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-Leiter reger MelseorrleSr Leipzig, 31. August. In den Messe-Häusern der Altstadt hält der Verkehr un- oermindert an. Interesse besteht vor allem für preiswerte Artikel für den Massenabsag, während Aufträge auf größere und teurere Objekte nach wie vor nur vorsichtig und zurück haltend erteilt werden. Praktische Neuheiten, die dem heu tigen Bedarf entsprechen, finden weiter gute Nachfrage. Gut und vielfach die Erwartungen übertreffend ist das Interesse für Sportartikel und ebenso für Wintersportkleidung. Im Geschäft mit England machen sich die Folgen der englischen Hochschußpolitik sehr unterschiedlich gel tend. Während billigen Massenwaren, besonders auch Stahl waren, der englische Markt ziemlich verschlossen ist, sind auch manchen deutschen Fabrikaten, die heute noch in der alten Qualität und auch zu den früheren Preisen geliefert werden, von der alten englischen Kundschaft vielfach recht bedeutende Aufträge erteilt worden. Andererseits treten ausländische Großimporthäuser als Interessenten für Artikel auf, die kolo- niale Länder früher über England bezogen haben. Man sucht also Waren, denen zollpolitisch der Weg über England ver legt ist, nunmehr direkt aus Deutschland zu beziehen. 49 Mill. ess.« Bargeld. — Für 60 Mill. ess.zc Sachspenden. WK. Nach zeitraubenden Feststellungen gibt die Deutsche Liga der freien Wohlfahrtspflege jetzt, wie die WohlsahrtS- Korrespondenz mittcilt, das Gesamtsammclcrgebnis der Winterhilfe 19.31/32 bekannt. Danach sind während des letz ten Winters im Nahmen des großen HilfSwcrkeS frei willige Spenden a»S privaten Mitteln im Werte von ins gesamt mindesten- 07 Mill. ess. V, also von rd. ION Mill. .ss-V gegeben worden. Eingerechnet sind dabei die Gemeinscbasts- sammlungen mit rd. 42 Mill. >ss.V, die Eigensammlungen der Verbände der freien Wohlfahrtspflege mit rd. 25 Mill, ^ss.^, die Eigensammlungen der parteipolitischen Winter hilfsaktionen mit IN bis 15 Mill. ess./k und die Kohlenver- billigungSspende des deutschen Bergbaus mit rd. 15 Mill. ess.F. Nicht eingerechnet sind die zahllosen Werke tätiger Nächstenliebe, die in opferwilliger EaritaS und verborgen vor der Oefsentlicbkcit von Mensch zu Mensch geübt wur den. Von dem N7 Mill, ess.« Spendenwert waren etwa 4N Mill. >ss.« Bargeld, das übrige waren Sachwerte, be sonders Lebensmittel, Kohlen und Bekleidung. Wie die Statistik zeigt, waren Stadt- und Landbevölkerung in glei cher Weise gebefreudig, die Städte gaben mehr Geld- und das Land mehr Sachspenden. ES hat sich herauSgestcllt, daß die höchsten Sammelerträge in den kleineren Städten, in denen noch starker Bürgcrsinn lebendig ist, erreicht wur den. Bemerkenswert ist die überörtliche Hilfe von Uebcr- schußgebieten nach Gebieten mit besonders großer Not. ES sind den ausgesprochenen Notgebieten, z. B. Franken-, Thüringer-, Bäuerischer Wald, Obcrschlesien usw. auf diese Weise rd. 10 Mill, ^ss-« an Spenden von auswärts zuge flossen. Bemerkenswert ist ferner, daß zahlreiche Städte mit sehr hohen Arbeitslosen- und Unterstützungsziffern sich durch besonders gute Sammelerträge auszcichneten. Die Johlen nud Ergebnisse beweisen, daß das deutsche Volk in einheitlicher Wintcrhilfosront 1031 32 trotz stärksten Krisen- unü Steuerdruckes Außerordentliches an Selbsthilfe geleistet hat. Dank der überall ehrenamtlichen Mitarbeit dürsten die Verwaltnngsunkosten im ganzen 2 v. H. nicht über schritten haben. Die Unterstützungen der Winterhilfe wurden zusätzlich zu den Leistungen der behördlichen Wohl fahrtspflege gegeben, und zwar in direkter Betreuung des Hilfsbedürftigen. Die Winterhilfe der freien Wohlfahrts pflege hat sich damit auch von unschätzbarem moralischen Wert kür die Linderung von Not und Elend in Deutschland erwiesen. ———. Kerichtssaal. Das alte Urteil bleibt. Am 19. April ds. IS. hatte sich unter der Anklage der Untreue der 56 Jahre alte Bücherrevisor Friedrich Bünger aus Leipzig vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Leipzig zu verantworten. Er war damals beschuldigt, in seiner Eigenschaft als erster Vorsitzender des Verbandes Deutscher Bücherrevisoren rund 40 000 ,ss,« Verbandsgelder» über die er an sich zu Verbandszwcckcn verfügungsberechtigt war, von der Bank abgehoben und zu eigenen Zwecken verwendet zu haben. Bünger, der ein Geständnis abgelegt hatte, war zu einem Jahr sieben Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt worden. Bünger und der Staatsanwalt hatten Berufung eingelegt. Die neue Ver handlung, zir der Zeugen nicht geladen waren, fand am Dienstag vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Leipzig statt. Hierbei stellte der Staatsanwalt einen neuen Strafantrag in Höhe von zivei Jahren zwei Monaten Ge fängnis. DaS Gericht verwarf beide Berufungen, belieft e« bei der Strafzumessung der Vortnstanz, gab jedoch dem Angeklagten Bünger die bürgerlichen Ehrenrechte wieder. Schwere Zuchthausstrafe für einen Sittlichkeit-Verbrecher Die 12. Strafkammer des Landgerichts Dresden verhau- delte unter Vorsitz von Landgerichtsoirektor Dr. Roth gegen den 21 Jahre alten Malergehilfen Erich Petrasch aus Dres den, der sich wegen Notzucht und Rückfalldiebstahls zu ver antworten hatte. Petrasch überfiel am 27. Juli auf der Straße Schönfeld—Ortrand eine 19jährige Arbeiterin aus Schönfeld, die er vom Rade berunterrch, am Halse würgte und schwer verletzte,-um das hilflose Mädchen dann zu ver gewaltigen. Nach der Tat stahl er dem Mädchen noch 15 RM. Die ui -r Ausschluß der Oefsentlichkeit geführte Verhandlung endete mit der Äerurteiluna des Angeklagten zu acht Jahren ciis 2usts!Iuog äss kisüssr isgsbi-ltts» km Sspiemdsr vüoevdso. vorngeprsi« 2,— Km. olws 2ustsIIgsi>ükr. ^6Ud68t6lIuNK6N ans das in allen Schichten der Einwohnerschaft von Riesa und Umgegend gern gelesene Riesaer Tageblatt »um Bezug nehmen jederzeit entgegen sitr Althirschstein: Hugo Rühle, Boritz Bahra: Hugo Rühle, Boritz. Rlotzwitz: W. Naujoks, Seerhausen 17 Bobcrien: Frau E. Vogel. Bobersen Nr. 72 Boritz: Hugo Rühle, Boritz Canitz: O. Thiele, Gröba, Oschatzer Straße 19 Glanbitz: Fran Helfe Nr. 6 Gohlis: E. Kühne, Nr. 57 Groptitz: W. NaujokS, Seerhausen 17 Gröba: A. Haubold, Strehlaer Str. 17 „ M. Heidenreich. Alleestr. 4 „ A. Riedel. Oschatzer Str. 2 „ Frau Kulke. Kirchstr. 19 Grödel: O Vetter, Gröbel Nr. 1 Heyda: Frau H. Horst, Heyda, Nr. 42 Jacovsthal: W. Schöne, Jacobsthal Sld Jahnishansen-Böhleu: Fra» TrimuS, Nickritz Nr. 21o Kalbitz: Frau Müller. Seerhausen Nr. 186 Kobeln: A. Dietze, Kobeln Nr. 18 Langenberq: Otto Scheuer. Bäckermeister Leutewitz bei Riesa: Willi Herrmann, Leutewitz Nr. 17x. Mantitz: W. Naujoks, Seerhausen 17 Mehltheuer: Rich. Gruhle, Mehltheuer Nr. 59 Mergendnrs: L. Schumann, Poppis 18 Merzdorf: O. Thiele, Gröba. Oschatzer Str. 19 Moritz: O. Vetter, Grödel Nr. 1 Nickritz: Frau TrimuS, Nickritz Nr. 21o Nünchritz: Marie Thränitz, Wiesentorstr. S Oelsitz: Herm. Steglich, Pausitz 18 E Pahrenz: A. Dietze, Kobeln Nr. 18 Pansitz: Herm. Steglich, Pausitz ISE Poppitz bei Riesa: L. Schumann, Nr. 18 Prausitz: Frau TrimuS. Nickritz Nr. 2lo Reußen: A. Haubold, Gröba, Strehlaer Str. 17 Nieka: Alle ZeitungSträger und zur Vermittlung an diese die Tageblatt-AeschäftSstelle Goetheftr. 29 (Telefon Nr. 2M Nöderau: M. Schöne, Grundstr. IS Sageritz: Fran Hesse Glanbitz Nr. 6 Seerhausen: Frau Müller. Seerhausen Nr. 186 Weida (Alt-j: Fr. Kluge, Friedrich-List-Ttr. 29 Weida (Nea-): F. Pöge, Lange Str. 26 Zeithain-Dors: S. Sandholz, Teichstr. 18 Zeitbain-Laaer: Richard Schönitz, Buchhändler Zschepa: P. Reitzig, Zschepa sechs Mönaen Zuchthaus ütiker Mr?chnüßg vbn einem Mo« nat Untersuchungshaft. Dem Verurteilten wurden die bür gerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahres ab«» kannt. wechselbelrüger und Sautionsschwindler Dor dem Dresdner Gemeinsamen Schöffengericht hatte sich der Händler Fritz Wilhelm Haynk aus Dresden wegen Rückfallsbetrugs und Beiseiteschaffuna von Vermögen«stü«n, die der Zwangsvollstreckung ausgesetzt waren, zu verant worten. Der Angeklagte erwarb im Sommer 1931 einen Last kraftwagen für 2000 RM. Für diesen Betrag, den die Ber kaufafirma ihm kreditierte, gab er mehrere Wechsel, die er aber nicht einlöste. Als die Firma im Dezember den Wagen zurücknehmen wollte, verstand es der Angeklagte, sie davon abzubringen, indem er bet ihr zwei Svarkassenbücher als Sicherheit hinterlegte, die aber gar nicht sein Eigentum waren. Der Angeklagte beging außerdem eine Reihe von Kautions schwindeleien. Da» Gericht verurteilte den Angeklagten zu einem Jahr fürst Monaten Zuchthaus und dreijährigem Ehr- oerlust. In die Strafe wurden zwei früher verhängte Gefäng nisstrafen einbezogen. SemItWs HMitt in SKIIii. * Et«1 tin. In der Nacht »nm Mittwoch brach »m Mitternacht in der MahlmLble der tvowwerfch«« Hauht- aenossenschakt in dem Vorort Züllichot» »in Vrand au«, der in den Holzteilen de« großen GebSudekomplexe« «nd in den aroßen Getreidevorräten reich» Nabrun« sund. Ob- aleicb sofort die Feuerwehren mit allen verfftavaren Kräften zur Stelle waren, stand in dr» ersten Morarn- ftunden bereits ei» Flügel der Miihle in Vrand. Da« Feuer wütet mit ungeheurer Kraft und astäbrdet infolge der starken Hitze und de« Funkenfluge« die benachbarten Häuser. Die Dächer dieser Häuser waren in weitem Um fang mit Menschen besetzt, die die aufprallendrn Funke» löschten. Degen 2 Ubr morgen« war e« der Feuerwehr noch nicht gelungen, de« Feuer« Herr zu »erden. Vermischtes. Landarbeiter erschlägt einen Ritter» gutsbetctzer. Auf dem Rittergut« Posewangen kam e« bei Arbeiten auf dun Felde zu Auseinandersetzungen zwi schen dem Rittergutsbesitzer Gerigk und dem Arbeiter Bütt ner. Der Arbeiter schlug schließlich seinen Brotherrn mit einer Forke üb:r den Kopf, so daß dieser bewußtlos zu jammenbrach. Er ist im Krankenhaus an dem Schädel bruch, den er davcmtrua, gestorben. Liebespaar läßt sich überfahren. Auf dem Bahnkörper bei RolandSeck wurden gestern zwei bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen zwischen den Gleisen aufgesunden. Die Ermittelungen ergaben, daß eS sich um einen 22 jährigen Mann und ein 20 jähriges Mäd chen, beide aus Köln, handelt, die freiwillig in den Tod gegangen sind, weil sich ihrer Heirat unüberbrückbar« wirtschaftliche Schwierigkeiten in den Weg stellten. Einen Frosch beim Baden verschluckt. Beim Baden in einem Gewässer bei Weißenfels balgten sich zwei junge Arbeitslose herum. Als der eine den anderen uiitergetaucht hatte, geriet diesem «in Frosch in den zum Schreien geöffneten Mund und wurde verschluckt. Auf An raten eines älteren Mannes wurde ein Hausmittel ange wandt, das seine Wirkung auch nicht verfehlte. Bald kam der „Fremdkörper" wieder zum Vorschein, wenn auch «twa- erschöpft. Er bekam jeüoch schnell wieder Leben, nachdem er dem nassen Element wieder übergeben war und schwamm davon. Feuergefecht mit Zugräub« rn. Auf der Ber- liner Strecke versuchten am Dienstag früh gegen 4 Uhr zwei wahrscheinlich aus Berlin stammende Einbrecher einen auf dem Bahnhof Berger-Damm haltenden Güterzug zu berauben. Die Täter waren in einen Kurswagen einge drungen und hatten ihre Beute bereits zum Abtransport Leveitgelegt, als sie von mehreren Beamten des Witten berger Ueberwachungsdienstes, die den Zug begleiteten, ge stellt wurden. Da dir Bahnräubsr auf mehrmaligen An ruf nicht stehen blieben, gaben die Beamten mehrere Schüsse auf die Fliehenden ab. Die Einbrecher suchten in einem Gestrüpp Deckung und erwiderten das Feuer von dort aus. Infolge des starken Nebels gelang eS den Tätern, unerkannt zu entkommen. Unwetterkatastrophe im Pinzgau. Im Pinnau wurden nach einer Meldung beS Lvkalanzeigers die Ortschaften Rauris und Bucheben durch eine Unwetter katastrophe heimgesucht. Alle Brücken wurden fortge schwemmt, viele Bauernanwesen zum Einsturz gebracht. Einer Frau, die mit ihrem sechs Monate alten Kind inS Freie stürzte, wurde das Kind vom Wasser aus den Armen fortgespült. Die Frau konnte sich retten: das Kind ver schwand in den Fluten. Roman von Erich Eben st ein. 4. Fortsetzung Nachdruck verboten Paul, der seit zehn Jahren auf Heidenried diente, sprach stockend und sichtlich mit immer wieder aufsteigenden Trä nen kämpfend. Lorinser betrachtete ihn teilnehmend. „Es geht Ihnen wohl auch sehr nahe, Paul?* Da stammelte der Bursche schluchzend: „Nahe? O, Herr Doktor! Sie wissen nicht, was Ich ver loren habe! Einen so guten Herrn, so edel, so gütig, wie ein Vater war er uns allen!" „War etwas von Bedeutung in den Taschen des Nockes?" fragte Trenz dazwischen. Paul fuhr sich über die nassen Augen und nahm sich zu sammen. „Nichts, Herr Notar, als das Taschentuch, ein Bleistift und ein verknüllter Brief. Ich brachte alles dem gnädigen Fräulein." ,ss'in Brief? Trug er eine Anschrift?" „...m. Der Umschlag war offen. Innen lag ein Brief- vcatt, auf dem mit Bleistift geschrieben war. Ich erkannte ves gnädigen Herrn Handschrift, hielt mich aber nicht für berechtigt, den Inhalt des Blattes zu lesen. Jedenfalls waren cs Auszeichnungen oder Gedanken, die der gnädige Herr zu Papier gebracht hatte, wie er öfter tat. Nachher mag er wohl sie vergessen haben, denn es sah ganz so aus, als habe das Papier schon tagelang in der Rocktasche ge legen. Uebrigcns würde das gnädige Fräulein dem Herrn Notar gewiß genauere Auskunft geben können," „Vermutlich. Aber da es sich ja offenbar um nichts Wichtiges handelt, möchte ich das gnädige Fräulein in ihrer jetzigen Gemütsverfassung durchaus nicht mit Fragen quälen." Er trat wiedu an hen SckrMtisch, zog ein Depeschen formular aus der Tasche und begann es bedächtig auszu füllen." Dr. Lorinser, der neben ihm stand, las verwundert die Anschrift: „Frau Engelmann, Graz-Ragnitz, Villa Hobel mann." „Woher, zum Kuckuck, wissen Sie denn nur die Woh nung dieser Frau so genau, Trenz?" fragte er. „Soldern erwähnte sie einmal mir gegenüber," lautete di» kurze Antwort. Dann schrieb der Notar weiter: „Herr Soldern heute auf Heldenlied Herzschlag erlegen. Notar Trenz." „Ich will mich beeilen, daß ich nach Gleinau kontme und im „Schwan" noch etwas zu essen erhalte. Vorher gebe ich das Telegramm auf. Kommen Sie mit?" Dr. Lorinser entschuldigte sich mit einigen Kranken besuchen, die er noch in der Nähe zu machen habe, aber Pfarrer Kordin schloß sich dem Notar an. Den Wagen, den Frau Baumann beiden Herren anspan nen lassen wollte, lehnten sie ab. Der Abend war ungewöhnlich mild und der Markt Gleinau von Heidenried auf einem Abkürzungsweg über Felder und Wiesen in einer kleinen halben Stunde zu er reichen. Die Fahrstraße aber folgte den vielfachen Krümmungen des Tales, das der in ziemlich starkem Gefälle dahinstur- mende Gleinaubach durchzog. Gleich uußerhalb Heidenrieds machte das Tal eine starke Biegung, so daß es ebenso unmöglich war, von Heidenried nach Gleinau zu sehen wie umgekehrt. Ein kulissenartig vorgeschobener steiler Berghang, der „Hängster" genannt, zwang Bach und Tal zu so jäher Krüm mung, daß er das Gleinautal förmlich entzweischnitt. Die alten Solderns hatten wohl gewußt, was sie taten, als sie das Hammerwerk vor der „Hängster"-Kurve und das Herrenhaus hinter derselben erbauten. So hatten sie vom MUrzel her den breiten Taleingang als Zufahrtsstraße und dort hinaus zog auch aller Rauch ab, da der Wind fast im mer von den Bergen her wehte. Hinter der Krümmung aber laa das Herrenhaus in. einem geschützten, wald- und wiesenumhegten weiten Kessel, der das Gleinautal abschloß. Hier wehte die würzige rein« Luft der Almen nieder, während der „Hängsterberg^ Rauch, Staub und Lärm des Hammerwerkes und des Marktes Gleinau fernhielt. — Der Notar und sein Begleiter schritten schweigend und in Gedanken versunken den dämmernden Wiesenpfad dahin. Erst als sie die Krümmung hinter sich hatten und de« Lärm des unmittelbar vor ihnen liegenden Hammerwerkes sie ausschreckte, blieben beide unwillkürlich stehen und blick ten stumm auf die ausgedehnte Anlage. Don zahlreichen Bogenlampen grell erleuchtet, drängt« sich hier Hütte an Hütte in schier unübersehbarer Menge. Schlote ragten empor, aus denen schwarzer Rauch und Funkengarben quollen, Dampf zischte auf, feurige Loh« leuchtete aus einzelnen offenstehenden Türen, Transmissio nen sausten und vom Dröhnen der großen Hämmer beglei tet fanden sich tausend Geräusche zur Melodie rastloser Ar beit zusammen. Halbnackte Menschen bewegten sich »wischen den einzel nen Hütten geschäftig hin und her, traten da und dort zu Gruppen zusammen und unterhielten sich mit ernsten, be kümmerten Gesichtern. „Sie wissen es schon," dachte der Notar, »und sorgen sich um ihre Zukunft. Auch ihnen war der Verstorbene ein Herr, wie ihnen das Schicksal keinen zweiten geben wird." Auch der Pfarrer mochte ähnliche Gedanken haben. Mit einem tiefen Seufzer sagte er, auf da» Hammerwerk wei: send: „Nun hat es seinen letzten Herrn verloren, das WerL an dem so viele Solderns mit Lust und Liebe in Schweiß und Mühen gearbeitet haben! Was wird aus ihm werden in Zukunft? Wer wird es weiterführen?" Der Notar zuckte die Achseln. „Man muß es abwarten. Vielleicht leitet es einer, der mehr Geld herauszuschlagen verstehen wird —- vielleicht auch " Er schwieg und schritt rasch weiter. Der Pfarrer folgte ihm, . kSortsetznog ksk«U,