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Zm Wandt! der Mn. Die Zeiten ändern sich — und wir uns in ihnen. Alte Weisheit, die man immer wieder bestätigt findet. Was hat sich nicht alles in einem Jahrzehnt geändert? Und was gar in einem Menschenleben. Die Bemerkung, unsere Groß väter würden Augen machen, wenn sie die heutige Welt sähen, ist durchaus nicht deplaziert. Sie würden baß er staunen, wenn sie die technischen Neuerungen schauen dürf ten, aber sie würden auch verwundert sein, wie die Men schen von heute sich dem Selbstverständlichen ihrer Zeit ent sagt haben. Langsam oft vergeht eine oder die andere Ein- richtuna- Man braucht nicht ftnmer von der Mode zu spre chen. Die Mode ist ja launisch. Launisch dürste aber nicht das sein, was dem Gefühls- und Empfindungsleben der Menschen entspringt. Man merkt ost nicht, wie eines nach dem anderen entschwindet, sich gewissermaßen überlebt. Und erst wenn man melancholisch z. B. das Erinnerungslied wie „So schwindest du hin, du mein altes Berlin" oder ähnliche, aus andere Orte zugeschnittene hört, wirb man sich bewußt, was hingeschwunden ist. Aber ich wollte nicht eine große Untersuchung darüber anstellen, was sich im Großen ge wandelt hat, ich hatte vielmehr eine ganz kleine Erscheinung im Auge, aber eine typische Erscheinung, die Anlaß geben mußte, eine solche Betrachtung zu schreiben. Wars nicht im mer so, daß die Herren im Sommer ihren Ttrohhut trugen? Die Butterblume seligen Angedenkens war ein fester Be standteil des Herren. Der Bessere freilich, der hielt es mit einem Panama. Und heute zeigt sich, daß man ab und an noch einen Panama sieht, der nicht so aus dem Rahmen fällt, nicht aber die Butterblume. Die Strohhutindustrie hat sich vergeblich bemüht, den Strohhnt wieder zu neuem Leben zu erwecken. Ihre Reklame aber stieß auf taube Ohren. Der Strohhut gehört der Vergangenheit an. Und es gehört schon Mut dazu, w--n e'n oder der andere den Zitzewltz-Weedern legt sein Amt nieder. Der langjährige Präsident des Reichsverbandes für Zucht und Prüfung des deutschen Warmbluts, der ober sten Organisation für den deutschen Turniersport, Rittergutsbesitzer v. Zitzewitz-Wecdern, hat sein Amt niedergelegt. Er ist einer der bekanntesten ostprcußischen Pferdezüchter und Vorsitzender mehrerer pferdesport licher Verbände Ostpreußens. entgegen. In der norbamerikanischen Stadt Akron wird immer noch fleißig an dem größten Luftschiff der Welt, dem Riesenluftschiff „Macon", gebaut. Wie unsere Aufnahme zeigt, ist jetzt auch die Spitze des Luftriesen angebracht worden. Das Schiff, das an Größe alle bisherigen Zeppelin-Bauten in den Schatten stellen soll, wirb be reits im nächsten Frühjahr seine ersten Versuchsflüge unternehmen. Ein Wasserturm als Ehrenmal. Der Wasserturm der Stadt Friedberg in Hessen ist zu einem Gefallenen-Ehrenmal umgestaltet worden, das in diesen Tagen eingeweiht wurde. Lokomotive« unter der Dusche. Umer Bild berichtet von einem wenig bekannten Vor gang bei der Reichsbahn: vom Reinigen der Lokomo tiven. Das Fahrgestell der Maschine wirb von einer Anzahl aus und nieder schwankender Laugestrahlen getroffen, die in kurzer Zeit jeden Schmutz entfernen. Die verbrauchte Laug« wird in einem Sammelbehälter ausgefangen und kann so mehrere Male verwendet werben. Eine Wohltäterin der Menschheit in Not Frau Exzellenz von Ihne, die „Mutter der deutschen Kriegsblinden", eine der selbstlosesten Frauen Deutsch lands, ist durch die Zcitverhältnisse in so schlechte wirt schaftliche Schwierigkeiten gekommen, daß sie ihr Haus versteigern lassen mußte. Bei der Versteigerung kam es jedoch zu Tumulten, die zur Unterbrechung der Auktion führten. Frau von Ihne besaß die einzige Blinden bibliothek Deutschlands und die größte Europas und hatte ihr Haus allen Kriegsblinden kostenlos zur Ver fügung gestellt. Aus de« Wege zur britische» Empire-Sousereuz, die am 21'. Juli in der kanadischen Regierungshauptstadt Ottawa beginnt. Von links: lstehendl Lir Philipp- Culiffe-Lister, Lord Hailsham, der Handelsminister Lir Walter Runciman und Lir John Gilmour. Liyend: I. H. Thomas, Ztanley Baldwin und Finanzminister Neville Chamberlain. dem Ort Biesenhofen, durch Die Gegend des Starnberger Sees wurde von einem schweren Unwetter heimgesucht, das in -en umliegenden Ortschaften bedeutende Verwüstungen anrichtete. Unser Unwetterkatastrophe am Starnberger See. Bild zeigt den Gasthof in . ... dessen Erdgeschoß die Fluten vier Stunden ununter brochen strömten. Hier findet die Britische Reichswirtschastskonserenz statt. Das Parlament von Ottawa in Kanada, in dem die Wirtschastskonferenz des Britischen Imperiums statt findet. Im Ausschnitt der kanadische Ministerpräsident Bennett, der Vorsitzende der Konferenz. Mut findet, sich in die Vergangenheit zurück zu verscvcn und eine Butterblume aufzusetzen. Der Herr von heute geht ohne Hut, wenn es warm ist. Er reist sogar ohne Hut. Niemals aber setzt er den Strohhut auf. Früher war der Herr ohne Hut halb angezogen, heute ist cs selbstverständlich, wenn die Herren der Schöpfung ohne Hut cinhergchen. Man schaut Nicht verwundert nach ihnen, sie fallen nicht auf, nein, man blickt erstaunt nach jenem Wagemutigen, der einen Ltroh- hut trägt. Und das ist der beste Beweis, wie sich die Zeiten ändern,-und wie wir uns verändert, in Ansichten und Gebräuchen. Dieser Einzelsall ist typisch für eine Genera tion, er ist typisch für eine Entwicklungscpochc. Was früher Bestandteil des Menschen war, ist heute Kuriosität, und was früher -verpönt war, ist heute Gepflogenheit. Man soll aber nicht rechten über dieses nnb jenes, was heute verrückt erscheint. Wer weiß, nach kurzer Zeit ist gerade das Ver rückte Trumps und das Verständige Reguisit geworden. . -» « redi.