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Gerichtssaal. Schwerer Landsrledenrbruch Unter starkem Andrang des Publikums fand !m Amts gericht Borna eine Verhandlung de« Leipziger Gemeinsamen Schöffengerichts statt, die sich mit den Vorgängen oom 24. Februar ds. Äs. vor dem Arbeitsamt Borna zu befassen hatte. Damals war es zwischen Mitgliedern de» Reichsbanners und Nationalsozialisten zu einem Zujammenstoß gekommen. Von den elf Angeklagten erhielten sieben wegen schweren Landfriedensbruchs Gefängnisstrafen von sieben bezw. acht Monaten, zwei Angeklagte wurden freigesprocken und gegen zwei wurde da» Verfahren abgetrennt In der Urteilsbe gründung hob das Gericht hervor daß di« Beschuldigten noch mit Gefängnis bestraft werden konnten, weil die strafbare Handlung vor Erlaß der Notverordnung erfolgte, sonst hät ten schwere Zuchthausstrafen verhängt werden müssen. Im einzelnen wurden verurteilt die Bornaer Retchsbannerleute Albrecht zu acht Monaten, Schick. Altmann, Berger und Külbel zu je sieben Monaten Gefängniss, der Kommunist Trzebinsky ebenfalls zu sieben Monaten Gefängnis, desglei chen ein Einwohner Dörner von Gnaundorf. Verzweiflungstat etner Mutter Vor dem Chemnitzer Schwurgericht Halts sich die ver witwete Handschuhnäherin Gelfert aus Limbach wegen Mordversuchs zu verantworten. Die Angeklagte hat drei Linder im Alter von 19, 11 und 9 Jahren, mit denen sie sich eit dem Tod ihres Manne» mühselig durchs Leben schlug. Vie Frau, die ein uneheliches Kind erwartete, faßte schließ lich den Entschluß, mit ihren beiden jüngeren Kindern durch Einatmen von Leuchtgas aus dem Leben zu scheiden. In der Nacht zum 17. Mai ds. Is. wollte sie ihren Vorsatz ausführen. Alle drei Personen konnten wieder ins Leben zurückgerufen werden. Das Schwurgericht verurteilte die Angeklagte wegen versuchten Totschlags zu vier Monaten Gefängnis unter Zu billigung einer dreijährigen Pewährnnn-zfrist. Rücksichtsloser Autofahrer verurteilt Mit einem unglaublichen Vorgang beschäftigte sich das Dresdner Gemeinsame Schöffengericht. vor dem sich der 24 Jahre alte Kellner Herbert Jen de wegen fahrlässiger und gefährlicher Körperverletzung zu verantworten hatte. Iende steuerte am 15. April emen Personenwagen durch die Iohannesstraße in Richtung Pirnaischer Platz und wollte nach rechts in die Iohann-Grorg-AUee einbiegen. Da dies nicht vorichristsmäßig und nicht mit der nötigen Vorsicht erfolgte, wurde ein Radfahrer von dem Wagen gestreift, so daß er stürzte und unbedeutende Verletzungen daoontrug. Als der Radfahrer die Personalien des Angeklagten fest stellen wollte, verwies dieser aus das Kennzeichen und fuhr weiter. Er wurde aber von Straßenpassanten wieder zum Halten gezwungen. Der Angeklagte ließ sich auf nichts ein, setzte seinen Wagen wieder in Bewegung und fuhr rücksichts los in die vor seinem Wagen stehenden Menschen hinein. Ein Arbeiter wurde vom Kotflügel ersaßt, auf die Straße ge schleudert und am Bein verletzt, ein anderer Straßenpassant erlitt Hautabschürfungen und ein dritter Mann büßte sein Fahrrad ein, das der Angeklagte regelrecht überfuhr. Das Gericht verurteilte den rücksichtslosen Angeklagten wegen ge- fährlicher Körperverletzung zu zwei Monaten Gefängnis und wegen Uebertretung von Krastsahrbestimmungen zu 72 RM Geldstrafe. Sie Wiener hochlchuleu geschlossen Vien, 18. Oktober. Eine Rektorenkonferenz der Wiener Hochschulen faßte zu den Vorkommnissen in Simmering, bei denen auch mehrere Hochschüler verletzt wurden, den Be schluß, die Hochschulen zu schließen Sie sollen erst dann wie der geöffnet werden, wenn die Regierung ausreichende Si cherungen gegen die Wiederholung derartiger Vorfälle ge geben hat. Rundfunk-Programm. ZMtlwoch, den IS. Oktober. Berlin — Stettin — Magdeburg . :5 20: Damen-Mode und Wirtschaft. — 15.40: Amerikanische Kunstsammlungen. — 16.05: „Luftbabier." Eln Hörberlcht über das Erlebnis des ersten Fluges. — 16.30: Mandolinenorchester. Konzert. — 17.40: Fremd« Eindringlinge In der Tierwelt der deutschen Gewässer. — 18 00: Erika Mitterer liest eigen« Dichtun gen. — 18.30: Die Erfindung der Photographie. — 18.55: Di« Funk-Stunde teilt mit ... — 19.00: Stimme zum Tag. — 19.10: Mitteilungen des Arbeitsamtes. — 19.15: Zum Gedächtnis Walter Schrenks. — 19.35: Wirtfchastsrundschau. — 20.00: Konzert auf elektrischen Instrumenten. — 21.00: Wir stellen vor . . . — 21.10: Paul Bender singt Balladen. — Anschließend: Zeitansage uf«. — 22.40-24.00: Zigeunermusik. Königswusterhausen 9.30: Beschäftigungsstunde für Unbeschäftigte. — 14.45: Kin- dertheater. — 15 30: Wetter- und Börsenberichte. — 15.45: Wil wallen Obstbäume pflanzen. — 16.00: Die Stellung der Unterrichtsfä cher im höheren Schulwesen: Deutsch. — 16.30: Konzert. — 17.30: Sören Kierkegaard und fein subjektive» Christentum. — 18.00: Musiker-Studien. Beethoven-Ouvertüren. — 18.30: Dr. h. e. von Berlepsch zum 75 Geburtstage. — 18.55: Wetterbericht. — An schließend: Englischer Sprachunterricht. — 19.35: Stunde de» Be amten: Beamte und Sport. — 20.00: Berl. Progr. — 20.50: Lus München: „Drei Kaiserjäger." Bolksstück von Fred L. Lnaer- maycr. — 22.20: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — An- l-bliebend' Berl. Braar Nickt Nllkpeitsckung, sondern tieier 5ckl«k gibt neue kräkte. tznrum: stets liakkee kog. Kiener Herb§t.iaiirmackl Kämmenden 5onntsg, Montes und Dienstag mit kinpksklunssn kür «IS« ßsköron in das Rissasr raxsdlatt, das vroZon ssmor diokton Verbreitung iru bissigen Ssrärk am meisten gelesen vird. «sabrmnrkts -^.ureigen bringe man rsebt^sitig und baldigst in dis Isgedlstt-VeseiiSMslelie, Mess (nur kveMestt. 59) damit deren Lmpksblungsn den 5abrmarktsbssuobsrn auob genügend Zeitig nur Lsnntnis gelangen, vis Besorgung von ^abrmarlctseinbäuten riebtst sieb viel naob den Lmpksblungs- Lnnsigsn im Riesaer Tageblatt, vis Linlcaukslust vird angeregt und damit der gssekaktliobs Vmsat2 srbübt. Darum versäumen praktisebs Vssobättslsuts nie, dis Anpreisungen vorder im Riesaer Tageblatt bekannt 2lu geben. — vröüers ^.NLvigsn bringe man mindestens einen Lag vor der VsrüSsntliodung in die ^agsblatt-vssodattsstslls, damit aut deren Ausstattung bessere Sorgtalt gelegt werden kann. — T'äglieb ^.nusigsn-^nnadme von trüb 8 vdr an. Roman von M. Blank-Eismann. 13. Fortsetzung Nachdruck verboten Beleidigt zuckte Brigitta zusammen. „Hansdieter Borchardt versteht es, sich die Gunst der Frauen zu erwerben, denn er ist im Minnedienst erfahrener als solche, die sich immer hinter ihren Büchern vergryben." Herward Malten hörte die Worte seiner Gattin nicht, sondern schaute mit starren Blicken vor sich hin. Um so eifriger fuhr Brigitta fort: »Wir werden ja in den nächsten Tagen sehen, ob die bei den Feuer gefangen haben." „Aber Rost kennt doch Borchardt noch gar nicht!" Brigitta lachte. „Du schworst doch stets für die Liebe auf den ersten Blick! Auch wir haben uns am gleichen Tag verlobt, als wir uns kennen lernten!" Herward Malten lächelt« müde. „Ja — du hast recht. Das gleiche Schicksal wie uns kann iuch Rost beschicken sein! Doch komme was kommen mag! Wir können es nicht aushalten I Laß uns in unsere Loge zu- rückkehren, laß uns Arm in Arm auf und ab gehen, bleibe an meiner Seite, damit das törichte Geschwätz verstummt!" Brigitta wagte nicht zu widersprechen. Sie fühlte, daß sie durch Rosts Hilfe einer schweren Ge fahr entronnen war. Rost aber war nur wenige Schritte neben Hansdieter Borchardt heraeaangen. Dann blieb sie stehen und lehnte sich gegen die Wand. Sie fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Auch Hansdieter Borchardt war es heiß geworden. Er rieß die Maske vom Gesicht und fuhr sich mit einem seidenen Tuch Uber De Stirn. Rost stand regungslos da und starrte ihn an. Ganz deutlich erkannte sie den weißen Pierrot wieder, den iie am Abend zuvor im Lause Malten gesehen batte. Er aber bemerkte ihr tödliches Erschrecken nicht, sondern erklärte: „Ich danke Ihnen für die Hilfe, gnädiges Fräulein, die Sie einem Unbekannten zuteil werden ließen!" Rosi aber wehrte entsetzt ab. „Gehen Sie! Gehen Sie und wagen Sie nie wieder, den Weg meiner Schwester zu kreuzen!" „Gnädiges Fräulein — ich soll —" Betroffen starrte Borchardt das junge Mädchen an. „Sie sollen das Glück des Hauses Malten nicht stören. — Gehen Sie! Ich will Sie nicht mehr sehen —" Dabei waren Rosts Blicke so zwingend, daß Hansdieter Borchardt nicht zu widersprechen wagte. Er wandte sich achselzuckend ab und verschwand im dichten Gewühl der Masken. Rosts Lippen aber zuckten und bebten von verhaltenem Weinen. Sie hätte aufschreien mögen in bitterer Qual. Jetzt hatte sie ja die Gewißheit, daß ihre Schwester mit dem Glück ihres Gatten ein frevelhaftes Spiel trieb. Schon war der Stein im Rollen gewesen — hatte sie ihn aufhalten können — Wie lange aber würde sie die Kraft dazu besitzen? Lange hing Rost ihren Gedanken nach, ehe sie sich auf raffte und zu ihrer Schwester und Herward Malten zurück kehrte. Erstaunt, sah Brigitta ihr entgegen und fragte mit ge- hetzter Stimme, als sie sich von Malten unbeobachtet wußte: „Wo ist Hansdieter Borchardt? Warum kommt er nicht mit dir?" „Das — das war Hansdieter Borchardt?" »Ja —" „Den du mir als Bräutigaim zugedacht hast, Brigitta?" Das Lärmen vieler Masken, vie sich plötzlich in Maltens Loge drängten, Uberhob Brigitta einer Antwort. Rost aber fühlte sich so müde und erschöpft daß sie mit leiser Stimme bat: „Ich will nach Hause! Ich kann nicht länger hier blei ben." Und als Brigitta und Herward Malten ihr bleiches Ge sicht sahen, wagten sie nicht, ihr zu widersprechen. Wenige Minuten später fuhren sie heim. Doch als Rosi sich dann allein wußte, lehnte sie ihren Kops an die kühle Fensterscheibe, schaute zu dem dunklen Nachthimmel empor und schluchzte: „Warum muß ich das olles erleben? Warum stehe ich mit einem Male in tiefstem Nebelgrau? Schicke mir doch die Sonne wieder, du Lenker aller Geschicke!" Aber der Himmel hing voll dunkler Wolken. Kein Stern leuchtete. Und Rosi schien es, als hätte sie sich in den grauen Nebelschleiern so verirrt, daß sie nie wieder den Weg zum Glück finden würde. «. Ob sie vom Schlaf übermannt wurde, ob sie mit weit offenen Augen in die Dunkelheit starrte, immer und immer vermochte sie nur das eine zu denken: daß sie ihre Schwe ster in den Armen eines anderen gesehen hatte und daß Her ward Malten in bitterer Not war. Wie aber konnte sie helfen? Unablässig zerbrach sich Rosi Helling den Kopf, suchte nach einem Ausweg — und fand keinen! Als der Morgen dämmerte, klopften und hämmerten ikr« Schläfen wie tm Fieber. Sie vermochte zu keinem Entschluß zu kommen. Sollte sie hier in diesem Hause bleiben? Sollte sie sofort wieder abreisen? Sie sehnte sich mit einem Male danach, wieder zwischen Vater und Mutter zu sitzen. Dort im Hause der Eltern war Ruhe und Frieden, wenn man sie in der letzten Zeit auch so oft gequält hatte, die Werbung Paul Frommholds an- zunehmen. Der Strudel ängstigte sie, in den sie plötzlich gerissen ' worden war. Sie hielt es schließlich in ihrem Bett nicht mehr aus, son dern erhob sich und kleidete sich an. (Fortsetzung folgt.)