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Kriebel, die bekanntlich infolge plötzlichen Unwohlseins eines der beisitzenden Richter am Mittwoch auSgeseht wer« den mußte, nicht wie vorgesehen, am Dienstag erfolgen. Der Vorsitzende des Schwurgerichts hat den Termin viel mehr mit Rücksicht auf den augenblicklichen Gesundheits zustand des Landgerichtsrats Schreier noch hinausgeschoben und auf Sonnabend, den 12. November, 9sL Uhr vorm. an gesetzt. Familieiltraaödie. )( H a a a. In dem Sanger Vorort Nasennr spielte sich heute eine Iamilientragödie ab, der vier Menschenleben zum Ovker sielen. In der Küche ihrer Wohnung wurde eine Iran, die erst vor einigen Tnaen nuS dem Sanatorium entlassen worden war, mit ihren drei Kindern tot aufge» sunden. Sämtliche Gashähne waren geöffnet. Der im Neben zimmer schlafende Ehemann hat von der traurigen Tat nichts gemerkt. T-Zug Pms-AlnWani entgleist. Brüssel. (Funksprnck.) Der internationale D-Zug 131 Paris—Amsterdam ist 15 Kilometer südlich von Brüssel entgleist. Personen sind nicht verletzt worden, dagegen wurden Wagen beschädigt. Vermischtes. <.er Uebersall im ReichsveriiciierungS- amt. VorGem Schöffengericht Berlin-Mitte hatte sich am Montag ein Bergmann van der Ende aus Gelsenkirchen zu verantworten. Der Angeklagte hatte mit dem Reichs oersicherungsamt einen Renten-Prozeß geführt, der vom ReichSveriicherungsamt zu seinen ungunsten entschieden wurde. Der Angeklagte mar über dieieS Urteil so erregt, daß er nach Berlin fuhr unter dem Borwand, er wolle sich erkundigen, ob es für ihn kein Rechtsmittel, gegen diese Entscheidung gäbe. Ain 1. August dieses JahreS ging er tatsächlich ins Reichsrersicherungsamt zu einem Regic- rungsrat Adler, der an der Entscheidung mitgewirkt hatte, und fragte diesen, ob das Urteil irgend wie anzufechten wäre. Als der Beamte da? verneinte, schlug van der Ende mit einem in Papier gewickelten Beilstiel aus ihn ein. Das Gericht verurteilte ibn wegen Körperverletzung mit 2 Monaten und 1 Woche Gefängnis. In der Urteils begründung wurde ausgefuhrt, daß Gericht werde erwägen, ob eine Bewährungsfrist in Frage kommen könnte. Ein Berliner Rechtsanwalt unter Be trugsanklage. Bor der Sonderstrafkammer des Land gerichts I Bwlin begann gestern ein Betrugsprozeß gegen den B-rliner Rechtsanwalt Dr. Triebel und gegen den be reits vorbestraften Direktor Wüst. Die Anklage legt RA. Triebel zur Last, daß er in Auskünften den Mitangeklagten Wüst als einen reichen Mann hingestellt habe, obwohl er von dessen Mittellosigkeit hätte wissen müssen. W. soll im Jahre 1927 den Grafen Rothenburg beim Kauf eines Bergwerkes betrogen und den Kaufmann Walter beim Erwerb größerer Mengen portugiesischer Oelsardinen ge schädigt haben. Man rechnet mit einer Prozeßdauer von 6—8 Wochen, da das Gericht allein 63 Zeugen benannt hat. Ein Teil des vermißten deutschen Post- flugzeuges auf gefischt? Ein belgisches Lotsenboot bat in der Räbe des Feuerschiffes Maas ein Rad vom Fahrgestell eines Flugzeuges aufgefischt, das vermutlich von dem vor etwa einer Woche über der Nordsee ver unglückten und spurlos verschwundenen deutschen Post flugzeug stammt. Der um das Rad befindliche Teil trägt die Kennzeichnung „Elektron Metall G. m. b. H. Konstanz- Stuttgart. Tnv 065/150." Waffenfunde an der deutsch-holländi schen Grenze. In dem holländischen Grenzörtchen Baals, einem bekannten Schmugglernest, wurde ein um fangreiches Waffenlager entdeckt. Vermutlich handelt es sich um Schmugglergut. Es wurden 57 Revolver und rund 2000 Patronen gefunden, die von der Polizei be schlagnahmt wurden. Ein Riesenzirkuszelt durch Sturm zer stört. Wie die Direktion des Zirkus Glerch meldet, ist ibr Riesenzirkuszelt in Triest durch eine besonders heftige Bora in der gestrigen Nacht zerstört worden. Die Bora, die eine Stärke von 1.0 bis 15 Sekundenmetern hatte, rich tete großen Schaden an den Zirkusbauten an. Menschen leben sind jedoch nicht zu beklagen. „Strawinskh" als Heiratsschwindler. Einem rückfälligen Dieb und Betrüger bat die Düsseldorfer Kriminalpolizei durch Festnahme wieder für einige Zeit das Handwerk gelegt. Es handelt sich um den in Litauen geborenen Schlosser Strawinskn, der zuletzt durch raffi nierte Heiratsschwindeleien leichtgläubigen Frauen die Er- Roman von M. Blank-Eismann. sitz. Fortsetzung Nachdruck verboten „Und was soll aus mir werden? Mein Vertrag läuft noch drei Monate —" Erik Larsen schüttelte gleichgültig die Schultern. „Ich werde dir die Gage für diese Zeit auszahlen." „Und mich einfach beiseite schieben?" „Wir haben uns doch nie verstanden, Lola. Es hat ewig Differenzen zwischen uns gegeben und es ist besser, wenn wir uns trennen." Wieder lachte die Tänzerin schrill auf und rief: „Aber wenn jene andere nicht gekommen wäre, dann hat test du nie daran gedacht, meinen Vertrag zu lösen. Ls hat einmal eine Zeit gegeben, da du mich mit allen Mitteln mei nem früheren Partner abspenstig gemacht hast — und jetzt, da du nun hinüber nach Amerika gehst, willst du mich an dem Gewinn nicht teilnehmen lassen. Aber hüte dich, daß vu diese Stunde nicht noch einmal bereuen wirstl" Lachend wandte sich Erik Larsen ab. „Früher oder später hätten wir uns doch getrenntl" „Das behauptest du jetzt, weil du den Vertrag in der Tasche hast, jenen Vertrag, den du meiner Fürsprache ver dankst!" „Lächerlich!" „Ich habe dich zu dem Agenten gebracht. Ich habe die Vermittlung übernommen, weil ich alle kannte. Ich zeigte dir, welche Wege man gehen muß, um ein berühmter Star Hu werden und jetzt, da du dein Ziel erreicht hast, jetzt kann ich gehen, weil dir jene neue dort jünger und schöner er scheint, als ich es bin. Aber glaube nicht, daß ich mich so leichten Kaufes zur Seite drängen lasse, — ich werde mich rächen!" Erik Larsen zuckte gleichgültig die Schultern. „Ich bin ein Mann, ich fürchte deine Rache nicht!" .Ick werde dir Konkurrenz machen. So, wie du eine neur sparnisse abgsschwindekt und abzuschwindeln versucht hat. Unter allerhand Angaben machte er die Opfer glauben, daß er die feste Absicht habe, zu heiraten. U. a. stellte er sich als Gutsbesitzer vor, der 350 Morgen Land, 800 Pferde, 500 Bedienstete uiw. habe. In anderen Fällen gab er sich als Maschinenbaumeister aus, der gezwungen sei, zu heiraten, da er sonst adgebaut würde und ähn liches. In einem Falle hat er sich auch verlobt und seiner Braut 600 Mark abgegaunert. Um sein Versprechen glaub würdiger zu gestalten, kaufte er zum Scheine Möbelstücke ein. Gelegentlich stellte er sich auch als Vetter des be rühmten Geigenvirtuosen Strawinskn vor. Jugendliche Mädchen unter 18 Jahren lockte er auf sein Zimmer, um sich an ihnen zu vergehen. Es ist anzunehmen, daß der Festgenommene noch eine Anzahl bisher unerkannter Opfer betrogen hat. Sterben die Grübchen aus? Wohin sind die Zeiten, da ein Grübchen auf der Wange oder am Kinn als ein besonderer Reiz der Frauenschönheit gepriesen wurde! Jene reich gepolsterten Gesichter, auf denen sich diese „Fallgruben Amors" besonders gern zeigen, sind heut zutage in Verruf erklärt. Das Grübchen wird daher nicht mehr geschätzt. Sachverständige sind denn auch der An sicht, daß die Grübchen aussterben, wenigsten in den Ver einigten Staaten, wo man sich natürlich mit dieser wick> tigen Frage eingehend beschäftigt. Man hat festgestellt, daß bei den Schönheits-Wettbewerben in den letzten zwei Jahren in allen Ländern nur sehr wenige Frauen auf traten, deren Züge durch diese lustigen kleinen Gruben einen besonderen Reiz erhielten, und diese Grübchen-Trä gerinnen wurden so arg vernachlässigt, daß keine von ihnen einen Preis erhielt. Eine solche Ungerechtigkeit gegen diese Damen, die meist sehr gewinnende Züge auf weisen, will man nun wieder gutmachen. In Texas hat sich eine „Vereinigung zur Pflege der weiblichen Grüb chen" gebildet, die dem Verschwinden dieses einst so be liebten Schönheiksmerkmals nach Kräften entgegenarbeiten will. Als Hauptmittel dazu wurde in der Stadt San Antonio ein Wettbewerb veranstaltet, bei dem Preise für die entzückendsten Grübchen ausgesetzt wurden. Die Ver anstaltung bewies, da» das Grübchen zwar keineswegs ausgestorben ist, daß es aber immerhin den Reiz der Seltenheit besitzt. Nur ein paar Dutzend Schöne stellten sich zur Schau, und unter ihnen wurde Evangeline Ed wards als Besitzerin der schönsten Grübchen preisgekrönt. Sie trägt nun stolz den Titel „Miß Grübchen 1932". Die erste Automobilistin. Mit dem Anspruch, die erste Frau zu sein, die einen Führerschein als Krast- wagensabrerin erhalten hat, tritt die 85 jährige Herzogin von Uzss auf. Sie behauptet, die „Alterspräsidenttn" aller wciblickzen Autolenker zu sein. Ihr Führerschein stammt aus dem Jahre 1898. Ein französisches Blatt hat daraufhin festgestellt, daß jedenfalls in Frankreich keine andere Frau vor ihr die Erlaubnis zur Lenkung eines Autos erhielt. Die greise Herzogin schreibt selbst dazu: „Ich erhielt meinen schein nach meiner ersten Fahrt, und ich bin niemals ohn? einen Führerschein gefahren. Mein erster Wagen, ein Delabane, befindet sich jetzt als ehr würdige Religuie in dem Vertehrsmuseum zu Eompiegne. Was für ein ; Ehre! Aber es war doch noch viel hübscher, mit vier „lebendigen" Pferden zu fahren!" Die Herzogin ist trotz ihres hohen Alters noch immer Präsidentin des franzölischen Frauen-Automobil-Klubs und lenkt bei dessen Veranstaltungen höchst eigenhändig ihre Luxus-Limou sine. Diese Auto-Begeisterung hat aber ihre Liebe zu den Pferden nicht geschmälert, und sie reitet gern auf den edlen Tieren, die sie in ihrem Stalle hat. „Bitte, borgen Sie mir einen Eskimo!" Die an und für sich strengen Einwanderungsgesetze an der Grenze von Grönland werden nicht immer beachtet, sondern nach einem Bericht des dänischen Generalkonsuls Holler kommt es zwischen den kanadischen und dänischen Beamten öfters zu merkwürdigen Leih-Geschäften, bei denen Eskimos ausgeborgt werden, wie dies Hausfrauen auf demselben Flur mit Zucker und Kaffee zu tun pflegen. Wenn z. B. die kanadische berittene Polizei aus der Bache-Halbinsel einige Eskimos braucht, die ihr bei Nachforschungen helfen sollen, dann wendet sie sich nach Grönland hinüber, und wenn dann die Söhne des hohen Nordens auf ihren Kajaks in den kanadischen Gewässern erscheinen, so richtet man an sie keine peinlichen Fragen wegen Ueberschreitens der Grenze, son dern empfängt sie mit offenen Armen. Die Eskimos bleiben dann hier, helfen bei den notwendigen Arbeiten und kehren wieder zurück. Die dänische und die englische Flagge ist für die ESkimos dasselbe: sie lassen sich gerne ausborgen, so lange sie nur tüchtig Fleisch zur Stillung ihres Hungers erhalten. Wohin mit dem Elefanten? Allzu große Tüchtigkeit im Eintreiben von Forderungen hat einen Kaufmann zu Bridgewater auf Neuschottland in eine höchst schwierige Lage gebracht. Ihm ist mitgeteilt worden, daß ein Elefant auf seine Kosten nach Bridgewater verfrachtet worden ist, und obwohl der Kaufmann, der David McKean heißt, ein großer Tierfreund ist, weiß er nicht, wo er mit dem mächtigen Dickhäuter hin soll; er hat in seiner beschei denen Wohnung keinen Platz und fürchtet auch, baß ibn -er Rüsselträger arm fressen wird. DaS Tier war als Sicher- heit für eine unbezahlte Rechnung eines Zirkus von eine« kanadischen Firma, die McKean vertritt, gepfändet worben, und da die Bezahlung auSblieb, bestand der tüchtige Kauf mann auf -er Aushändigung der Sicherheit. Er wünscht aber jetzt-, daß er nicht so hartnäckig gewesen wäre, denn alle die verzweifelten Telegramme, die er an Zoologische Gärten und Zirkusse auf dem amerikanischen Kontinent richtete und in denen er ihnen einen Elefanten „zu Schleuderpreisen" anbot, sind unbeantwortet geblieben. Er muß also fürchten, mit dem Elefanten „sitzen zu bleiben" und erwartet mit Zittern und Zagen die Ankunft des unerwünschten Gastes, HmMck fsrlservtits Prslr« sn «rsr pro«§uktsndörrs ru Ssrlln Getreide und Oelsaatsn pro 1000 ka, sonst pro 100 da in Reichsmark 7. November 8. November Weizen, märkischer per Oktober . per Derember per März . per Mai Tendenz: Roggen, märkischer, per Oktober .... per Dezember - per März - per Mai . Tendenz: Gerste, Braugerste Futter- und Jndustrieaerste . Wintergerste, Tendenz : sgafer. märkischer per Oktober per De-ember per März per Mai . . Tendenz: MaiS. rumänischer Plata Tendenz: Weizenmehl perlOOKe, fr.Berlin br. incl Tack Feinste Marken über Notizj Roggenmehl perlOOLx,fr.Berlin br. incl. Sack . . . Weizenkleie frei Berlin Roagenkleie frei Berlin . Weizenkleie-Melasse. . . Raps Leinsaat Viktoriaerbsen Kleine Speiseerbsen. . . Futtererbsen Peluschken ..... Ackerbohnen . . . . . Wicken ....... Lupinen, blaue . . . . gelbe Eeradella, neu . . . . Rapskuchen, Basis .38°/, . . Leinkuchen, Basis 37°/, . . Trockenschnitzel Soya-Extractionsschrot, Bas. 15°/ Kartoffelflocken Speisekartoffeln Allgemein« Tendenz 197,00—109,00 208.50- 208.00 211,00-210,50 stetig 156,00—158,00 166.50- 166.00 169.50- 169,00 stetig 170,00-180.00 162,00—169,00 ruhig 132,00-137,00 138,00 ruhig 24,00-27,25 20,50-22.60 9,00— 9,40 8,25- 8,60 22,00-25,00 20,00-23,00 14,00—16,00 10,10 9,10-9,30 ruhig 198,00-200,00 209,00 212,00 215,50 fester 156,00-158,00 167,00 170,00 172,00-172,50 stetig 170,00-180,00 162,00-169,00 matt 132,00-136,0- ruhig 24,00-27,25 20,50-22,60 9,00- 9,40 8,50- 8,60 22,00—26,00 20,00—23,00 14,00-16,0- 9,00-9,20 10,20 ruhig Bei ruhigem Geschäft weiter stetig. DaS Hauptkennzeichen des Produktenmarkts ist argen« wärtig wieder das sebr ruhige Geschäft- Der Meblabsatz gebt nickt über die Deckuna des lausenden Bedarfes hinaus und entspreckend disponieren die Mühlen bei ihren Rob- stoffkünfen nur vorffcktig. Au» die Export-nre find nur zögernd zu Nruansckaffungen bereit. Da andererseits dar JnlandSanaebot mäßig bleibt, vermochten fick die Preise am Promptmarkt gut zu behaupten. Für Weizen und Roggen wurden etwa eine Mark höher« Preise al» gestern bewilligt. Im LieserungSgeschäst kam «S unter «eiteren Interventionen zu WeeiSbesserungen bis zu 2'/, Mark fü» Weizen und 1 Mark für Roggrn. Weizen- und Roggen- meble liegen bei unveränderten Müblrnofferten rubia. Hafer ist, gemessen an der Nachfrage, ausreichend offeriert, und die Preise waren kaum verändert. Am Haser- LiesernngSmarkt kam e» zunächst nicht zu Umsätzen, «erst« bat weiter schleppendes Geschäft, Forderungen und Gebot» sind schwer in Einklang zu bringen. er Partnerin annimmst, suche ich mir einen neuen Partner. Ich habe glänzende Ideen und mit diesen werde ich dich über flügeln. Ich werde dit drüben in Amerika den Triumph streitig machen. Wir sehen uns wieder, aber nicht als Freunde, sondern als erbitterte Feinde — das merke dir!" Ohne seine Entgegnung abzuwarten, eilte sie aus dem Zimmer und schlug krachend di« Türe hinter sich zu. Brigitta stand wie erstarrt da und wagte nicht zu spre chen. Auch Erik Larsen schien Uber die Drohungen der Tän zerin erschrocken zu sein, denn sein Gesicht war erblaßt und seine Augenbrauen hatten sich sinster zusammengesckobcn. Der Ballettmeister trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Vielleicht war es übereilt, Monsieur Larsen, die schwarze Lola schon heute fortzuschicken." Aergerlich fuhr Erik Larsen auf. „Ich habe keine Lust, mich noch länger von ihr schulmei stern zu lassen. Ich habe es satt, immer und immer daran erinnert zu werden, daß ich ihr zu Dank verpflichtet bin. Schließlich ist doch meine Kunst die größere —" Der Ballettmeister wagte keine weitere Entgegnung, denn kannte den Jähzorn Erik Larsens und fürchtete ihn. Er trat an den Flügel zurück und fragte: „Wünschen Sie weiterzuüben, Monsieur Larsen?" Doch dieser schüttelte hastig den Kopf. „Ich bin nicht mehr in Stimmung. Gehen Sie! Morgen früh treffen wir uns pünktlich am Bahnhof und in drei Tagen hoffe ich mit meiner neuen Partnerin in London Triumphe zu feiern." ' - Der Ballettmeister verbeugte sich und verließ das Zim mer. Erik Larsen und Brigitta waren wieder allein. Er faßte aufs neue ihre Hände und zog diese an seine Lippen. „Du brauchst keine Angst zu haben, Brigitta, wir werden den Sieg davcmtragen. Jetzt, da du bei mir bist, nehme ich den Kampf mit jeder Konkurrenz auf!" Und er begann abermals so eifrig von seinen Plänen zu sprechen, daß Brigitta kaum seinen Worten zu folgen SLklUockte. < Doch sie konnte eine quälende Angst aus ihrem Herzen nicht bannen. Sie fürchtete sich vor der Zukunft, trotzdem sie es sich selbst nicht eingestehen wollte. Schwere Gedanken drängten sich ihr auf. Wenn ihr Weg nun nicht zur Höhe, sondern in einen Abgrund führte? Wenn sie nun dafür bestraft wurde, daß ste Herward Malten die Treue gebrochen hatte, daß ste die Schuld daran trug, wenn das Glück seines Herzens untergraben wurde? Nein — nein — das Schicksal mußte ste einem herr lichen Leben entgegenführen — mußte alle ihre Träume erfüllen! In atemloser Erregung lauschte sie den Worten Erik Larsens. Er hielt ihre Hände in den seinen und flüsterte dicht an ihrem Ohr: „Wenn du dann abends im Lichterglanz auf der Bühne stehst, wenn das Beifallsklatschen der begeisterten Menge an dein Ohr klingt, dann wirst du erkennen, daß es keine schönere Melodie auf der Welt gibt, dann wirst du wunsch los glücklich sein und vergessen, daß hinter dir Tage der Ge- fangenschaft liegen, in denen du deine Flügel nicht regen könntest. Dann wirst du dich endlich der Freiheit freuen und emporeilen zu den höchsten Höhen unserer Kunst!" Und Brigitta sah nur strahlende, lockende Bilder vor sich. Sie wußte nichts von den dunklen Schatten und ließ sich von Erik Larsens Begeisterung fortreißen, so daß sie vergaß, daß Herward Malten vielleicht in diesen Augen blicken mit seinem Herzblut ihre Schuld bezahlte. Sie schaute mit leuchtenden Augen in die ferne Zukunft — sie vergaß im Taumel der Ereignisse alles, was hinter ihr lag. Und das Schicksal ging unbeirrt seinen Weg 16. Mit fieberheißem Gesicht lag Herward Malten in den Kissen. Ruhelos irrten seine Augen umher, ohne jemand zu erkennen. Erregte Worts kamen über seine trockenen Lippen, .