSsportlebrer? Wnitoer, der in der Worb» oom 7.-12. Noo. für llebnna?'eiter nbgehnlten wurde, bereit? der Ver gangenheit anaebört, län't zur Zeit ein Lehrgang liir erwerbslose Inng'übrer nut-r Sportlehrer Koch. Für die Woche vom 9.-14. Ian. 1933 ist ein weiterer Lehrgang durch den Verban^s-Inaendniisschuß vorgesehen. Tie Dläne für die weiteren Lehrgänge liegen z. Zt. noch nicht aenan fest. E? ist jedoch damit »u rechnen, daß im kommenden Jahr auch der gemeinsame JuaendanSschnk de- Deutschen Fnssball-Bunde? und der Deutschen Soort- Bebörde eine Führertagung im VMLB.-Heim abhaiten vird. * Radiport. Im Nmkterdamer Sechstagerennen ging eS in der vierten Nacht änderst lebbait ,n. ^ie Halle war überfüllt, sodass auch der finanzielle Erfolg der „fix doy?" aelichert ist. Im Lause der Nacht wurden nicht weniger al? 102 Rnnden- gewinne registriert, davon entfielen allein ani V. van Kempen - Dijueubura 12 und auf Rausch- Hürtgen 1 l Ge- winnrunden. Damit batten sich die Holländer wieder die alleinige Fübrnna gesichert, während die Kölner mit einer Nunde Abstand den zweiten Platz behaupteten. Am iol- genden Nachmittag konnten vor allem die weiter zurück liegenden Paare ibre Posttion durch fast kampflose Runden gewinne verbessern, so holten Goebel-Schorn drei von ihren 12 Verlustlängen auf. kamen aber über den siebenten Platz nicht hinaus. Nach 90 Stunden 11965,5 im) iübrten P. v. Kemven-Pijnenbnra mit 418 P., eine Runde zurück folgten Rausch - Hürtgen <153>, 2 Runden: Ebarlier-Deneef <170) und Braivennina - Wals l142>, alle übrigen Paare folgten mit 5 bis 10 Runden Rückstand. Nock vor Ablauf des dritten Tages wurden die weit zurückliegenden Belgier RielenS-van Bnggenbont aus dem Rennen genommen, sodaß nur noch 10 Paare die Weiterfabrt bestreiten. Peden-Lludy reihten ihrem Erfolge in Lbicago einen weiteren an. Tie Kanadier letzten sich in der letzten Nackt de- Sechstagerennens tu Minneapolis allein an die Spitze und beendeten das Rennen mit Rundenvoriprnna vor Thomas.Lands. Zwei Runden zurück folgten Mac Namara- Crossley. Zwei Stund»« vor Schluss »resgnet» sich noch »in Mass»nstnr», bei dem der Westdeutsche Stübeck», der bi« dabin mit seinem Partner Zack an »weit»» Stelle lag, rin« Echulterprellung erlitt und -"«färben musste. * Um die Meisterschaft im Kegelsport. Tie Meist»rkcha"?kämrLe des Keo'erverbande« Rieka wurden am 20. 11. 82 fortgesetzt, wo die restlichen Starter ihre letzten „Hundert" zu schieben batten. T,r Kampftag bracht» nickt d'e »»warteten groben Ergebnisse. da die tast vollzählig lm Kamtzs stehende Svitzengruppe reicklick nervös im Rennen laa nnd dadurch keine stcker- Antlao» batte. TaS beste TaaeSeraebni? erzielte Haas» E. mit b53 Holz vor seinem Klubkameraden Helbia mit 552. mit reichlichem Abstand» folgte Kirsten nnd Ver°ki 540, Naumann. Retter nnd Wäbrisck 538, Becker 535. Wan« und i^eind 534, Wage feld 530 und 527, Kiessling und Knisse 528. Kürschner nnd Grasse 525 Ho>«. Ans 50 Knorin schoben sich Becker mit 287. Heldin 284, Haase 283, Perski und Knisse 280, Naumann 279 und Vetter 276 Holz s„ den Vordergrund, während bei 10 Kugeln Seeberg 69, Waaekeld 66 und 65. Haase 65 Holz legen konnte. In der Spitzengruppe Haden kick nach dem vorletzten Start Feind mit 2227. Saa e G. 2176, Kirsten 2'61, Münch 2152. Mährisch 2151, Selbia und Röder 2148. Vetter.Wr 2130, Becker 2116 Lantzsck und Waaeield 2'13, Richter I 2102, Irntick 2099, PerSki 2097. Werner 2095, Thiele 2095. Lie'cke 2084. Wan« 2082. Qnietzsch 2080 und Sotscheck 2068 festgesetzt, aber mit dem 200 Kugelgang, der au den nächsten drei Sonntaaeu an«, getragen wird, wollen verschiedene noch im Hintertreffen l egende Kegelbriider noch weit nach vorn rücken. Bei den Senioren schaffte Qnietzsch 515 Hali, er hat stch nach 400 Kugeln mit 2050 Holz vor Hoimonn mit 1892 Holz die Anwartschaft auf den Titel des SeniorenmcisterS schon fast gesichert. Trotz der barten Kämpfe bat der verband seiner Toten aedackt, während am Vormittag «in» Abordnung einen Kranz am Grabe unseres Derband«me>sterS 1931/32 Mar Walther niederlegte, ehrten am Nachmittage die Kegler nnd Zuschauer die Toten durch ein stille« Gedenken und Er beben von den Plätze» während einer Unterbrechung der Kampfes. Wut Hol,. «> Boxen. Oftsächsische Amateur-Voxmeifterschaften. Am kommenden Montag wird abend« um 20.15 Ubr !m Dresdner Kristallpalast die Vorrunde der ostsäcksiscken Amateur-Boxmeisterschasten »nrckaefübrt. Für die Meister- ickasten wurden insgesamt 68 Meldungen abgegeben. Am Montag werden in den verschiedenen Gewichtsklassen min desten« 15 Kample durckgesührt werden, deren Paarungen erst kurz vorher bestimmt werden. Pferderennen. Schwer« Stürze ereigneten sich wieder bei den Rennen zu StrauSbera. Im Oleander-Hürdenrennen stürzte Fide- lia mit Jockey E. Mayer und begrub diesen unter stch. Mnyer muhte mit einer schweren Beckeuvrellung, wahr» sckeinlick sogar Bruck, in das Kalkberger Krankenhaus ge bracht werden, wohin auch Jockey Schatz eiugeliefert wurde, der bei einem weiteren Stur, die rechte Schulter brach. Mimen lei Lllsl. Der Rekord der englischen Fliegerin Amy Johnson, die den Rekord ihres ManncS Mollison beim Fluge von Eng land nach Kapstadt geschlagen hat, fügt ein neues Ruhmes blatt der Geschichte der weiblichen Heldentaten bei der Er oberung der Lust zu. Diese junge Engländerin hat wieder einmal gezeigt, dass die Frauen an kühnem Wagemut und körperlicher Zähigkeit dem sogen, stärkeren Geschlecht nicht nachsteht. Alle Länder haben ihre Heldinnen der Luft, und auch Deutschland ist reich an Fliegerinnen, die Erstaunliches vollbracht haben. Aber die Palme wird man doch zwei Angclsächsinuen zusprcchcn müssen, nämlich der jetzigen Frau Mollison, die sich als Amu Johnson bereits Weltruhm erworben hatte, und der Amerikanerin Amelia Earhart, die den ersten Allcinilug einer Fran über den Atlantischen Ozean glücklich durchsübrte. Beides sind zarte schlanke Er scheinungen, denen man nach ihrem Acussern nicht zutrauen möchte, dass sie über so grosse Kräfte verfügen. Der Laie macht sich gewöhnlich nicht klar, was für Anforderungen an Körper und Seele solch ein langer, fast ununterbrochener Klug in einer kleinen Maschine stellt . . . Amy Johnson mar noch vor drei Jahren nur eine unter vielen, eine von den hunderttausenden jungen Frauen, die in irgendeiner Strasse der Londoner City in einem Büro sitzen und nm sechs Uhr abends nach Hause gehen. Als sie beschloss, Flie gerin zu werden, hatte sie viele Schwierigkeiten zu über winden, aber sie fand den Weg zum Ruhm. Ein Bericht über ihre letzte Leistung hört sich recht einfach an. An einem Montag morgen verlässt sie ihre Wohnung zu Hythe in Kent, begibt sich nach dem Flugplatz von Lympne, klettert in ihr kleines Flugzeug und fliegt los, über ganz Afrrka, tast ahne jede Ruhe. Nur vier Tage später kommt sie iv Kap stadt an, ihr Ziel ist erreicht. Aber was hat sie in diesen vier Togen vollbracht! Sie fliegt am Montag von London nach Oran in Nordafrika und legt dabet eine Strecke von S4ün Kilometer zurück: sie landet um ^8 Uhr abends und noch vier Stunden steigt sie zur Ueberquerung der Sahara aus. Welch ein Wagnis, in so einer Nussschale in tiefster Dunkelheit über der ungeheuren Wüste zu schweben! Rings um sich hört sie nichts als den starken Lärm ihrer Maschine; ab und zu stürzt das Flugzeug herunter, wie wenn unter einem Wagen der Weg zusammenbräche, und ängstlich lauscht sie dem Dröhnen ihres Motors, denn jede Veränderung -eS Geräuschs, die ein Versagen andeuten könnte, bedeutet für sie Gefahr, vielleicht Tod. Die Firmen haben immer eine besondere Sehnsucht nach dem Fliegen gehabt, und schon in der Zeit der ersten Ballon-Fahrten haben sich seit der küh nen Frau Blanchard die Vertreterinnen der Weiblichkeit ausgezeichnet. In ihrem Flug nach Kapstadt hat Frau Mol lison mehrere Vorläufer. Da ist die 64jährige Herzogin von Bedford, die, von zwei Piloten begleitet, für die Hin- und Rückfahrt von England nach Kapstadt den Rekord von 19A Tagen seinerzeit ausstellte. Ihre Tat hat viel dazu beiae- tragen, dass ein regelmässiger Luftverkehr mit Kapstadt ein^ gerichtet wurde. Einen Rekorbflug auf dieser Strecke unter nahm auch die 19jährige Peggy Salaman, die zusammen mit dem Flieger Gordon Store vor einem Jahr die Strecke in der damaligen Rekordzeit von 6^ Tagen zurücklegte. Während des Fluges mussten die beiden eine ZwangSlan- düng im afrikanischen Urwald vornehmen und gerieten da bei in gefährliche Abenteuer. Eine andere Fliegerin, die -a- Kap sich als Ziel erkoren hatte, war Lady Baylcy, die Gattin eines südafrikanischen Bergwerks-Magnaten, die 1928 in einem leichten Flugzeug von London aufstieg und nach sieben Wochen glücklich in Kapstadt anlangte; während des Fluges stürzte sie bei Tabora im Tanganjika-Gebiet ab und entging mit knapper Not dem Tobe; bald darauf flog sie dann allein von Kapstadt nach London zurück. Manche Hel din der Luft hat ihr Leben geopfert; so fand bei einem Ver such, den Atlantischen Ozean zu überfliegen, die schöne Clsie Mackay, die Tochter von Lord Jnchcave, den Tod; die Fürstin Loewenstein-Wertheim, die zufammen mit zwei Männern den Ozeanflug unternahm, verschwand für iinmer im Unbekannten. Bei demselben Versuch haben zwei Ameri kanerinnen, Frau Grayson und Frau Beryl Hart, den Lod gefunden. Ihre Anzeigen im Riesaer Tageblatt erreichen mit einem Schlage Tausende und aber Tausende Ver braucher! MlWlWUIlM. Von Do. Hermann Neu garten, Facharzt für Psychotherapie in Berlin-Charlottenburg. Nervenzusammenbruch? Jeder hat schon einmal davon gehört, sei es im Zusammenhang mit einer bekannten Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, sei eS durch Mit- teilung solcher Erkrankungen aus seinem Verwandten- oder Bekanntenkreis. Nur zu viele haben ihn auch schon selbst erlebt. Für die Glücklichen, die den Zustand deS Nerven zusammenbruch« nicht aus eigener Erfahrung kennen, mutz zunächst einmal gesagt werden, worum eS stch dabei handelt, wie man ihn >.>rlebt. Schon der Name „Zusammenbruch" sagt, datz es sich dab'i um ein Nichtweiterkönnen, um ein Versagen der Nerven gegenüber den gewohnten Anforde rungen des Lebens handelt. Der Kranke wird beherrscht von dem Gefühl völliger Unfähigkeit zu jeder Tätigkeit. Er fühlt sich seelisch stark niedergedrückt, sieht alle« grau in grau, äutzert nicht selten Selbstmordgedanken und zweifelt daran, datz eS je mit ihm besser werden könnte. Bei der Vorstellung, wieder der sonst gewohnten Tätigkeit nachgehen zu müssen, treten häufig Angstgefühle auf. Der sog. Nervenzusammenbruch tritt selten unerwartet, Witz ein Blitz aus heiterem Himmel« eur« sondern seine Eigenart besteht gerade darin, datz «r infolge etn/r fortgesetzten Ueberbelastung d«S Nerven systems, das schliesslich den gesteigerten An forderungen gegenüber versagt, stch ernstellt. Kommt «S zu einem Zusammenbruch ohne diese erkennbare Ueberbelastung, so handelt es sich stet* um eine Erkrankung anderer Art, die genauer bestimmt werden muss, und die den Namen Nervenzusammenbruch nicht verdient. Das Charakteristikum eines Nervenzusammenbruch«, der nicht da« erste Symptom einer sonstigen körperlichen oder see lischen Krankheit ist, wäre also eine erkennbare, durch längere Zeit fortgesetzt« Ueberbelastung de« Mrvensystems. Wie kommt eure solche nun zustande? Wir müssen uns zunächst klar machen, dass das Nervensystem ein Neiz- leituugSsystem ist mit dem Gehirn al« Zentrale, d. h. es leitet Reize au- der Aussenwelt nach innen, ins Gehirn oder, ander» ausgedrüctt, in den seelischen Organismus, wo sie dann als Empfindungen wahrgenommen werden (dazu ge- hören all- Sinnesreize, beispielsweise Gesichts-, Gehörs-, BeriihruugSr.'ize), und e» leitet Reize von innen an die verschiedenen Körperstellen, entweder um eine Bewegung auSznIöscn (Bewcgungsimpulse), oder um durch eine Ge fühlsauslösung zu veranlassen, dass ein Begehren gestillt wird (Hunger-, Durst- und Sexualgefühle). Hieraus ergibt sich also, datz der Mensch seelisch unter einer doppelten Spannung steht, einmal wirkt sie aus den Anforderungen seines Organismus und dann von der Außenwelt auf ihn ein. Da alle- Erleben letzten Endes ein Vorgang der inneren Wahrnehmung, deS Seelischen also ist, so ist auch der Nervenzufammenbruch seinem Wesen nach ein seelisches Phänomen und sollte richtiger nicht Nervenzusammenbruch, sondern seelischer Zusammenbruch heissen Das Wort Nervenzusammenbruch rührt noch aus einer Zeit her, in der man die Gründe der Krankheiten ganz ausschließlich im Körperlichen zu finden glaubte. Heute wissen wir, daß dieses für die nervösen und seelischen Krankheiten nur in ganz bedingtem Maße gilt. Der Nervenzusammenbruch nun gehört zu den nervösen Leiden, denn die Nerven als Substanz erleiden dabei, so weit wir dies mit unseren Hilfsmitteln seststellen können, keinerlei Veränderung. DaS Entscheidende für die seelische Gesundheit deS Menschen besteht nun darin, daß es ihm gelingt, die doppelte Spannung, von der oben die N«de war, zu einem Ausgleich zu bringen, d. h. also, es mutz ein geordnetes Verhältnis bestehen zwischen den Anforderungen, die Aussen- und Innenwelt an den Menschen stellen. Das Gehirn, als wichtigster Teil deS gesamten Nervensystems, dient hierbei alS Umschaltung-zentrale. ES kann naturgemäss durch dis Reize der Aussenwelt, d. h. die Anforderungen der täg lichen Arbeit, zu stark in Anspruch genommen werden und dann schliesslich seinen Dienst versag««. Hinzu kommen noch Belastungen durch Aufgaben, die das Famili«n!eben stellt, Sorge um Gesundheit von Angehörigen, um Siche- rung ihrer Leben-bedingungen, Sorge um die eigene Zu- kunst. Andererseits können von innen Forderungen gestellt werden, deren reale Durchführung sehr schwer oder unmög lich sein kann. Dies gilt vor allem von den Forderungen der Hchtriebe (Streben nach Macht und Ruhm usw.) und der Sexualtriebe. Gerade aus letztgenanntem Gebiete liegt ein ganzes Heer von Schwierigkeiten; denn die Sexualität des Menschen oder, noch umfassender gesagt, das Liebes- leben deSMenschen ist ketneswegs gleichbedeutend mit Fortpflanzungstrieb. Dir sexuell«» Triebe erreichen viel mehr nach einer komplizierten inn«rseelischen, zum größten Teil unbewußten, Entwicklung im normalen Falle das Fortpflanzung-Ziel, meist unter Au-schaltung, d. h. Un- bewußtmachung verschiedener nicht brauchbarer Triebanteile. Durch diese Ausschaltung ist aber keineswegs immer ge währleistet, daß die sich aus dem Tri«b ergebenen Span nungen in irgend einer anderen Form, z. B- einer Tätig keit, ein Ventil haben. Die Triebenergie kann nämlich von ihrem ursprünglichen Triebziel auf andere Ziele gerichtet werden. Aus di«se Weise wird Triebenergie zur Arbeits energie, und die Arbeit wird zur Wohltat für den Men schen, indem sie ihm gestattet, stch von inneren Span nungen durch sie zu befreien. AuS diesem Grunde kann es gerade dann zu nervösen Störungen kommen, wenn die Arbeit-Möglichkeit genommen ist, und noch kein anderer Ausgleich gesunden wurde. Tritt noch Sorge um die Zukunft hinzu, so ist auch der Zu sammenbruch nicht seit«». An dieser Stelle müssen wir unsere beiden Bedingun gen der äusseren und inneren Reize noch um eine dritte Bedingung ergänzen. Diese dritte Bedingung, die eine wesentliche Nolle spielt, ist der Persöniichkeitssaktor, rm Sinne der inneren ethischen Stellungnahme des Menschen zu den Reizen, die ihn treffen. Von den Typen des ängst lichen und des mutigen Menschen, de- gewissenhaften und deS leichtfertigen, des eigensüchtigen und deS sozial ge sinnten Menschen wird jeder «inen seelischen Reiz anders beantworten und verarbeiten. Diese besondere innere Ver arbeitung kann einen größeren oder geringeren Verbrauch der seelischen' Kräfte und «in« grössere oder geringere Stauung derselben bewirken. AuS dem bisher Gesagten ergeben sich notwendiger weise mehrere Möglichkeiten einer Beeinflussung des see lischen Zusammenbruchs. Die nächstliegendste ist die der Kräftigung. Der Arzt kann durch Ruhe, Diät, Bäder und andere physikalisch« Maßnahmen den Organismus, bei dem Körperliches und Seelische» ja immer ineinander greifen und nie zu trennen sind, kräftigen und damit die Widerstandsfähigkeit gegen innere und äussere Reize er höhen. Auch Entgegenbringen von Verständnis für die Lage und wohlwollender Zuspruch kommen als WirkungS- fattoren einer allgemeinen Behandlung in Betracht. Eine solche Behandlung wird ausreichend sein, wenn dce krank machenden Faktoren bei billiger Berücksichtigung dessen, was der betreffende Mensch, seinem Körperbau nach, zu leisten imstande ist, vorwiegend in den Anforderungen der Außenwelt lagen. Sind diese jedoch nicht als der ent scheidend« Faktor für die Entstehung der Erkrankung anzu sprechen, sondern mehr die Reaktion-Weise deS Menschen und seine eigenen inneren Spannungen, so werden die seelischen Behandlungsmethoden (Psychotherapie) in den Vordergrund treten müssen. In diesen Fällen würde eine Behandlung, die lediglich da- Moment der Ruh« und Kräftigung berücksichtigt, nur vorübergehende Wirkung haben können, da sich au« den ungelösten inneren, dem Patienten selbst nicht erkennbaren Konflikten sehr bald wieder die gleiche krankmachende Situation ergibt. Bei jeder seelischen Behandlung wird den beiden oben genann ten Gesichtspunkten, der Befreiung unterdrückter Energien und «tner neuen PersönItchkeitSeinstellung zu den Dingen de» Leben«, Rechnung getragen werden müssen. ES ist die Ausgabe de« Psychotherapeuten, den Zusammengebrochenen wieder neue Möglichkeiten und We«e der Bewältigung seiner Probleme durch Erkenntnis lebendiger Zusammen hänge finden zu lassen und ihn auf diese Weise zu einer neuen mutigen Lebenßbejahung zu führen. Wer einen tiefen Glauben an da» Leben als Getsterpvozetz hat und gewillt ist, sein eigen«» Schicksal nicht Überwertig anzu- sehen, sondern bereitwillig den Notwendigkeiten des Leben» unterzuordnen, auch wenn die» Verzichte erfordert, der hat in diesem lebendigen Glauben einen wirksamen Schutz gegen krankmachende seelische Erschütterungen. Was für alle Krankheiten gilt, gilt auch für den Nervenzusammen bruch. Vorbeugen ist leichter als heilen. — Vielleicht tragen dies« Zeilen dazu bei, nach dieser Richtung hin manchem einen Fingerzeig zu sehen.
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