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Riesaer O Tageblatt und Anzeiger <ElbrdM mS A»Ms). Tageblatt Riesa. ° Dresden 1580. Fernruf Nr. so. Do« Riesaer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShcmptmannschäst Gtrvkaff«: Postfach Nr. 5L Großenhain, des Amtsgericht» und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, des Rates der Stadt Ries«, Riesa Nr. 52. des Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Fs 233. Dienstag, 1. Oktober 1932, abends. 85. Jahrg. Da, Riesaer Taaeblatt erscheint »eben Tag abend, '/.« Uhr mit Ausnahme der Tonn, und Festtage. BrzugSpretS, gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM 2 14 einschl Postgebühr (ohne ZustellungSgebühr). Für den Fall de« Eintretens von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preis- erböhuno und Nachforderuna vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. 8m AM »er SeiiWii Böller. Exzellenz Dr. Sols 7» Jahre. Am 1. Oktober fand im Festsaal des Hauses des Deutsch tums in Stuttgart eine Feier des Deutschen Auslands- Instituts für den früheren Botschafter Dr. Sols statt, der am 5. Oktober seinen 70. Geburtstag begehen kann. Dr. Solf gehört zu jenen Männern, die als Kulturträger für deutsches Wesen im Auslande gewirkt haben. Mit Recht betont Ncichsaustcnministcr von Neurath: „Ein wichtiger Weg zu den anderen Völkern, mit denen wir in Frieden und gegenseitigem geistigen und wirtschaftlichen Austausch zu leben wünschen, führt über die Millionen der im Ausland lebenden Deutschen, von denen jeder einzelne sich der grossen Verantwortung stets bewußt sein nmß, der Welt als Maß stab für die deutsche Kultur zu gelten. Ein wichtiges Ver bindungsglied zum Auslands-Deutschtum bilden auch die amtlichen deutschen Auslandsvertreter, unter denen Dr. Solf eine vorbildliche Erscheinung gewesen ist." Damit ist der Tätigkeit Dr. Solfs im Dienste seines Volkes und im Dienste der deutschen Kultur das beste Zeug nis ausgesprochen. Er trägt seit 1929 die höchste Ehrung des Auslands-Institutes, den „deutschen Ring", und er trägt ihn mit vollem Recht, denn seine Verdienste um das Deutschtum im Auslande ragen weit über die anderer führender Männer hinaus. Dr. Solf gehört zu jenen Männern, die nicht nur ein tiefes gründliches Wissen, sondern auch einen weiten poli tischen Blick haben. Er hat sich auch, trotzdem er aus der Beamtenlaufbahn des kaiserlichen Deutschlands hervor gegangen war, nach dem Zusammenbruch im Dienste -es deutschen Volkes weiter betätigt. Als Botschafter in Tokio hat er in den Jahren 1920/29 überaus segensreich gewirkt und in die Beziehungen zwischen Japan und Deutschland, die ja auch durch den Krieg stark gelitten hatten, wieder den Geist der Verständigung und Herzlichkeit gebracht. Nicht nur für den deutschen Außenhandel, sondern auch für die deutsche Kultur und die Wertschätzung des gesamten Deutsch tums hat er überaus viel geleistet. Als er aus Alters gründen von seinem Botschastcrposten schieb, feierte ihn die japanische Presse mit begeisterten Abschiedsartikeln. Nach Deutschland zurückgekehrt, galt er wegen seiner hervor ragenden Fähigkeiten und seines weitschauenden politischen Blicks wiederholt als der kommende Mann und so sehen wir ihn in den politischen Wirren der letzten Jahre immer wieder als Kanzlerkandidat benannt. Dr. Sols gehört zu jenen deutschen Männern, die mit klarem Blick erkannt haben, baß nur Einigkeit dem deutschen Volke wieder Weltgeltung ver schaffen kann und es wieder aus seinem Tiefstand heraus heben kann. In überparteilicher Weise hat er seinen Namen wiederholt zur Verfügung gestellt, wenn es galt, dem deut schen Volke einen politischen Dienst zu erweisen, so bei der letzten Hindenburg-Wahl, so jetzt wieder bei der Sammlung des Bürgertums. Sein Hauptverdienst in der Vorkriegs zeit liegt auf dem Gebiete des deutschen Kolonialwesens. WenW eMÄI Mi m st» WimlM AMch. ff Berlin. Wie das Nachrichtenbüro des VdZ. er fährt, hat vor der Einberufung des Auswärtigen Ausschusses ein Briefwechsel zwischen dem Ansschnßvorfitzenden Dr. Frick «nd dem Reichsanßenminister stattgefunben. Dr. Frick hat dem Minister seine Absicht mitgeteilt, den Ausschuß für den 11. Oktober einzuberufen und gefragt, ob der Minister bereit sei, in der Ausschutzsitzung zu erscheinen. Er hat hin- zuqefttgt, er könne sich vorstellen, baß die Reichsregierung selbst im Hinblick auf die schwierige außenpolitische Lage des Reiches Wert daraus lege, mit dem Auswärtigen Ausschuß in Fühlung zu treten, um womöglich eine Stütze für ihre Politik zu finden. Rcichsaußenminister Freiherr von Nenrath hat darauf mit einem Schreiben geantwortet, in dem es heißt: Den Nutzen eines politischen Gedankenaustausches zwischen der Reichsregierung und dem Auswärtigen Aus schuß will ich keineswegs in Abrede stellen. Z« meinem Bedauern bin ich jedoch nicht in der Lage, vor dem Auswär tigen Ausschuß zu erscheine», so lange nicht die Ihnen be kannte Frage der Teilnahme der Reichsregierung an de« Ausschüssen des Reichstages geregelt ist. Was den von ihnen in Aussicht genommenen Termin betrifft, so darf ich er- gebenst daraus Hinweisen, daß die Bülkerbundsversammlung voraussichtlich am 11. Oktober noch nicht abgeschlossen ist, fo »er vevizenitonMiti mit lislien. ktne 8o»amikomml8sl»a Mini nscti kam In den Berliner politischen Kreisen sieht man in dem schweren Deviscnkonslikt mit Italien eine der unangenehm sten Ueberraschungen der letzten überraschungsrcichen Wochen. Die Anweisung der italienischen Regierung an ihre Banken, den Importeuren deutscher Waren die zur Bezah lung nötigen Devisen zu sperren, läuft faktisch aus eine Unterbindung der deutschen Einfuhr nach Italien hinaus. Sie hat die außerordentlich unangenehme Wirkung, daß die Verrechnung der in Deutschland eingefrorenen italienischen Guthaben auf die deutschen Exporte nach Italien den größ ten Schwierigkeiten begegnet und die Bezahlung nach Ita lien exportierter deutscher Waren nur unter sehr erheblichen Verzögerungen erfolgen dürfte. In deutschen Regierungs kreisen bemüht man sich, greifbare Erklärungen für die Hintergründe des italienischen Schrittes zu finden. Man stellt sich dabei aus den Standpunkt, daß man von Italien selbst durch sofortige Verhandlungen Auskünfte über sein Vorgehen verlangen muß. Auch die deutsche Kontingent kommission soll unmittelbar vom Haag nach Rom fahren, um nach Möglichkeit in direkten Besprechungen eine Beilegung des Konflikts zu versuchen. Nach unseren Informationen ist die Haltung Italiens ganz besonders überraschend, weil man seinerzeit Italien bei dem letzten Devisenabkommeu außerordentlich entgegeu- gekommeu ist «nd eigentlich Vereinbarungen getroffen hat, die ihm grobe Vorteile gegenüber andere« Staaten im Han delsverkehr mit Deutschland einbrachten. Aber vielleicht ist das italienische Vorgehen gerade von hier aus psychologisch verständlich zu machen. Italien ist nicht darüber empört, daß Deutschland das Devisenabkommen kündigen mußte, um neue Vereinbarungen zu treffen, sondern vor allem darüber, daß Deutschland Jtalieq in Zukunft nicht bester als die übri gen Länder stellen will. Es verlangt also auch für die Neu regelung die alten Vorrechte und empfindet die Gleichstel lung mit den anderen Ländern, die Deutschland in der Zwangslage, in der es sich befindet, vornehmen muß, als Zurücksetzung und Brüskierung. Es bedarf keines Hin weises, baß man in amtlichen deutschen Kreisen einer Argumentation Italiens keinerlei Verständnis entgegen bringt. In den Kreisen der Wirtschaft sieht man in der Handlungsweise der italienischen Regierung eine ausgespro chene Unanständigkeit. Zweck der direkten Aussprache unse res Botschafters und der Kontingentkommission mit -en italienischen Stellen wird es sein müssen, Italien zur Rück nahme seiner Sperrmaßnahmen zu veranlassen. Obwohl die italienische Handelsbilanz mit Deutschland für Italien daß, vorausgesetzt, daß die prinzipielle Frage geregelt wir-, die Herausschiebung des Termins zu empfehlen wäre. Dr. Frick hat daraufhin, wie bereits mitgeteilt, den Aus schuß trotzdem für den 11. Oktober einberusen. Ms WM in NleSlWnsen nklnnöki. ff Friedrichshafen. Das Luftschiff „Gras Zeppe lin" ist heute früh um 8.58 Uhr gelandet. MWMel der denWn MeWder . UMWderMMim. * Dresden. Vertrete» der Reichspartei des deutschen Mittelstandes aus ganz Sachsen besprachen gestern in einer stark besuchten Versammlung in Dresden die Frage« der kommenden Reichstagswahl. Man war einstimmig folgen der Ansicht: Wenn der neue dem deutschen Volke anserlegte Wahl kampf überhaupt einen Sinn hat, ist es der, de« Raum zwischen Nationalsozialisten und Zentrum mit einer starken, einheitlich von bürgerlich-christlich-nationalem Geist erfüllten politischen Macht auszufülle«. Mit Unwillen hat deshalb das Bürgertum die Kunde vernommen, daß die bisherigen Einigungsverhandlungen der alten bürgerlichen Parteien zur Zeit gescheitert sind. Aber will man nun die Dinge einfach treiben laste«? Soll das deutsche Volk ohne Zweck und Ziel von Wahlkamps zu Wahlkampf getrieben werben? Solch unwürdigem Schauspiel muß ein Ende bereitet werden! Freilich: Ohne Opfer an Vorurteilen, ohne Opfer an überlebten Gewohnheiten, Parolen und politischen Grup pierungen sind neue Formen und Gestaltungen im politi sche« Leben nicht möglich! Wen« in Berlin eine Einigung des Bürgertums nicht möglich war. so soll das doch von Sachsen ans versucht wer de». Die Retchspartei des deutschen Mittelstandes fordert deshalb das Volk und die bürgerlichen Parteien ans, bei der kommenden Reichstagswahl die bürgerlichen Stimmen in einem nationalen Bürgerblock zu sammeln. Die alten Parteien würde« zunächst sttr diesen Wahlkampf zugunsten dieses Blockes ans eigene Listen verzichten, im übrigen aber selbständig bleiben. Die Reichspartei des deutschen Mittel standes erklärt, daß sie bereit sei, falls es zur Bildung eines solchen überparteilichen, staatsbejahenden Blocks kommt, in dem sich das Bürgertum bei den Kommnnalwahleu bereits wiederholt vereinigt hat, entsprechend ihrem Vorschlag zu handel«. passiv ist, hat Deutschland doch mancherlei Möglichkeiten in der Hand, um auch seinerseits einen Druck auf Italien aus zuüben. Dazu gehört z. B. die völlige Abdrosselung des deutschen Reiseverkehrs nach Italien, die Italien sehr unan genehm treffen müßte. Sie wird in Berliner politischen Kreisen allerdings als eine ultima ratio angesehen. Vor läufig hofft man bis zum Beweis des Gegenteils auf ein Einlenken der italienischen Regierung und auf eine Verstärk digung. Zu dem i'talienWll * R o m. Obwohl die Anssührungsbestimmungeu, die die italienische Regierung zu dem vom 22. September datierten Devisenerlaß herausgegeben hat, keinen neuen Gesichtspunkt brachten, geben sie doch den Anlaß zu weiteren italienischen Presseauslassungen. Wie vorher schon die halb amtlichen römischen Blätter, so hat nun auch der frühere Finanzminister de Stesani im „Eorriere Della Sera" be tont, daß der italienische Erlaß keineswegs als Repressalie aufzusassen sei, sondern nur eine durch das deutsche Ver halten erzwungene maßvolle und selbstverständliche Abwehr maßnahme darstelle, die nur solange aufrcchterhalten würde, als sie unbedingt erforderlich sei. Hierzu darf festgestellt werden, daß die italienischen Maßnahmen, gleichviel ob man sie als Vergeltungsmaß nahmen ausfaßt oder nicht, sehr einschneidende Wirkungen auf die deutsche Ausfuhr haben können. Die Wirkungen jetzt schon genau zu überblicken, ist unmöglich, da erst die Praxis hierüber endgültig Ausschluß geben kann. Jeden falls aber dürften die in italienischem Besitz befindlichen Marksperrkonten in Deutschland nicht lange ausreichen, um die deutsche Ausfuhr zu bezahlen. Da aber dann den italie nischen Ausfuhrfirmen nur 25 v. H. der Rechnungsbeträge für deutsche Waren an Devisen zur Verfügung gestellt wer den, die restlichen 75 v. H. aber in Lire in Italien hinterlegt und dafür Anweisungen auf neu sich bildende italienische Sperrkonten als Zahlungsmittel ausgegeben werden, so er scheint die deutsche Anssnhr nach Italien sehr gefährdet. Tenn diese Anweisungen haben fragwürdigen Wert inso fern, als sich solche Sperrkonten, wenn sie einigermaßen er schöpft sind, nur sehr schwer neubilden werden. Unter diesen Umständen geht der italienische Erlaß doch über den Zweck der reine» Schutzmaßnahmen beträchttich hinaus. Mßt Volte Mer AMsrat. vdz. Berlin. Wie das Nachrichtenbüro des VDZ. meldet, ist nicht damit zu rechnen, daß der Reichsrat wieder einbervlen wird, ehe der Staatsgerichtshof seine Entschei dung in dem Versassungsstreit zwischen Reich und Preußen wegen Einsetzung des Neichskommissars gefällt hat. Ta der Termin vom Staatsgcrichtshcss bereits aus den 10. Oktober angesetzt ist, hält man es an zuständiger Stelle nicht für an gängig, innerhalb der wenigen Tage bis zur Entscheidung des StaatsgerichtShoss nochmals den Streit über die Be fugnis zur Instruktion der preußischen Stimmen vor dem Reichsrat akut werden zu lassen. Dagegen dürste nach er folgter Entscheidung des Staatsgerichtshoss der Reichs-" feine Beratungen mit aller Beschleunigung wieder nehmen. An Bcratungsstoss haben sich inzwischen für den Reichs rat eine ganze Anzahl Vorlagen angesammelt, deren Er ledigung zurückgestellt war, solange nicht mit Sicherheit fest- stand, wer befugt sei, Preußen im Reichsrat zu vertreten. Was die Oefscntlichkeit an den in der nächsten Woche be ginnenden Reichsrats-Beratungen vor allein interessiert, ist aber die Frage, ob und wann die Reichsregierung den Entwurf einer Versaff«ngsresorm dem Reichsrat znleite» wird. DurWrnng der AembiiW zur WltW und AermehrW der Arbeitsgelegenheit vom 5. September 1932. Berlin. <Funksprnch.) Im heutigen Reichsanzeiger wirb eine weitere Ausführungsverordnung des Rcichs- arbeitsministers veröffentlicht, in der die von der Reichs regierung schon bisher ständig vertretene Auffassung hin sichtlich der Friedenspflicht der Gewerkschaften nochmals ausdrücklich klar gestellt wird. Nach der Verordnung gilt die Erfüllung des Arbeits vertrages trotz der von dem Arbeitgeber wegen Belegschafts vermehrung vorgenommenen Lohnermäßigung als dem Tarifvertrag entsprechend, so daß Kampsmaßnahmen einer Tarifpartei gegen die Durchführung der Verordnung durch die andere Partei oder ein Mitglied dieser Partei als Ver letzung des Tarifvertrages gelte». Der Rcichsarbeitsminister hat diese Klarstellung als angezeigt gehalten, um in den beteiligten Kreisen jeden Zweifel über die Rechtslage auszuschließen und unnötige Streitigkeiten und Prozesse zu vermeiden.