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— 4»^. L. Beilage znm Riesaer Tageblatt. Dienstag, 18. Oltover IS»S, abends. 8S. Jayrg. Elf Jahre Oberschlesienteilung. Am elften Jahrestage der Teilung Oberschlesiens hielten die Vereinigten Verbände heimattreuer Obcrschlesicr ihre Reichstagnng in Bcuthen ab, non der unser Bild berichtet: Studentenabordnungcn aus dem ganzen Reich defilieren an dem Ehrenmal für die bei den Befreiungs kämpfen Gefallenen in Bcuthen. Auch U-Boote haben jetzt Rettungsboote. In Amerika wurde kürzlich der Unterseebootkreuzer „Delphin" vom Stapel gelassen, der sogar ein eigenes Rettungsboot besitzt. Auf unserem Bild von einer Probefahrt sieht man im Hintergrund den Kommando turm — im Vordergrund das Rettungsboot, das gerade aus dem Innern des U-Bootes gehoben und ins Wasser gesetzt wird. Bilder links. Schwerer Autounsall des Schauspielers Sampers. Der bekannte Film- und Bühnenschauipieler Fritz Kämpers iss bei einem Autozm'ammenstoh schwer ver unglückt. Mit einer Gehirnerschütterung und einer Magenprellung wurde er ins Krankenhaus eingelieferl. Bekannter Reuureiter tödlich gestürzt. Der bekannte tschechoslowakische Hindernisreiter Stab kapitän Popler stürzte in einem Jagdrennen auf der Pardubitzer Bahn bei Prag io unglücklich, daß er den Folgen eines doppelten Schäüelbruches erlag. Er war der beste tschechoslowakische Renn- und Turnierreiter, der auch in Deutschland nicht unbekannt war. Der Vertreter des Königs von England bei der Koburger Fürsteuhochzeit. Zur bevorstehenden Hochzeit in Koburg zwischen der Prinzessin Sibylle von Sachsen-Koburg-Gotha und dem schwedischen Prinzen Gustav Adolf hat der König von England als seinen Vertreter Lord Athlone llinks) er nannt, der hier gerade non London abführt. Richard Skowrounek -f. Der Dichter Richard Skowronnek ist wenige Monate nach Vollendung seines 70. Lebensjahres einem Herz schlag erlegen. Zu seinen grössten Erfolgen auf der Bühne zählte das Lustspiel „Husarensieber", dessen Mitverfasser er war,- später schuf er zahlreiche Romane, die ihn zu den beliebtesten Unterhaltungsschriftstcllern unserer Zeit machten. Bo« der Sv-Jahr-Feier der Deutschen Kolonialgesellschast Im Rahmen der Feiern zum 50jährigen Bestehen der Deutschen Kolonialgesellschaft fand eine Kranznieder legung am Gefallcnenehrenmal Unter den Linden in Berlin statt, von der unser Bild berichtet. Der Erfinder des Kinematographen, der Franzose August Lumisre lrechtsj, kann am 19. Oktober seinen 70. Geburtstag feiern. Zusammen mit seinem Bruder Louis (neben ihmj gründete er vor fast fünfzig Jahren die erste französische Fabrik für photographische Platten und erfand den Kinemato graphen in seiner jetzigen Gestalt. Auch die Farben photographie ist eine feiner vielen Erfindungen auf , dem Gebiete des Lichtbildwescns. Roman von M. Blank-Eismann, « 12. Fortsetzung Nachdruck verböten „Wie wäre das möglich, Brigitta? Bisher hast du mir doch stets verboten, das Haus deines Gatten zu betreten, wenn er anwesend war?" Da beugte sich Brigitta ganz dicht an das Ohr des Ge liebten und flüstert»: „Ich habe heimlich einen Plan geschmiedet, der uns bei- den helfen soll, die Zeit des Wartens auf die Erfüllung unserer sehnsüchtigen Wünsche zu ertragen. Hast du das kleine Rautendelein gesehen, das sich in meiner Begleitung befindet?" »Ja." „Es ist meine Schwester Rost und sie wird es sein, die Uns ein tägliches Beisammensein ermöglicht." Hansdieter Borchardt starrte Brigitta an. „Ich verstehe dich nicht." Da fuhr diese eifrig fort: „Du wirst Rost den Hof machen, wirst dich Herward ge genüber als zukünftigen Freier aufsvielen und so haben wir die Möglichkeit, gemeinsame Ausflüge unternehmen zu können. Du kannst die Abende in unserem Zause verbrin gen, oder wir besuchen zusammen Theater oder Kinos. Wenn Herward glaubt, daß du dich um Rosis Hand bewirbst, dann wird er keinen Verdacht schöpfen, wird nichts von unserer heimlichen Liebe erfahren!" Hansdieter Borchardt lachte hell auf und zog Brigitta auf seine Knie. Er wiegte sie in seinen Armen, küßte ihren Mund und rief: „Das ist eine glänzende Idee!" l „Du bist also zufrieden mit mir, Liebster?^ „Ach, du — ich habe dich ja so lieb!" „Und ich weiß nur das eine: daß ich restlos glücklich bin, wenn deine Arme mich umschlingen, wenn ich in deine Augen schaue." „Warum sind wir uns nicht früher begegnet, Brigitta?" Sie zuckte ein wenig die Schultern. „Das Schicksal spielt gern mit Menschenherzen, Hans dieter, und vielleicht wäre unser Glück nicht so gross, so süß und verlockend, wenn nicht zugleich alle diese Heimlichkeiten, dieses gefährliche Versteckspielen dabei wäre!" „Aber einmal wird doch der Tag des großen Glücks kom men, Brigitta! Einmal werde ich dich vor aller Welt mein Eigen nennen können. Jetzt muß ich mich noch bescheiden, muß den Anbeter deiner Schwester spielen, um das Glück deiner Nähe genießen zu können, du Süße du —" „Wirst du deine Rolle auch gut beherrschen, Hansdieter? Wirst du dich nie verraten?" „Sek unbesorgt, ich weiß genau, was für uns beide auf dem Spiel steht, wenn ich nicht vorsichtig bin!" „Aber wirst du mich auch nicht eifersüchtig machen, Hans dieter?" Lächelnd schaute Brigitta zu dem Geliebten auf. Sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt und seine Arme hielten sie fest. Er preßte wieder seinen Mund auf den ihren und flüsterte: „Ich habe ja nur dich lieb — nur dich — du Süße du!" Da aber war plötzlich von der Türe her ein Aufschrei zu hören. Verwirrt blickten die beiden sick um. Ehe aber Brigitta noch eine Frage stellen konnte, eilte Rost auf sie zu, riß Brigitta aus Hansdieters Armen und rief erregt: „Herward kommt! Er weiß alles!" Brigitta taumelte entsetzt zurück, während Hansdieter Borchardt die Lippen zusammenpreßte. Rost aber stieß wie gehetzt hervor: „Noch ist nicht alles verloren. Noch glaubt er an deine Treue, Brigitta. Wir wollen ihm den Glauben daran er halten! Er darf nickt enttäuscht werden." Und als sich hastige Schritt der Türe näherten, da schmiegte sich Rost in Hansdieters Arme, ergriff das gefüllte Glas und zischte- „Küssen Sie mich! — Lachen Sie! — Laßt uns anstvßcu — Nur so ist Rettung möglich." Sofort hatten die beiden anderen das Spiel erfaßt. Hansdieter Borchardt hielt Rost fest, während Brigitta die Gläser füllte. Und als Herward Malten die Loaentüre aufriß und her eintaumelte, sah er Roii in den Armen eines spanischen Granden, von dem sie sich küssen ließ. Brigitta aber stand den beiden gegenüber und rief la chend: „Es lebe der Karneval!" Da wandte sich Herward Malten seinem Onkel zu und schrie: „Hinaus mit dir! Und hüte dick, noch einmal meine Frau zu verdächtigen und zu beschuldigen!" Dann trat er an den Tisch, ergriff das Glas, das Bri gitta ihm reichte, lachte schrill und rief: „Es lebe der Karneval!" Rosi aber richtete sich hastig auf, ihr Gesicht ward von einem Lachen verzerrt und mit erstickter Stimme murmelte sie: „Kommen Sie! Wir wollen tanzen!" Ehe Herward Malten noch eine Frage stellen konnte, war Rosi mit ihrem Begleiter verschwunden. Brigitta aber schmiegte sich in die Arme ihres Gatten und flüsterte: „Wie bin ich froh, daß du mich endlich aus der Gesell schaft dieser beiden befreit hast! Es ist so langweilig, bei Ver liebten sitzen zu müssen " Herward Malten horchte verwundert auf. ^Glaubst du wirklich, daß Rosi verliebt ist?" „Siehst du es nicht selbst?" „Und wer ist dieser spanische Edelmann?" „Hansdieter Borchardt." Herward Malten schüttelte langsam Hm Kopf. „Das kann nur ein Karnevalsrausch Ain; denn in einem solchen Nichtstuer wird sich Rost nie verlieben —"